Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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126 M . Pauly . Abb 1 : Zentrale Orte im Herzogtum Luxemburg und in der Grafschaft Chiny vor 1500 (Auswahl) Zentralitätsstufen : 1 - 4 zentrale Funktionen e 5 - 8 zentrale Funktionen ä 9 -12 zentrale Funktionen 13 - 16 zentrale Funktionen 0 > 16 zentrale Funktionen Grundlage : Atlas Meuse - Moselle : Karte "Pays duch6 de Luxembourg et comtt- de Chiny vers 1525" (1984) Entwurf : Michel Pauly Kartographie : Stefan Zöldi
Anfänge der kleineren Städte im früheren Herzogtum Luxemburg vor 1500 127 dessen Gebeine 973 in den Ort gebracht worden waren, vielleicht wieder zur Wallfahrtskapelle am Mont-Saint-Walfroy, wo auch Jahrmärkte belegt sind 2°. Am unteren Ende der Skala sind eine Reihe von Orten verzeichnet, für die fast überhaupt keine zentrale Funktionen bekannt sind. Und doch haben sie ein paar städtische Merkmale aufzuweisen : Neuerburg in der Eifel war ein typischer Burgflecken, befreit und befestigt ; es besaß ein Siegel, seit 1439 ein Spital, aber erst seit 1572 einen Jahrmarkt, während seit 1522 eine Weberzunft nachgewiesen ist 2 ' . Fels war ebenfalls ein befreiter, ummauerter Burgflecken, in dem es 1343 eine aktive Tuchproduktion gab 22 . Lomprez hatte nur Stadtmauer, Zollstätte und Jahrmarkt 23 . Bei diesen und vielen ähnlichen Beispielen darf man sich fragen, ob für derartige Siedlungen nicht ein Begriff zwischen Stadt und Dorf erfunden werden müßte24 . Beim Burgflecken Esch an der Sauer weist nur der ville-Begriff im Feuerstättenverzeichnis von 1473 25 auf einen Stadtcharakter hin . Einigen dieser Orte scheint allerdings im 16 . Jahrhundert der Aufstieg zur Stadt gelungen zu sein . Der sprunghafte Anstieg der zentralen Funktionen in vielen Orten im 13 . Jahrhundert ist zweifellos in Zusammenhang mit dem Ausbau der Landesherrschaft zu sehen26 . Es fällt auf, daß fast alle 15 Orte, in denen seit dem 13 . Jahrhundert ein Propst (der Grafen von Luxemburg oder von Chiny) nachweisbar ist, sich zu Städten entwickelten, also zusätzliche, nicht nur politischadministrative zentrale Funktionen ausübten, während die alten Grafschaftszentren wie Chiny, Salm, Laroche, Durbuy, Vianden nur mit Mühe Stadtqualität erreichten bzw. halten konnten. Als Vertreter des Grafen beriefen die Pröpste Gerichtssitzungen, sie sammelten die dem Grafen geschuldeten Abgaben in Geld und Naturalien und vereinigten im Kriegsfall das Aufgebot . In den meisten dieser Orte sind denn auch Vorratsspeicher nachzuweisen oder zu vermuten . Neben den Pröpsten fungierten in diesen Orten sicher eine Reihe weiterer Dienstleute, vom Wächter bis zum Schreibstubengehilfen. Das Propsteigericht oder in einigen Fällen sogar das Stadtgericht dieser Orte fungierte auch als Notariatsstube bzw . als erste Instanz für zivilrechtliche Angelegenheiten in der ganzen Gegend : In Laroche registrierte der Stadtmagistrat die Urteile des Propsteigerichts 27 ; öfters waren die Stadtschöffen gleichzeitig Propsteimannen 28 . Im Hof Remich sind die Stadtschöffen gar nicht von den Meiereischöffen zu unterscheiden 29 . Das Larocher Stadtgericht war dank 2° Vgl . PAULY, Foires . 2' SCHAUS, Stadtrechtsorte, 68-73 . 22 RIES, Affranchissement ; VEDRUNS, Larochette . 23 CHARNEUX, Foires et marches ; CUGNON, Lomprez, »ville« fortifiee . 24 Vgl . SYDOW, Klein- und Mittelstadt, S. 10f. 25 GROB/VANNERUS, Denombrements, S. 24. 26 Vgl . zu diesem Thema MARGUE, Rayonnement urbain, und ders ., Chäteaux et peuplement ; ebenso am Beispiel Württembergs EGGERT, Städtenetz ; allgemein : ENNEN, Burg, Stadt . 27 PETIT, Enregistrement, S . 55 . 28 Vgl. ebd . für Laroche ; für Luxemburg PAULY, Luxemburg 1, S . 466f., für Diedenhofen : MAR- GUE, Rayonnement urbain, S . 452f. ; für die Landmeierei Remich : YEGLES-BECKER, Remich, Anhang C . 29 Möglicherweise hatte nicht der Zentralort sondern der Hof in seiner Gesamtheit, mit allen
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