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"Neuen Sozialstaats": Bürgerschaftliches ... - Doebler-online.de

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Joachim Döbler, <strong>Bürgerschaftliches</strong> Engagement 8<br />

Von <strong>de</strong>r Ressourcen- über die Produktivitäts- zur Pflichtorientierung<br />

Stan<strong>de</strong>n die 70erJahre noch im Zeichen <strong>de</strong>r Professionalisierung sozialer Dienste, so<br />

können wir heute ein radikales Um<strong>de</strong>nken beobachten, in <strong>de</strong>ssen Folge nicht allein<br />

das Ehrenamt wie<strong>de</strong>rent<strong>de</strong>ckt wird, son<strong>de</strong>rn auch die Suche nach neuen Alterskultur<br />

erfolgreich abgeschlossen scheint: <strong>Bürgerschaftliches</strong> Engagement ist mehr als nur<br />

eine zeitgemäße Form <strong>de</strong>r Altersaktivität, sie ist das Kernelement eines völlig neuen<br />

Vergesellschaftungsmo<strong>de</strong>lls, das mit <strong>de</strong>r Betonung <strong>de</strong>r Ressourcen und <strong>de</strong>r Handlungspotentiale<br />

auch das Leitbild <strong>de</strong>s verdienten Ruhestan<strong>de</strong>s ablösen wird.<br />

Wegbereitend für diesen Wan<strong>de</strong>l ist zum einen die gerontologische Forschung, die<br />

nicht mü<strong>de</strong> wird zu betonen, daß das Altern nicht zwangsläufig einhergeht mit einem<br />

Verlust <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit. Im Gegenteil: die Verjüngung <strong>de</strong>s Alters, die Ausweitung<br />

<strong>de</strong>r Altersphase, das steigen<strong>de</strong>s Bildungsniveau erfor<strong>de</strong>rn eine gesellschaftspolitische<br />

Zielsetzung, die auf die Integration älterer Menschen in das soziale Leben<br />

drängt und – wie es im Europäischen Aktionsprogramm für ältere Menschen heißt –<br />

<strong>de</strong>ren gesellschaftlichen Beitrag aufwertet.<br />

Allerdings geht es bei <strong>de</strong>r Suche nach sinnvollen Aktivitätsformen im sog. Ruhestand<br />

längst nicht mehr "nur" um Integration und sinnvolle Beschäftigung <strong>de</strong>r alten Menschen.<br />

Man thematisiert zunehmend die Ressourcen älterer und alter Menschen,<br />

ihren möglichen und tatsächlichen Beitrag zu Gesellschaft und Gemeinschaft. In diesem<br />

Kontext gewinnt auch das soziale Ehrenamt als Ressource, als "Soziales Kapital",<br />

das ältere Menschen <strong>de</strong>r Gesellschaft zur Verfügung stellen könnten, an Aktualität.<br />

Noch wird diese Perspektive überlagert von <strong>de</strong>r moralischen Ökonomie <strong>de</strong>s "wohlverdienten<br />

Ruhestands" (Kohli). Dennoch gilt das Bürgerschaftliche Engagement<br />

längst als Ressource, die einen wesentlichen Beitrag zur Kompensation <strong>de</strong>r unzureichen<strong>de</strong>n<br />

Betreuungsmöglichkeiten (insbeson<strong>de</strong>re pflegebedürftiger) alter Menschen<br />

leisten kann und soll. Aus dieser sich zuspitzen<strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rsprüchlichkeit von alten<br />

und künftigen Altersleitbil<strong>de</strong>rn bietet sich als Ausweg zunächst die Betonung <strong>de</strong>r<br />

Ressourcen an, die eine <strong>de</strong>rartige Beschäftigung für die älteren und alten Menschen<br />

selbst bietet. Gilt es doch als allgemein akzeptiert, daß es sich sozial engagiert und<br />

aktiv besser altert.<br />

Im BMFuS wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb bereits früh darüber nachgedacht, neue Leitbil<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Alters<br />

zu schaffen. Eine zukunftsorientierte Altenpolitik solle die Möglichkeiten verbessern,<br />

<strong>de</strong>r Gesellschaft das be<strong>de</strong>utungsvolle Aktivitätspotential zu erhalten, über das<br />

die älteren Menschen verfügen. Hierbei müsse sozialpolitisches Han<strong>de</strong>ln sich zunächst<br />

auf flankieren<strong>de</strong> Netzwerke konzentrieren und gezielt die Bedingungen von<br />

Tätigkeitsfel<strong>de</strong>rn verbessern, in <strong>de</strong>nen Begegnungen, Kontakte, Alltags- und Nachbarschaftshilfen<br />

zumin<strong>de</strong>st mittransportiert wer<strong>de</strong>n. Dahinter steht die Einsicht, daß<br />

selbstaktive Netzwerke Älterer nicht per se entstehen, son<strong>de</strong>rn daß Infrastrukturen<br />

erfor<strong>de</strong>rlich sind, die bürgerschaftliche Aktivitäten ermöglichen und unterstützen. Seit<br />

Auflage <strong>de</strong>r ersten För<strong>de</strong>r- und Entwicklungsprogramme sind in großer organisatorischer<br />

Breite zahllose Initiativen und Projekte entstan<strong>de</strong>n, allen voran das zuerst im<br />

Land Ba<strong>de</strong>n-Württemberg entwickelte Projekt <strong>de</strong>r "Senioren-Genossenschaften".

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