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"Neuen Sozialstaats": Bürgerschaftliches ... - Doebler-online.de

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Joachim Döbler, <strong>Bürgerschaftliches</strong> Engagement 3<br />

neue Leitbil<strong>de</strong>r müssen her. Wer sich <strong>de</strong>m Thema nähert, blickt <strong>de</strong>shalb auf eine<br />

verwirren<strong>de</strong> Vielfalt an Wortschöpfungen, die scheinbar beliebig Begriffe kombinieren:<br />

"Bürgergesellschaft" und "Zivilgesellschaft", "Freiwilliges Engagement" und "Ehrenamt",<br />

"Freiwilligenarbeit" und "Bürgerarbeit", "Gemeinsinn" und "Zivilität". Bei <strong>de</strong>r<br />

Vielfalt <strong>de</strong>r Chiffren, die in <strong>de</strong>n politischen Zukunftswerkstätten und <strong>de</strong>n universitären<br />

Sprachlabors entstehen, wird es immer schwieriger, die unterschiedlichen Interessen,<br />

Zielsetzungen und Visionen noch auseinan<strong>de</strong>r zu halten. Kaum noch ist erkennbar,<br />

mit welchen Annahmen und mit welchen politischen Perspektiven eigentlich<br />

argumentiert wird. Was ist gemeint, und was ist beabsichtigt ? Noch schwieriger ist<br />

es, in diesem Klima scheinbarer Übereinstimmung gegenüber <strong>de</strong>n neuen Zeitgeistbegriffen<br />

"Ehrenamt" o<strong>de</strong>r "Bürgergesellschaft" argumentative Distanz zu wahren.<br />

Dieses möchte ich im folgen<strong>de</strong>n aber versuchen und meine zentralen Thesen voranstellen:<br />

1. Die Diskussion um das Ehrenamt, die Besinnung auf Gemeinschaft und Bürgerpflichten<br />

ist unübersehbar aufgela<strong>de</strong>n mit Szenarien, die <strong>de</strong>n drohen<strong>de</strong>n Kollaps <strong>de</strong>s<br />

Sozialstaates prognostizieren.<br />

2. In diesem Kontext geht es nicht um die För<strong>de</strong>rung freiwilligen Engagements, son<strong>de</strong>rn<br />

<strong>de</strong>ssen Vereinnahmung für staatspolitische Zwecke: nämlich die strategische<br />

Nutzung positiv besetzter Begriffe für die Privatisierungs- und Deregulierungspolitik<br />

<strong>de</strong>r neoliberalen Revision <strong>de</strong>r sozialen Marktwirtschaft.<br />

3. Im Zuge dieses Projekts wird zunehmend auch die Frage nach <strong>de</strong>m "Sozialen Kapital"<br />

in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund rücken, das Ältere, aber auch an<strong>de</strong>re Gruppen gesellschaftlich<br />

einzubringen haben. Es geht um die Erschließung von Potentialen für eine<br />

nachberufliche bzw. gemeinwohlorientierte Bürgerarbeit, die von <strong>de</strong>n 'Prä-Alten',<br />

aber auch an<strong>de</strong>ren sozialen Gruppen künftig erwartet wird.<br />

4. Die Leitfiguren <strong>de</strong>s "neuen aktiven Alters" und <strong>de</strong>s "mündigen Bürgers" mögen<br />

ehrenamtliche Tätigkeiten zwar aufwerten und auch die Gewinnung von Interessengruppen<br />

erleichtern; <strong>de</strong>m neoliberalen Staat ermöglichen sie – verweisend auf <strong>de</strong>n<br />

Gemeinsinn und die Eigenverantwortlichkeit <strong>de</strong>s Einzelnen – <strong>de</strong>n Rückzug aus <strong>de</strong>r<br />

ihm obliegen<strong>de</strong>n Sozialpolitik.<br />

5. Die Beteiligung von Bürgern und das darin liegen<strong>de</strong> Leistungspotential in<strong>de</strong>s ist<br />

sozial höchst voraussetzungsvoll und politisch prekär.<br />

6. Die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s Bürgeramtes ist blind gegenüber <strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n <strong>de</strong>mokratischen Sozialstaat<br />

konstitutiven Frage nach <strong>de</strong>r Verteilungsgerechtigkeit.<br />

Potentiale ehrenamtlichen Engagements im Alter 2<br />

Versuchen wir zunächst, ehrenamtliche Potentiale zu quantifizieren,<br />

so können wir uns auf nur wenige repräsentative, im Ergebnis letztlich<br />

wi<strong>de</strong>rsprüchliche Ergebnisse stützen. Sie sind zum einen Artefakt<br />

<strong>de</strong>r je zur Anwendung gebrachten Metho<strong>de</strong>n und Fragestellungen,<br />

zum an<strong>de</strong>ren sind in das Forschungs<strong>de</strong>sign und die Dateninterpretation<br />

unübersehbar <strong>de</strong>r jeweiligen Auftragslage geschul<strong>de</strong>te Interessen eingeflossen.<br />

So schätzt die Bun<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaft <strong>de</strong>r Freien Wohlfahrtspflege<br />

die Zahl ihrer ehrenamtlichen Mitarbeiter auf rund 1,5 Mio., Ten<strong>de</strong>nz<br />

2 Die in "Courier" gesetzten Abschnitte blieben in <strong>de</strong>m Vortrag ausgespart.

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