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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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Werden <strong>und</strong> Vergehen <strong>kleinerer</strong> <strong>Städte</strong> in der Mark Brandenburg 11 9<br />

vom Stand der wirtschaftlichen, gesellschaftlichen <strong>und</strong> politischen <strong>Entwicklung</strong><br />

einer Zeit. In der hochmittelalterlichen Expansions- <strong>und</strong> Kolonisationsperiode<br />

war sie geprägt vom agraren Aufschwung, Bevölkerungswachstum<br />

<strong>und</strong> den äußerst wichtigen Stadt-Land-Beziehungen . Im Spätmittelalter betroffen<br />

von der agraren Langzeitkrise eben in besonders stark agrarisch bestimmten<br />

Landstrichen, setzte eine enorme Differenzierung ein. Auf der einen<br />

Seite behielten die politisch führenden <strong>Städte</strong> auch wirtschaftlich das Heft<br />

in der Hand, was sich nach außen in ihrer Bautätigkeit dokumentierte' . Auf<br />

der anderen Seite traten, neben den auf Kosten der schwächeren <strong>Städte</strong> ihren<br />

Aktionsradius verlängernden größeren, zwar nicht Stadtwüstungen im topographischen<br />

Sinne, doch infolge von Funktionsverlusten aller Art funktionale<br />

Desolationen auf. Die davon erfaßten <strong>Städte</strong> büßten entweder schon um<br />

1500 wie Jagow oder in einer langen zähen Periode des Kampfes gegen die<br />

gutsherrliche Stadtherrschaft ihre städtischen Funktionen <strong>und</strong> Merkmale fast<br />

gänzlich ein wie zum Beispiel der Flecken Biesenbrow bis 1700 .<br />

Die neue Agrarkonjunktur brachte im 16 . Jahrh<strong>und</strong>ert zwar neuen<br />

Landesausbau mit sich, doch anstelle von Dörfern mit einer mehr oder weniger<br />

großen Einwohnerzahl entstanden vornehmlich Gutsgehöfte mit weit<br />

weniger Bewohnern <strong>und</strong> also auch Konsumenten . Auch die landesherrliche<br />

Politik in der Mark Brandenburg war den <strong>Städte</strong>n nicht hold ; nur wenige<br />

entstanden überhaupt neu <strong>und</strong> hatten dann meistens herrschaftsdienende<br />

Funktion wie Vierraden <strong>und</strong> Joachimsthal . Charakteristisch für die frühe<br />

Neuzeit ist vielmehr der Trend, die <strong>Städte</strong> in den Provinzen zu reduzieren .<br />

Rigorose Maßnahmen absolutistischer Fürsten im 18 . Jahrh<strong>und</strong>ert trugen ihrerseits<br />

dazu bei, indem sie Flecken, die vom Jahrmarkt <strong>und</strong> Handwerk lebten,<br />

den Todesstoß gaben . Die Mediatstädte, die dann noch weiter bestanden,<br />

weil ihre Gewerbe- <strong>und</strong> Nahmarktfunktion benötigt wurde, unterschieden<br />

sich meist nur durch diese von den Dörfern im Umfeld . Die einstige Selbstverwaltung<br />

hatte der Stadtherr, ob adlig oder landesherrlich, meist an sich<br />

gezogen <strong>und</strong> einverleibt. Die Bürger waren dienstbar wie Bauern, sofern sie<br />

sich nicht auf alte Privilegien stützen konnten wie das winzige Niederfinow,<br />

das sie sich auch regelmäßig konfirmieren ließ, <strong>und</strong> hatten wie Stolpe an der<br />

Alten Oder Mühe, sich drohender Leibeigenschaft zu entziehen . Durch Auskauf<br />

der Bürgerstellen <strong>und</strong> Entzug der Gemeindegerechtsame durch den adligen<br />

Stadtherrn wurde den Bewohnern überdies ihr wirtschaftlicher Rückhalt<br />

genommen .<br />

Im Ergebnis dessen gab es am Ende des Ancien regime um 1800 von einst<br />

24 <strong>Städte</strong>n der Uckermark, von denen 1319 zwölf als Immediatstädte fungierten,<br />

nur noch die Hälfte, die sich in der Lage sahen, die <strong>Städte</strong>ordnung anzunehmen,<br />

d.h. also auch eine eigene Stadtverwaltung zu unterhalten <strong>und</strong><br />

städtische Steuern zu zahlen . Über sechs Jahrh<strong>und</strong>erte hinweg hatten die verschiedensten<br />

Faktoren eine Differenzierung bewirkt, die nun über die weitere<br />

b Davon zeugen die bis tief ins 15 . Jahrh<strong>und</strong>ert von den <strong>Städte</strong>n finanzierten Modernisierungen<br />

ihrer Pfarrkirchen, die alle zu Hallenkirchen umgebaut wurden, z.B . in Templin, Strasburg/UM<br />

<strong>und</strong> Angermünde, sowie die spätgotischen Tore <strong>und</strong> Türme der Stadtbefestigung .

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