Mykosen in Erkennung und Behandlung

Mykosen in Erkennung und Behandlung Mykosen in Erkennung und Behandlung

23.11.2013 Aufrufe

Mykosen in Erkennung und Behandlung Das Entstehen der Krankheit, Symptome und erprobte Therapien von Karl-Heinz Rudat veröffentlicht in SANUM-Post Nr. 30/1995, Seite 9 - 16 Immer häufiger treten Mykosen im Organismus des oft ohnehin abwehrgeschwächten Patienten auf. Mykosen sind nicht immer eindeutig zu erkennen; sie können sich über lange Zeit hinter imponierenden Ausweichsymptomen des Körpers tarnen. Der Zusammenhang von chronischrezidivierenden Mykosen und einer Übersäuerung des Organismus ist in vielen Fällen zu auffällig, als daß man ihn außer acht lassen könnte. Eine zu saure Reaktion bestimmter Organe und Organsysteme schafft ein Haut- und Schleimhautmilieu, in dem die meisten Pilzarten günstigste Lebensbedingungen finden und sich hartnäckig einnisten können. Da die Kontrolle und Regulierung des Säure-Basen-Gleichgewichts im Körper ein Thema für sich ist, soll hier nur in gekürzter Form auf die Zusammenhänge von Azidosen und Mykosen eingegangen werden. Werden dem Organismus zuviel „Säurelocker“ zugeführt, ist er gezwungen, die zum basischen Ausgleich notwendigen Mineralstoffe dem Gewebe zu entnehmen. Diese intensive Aushöhlung der im Körper angelegten Mineraldepots führt zu einer allgemeinen Demineralisation des Organismus. Ein Mineralverlust kann das gesamte Organsystem schwächen und wichtige enzymatische Funktionen behindern. Im Darm muß eine alkalische Reaktion vorliegen (pH-Wert 8,0), die von den stark basischen Sekreten der Leber, des Pankreas sowie der Brunnerschen und Lieberkühnschen Drüsen im Dünndarm konstant gehalten wird, damit die Fett- und Eiweißverdauung gewährleistet ist. Wenn die basische Reaktion im Darm aufgrund einer Übersäuerung zu niedrig ist, bleibt die Verdauung von Fett, Kohlenhydraten und Eiweiß unvollständig, so daß die nicht abgesättigten Säuren (überwiegend Phosphor-, Schwefel- und Harnsäure aus der Eiweißverdauung) vom Blut aufgenommen werden. Für das Blut hat der eigene pH-Wert (7,3-7,5) funktionell Vorrang. Um diesen Wert zu halten, transportiert das Blut diese ungesättigten Säuren in das Gewebe ab. Daher ist die reine Blut-pH-Messung ein relativ ungenauer Diagnoseparameter für ein gestörtes Säure-Basen-Gleichgewicht des Organismus. Werden diese eingelagerten Säuren nicht wieder gelöst und über die Nieren ausgeschieden, nimmt ihre Konzentration im Laufe der Zeit extrem zu. Symptome der Übersäuerung Viele dieser Säuren wirken aggressiv und verursachen Gewebeirritationen im Organismus, die sich häufig durch schmerzhafte Entzündungen der Schleimhäute zu erkennen geben. Die Ausscheidungsorgane können davon bevorzugt betroffen sein. Die Haut (pH-Wert 5,2) mit dem größten Ausscheidungsvolumen des Körpers wird durch den säurehaltigen Schweiß ausgetrocknet und in ihren Funktionen gestört. Sie reagiert sehr sensibel mit verändertem pH- Wert, Rötungen, Rissen und ekzematösen Erscheinungen. Durch den gestörten pH-Wert können sich Haut- und Nagelmykosen ungehindert ausbreiten und manifestieren. Auch die Magen-, Darm- und Atemtraktschleimhäute sind aus diesem Grunde sehr anfällig für Mykosebefall. Es lassen sich aus dem Ungleichgewicht von sauren und basischen Reaktionen neben den Mykosen noch eine Vielzahl anderer Erkrankungen ableiten. Physiologie der Pilze Pilze wurden nach ihren imposantesten Vertretern, den Hutpilzen, benannt (griech. Mykes; latein. Fungus). Sie haben wie die Pflanzen eine Zellwand, zellsaftgefüllte Vakuolen und eine mikroskopisch gut sichtbare Plasmaströmung. Mit den Pflanzen haben sie die weitgehende Bewegungsunfähigkeit gemeinsam. Pilze enthalten jedoch keine photosynthetischen Pigmente, wachsen aber wie Pflanzen unter aeroben Bedingungen und gewinnen ihre Energie durch die Oxydation organischer Substanzen. Der Vegetationskörper des Pilzes ist ein Thallus und besteht aus Fäden, die sich vielfach verzweigen. Die Fäden, Hyphen genannt, bestehen aus der Zellwand und dem Cytoplasma mit dessen Einschlüssen. Die Hyphen können bei den niederen Pilzen aus einem zusammenhängenden Fadenstrang ohne Zellquerwände bestehen oder aber wie bei höheren Pilzen in einzelne Zellen zergliedert sein. Unter dem Myzel versteht man die gesamte Hyphenmasse eines Pilzthallus’. 1

<strong>Mykosen</strong> <strong>in</strong> <strong>Erkennung</strong> <strong>und</strong> <strong>Behandlung</strong><br />

Das Entstehen der Krankheit, Symptome <strong>und</strong> erprobte Therapien<br />

von Karl-He<strong>in</strong>z Rudat<br />

veröffentlicht <strong>in</strong> SANUM-Post Nr. 30/1995, Seite 9 - 16<br />

Immer häufiger treten <strong>Mykosen</strong> im<br />

Organismus des oft ohneh<strong>in</strong> abwehrgeschwächten<br />

Patienten auf. <strong>Mykosen</strong><br />

s<strong>in</strong>d nicht immer e<strong>in</strong>deutig zu<br />

erkennen; sie können sich über lange<br />

Zeit h<strong>in</strong>ter imponierenden Ausweichsymptomen<br />

des Körpers tarnen.<br />

Der Zusammenhang von chronischrezidivierenden<br />

<strong>Mykosen</strong> <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Übersäuerung des Organismus ist <strong>in</strong><br />

vielen Fällen zu auffällig, als daß man<br />

ihn außer acht lassen könnte. E<strong>in</strong>e<br />

zu saure Reaktion bestimmter Organe<br />

<strong>und</strong> Organsysteme schafft e<strong>in</strong><br />

Haut- <strong>und</strong> Schleimhautmilieu, <strong>in</strong> dem<br />

die meisten Pilzarten günstigste Lebensbed<strong>in</strong>gungen<br />

f<strong>in</strong>den <strong>und</strong> sich<br />

hartnäckig e<strong>in</strong>nisten können.<br />

Da die Kontrolle <strong>und</strong> Regulierung des<br />

Säure-Basen-Gleichgewichts im<br />

Körper e<strong>in</strong> Thema für sich ist, soll<br />

hier nur <strong>in</strong> gekürzter Form auf die Zusammenhänge<br />

von Azidosen <strong>und</strong><br />

<strong>Mykosen</strong> e<strong>in</strong>gegangen werden.<br />

Werden dem Organismus zuviel<br />

„Säurelocker“ zugeführt, ist er gezwungen,<br />

die zum basischen Ausgleich<br />

notwendigen M<strong>in</strong>eralstoffe<br />

dem Gewebe zu entnehmen. Diese<br />

<strong>in</strong>tensive Aushöhlung der im Körper<br />

angelegten M<strong>in</strong>eraldepots führt zu<br />

e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>en Dem<strong>in</strong>eralisation<br />

des Organismus. E<strong>in</strong> M<strong>in</strong>eralverlust<br />

kann das gesamte Organsystem<br />

schwächen <strong>und</strong> wichtige enzymatische<br />

Funktionen beh<strong>in</strong>dern.<br />

Im Darm muß e<strong>in</strong>e alkalische Reaktion<br />

vorliegen (pH-Wert 8,0), die von<br />

den stark basischen Sekreten der<br />

Leber, des Pankreas sowie der<br />

Brunnerschen <strong>und</strong> Lieberkühnschen<br />

Drüsen im Dünndarm konstant gehalten<br />

wird, damit die Fett- <strong>und</strong> Eiweißverdauung<br />

gewährleistet ist.<br />

Wenn die basische Reaktion im<br />

Darm aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Übersäuerung<br />

zu niedrig ist, bleibt die Verdauung<br />

von Fett, Kohlenhydraten <strong>und</strong> Eiweiß<br />

unvollständig, so daß die nicht abgesättigten<br />

Säuren (überwiegend Phosphor-,<br />

Schwefel- <strong>und</strong> Harnsäure aus<br />

der Eiweißverdauung) vom Blut aufgenommen<br />

werden.<br />

Für das Blut hat der eigene pH-Wert<br />

(7,3-7,5) funktionell Vorrang. Um diesen<br />

Wert zu halten, transportiert das<br />

Blut diese ungesättigten Säuren <strong>in</strong><br />

das Gewebe ab. Daher ist die re<strong>in</strong>e<br />

Blut-pH-Messung e<strong>in</strong> relativ ungenauer<br />

Diagnoseparameter für e<strong>in</strong> gestörtes<br />

Säure-Basen-Gleichgewicht<br />

des Organismus. Werden diese e<strong>in</strong>gelagerten<br />

Säuren nicht wieder gelöst<br />

<strong>und</strong> über die Nieren ausgeschieden,<br />

nimmt ihre Konzentration im<br />

Laufe der Zeit extrem zu.<br />

Symptome der Übersäuerung<br />

Viele dieser Säuren wirken aggressiv<br />

<strong>und</strong> verursachen Gewebeirritationen<br />

im Organismus, die sich häufig<br />

durch schmerzhafte Entzündungen<br />

der Schleimhäute zu erkennen<br />

geben. Die Ausscheidungsorgane<br />

können davon bevorzugt betroffen<br />

se<strong>in</strong>. Die Haut (pH-Wert 5,2) mit dem<br />

größten Ausscheidungsvolumen des<br />

Körpers wird durch den säurehaltigen<br />

Schweiß ausgetrocknet <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

ihren Funktionen gestört. Sie reagiert<br />

sehr sensibel mit verändertem pH-<br />

Wert, Rötungen, Rissen <strong>und</strong> ekzematösen<br />

Ersche<strong>in</strong>ungen. Durch den<br />

gestörten pH-Wert können sich<br />

Haut- <strong>und</strong> Nagelmykosen ungeh<strong>in</strong>dert<br />

ausbreiten <strong>und</strong> manifestieren.<br />

Auch die Magen-, Darm- <strong>und</strong> Atemtraktschleimhäute<br />

s<strong>in</strong>d aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong>e sehr anfällig für Mykosebefall.<br />

Es lassen sich aus dem Ungleichgewicht<br />

von sauren <strong>und</strong> basischen<br />

Reaktionen neben den <strong>Mykosen</strong><br />

noch e<strong>in</strong>e Vielzahl anderer Erkrankungen<br />

ableiten.<br />

Physiologie der Pilze<br />

Pilze wurden nach ihren imposantesten<br />

Vertretern, den Hutpilzen, benannt<br />

(griech. Mykes; late<strong>in</strong>. Fungus).<br />

Sie haben wie die Pflanzen e<strong>in</strong>e Zellwand,<br />

zellsaftgefüllte Vakuolen <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>e mikroskopisch gut sichtbare<br />

Plasmaströmung. Mit den Pflanzen<br />

haben sie die weitgehende Bewegungsunfähigkeit<br />

geme<strong>in</strong>sam. Pilze<br />

enthalten jedoch ke<strong>in</strong>e photosynthetischen<br />

Pigmente, wachsen aber<br />

wie Pflanzen unter aeroben Bed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>und</strong> gew<strong>in</strong>nen ihre Energie<br />

durch die Oxydation organischer<br />

Substanzen.<br />

Der Vegetationskörper des Pilzes ist<br />

e<strong>in</strong> Thallus <strong>und</strong> besteht aus Fäden,<br />

die sich vielfach verzweigen. Die Fäden,<br />

Hyphen genannt, bestehen aus<br />

der Zellwand <strong>und</strong> dem Cytoplasma<br />

mit dessen E<strong>in</strong>schlüssen. Die Hyphen<br />

können bei den niederen Pilzen<br />

aus e<strong>in</strong>em zusammenhängenden<br />

Fadenstrang ohne Zellquerwände<br />

bestehen oder aber wie bei höheren<br />

Pilzen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelne Zellen zergliedert<br />

se<strong>in</strong>. Unter dem Myzel versteht man<br />

die gesamte Hyphenmasse e<strong>in</strong>es<br />

Pilzthallus’.<br />

1


Vermehrung <strong>und</strong> Fortpflanzung<br />

der Pilze<br />

Die Pilzhyphen wachsen immer nur<br />

an ihrer Spitze, <strong>und</strong> bei fast allen Pilzen<br />

ist jedes Teil des Myzels wachstumsfähig.<br />

E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Myzelstück<br />

genügt bereits zur Überimpfung <strong>und</strong><br />

Entstehung e<strong>in</strong>es neuen Pilzthallus.<br />

Die Formen <strong>und</strong> Mechanismen der<br />

Pilzfortpflanzung s<strong>in</strong>d sehr vielfältig<br />

<strong>und</strong> werden zur Klassifikation der e<strong>in</strong>zelnen<br />

Gattungen e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Pilze vermehren sich durch sexuelle<br />

(geschlechtliche) <strong>und</strong> asexuelle (ungeschlechtliche)<br />

Fortpflanzung. Die<br />

asexuelle Vermehrung geschieht im<br />

allgeme<strong>in</strong>en durch Sporenbildung<br />

<strong>und</strong> Knospung. Bei der Sporenbildung<br />

werden an den Hyphenenden<br />

Sporen abgeschnürt, die sich zu neuen<br />

Pilzen entwickeln. Die asexuelle<br />

Vermehrung der Hefen (Sproßpilze)<br />

ist die Sprossung oder Knospung. An<br />

der Mutterzelle bildet sich e<strong>in</strong> Auswuchs,<br />

<strong>in</strong> den e<strong>in</strong> Kern e<strong>in</strong>wandert.<br />

Dieser Kern wird als Knospe abgeschnürt<br />

<strong>und</strong> wächst selbständig zu<br />

e<strong>in</strong>em Pilz.<br />

Bei der sexuellen Fortpflanzung der<br />

Pilze vere<strong>in</strong>igen sich zwei Kerne mite<strong>in</strong>ander.<br />

Diese Kernverschmelzung<br />

läuft bei den Pilzen <strong>in</strong> verschieden<br />

langen Intervallen <strong>und</strong> nicht periodisch<br />

oder regelmäßig ab. Die sexuelle<br />

Fortpflanzung läuft <strong>in</strong> drei Phasen<br />

ab:<br />

- In der ersten Phase vere<strong>in</strong>igen<br />

sich die beiden Kerne (Protoplasmen)<br />

zu e<strong>in</strong>er Zelle mit zwei<br />

Kernen (Plasmogamie).<br />

- In der Folgephase kommt es zur<br />

Verschmelzung der beiden Kerne<br />

(Karyogamie).<br />

- Die Meiose als letzte Phase löst<br />

die Reduktion der doppelten<br />

Chromosomensätze auf die ursprüngliche<br />

Anzahl aus.<br />

Diese drei Vorgänge, Plasmogamie,<br />

Karyogamie <strong>und</strong> Meiose, laufen bei<br />

den meisten Pilzen geordnet nache<strong>in</strong>ander<br />

ab. Bei e<strong>in</strong>igen Arten jedoch<br />

<strong>in</strong> sehr verschiedenen Stadien.<br />

Mikrobielle Transformation<br />

Viele Pilzarten besitzen die Fähigkeit,<br />

vorgegebene Substanzen umzubauen.<br />

Die biotechnische Ausnutzung<br />

dieser Eigenschaft bezeichnet man<br />

als „mikrobielle Transformation“. Vor<br />

allem bei der Steroidumwandlung<br />

setzt man diese Methode e<strong>in</strong> <strong>und</strong> gew<strong>in</strong>nt<br />

dadurch Steroidhormone wie<br />

Cortison <strong>und</strong> Hydrocortison (Cortisol).<br />

Die Herstellung dieser Hormone auf<br />

re<strong>in</strong> chemischem Weg erfordert e<strong>in</strong>en<br />

hohen f<strong>in</strong>anziellen Aufwand, darum<br />

ist die Pharma<strong>in</strong>dustrie längst<br />

auf die mikrobielle Transformation<br />

durch Pilze übergegangen. E<strong>in</strong> relativ<br />

preiswertes Ausgangsmaterial für<br />

die Herstellung von Steroidpräparaten<br />

s<strong>in</strong>d das Stigmasterol aus Sojabohnen,<br />

das Diosgen<strong>in</strong> aus der<br />

Yamswurzel (Dioscorea batatas,<br />

ch<strong>in</strong>. Kartoffel) <strong>und</strong> das Ergoster<strong>in</strong><br />

aus Hefen. Durch e<strong>in</strong>e Kette von<br />

Transformationen (Hydroxylierung,<br />

Hydrogenierung, Seitenkettenabspaltung,<br />

oxydative R<strong>in</strong>gspaltung)<br />

werden <strong>in</strong>sbesondere die chemisch<br />

aufwendigen Reaktionen den Pilzen<br />

(Fusarium, Aspergillus- <strong>und</strong> Penicilliumarten<br />

u.ä.) anvertraut.<br />

Mykotox<strong>in</strong>e <strong>und</strong> ihre Wirkung<br />

Unter Mykotox<strong>in</strong>en versteht man die<br />

Stoffwechselprodukte von Sproßoder<br />

Schlauchpilzen (Ascomycetes),<br />

also <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die der Gattungen<br />

Penicillium, Aspergillus <strong>und</strong> Fusarium.<br />

Mykotox<strong>in</strong>e <strong>und</strong> ihre schädlichen<br />

Wirkungen wurden erst 1960<br />

entdeckt. Damals traten <strong>in</strong> englischen<br />

Geflügelfarmen verbreitet Tierseuchen<br />

auf, deren Verursacher völlig<br />

unbekannt waren. Innerhalb kürzester<br />

Zeit verendeten etwa 100000<br />

Puten <strong>und</strong> fast 20000 Enten <strong>und</strong><br />

Wachteln.<br />

Man stellte fest, daß die Tiere durch<br />

Vergiftungen zu Tode kamen. Es<br />

zeigte sich, daß diese massenhaften<br />

Vergiftungen auf das bisher bedenkenlos<br />

angewendete Futter zurückzuführen<br />

war. Bei dem Futter handelte<br />

es sich um Erdnußschrot mit<br />

reichlichen „Schimmelansätzen“. Bei<br />

Laboruntersuchungen wurden viele<br />

Aspergillusarten als Besiedler des<br />

Futters entdeckt. Die häufigste Pilzart<br />

war Aspergillus flavus. Nach ihm<br />

benannte man die Mykotox<strong>in</strong>e-Aflatox<strong>in</strong>e.<br />

Aflatox<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d die stärksten<br />

Kanzerogene pflanzlichen Ursprungs.<br />

Die ger<strong>in</strong>ge Menge von 10 mcg/Tag<br />

reicht aus, um im Tiertest bei Ratten<br />

Lebertumoren auszulösen.<br />

Die Wirkung der Aflatox<strong>in</strong>e auf<br />

den Menschen<br />

Für den Menschen stellen Aflatox<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige, direkte Gefahr dar,<br />

denn die Lebensbed<strong>in</strong>gungen dieser<br />

Pilzarten s<strong>in</strong>d primitiv <strong>und</strong> angepaßt,<br />

so daß mit ihnen im Gr<strong>und</strong>e überall<br />

<strong>und</strong> immer zu rechnen ist. Aflatox<strong>in</strong>e<br />

s<strong>in</strong>d extrem hitzestabil, so daß sie<br />

nicht e<strong>in</strong>mal im Getreide oder Mehl<br />

während des Backvorgangs zerstört<br />

werden. Sie verbreiten sich <strong>in</strong> Nahrungsmitteln<br />

aller Art: Gewürze,<br />

Milch, Fleischprodukte, Obst, Gemüse<br />

<strong>und</strong> verschiedene Nußarten.<br />

Mittlerweile s<strong>in</strong>d etwa 120 tox<strong>in</strong>bildende<br />

Pilzarten bekannt, von denen<br />

fast 100 Mykotox<strong>in</strong>e chemisch identifiziert<br />

s<strong>in</strong>d. Der Nachweis von Mykotox<strong>in</strong>en<br />

ist aufwendig <strong>und</strong> kompliziert.<br />

Am besten untersucht wurden<br />

bisher die Aflatox<strong>in</strong>e, von denen heute<br />

sechs verschiedene Stoffe unterschieden<br />

werden (siehe Tabelle 1).<br />

Als Tox<strong>in</strong>bildner konnten Schimmelpilze,<br />

Aspergillus flavus <strong>und</strong> Aspergillus<br />

parasiticus isoliert werden. Die<br />

akut-toxischen Dosen schwanken<br />

zwischen 0,3 <strong>und</strong> 3,5 mg/kg Körpergewicht.<br />

Aflatox<strong>in</strong>e lösen ke<strong>in</strong>e<br />

Immunreaktion im Organismus aus,<br />

so daß der befallene Körper zu Beg<strong>in</strong>n<br />

ke<strong>in</strong>e Signalsymptome entwickelt.<br />

Dazu kommt, daß sie gegenüber<br />

allen üblichen Verfahren, die zur<br />

Haltbarmachung von Nahrungsmitteln<br />

angewendet werden, resistent<br />

s<strong>in</strong>d (Hitze, Säuren, Bestrahlungen).<br />

Der Schutz des Menschen vor ihnen<br />

ist vorerst nur mit prophylaktischen<br />

2


Maßnahmen aufzubauen (Fungiziden).<br />

In der Tabelle 1 s<strong>in</strong>d die bekanntesten<br />

Aflatox<strong>in</strong>bildnerpilze mit Benennung<br />

ihres speziellen Mykotox<strong>in</strong>s <strong>und</strong><br />

der Wirkung auf den menschlichen<br />

Organismus aufgeführt.<br />

Es muß erwähnt werden, daß die sogenannten<br />

Pilzvergiftungen durch<br />

verschiedene Makromyzeten nicht zu<br />

den erläuterten Mykotox<strong>in</strong>en gehören.<br />

Bei den Vergiftungen durch Pilze<br />

spricht man von Myzetismus. Unter<br />

diesen Begriff fallen die akut <strong>und</strong><br />

oft tödlich verlaufenden Folgen nach<br />

Verzehr von Giftpilzen. So enthalten<br />

mehrere Knollenblätterpilzarten Phallotox<strong>in</strong>e<br />

<strong>und</strong> Amatox<strong>in</strong>e. Bereits 50<br />

Gramm stellen für den menschlichen<br />

Organismus e<strong>in</strong>e tödliche Dosis dar.<br />

Diese Tox<strong>in</strong>e verursachen akute Lebernekrosen.<br />

Andere Giftpilze können e<strong>in</strong>e neurotoxische<br />

Wirkung haben. Sie verursachen<br />

durch Muskar<strong>in</strong>e (e<strong>in</strong>em Alkaloid<br />

aus Fliegenpilz, Pantherpilz<br />

u.a.) Delirien, Muskelspasmen mit<br />

Erstickungsanfällen, Überregung des<br />

ZNS mit euphorischem Rausch <strong>und</strong><br />

Visionen, ähnlich der Wirkung der<br />

Mutterkornalkaloide (Ergotam<strong>in</strong>e, Ergotox<strong>in</strong>e,<br />

Ergobas<strong>in</strong>e).<br />

Giftpilzarten wie der Täubl<strong>in</strong>g, der<br />

Tigerritterl<strong>in</strong>g u.a. wirken dagegen<br />

spezifisch auf den Gastro<strong>in</strong>test<strong>in</strong>altrakt<br />

mit Erbrechen, Darmkrämpfen<br />

<strong>und</strong> Durchfällen.<br />

Auslöser der Mykoallergosen<br />

Immungeschwächte Patienten mit<br />

allergischer Veranlagung können auf<br />

Pilzsporen sehr empf<strong>in</strong>dlich reagieren.<br />

Die allergische Potenz der Inhaltsstoffe<br />

<strong>und</strong> Zellwandsubstanzen<br />

der Sporen ist hoch, <strong>und</strong> ähnlich wie<br />

Blütenpollen lösen sie als sensibilisierende<br />

Allergene verschiedenste Symptome<br />

aus. Affektionen des Respirationstraktes<br />

stehen an erster Stelle<br />

der Körperreaktionen, mit wäßrigem<br />

Fließschnupfen bis zu asthmatischen<br />

Ersche<strong>in</strong>ungen.<br />

Pilzarten, die Mykoallergosen verursachen,<br />

s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e <strong>in</strong>fektiösen Erreger<br />

im Organismus des Menschen,<br />

sondern weit verbreitete Pflanzenbesiedler<br />

<strong>und</strong> Schimmelpilze, die sich<br />

durch e<strong>in</strong>e Massenproduktion an<br />

Sporen auszeichnen. Ger<strong>in</strong>gste Luftbewegung<br />

reicht aus, um die Sporen<br />

von ihren Trägern zu lösen <strong>und</strong><br />

<strong>in</strong>folge ihres ger<strong>in</strong>gen Gewichtes <strong>in</strong><br />

die Umgebung zu tragen. Ihr Verbreitungsgrad<br />

ist dementsprechend<br />

hoch. Man f<strong>in</strong>det sie <strong>in</strong> Häusern, an<br />

feuchten Mauern <strong>und</strong> Tapeten, ebenso<br />

auf angeschimmelten Nahrungsmittelresten.<br />

Das ganze Ersche<strong>in</strong>ungsbild der Pilzsporen<br />

ähnelt dem Blütenpollenflug,<br />

denn auch Mykosporen unterliegen<br />

e<strong>in</strong>em jahreszeitlichen Wechsel.<br />

Während der Vegetationsperioden<br />

höherer Pflanzen (Mai bis September)<br />

nimmt die Sporenkonzentration<br />

zu <strong>und</strong> <strong>in</strong> den W<strong>in</strong>termonaten wieder<br />

ab. Entsprechend parallel häufen<br />

sich allergische Pilzerkrankungen. In<br />

Tabelle 2 s<strong>in</strong>d die Namen der Pilzarten<br />

aufgeführt, die am häufigsten<br />

Mykoseallergosen auslösen.<br />

Die äußeren <strong>Mykosen</strong><br />

Unter dem Begriff „Äußere <strong>Mykosen</strong>“<br />

werden Erreger gefaßt, die oberflächliche<br />

<strong>Mykosen</strong> verursachen, also <strong>Mykosen</strong><br />

der Haut <strong>und</strong> ihrer Anhangsgebilde,<br />

Haare <strong>und</strong> Nägel sowie der<br />

Schleimhäute.<br />

Dermatophyten (Fadenpilze) werden<br />

als primäre Mykoseerreger bezeichnet.<br />

Etwa 40 Arten be<strong>in</strong>halten<br />

die drei Gattungen Trichophyton, Mikrosporum<br />

<strong>und</strong> Epidermophyton.<br />

Dermatophyten verursachen Läsionen<br />

unter vielen verschiedenen Ersche<strong>in</strong>ungsformen.<br />

Der e<strong>in</strong>zelne Dermatophytenbefall<br />

trägt nicht den Namen<br />

des Pilzes, sondern wird nach<br />

dem kl<strong>in</strong>ischen Bild der Mykose <strong>und</strong><br />

ihrer Lokalisation benannt. Beispiele<br />

s<strong>in</strong>d T<strong>in</strong>ea pedis (Fußpilz), T<strong>in</strong>ea unguium<br />

als Nagelmykose oder T<strong>in</strong>ea<br />

capitis als Mykose von Kopfhaut <strong>und</strong><br />

Haar.<br />

3


Hefen: Hefepilze galten lange Zeit als<br />

harmlose Schmarotzer auf der Haut<br />

<strong>und</strong> Schleimhaut, die ausschließlich<br />

bei Vorliegen e<strong>in</strong>er schweren Gr<strong>und</strong>krankheit<br />

als sek<strong>und</strong>äre Mykoseerreger<br />

auftreten. Im Laufe der Zeit zeigten<br />

sich jedoch sehr e<strong>in</strong>deutig die pathogenen<br />

Eigenschaften der Hefen.<br />

Sie s<strong>in</strong>d fähig, viele Krankheiten auszulösen,<br />

wenn auch erst unter begünstigenden<br />

Bed<strong>in</strong>gungen (z.B.<br />

Haut- <strong>und</strong> Schleimhautirritationen<br />

mit gestörtem pH-Wert).<br />

Heute s<strong>in</strong>d m<strong>in</strong>destens fünf Gattungen<br />

der Hefepilze als humanpathogene<br />

Erreger anerkannt:<br />

- Candida: Gattungsbegriff für sehr<br />

verbreitete parasitäre Sproßpilze;<br />

- Torulopsis: sproßpilzige Blastomykosen<br />

mit aggressiver Verlaufsform;<br />

- Trichosporon: Gattungsbegriff für<br />

Haarpilze;<br />

- Sporobolomyces: Gruppe der<br />

Hefesporenpilze;<br />

- Cryptococcus: spezielle Gruppe<br />

von Hefepilzen (Nagelbettentzündungen,<br />

F<strong>in</strong>gerzwischenräume).<br />

Die zunehmende Bedeutung dieser<br />

Hefepilzgattungen basiert auf der<br />

Ausbreitung begünstigender Faktoren.<br />

Die immer häufigere Verwendung<br />

von Antibiotika, Zytostatika,<br />

Kortikosteroiden, Immunsuppressiva<br />

<strong>und</strong> oralen Kontrazeptiva, aber auch<br />

Änderungen <strong>in</strong> der Ernährung (Azidose)<br />

<strong>und</strong> im Sozialverhalten verursachen<br />

e<strong>in</strong>e steigende Verbreitung<br />

der Hefemykosen.<br />

Hefepilze besiedeln bevorzugt die<br />

Schleimhäute des Respirationstraktes,<br />

des Verdauungs- <strong>und</strong> Urogenitaltraktes.<br />

Die Haut ist weniger häufig<br />

befallen.<br />

Schimmelpilze: Schimmelpilze s<strong>in</strong>d<br />

wegen ihrer großen Verbreitung regelmäßige<br />

Anflugskeime auf der<br />

Körperoberfläche. Trotzdem ist ihre<br />

Bedeutung als Erreger oberflächlicher<br />

<strong>Mykosen</strong> sehr ger<strong>in</strong>g. Sie werden<br />

deshalb als „Langzeitparasiten“<br />

bezeichnet. Aus vorgeschädigten<br />

Hautbezirken werden vere<strong>in</strong>zelt Arten<br />

von Aspergillus, Penicillium, Paecilomyces,<br />

Verticillium, Fusarium<br />

<strong>und</strong> Cladosporium isoliert. Bei der natürlichen<br />

Besiedelung des äußeren<br />

Gehörganges werden vorwiegend<br />

Aspergillus niger <strong>und</strong> Aspergillus nidulans<br />

nachgewiesen.<br />

Weitere Verursacher von Oberflächenmykosen:<br />

E<strong>in</strong>ige Pilze nehmen<br />

als Auslöser oberflächlicher <strong>Mykosen</strong><br />

e<strong>in</strong>e Sonderstellung e<strong>in</strong>. Die<br />

Kleieflechte „Pityriasis versicolor“<br />

(auch T<strong>in</strong>ea visicolor) wird durch Pityrosporum<br />

furfur, e<strong>in</strong>em hefeähnlichen<br />

Pilz, hervorgerufen. Er ist <strong>in</strong><br />

feuchtwarmen Gebieten weltweit verbreitet<br />

<strong>und</strong> setzt <strong>in</strong> der obersten<br />

Hornschicht der Haut an. Auch die<br />

Pilzentwicklung bei der T<strong>in</strong>ea nigra<br />

(tropische Mykose) mit schwarzen,<br />

schuppenden Herden am Stamm<br />

spielt sich <strong>in</strong> der obersten Hornschicht<br />

ab. Die Erreger der T<strong>in</strong>ea nigra<br />

s<strong>in</strong>d Cladosporium wernecki <strong>und</strong><br />

Cladosporium mansonii.<br />

E<strong>in</strong>e Pilzerkrankung, die ausschließlich<br />

das Haar erfaßt, ist die Piedra<br />

(span.: Ste<strong>in</strong>) mit zwei<br />

Ersche<strong>in</strong>ungsvarianten. Die weiße<br />

Piedra wird durch Trichosporon<br />

beiglii (Synonym Trichosporon<br />

cutanaeum), die schwarze Piedra<br />

durch Piedraia hor-tae verursacht.<br />

Trichosporon ist e<strong>in</strong> hefeähnlicher<br />

Schimmelpilz, dessen Verwandtschaft<br />

mit Basidiomycetes durch<br />

elektronenmikroskopische Aufdeckung<br />

diskutiert wird. Beide Pilze formen<br />

am Haarschaft unregelmäßige,<br />

unterschiedlich große, ste<strong>in</strong>harte<br />

schwarze oder weiße Knötchen. Sie<br />

s<strong>in</strong>d systematisch nicht näher verwandt.<br />

Nur durch Abrasieren der befallenen<br />

Haare ist diesem Pilz beizukommen.<br />

Die <strong>in</strong>neren <strong>Mykosen</strong><br />

<strong>Mykosen</strong> der Körperoberfläche wirken<br />

nur unter besonderen Umständen<br />

lebensbedrohlich auf den befallenen<br />

Organismus. Ganz anders die<br />

<strong>in</strong>neren <strong>Mykosen</strong>, die auch als Endomykosen,<br />

Organ- <strong>und</strong> Systemmykosen<br />

bezeichnet werden <strong>und</strong> e<strong>in</strong><br />

schweres Erkrankungsbild zeigen<br />

können. Ihre Erreger s<strong>in</strong>d fakultativ<br />

pathogene Pilze. Das bedeutet, daß<br />

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diese Pilzträger sogenannte Opportunisten<br />

s<strong>in</strong>d, deren Gefährlichkeit erst<br />

beim Zusammentreffen mit e<strong>in</strong>em<br />

geschwächten Schleimhautmilieu<br />

zum Tragen kommt.<br />

Die häufigsten Erreger <strong>in</strong>nerer <strong>Mykosen</strong><br />

s<strong>in</strong>d die Hefe Candida albicans<br />

<strong>und</strong> der Schimmelpilz Aspergillus<br />

fumigatus. Bei Endomykosen durch<br />

Hefen s<strong>in</strong>d die bereits erwähnten prädisponierenden<br />

Faktoren von großer<br />

Bedeutung. Umgekehrt ist e<strong>in</strong>e ständig<br />

rezidivierende Hefemykose e<strong>in</strong> oft<br />

e<strong>in</strong>deutiger H<strong>in</strong>weis für das Vorliegen<br />

chronischer Organstörungen.<br />

Gel<strong>in</strong>gt die konsequente Beseitigung<br />

dieser sek<strong>und</strong>ären Mykoseerreger<br />

nicht, kann es zu deren ungeh<strong>in</strong>derter<br />

Massenvermehrung kommen mit<br />

Manifestation als Lungenmykose<br />

(Candidasepsis). Besonders diese<br />

Tatsache sollte <strong>in</strong> der Naturheilpraxis<br />

große Beachtung f<strong>in</strong>den, denn der<br />

kausale Denk- <strong>und</strong> Therapieansatz<br />

des Behandlers, der die Vernetzung<br />

von krankheitsauslösenden Faktoren<br />

<strong>und</strong> daraus entstehenden Primärerkrankungen<br />

aufzeigt, ist e<strong>in</strong> sicheres<br />

<strong>Behandlung</strong>sschema.<br />

Auf den Hefepilzerreger Candida albicans,<br />

se<strong>in</strong>e Eigenschaften <strong>und</strong> körperliche<br />

Symptomatik soll im weiteren<br />

Verlauf dieses Beitrages genauer<br />

e<strong>in</strong>gegangen werden.<br />

Bei den Aspergillosen (Schimmelpilzen)<br />

s<strong>in</strong>d als Erreger hauptsächlich<br />

diejenigen Arten vertreten, die sich<br />

durch e<strong>in</strong>e ausgeprägte Temperaturtoleranz<br />

bei e<strong>in</strong>em Wachstumsoptimum<br />

über 30 Grad Celsius auszeichnen.<br />

Dazu gehören die Schimmelpilze<br />

Aspergillus fumigatus, -flavus, -<br />

nidulans, -niger <strong>und</strong> -terreus, deren<br />

Spuren über die Atemwege ihre E<strong>in</strong>trittspforte<br />

f<strong>in</strong>den.<br />

Insbesondere Aspergillus fumigatus<br />

kann unterschiedliche Lungenaffektionen<br />

auslösen, deren auffallendste<br />

das Aspergillum ist. Bei dieser Pilzerkrankung<br />

siedeln die Aspergillus<br />

fumigatus-Sporen (rauchgrauer Kolbenschimmel)<br />

<strong>in</strong> bereits vorhandenen<br />

Hohlräumen der Lunge (Kavernen,<br />

Cysten, Bronchiektasen) zu e<strong>in</strong>em<br />

Pilzball. Das Symptomenbild<br />

entwickelt sich rasch <strong>und</strong> auffällig;<br />

subfebrile Temperaturen, Schweiße,<br />

Atemnot, Bluthusten <strong>und</strong> blutiges<br />

Sputum (D.D. Tuberkulose). In fortgeschrittenem<br />

Stadium besteht bei<br />

dem Aspergillum die absolute Indikation<br />

zur chirurgischen <strong>Behandlung</strong><br />

mit Lungensegment- oder Lappenresektion.<br />

Die Cryptococcose ist e<strong>in</strong>e Inhalationsmykose,<br />

die durch die Hefe<br />

Cryptococcus neoformans ausgelöst<br />

wird. Ausgehend von E<strong>in</strong>zelherden<br />

oder diffusem Wachstum <strong>in</strong> der Lunge<br />

werden <strong>in</strong>nere Organe <strong>und</strong> die<br />

Haut auf hämatogenem Wege befallen.<br />

Die besondere Gefährlichkeit dieses<br />

Erregers beruht auf se<strong>in</strong>er Aff<strong>in</strong>ität<br />

zum Zentralnervensystem.<br />

Die schnellwüchsigen <strong>und</strong> wärmeliebenden<br />

Zygomycetes Mucor, Absidia<br />

<strong>und</strong> Rhizopus (Gruppe der Phykomyceten,<br />

die sich aus zwei gleichen<br />

Geschlechtszellen zu Zygophoren<br />

vere<strong>in</strong>igen), s<strong>in</strong>d Erreger e<strong>in</strong>er der<br />

am schnellstablaufenden <strong>und</strong> gefährlichsten<br />

<strong>Mykosen</strong>, besonders bei Patienten<br />

mit Diabetesentgleisung oder<br />

hämatologischen Erkrankungen.<br />

Meist beg<strong>in</strong>nt diese Mykose mit e<strong>in</strong>er<br />

Pilzs<strong>in</strong>usitis <strong>und</strong> entwickelt sich<br />

bald zu Nekrosen im Gesicht oder<br />

auch des Gehirns. Früher führte diese<br />

Rh<strong>in</strong>ocerebralmykose fast immer<br />

zum Tod. Sie ist e<strong>in</strong>e relativ seltene<br />

Erkrankung.<br />

Die Candidamykosen<br />

Unter die Sammelbezeichnung Candidamykosen<br />

(Candidose, Candidiasis)<br />

fallen sproßpilzbed<strong>in</strong>gte Krankheitsersche<strong>in</strong>ungen,<br />

überwiegend<br />

des Erregers Candida albicans. Der<br />

parasitäre Hefeorganismus Candida<br />

albicans (auch als Soorpilz bezeichnet)<br />

breitet sich unter allen Pilzarten<br />

am auffälligsten <strong>und</strong> schnellsten aus.<br />

Er ist <strong>in</strong> der Lage, praktisch alle Organe<br />

zu besiedeln, wenn e<strong>in</strong> geschwächter<br />

Wirtsorganismus das zuläßt.<br />

Wegen der enormen Ausbreitung<br />

dieses Pilzes soll hier se<strong>in</strong> gesamtes<br />

Ersche<strong>in</strong>ungsbild genauer<br />

erläutert werden.<br />

Candida albicans liegt im Organismus<br />

<strong>in</strong> Hefeform als E<strong>in</strong>zelzelle vor,<br />

die sich durch Knospung oder Sprossung<br />

fortpflanzt. Auch Abwandlungen<br />

als Mikrokolonien oder Pseudomyzelen<br />

mit e<strong>in</strong>fachem Längenwachstum<br />

<strong>und</strong> unterschiedlichsten<br />

Verzweigungen s<strong>in</strong>d vere<strong>in</strong>zelt möglich,<br />

die sich jedoch serologisch<br />

durch ihre biochemische Ausstattung<br />

von den Wachstumsphasen der echten<br />

Candidamyzelen abgrenzen. Diese<br />

Abwandlungen zeigen auch ke<strong>in</strong>e<br />

Zeltquerwände wie der echte Pilz.<br />

Die verbreitetste Vegetationsform der<br />

Candidahefen ist die Oberflächenbesiedlung<br />

der Schleimhäute. Die<br />

Hefezellen überleben zu großen Anteilen<br />

<strong>in</strong>trazellulär <strong>in</strong> den Epithelzellen<br />

<strong>und</strong> überdauern sogar die Phagozytose<br />

durch Granulozyten. Bereits<br />

nach etwa 24 St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> 37 Grad<br />

Temperatur bilden die phagozytierten<br />

Candidahefezellen Hyphen, die<br />

durch ihr schnelles Längenwachstum<br />

die Granulozytenzellmembran<br />

zerstören.<br />

Virulente Pilzsporen: In Labortestverfahren<br />

zur cytopathischen Wirkung<br />

der unterschiedlichen Candidaarten<br />

stellte sich heraus, daß die virulentesten<br />

Spezies Candida albicans<br />

(über 90 Prozent der Fälle von<br />

Candidiasis), Candida tropicalis <strong>und</strong><br />

Candida stellatoidea das stärkste Myzelwachstum<br />

zeigen. Die weniger virulenten<br />

Arten Candida krusei, Candida<br />

pseudotropicalis <strong>und</strong> Candida parapsilosis<br />

produzieren überwiegend<br />

Pseudomyzelwachstum (Abwandlungsform).<br />

Man kann Candidahefen nicht gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

als pathogen bezeichnen,<br />

denn heute steht fest, daß e<strong>in</strong>e Candida<strong>in</strong>fektion<br />

nicht ausschließlich<br />

durch Erreger aus der Umwelt ausgelöst<br />

wird, sondern daß der befallene<br />

Organismus durch die akute<br />

Vermehrung e<strong>in</strong>es bereits im Körper<br />

5


estehenden Erregerstammes erkrankt<br />

(Ausnahme: Neugeborene<br />

<strong>und</strong> Säugl<strong>in</strong>ge).<br />

Jeder Mensch hat symbiotische Candidabesiedlungen,<br />

die für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>takte<br />

Haut- <strong>und</strong> Schleimhautabwehr benötigt<br />

werden, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Körper. E<strong>in</strong>e<br />

permanente <strong>in</strong>aktive Hefebesiedlung<br />

des Verdauungstraktes wird als<br />

notwendig <strong>und</strong> normal angesehen.<br />

E<strong>in</strong> hoher Prozentteil von Frauen <strong>in</strong><br />

der Schwangerschaft weist e<strong>in</strong>e<br />

symptomlose vag<strong>in</strong>ale Candidabesiedlung<br />

auf (Erstkontakt des Neugeborenen).<br />

Auch Hautbereiche des<br />

Körpers weisen Candida albicans-<br />

Keime auf.<br />

Daraus läßt sich ableiten, daß erst<br />

e<strong>in</strong>e Störung der Immunabwehr den<br />

Pilz pathogen werden läßt. E<strong>in</strong>e größere<br />

Rolle spielt e<strong>in</strong> gestörtes Säure-Basen-Gleichgewicht<br />

des befallenen<br />

Organismus’ bei der Infektanbahnung<br />

(siehe E<strong>in</strong>leitung dieses<br />

Beitrages), vermutlich aber bewirken<br />

viele Faktoren geme<strong>in</strong>sam den Ausbruch<br />

e<strong>in</strong>er Candidamykose. E<strong>in</strong>e<br />

Veränderung der „Ökologie“ des Körpers<br />

muß also stattgef<strong>und</strong>en haben,<br />

bevor das Pilzwachstum <strong>in</strong> Gang gesetzt<br />

wird.<br />

Manifestation der Hefepilzerreger<br />

Der Candidapilzbefall zeichnet sich<br />

durch se<strong>in</strong>e Vielgestaltigkeit aus.<br />

Se<strong>in</strong> besonderes Merkmal ist der Befall<br />

verschiedenster Haut- <strong>und</strong> Organbereiche.<br />

E<strong>in</strong>e Tatsache, die ihn gefährlich<br />

<strong>und</strong> unberechenbar machen<br />

kann. Die Pilzerkrankung kann demnach<br />

cutan, mucocutan, subcutan<br />

oder systemisch verbreitet se<strong>in</strong>. Sie<br />

kann sich akut oder subakut, chronisch<br />

oder periodisch zeigen <strong>und</strong> sich<br />

überall im Körper lokalisieren: Im<br />

M<strong>und</strong> <strong>und</strong> Rachen, auf der Haut <strong>und</strong><br />

Kopfhaut, auf den F<strong>in</strong>gern <strong>und</strong> <strong>in</strong> den<br />

F<strong>in</strong>gerzwischenräumen, <strong>in</strong> den Fuß<strong>und</strong><br />

F<strong>in</strong>gernägeln, im gesamten Respirations-<br />

<strong>und</strong> Gastro<strong>in</strong>test<strong>in</strong>altrakt.<br />

Schleimhautmykosen:<br />

- oral: Stomatitis, Glossitis, Soor;<br />

- Intest<strong>in</strong>altrakt: Gastritis, Enteritis,<br />

Ösophagitis, Pruritus ani;<br />

- Befall der Geschlechtsorgane:<br />

Vag<strong>in</strong>itis, Balanitis;<br />

- chronische Formen der Candidamykosen.<br />

Hautbefall:<br />

- Großflächige oder generalisierte<br />

Candidiasis;<br />

- Nagelmykosen;<br />

- Candidagranulome;<br />

- W<strong>in</strong>delsoor bei Säugl<strong>in</strong>gen <strong>und</strong><br />

Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dern.<br />

Systemischer Candidabefall:<br />

- Urogenitalbereich: Harnwege,<br />

Geschlechtsorgane;<br />

- Endocarditis;<br />

- Men<strong>in</strong>gitis.<br />

Allergische Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />

bei e<strong>in</strong>er Candidose:<br />

- Allergische Gastritis;<br />

- Asthma, allergische Bronchitiden;<br />

- ekzematöse Hautersche<strong>in</strong>ungen.<br />

<strong>Mykosen</strong> können sich tarnen <strong>und</strong> nur<br />

e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnes Symptom auslösen. So<br />

kann sich h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>er Endokarditis<br />

oder men<strong>in</strong>gualen Reizsymptomen,<br />

e<strong>in</strong>er eitrigen S<strong>in</strong>usitis oder chronischem<br />

Reizhusten durchaus e<strong>in</strong>e<br />

lokalisierte Candida albicans-Infektion<br />

verbergen. Zu bemerken ist hier<br />

noch, daß e<strong>in</strong> akuter Pilzerregerstamm,<br />

gleichgültig <strong>in</strong> welcher Region<br />

des Körpers er virulent ist, immer<br />

als Verursacher weiterer Pilz<strong>in</strong>fektionen<br />

<strong>in</strong> Betracht kommt.<br />

Organbefall: Bei schweren Pilz<strong>in</strong>fektionen<br />

schnürt der Erreger durch se<strong>in</strong>e<br />

starke Myzelvermehrung das befallene<br />

Organ e<strong>in</strong> <strong>und</strong> beh<strong>in</strong>dert auf<br />

diese Weise mechanisch mehr <strong>und</strong><br />

mehr wichtige organspezifische Vitalfunktionen.<br />

Die zunehmende Anzahl<br />

von Hyphen (Zeltfäden) <strong>in</strong>filtriert<br />

das Gewebe <strong>und</strong> beg<strong>in</strong>nt, es von <strong>in</strong>nen<br />

her zu zerstören. Durch diesen<br />

Prozeß setzen die befallenen Gewebezellen<br />

vermehrt ihre Proteasen<strong>und</strong><br />

Phospholipaseenzyme frei, was<br />

die Mycelenvermehrung noch mehr<br />

beschleunigt <strong>und</strong> das Terra<strong>in</strong> des<br />

Pilzes verbessert. Wird dieser Vorgang<br />

durch entsprechende Therapie<br />

nicht gestoppt, kann sich der <strong>Mykosen</strong>befall<br />

relativ schnell zu e<strong>in</strong>er lebensbedrohlichen<br />

Situation steigern.<br />

Candida<strong>in</strong>fektion <strong>und</strong> Körpermilieu<br />

E<strong>in</strong>e akute Candida albicans-Vermehrung<br />

im Organismus geschieht<br />

nicht zufällig. Die geschwächte Körperabwehr,<br />

die dem Pilzerreger e<strong>in</strong>en<br />

für ihn idealen Nährboden überläßt,<br />

ist nicht von heute auf morgen<br />

nachlässig geworden, sondern sie ist<br />

e<strong>in</strong> Folgegeschehen oft zurückliegender<br />

Faktoren. Diesen Zusammenhang<br />

sollte der Behandler gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong> Therapiekonzept mite<strong>in</strong>beziehen.<br />

Die Berücksichtigung der<br />

kausalen Vernetzung von Verursacher<br />

<strong>und</strong> Folgen sollte auch e<strong>in</strong><br />

Schwerpunkt im Patientengespräch<br />

se<strong>in</strong>.<br />

Das Milieu des Körpers wird zu e<strong>in</strong>em<br />

hohen Anteil von se<strong>in</strong>em Säurewert<br />

bestimmt. Da alle Pilze <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

sauren Milieu leben, muß die<br />

Regulierung der Azidität des Blutes<br />

<strong>und</strong> Gewebes gleichzeitig mit der antimykotischen<br />

Therapie e<strong>in</strong>setzen.<br />

E<strong>in</strong>e sorgfältige anamnestische Befragung<br />

des Patienten über se<strong>in</strong>e<br />

Ernährungsgewohnheiten, Medikamentene<strong>in</strong>nahme<br />

<strong>und</strong> vorausgegangene<br />

Beschwerden unterstützt den<br />

Behandler sehr <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Bemühungen,<br />

e<strong>in</strong> komplexes Bild über den körperlichen<br />

Istzustand des Patienten zu<br />

erhalten.<br />

Candidaerkrankungen der Schleimhäute,<br />

die erst nach der E<strong>in</strong>nahme<br />

von Breitbandantibiotika entstanden<br />

s<strong>in</strong>d, lassen sich schwer behandeln.<br />

Denn der Pilz kann sich nach e<strong>in</strong>er<br />

antibiotischen Therapie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em oft<br />

hochgradig immungeschwächten<br />

Terra<strong>in</strong> ungestört e<strong>in</strong>nisten <strong>und</strong> vermehren.<br />

Die gebräuchlichen Antibiotikapräparate<br />

s<strong>in</strong>d nicht imstande, die<br />

Pilzkulturen abzutöten. Sie dämmen<br />

6


<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie ihre Fortpflanzungsfunktion<br />

e<strong>in</strong>, so daß nach ihrem Absetzen<br />

oft e<strong>in</strong>e extrem hohe Vermehrung<br />

der Erreger <strong>in</strong> Gang gesetzt<br />

werden kann.<br />

Ernährung <strong>und</strong> <strong>Mykosen</strong><br />

Insbesondere süße Nahrungsmittel<br />

(raff<strong>in</strong>ierte Zucker, Glucosesirup u.ä.<br />

<strong>und</strong> Weißmehle mit niedrigem Ausmahlungsgrad,<br />

Typ 405, 505) bauen<br />

den Pilzen ihren idealen Nährboden<br />

auf. Der isolierte Industriezucker,<br />

der all se<strong>in</strong>en natürlichen Bestandteilen<br />

beraubt ist, überfordert den<br />

Stoffwechsel, so daß der Organismus<br />

zu se<strong>in</strong>er Aufspaltung auf körpereigene<br />

Enzyme <strong>und</strong> M<strong>in</strong>eralstoffe<br />

angewiesen ist. So wird der Zucker<br />

zum „Räuber“, der den Hormon-, Enzym-<br />

<strong>und</strong> M<strong>in</strong>eralhaushalt permanent<br />

entkräftet <strong>und</strong> den Körper unter anderem<br />

auch zunehmend unfähiger<br />

macht, aufgenommene Säuren<br />

durch Enzym- <strong>und</strong> M<strong>in</strong>eralstoffe zu<br />

neutralisieren.<br />

Die genannten Weißmehlarten haben<br />

e<strong>in</strong>en hohen Glutenanteil (Kleberstoff),<br />

der sich im Dünndarm sowie<br />

im Colon auf die Darmzotten legt<br />

<strong>und</strong> oft sehr lange verweilt, weil dem<br />

Mehl die natürlichen Ballaststoffe <strong>und</strong><br />

Rohfasern (Eiweiß, Natrium, Kalium,<br />

Kalzium, Phosphor, Eisen, Vitam<strong>in</strong><br />

B 1<br />

, Vitam<strong>in</strong> B 12<br />

u.a.) fehlen.<br />

Die notwendige regulative Resorption<br />

durch die Lymphkapillaren auf den<br />

Zotten ist unter diesen Umständen<br />

nur schwer möglich. Das verursacht<br />

e<strong>in</strong>e Schwächung der Immunität,<br />

denn die <strong>in</strong>test<strong>in</strong>alen Mikroorganismen<br />

(Lactobazillen, ger<strong>in</strong>ge Anteile<br />

von Streptokokken, Staphylokokken)<br />

werden durch diesen Zustand e<strong>in</strong>gedämmt<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> ihrer Funktion beh<strong>in</strong>dert.<br />

Das Immunsystem des Darmes:<br />

- bakterielle Abwehrzone (Mikrofloren),<br />

- Abwehrfläche auf den Darmepithelien,<br />

- lymphoretikuläre Abwehrzone,<br />

- retikulohistiozytäre Abwehr.<br />

Diese Abwehrstaffel wird <strong>in</strong> erster<br />

L<strong>in</strong>ie von zahlenmäßig ger<strong>in</strong>gen Anteilen<br />

<strong>in</strong>vasiver Keime, wie den<br />

Escherichia coli <strong>und</strong> anderen Enterobakterien,<br />

gewährleistet. Durch<br />

die oberflächlichen Abwehrzonen<br />

dr<strong>in</strong>gen bei e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>takten basischen<br />

Darmmilieu (pH-Wert 8,0) kont<strong>in</strong>uierlich<br />

ger<strong>in</strong>ge Mengen <strong>in</strong>vasiver bakterieller<br />

Keime <strong>in</strong> die tiefer gelegenen<br />

Bezirke des Abwehrsystems<br />

(Persorption). Diese E<strong>in</strong>schleusung<br />

der Antigene aktiviert die ständige<br />

Abwehrbereitschaft der lymphoretikulären<br />

<strong>und</strong> retikulohistiozyten Abwehrbezirke.<br />

Daher führen denaturierte Nahrungsmittel<br />

zu Entzündungen der Darmschleimhäute<br />

<strong>und</strong> verursachen e<strong>in</strong>e<br />

sich steigernde Dysfunktion des Immunsystems.<br />

Die Folgen s<strong>in</strong>d verschiedenste<br />

Allergien <strong>und</strong> nicht zuletzt<br />

vermehrtes Auftreten von Candida<br />

albicans-Kulturen.<br />

Die Regulierung der Säureaufnahme:<br />

Nur e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schränkung<br />

der Säureaufnahme durch die Nahrung<br />

hat e<strong>in</strong>en wirklich nachhaltigen<br />

Effekt auf die Milieuumstellung. E<strong>in</strong>e<br />

zu ger<strong>in</strong>ge E<strong>in</strong>schränkung oder kurzzeitige<br />

Gabe von basischen Carbonaten<br />

mildern die Säuresymptome nur<br />

kurzzeitig ab, ohne die Ursachen anzugehen.<br />

Im Laufe der Zeit entwickelt der Patient<br />

e<strong>in</strong> fe<strong>in</strong>es Gespür für die Mengen<br />

an hasenbildenden Nahrungsmitteln,<br />

die er benötigt, um sich wohl<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong> zu fühlen. Das allgeme<strong>in</strong>e<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>und</strong> die Stärke der<br />

lokalen Symptome s<strong>in</strong>d als „Säurebarometer“<br />

gut zu gebrauchen. Dem<br />

Behandler sollten alle Faktoren, die<br />

e<strong>in</strong> Säure- <strong>und</strong> Basengleichgewicht<br />

schaffen, bekannt se<strong>in</strong>, <strong>und</strong> er sollte<br />

dem Patienten säurebildende <strong>und</strong><br />

saure bzw. basenbildende <strong>und</strong> basische<br />

Nahrungsmittel empfehlen.<br />

Mykosetherapie <strong>in</strong> der Naturheilpraxis<br />

Die durch <strong>Mykosen</strong> verursachten<br />

Krankheitsbilder s<strong>in</strong>d so vielfältig,<br />

daß es nicht immer leicht ist, e<strong>in</strong>e<br />

treffende Diagnose zu erstellen.<br />

Auch mikroskopische <strong>und</strong><br />

Kulturuntersu-chungen von <strong>Mykosen</strong><br />

s<strong>in</strong>d längst nicht immer e<strong>in</strong>deutig <strong>und</strong><br />

sicher. Sehr häufig s<strong>in</strong>d<br />

Laboruntersu-chungsergebnisse<br />

auch für den fachkompetenten Therapeuten<br />

problematisch. E<strong>in</strong> wertvoller<br />

diagnostischer Parameter ist <strong>und</strong><br />

bleibt die gezielte anamnestische<br />

Befragung <strong>und</strong> die gründliche körperliche<br />

Inspektion unter E<strong>in</strong>beziehung<br />

labortechnischer Untersuchungen.<br />

Hautmykosen: Bei Hautmykosen<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige typische Auffälligkeiten zu<br />

bemerken:<br />

- Rhagaden <strong>und</strong> Rötung <strong>in</strong> den<br />

F<strong>in</strong>ger- <strong>und</strong> Zehenzwischenräumen;<br />

- kreisförmige oder ovale rote<br />

Hautläsionen, die am Rand abschuppen;<br />

- gerötete, juckende Pusteln, die<br />

fast <strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander übergehen;<br />

- rote, nässende Ekzeme der Genitalien<br />

<strong>und</strong> des Afters mit juckendem,<br />

brennendem Schmerz;<br />

- weißlicher, festhaftender<br />

Schleimhautbelag.<br />

Intertrig<strong>in</strong>öse Hautbereiche s<strong>in</strong>d bevorzugte<br />

Befallstellen der <strong>Mykosen</strong>.<br />

Günstige E<strong>in</strong>trittspforten für Candidaerreger<br />

s<strong>in</strong>d rote, nässende, juckende<br />

<strong>und</strong> brennende Herde <strong>in</strong> den Körperfalten<br />

(bei Frauen unter den Brüsten),<br />

<strong>in</strong> der Analfalte oder zwischen<br />

den Oberschenkeln (sogenannter<br />

„Wolf“) durch den örtlich veränderten<br />

Säureschutzmantel der Haut.<br />

Bei vorhandenen Hautmykosen sollte<br />

auch der Stuhl auf Darmpilze untersucht<br />

werden, denn der pilzbefallene<br />

Darm kann e<strong>in</strong> Pilzstreuherd für<br />

den gesamten Körper se<strong>in</strong>. Bei hartnäckigen<br />

Hautmykosen sollte die<br />

Säure- <strong>und</strong> Blasenreaktion des betroffenen<br />

Patienten vorrangig beachtet<br />

werden, denn <strong>in</strong> den meisten Fäl-<br />

7


len liegt e<strong>in</strong>e Milieuverschiebung <strong>in</strong><br />

den sauren Bereich vor.<br />

E<strong>in</strong> hervorragendes <strong>und</strong> natürliches<br />

<strong>Behandlung</strong>skonzept bei<br />

Candidosen bieten isopathische Präparate.<br />

Das Wirkungspr<strong>in</strong>zip dieser<br />

Mittel basiert auf der exogenen Zufuhr<br />

von Chon-drit<strong>in</strong>en. Nach dem<br />

Mikrobiologen Enderle<strong>in</strong> (1872-1968)<br />

s<strong>in</strong>d Chondri-t<strong>in</strong>e „apathogene, niedere<br />

Entwicklungsstufen verschiedener<br />

Pilze, die entweder spezifischer<br />

oder unspezi-fischer Natur se<strong>in</strong> können.<br />

Die spezi-fischen Chondrit<strong>in</strong>e<br />

bauen die virulenten, parasitären Mikroorganismen<br />

ab, <strong>in</strong>dem sie mit ihnen<br />

kopulieren <strong>und</strong> damit ihren Abbau<br />

e<strong>in</strong>leiten. Die unspezifischen<br />

Chondrit<strong>in</strong>e wirken als Reizstoffe,<br />

<strong>in</strong>dem sie durch Absorption der Fermente<br />

fremder Mikroben die Abwehrtätigkeit<br />

des menschlichen Organismus’<br />

unterstützen“.<br />

SANUM-Kehlbeck bietet Präparate<br />

an, <strong>in</strong> denen Chondrit<strong>in</strong>e verschiedener<br />

Schimmelpilze <strong>und</strong> Hefen zur Anwendung<br />

kommen. Diese Heilmittel<br />

wirken isopathisch, das heißt sie unterstützen<br />

den Körper <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er eigenen<br />

Regenerationsfähigkeit <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d<br />

nicht gegen die Krankheit <strong>und</strong> ihre<br />

Symptome gerichtet. Auf diese Weise<br />

können echte Heilungsvorgänge<br />

e<strong>in</strong>geleitet werden.<br />

Das Präparat ALBICANSAN ist bei<br />

allen Candida albicans-Infektionen<br />

anwendbar. Es stärkt die zelluläre<br />

Immunabwehr durch e<strong>in</strong>e Aktivierung<br />

der T-Lymphozyten. Die isopathische<br />

Wirkung des Mittels beruht<br />

auf der Komb<strong>in</strong>ation der saprophytären,<br />

apathogenen Hefephase der<br />

Pilzerreger mit der parasitären, aktiven<br />

Pilzphase. Angeboten wird dieses<br />

Medikament als flüssige Verdünnung<br />

(Cand. albic. D5 dil.) zum E<strong>in</strong>nehmen<br />

<strong>und</strong> E<strong>in</strong>reiben; <strong>in</strong> Ampullenform<br />

zur Injektion, <strong>in</strong> Kapseln, als<br />

Suppositorien <strong>und</strong> <strong>in</strong> Salbenform, so<br />

daß jede Art des Pilzbefalls optimal<br />

behandelt werden kann.<br />

Der Behandler muß im E<strong>in</strong>zelfall<br />

entscheiden, ob er die isopathische<br />

Therapie für angebracht oder die konservative<br />

antimykotische <strong>Behandlung</strong>sart<br />

mit e<strong>in</strong>em Nystat<strong>in</strong>-Präparat<br />

für zweckmäßiger hält. Bei e<strong>in</strong>em<br />

akuten Darmpilzbefall zum Beispiel<br />

ist das antimykotische Wirkpr<strong>in</strong>zip<br />

von Nystat<strong>in</strong>-Tabletten effektiver <strong>und</strong><br />

schneller. Bei allen Candidosen chronischer,<br />

subakuter Form ersche<strong>in</strong>t<br />

dagegen die isopathische Gesamtumstimmung<br />

des Organismus’ s<strong>in</strong>nvoller.<br />

Präparate von SANUM-Kehlbeck<br />

gibt es noch für viele andere<br />

Pilzarten.<br />

Ohrmykosen: Ohrmykosen s<strong>in</strong>d auf<br />

den äußeren Gehörgang begrenzte<br />

Pilz<strong>in</strong>fektionen mit e<strong>in</strong>em weichen,<br />

weißgelben bis grünlich-schwarzen<br />

abwischbaren Belag. Der Patient empf<strong>in</strong>det<br />

zunehmend starken Juckreiz<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong> für <strong>Mykosen</strong> typisches Brennen<br />

der befallenen Hautbezirke.<br />

Ohrmykosen s<strong>in</strong>d ebenso wie Ohrekzeme<br />

häufig e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis auf bestehende<br />

Ausscheidungsstörungen des<br />

Körpers. Deshalb sollte die Ausleitung<br />

über die Nieren <strong>und</strong> die Leber<br />

angeregt werden. Auch für die Ohrmykosen,<br />

<strong>in</strong>sbesondere bei chronischen<br />

Fällen, sollte das Säure-Basen-Verhältnis<br />

Beachtung f<strong>in</strong>den.<br />

Medikamentös bietet sich das Mittel<br />

PEFRAKEHL an, das ebenfalls isopathisch<br />

wirkt. Konservativ kann e<strong>in</strong>e<br />

Nystat<strong>in</strong>-Salbe (Antimykotikum) lokal<br />

zum E<strong>in</strong>satz kommen.<br />

Darmmykosen: Läßt sich durch Laboruntersuchungen<br />

des Stuhls e<strong>in</strong>e<br />

Darmcandidose feststellen, muß<br />

konsequent <strong>und</strong> schnell therapiert<br />

werden. Je nach Ausdehnung des<br />

Pilzbefalls auf den Darmschleimhäuten<br />

kann das akute Symptomenbild<br />

vielschichtig se<strong>in</strong>. Durch den Parasitenbefall<br />

ist die Resorptionsfähigkeit<br />

der Darmzotten beh<strong>in</strong>dert.<br />

Der betroffene Patient kann unter Vitam<strong>in</strong>-<br />

<strong>und</strong> M<strong>in</strong>eralienmangel leiden.<br />

Oft besteht starke Müdigkeit, Appetitlosigkeit,<br />

körperliche Schwäche<br />

<strong>und</strong> Anfälligkeit für grippale Infekte.<br />

Der Darm selbst kann mit Diarrhoen,<br />

Meteorismus <strong>und</strong> Krämpfen reagieren.<br />

Das für den Pilz förderliche saure<br />

Darmmilieu muß durch e<strong>in</strong>e sofortige<br />

erhöhte Basenzufuhr (z.B. AL-<br />

KALA N) neutralisiert werden. Wegen<br />

der oft starken Beschwerden bei<br />

Darmmykose <strong>und</strong> der Gefahr e<strong>in</strong>er<br />

weiteren Ausbreitung des Pilzes sollten<br />

bereits zu Beg<strong>in</strong>n der <strong>Behandlung</strong><br />

Nystat<strong>in</strong>-Tabletten verordnet<br />

werden. Nach Abtötung der Parasiten<br />

(Laboruntersuchung) sollte prophylaktisch<br />

mit PEFRAKEHL immunitätstärkend<br />

therapiert werden.<br />

Literatur<br />

E. Müller, W. Löffler: Mykologie, 2.<br />

Auflage. Thieme, Stuttgart 1971.<br />

Hans G. Schlegel: Allgeme<strong>in</strong>e Mikrobiologie.<br />

Thieme, Stuttgart 1981.<br />

Dieser Beitrag erschien <strong>in</strong> Erstfassung<br />

<strong>in</strong> der Zeitschrift„ Volksheilk<strong>und</strong>e“,<br />

Ausgabe 10/1994.<br />

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