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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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L. Enders<br />

(1237 auch urk<strong>und</strong>lich bezeugten) via regia, die Prenzlau mit Stettin, der<br />

Hauptstadt von Pommern-Stettin, verband. Die Prenzlauer St . Jacobi-Gemeinde<br />

erscheint wie das jüngere Pendant zur Jacobikirche in Stettin am anderen<br />

Ende der via regia, die vom Bamberger Bürger Beringer gestiftet <strong>und</strong> ausgestattet,<br />

1187 geweiht worden wart.<br />

Die positiven Auswirkungen der hochmittelalterlichen Agrarkonjunktur,<br />

der Stadt-Land-Beziehungen infolge des Landesausbaus <strong>und</strong> der Siedlungstätigkeit<br />

ließen die drei frühstädtischen Gemeinden um St . Sabini, St . Nicolai<br />

<strong>und</strong> St . Jacobi an - <strong>und</strong> aufeinander zuwachsen. Ihre Begünstigung seitens der<br />

Herzöge von Pommern wie auch der Bischöfe von Kammin steigerten Zentralität<br />

<strong>und</strong> Bedeutung der 'Dreistadt' für ein weit größeres Umfeld als in<br />

früherer Zeit, so daß es mit Initiative von acht »promotores«, wohl den<br />

reichsten <strong>und</strong> angesehensten Bürgern daselbst, 1234/35 zur Stadtrechtsverleihung<br />

kam . Es war die erste in Pommern <strong>und</strong> der Startschuß für zahlreiche<br />

weitere, wobei sich der Herzog von Stettin des Magdeburger Stadtrechts, sein<br />

Vetter in Vorpommern (Demmin) des lübischen Rechts bediente.<br />

Die nunmehr vereinte Bürgergemeinde der freien Stadt Prenzlau (civitas<br />

libera) schuf sich mit dem zentralen Markt ihren kommerziellen Mittelpunkt,<br />

mit der neuerrichteten St . Marienkirche das Zentrum der vereinten Pfarrgemeinde<br />

. Wohlstand, Selbstbewußtsein, Handelsbeziehungen <strong>und</strong> Herkunft<br />

vieler Bürger werden bereits am Erstbau ablesbar : einer Feldsteinkirche mit<br />

breitem Westturm <strong>und</strong> einer Halle als Schiff, dem neuesten, was Kirchenarchitektur<br />

zu bieten hatte, frisch aus Westfalen importiert, die erste Hallenkirche<br />

Norddeutschlands östlich der Elbe (Fait 1959/60) .<br />

Wohlstand <strong>und</strong> städtische Zentralität indiziert aber auch die frühe Niederlassung<br />

von Franziskanern in der Stadt mit ihrer bedeutenden Klosterkirche,<br />

deren Gestalt an der Grabeskirche des hl . Franz in Assisi orientiert ist (Badstübner<br />

1980), <strong>und</strong> etwa gleichzeitig die Niederlassung von MariaMagdalenerinnen<br />

in der nunmehr zur Neustadt deklarierten ältesten Siedlung von Prenzlau<br />

bei St . Sabinen, deren Weihetitel bald danach, da sie Klosterkirche wurde,<br />

auf das Kloster überging. Kurz nachdem die nördliche Uckermark an die<br />

Askanier gekommen war (1250), kam es unter deren Schirmherrschaft zu einer<br />

dritten Ordensniederlassung in der Stadt . Nachdem ihnen die Markgrafen<br />

einen Teil ihrer Burg im Süden der Altstadt geschenkt hatten, schufen sich<br />

Dominikaner mit der um 1275 begonnenen hochgotischen Backsteinkirche<br />

nebst Klausur ein ansehnliches Domizil . Das mächtige Dach der turmlosen,<br />

nunmehr sechsten steinernen Kirche prägte die Silhouette der Stadt eindrucksvoll<br />

mit .<br />

' Dem Beitrag liegt der Vortrag zugr<strong>und</strong>e, der auf der 19. Tagung des Arbeitskreises für genetische<br />

Siedlungsforschung in Mitteleuropa (Paderborn, 23 .-26. September 1992) gehalten wurde .<br />

Vergleiche dazu auch den Tagungsbericht von K. Fehn in diesem Bande!<br />

2 Vgl . die Abbildung bei Stoob, Heinz : Die Ausbreitung der abendländischen Stadt im östlichen<br />

Mitteleuropa . In : Zeitschrift für Ostforschung 10, 1961, S. 48 . Ich halte im übrigen an meiner<br />

Version der Stadtwerdung Prenzlaus aus den drei Siedlungskernen um St . Sabinen, St . Nicolai<br />

<strong>und</strong> St . Jacobi, abweichend von Schich 1987, fest .

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