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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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Archäologische Erforschung von Stadtwüstungen des 13 . Jahrh<strong>und</strong>erts in Böhmen 107<br />

lich die <strong>Entwicklung</strong> des mittelalterlichen Wohnungsniveaus (Macek 1991) .<br />

Ursprünglich wurden wahrscheinlich diese Grubenhäuser tschechisch brh<br />

oder brloh (auf Deutsch Bau) genannt, wobei die Benennung ganz neutral<br />

begriffen worden ist . Im 15 . Jahrh<strong>und</strong>ert wurde sie schon als Bezeichnung von<br />

elenden Wohnungen von armen Leuten benutzt, noch später als Benennung<br />

der Wohnungen des Bettelgesindels (auf Deutsch etwa als Spelunke, Diebshöhle)<br />

<strong>und</strong> heute wird dieser Name vor allem als Benennung für tierische<br />

Höhlen benutzt (Erdloch, Höhle, Fuchsbau) .<br />

Wir können also feststellen, daß die böhmischen <strong>Städte</strong>, <strong>und</strong> nicht nur die<br />

kleineren, in der Anfangsetappe ihrer <strong>Entwicklung</strong> im 13 . Jahrh<strong>und</strong>ert überwiegend<br />

durch hölzerne oder Fachwerkbebauung charakterisiert sind. In diesem<br />

Zusammenhang kann man auch leichter die relativ häufigen Erwähnungen<br />

der Verlegung schon gegründeter Siedlungen begreifen . Anschaulich illustriert<br />

das ein zeitgenössischer Beleg : ein Muster der Urk<strong>und</strong>e aus der Formularsammlung<br />

des Prager Bischofs Tobiäs von Bechyne, in dem die Bewohner<br />

einer ungenannten Bischofsstadt versprechen, mit ihren Häusern auf einen<br />

anderen Ort überzusiedeln, wenn ihre Obrigkeit, das heißt der Bischof, es<br />

wünschen werde .<br />

Ort<br />

Größe<br />

in ha<br />

Zahl der<br />

1<br />

D a t i e r u n g<br />

Gr<strong>und</strong>stücke 1225 1250 1275 1300 1325 1350 1375<br />

Hradistko 4(6) 50-60 *********<br />

2d'ä r ? ?<br />

Kynsperk 3,5 30 ****<br />

Stare M~to 6 60-80 ******<br />

Decin 7 ?<br />

i<br />

*********************<br />

Abb. 18 : Übersicht der diskutierten hochmittelalterlichen Stadtwüstungen in Böhmen<br />

Das Bild der Gründungsstadt am Anfang des Hochmittelalters, gewonnen<br />

durch archäologische Forschungen, ist also in manchen Richtungen überraschend<br />

<strong>und</strong> widerspricht den gängigen Vorstellungen von Urbanisten <strong>und</strong><br />

Kunsthistorikern, die es vom Beginn an mit der Gestalt einer schön erbauten<br />

steinernen gotischen Stadt verb<strong>und</strong>en hatten . Es ermöglicht jedoch durch seinen<br />

Kontrast die Tiefe <strong>und</strong> Dynamik der Veränderungen sowie das Maß der<br />

ökonomischen <strong>Entwicklung</strong> zu begreifen, durch das die <strong>Städte</strong> im Verlauf des<br />

Hochmittelalters gegangen sind .

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