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TRAKTOR<br />

Restaurierungsbericht<br />

RESTAURIERUNG HANOMAG R 16 A, BAUJAHR 1956<br />

Alles Blech<br />

Wenn einmal der Lack ab ist und sich ein Oldtimer-Traktor<br />

„ungeschminkt“ präsentiert,<br />

kommt doch der eine oder andere Makel<br />

ans Tageslicht. Nach der Reinigung<br />

seines R 16 wurde Udo Wilbert mit<br />

Lochfraß und haufenweise<br />

Bohrlöchern konfrontiert.<br />

Wieder einmal galt es, mit<br />

Ideenreichtum Lösungen<br />

für den kleinen Geldbeutel<br />

zu finden<br />

HANOMAG R 16<br />

RESTAURIERUNGSMEHRTEILER<br />

Folge 3<br />

Zu neuem Glanz verholfen:<br />

das Hanomag-Emblem,<br />

frisch lackiert<br />

Der Hanomag R 16 wurde<br />

in rund 14.000 Einheiten<br />

gebaut: ein Volksschlepper<br />

mit auch heute noch<br />

guter Ersatzteillage<br />

60 traktorclassic.de 2|2011<br />

61


TRAKTOR<br />

Restaurierungsbericht<br />

V<br />

or Dichtungen hat man im<br />

Allgemeinen etwas Respekt.<br />

Die Angst, bei der Herstellung<br />

etwas falsch zu machen, beschlich<br />

auch Hanomag-Restaurierer<br />

Udo. Deshalb versuchte er zuerst<br />

über den Handel, fehlende Dichtungen zu<br />

besorgen. Dass dies jedoch ein verhältnismäßig<br />

teurer Spaß werden würde, kristallisierte<br />

sich heraus, als Udo die benötigte<br />

Anzahl der Dichtungen ermittelte. Die<br />

durchschnittlichen Preise reichen von<br />

6 bis 16 Euro pro Stück. Bei grob geschätzt<br />

15 bis 20 Dichtungen läppert sich eine<br />

schöne Summe zusammen. „Das kommt<br />

gar nicht in Frage“, sagte sich der Traktorist<br />

und beschloss, die fehlenden Dichtungen<br />

selbst anzufertigen. Er besorgte sich<br />

zwei Bögen Dichtungspapier von jeweils<br />

einem halben mal einem Meter Fläche,<br />

einmal mit 0,75 und einmal mit 0,4 Millimeter<br />

Stärke. Kostenpunkt: 31 Euro. Billig<br />

war das auch nicht gerade, aber bei optimaler<br />

Nutzung allemal günstiger als fertige<br />

Dichtungen. Eine Auswahl von professionellem<br />

Werkzeug trug erheblich dazu<br />

bei, dass sich die Herstellung der Dichtungen<br />

einfacher gestaltete als Udo anfangs<br />

befürchtete. Eine gut sortierte Werkstatt in<br />

Reichweite zahlt sich da aus, auch wenn<br />

sich ein Teil davon, wie es bei Udo der<br />

Fall ist, auf dem Dachboden befindet.<br />

Udos Empfehlungen<br />

Udo spricht mittlerweile aus Erfahrung:<br />

„Je nachdem welcher ‚Deckel’ abgedichtet<br />

werden muss, kann es in manchen Fällen<br />

genügen, die Dichtungsfläche einfach<br />

mit ein wenig Öl zu beschmieren. Bestehen<br />

aber hohe Anforderungen an eine<br />

Dichtung, ist eine dauerplastische Universaldichtung<br />

zu empfehlen, die hauchdünn<br />

aufgetragen wird. Mittlerweile sind<br />

diese Produkte so gut, dass man eigentlich<br />

keine Dichtungen mehr bräuchte, sondern<br />

›› Bestehen hohe Anforderungen, ist eine dauerplastische<br />

Universaldichtung zu empfehlen<br />

nur mit der Paste abdichten könnte. Ich<br />

dagegen habe mich für Dichtungspapier<br />

entschlossen, da man diese Dichtungen<br />

einfacher entfernen und im besten Fall<br />

wiederverwenden kann: Dichtungspaste<br />

müsste man mühevoll abrubbeln, dann<br />

die Auflagefläche sauber machen und<br />

neue Paste auftragen.“<br />

Udo fährt fort: „Je nachdem wie viel<br />

man ausgleichen muss, verwendet man<br />

dünnes oder dickeres Dichtungspapier.<br />

Für den langen Getriebedeckel beispielsweise<br />

habe ich mich für das dickere Papier<br />

entschieden. Für die kleinen, runden<br />

Deckel, hinter denen kein Druck entsteht,<br />

reicht das dünne Papier aus.“<br />

Pilotprojekt Getriebedeckel<br />

Um Ringe auszuschneiden benutzte Udo<br />

einen Kreisschneider, Rundungen wurden<br />

teilweise mit der Schere oder dem<br />

Cutter geschnitten, Bögen mit dem Stecheisen<br />

ausgestochen oder geklopft und<br />

Rundlöcher mit den passenden Lochpfeifen<br />

(auch Locheisen) herausgestanzt. Als<br />

Pilotprojekt eignete sich die Deckeldichtung<br />

für das Getriebe, da diese noch in<br />

keiner von Udos Listen aufgetaucht und<br />

vermutlich nicht mehr über den Handel<br />

zu bekommen war. Ein Locheisen für die<br />

12 Millimeter großen Löcher hat sich Udo<br />

noch schnell aus einem passenden Rohr<br />

zurechtgeschliffen. Udos erster Schritt:<br />

Mit dem Cutter entlang der Außenkontur<br />

des Getriebedeckels schneiden und die<br />

Schraublöcher markieren. (Seite 62 links<br />

unten). Im zweiten Schritt wählte er die<br />

geeignete Lochpfeife passend zur Schraublochgröße<br />

aus und stanzte die Löcher<br />

aus. Als drittes legte er die ausgeschnittene<br />

Form auf die Dichtfläche des Getriebedeckels,<br />

passte sie exakt ein und fixierte<br />

sie mit Klemmen (Seite 62, rechts oben).<br />

Dann klopfte er mit einem kleinen Hammer<br />

entlang der Innenkante die Dichtkante<br />

rundum an. Dabei schnitt er, wenn nötig,<br />

die Reste mit dem Cutter ab. Nach und<br />

nach erhielt er so einen exakten Papierabdruck<br />

von der Dichtfläche (Seite 62 unten).<br />

Als alles fertig geschnitten war, erfolgte<br />

die Passprobe.<br />

Für Nachahmer hat Udo folgende<br />

Tipps: „Aus dem ausgeschnittenen inneren<br />

Teil lassen sich weitere Dichtungen<br />

schneiden und der Abfall reduziert sich<br />

auf ein Minimum. Bei Teilen mit einem<br />

Führungsrand schneide ich zuerst das<br />

Loch innen aus, zeichne dann erst den<br />

Flansch aufs Papier, markiere die Schraublöcher<br />

und schneide sie dann aus.“<br />

ACHTUNG!<br />

Alle Dichtungen, die in Bereichen eingesetzt<br />

werden, wo Hitze entsteht oder einer großen<br />

Beanspruchung ausgesetzt sind, z. B. Auspuff<br />

oder Zylinderkopfdichtung, kann man nicht<br />

selbst herstellen. Sie sind mit speziellem Metallgewebe<br />

durchzogen und sollten ausschließlich<br />

über den Fachhandel bezogen werden.<br />

Lackieren – gewusst wie!<br />

Zunächst einmal mussten die Spuren der<br />

Zeit behoben werden, denn nicht nur Innen<br />

war der Hanomag verwildert. Nachdem<br />

die Dreckkruste einmal weg war,<br />

konnte Udo sich dem Blechkleid etwas<br />

Komplett abgedichtet und<br />

lackiert: Udos R 16 von 1956<br />

Auf dem Dachboden über der Garage, die als Werkstatt dient, hat<br />

sich Udo ein Material- und Werkzeuglager eingerichtet<br />

Die Außenkontur vom Getriebedeckel wird geschnitten<br />

und die Dichtungspappe fixiert<br />

Das 12 mm-Locheisen<br />

hat Udo selbst hergestellt<br />

Für die Dichtung des Getriebedeckels<br />

wird die größte Papierfläche benötigt<br />

Abklopfen entlang der<br />

inneren Kante ...<br />

... nach und nach erhält man<br />

so einen genauen „Abdruck“<br />

Alles richtig gemacht: Die neue<br />

Dichtung passt genau<br />

62<br />

traktorclassic.de 2|2011<br />

63


TRAKTOR<br />

Restaurierungsbericht<br />

RESTAURIERUNGS-WISSEN<br />

Wilberts Spartipps für Einsteiger<br />

Tipp 1: Wenn man zum ersten Mal eine Traktorrestaurierung<br />

anpeilt, ist es ratsam, mit einem<br />

kleinen leichten Schlepper mit maximal zwei<br />

Zylindern anzufangen. Erstens gibt es auf dem<br />

Oldtimermarkt einfach mehr davon, zweitens<br />

werden sie zu erschwinglichen Preisen angeboten<br />

und drittens kostet jeder Zylinder mehr<br />

auch mehr Geld.<br />

Tipp 2: Vor Beginn der Restaurierung ist es<br />

ratsam, einen Budgetplan zu erstellen. Folgende<br />

Fragen können hierbei als Leitfaden nützlich<br />

sein und im Vorfeld abgeklärt werden: Zu welchem<br />

Zweck möchte ich einen Traktor restaurieren?<br />

Um ihn auszustellen? Dann muss er nur<br />

hübsch aussehen und nicht unbedingt fahren<br />

können. Will man mit ihm auf Treffen fahren<br />

oder richtige Touren unternehmen, muss man<br />

schon eine „Vollrestaurierung“ anpeilen, die<br />

teuer werden kann.<br />

Was kosten mich Versicherung, TÜV und Anmeldung?<br />

Wie viel Geld möchte ich insgesamt<br />

ausgeben? Was kann ich in Eigenleistung<br />

erledigen und für welche Arbeiten brauche ich<br />

einen Fachmann? Welche Teile müssen definitiv<br />

ausgewechselt werden und was kosten sie? Gibt<br />

es in meiner Nähe Kfz- oder Landmaschinenwerkstätten,<br />

die Zubehörteile auch in kleinen<br />

Mengen anbieten und eventuell auch Gebrauchtteile<br />

im Lager haben?<br />

Und da eine Restaurierung immer teurer wird<br />

als geplant: Welchen finanziellen Puffer habe<br />

ich noch, falls mehr Kosten anfallen sollten als<br />

vorgesehen?<br />

Tipp 3: Kontakte und Beziehungen können<br />

sehr hilfreich sein, wenn man alleine einen<br />

Traktor-Oldtimer wieder fit machen möchte.<br />

Es treten meistens irgendwelche Schwierigkeiten<br />

auf, bei denen jeder Rat von außen sehr<br />

willkommen sein kann. Es heißt zwar „Guter Rat<br />

ist teuer“, doch in diesem Fall helfen einem<br />

andere Traktoristen sehr gerne weiter.<br />

Tipp 4: Mut zum Preisvergleich zahlt sich immer<br />

aus. Nicht immer ist ein Kauf von privat auch<br />

der günstigste. Regionale Landmaschinenhändler<br />

und -werkstätten haben oft Restposten<br />

und gängige Ersatzteile auf Lager, die für<br />

kleines Geld zu haben sind.<br />

genauer widmen. Die Jahre hatten deutliche<br />

Spuren hinterlassen: Etliche Risse<br />

säumten Haube, Kühlermaske und Seitenbleche.<br />

Hinzu kamen Beulen, rostige Teile,<br />

diverse funktionslose Bohrlöcher sowie<br />

abgebrochene und beschädigte<br />

Stützstreben. Positiv war zu vermerken,<br />

dass kein Lochfraß zu erkennen war – zumindest<br />

nicht auf den ersten Blick.<br />

Den Schrauben ist allerdings die Zeit<br />

im Freien nicht gut bekommen. Etliche<br />

brachen beim Versuch sie zu lösen einfach<br />

ab, wie etwa beim Emblem auf der Kühlerhaube<br />

(Seite 61).<br />

Flechtgitter ade<br />

Insgesamt machte der Kühler mitsamt<br />

Haube keinen guten Eindruck (siehe unten).<br />

Besonders die krummen Streben<br />

nervten den Traktorbesitzer, da zum Geradebiegen<br />

das originale Flechtgitter würde<br />

geopfert werden müssen. Ein Neues war<br />

allerdings dem Restaurierer mit 40 Euro<br />

entschieden zu teuer. Daher fiel die Entscheidung<br />

zugunsten eines günstigeren<br />

Streckgitters.<br />

Nach Entfernen der Kühlerhalterung<br />

traten unterhalb des Kühlers außerdem<br />

wilde Verlötungen zum Vorschein (Bild<br />

Seite 64). Davon ließ man am besten die<br />

Finger, solange es stabil war und hielt.<br />

Von Rost gezeichnet war leider auch die<br />

Kühlerhalterung, die kaum noch zu gebrauchen<br />

war. Über längere Zeit musste<br />

Wasser zwischen Kühlerträger und Kühler<br />

gestanden haben. Mit dem Ergebnis,<br />

dass der Kühlerhalter völlig von Rost zerfressen<br />

war (Seite 64 Mitte). So wurden<br />

Halter und Träger voneinander getrennt<br />

und der verrostete Teil aus dem Halter<br />

komplett ausgeschnitten (siehe Bild darunter).<br />

Nun musste ein Stück Ersatzblech<br />

her. In Udos Restekiste lag ein ausrangiertes<br />

Computergehäuse.<br />

Hilfe vom Computer<br />

Bei näherer Betrachtung stellte der Tüftler<br />

fest, dass das Computerblech die gleiche<br />

Stärke hatte wie der Kühlerhalter. Da<br />

wurde nicht lange gefackelt und schon<br />

klemmte das Blech im Schraubstock.<br />

Nachdem er es in Form gebracht hatte,<br />

schweißte Udo es von unten an den Halter<br />

– sozusagen als Stabilisator (Seite 64, Mitte<br />

rechts). Und siehe da, der Kühlerhalter<br />

konnte wieder seine ursprüngliche Funktion<br />

erfüllen.<br />

Die gröbsten Schäden waren nun beseitigt<br />

und Udo konnte endlich die Sandstrahlbox<br />

seines Bekannten ausprobieren.<br />

Er war außerdem sehr gespannt darauf,<br />

was unter dem Lack alles zu Vorschein<br />

kommen würde. Leider blieb die erste<br />

Enttäuschung nicht lange aus. Nachdem<br />

der eine Kotflügel sandgestrahlt war, wurden<br />

Durchrostungen am Blech sichtbar (s.<br />

links). In den Streben an der Unterseite<br />

hatten sich höchstwahrscheinlich Wasser<br />

und Dreck angesammelt – die Jahre erledigten<br />

dann den Rest. Normalerweise dienen<br />

die Streben auch als Kabelführung,<br />

doch sie waren zu verrostet, als dass noch<br />

eine Leitung hätte durchgezogen werden<br />

können. Großzügig wurde um das Rostloch<br />

herum das Blech ausgeschnitten.<br />

Glücklicherweise konnte in die ausgeschnittene<br />

Fläche ein weiteres Stück<br />

Blech vom Computergehäuse eingeschweißt<br />

werden. Der Hohlraum<br />

zwischen Verstärkung und repariertem<br />

Kotflügelblech wurde später mit Hohlraumversiegelung<br />

ausgespritzt. Mit ein<br />

wenig Spachtelmasse und einem feinen<br />

›› Den Kühlerhalter verstärkte Udo mit einem Stück<br />

ausrangiertem Computerblech derselben Stärke<br />

Schliff war der Kotflügel wiederhergestellt<br />

und konnte lackiert werden (Bilder<br />

siehe unten).<br />

Die Kotflügel: Schweizer Käse<br />

An manchen Bohrungen in der Karosserie<br />

ließ sich nur erahnen, was dort ursprünglich<br />

einmal befestigt gewesen war.<br />

Recht abenteuerlich sahen da die Kotflügel<br />

aus: Sie waren durchlöchert wie<br />

Schweizer Käse. Insgesamt mussten drei-<br />

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX<br />

2. Unterhalb des Kühlers wurde in der<br />

Vergangenheit wild herumgelötet<br />

5. Hier ist das Ersatzblech<br />

bereits in Form gebracht<br />

Das Loch wurde einfach ausgeschnitten<br />

Abgeschliffen und gespachtelt: Das<br />

Ergebnis kann sich sehen lassen<br />

Zwar nicht hundertprozentig<br />

original, dafür aber Kosten gespart<br />

Der stolze Restaurierer<br />

Preiswert: Standard-Schutzbleche<br />

vorn, von „Trecker-Parts“<br />

3. Im Kühlerträger stand wohl häufig<br />

Wasser, so verrostet wie er war. Der<br />

Kühlerhalter war vollkommen zerbröselt<br />

Hier waren wohl ursprünglich<br />

Haubenhalter montiert<br />

1. Die Kühlermaske hatte schon bessere Tage gesehen:<br />

massenhaft Beulen und verbogene und gebrochene Streben<br />

4. Halter und Träger wurden getrennt<br />

und der verrostete Teil komplett entfernt<br />

6. Dann wird der Rest wieder<br />

angeschweißt<br />

Punkt für Punkt wurden die<br />

Bleche miteinander verbrutzelt<br />

Der Kotflügel sah aus wie Schweizer<br />

Käse: übersät mit Bohrlöchern<br />

64 traktorclassic.de 2|2011<br />

65


TRAKTOR<br />

Restaurierungsbericht<br />

ßig Löcher zugeschweißt werden. Für die<br />

vorderen Schutzbleche musste sogar ein<br />

Ersatz her, denn die waren einfach nicht<br />

mehr zu retten. Originale kamen nicht in<br />

Frage, denn dafür hätte der preisbewusste<br />

Restaurierer 130 Euro pro Stück berappen<br />

müssen. Eine günstigere Variante waren<br />

Standardbleche, die gut über die 16-Zoll-<br />

Reifen passten. Udo konnte ein Paar für<br />

45 Euro ergattern. Die passenden Halter<br />

aus Flacheisen (30 mal 3 Millimeter)<br />

konnte der pensionierte Bahner selbst<br />

herstellen.<br />

Kunstharz oder 2K?<br />

Viel Platz hatte Udo für seine ganzen Aktionen<br />

nicht gerade zur Verfügung. Erst<br />

nachdem die Dreck machenden Arbeiten<br />

alle beendet waren, konnte er mit dem Lackieren<br />

beginnen und den Garagenvorplatz<br />

in eine Lackierstation verwandeln.<br />

Aber welcher Lack soll es sein, Kunstharzlack<br />

oder 2K-Lack? Vorteil des 2K-<br />

Lacks ist eindeutig seine schnelle Trocknungszeit.<br />

Dafür ist er dreimal so teuer<br />

wie der Kunstharzlack. Es kamen schließlich<br />

beide Lacke zum Einsatz.<br />

Mit 2K-Lack wurde vorgrundiert und<br />

alle schwarzen Teile lackiert. „Das trocknete<br />

alles wirklich sehr flott“, erinnert<br />

sich Udo. „Dumm war nur, dass am Anfang<br />

mein Verhältnis zwischen Verdünnung<br />

und Härter nicht gestimmt hatte.<br />

Schon beim Spritzen trocknete mir die<br />

Farbe ein, mit der Folge, dass ich noch<br />

einmal alles schleifen und spritzen musste.“<br />

So näherte sich der Lernwillige<br />

Schritt für Schritt seinem Optimum. Hier<br />

und da mussten ein paar Tropfnasen<br />

nachbearbeitet werden, aber im Großen<br />

und Ganzen war das Ergebnis sehr zufriedenstellend.<br />

„Ein großer Nachteil bei der Verwendung<br />

von 2K-Lack“, meint Udo im Nachhinein,<br />

„ist die Tatsache, dass man den<br />

Lack nicht mehr zurück in die Dose geben<br />

kann und man gezwungenermaßen die<br />

Pistole leer spritzen muss. Also habe ich<br />

auch solche Teile gespritzt, die eigentlich<br />

noch nicht dafür vorgesehen waren. Und<br />

schon hatte ich den Salat, denn an manchen<br />

Teilen musste doch noch etwas geschraubt<br />

und gewurschtelt werden, mit<br />

dem Ergebnis, dass der Lack am Ende zerkratzt<br />

war.“ Mit dem Kunstharzlack ging<br />

Udo daher etwas ruhiger zur Sache, da<br />

man den Rest jederzeit wieder zurück in<br />

die Farbdose geben konnte.<br />

Vor- und Nachteile Kunstharzlack<br />

Die längere Trocknungszeit hatte den Vorteil,<br />

dass bei ungewollter Verschmutzung<br />

oder Beschädigung der frisch lackierten<br />

Teile die Farbe mit Verdünnung leicht<br />

wieder runter ging, selbst noch nach einer<br />

Stunde. Hat man allerdings an einer Stelle<br />

etwas zu dick Lack aufgetragen, kann es<br />

›› Vorteil des 2K-Lacks ist seine schnelle Trocknungszeit.<br />

Dafür ist er aber auch gut dreimal so teuer<br />

Tage dauern, bis alles durchgetrocknet ist<br />

und bei der Montage zu unschönen Ergebnissen<br />

führen.<br />

Vollkommen durchgehärtet würden<br />

sich beide Lacke nicht mehr voneinander<br />

unterscheiden, so Udo Wilbert. Lehrgeld<br />

musste er dennoch bezahlen, und zwar<br />

beim Nachlackieren. Es war wohl zu viel<br />

Verdünner mit in der Pistole, denn innerhalb<br />

weniger Minuten bekam der frisch<br />

aufgetragene Lack – in Udos Worten – die<br />

„Kräuselkrankheit“ (siehe unten). Da half<br />

nur die ganze Prozedur noch einmal<br />

Fotos: D. Trauthwein<br />

durchzuführen: trocknen lassen, glatt<br />

schleifen und überlackieren.<br />

Problem Reifenabdeckung<br />

In sehr gutem Zustand waren die Reifen.<br />

Nur die Felgen brauchten einen neuen<br />

Anstrich. Ein Abziehen der Reifen war dafür<br />

nicht notwendig, denn Sandstrahlen<br />

macht dem Gummi nichts. Nur die Abkleberei<br />

gestaltete sich mangels Erfahrung<br />

ein wenig schwierig. Mittlerweile weiß<br />

Udo: „Reibt man die Gummiflanken mit<br />

Benzin ab, hält das Klebeband sehr viel<br />

besser.“ Noch unerfahren mit Abkleben<br />

und Abdecken verwendete Udo im ersten<br />

Versuch Weinkartons.<br />

Das sah zwar richtig gut aus, doch sobald<br />

man dagegen stieß oder sonst wie<br />

Druck auf die Kartons ausgeübt wurde<br />

(etwa durch Anheben des Reifens), löste<br />

sich sofort das Klebeband, wodurch getrocknete<br />

Farbe abbröckelte und auf der<br />

frisch lackierten Oberfläche landete.<br />

Nächste Variante: Abdecken mit Plastikfolie.<br />

Hier machte Udo eine ähnliche<br />

Erfahrung wie bei den Kartons. Zuerst<br />

wurde grundiert – das lief noch alles nach<br />

Plan. Dann kam die Farbe drüber. Beim<br />

Versuch, die Folie nach dem Farbauftrag<br />

zu lösen, blätterte die bereits getrocknete<br />

Grundierung von der Folie ab. Wieder landeten<br />

Brösel auf der frischen Lackschicht.<br />

Es empfiehlt sich also, nach jedem Farbauftrag<br />

zu warten bis die Farbe trocken ist<br />

und eine neue Folie zu verwenden. Am<br />

besten kam Udo mit Zeitungspapier als<br />

Abdeckmaterial zurecht – Methode Nummer<br />

Drei (siehe Bilder Seite 66). Löst man<br />

nämlich das Papier, solange die Farbe<br />

noch feucht ist ab, passiert gar nichts. Und<br />

so macht es dann auch am meisten Spaß.<br />

Original, aber günstig?<br />

Es ist mitunter eine Kostenfrage, einen<br />

Oldtimer-Traktor originalgetreu zu restaurieren.<br />

Allerdings ist es nicht immer notwendig,<br />

jede Schraube und jede Dichtung<br />

vom Markenhersteller zu beziehen. Es<br />

gibt auch finanzielle Lösungen für den<br />

kleinen Geldbeutel.<br />

So richtig billig wird das Ganze deswegen<br />

zwar auch nicht, doch wenn man dabei<br />

wie Udo etwa 1.700 Euro sparen kann,<br />

lohnt es sich allemal, Preise zu vergleichen<br />

und manche Arbeiten selbst vorzunehmen<br />

– ein wenig Fachkenntnis natürlich<br />

vorausgesetzt. Beim Vergleichen der<br />

Preise von gängigen Anbietern staunte der<br />

Sparwillige nicht schlecht, als er für einen<br />

hinteren Kotflügel oder für eine neue<br />

TECHNISCHE DATEN<br />

Hanomag R 16 A<br />

Baujahr 1956<br />

Motor<br />

D14S<br />

Verfahren<br />

Zweizylinder-<br />

Viertakt-Diesel<br />

Kühlung<br />

Wasser<br />

Hubraum (cm 3 ) 1.400<br />

Leistung (PS) 16<br />

Nenndrehzahl (U/min) 1.600<br />

Getriebe v/r 5/1<br />

Länge; Breite (mm) 2.680; 1.470<br />

Spurweite (mm) 1.250–1.500<br />

Radstand (mm) 1.600<br />

Leergewicht (kg) 1.230<br />

Reifen vorne/hinten 4.50-16/8,3x32<br />

Lichtmaschine Preisunterschiede von bis<br />

zu 160 Euro ausmachte. So hatte sich Udo<br />

vor jeder Neuanschaffung einen Überblick<br />

über die Preise verschafft und in den<br />

meisten Fällen eine lohnenswerte Ersparnis<br />

für sich verbuchen können (siehe Kasten<br />

Seite 64).<br />

Daniela Trauthwein<br />

LESEN SIE IN DER NÄCHSTEN FOLGE:<br />

– Wie war das mit der Vorderachse?<br />

– Der Elektrik-Trick<br />

Da macht ein restaurierter Schlepper<br />

richtig Spaß: 1.700 Euro gespart dank<br />

Preisvergleich<br />

Auf dem Garagenvorplatz wurde die Lackierstation<br />

eingerichtet<br />

Als Abdeckung fürs Lackieren eignen<br />

sich Kartons nicht besonders<br />

Getriebe und Hinterachse nach Lackdusche<br />

Mit Plastikfolie geht es besser. Allerdings<br />

sollte man nach jedem Farbauftrag<br />

eine neue Folie verwenden<br />

Fehler beim Lackieren werden unmittelbar<br />

bestraft: In der Lackierpistole befand sich<br />

noch ein kleiner Rest 2K-Verdünner<br />

Diverse Teile sind bereits vorgrundiert und lackiert<br />

Am besten kam Udo mit Zeitungspapier<br />

zurecht. Tipp: Ablösen, solange die Farbe<br />

noch nicht ganz getrocknet ist<br />

66<br />

traktorclassic.de 2|2011<br />

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