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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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Werden <strong>und</strong> Vergehen <strong>kleinerer</strong> <strong>Städte</strong> in der Mark Brandenburg 11 7<br />

Selbstverwaltung stets in Gefahr . Aber nach Überwindung der langjährigen<br />

Agrarkrise seit dem zweiten Drittel des 18 . Jahrh<strong>und</strong>erts zogen die Bürger aus<br />

ihrer guten Lage an der alten Handelsstraße, vor allem aber aus dem Getreidebau<br />

auf ihrer fruchtbaren Feldmark Nutzen. Einer nach dem anderen wurde<br />

Eigentümer seiner Haus- <strong>und</strong> Hofstelle . Das Bürgertum stärkte sein Selbstbewußtsein,<br />

erwies eine gewisse geistige Eigenwilligkeit durch seine Affinität<br />

für Unkonventionelles, vor allem für die Urlsperger Pietistensekte, die vom<br />

Staat mit großem Mißfallen observiert wurde (Enders 1992, S . 634ff.) . Brüssow<br />

war, im Gegensatz zu anderen Kleinststädten, in der Lage, 1808 die neue<br />

<strong>Städte</strong>ordnung anzunehmen .<br />

Brüssow ist ein Beispiel für das Wirken der ambivalenten Faktoren adlige<br />

Stadtherrschaft <strong>und</strong> bürgerliche Wirtschaftskraft im Gegenspiel . Die immer<br />

wieder erneuerten Wirtschaftspotenzen ermöglichten den Bürgern die Erhaltung<br />

des städtischen Status überhaupt, anders als in Jagow, wo deren Dezimierung<br />

den Verlust der Urbanität beschleunigte . Kleinstädte wie Brüssow,<br />

die noch in der Frühneuzeit ihre Existenz als solche bewahrt hatten, erfuhren<br />

Potenz oder Abstieg an der Meßlatte Akzise seit der zweiten Hälfte des 17 .<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts, spätestens im 18 . Jahrh<strong>und</strong>ert, wenn es darum ging, absolutistisch-merkantilistische<br />

Maßnahmen zu überleben oder als Stadt endgültig<br />

unterzugehen . Einen solchen Todesstoß versetzte Friedrich Wilhelm I . den<br />

Marktflecken der Kurmark Brandenburg, als er 1732 befahl, die Jahrmärkte<br />

in den offenen <strong>Städte</strong>n abzuschaffen bzw . zu verlegen . Angeblich geschah<br />

dies, um Akziseunterschleif zu unterbinden, tatsächlich aber wohl mehr, wie<br />

es ein maßgeblicher Vertreter der Ritterschaft vermutete, als Maßnahme gegen<br />

die Flucht junger Männer vor den Werbern. In der Uckermark betraf es<br />

drei Flecken <strong>und</strong> eine wüste Feldmark, auf der seit langem schon Jahrmarkt<br />

gehalten worden war (Enders 1990, S . 111) . Das brachte einigen von ihnen das<br />

Aus als Stadt (Potzlow errichtete als Andenken daran einen hölzernen Roland<br />

auf dem einstigen Markt), sofern nicht der Stadtherr wie v . Arnim auf Boitzenburg<br />

unter Friedrich II . die Restitution des Jahrmarktrechts durchsetzen<br />

konnte .<br />

Werden <strong>und</strong> Vergehen <strong>kleinerer</strong> <strong>Städte</strong> - dieser Prozeß setzte sich demnach<br />

in der frühen Neuzeit bis zu den Reformen im 19 . Jahrh<strong>und</strong>ert fort . In der<br />

Regel waren es Langzeitfaktoren, die über das Schicksal der <strong>Städte</strong> entschieden,<br />

so wie sich Stadtherrschaft oder Wirtschaftssituation langfristig fördernd<br />

oder hemmend bemerkbar machten, Verkehrsverhältnisse oder Grenzziehungen.<br />

Straßen <strong>und</strong> Flüsse zogen Gewerbe <strong>und</strong> Kaufmannschaft an, deren Verlegung<br />

brachte die Ortschaft ins Abseits . Das erfuhr Niederfinow schon 1317<br />

mit der Verlegung des Übergangs über die Finow nach Eberswalde, die an<br />

schiffbaren bzw . schiffbar gemachten Fließen gelegene Stadt Templin mit dem<br />

Bau bzw . Wiederausbau des Finowkanals als Verbindung zwischen Oder <strong>und</strong><br />

Havel Mitte des 18 . Jahrh<strong>und</strong>erts. Ebenso negativ für die Anliegerstädte wirkte<br />

sich die Oderbegradigung um die selbe Zeit aus . Grenzsäume gegen andere<br />

Herrschaften führten im Hochmittelalter bei Landnahme <strong>und</strong> Landesausbau<br />

zu Burg- <strong>und</strong> <strong>Städte</strong>gründungen zum Teil aus wilder Wurzel. Entfiel die<br />

Grenzschutzfunktion <strong>und</strong> wuchsen ihnen über den Faktor der Zentralität

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