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"Neuen Sozialstaats": Bürgerschaftliches ... - Doebler-online.de

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Joachim Döbler, <strong>Bürgerschaftliches</strong> Engagement 9<br />

Senioren-Genossenschaften geht darum, Menschen als Mitglie<strong>de</strong>r zu gewinnen, die<br />

bereit sind, persönliche Dienstleistungen für ältere Menschen im vorpflegerischen<br />

Bereich zu erbringen; diesen Menschen wie<strong>de</strong>rum sollen bei <strong>de</strong>ren eigener Hilfso<strong>de</strong>r<br />

Pflegebedürftigkeit kostenfreie Leistungen im Umfang ihrer früheren eigenen<br />

Dienstleistungen vermittelt wer<strong>de</strong>n. Hiermit wur<strong>de</strong>n I<strong>de</strong>en <strong>de</strong>s Zeittausches aufgegriffen,<br />

um diejenigen zu erreichen, die gleichzeitig etwas für sich und für an<strong>de</strong>re tun<br />

wollen. Dem einzelnen soll ermöglicht wer<strong>de</strong>n, an vielerlei Einsatz- und Austauschstellen<br />

von Kontakten, I<strong>de</strong>en, Fertigkeiten heranzukommen. Seniorengenossenschaften<br />

verkörpern die praktisch gewor<strong>de</strong>ne I<strong>de</strong>e eines "tätigen nachberuflichen<br />

Lebens" in gegenseitiger Solidarität. Für <strong>de</strong>n Chef<strong>de</strong>nker <strong>de</strong>s Deutschen Zentrums<br />

für Altersfragen (DZA), Roland Schmidt, übernehmen sie gleichsam Pilotfunktionen<br />

in <strong>de</strong>m "anspruchsvollen Versuch, parallel zu <strong>de</strong>n angestammten [...] Sicherungssystemen<br />

das soziale Engagement <strong>de</strong>r Bürger im Zuge <strong>de</strong>s Umbaus <strong>de</strong>s Sozialstaates<br />

neu zu begrün<strong>de</strong>n." Wesentliche Elemente seien<br />

• gemeinschaftliche Formen <strong>de</strong>r Produktion sozialer Sicherheit sowie<br />

• die "Initiierung einer Tätigkeitskultur jenseits <strong>de</strong>s Erwerbssystems."<br />

Beson<strong>de</strong>rs pointiert formuliert es <strong>de</strong>r Sozialwissenschaftler Hans Peter Tews: Mit<br />

seinem Vorschlag, die erwartbaren Alterslasten durch die Nutzung und Entwicklung<br />

<strong>de</strong>r Ressourcen und Zeit-Potentiale <strong>de</strong>r Alten selbst (!) aufzufangen, zeigt er – über<br />

<strong>de</strong>n Ressourcenansatz hinausweisend - <strong>de</strong>n Weg eines verpflichtungsethisch aufgela<strong>de</strong>nen<br />

Sozialdienstes an. In diesem Ansatz tritt die Erhaltung von Kompetenzen<br />

und die persönliche Erfüllung <strong>de</strong>utlich zurück gegenüber <strong>de</strong>m gesellschaftlichen Interesse<br />

an einer "Nutzung <strong>de</strong>s Humankapitals". Ehrenamtliches Engagement ist nicht<br />

nur sinnstiftend, son<strong>de</strong>rn auch geeignet, das Alter mit neuen Verantwortlichkeiten<br />

und Pflichten auszustatten. Für Tews steht das Alter zwischen Ent- und Verpflichtungen.<br />

Zu <strong>de</strong>n gesellschaftspolitischen Herausfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Zukunft gehöre es, die<br />

"Diskrepanz zwischen <strong>de</strong>n wachsen<strong>de</strong>n Potentialen älterer Menschen und <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n<br />

o<strong>de</strong>r zu geringen gesellschaftlichen Nutzung dieser Potentiale" abzubauen.<br />

"Die Ablösung <strong>de</strong>s alten Ehrenamtes [...] durch modifizierte o<strong>de</strong>r neue Formen <strong>de</strong>r<br />

dann nicht mehr nur als ehrenamtlich zu benennen<strong>de</strong>n 'Verpflichtungen'", so schreibt<br />

er an an<strong>de</strong>rer Stelle, "stellt einen [..] Schwerpunkt <strong>de</strong>r Entwicklung gesellschaftlich<br />

nützlicher Tätigkeiten für Ältere dar."<br />

Der ehemalige Berliner Sozialsenators Ulf Fink hat dies bereist vor 10 Jahren eingefor<strong>de</strong>rt.<br />

Sein Vorschlag: Versorgungslücken insbeson<strong>de</strong>re für ältere hilfebedürftige<br />

Personen durch die öffentliche För<strong>de</strong>rung ehrenamtlichen Engagements zu schließen.<br />

Der Generationenvertrag soll in Zukunft die Verpflichtung zur Erbringung personaler<br />

Dienste (für Angehörige ebenso wie für Nichtangehörige) enthalten: man habe<br />

"außer Geld auch Zeit abzugeben, beson<strong>de</strong>rs Zeit für Kin<strong>de</strong>r und Alte und überhaupt<br />

für Gemeinschaftsaufgaben".<br />

In <strong>de</strong>r Tat: Wer die Diskussionen um die Zukunft <strong>de</strong>s Sozialstaates aufmerksam<br />

verfolgt, <strong>de</strong>m muß es dämmern, daß drohen<strong>de</strong> Verteilungs- und Generationenkonflikte<br />

o<strong>de</strong>r auch "nur" Versorgungslücken durch rührige Alt-trifft-Jung-Projekte nicht<br />

abzuwen<strong>de</strong>n sein wer<strong>de</strong>n. Hoffnungen auf eine gesellschaftliche Integration Älterer<br />

scheinen mir paradoxerweise um so berechtigter, je stärker diese Integration mit Leistungserwartungen<br />

und Selbstverpflichtungen verbun<strong>de</strong>n sein wird.

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