23.11.2013 Aufrufe

Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

11 8 L. Enders<br />

nicht neue Aufgaben zu, vergingen die Städtchen oder fielen in ihrer Bedeutung<br />

völlig zurück . Und nicht zuletzt : Der die Stadtentwicklung ungemein<br />

fördernden ländlichen Siedlungsverdichtung im hohen Mittelalter folgte im<br />

Spätmittelalter der Entsiedlungsprozeß mit dementsprechender Rückwirkung<br />

auf die Stadtlandschaft . Die ohnehin dominierenden <strong>Städte</strong> konzentrierten die<br />

Marktfunktion auf sich <strong>und</strong> glichen die Handelsdefizite auf Kosten der schwächeren<br />

<strong>Städte</strong> aus .<br />

All dies vollzog sich jedoch in längeren Zeiträumen . Herrschaftliche Akte<br />

wie Stadtrechtsverleihungen stellten zwar rechts- <strong>und</strong> verfassungsgeschichtlich<br />

einen Einschnitt dar, nicht aber einen Bruch in der Langzeitentwicklung<br />

der betreffenden Stadt, die längst schon bestand, als das Privileg ihr weiteren<br />

Aufschwung versprach. Das Beispiel Prenzlau machte das meines Erachtens<br />

sehr deutlich . Es war wohl der frühen Neuzeit, vor allem dem rigoroseren 18 .<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert vor der Industrialisierung vorbehalten, durch gezielte Maßnahmen<br />

rasche Veränderungen zu bewirken . Eine davon war die schon genannte<br />

Ordre Friedrich Wilhelms 1. zur Abschaffung der Jahrmärkte in offenen Flekken<br />

<strong>und</strong> Städtchen . Der Niedergang der Stadt, vor allem der bürgerlichen<br />

Gewerbe, war, wie das Schicksal von Potzlow <strong>und</strong> Gramzow in der Uckermark<br />

erwies, dadurch vorprogrammiert .<br />

War diese Maßnahme primär gar nicht städtepolitisch bezweckt, sondern<br />

sozusagen fremdmotiviert, so entsprach die Begünstigung der Mediatstadt<br />

Oderberg ebenfalls anderen, wenn auch zeittypischen Motiven . Oderberg war<br />

im 13 . Jahrh<strong>und</strong>ert an wichtigem Oderübergang bei Burg <strong>und</strong> Straßenkreuzung<br />

als Stadt schnell aufgeblüht, später unter dem Amt <strong>und</strong> zeitweise adliger<br />

Herrschaft mediatisiert worden <strong>und</strong> zurückgefallen <strong>und</strong> schließlich als Amtsstadt<br />

unter die Obrigkeit des Joachimsthalschen Schuldirektoriums gekommen.<br />

Im Tausch gegen sein altes Niederlagsrecht hatte es zwar 1634 die verlorene<br />

Untergerichtsbarkeit wiedererlangt, doch blieben die Obergerichte <strong>und</strong><br />

damit entscheidende Merkmale städtischer Autonomie bei der zentralen<br />

Schulbehörde . Bereits im 17 . Jahrh<strong>und</strong>ert gab es ständige Auseinandersetzungen<br />

der Bürger mit der Stadtherrschaft, deren Vertreter, der Amtmann, im<br />

benachbarten Neuendorf saß . Einen Höhepunkt erfuhr der Konflikt 1688, als<br />

der Arrendator v . Barfuß den Kämmerer der Stadt gewaltsam entführte <strong>und</strong><br />

im Amt einsperren ließ . Auf Geheiß des Bürgermeisters <strong>und</strong> unter der Führung<br />

des Schreibers stürmten h<strong>und</strong>ert Bürger samt ihren Knechten das verschlossene<br />

Amt, befreiten den Kämmerer <strong>und</strong> führten ihn triumphierend in<br />

die Stadt zurück (Enders 1992, S . 407) . In den dreißiger Jahren des 18 . Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

kulminierte der Dauerkonflikt, <strong>und</strong> es gelang den Oderbergern, rivalisierende<br />

Obrigkeiten gegeneinander auszuspielen . Behördenstreit war es<br />

schließlich, der der Stadt 1742 unvermutet <strong>und</strong> etwas außerhalb der Legalität<br />

zur Obergerichtsbarkeit verhalf.<br />

Abschließend <strong>und</strong> zusammenfassend läßt sich als Ergebnis intensiverer Untersuchungen,<br />

die hier nur in Beispielen vorgeführt werden konnten, aussagen,<br />

daß die Stadtgeschichte in der Mark Brandenburg im allgemeinen<br />

Gr<strong>und</strong>züge der <strong>Entwicklung</strong> <strong>und</strong> deren Bedingungen zeigt, wie sie überall in<br />

Mitteleuropa in Mittelalter <strong>und</strong> Frühneuzeit in Erscheinung treten, abhängig

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!