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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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Anfänge der kleineren <strong>Städte</strong> im früheren Herzogtum Luxemburg vor 1500 13 1<br />

Schon 1352 hatte der Seneschall Karls IV. den Oberhof für die Propsteien<br />

Virton <strong>und</strong> Ivoix nach Virton verlegt" . Wahrscheinlich war das <strong>Städte</strong>netz in<br />

der alten Grafschaft Chiny schon zu eng, als daß Johanns Bemühungen noch<br />

Erfolg gehabt hätten.<br />

Auch für das 1324 erworbene Damvillers sind außer der Propsteifunktion<br />

<strong>und</strong> der Münzstätte nur geringe städtische Merkmale überliefert : 1336 bei der<br />

Zustimmung der Vertreter des Landes zur zweiten Heirat Johanns des Blinden,<br />

wird Damvillers ausdrücklich als Stadt bezeichnet` ; ebenso 1398, als<br />

Wenzel II. eine Landfriedensordnung erließ68, <strong>und</strong> 1451, als die Landstände in<br />

Luxemburg Philipp von Burg<strong>und</strong> als Landesherrn anerkannten69 : Da der Begriff<br />

an sich wie schon vermerkt kaum definitorischen Charakter hat, ist diese<br />

Präsenz der Stadtvertreter bei den Landständen bzw . deren Vorläufern eher<br />

auf ihre Lage in einer Exklave zurückzuführen : Aus politischen Gründen<br />

wollte man jeweils auch die Einwohner dieser Gegend eigens als Untertanen<br />

erwähnen". Es bleibt also als städtisches Merkmal nur der Jahrmarkt, der aber<br />

1384 durch die Abschaffung des herzoglichen Zolls gefördert werden mußte" .<br />

Andererseits muß allgemeiner festgehalten werden, daß die Konzentration<br />

mehrerer zentraler Funktionen überhaupt den städtischen Charakter eines<br />

Ortes allein sicher nicht prägen konnte bzw. deren zu schematische Analyse<br />

zu Fehlschlüssen betreffend die Stadtqualität verleiten kann . Zählt man z.B .<br />

die Zentralitätskriterien von Grevenmacher <strong>und</strong> Remich oder von Laroche<br />

<strong>und</strong> Durbuy oder von Chiny <strong>und</strong> Bitburg, kommt man für diese drei Paar<br />

Orte auf jeweils dieselbe Zahl, obschon der städtische <strong>Entwicklung</strong>sgrad recht<br />

unterschiedlich war<br />

Grevenmacher hatte sich seit der Mitte des 13 . Jahrh<strong>und</strong>erts, nachdem Graf<br />

Heinrich V. den Ort 1252 befreit <strong>und</strong> systematisch ausgebaut <strong>und</strong> ein festes<br />

Haus errichtet hatte, schneller zur Stadt entwickelt als Remich : 1252 ist eine<br />

Pfarrkirche bezeugt 73 , 1297 sind Lombarden nachgewiesen, 1299 ist eine befestigte<br />

Zollstätte auf einer Moselinsel belegt, 1358 erhielt es von Herzog Wenzel<br />

ein Stadtsiegel sowie einen Wochenmarkt mit Besuchspflicht für 40 umliegende<br />

Ortschaften 71, 1418 wurde ein Spital gestiftet 75 . Da aber in Remich<br />

schon 1023 eine Pfarrkirche <strong>und</strong> 1265 ein Dekanatssitz nachgewiesen ist 76, die<br />

66<br />

PETIT, Documents, Nr . 37, S. 146ff .<br />

67<br />

VERKOOREN, CCL 11, Nr. 708 .<br />

68 VERKOOREN, CCL IV, Nr . 1415 .<br />

69 Ebd ., Nr . 1769.<br />

'° Vgl . REICHERT, Raumerfassung, S . 268f .<br />

"TWP 25, 40 ; vgl. GIRARDOT, Fiscalite commerciale, S . 202, Anm . 93 . Der Jahrmarkt ist auch<br />

noch im 16 . Jahrh<strong>und</strong>ert belegt (HARDT, Weistümer, S . 158-164) .<br />

72<br />

Siehe oben zu Anm. 33 .<br />

73<br />

Die ursprüngliche Pfarrkirche war wohl die St . Johann-Kapelle auf dem Berg (DONCKEL,<br />

Fragmente, S . 143 ; KAYSER, Curtis Machera, S . 15). Wann die Pfarr-Rechte auf die St .Laurentius-Kirche<br />

übertragen wurden, ist nicht zu ermitteln . Eine ecclesia in Mahkeren ist schon<br />

1252 als gräfliche Eigenkirche (ohne Titulaturangabe) belegt (WAMPACH, UQB III, 116, 186) .<br />

'a KNAFF, Geschichtliche Abhandlung, S . 209-212 .<br />

75<br />

HURT, Pfarrkirche, S . 134 .<br />

`6 WAMPACH, UQB III, 517f.

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