Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

Anfänge der kleineren Städte im früheren Herzogtum Luxemburg vor 1500 129
als Lehen der Trierer Erzbischöfe an Graf Heinrich IV. von Namür und Luxemburg.
Die Stadt entstand ab der Mitte des 13 . Jahrhunderts u.a . mit Hilfe
der durch die Freiheitsverleihung Heinrichs V . (1252) angelockten Siedler`
am Moselufer . Hauptmotiv dürfte die Kontrolle des Moselverkehrs gewesen
sein. Ein castrum des Grafen ist 1290 erstmals belegt, weil es damals ausgebaut
wurde`, dürfte aber älter sein, denn schon 1250 wird ein Rudolf von
Machern genannt, der als Dienstmann des Grafen anzusehen ist39 . Die Stadtbefestigung
wird im Freiheitsbrief noch nicht erwähnt, stammte aber wohl aus
der Gründungszeit" ; 1358 wird der Stadt das Marktrecht zum Unterhalt der
Stadtbefestigung gewährt" . 1299 ist eine Zollstätte auf einer Moselinsel auf
der Höhe der Stadt nachgewiesen, die wahrscheinlich auch Lombarden angelockt
hatte42 . Außer an einer Stelle im Freiheitsbrief, der ansonsten nur von
inhabitatores spricht, werden Bürger erstmals 1321 als solche erwähnt43 .
Der Erwerb Diekirchs (1221/1266)44 und seine Ausgestaltung als Zentrum
einer (Grenz)mark wird traditionell als Maßnahme zur Einkreisung der Grafschaft
Vianden interpretiert, obschon die Grafen von Vianden seit 1269 den
Lehnseid hatten schwören müssen 45 . Da seit spätestens 1317 ein Markvogt dort
residierte46 , darf man annehmen, daß zu diesem Zeitpunkt Diekirch auch befestigt
wurde" . Das Datum seiner Befreiung48 bleibt umstritten, aber es besaß
1378 ein Stadtsiegel, 1380 Metzgerschieren und vielleicht seit der Ummauerung
einen Jahrmarkt, dem Philipp der Schöne 1501 zwei weitere und einen
Wochenmarkt hinzufügte 49 .
Grevenmacher entwickelte sich schnell zu einem Unterbezirkszentrum der
Propstei Luxemburg - der sog . Landrichter ist 1380-81 erstmals belegt5o -,
während das erst später erworbene Diekirch Zentrum einer eigenen Markvogtei
wurde, wie auch andere Neuerwerbungen (Marville, Saint-Mard, Poilvache,
Damvillers) eigene Propsteizentren erhielten und nicht in bestehende
Propsteien eingegliedert wurden" . Grevenmacher und Diekirch nahmen ab
1398 bzw. 1411 an den landständischen Tagungen tei1 52 .
3'
WAMPACH, UQB III, 130 .
38 WAMPACH, UQB V, 336f.
39 WAMPACH, UQB 111, 59 .
40
1289 ist die Rede von Herrenland dedens la ville de Makre (WAMPACH, UQB V, 284) .
4'
Druck der Urkunde bei KNAFF, Geschichtliche Abhandlung, S . 209-212 .
42
WAMPACH, UQB VI, 698, 794 ; MGH, SS XXIV, S . 486 ; GOFFINET, Cartulaire de Clairefontaine,
Nr . 96, S . 94 .
43 VERKOOREN, CCL II, 603 .
44
WAMPACH, UQB 11, 132 ; IV, 7, 10 .
4s
WAMPACH, UQB IV, 140 .
46
VERKOOREN, CCL 11, 552 .
4' Traditionell wird die Ummauerung mit 1320 angesetzt, doch auch die jüngsten Grabungen
erbrachten keinen Datierungsnachweis (BIS-WORCH, Neue mittelalterliche Befunde, S . 88).
4a
HERR, Freiheit und Verfassung, mit der älteren Literatur . Da Diekirch laut gräflichem Urbar
von 1312 den Neunten bezahlte, schließen VAN WERVEKE, Affranchissements, S. 35, und
JOSET, Villes, S . 90, es sei damals schon nach Grevenmacher Recht befreit ; vgl . unten Anm .
177 .
49
TWP 37, 411 ; ALTSCHULER, Foires, S . 187-189 .
so VANNERUS, Comptes luxembourgeois, S . 38 .
5 ' Vgl . wenig nüanciert REICHERT, Raumerfassung, S. 268 .