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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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128 M. Pauly<br />

des ausgedehnten Ausbürgerstatuts, der im Stadtrecht vorgesehen war, in<br />

Strafsachen für bestimmte Personen sogar in der gesamten Grafschaft zuständig<br />

. Als Herzog Wenzel 1363 den Totfall für die Hörigen der Ardennenpropstei<br />

abschaffte, vertraute er Abschriften der entsprechenden Urk<strong>und</strong>e den<br />

<strong>Städte</strong>n Laroche, Marche <strong>und</strong> Bastnach zur Aufbewahrung an`: sicher ein<br />

Zeichen ihrer zentralen Funktionen für das umliegende Land . Auch die Verlegung<br />

der Oberhoffunktion bedeutete eine herrschaftlich initiierte Stärkung<br />

bzw . Schwächung der Zentralität von Orten wie Chiny, Laferte, Montmedy<br />

oder Virton. Wenn diese Verlegungen insbesondere in der Grafschaft Chiny<br />

im 14 . Jahrh<strong>und</strong>ert zu beobachten sind, hängt das allerdings mit dem Versuch<br />

zusammen, das immer kleiner werdende Territorium rechtlich zu einigen, damit<br />

kein Ort sein Recht in Orten suchen mußte, die nunmehr zum Ausland<br />

gehörten" ; eine wesentliche Förderung der Oberhof-Orte ergab sich in diesen<br />

Fällen kaum aus dem Funktionstransfert .<br />

Auch zentrale wirtschaftliche Funktionen konzentrierten sich dank herrschaftlicher<br />

Initiative in den Propsteihauptorten . Von den Speicherfunktionen<br />

wurde eben schon gesprochen . Die dort gelagerten Vorräte dürften im Regelfall<br />

auch dort auf den Markt gebracht worden sein. In diesen Orten ließen der<br />

Graf von Luxemburg bzw . von Chiny <strong>und</strong> ihre burg<strong>und</strong>ischen Nachfolger<br />

auch häufig Münzen prägen 32 : Münzstätten sind in Luxemburg, Diedenhofen,<br />

Arlon, Marville, Bastnach, Durbuy, Laferte, Marche, Montmedy, Ivoix, Damvillers,<br />

Poilvache, Avioth <strong>und</strong> Orchimont belegt. In Laroche ließ der Pfandherr<br />

Huwart von Elter (1396-1415) prägen, in St.Vith der Herr von Monschau,<br />

in Salm der Graf von Salm, z.T. gegen den Willen ihres Lehnsherrn . Die große<br />

Zahl an Prägestellen in der Grafschaft Chiny hängt wieder mit den fortschreitenden<br />

territorialen Verlusten zusammen 33 .<br />

Orte wie Avioth oder Damvillers<br />

konnten aus der Präsenz einer Münzstätte kaum städtisches Kapital<br />

schlagen .<br />

Auch bei Orten, die nicht zu Propsteizentren aufstiegen, läßt sich die Stärkung<br />

des urbanen Charakters durch den Landesherrn deutlich erkennen<br />

Der planmäßige Gr<strong>und</strong>riß von Grevenmacher34 erweist den Ort eindeutig<br />

als »gegründete« Stadt35 . Eine curtis que Machera nuncupatur 36 gelangte 1153<br />

dazu gehörenden Dörfern, ein Freiheitsprivileg erhalten, wie Mondorf mit Püttlingen, Elvingen<br />

<strong>und</strong> Ellingen (VAN WERVEKE, Affranchissements, S . 29f .) ; vgl . MARGUE, Prümer Klosterbesitz<br />

. Zu Remich vgl . weiter unten .<br />

30<br />

JOSET, Villes, S . 173f .<br />

3'<br />

GIRARDOT, Deteriotation, S. 155 ; VANWERVEKE, Numismatique, S. 125/128, WALRAET,<br />

Breux et Montmedy, S . 12 ; ROGER, Virton, S . 12 .<br />

32<br />

WEILLER, Les monnaies luxembourgeoises .<br />

33<br />

SCHAUDEL, Avioth, AIAL 38, S . 18f.<br />

34<br />

Zu Grevenmacher vgl . KNAFF, Geschichtliche Abhandlung (veraltet), BERENS, Anfänge<br />

(veraltet), HURT, Grevenmacher, <strong>und</strong> ders ., Vorgeschichte . Die Arbeit von Edouard M. KAY-<br />

SER, Histoire de Grevenmacher au moyen äge, mem. de licence, ungedruckt, Brüssel, 1980,<br />

war mir leider nicht zugänglich . Nach Abschluß des Manuskripts erschien der ausgezeichnete<br />

Aufsatz von Edouard M. KAYSER, De la »curtis Machera« ä la ville-marche de Grevenmacher.<br />

Un exemple particulier de developpement urbain dans le Luxembourg medieval (XIle-<br />

XIVe siecles) . In : Heurecht 45 (1993), S . 5-30, in dem die vorliegenden Überlegungen weitgehend<br />

bestätigt werden .<br />

3s<br />

HURT, Vorgeschichte, S . 82f . ; Plan abgedruckt in MARGUE/PAULY, Leben, S . 20f.<br />

36<br />

WAMPACH, UQB 1, 485 . Dieser Hof wird von KAYSER, Curtis Machera, auf der Anhöhe<br />

weit außerhalb der späteren Moselstadt lokalisiert .

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