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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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<strong>Entstehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>kleinerer</strong> <strong>Städte</strong> 1 3<br />

Im Vergleich zu den größeren <strong>Städte</strong>n wurden die kleineren <strong>Städte</strong> <strong>und</strong> die<br />

städtischen Siedlungen ohne Stadtrecht von der Forschung eindeutig vernachlässigt.<br />

Dies hat verschiedene Gründe, die ganz wesentlich auch etwas mit der<br />

Quellenlage zu tun haben . Es ist häufig schon schwierig genug, für eine kleinere<br />

Stadt ähnlich ergiebige Daten wie für eine größere zu finden. Damit beginnt<br />

aber meist erst das Hauptproblem, weil nun diese Bef<strong>und</strong>e auf ihre<br />

Generalisierbarkeit für eine <strong>Städte</strong>gruppe oder eine <strong>Städte</strong>landschaft überprüft<br />

werden müssen . Ein sehr wichtiges Hilfsmittel für diese Forschungen<br />

stellen die <strong>Städte</strong>atlanten dar, auch die teilweise schon älteren Bände des<br />

Deutschen <strong>und</strong> des Österreichischen <strong>Städte</strong>buches . Dort finden sich aber zahlreiche<br />

der Übergangsformen zwischen Stadt <strong>und</strong> Land nicht verzeichnet . Sie<br />

sollen eventuell in Nachtragsbänden herausgebracht werden . H . Stoob (1959)<br />

hat für eine bestimmte Gruppe der Siedlungen zwischen Stadt im Vollsinn<br />

<strong>und</strong> Dorf 1959 den Begriff »Minderstädte« geprägt . Manche Mißverständnisse<br />

sind seitdem dadurch entstanden, daß dieser Begriff nicht immer in demselben<br />

Sinne verwendet wurde . Stoob meinte damit primär diejenigen Orte, deren<br />

Rechtsqualität absichtlich gemindert wurde . Im Gegensatz dazu sind<br />

Kümmerstädte <strong>Städte</strong> mit Stadtrecht, die wesentliche städtische Merkmale<br />

verloren haben. Schließlich müssen hier noch die städtischen Frühformen<br />

genannt werden, die in der Zeit vor der Herausbildung der Stadt im Vollsinn<br />

entstanden sind <strong>und</strong> sich später zur Vollstadt weiterentwickelten oder aber<br />

auch nicht selten auf dieser Stufe stehenblieben . Schließlich gibt es noch sogenannte<br />

gefreite Dörfer, die sich rechtlich von den Dörfern in einem gewissen<br />

Umfange abheben, denen aber sehr viele städtische Eigenschaften fehlen .<br />

Die Diskussion in diesem Feld wird erheblich dadurch erschwert, daß einige<br />

Autoren alle Siedlungen, die nicht eindeutig <strong>Städte</strong> mit vollem Stadtrecht<br />

oder Dörfer sind, als »Minderstädte« bezeichnen . C. Haase (1965) begründete<br />

dieses Vorgehen vor allem damit, daß die vielen Übergänge zwischen den<br />

genannten Typen eine klare Scheidung unmöglich machten. Er verwies auch<br />

auf den schillernden Begriffsinhalt der vielen zeitgenössischen Bezeichnungen<br />

wie »Markt«, »Wigbold«, »Freiheit«, »Städtlein«,»Tal« etc . E. Ennen (1987)<br />

ist sich darüber im klaren, daß es trotz aller gr<strong>und</strong>sätzlichen Schwierigkeiten<br />

gerade für den Umgang mit den Zwischenformen nötig ist, jeweils zeitspezifische<br />

Kriterienbündel festzulegen. Diese müßten nach ihrer Meinung immer<br />

Kriterien des äußeren Erscheinungsbildes, der inneren Struktur <strong>und</strong> der<br />

Funktion enthalten . Aufschlußreich sei die weitere Aufschlüsselung dieser<br />

Kriterien : Zusammenballung <strong>und</strong> Zusammensiedlung, bequemes <strong>und</strong> geschütztes<br />

Wohnen (besondere Wohnqualität), starkes Gefälle der Bebauung<br />

nach außen zu, Gliederung <strong>und</strong> Differenzierung der inneren Struktur, arbeitsteilige<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> berufliche Spezialisierung, rechtlich <strong>und</strong> politischadministrative<br />

Vorzugsstellung, Zentralität (politisch-administrativ <strong>und</strong>/oder<br />

ökonomisch <strong>und</strong>/oder kultisch-kulturell), Multifunktionalität . Diese Eigenschaften<br />

bilden nach Ennen jeweils eine bestimmte Kombination ; keinesfalls<br />

müßten alle vorhanden sein, um von einer Stadt im Vollsinn sprechen zu<br />

können .

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