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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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Werden <strong>und</strong> Vergehen <strong>kleinerer</strong> <strong>Städte</strong> in der Mark Brandenburg 115<br />

oder scheint es zu zeigen . Denn tatsächlich sind meiner Erfahrung nach die<br />

Schachbrettraster ein Produkt des 18 . Jahrh<strong>und</strong>erts . Nachweislich sind nach<br />

wiederholten großen Stadtbränden, zum Beispiel in Templin, die Straßen begradigt,<br />

die Hausgr<strong>und</strong>stücke zum Teil verbreitert, die Plätze erweitert worden;<br />

Templins mittelalterliche Straßenführung innerhalb des Mauerrings war<br />

ganz anders!' Brüssow war noch im 18 . Jahrh<strong>und</strong>ert so »verhuddelt«, d.h .<br />

verbaut <strong>und</strong> baupolizeilich derart als lebensgefährlich eingestuft worden, daß<br />

es ganz neu gestaltet werden mußte (Enders 1992, S . 568) . Immerhin ist der<br />

Feldsteinmauerring ein mittelalterliches Indiz der Stadt, die mittelalterliche<br />

Pfarrkirche ebenfalls städtischen Ausmaßes, wenn auch schlichter als die von<br />

Jagow gestaltet, mit dem hier singulären Weihetitel der hl . Sophia.<br />

Der Ort, ursprünglich bei dem Dorf Alt Brüssow neben der Burg errichtet,<br />

lag an der via regia zwischen Stettin <strong>und</strong> Prenzlau <strong>und</strong> hatte seit langem wohl<br />

schon eine Mittlerfunktion auf diesem Altweg . Schwerer Boden erhöhte im<br />

Zuge des Landesausbaus die Attraktivität von Ort <strong>und</strong> Umland . Die neue<br />

Erforschung der Siedlungsgeschichte der Uckermark erbrachte den Nachweis,<br />

daß es im pommerschen Uckerland vor 1250 drei starken Adelsgeschlechtern<br />

gelungen war, sich dynastenähnliche Positionen aufzubauen (Enders 1987,<br />

S . 80ff.) . Die v . Blankenburg, v . Greiffenberg <strong>und</strong> v. Stegelitz schufen sich<br />

selbständige Adelsherrschaften mit den Mittelpunkten Blankenburg, Greiffenberg<br />

<strong>und</strong> Stegelitz-Fredenwalde . Ein zweites Zentrum der v . Stegelitz, die<br />

sich zeitweise selbst »von Gottes Gnaden« nannten, wurde im Laufe des 13 .<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts Brüssow an der via regia, benachbart der weltlichen Herrschaft<br />

Löcknitz des pommerschen Bischofs von Kammin .<br />

Brüssow tritt sozusagen gleich mit einem Paukenschlag ins Licht der Geschichte<br />

: 1259 verleiht Ritter Heinrich von Stegelitz den Bürgern seines Städtchens<br />

Brüssow das Prenzlauer (<strong>und</strong> damit Magdeburger) Stadtrecht . Dieses<br />

wird später, als die Askanier die Lehnsherrschaft auch über die drei Nobiles<br />

erlangten, von ihnen anerkannt <strong>und</strong> konfirmiert, erstmals 1318 für Brüssow .<br />

Die Stadt <strong>und</strong> ihre Bürger behalten fortan die städtischen Rechte . Doch im<br />

Gegensatz zu Prenzlau wird dem städtischen Rat keine außer der Bagatell<strong>und</strong><br />

freiwilligen Gerichtsbarkeit zuteil, kaum anders als dem Dorfgericht .<br />

Ober- <strong>und</strong> Untergerichtsbarkeit gehörten dem adligen Stadtherrn. Hatte dieser<br />

sich aber noch mit eigenen privilegierten <strong>Städte</strong>n geschmückt, als diese<br />

auch seine dynastische Selbstherrlichkeit demonstrierten, so wandelte sich die<br />

Stellung des Stadtherrn gegenüber den Bürgern <strong>und</strong> ihrer Selbstverwaltung in<br />

dem Maße, wie sich sein Interesse auf den materiellen Nutzen aus dieser Stadt,<br />

wie aus dem ländlichen Gr<strong>und</strong>besitz, konzentrierte .<br />

'Vgl . die Abbildung des Stadtplans von Templin aus der ersten Hälfte des 18 . Jahrh<strong>und</strong>erts in :<br />

Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg 111/2 Kreis Templin, Berlin 1937 . Laut Auskunft<br />

des Bezirksbodendenkmalpflegers Dr . Ulrich Schoknecht in Waren/Müritz von 1988 wurden<br />

in Templin bei Tiefbauarbeiten in Nähe des Marktes 2,2 m unter dem heutigen Niveau hochgewölbte,<br />

gut gepflasterte Straßen ganz anderer Richtung freigelegt . - Die sich zäh haltende<br />

Vorstellung vom einheitlichen »Kolonialschema« hat bereits Siedler, Eduard Jobst, Märkischer<br />

<strong>Städte</strong>bau im Mittelalter, 1914, S . 62ff . ad absurdum geführt .

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