"Neuen Sozialstaats": Bürgerschaftliches ... - Doebler-online.de
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Prof. Dr. Joachim Döbler<br />
Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel<br />
Fachbereich Sozialwesen<br />
Die Wie<strong>de</strong>rent<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>s Ehrenamtes im Zeichen <strong>de</strong>s<br />
"<strong>Neuen</strong> Sozialstaats": <strong>Bürgerschaftliches</strong> Engagement -<br />
Potentiale, Paradoxien und Perspektiven<br />
Vortrag im Rahmen <strong>de</strong>s Seminars "Seniorenarbeit in <strong>de</strong>r IG Metall"<br />
IG Metall – Bildungsstätte Lohr (11.05.1999, Lohr)<br />
Anschrift:<br />
Prof. Dr. Joachim Döbler<br />
Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel<br />
Fachbereich Sozialwesen<br />
Ludwig-Winterstr.2<br />
38120 Braunschweig<br />
Tel.: 0531/2852-0<br />
Tel. privat: 0531/79 50 68<br />
eMail:<br />
joachim.doebler@braunschweig.netsurf.<strong>de</strong><br />
j.doebler@fh-wolfenbuettel.<strong>de</strong><br />
Homepage: http://www.joachimdoebler.<strong>de</strong><br />
Manuskript darf ohne Genehmigung <strong>de</strong>s Autors nicht weiter verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n!
Joachim Döbler, <strong>Bürgerschaftliches</strong> Engagement 2<br />
Joachim Döbler<br />
Die Wie<strong>de</strong>rent<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>s Ehrenamtes im Zeichen <strong>de</strong>s "<strong>Neuen</strong> Sozialstaats":<br />
<strong>Bürgerschaftliches</strong> Engagement - Potentiale, Paradoxien und Perspektiven 1<br />
"Die Zukunft unseres Sozialstaates hängt nicht nur davon ab, daß es gelingt, die<br />
notwendigen finanziellen Ressourcen bereitzustellen und sie effektiv einzusetzen; es<br />
wird vor allem darauf ankommen, das Leben <strong>de</strong>r Menschen solidarischer zu gestalten<br />
und ihre Bereitschaft zu gegenseitiger Hilfe zu stärken. [...] Lebenserfahrung und<br />
soziale Kompetenz, zeitliche Freiräume und persönliche Unabhängigkeit, das sind<br />
die stärken <strong>de</strong>r aktiven Alten, die damit in <strong>de</strong>r Lage sind, wichtige soziale Funktionen<br />
zu übernehmen."<br />
Meine Damen und Herren, hätte ich diese Worte, mit <strong>de</strong>nen Minister für Arbeit, Gesundheit<br />
und Soziales <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s NRW, Axel Horstmann, die Senioren-Messe "Aktiv<br />
im Alter" im August 1996 in Düsseldorf eröffnet hat, meinen Ausführungen vorangestellt<br />
– ich wäre mir Ihres Beifalls vermutlich sicher. Noch vor 15 Jahren wäre diese<br />
enge Verbindung zwischen <strong>de</strong>r Zukunft unseres Sozialstaates und ehrenamtlichem<br />
Engagement öffentlich kaum artikulierbar gewesen; ebenso wenig die Vorstellung<br />
eines mit Aktivitäts- und Nützlichkeitserwartungen besetzten "Dritten Lebensalters".<br />
Was noch vor wenigen Jahren allenfalls in aka<strong>de</strong>mischen Zukunftswerkstätten<br />
thematisiert wur<strong>de</strong>, fin<strong>de</strong>t heute bereits Eingang in Programme zur Entwicklung einer<br />
neuen Alterskultur. "Schafft <strong>de</strong>n Ruhestand ab !" so lautet <strong>de</strong>r Titel einer Fachtagung,<br />
die im Rahmen <strong>de</strong>r Veranstaltungen zum Internationalen Jahr <strong>de</strong>r Senioren am<br />
19.November in <strong>de</strong>r Bonner Beethovenhalle in Kooperation <strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft<br />
für Freizeit, <strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft und <strong>de</strong>r<br />
BAGSO durchgeführt wird.<br />
Sie ist Teil einer breiten, partei- und positionsübergreifen<strong>de</strong>n öffentlichen Kampagne.<br />
Auf Tagungen und Kongressen, in Publikationen und Medienbeiträgen wird gegenwärtig<br />
das hohe Lied <strong>de</strong>s Engagements und <strong>de</strong>r Gemeinschaft gesungen. In<br />
Parlamenten aller Ebenen gibt es große und kleine Anfragen zum Thema, Parteien<br />
und Gewerkschaften richten Arbeitskreise ein. Die Sozialministerien diverser Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r,<br />
allen voran Ba<strong>de</strong>n-Württemberg, produzieren in atemberauben<strong>de</strong>r Geschwindigkeit<br />
Mo<strong>de</strong>llprojekte, Studien und Kongresse. Das Ganze koordiniert durch<br />
neu aus <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n gestampfte Referate zur För<strong>de</strong>rung ehrenamtlichen Engagements.<br />
Natürlich darf auch eine "Nationale Freiwilligen-Agentur" – unter maßgeblicher<br />
Repräsentanz etablierter Verbän<strong>de</strong> - nicht fehlen. Allenthalben wer<strong>de</strong>n Ehrenamtliche<br />
und Engagierte neu gezählt, befragt und – wie es scheint - auch gewonnen.<br />
Die Robert-Bosch-Stiftung schrieb 1998 erstmals einen Journalistenpreis zum Thema<br />
aus. Der Bericht <strong>de</strong>r Kommission für Zukunftsfragen <strong>de</strong>r Freistaaten Bayern und<br />
Sachsen plädiert für eine Ausweitung und Prämierung von "Bürgerarbeit". Und am<br />
5.Dezember wer<strong>de</strong>n wir gemeinsam und europaweit <strong>de</strong>n "Tag <strong>de</strong>r Freiwilligen" zelebrieren.<br />
Wissenschaft und Politik je<strong>de</strong>nfalls haben sich <strong>de</strong>m "<strong>Neuen</strong> Ehrenamt" in bemerkenswerter<br />
Eintracht verschrieben. Und damit das Neue auch so richtig mo<strong>de</strong>rn daherkommt,<br />
ist "Coporate Design" angesagt. Neue Formen, neue Bezeichnungen und<br />
1 Zu Vortragszwecken wur<strong>de</strong> auf eine formgerechte Zitation verzichtet. Die verwen<strong>de</strong>te Literatur ist angefügt.
Joachim Döbler, <strong>Bürgerschaftliches</strong> Engagement 3<br />
neue Leitbil<strong>de</strong>r müssen her. Wer sich <strong>de</strong>m Thema nähert, blickt <strong>de</strong>shalb auf eine<br />
verwirren<strong>de</strong> Vielfalt an Wortschöpfungen, die scheinbar beliebig Begriffe kombinieren:<br />
"Bürgergesellschaft" und "Zivilgesellschaft", "Freiwilliges Engagement" und "Ehrenamt",<br />
"Freiwilligenarbeit" und "Bürgerarbeit", "Gemeinsinn" und "Zivilität". Bei <strong>de</strong>r<br />
Vielfalt <strong>de</strong>r Chiffren, die in <strong>de</strong>n politischen Zukunftswerkstätten und <strong>de</strong>n universitären<br />
Sprachlabors entstehen, wird es immer schwieriger, die unterschiedlichen Interessen,<br />
Zielsetzungen und Visionen noch auseinan<strong>de</strong>r zu halten. Kaum noch ist erkennbar,<br />
mit welchen Annahmen und mit welchen politischen Perspektiven eigentlich<br />
argumentiert wird. Was ist gemeint, und was ist beabsichtigt ? Noch schwieriger ist<br />
es, in diesem Klima scheinbarer Übereinstimmung gegenüber <strong>de</strong>n neuen Zeitgeistbegriffen<br />
"Ehrenamt" o<strong>de</strong>r "Bürgergesellschaft" argumentative Distanz zu wahren.<br />
Dieses möchte ich im folgen<strong>de</strong>n aber versuchen und meine zentralen Thesen voranstellen:<br />
1. Die Diskussion um das Ehrenamt, die Besinnung auf Gemeinschaft und Bürgerpflichten<br />
ist unübersehbar aufgela<strong>de</strong>n mit Szenarien, die <strong>de</strong>n drohen<strong>de</strong>n Kollaps <strong>de</strong>s<br />
Sozialstaates prognostizieren.<br />
2. In diesem Kontext geht es nicht um die För<strong>de</strong>rung freiwilligen Engagements, son<strong>de</strong>rn<br />
<strong>de</strong>ssen Vereinnahmung für staatspolitische Zwecke: nämlich die strategische<br />
Nutzung positiv besetzter Begriffe für die Privatisierungs- und Deregulierungspolitik<br />
<strong>de</strong>r neoliberalen Revision <strong>de</strong>r sozialen Marktwirtschaft.<br />
3. Im Zuge dieses Projekts wird zunehmend auch die Frage nach <strong>de</strong>m "Sozialen Kapital"<br />
in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund rücken, das Ältere, aber auch an<strong>de</strong>re Gruppen gesellschaftlich<br />
einzubringen haben. Es geht um die Erschließung von Potentialen für eine<br />
nachberufliche bzw. gemeinwohlorientierte Bürgerarbeit, die von <strong>de</strong>n 'Prä-Alten',<br />
aber auch an<strong>de</strong>ren sozialen Gruppen künftig erwartet wird.<br />
4. Die Leitfiguren <strong>de</strong>s "neuen aktiven Alters" und <strong>de</strong>s "mündigen Bürgers" mögen<br />
ehrenamtliche Tätigkeiten zwar aufwerten und auch die Gewinnung von Interessengruppen<br />
erleichtern; <strong>de</strong>m neoliberalen Staat ermöglichen sie – verweisend auf <strong>de</strong>n<br />
Gemeinsinn und die Eigenverantwortlichkeit <strong>de</strong>s Einzelnen – <strong>de</strong>n Rückzug aus <strong>de</strong>r<br />
ihm obliegen<strong>de</strong>n Sozialpolitik.<br />
5. Die Beteiligung von Bürgern und das darin liegen<strong>de</strong> Leistungspotential in<strong>de</strong>s ist<br />
sozial höchst voraussetzungsvoll und politisch prekär.<br />
6. Die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s Bürgeramtes ist blind gegenüber <strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n <strong>de</strong>mokratischen Sozialstaat<br />
konstitutiven Frage nach <strong>de</strong>r Verteilungsgerechtigkeit.<br />
Potentiale ehrenamtlichen Engagements im Alter 2<br />
Versuchen wir zunächst, ehrenamtliche Potentiale zu quantifizieren,<br />
so können wir uns auf nur wenige repräsentative, im Ergebnis letztlich<br />
wi<strong>de</strong>rsprüchliche Ergebnisse stützen. Sie sind zum einen Artefakt<br />
<strong>de</strong>r je zur Anwendung gebrachten Metho<strong>de</strong>n und Fragestellungen,<br />
zum an<strong>de</strong>ren sind in das Forschungs<strong>de</strong>sign und die Dateninterpretation<br />
unübersehbar <strong>de</strong>r jeweiligen Auftragslage geschul<strong>de</strong>te Interessen eingeflossen.<br />
So schätzt die Bun<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaft <strong>de</strong>r Freien Wohlfahrtspflege<br />
die Zahl ihrer ehrenamtlichen Mitarbeiter auf rund 1,5 Mio., Ten<strong>de</strong>nz<br />
2 Die in "Courier" gesetzten Abschnitte blieben in <strong>de</strong>m Vortrag ausgespart.
Joachim Döbler, <strong>Bürgerschaftliches</strong> Engagement 4<br />
sinkend. Das Statistische Bun<strong>de</strong>samt kommt in einer 1990/91 durchgeführten<br />
Erhebung für die Altersgruppe <strong>de</strong>r 40-60Jährigen auf einen<br />
Beteiligungsgrad von 22% und für die Gruppe <strong>de</strong>r 60-70Jährigen auf<br />
21,8%. Einer Befragung <strong>de</strong>s EMNID-Instituts zur nachberuflichen Tätigkeit<br />
älterer Menschen von 1992 zufolge liegt die Quote ehrenamtlich<br />
engagierter Personen im Alter zwischen 50 und 70 Jahren niedriger:<br />
bei 16%. Für die Gruppe <strong>de</strong>r 50 bis 60Jährigen sinkt die Quote<br />
weiter ab: auf etwa 8%.<br />
Diese Werte bestätigt die EUROVOL-Studie, in <strong>de</strong>r 1994 acht europäische<br />
Län<strong>de</strong>r verglichen wur<strong>de</strong>n, nur zum Teil. Danach leisten 18% <strong>de</strong>r<br />
55-64Jährigen und 13% <strong>de</strong>r über 65Jährigen unbezahlte ehrenamtliche<br />
Arbeit.<br />
Gegenstand <strong>de</strong>r EMNID-Untersuchungen war auch <strong>de</strong>r Zeitpunkt <strong>de</strong>r Übernahme<br />
eines Ehrenamts. Dabei wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>utlich, daß die Ehrenamtlichkeitspotentiale<br />
von Frauen eng verbun<strong>de</strong>n sind mit <strong>de</strong>r Entlastung von<br />
typischen Familienaufgaben. Erst nach <strong>de</strong>m Abschluß <strong>de</strong>r Familienphase,<br />
häufig auch erst nach <strong>de</strong>m Tod <strong>de</strong>s Ehepartners wer<strong>de</strong>n zeitliche<br />
Ressourcen und psychische Energien freigesetzt, die in die Erkundung<br />
neuer Handlungsfel<strong>de</strong>r einmün<strong>de</strong>n. Für Männer hingegen ist das Ehrenamt<br />
häufig eine Fortsetzung früherer, während <strong>de</strong>r Berufsphase aufgenommener<br />
Tätigkeiten. Insofern knüpft das Ehrenamt zwar an Kompetenzen<br />
an, die auch über <strong>de</strong>n Berufsausstieg hinaus sinnvoll eingesetzt<br />
und oft auch weiterentwickelt wer<strong>de</strong>n können. Eine solche Kontinuität<br />
hängt aber stark von <strong>de</strong>r beruflichen Stellung und <strong>de</strong>m Bildungsniveau<br />
<strong>de</strong>r jeweiligen Person ab.<br />
Diese Einschätzung wird bestätigt, wenn wir das Bildungsniveau älterer<br />
Menschen im Ehrenamt vergleichen. Während <strong>de</strong>r Beteiligungsgrad<br />
bei Volksschulabsolventen 13% beträgt, steigt dieser Anteil bei Personen<br />
mit Abitur und Hochschulabschluß auf 37%. Ehrenamtlichkeitspotentiale<br />
sind also sehr ungleichmäßig über soziale Gruppen verteilt:<br />
Die Bereitschaft zum Engagement ist laut EMNID bei Personen<br />
am größten, die relativ gut situiert sind, also eher weniger auf unbezahlte<br />
Hilfeleistungen angewiesen sind.<br />
Zu <strong>de</strong>utlich optimistischeren Ergebnissen kommt <strong>de</strong>r "Sozio-ökonomische<br />
Panel" [SOEP]von 1994: Immerhin ein Drittel <strong>de</strong>r west<strong>de</strong>utschen<br />
Bevölkerung und ein Fünftel <strong>de</strong>r ost<strong>de</strong>utschen Bevölkerung engagiere<br />
sich in freiwilligen Tätigkeiten, Ten<strong>de</strong>nz steigend. Die stammtischwirksame<br />
Behauptung, Jüngere wür<strong>de</strong>n sich weniger engagieren,<br />
wer<strong>de</strong>n durch die verfügbaren Daten wi<strong>de</strong>rlegt. Im Gegenteil: Die Beteiligungsquote<br />
ist bei allen Altersklassen gleich, außer bei Personen<br />
über 60. Hier registriert <strong>de</strong>r SOEP ein auf 20% sinken<strong>de</strong>s Engagement.<br />
Vom alten zum "<strong>Neuen</strong> Ehrenamt"<br />
Bringt uns die Zukunft also ein wachsen<strong>de</strong>s "soziales Kapital", das sich für ehrenamtliche<br />
Tätigkeiten mobilisieren läßt? Lassen sie mich die Frage zunächst im konventionellen<br />
Rahmen beantworten: Ja und Nein.
Joachim Döbler, <strong>Bürgerschaftliches</strong> Engagement 5<br />
Nein, wenn wir in traditionellen Strukturen <strong>de</strong>nken. Die Be<strong>de</strong>utung und Wertschätzung,<br />
die Formen und Funktionen ehrenamtlichen Engagements sind Verän<strong>de</strong>rungen<br />
unterworfen. Ja, soziales Kapital scheint künftig um so eher mobilisierbar, je<br />
mehr wir es aus starren Hierarchien und langfristigen Verpflichtungen befreien und<br />
subjektive Ansprüche auf selbstbestimmte Tätigkeiten und Selbstentfaltung gelten<br />
lassen. Eine 1998 veröffentlichte Studie beziffert das Potential für diese sog. „Neue<br />
Ehrenamtlichkeit" gar auf 38% <strong>de</strong>r erwachsenen Deutschen.<br />
Die Herausbildung neuer Strukturen ehrenamtlichen Engagements scheint zugleich<br />
mit einem Be<strong>de</strong>utungsverlust <strong>de</strong>s traditionellen Ehrenamtes verbun<strong>de</strong>n. Hintergrund<br />
dieser Erosion sei, so die gängige Argumentation, ein Wertewan<strong>de</strong>l. Dieser Wertewan<strong>de</strong>l<br />
mache sich vor allem für Organisationen, die beson<strong>de</strong>rs stark auf die Bindung<br />
an i<strong>de</strong>ntitätsstiften<strong>de</strong> Sozialmilieus und Zentralwerte angewiesen sind - für Kirchen,<br />
die großen Wohlfahrtsverbän<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r auch für die Gewerkschaften - in einem<br />
Mitglie<strong>de</strong>rschwund bzw. einem Rückgang <strong>de</strong>r Freiwilligenzahlen bemerkbar. Diese<br />
These vom Wertewan<strong>de</strong>l geht davon aus, daß Begriffe wie "Pflicht, Opferbereitschaft,<br />
Verantwortung o<strong>de</strong>r Dienst" ihre Deutungskraft verlieren und im Gegenzug<br />
subjektive Ansprüche auf frei gewählten Formen <strong>de</strong>s Engagements an Be<strong>de</strong>utung<br />
gewinnen.<br />
Wer sich heute auf die Suche nach "wertgebun<strong>de</strong>nen" Engagierten<br />
sucht, muß sich schon an die Rän<strong>de</strong>r unserer Gesellschaft begeben:<br />
auf Demonstrationen gegen Auslän<strong>de</strong>rfeindlichkeit, zur "Love Para<strong>de</strong>"<br />
nach Berlin o<strong>de</strong>r in die kurdischen Vereinslokale. Allerdings sind<br />
auch diese wertgebun<strong>de</strong>nen Milieus biographisch gesehen nicht sehr<br />
stabil – mensch wechselt schon mal die Gesinnungsgemeinschaft.<br />
(Blandow)<br />
Wer also unter <strong>de</strong>n Voraussetzungen <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rne Freiwillige gewinnen will, muß<br />
gleich drei „Passungsleistungen“ erbringen: Erstens im Verhältnis zwischen freiwilligen<br />
sozialen Helfern und Bedürftigen; zweitens im Zusammenspiel von ehrenamtlichen<br />
und hauptberuflichen Kompetenzen; und drittens im Verhältnis <strong>de</strong>s freiwilligen<br />
sozialen Helfers zu sich selbst. Entschei<strong>de</strong>nd ist nicht die Frage: "Wie können wir<br />
individuelle Fähigkeiten und Möglichkeiten so einsetzen, daß sie <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>r gestellten sozialen Aufgabe gerecht wer<strong>de</strong>n?" son<strong>de</strong>rn: "Wie können wir Dienstund<br />
Selbstbezug integrieren und Menschen mit bestimmten Erfahrungen und Lebensstilen<br />
eine dazu passen<strong>de</strong> Helferrückwirkung geben?" Wenn also vom "freiwillige<br />
Engagement" gere<strong>de</strong>t wird, so stehen selbstbezogene Motive im Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />
Hilfe für an<strong>de</strong>re ist <strong>de</strong>mnach immer auch ein Stück Selbsthilfe.<br />
Der Begriff <strong>de</strong>s "bürgerschaftlichen Engagements" hingegen greift strukturell tiefer.<br />
Im Vor<strong>de</strong>rgrund steht ein Gemeinwesen, für das man sich verantwortlich fühlt und an<br />
<strong>de</strong>ssen Gestaltung man sich aktiv beteiligen möchte. Der konkrete Platz für gemeinschaftsorientierte<br />
Motive ist das lokale Quartier, die Gemein<strong>de</strong>, für <strong>de</strong>ren Zustand ich<br />
Verantwortung übernehme. Bürgerschaftlich Engagierte versuchen, in selbstorganisierten<br />
Projekten Solidarität zu leben. Bürgerschaftlich Engagierte sind keine unqualifizierten<br />
Sozialassistenten, <strong>de</strong>nen Experten das kleine Einmaleins <strong>de</strong>s Sozialwesens<br />
beibringen. Sie bringen Kompetenz, Bildung, Erfahrung und vor allem Verän<strong>de</strong>rungswillen<br />
in ihre Tätigkeit ein. ARBES, die AG <strong>Bürgerschaftliches</strong> Engagement/<br />
Seniorengenossenschaften in Ba<strong>de</strong>n-Wüttemberg umschreibt dies wie folgt: "Bürge-
Joachim Döbler, <strong>Bürgerschaftliches</strong> Engagement 6<br />
rinnen und Bürger tragen Mitverantwortung durch Beteiligung an Gemeinschaftsaufgaben<br />
im sozialen, gesundheitlichen, kulturellen und ökologischen Bereich. Sie arbeiten<br />
eigenständig im Sinne einer <strong>de</strong>mokratischen Lebensordnung." Wer sie gewinnen<br />
will, muß nachhaltig soziale Räume und Infrastrukturen schaffen, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r<br />
Bürgerwillen artikuliert, öffentlich ausgehan<strong>de</strong>lt und in politische Entscheidungsprozesse<br />
eingebracht wer<strong>de</strong>n kann. Und er muß aushalten, daß Seniorenorganisationen<br />
in Zukunft neue, heute vielleicht noch befremdlich wirken<strong>de</strong> Wege gehen: In Norwegen<br />
beispielsweise haben Senioren durch Hausbesetzungen für ihre Interessen gestritten.<br />
Nun solches haben unsere ehrenamtsversessenen Politiker wohl kaum im Sinn. Und<br />
brav holen sich Sozialarbeiter, Gewerkschaftler o<strong>de</strong>r rührige Gemein<strong>de</strong>pastoren auf<br />
<strong>de</strong>n unzähligen Fortbildungsveranstaltungen – staatlich geför<strong>de</strong>rt und verbandlich<br />
organisiert - wohlfeile Rezepte ab, wie die Spezies <strong>de</strong>r "<strong>Neuen</strong> Ehrenamtlichen" zu<br />
gewinnen und zu bin<strong>de</strong>n ist. Daß <strong>de</strong>ren Engagement so ganz nebenbei auch jene<br />
Risse kitten soll, die durch "gesellschaftliche Erosionsprozesse wie Ausgrenzung,<br />
Benachteiligung, Desintegration und Gewaltphänomene" (Mühlum) aufgebrochen<br />
sind, gibt <strong>de</strong>r Angelegenheit einen gera<strong>de</strong>zu missionarischen Charakter.<br />
Nun erachte es we<strong>de</strong>r als meine Aufgabe, Sie mit Rezepturen zu versorgen, noch<br />
jenen Unsinn nachzubeten, <strong>de</strong>n sie ohnehin auf Fest- und Belobigungsveranstaltungen<br />
zum Ehrenamt serviert bekommen. Statt <strong>de</strong>ssen einige unbequeme Anmerkungen:<br />
Lassen Sie mich beginnen mit <strong>de</strong>r gängigen Gegenüberstellung von altem,<br />
wertgebun<strong>de</strong>nem und neuem, selbstbezogenem Ehrenamt:<br />
1. Soziales Han<strong>de</strong>ln – auch im traditionellen Ehrenamt – erfolgt nicht motivlos; es ist<br />
also auch nicht selbstlos. Neu ist allerdings, daß die offene Benennung von Eigenmotiven<br />
heute gera<strong>de</strong>zu erwartet wird. Sie ist Teil jenes Zwangs zur Selbststeuerung<br />
und Selbstvergewisserung, Selbstbeschreibung und Selbstdarstellung, <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m<br />
Individualisierungsschub <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne untrennbar verbun<strong>de</strong>n scheint.<br />
2. Die Wirklichkeit sozialen Engagements zwischen "Dienst und Selbstbezug" ist<br />
vielschichtiger und wi<strong>de</strong>rsprüchlicher als einfache Gegenüberstellungen dies vermuten<br />
lassen. Im Einzelfall wird nur schwer zu unterschei<strong>de</strong>n sein,<br />
• ob ein Engagement in <strong>de</strong>r kulturellen Tradition <strong>de</strong>r Verantwortung steht,<br />
• ob es <strong>de</strong>r Suche nach neuen Lebensinhalten dient,<br />
• ob Gemeinschaftserfahrung gesucht wer<strong>de</strong>n,<br />
• o<strong>de</strong>r, ob es dabei helfen soll, eigene sehr persönliche Probleme zu überwin<strong>de</strong>n.<br />
3. Problematisch wird es drittens, wenn Begriffe mit Wertungen besetzt wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Unterstellung, daß sich hier nur solche und dort nur jene Menschen engagieren, trägt<br />
nicht dazu bei, <strong>de</strong>n Gesamtkomplex <strong>de</strong>s Engagements zu beför<strong>de</strong>rn. Freiwilliges soziales<br />
Engagement als "mo<strong>de</strong>rn" zu bezeichnen und traditionelle Ehrenamtlichkeit als<br />
"Auslaufmo<strong>de</strong>ll" abzuqualifizieren, bedient Abgrenzungsbedürfnisse und dient <strong>de</strong>r<br />
Vorurteilsbildung. Es hat, wie Martin Nörber, Referent für politische Bildung beim<br />
hessischen Jugendring, für <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r verbandlichen Kin<strong>de</strong>r- und Jugendarbeit<br />
erfahren hat, zu<strong>de</strong>m <strong>de</strong>n politischen Effekt, daß öffentliche Mittel dorthin fließen, wo<br />
"Mo<strong>de</strong>rnität", d.h. "Mo<strong>de</strong>llhaftes" o<strong>de</strong>r "Neues" inszeniert wird. Formen <strong>de</strong>s Engagements<br />
wer<strong>de</strong>n so gegeneinan<strong>de</strong>r ausgespielt.
Joachim Döbler, <strong>Bürgerschaftliches</strong> Engagement 7<br />
"Sein o<strong>de</strong>r Design?" (Guggenberger) scheint auch hier die Frage. Manches in Zukunftswerkstätten<br />
und sog. Mo<strong>de</strong>llprojekten gezüchtetes Pflänzchen fügt sich so in<br />
<strong>de</strong>n national verordneten und von Public-Relations-Strategien gesponsorten Veranstaltungszirkus<br />
zum Ehrenamt – symbolische Politik und gleichwohl nützlich.<br />
Nützlich zum einen für die großen Wohlfahrtsverbän<strong>de</strong>. Ihr Problem ist, so <strong>de</strong>r Bremer<br />
Sozialwissenschaftler Jürgen Blandow anhand von Untersuchungen für Bremen,<br />
daß man mit Ehrenamtlichen gar nichts anfangen könne: Gera<strong>de</strong> mal 5.000 Personen<br />
seien irgendwie freiwillig helfend tätig. Von hun<strong>de</strong>rt bremischen Vereinigungen<br />
im Bereich Jugend, Soziales und Gesundheit kommen 41 ganz ohne o<strong>de</strong>r mit höchstens<br />
ein bis zwei Freiwilligen aus. Die in <strong>de</strong>n Kernbereichen <strong>de</strong>s Wohlfahrtswesen<br />
arbeiten<strong>de</strong>n hochprofessionalisierten Träger (insbeson<strong>de</strong>re Einrichtungen in <strong>de</strong>n Bereichen<br />
Alten-, Behin<strong>de</strong>rten- und Jugendhilfe) beschäftigen 83 % <strong>de</strong>s Gesamtpersonals,<br />
aber nur 7 % <strong>de</strong>r Freiwilligen. Der große Bereich <strong>de</strong>r Jugendzentren, Jugendwohngemeinschaften<br />
und autonomen Frauen- und Mädchenprojekten kommt praktisch<br />
ohne Freiwillige aus. Im Initiativgruppenbereich – Spielplatz-, Mieter-, Nachbarschaftsinitiativen<br />
– gibt es neben schlecht bezahlten Honorarkräften inzwischen mehr<br />
Aktivitäten von Sozialarbeitern im dienstlichen Auftrag als von bürgerschaftlich Engagierten,<br />
und in Mütterzentren übertreffen die über Hilfen zur Schaffung von Arbeitsgelegenheiten<br />
(gem. § 19 BSHG) finanzierten Frauen die Freiwilligenquote<br />
<strong>de</strong>utlich. Auch bei "mo<strong>de</strong>rnen" Initiativen, etwa Flüchtlingsgruppen, ergibt eine Nachfrage,<br />
daß von <strong>de</strong>n fünfzig <strong>de</strong>m Forschungsprojekt gemel<strong>de</strong>ten Freiwilligen für die<br />
praktische Arbeit eigentlich nur fünf zur Verfügung stehen, die an<strong>de</strong>ren nur für die<br />
Demo o<strong>de</strong>r die Vollversammlung.<br />
Im Selbsthilfebereich schließlich gehört die Mehrheit pädagogischen, pflegerischen<br />
o<strong>de</strong>r aka<strong>de</strong>mischen sozial- und humanwissenschaftlichen Berufen an; und auch hier<br />
kommen die meisten nicht, weil sie ein Feld für ihr Engagement gesichtet, son<strong>de</strong>rn<br />
weil sie irgendwann einmal mitgegrün<strong>de</strong>t und seither keinen Nachfolger gefun<strong>de</strong>n<br />
haben, weil sie vor <strong>de</strong>r Freiwilligenarbeit eine ABM-Stelle innehatten o<strong>de</strong>r sich <strong>de</strong>r<br />
Sache beruflich verbun<strong>de</strong>n fühlen.<br />
In diesem Kontext sind also nicht die Ehrenamtlichen im Blick, son<strong>de</strong>rn das Prestige,<br />
das sich mit ihnen verbin<strong>de</strong>n läßt. Werbe- und Vermittlungskampagnen zum Thema<br />
"Ehrenamt" sind, wenn überhaupt Zahlen preisgegeben wer<strong>de</strong>n, zwar nicht son<strong>de</strong>rlich<br />
erfolgreich, taugen aber zur Begründung <strong>de</strong>s bürgernahen Charakters <strong>de</strong>r Verbän<strong>de</strong>,<br />
also zur Sicherung ihrer Position auf einem sich öffnen<strong>de</strong>n Sozialmarkt.<br />
Das hohe Lied <strong>de</strong>s Ehrenamts ist aber auch in an<strong>de</strong>rer Hinsicht nützlich: Wenn Wolfgang<br />
Schäuble in einer Feierstun<strong>de</strong> für Ehrenamtliche <strong>de</strong>n "perfektionistischen Sozialstaat"<br />
für <strong>de</strong>n Verlust an solidarischen Kräften verantwortlich macht und als Ausweg<br />
ein "wechselseitiges geben und Nehmen im persönlichen Austausch" empfiehlt,<br />
so dürfte dies zwar bei älteren Herrschaften o<strong>de</strong>r meinen Kollegen von <strong>de</strong>r psychologischen<br />
Fraktion gut ankommen; aber die Katze ist damit aus <strong>de</strong>m Sack: Es geht um<br />
einen qualitativen Umbau <strong>de</strong>s Sozialstaates. Und die Pioniere dieser "neuen Kultur<br />
<strong>de</strong>s Helfens" und <strong>de</strong>r neuen Verantwortlichkeit sind auch schon ausgemacht: ältere<br />
Menschen. Sie müssen nur noch lernen – natürlich in geeigneten Lern- und Trainingsfel<strong>de</strong>rn<br />
- mit ihren Ressourcen schonend umzugehen, sich durch Engagement<br />
geistig fit zu halten und sich gegenseitig zu versorgen.
Joachim Döbler, <strong>Bürgerschaftliches</strong> Engagement 8<br />
Von <strong>de</strong>r Ressourcen- über die Produktivitäts- zur Pflichtorientierung<br />
Stan<strong>de</strong>n die 70erJahre noch im Zeichen <strong>de</strong>r Professionalisierung sozialer Dienste, so<br />
können wir heute ein radikales Um<strong>de</strong>nken beobachten, in <strong>de</strong>ssen Folge nicht allein<br />
das Ehrenamt wie<strong>de</strong>rent<strong>de</strong>ckt wird, son<strong>de</strong>rn auch die Suche nach neuen Alterskultur<br />
erfolgreich abgeschlossen scheint: <strong>Bürgerschaftliches</strong> Engagement ist mehr als nur<br />
eine zeitgemäße Form <strong>de</strong>r Altersaktivität, sie ist das Kernelement eines völlig neuen<br />
Vergesellschaftungsmo<strong>de</strong>lls, das mit <strong>de</strong>r Betonung <strong>de</strong>r Ressourcen und <strong>de</strong>r Handlungspotentiale<br />
auch das Leitbild <strong>de</strong>s verdienten Ruhestan<strong>de</strong>s ablösen wird.<br />
Wegbereitend für diesen Wan<strong>de</strong>l ist zum einen die gerontologische Forschung, die<br />
nicht mü<strong>de</strong> wird zu betonen, daß das Altern nicht zwangsläufig einhergeht mit einem<br />
Verlust <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit. Im Gegenteil: die Verjüngung <strong>de</strong>s Alters, die Ausweitung<br />
<strong>de</strong>r Altersphase, das steigen<strong>de</strong>s Bildungsniveau erfor<strong>de</strong>rn eine gesellschaftspolitische<br />
Zielsetzung, die auf die Integration älterer Menschen in das soziale Leben<br />
drängt und – wie es im Europäischen Aktionsprogramm für ältere Menschen heißt –<br />
<strong>de</strong>ren gesellschaftlichen Beitrag aufwertet.<br />
Allerdings geht es bei <strong>de</strong>r Suche nach sinnvollen Aktivitätsformen im sog. Ruhestand<br />
längst nicht mehr "nur" um Integration und sinnvolle Beschäftigung <strong>de</strong>r alten Menschen.<br />
Man thematisiert zunehmend die Ressourcen älterer und alter Menschen,<br />
ihren möglichen und tatsächlichen Beitrag zu Gesellschaft und Gemeinschaft. In diesem<br />
Kontext gewinnt auch das soziale Ehrenamt als Ressource, als "Soziales Kapital",<br />
das ältere Menschen <strong>de</strong>r Gesellschaft zur Verfügung stellen könnten, an Aktualität.<br />
Noch wird diese Perspektive überlagert von <strong>de</strong>r moralischen Ökonomie <strong>de</strong>s "wohlverdienten<br />
Ruhestands" (Kohli). Dennoch gilt das Bürgerschaftliche Engagement<br />
längst als Ressource, die einen wesentlichen Beitrag zur Kompensation <strong>de</strong>r unzureichen<strong>de</strong>n<br />
Betreuungsmöglichkeiten (insbeson<strong>de</strong>re pflegebedürftiger) alter Menschen<br />
leisten kann und soll. Aus dieser sich zuspitzen<strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rsprüchlichkeit von alten<br />
und künftigen Altersleitbil<strong>de</strong>rn bietet sich als Ausweg zunächst die Betonung <strong>de</strong>r<br />
Ressourcen an, die eine <strong>de</strong>rartige Beschäftigung für die älteren und alten Menschen<br />
selbst bietet. Gilt es doch als allgemein akzeptiert, daß es sich sozial engagiert und<br />
aktiv besser altert.<br />
Im BMFuS wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb bereits früh darüber nachgedacht, neue Leitbil<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Alters<br />
zu schaffen. Eine zukunftsorientierte Altenpolitik solle die Möglichkeiten verbessern,<br />
<strong>de</strong>r Gesellschaft das be<strong>de</strong>utungsvolle Aktivitätspotential zu erhalten, über das<br />
die älteren Menschen verfügen. Hierbei müsse sozialpolitisches Han<strong>de</strong>ln sich zunächst<br />
auf flankieren<strong>de</strong> Netzwerke konzentrieren und gezielt die Bedingungen von<br />
Tätigkeitsfel<strong>de</strong>rn verbessern, in <strong>de</strong>nen Begegnungen, Kontakte, Alltags- und Nachbarschaftshilfen<br />
zumin<strong>de</strong>st mittransportiert wer<strong>de</strong>n. Dahinter steht die Einsicht, daß<br />
selbstaktive Netzwerke Älterer nicht per se entstehen, son<strong>de</strong>rn daß Infrastrukturen<br />
erfor<strong>de</strong>rlich sind, die bürgerschaftliche Aktivitäten ermöglichen und unterstützen. Seit<br />
Auflage <strong>de</strong>r ersten För<strong>de</strong>r- und Entwicklungsprogramme sind in großer organisatorischer<br />
Breite zahllose Initiativen und Projekte entstan<strong>de</strong>n, allen voran das zuerst im<br />
Land Ba<strong>de</strong>n-Württemberg entwickelte Projekt <strong>de</strong>r "Senioren-Genossenschaften".
Joachim Döbler, <strong>Bürgerschaftliches</strong> Engagement 9<br />
Senioren-Genossenschaften geht darum, Menschen als Mitglie<strong>de</strong>r zu gewinnen, die<br />
bereit sind, persönliche Dienstleistungen für ältere Menschen im vorpflegerischen<br />
Bereich zu erbringen; diesen Menschen wie<strong>de</strong>rum sollen bei <strong>de</strong>ren eigener Hilfso<strong>de</strong>r<br />
Pflegebedürftigkeit kostenfreie Leistungen im Umfang ihrer früheren eigenen<br />
Dienstleistungen vermittelt wer<strong>de</strong>n. Hiermit wur<strong>de</strong>n I<strong>de</strong>en <strong>de</strong>s Zeittausches aufgegriffen,<br />
um diejenigen zu erreichen, die gleichzeitig etwas für sich und für an<strong>de</strong>re tun<br />
wollen. Dem einzelnen soll ermöglicht wer<strong>de</strong>n, an vielerlei Einsatz- und Austauschstellen<br />
von Kontakten, I<strong>de</strong>en, Fertigkeiten heranzukommen. Seniorengenossenschaften<br />
verkörpern die praktisch gewor<strong>de</strong>ne I<strong>de</strong>e eines "tätigen nachberuflichen<br />
Lebens" in gegenseitiger Solidarität. Für <strong>de</strong>n Chef<strong>de</strong>nker <strong>de</strong>s Deutschen Zentrums<br />
für Altersfragen (DZA), Roland Schmidt, übernehmen sie gleichsam Pilotfunktionen<br />
in <strong>de</strong>m "anspruchsvollen Versuch, parallel zu <strong>de</strong>n angestammten [...] Sicherungssystemen<br />
das soziale Engagement <strong>de</strong>r Bürger im Zuge <strong>de</strong>s Umbaus <strong>de</strong>s Sozialstaates<br />
neu zu begrün<strong>de</strong>n." Wesentliche Elemente seien<br />
• gemeinschaftliche Formen <strong>de</strong>r Produktion sozialer Sicherheit sowie<br />
• die "Initiierung einer Tätigkeitskultur jenseits <strong>de</strong>s Erwerbssystems."<br />
Beson<strong>de</strong>rs pointiert formuliert es <strong>de</strong>r Sozialwissenschaftler Hans Peter Tews: Mit<br />
seinem Vorschlag, die erwartbaren Alterslasten durch die Nutzung und Entwicklung<br />
<strong>de</strong>r Ressourcen und Zeit-Potentiale <strong>de</strong>r Alten selbst (!) aufzufangen, zeigt er – über<br />
<strong>de</strong>n Ressourcenansatz hinausweisend - <strong>de</strong>n Weg eines verpflichtungsethisch aufgela<strong>de</strong>nen<br />
Sozialdienstes an. In diesem Ansatz tritt die Erhaltung von Kompetenzen<br />
und die persönliche Erfüllung <strong>de</strong>utlich zurück gegenüber <strong>de</strong>m gesellschaftlichen Interesse<br />
an einer "Nutzung <strong>de</strong>s Humankapitals". Ehrenamtliches Engagement ist nicht<br />
nur sinnstiftend, son<strong>de</strong>rn auch geeignet, das Alter mit neuen Verantwortlichkeiten<br />
und Pflichten auszustatten. Für Tews steht das Alter zwischen Ent- und Verpflichtungen.<br />
Zu <strong>de</strong>n gesellschaftspolitischen Herausfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Zukunft gehöre es, die<br />
"Diskrepanz zwischen <strong>de</strong>n wachsen<strong>de</strong>n Potentialen älterer Menschen und <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n<br />
o<strong>de</strong>r zu geringen gesellschaftlichen Nutzung dieser Potentiale" abzubauen.<br />
"Die Ablösung <strong>de</strong>s alten Ehrenamtes [...] durch modifizierte o<strong>de</strong>r neue Formen <strong>de</strong>r<br />
dann nicht mehr nur als ehrenamtlich zu benennen<strong>de</strong>n 'Verpflichtungen'", so schreibt<br />
er an an<strong>de</strong>rer Stelle, "stellt einen [..] Schwerpunkt <strong>de</strong>r Entwicklung gesellschaftlich<br />
nützlicher Tätigkeiten für Ältere dar."<br />
Der ehemalige Berliner Sozialsenators Ulf Fink hat dies bereist vor 10 Jahren eingefor<strong>de</strong>rt.<br />
Sein Vorschlag: Versorgungslücken insbeson<strong>de</strong>re für ältere hilfebedürftige<br />
Personen durch die öffentliche För<strong>de</strong>rung ehrenamtlichen Engagements zu schließen.<br />
Der Generationenvertrag soll in Zukunft die Verpflichtung zur Erbringung personaler<br />
Dienste (für Angehörige ebenso wie für Nichtangehörige) enthalten: man habe<br />
"außer Geld auch Zeit abzugeben, beson<strong>de</strong>rs Zeit für Kin<strong>de</strong>r und Alte und überhaupt<br />
für Gemeinschaftsaufgaben".<br />
In <strong>de</strong>r Tat: Wer die Diskussionen um die Zukunft <strong>de</strong>s Sozialstaates aufmerksam<br />
verfolgt, <strong>de</strong>m muß es dämmern, daß drohen<strong>de</strong> Verteilungs- und Generationenkonflikte<br />
o<strong>de</strong>r auch "nur" Versorgungslücken durch rührige Alt-trifft-Jung-Projekte nicht<br />
abzuwen<strong>de</strong>n sein wer<strong>de</strong>n. Hoffnungen auf eine gesellschaftliche Integration Älterer<br />
scheinen mir paradoxerweise um so berechtigter, je stärker diese Integration mit Leistungserwartungen<br />
und Selbstverpflichtungen verbun<strong>de</strong>n sein wird.
Joachim Döbler, <strong>Bürgerschaftliches</strong> Engagement 10<br />
Grenzen und Risiken bürgerschaftlichen Engagements<br />
Fragen zum sozial- o<strong>de</strong>r gesellschaftspolitischen Potential <strong>de</strong>s <strong>Neuen</strong> Ehrenamtes<br />
sind also keineswegs "unschuldig". Sie sind eng verwoben mit <strong>de</strong>m Diskurs um die<br />
Grenzen <strong>de</strong>s Sozialstaates. Die öffentlichen Kassen seien leer, soziale Leistungen<br />
seien in <strong>de</strong>m bestehen<strong>de</strong>n Umfang nicht länger bezahlbar, <strong>de</strong>r Sozialstaat sei an<br />
seinen Grenzen angelangt - dies ist das ökonomische a priori, das insbes. durch die<br />
Tatsache, daß Familien immer weniger in <strong>de</strong>r Lage sein wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Alterslawine<br />
anfallen<strong>de</strong>n Pflege- und Versorgungsbedarf zu <strong>de</strong>cken, an Gewicht gewinnt.<br />
Wesentliches Argument zunächst für die Wie<strong>de</strong>rent<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>s Ehrenamts, <strong>de</strong>r<br />
Selbsthilfe und <strong>de</strong>r Eigenarbeit und später auch für die proklamatorische Aufwertung<br />
<strong>de</strong>s informellen Sektors zur "<strong>Neuen</strong> Kultur <strong>de</strong>s Helfens" ist zweifelsohne die Hoffnung<br />
auf eine Kostenentlastung <strong>de</strong>r öffentlichen, vor allem <strong>de</strong>r kommunalen Haushalte. In<br />
diesem Kontext bietet die kulturkritische Einlassung, ein Zuviel an Staat habe soziale<br />
Potentiale, die in Selbsthilfe und Engagement begrün<strong>de</strong>t sind, ausgetrocknet, einen<br />
willkommenen i<strong>de</strong>ologischen Flankenschutz. Der Bürger verlasse sich, so die medienwirksame<br />
These, lieber auf <strong>de</strong>n Staat als die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.<br />
Dieser gedankliche Ansatz, <strong>de</strong>r die Klage über Staatsgläubigkeit und Abgreifmentalität<br />
mit For<strong>de</strong>rung nach einer Wie<strong>de</strong>rbelebung <strong>de</strong>s Gemeinschaftssinns verbin<strong>de</strong>t,<br />
hat sich in <strong>de</strong>n letzten Jahren als beson<strong>de</strong>rs anschlußfähig erwiesen. Er ist<br />
geeignet, sehr unterschiedliche soziale und politische Interessen mehrheitsbil<strong>de</strong>nd<br />
unter einer I<strong>de</strong>e zusammenzubringen: daß nämlich die Alternativen zu einer aufgeblähten<br />
Sozialbürokratie, zur staatlichen Regulierung und die Auswege aus <strong>de</strong>m<br />
Kältestrom <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne in lokalen und selbstorganisierten, von Bürgersinn getragenen<br />
Gemeinschaftsbildungen zu suchen seien. Dies ist die Grundi<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s aus <strong>de</strong>m<br />
amerikanischen Kulturkreis kommen<strong>de</strong>n Kommunitarismus. "Die Kommunitarier", so<br />
referierte <strong>de</strong>r Amerikanische Soziologe Amitai Etzioni 1996 vor <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Bun<strong>de</strong>stag,<br />
schlagen vor<br />
" daß ein starker, aber reduzierter Kern <strong>de</strong>s Sozialstaates erhalten bleiben sollte,<br />
während an<strong>de</strong>re Aufgaben <strong>de</strong>n Individuen, Familien und Gemeinschaften übertragen<br />
wer<strong>de</strong>n sollten."<br />
Der Staat, <strong>de</strong>r soziale Netzwerke för<strong>de</strong>rt und Selbsthilfepotentiale maximiert, ist also<br />
untrennbar verbun<strong>de</strong>n jenem Staat, <strong>de</strong>r „Kostendämpfungen“ durchsetzt, <strong>de</strong>r Ausgabenvolumina<br />
begrenzt und <strong>de</strong>r Leistungen auf Min<strong>de</strong>stsicherungen reduziert. Deutlichstes<br />
Beispiel hierfür ist die Pflegeversicherung, die eine Deckelung <strong>de</strong>r Pflegesätze<br />
mit <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung von Selbsthilfe verbin<strong>de</strong>t. Im Klartext von §4 Abs.2: "Bei häuslicher<br />
und teilstationärer Pflege ergänzen die Leistungen <strong>de</strong>r Pflegeversicherung die<br />
familiale, nachbarschaftliche o<strong>de</strong>r sonstige ehrenamtliche Pflege und Betreuung."<br />
Nicht umgekehrt. Die generalisierte Risikoabsicherung setzt also ausdrücklich "Solidarität"<br />
immer schon voraus. Staatliche Politik <strong>de</strong>r Freiwilligenarbeit, wie sie vor allem<br />
in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg mit <strong>de</strong>n lan<strong>de</strong>spolitischen För<strong>de</strong>rprogrammen und Kampagnen<br />
zum Aufbau "Bürgerschaftlichen Engagements" vorangetrieben wird, verfolgt<br />
<strong>de</strong>mentsprechend eine Doppelstrategie: <strong>de</strong>n Trägern sozialer Dienste Ehrenamtliche<br />
zuzuführen und sich zugleich abzusetzen von einer weiteren Ausweitung sozialstaatlicher<br />
Interventionen.
Joachim Döbler, <strong>Bürgerschaftliches</strong> Engagement 11<br />
Nun mag man - vielleicht zurecht - argumentieren, daß die zukünftigen Belastungen<br />
<strong>de</strong>s Sozialstaates uns kaum eine an<strong>de</strong>re Wahl lassen wer<strong>de</strong>n. Dennoch muß es erlaubt<br />
sein, auf die Schwachstellen und Risiken dieses Ansatzes hinzuweisen.<br />
Sie sind zunächst, um von <strong>de</strong>m Beispiel <strong>de</strong>r Pflegeversicherung auszugehen, in <strong>de</strong>r<br />
Tatsache begrün<strong>de</strong>t, daß diese Doppelstrategie ungleichzeitig gefahren wird: Während<br />
die Rationierung sozialer Leistungen im Prinzip innerhalb einer Legislaturperio<strong>de</strong><br />
durchgezogen wer<strong>de</strong>n kann und wird, läßt sich <strong>de</strong>r Aufbau einer neuen Kultur<br />
<strong>de</strong>s Sozialen nur in langen Zeitwellen verwirklichen. Ganz zu schweigen von sozialstrukturellen<br />
Verwerfungen. Sie könnten die Bürgertugen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r "Solidarität" und<br />
"Zivilität" gera<strong>de</strong> dort zu einer knappen Ressource wer<strong>de</strong>n lassen, wo die Not am<br />
größten wird o<strong>de</strong>r soziale Abbrüche drohen. Angesichts millionenfacher Bedürftigkeit<br />
ist staatlich organisierte Pflegeabsicherung angesagt, angesichts millionenfacher<br />
Arbeitslosigkeit Arbeitsmarktpolitik. Diese Probleme sind durch "Gemeinsinn" nicht zu<br />
lösen.<br />
Auch nicht durch das Konzept <strong>de</strong>r Bürgerarbeit. Bürgerarbeit ist eine <strong>de</strong>r Strategieempfehlungen,<br />
die Sie im 3. Band "Maßnahmen zur Verbesserung <strong>de</strong>r Beschäftigungslage"<br />
<strong>de</strong>r Bayrisch/Sächsischen Zukunftskommission nachlesen können. Das<br />
Konzept <strong>de</strong>r Bürgerarbeit verfolgt die I<strong>de</strong>e, unsere bisherige auf Erwerbsarbeit zentrierte<br />
Gesellschaft durch eine weitere Säule zu ergänzen. Neben die Erwerbsarbeit<br />
soll die Bürgerarbeit treten, neben die Arbeits- und Freizeit die Sozialzeit. Mit diesem<br />
Schritt – so die Vision – könnte nicht nur Be<strong>de</strong>utungsschwund von Erwerbsarbeit und<br />
damit die Krise <strong>de</strong>s Sozialstaates gemil<strong>de</strong>rt, son<strong>de</strong>rn insgesamt und langfristig ein<br />
neues Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r gesellschaftlichen Integration geschaffen wer<strong>de</strong>n. Inhaltlich wer<strong>de</strong><br />
Bürgerarbeit dadurch bestimmt, daß sie <strong>de</strong>m Gemeinwohl diene, wobei das diskutierte<br />
Spektrum von <strong>de</strong>r Selbsthilfe über symbolische und "Marginaltätigkeiten" (Gökkenjan,<br />
90) bis zum Engagement in Vereinen, Initiativen o<strong>de</strong>r Bürgerwehren reicht.<br />
Bürgerarbeit wird nicht entlohnt, son<strong>de</strong>rn belohnt – durch Qualifikationsangebote,<br />
Ehrungen und vor allem sog. "Favor Credits", d.h. Möglichkeiten zur kostenfreien<br />
bzw. ermäßigten Nutzung öffentlicher Einrichtungen.<br />
Auf <strong>de</strong>n ersten Blick ist an diesem Mo<strong>de</strong>ll wenig auszusetzen, und es ist durchaus<br />
positiv zu bewerten, daß die Fixierung auf Erwerbsarbeit – wie auch schon durch die<br />
"Ent<strong>de</strong>ckung" <strong>de</strong>r Reproduktionsarbeit – relativiert wird. Allerdings wird die Geschichte<br />
zeigen, welche Integrationskraft dieses Mo<strong>de</strong>ll wirklich entfalten wird. Zumal es ja<br />
nicht an die Stelle <strong>de</strong>r Erwerbsgesellschaft tritt, son<strong>de</strong>rn neben diesem "traditionellen"<br />
einen weiteren Integrations- und Legitimationszusammenhang konstituiert. Was<br />
die verteilungs- und gerechtigkeitsrelevante Frage aufwirft, welcher sozialen Gruppe<br />
über welchen Sektor gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht wird. Denken wir hierbei<br />
zunächst an Senioren, so entspräche dies einem alterssegregierten Umsetzungsmo<strong>de</strong>ll,<br />
das <strong>de</strong>n zweiten von Erwerbsarbeit geprägten Lebensabschnitt als abgeschlossen<br />
voraussetzt. Konzentrieren wir uns auf Personengruppen, die keine Chance auf<br />
Teilhabe an <strong>de</strong>r Erwerbsgesellschaft haben, so liefe dieses – sozial segregieren<strong>de</strong> –<br />
Mo<strong>de</strong>ll Gefahr, soziale Ungleichheit auf höherem Niveau zu zementieren: die 50/50-<br />
Gesellschaft.<br />
Eher mittelfristig argumentieren Ute Klammer und Gerhard Bäcker in einem WSI-<br />
Positionspapier: Bürgerarbeit sei im Kontext <strong>de</strong>r gesamten arbeitsmarkt- und sozialpolitischen<br />
Empfehlungen zu betrachten. Hier zeige die Praxis, daß sich im Ehren-
Joachim Döbler, <strong>Bürgerschaftliches</strong> Engagement 12<br />
amt vor allem erwerbstätige, qualifizierte und gut situierte Bürger engagieren. Es<br />
muß bezweifelt wer<strong>de</strong>n, ob gera<strong>de</strong> die durch <strong>de</strong>n Mangel an Ressourcen geprägten<br />
Problemgruppen zu gewinnen sind, zumal <strong>de</strong>ren sozialer Status in <strong>de</strong>n letzten Jahren<br />
durch verschärfte Arbeitsverpflichtungen und Zumutbarkeitsregelungen eine<br />
<strong>de</strong>utliche Abwertung erfahren hat. Stütze in "Bürgergeld" und Arbeitszwang (Hoppensack/Wenzel)<br />
in "Bürgerarbeit" umzuetikettieren, dürfte bei Arbeitslosen und Sozialhilfeempfängern<br />
allenfalls höhnisches Gelächter auslösen. Insofern weist dieses Mo<strong>de</strong>ll<br />
nicht in die Bürgergesellschaft <strong>de</strong>s nächsten Milleniums, son<strong>de</strong>rn in die Armenfürsorge<br />
<strong>de</strong>s 19.Jahrhun<strong>de</strong>rts.<br />
Vage bleibt in <strong>de</strong>m von <strong>de</strong>r Zukunftskommission vorgelegten Entwurf auch die Spannung<br />
zwischen Komplementarität und Substitution. Ist Bürgerarbeit freiwillige Arbeit,<br />
so kann sie eine dauerhafte, sozialrechtlich garantierte und professionell erbrachte<br />
Leistung nur ergänzen. Weil sie auf persönlichen Entscheidungen beruht und je<strong>de</strong>rzeit<br />
aufgekündigt wer<strong>de</strong>n kann, werfen sich zwei grundsätzliche Fragen auf:<br />
• Wie lassen sich mehr o<strong>de</strong>r weniger spontane Austauschbeziehungen in kalkulierbare,<br />
d.h. verläßliche und stabile Bedarfsausgleichssysteme überführen, die auch<br />
Versorgungssicherheit - etwa bei <strong>de</strong>r Betreuung pflegebedürftiger Personen - ermöglichen?<br />
• Wie läßt sich das Interesse an freiwilligen Tätigkeiten für öffentliche Aufgaben<br />
wecken und sozialpolitisch stabilisieren, ohne es durch die kurzfristige Indienstnahme<br />
für Staatszwecke - nützliche Arbeit zum Nulltarif - zu gefähr<strong>de</strong>n?<br />
Je mehr Bürgerarbeit verpflichtungsethisch aufgela<strong>de</strong>n wird, flankiert durch verschärfte<br />
Zumutbarkeitsanfor<strong>de</strong>rungen im Rahmen von Sozial- und Arbeitslosenhilfe<br />
und eingebun<strong>de</strong>n in eine Niedriglohnstrategie zur Verbilligung von personen- und<br />
haushaltsbezogenen Diensten, <strong>de</strong>sto eher wer<strong>de</strong>n Arbeitsplätze im sozialen Dienstleistungssektor<br />
vernichtet, vor allem Frauen in Niedriglohnbereiche abgedrängt und<br />
die Leistungen selbst <strong>de</strong>qualifiziert. Das Konzept <strong>de</strong>r Bürgerarbeit hätte dann eine<br />
doppelte Funktion: "<strong>de</strong>n Rückzug <strong>de</strong>s Staates aus seinen Verpflichtungen nicht nur<br />
zu verschleiern, son<strong>de</strong>rn moralisch auch noch zu rechtfertigen" (Klammer/Bäcker,<br />
367); und <strong>de</strong>n Weg in eine re-feudalisierte Gesellschaft zu weisen, "in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Lebensstil<br />
und –standard <strong>de</strong>r Wohlhaben<strong>de</strong>n durch eine mo<strong>de</strong>rne Dienstbotenklasse<br />
abgesichert wird." (363)<br />
Szenarien<br />
Nach diesem längeren Exkurs zur Bürgerarbeit möchte ich Sie abschließend - und<br />
um <strong>de</strong>n Spannungsbogen noch einmal aufzunehmen - mit einer Gruppe junger,<br />
kurzhaariger und sehr kräftig gebauter junger Männer bekannt machen, die sich zu<br />
<strong>de</strong>m Bürgerverein "Wehrhafte Demokratie" zusammengeschlossen haben, um kurdische<br />
Drogen-Dealer aus ihrem Wohnviertel zu vertreiben. Ihnen gegenüber steht<br />
eine zweite Gruppe etwas längerhaariger und eher jung gebliebener Bürger, die eine<br />
Öko-Ini "Blumen für Lohr" gegrün<strong>de</strong>t haben, um dieses Städtchen zu begrünen.<br />
Wür<strong>de</strong>n Sie bei<strong>de</strong> Initiativen bürgerschaftlichem Engagement zuordnen? Ich je<strong>de</strong>nfalls<br />
nicht. Eher schon die Gleichgesinnten <strong>de</strong>r "Ama<strong>de</strong>u-Antonio-Stiftung" im bran-
Joachim Döbler, <strong>Bürgerschaftliches</strong> Engagement 13<br />
<strong>de</strong>nburgischen Eberswal<strong>de</strong>, die sich "Toleranz" und "Courage" auf ihre Fahne geschrieben<br />
haben. Ihr Ziel ist es, <strong>de</strong>r rechten Alltagskultur konkrete Aktionen und<br />
Projekte entgegensetzen, in <strong>de</strong>nen Zivilität gelernt wer<strong>de</strong>n kann. Der DGB, so ist einem<br />
Zeit-Artikel vom Dezember 1998 zu entnehmen, hat Zuschüsse versprochen.<br />
Nun, woher nehme ich mein flottes Urteil. Ganz sicher nicht aus einer wie auch immer<br />
gelagerten Gesinnung, son<strong>de</strong>rn letztlich aus jenem aufgeklärten Kern, <strong>de</strong>r sich<br />
in <strong>de</strong>r Souveränität <strong>de</strong>s rechtsstaatsgeschützten Individualbürgers durchgesetzt hat:<br />
niemand wird ausgeschlossen. Gemeinschaften haben gegenüber staatlich generalisierten<br />
Ansprüchen <strong>de</strong>n entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Nachteil, daß sie Nicht-Mitglie<strong>de</strong>r ausschließen.<br />
Sie bieten nur "Solidarität unter Freun<strong>de</strong>n".<br />
Eine an<strong>de</strong>re Frage drängt sich auf: Ist Zivilität im Sinne von "Toleranz" mancherorts<br />
so weit heruntergekommen, daß sie in Gegenkulturen erst wie<strong>de</strong>r gelernt wer<strong>de</strong>n<br />
muß? Und wie stehen die Chancen dafür? Die Frage, welche Formen "Gemeinschaft"<br />
annehmen mag, fundamentalistische o<strong>de</strong>r liberale, beantwortet die Bremer<br />
Hochschullehrerein Sibylle Tönnies je<strong>de</strong>nfalls ernüchternd:<br />
"Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n USA führt in Deutschland die Radikalisierung kommunitaristischen<br />
Gedankenguts historisch nicht in die prinzipielle Gleichberechtigung aller Menschen,<br />
son<strong>de</strong>rn in eine hierarchisch geglie<strong>de</strong>rte Gesellschaft." Und sie fährt fort: Der<br />
kommunitaristische Zeitgeist "ist noch immer gegen das staatliche Gewaltmonopol eingenommen,<br />
weil man sich zu viel von Bürgerbewegungen verspricht und <strong>de</strong>n Bürgerkrieg<br />
zu wenig fürchtet." (Tönnies, 19)<br />
Ein zweites Beispiel: Wenn sich Bewohner einer hübschen neuen Einfamilienhaussiedlung<br />
in Lohr, Einzugsgebiet Frankfurt, zu einer Fahrgemeinschaft zusammenschließen,<br />
so ist dies insofern bürgerschaftlich, als sie vielleicht <strong>de</strong>n Gemeinschaftsgedanken<br />
stärken und durch Verkehrsentlastung auch ökologische Verantwortung<br />
zeigen wollen. Und <strong>de</strong>nnoch: Ihre Siedlung ist eine von tausen<strong>de</strong>n, die in <strong>de</strong>n letzten<br />
Jahren entstan<strong>de</strong>n ist und somit beiträgt zum weiteren Flächenverbrauch, zur Zersie<strong>de</strong>lung<br />
von Landschaft und zur Zerstörung von Natur.<br />
<strong>Bürgerschaftliches</strong> Engagement bedarf also wenigstens <strong>de</strong>r staatlichen Flankierung:<br />
So wie im Bereich <strong>de</strong>r Flächennutzung bedarf es auch im Bereich <strong>de</strong>r Pflegeabsicherung<br />
einer staatlichen Strukturverantwortung, die das Abstraktum verallgemeinerungsfähiger<br />
Interessen zur Geltung bringt, die in Infrastrukturen <strong>de</strong>r Nachbarschaft<br />
rechtzeitig investiert. Hier helfen pastorale "Seid-nett-zueinan<strong>de</strong>r"-Kampagnen nicht<br />
weiter.<br />
In einem letzten Beispiel möchte ich Ihnen eine Gruppe von Eltern vorstellen, <strong>de</strong>r es<br />
durch kräftigen Medienwirbel gelingt, im gut situierten Hamburger Stadtteil Winterhu<strong>de</strong><br />
Mittel für eine autonome Kin<strong>de</strong>rtagesstätte locker zu machen - fernsehreif für N3.<br />
Ein schönes Beispiel für bürgerschaftlich Engagierte, die sich assoziieren, Verantwortung<br />
übernehmen, Öffentlichkeit herstellen, um sich ortsbezogen in Politik einzumischen.<br />
Gäbe es da nicht jene ärmeren Wohnquartiere in Billstedt o<strong>de</strong>r Harburg, in<br />
<strong>de</strong>nen an ein flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>s Angebot an Kin<strong>de</strong>rtagesplätzen nicht zu <strong>de</strong>nken ist.<br />
<strong>Bürgerschaftliches</strong> Engagement unterliegt, radikalisiert, zwei entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Gefahren:<br />
<strong>de</strong>r Umverteilung von unten nach oben und <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Exklusivität. Sie eröffnet
Joachim Döbler, <strong>Bürgerschaftliches</strong> Engagement 14<br />
<strong>de</strong>nen beson<strong>de</strong>re Chancen, die sozial beson<strong>de</strong>rs integrationsfähig sind und sich in<br />
politischen Aushandlungsprozessen beson<strong>de</strong>re Artikulationschancen verschaffen<br />
können. Diese Gefahr <strong>de</strong>r Umverteilung von unten nach oben wird auch durch bürgerschaftliches<br />
Engagement für die Armen wie etwa die "Hamburger Tafel" nicht aufgehoben.<br />
Dies heißt nicht, daß Engagement - auch in diesen Fel<strong>de</strong>rn - nicht zu würdigen ist.<br />
Es muß sich allerdings seiner Grenzen bewußt sein. Viele bürgerschaftliche Projekte<br />
im sozialen Bereich sind mo<strong>de</strong>rnisierte Almosen. Sie unterliegen immer <strong>de</strong>r Gefahr,<br />
offen o<strong>de</strong>r heimlich jene zu diskreditieren, die Dankbarkeitserwartungen verletzen.<br />
Mildtätigkeit läßt sich zwar medienwirksam inszenieren. Sie kann und darf eines aber<br />
nicht ersetzen: nämlich rechtlich generalisierte Ansprüche auf gesellschaftliche Teilhabe.<br />
"Gleichheit" ist das zentrale Gütekriterium sozialstaatlicher Leistungssysteme -<br />
nämlich <strong>de</strong>r Anspruch, für die Gesamtheit <strong>de</strong>r Staatsbürger, ohne Ansehen <strong>de</strong>r Person,<br />
gleichwertige Lebensbedingungen zu schaffen und auf Dauer zu stabilisieren.<br />
Das gesellschaftliche Zukunftspotential <strong>de</strong>s Ehrenamts zeigt sich erst in <strong>de</strong>r chancengleichen<br />
Partizipation aller Personen- und Altersgruppen in unterschiedlichen<br />
gesellschaftlichen Bereichen.<br />
Die Schlüsselfrage meines Vortrags nach einer Neubestimmung <strong>de</strong>s Sozialen als<br />
Bürgerschaft in<strong>de</strong>s kann m.E. durch eine Verpflichtungsethik letztlich ebensowenig<br />
eingelöst wer<strong>de</strong>n wie durch Gemeinschaftsvisionen, die die Frage <strong>de</strong>r Verteilungsgerechtigkeit<br />
ausblen<strong>de</strong>n. Ohne ein erhebliches Maß staatlicher Zentralisierung und<br />
Intervention lassen sich halbwegs egalitäre und gerechte Lebensverhältnisse nicht<br />
gewährleisten. In einer gespaltenen Gesellschaft, in <strong>de</strong>r es Reiche gibt, die verdienen,<br />
und Arme, die dienen, in <strong>de</strong>r Bürgerpflichten geteilt sind, wird sich auch jenes<br />
Potential nicht freisetzen lassen, daß manche Politiker so emphatisch beschwören.<br />
Verwen<strong>de</strong>te Literatur:<br />
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Tews, Hans Peter: Ältere Menschen und bürgerschaftliches Engagement, in: Hummel, Konrad<br />
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Tönnies, Sibylle: Kommunitarismus - diesseits und jenseits <strong>de</strong>s Ozeans, in: Aus Politik und<br />
Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 30. August 1996, S.13-19<br />
Lohr, 11.05.99