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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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Werden <strong>und</strong> Vergehen <strong>kleinerer</strong> <strong>Städte</strong> in der Mark Brandenburg 113<br />

Die derart aus ihrer Umgebung herausgehobene Stadt errang schrittweise<br />

volle Autonomie, sorgte mit Mauerring, Toren <strong>und</strong> Türmen für ihre Verteidigung,<br />

schuf sich frühzeitig durch Kauf <strong>und</strong> Tausch von benachbarten Dorffeldmarken<br />

(mindestens drei, Wollentin, Mokle <strong>und</strong> Lindow) eine stattliche<br />

Feldmark (mehr als 300 Hufen) . Hinzu kamen Nutzungsrechte am landesherrlichen<br />

Wald, Mühlenbannrechte, die Gr<strong>und</strong>herrschaft über Dörfer <strong>und</strong><br />

Dorfanteile sowie Lehnsbesitz zahlreicher Bürger außerhalb der eigenen Gemarkung<br />

. Das älteste erhaltene Apothekenprivileg Deutschlands von 1302<br />

(mit einer Bannmeile von zehn Meilen im Umkreis) ist ein weiteres Indiz für<br />

die besondere Stellung in diesem Distrikt . Adlige Burgen hielt sich die Stadt<br />

auf Distanz ; sie durfte zu nahe gelegene schleifen .<br />

Autonomie in Gestalt der eigenen vollen Gerichtsbarkeit, des Bündnis- <strong>und</strong><br />

Widerstandsrechts der Stadt, wie sie im Spätmittelalter galt <strong>und</strong> auch gehandhabt<br />

wurde, schrumpfte in der Frühneuzeit in dem Maße, wie es den Landesherren,<br />

vor allem auf Gr<strong>und</strong> ihrer Bündnispolitik mit der Ritterschaft, gelang,<br />

ihre eigene Macht zu stärken . Indem sie die Bürger' dem städtischen Rat<br />

unterwarfen <strong>und</strong> damit dessen Position festigten, verpflichteten sie sich wiederum<br />

die Räte, machten sie fügsam <strong>und</strong> loyal <strong>und</strong> konnten ihnen infolgedessen<br />

ihre Immedietät, die eigene Jurisdiktion, zum Teil auch die Patronatsrechte<br />

über die Stadtkirchen lassen . Landesherrliche Stadtherrschaft erwies<br />

sich, bei aller Restriktion in der frühen Neuzeit bis hin zum Absolutismus <strong>und</strong><br />

Merkantilismus, immer noch als das kleinere Übel .<br />

Das absolute Gegenstück dazu findet sich am Beispiel der einst landesherrlichen<br />

Stadt Jagow . Der 'Stadtgr<strong>und</strong>riß' ist eher ein Hohn auf den Terminus<br />

Stadt, viele Dörfer der Gegend sind stattlicher . Das einzige erhaltene Merkmal<br />

einstiger Stadtherrlichkeit ist die Gestalt der Kirche . Dieser Feldsteinbau<br />

von »bedeutenden Abmessungen« (Dehio 1980) mit querrechteckigem Westturm<br />

<strong>und</strong> eingezogenem Rechteckchor erinnert an Strasburg/Uckermark <strong>und</strong><br />

andere städtische Kirchen, nicht an ein dörfliches Gotteshaus . 1319 gehörte<br />

Jagow zu den zwölf Immediatstädten der Uckermark, die Herzog Heinrich<br />

von Mecklenburg nach dem Aussterben der Askanier für sich gewinnen wollte<br />

. Rat <strong>und</strong> Stadtsiegel als Zeichen urbaner Verfassung sind noch Mitte des 14.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts bezeugt, als Jagow im Konkurrenzkampf der Fürsten <strong>und</strong> des<br />

sogenannten Falschen Woldemar eigene Politik betreibt . Stadtrecht ist nicht<br />

bekannt, wohl kaum auch tatsächlich verliehen worden. Das ist aber ohnehin<br />

nur bei einem Drittel der uckermärkischen <strong>Städte</strong> der Fall, direkt durch Stadtrechtsurk<strong>und</strong>e<br />

oder vermittelt nachweisbar, bei Bewidmung einer Stadt mit<br />

dem Recht einer anderen in diesem Distrikt (Enders 1986 b, S . 52 ; vgl . auch<br />

Patze 1977, bes . S . 182) .<br />

Jagow war schon in slawischer Zeit Burgort. Im Zuge des Landesausbaus,<br />

der Missionierung <strong>und</strong> Kirchenorganisation <strong>und</strong> der weltlichen Administration<br />

wurde es Sitz einer Propstei wie auch einer Vogtei <strong>und</strong> zwar für die nördliche<br />

Uckermark, ebenso wie die Burgorte Stolpe an der Alten Oder für die<br />

'Im Rahmen dieses Beitrags muß ich Bedeutung <strong>und</strong> Wirken der bürgerlichen Gemeinde in der<br />

Stadt vernachlässigen . Ich verweise auf die neueste Arbeit von Engel 1991 .

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