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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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Neuere Untersuchungen sowohl von Historikern als auch von Geographen<br />

bemühen sich, eine Verbindung zwischen der Stadt des Hochmittelalters <strong>und</strong><br />

der Stadt der Gegenwart herzustellen. Bei allen Unterschieden im einzelnen<br />

treffen sie sich in der Feststellung einer allgemeinen <strong>Entwicklung</strong> vom »Stadtrechtsort<br />

der Vergangenheit zum Stadtfunktionsort der Gegenwart« (H.F .<br />

Gorki 1976) . Der Historiker K.H . Blaschke hat einem bemerkenswerten Aufsatz<br />

den Titel »Qualität, Quantität <strong>und</strong> Raumfunktion als Wesensmerkmale<br />

der Stadt vom Mittelalter bis zur Gegenwart« (1968) gegeben, wobei er die<br />

Reihung der Begriffe auch als eine Reihung nach der zeitlichen Bedeutung<br />

verstanden wissen möchte . Bei seinem Versuch, Kriterien für den Stadtbegriff<br />

des 20 . Jahrh<strong>und</strong>erts zusammenzustellen, grenzt der Geograph B . Hofmeister<br />

(1984) die sogenannten »bloßen Stadtbildgemeinden« aus, da sie »zwar den<br />

Titel Stadt führen, aber im wissenschaftlichen Sinne des Wortes keine <strong>Städte</strong><br />

sind« . Unter Stadt versteht Hofmeister ebenso wie Gorki die »Stadtfunktionsgemeinde«<br />

. Ohne die Probleme der modernen Stadt hier als Thema einbringen<br />

zu wollen, erscheint es doch sinnvoll, einmal die Kriterien Hofmeisters zu<br />

nennen :<br />

1 . Kompakter Siedlungskern von hoher Wohn- Arbeitsplatzdichte<br />

2 . mit vor allem durch Wanderungsgewinn wachsender Bevölkerung<br />

3 . mit breitem Berufsfächer<br />

4 . bei überwiegend tertiären <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>ärwirtschaftlichen Betätigungen<br />

5 . mit deutlicher innerer Differenzierung<br />

6 . mit relativ hoher Verkehrswertigkeit<br />

7 . mit einem Bedeutungsüberschuß an Waren <strong>und</strong> Dienstleistungen für einen<br />

erweiterten Versorgungsbereich<br />

B . bei weitgehend künstlicher Umweltgestaltung mit ihren Folgen für ihre<br />

Bevölkerung .<br />

Bei einer Stadt im Sinne von Hofmeister müssen zwar nicht alle Kriterien<br />

zutreffen, aber zumindest eine größere Anzahl davon.<br />

Mit Recht stellt M . Pauly (1992) in seinem schon herangezogenen Aufsatz<br />

fest, daß die Stadthistoriker in den letzten Jahren in verstärktem Maße versuchen,<br />

die Funktionen der Stadt zu erkennen . Die Gr<strong>und</strong>frage lautet dann<br />

nach Pauly : »Welche Rolle, welche Aufgaben hatte eine Stadt, die ein Dorf<br />

nicht hatte?« Wichtig für das Tagungsthema ist eine bestimmte Konsequenz,<br />

die sich aus dieser verstärkten funktionalen Sichtweise ergab, wenn sie sich<br />

mit der Frage nach den Umlandbeziehungen verband. Nun bekam die lange<br />

Zeit vernachlässigte Erforschung der kleineren <strong>Städte</strong> <strong>und</strong> der städtischen<br />

Siedlungen ohne Stadtrecht einen wesentlich höheren Stellenwert . Von hier<br />

aus war auch ohne Schwierigkeiten eine Verbindung herzustellen zu den teilweise<br />

schon älteren Forschungen der Geographen über <strong>Städte</strong>landschaften<br />

<strong>und</strong> <strong>Städte</strong>systeme . Schließlich wurden nun die städtischen Siedlungen ohne<br />

Stadtrecht aus ihrer Rolle als Exoten in dem System Stadt - Land herausgelöst<br />

<strong>und</strong> ein zukunftsträchtiger Ansatz gef<strong>und</strong>en, ihre Stellung <strong>und</strong> ihre Aufgaben<br />

im gesamten Siedlungsnetz zu erkennen.

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