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"Neuen Sozialstaats": Bürgerschaftliches ... - Doebler-online.de

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Joachim Döbler, <strong>Bürgerschaftliches</strong> Engagement 14<br />

<strong>de</strong>nen beson<strong>de</strong>re Chancen, die sozial beson<strong>de</strong>rs integrationsfähig sind und sich in<br />

politischen Aushandlungsprozessen beson<strong>de</strong>re Artikulationschancen verschaffen<br />

können. Diese Gefahr <strong>de</strong>r Umverteilung von unten nach oben wird auch durch bürgerschaftliches<br />

Engagement für die Armen wie etwa die "Hamburger Tafel" nicht aufgehoben.<br />

Dies heißt nicht, daß Engagement - auch in diesen Fel<strong>de</strong>rn - nicht zu würdigen ist.<br />

Es muß sich allerdings seiner Grenzen bewußt sein. Viele bürgerschaftliche Projekte<br />

im sozialen Bereich sind mo<strong>de</strong>rnisierte Almosen. Sie unterliegen immer <strong>de</strong>r Gefahr,<br />

offen o<strong>de</strong>r heimlich jene zu diskreditieren, die Dankbarkeitserwartungen verletzen.<br />

Mildtätigkeit läßt sich zwar medienwirksam inszenieren. Sie kann und darf eines aber<br />

nicht ersetzen: nämlich rechtlich generalisierte Ansprüche auf gesellschaftliche Teilhabe.<br />

"Gleichheit" ist das zentrale Gütekriterium sozialstaatlicher Leistungssysteme -<br />

nämlich <strong>de</strong>r Anspruch, für die Gesamtheit <strong>de</strong>r Staatsbürger, ohne Ansehen <strong>de</strong>r Person,<br />

gleichwertige Lebensbedingungen zu schaffen und auf Dauer zu stabilisieren.<br />

Das gesellschaftliche Zukunftspotential <strong>de</strong>s Ehrenamts zeigt sich erst in <strong>de</strong>r chancengleichen<br />

Partizipation aller Personen- und Altersgruppen in unterschiedlichen<br />

gesellschaftlichen Bereichen.<br />

Die Schlüsselfrage meines Vortrags nach einer Neubestimmung <strong>de</strong>s Sozialen als<br />

Bürgerschaft in<strong>de</strong>s kann m.E. durch eine Verpflichtungsethik letztlich ebensowenig<br />

eingelöst wer<strong>de</strong>n wie durch Gemeinschaftsvisionen, die die Frage <strong>de</strong>r Verteilungsgerechtigkeit<br />

ausblen<strong>de</strong>n. Ohne ein erhebliches Maß staatlicher Zentralisierung und<br />

Intervention lassen sich halbwegs egalitäre und gerechte Lebensverhältnisse nicht<br />

gewährleisten. In einer gespaltenen Gesellschaft, in <strong>de</strong>r es Reiche gibt, die verdienen,<br />

und Arme, die dienen, in <strong>de</strong>r Bürgerpflichten geteilt sind, wird sich auch jenes<br />

Potential nicht freisetzen lassen, daß manche Politiker so emphatisch beschwören.<br />

Verwen<strong>de</strong>te Literatur:<br />

Aktiv im Alter – Signale für mehr Gemeinschaft (Tagungsdokumentation), Hg.: Ministerium<br />

für Arbeit, Gesundheit und Soziales <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s NRW, Düsseldorf o.J. (1996)<br />

Bäcker, Gerhard/Heinze, Rolf G./Naegele, Gerhard: Die Sozialen Dienste vor neuen Herausfor<strong>de</strong>rungen,<br />

Münster 1995<br />

Blandow, Jürgen: Vom Bürgeramt zur Bürgerpflicht. Ein Essay zu <strong>de</strong>n jüngeren Ehrenamts<strong>de</strong>batten,<br />

in: Wi<strong>de</strong>rsprüche 67, März 1998, S.107-121<br />

Boeßenecker, Karl-Heinz: Ehrenamt und Wohlfahrtsverbän<strong>de</strong>, in: Soziale Arbeit 3 (1999),<br />

S.87-93<br />

Brose, Hans-Georg/Hil<strong>de</strong>nbrand, Bruno: Biographisierung von Erleben und Han<strong>de</strong>ln, in:<br />

Dies. (Hg.): Vom En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Individuums zur Individualität ohne En<strong>de</strong>, Opla<strong>de</strong>n 1998,<br />

S.11-30<br />

Brumlik, Micha: Der importierte Kommunitarismus: Plädoyer für die verbandliche Wohlfahrtspflege?,<br />

in: Rauschenbach/Sachße/Olk (Hg.): Von <strong>de</strong>r Wertgemeinschaft zum<br />

Dienstleistungsunternehmen. Jugend- und Wohlfahrtsverbän<strong>de</strong> im Umbruch, Frankfurt<br />

1995, S.34-53

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