Primäre Myelofibrose (PMF) - mqzh

Primäre Myelofibrose (PMF) - mqzh Primäre Myelofibrose (PMF) - mqzh

23.11.2013 Aufrufe

Blickpunkt Hämatologie WHO-Klassifikation 2008 Myeloproliferative Neoplasien (MPN) Chronisch myeloische Leukämie (CML) Essentielle Thrombozythämie (ETZ) Myeloproliferative Neoplasien (MPN) Chronische Eosinophilenleukämie Mastozytose Unklassifizierbare myeloproliferative Neoplasien Polycythaemia vera (PV) Primäre Myelofibrose (PMF) Primäre Myelofibrose (PMF) MQZH 2012-03 Osteomyelofibrose (OMF), idiopathische Myelofibrose (IMF) Einleitung Die Primäre Myelofibrose (PMF) ist eine seltene, maligne Erkrankung der Hämatopoese aus der Gruppe der Myeloproliferativen Neoplasien (MPN nach WHO 2008). Ein klonaler Defekt der myeloischen Stammzelle verursacht im Verlaufe der Erkrankung eine zunehmende Verdrängung des blutbildenden Knochenmarks durch Retikulinfasern. Es kommt zur Auslagerung der Blutbildung (extramedulläre Blutbildung) in Milz und Leber mit einer Hepato-Splenomegalie. Initial sind die Patienten häufig asymptomatisch, so dass die Blutbildveränderungen vielfach im Rahmen einer Routine-Blutuntersuchung erstmals festgestellt werden. In der Anfangsphase ist dies oft eine leichte Anämie, Thrombozytose und eine meist mässige neutrophile Leukozytose. Im Verlauf entwickelt sich eine zunehmende Panzytopenie (Verminderung von Lc, Ec und Tc) mit leukoerythroblastärem Blutbild und vermehrtem Auftreten von Tränenformen der Erythrozyten. Diese Panzytopenie bestimmt dann auch die klinische Problematik (Anämie, Infektanfälligkeit, Blutungsneigung). Eine Transformation der PMF in eine akute Leukämie ist möglich. Zur Diagnosesicherung werden Knochenmarksuntersuchungen sowie molekulargenetische Analysen (v.a. JAK2-Mutation) durchgeführt. Unser Ringversuchspräparat 2012-03 H3b stammt von einem 52-jährigen Patienten mit einer primären Myelofibrose. Pathophysiologie Zugrunde liegt, wie bei den anderen Myeloproliferativen Neoplasien ein klonaler Defekt auf der Stufe der myeloischen Stammzelle. Als Ursache für die fortschreitende Fibrosierung des Knochenmarks wird angenommen, dass der Zerfall und die Ablagerung atypischer Megakaryozyten und Thrombozyten zur Ausschüttung fibroblastenaktivierender Zytokine führt. Diagnosesstellung Bei der Untersuchung des Knochenmarks kann meist nur wenig Knochenmark aspiriert werden (Punctio sicca). In der histologischen Untersuchung der Knochenmarksbiopsie lässt sich im Initialstadium eine erhöhte Zelldichte mit Vermehrung atypischer Megakaryozyten nachweisen. Zudem finden sich Vorstufen der Granulopoese und viele zum Teil atypische Erythroblasten. In den späteren Stadien zeigt sich dann die deutliche Fibrosierung des Markraumes. Molekulargenetisch wird vor allem die JAK2(V617F) Mutation (JAK = Janus Kinase) gesucht, die bei rund 55% der Erkrankten positiv ist. Hämatologische Befunde Befund initial fortgeschrittene Stadien Anämie leicht zunehmend ausgeprägt Erythroblasten wenige viele Knochenmark mit starker Fibrosierung bei Myelofibrose Knochenmark ohne Fibrosierung bei reaktivem Befund Ec-Morphologie Aniso- und Poikilozytose evt. basophile Punktierung und Polychromasie Tränenformen (+) bis + Aniso- und Poikilozytose, evt. basophile Punktierung und Polychromasie Tränenformen ++ bis +++ Leukozytenzahl evt. erhöht ca.10-14 G/l zunehmendes Absinken Neutrophilenzahl erhöht normal, vermindert oder erhöht path. Linksverschiebung vorhanden zunehmend Blasten, Promyelozyten, Myelozyten, Metamyelozyten Basophilie eventuell eventuell Thrombozyten normal bis leicht erhöht vermindert Tc-Morphologie Anisozytose Anisozytose ausgeprägt, atypische Formen, Megakaryozytenkernreste Knochenmark Spezielles Leichte Retikulinfaserfibrose ausgeprägte Retikulin-/ Kollagenfaserfibrose und extramedulläre Blutbildung in Milz und Leber

Blickpunkt Hämatologie<br />

WHO-Klassifikation 2008<br />

Myeloproliferative Neoplasien<br />

(MPN)<br />

Chronisch myeloische<br />

Leukämie (CML)<br />

Essentielle<br />

Thrombozythämie<br />

(ETZ)<br />

Myeloproliferative<br />

Neoplasien<br />

(MPN)<br />

Chronische<br />

Eosinophilenleukämie<br />

Mastozytose<br />

Unklassifizierbare<br />

myeloproliferative<br />

Neoplasien<br />

Polycythaemia<br />

vera (PV)<br />

<strong>Primäre</strong> <strong>Myelofibrose</strong><br />

(<strong>PMF</strong>)<br />

<strong>Primäre</strong> <strong>Myelofibrose</strong> (<strong>PMF</strong>) MQZH 2012-03<br />

Osteomyelofibrose (OMF), idiopathische <strong>Myelofibrose</strong> (IMF)<br />

Einleitung<br />

Die <strong>Primäre</strong> <strong>Myelofibrose</strong> (<strong>PMF</strong>) ist eine seltene, maligne Erkrankung der Hämatopoese<br />

aus der Gruppe der Myeloproliferativen Neoplasien (MPN nach WHO 2008).<br />

Ein klonaler Defekt der myeloischen Stammzelle verursacht im Verlaufe der Erkrankung<br />

eine zunehmende Verdrängung des blutbildenden Knochenmarks durch Retikulinfasern.<br />

Es kommt zur Auslagerung der Blutbildung (extramedulläre Blutbildung)<br />

in Milz und Leber mit einer Hepato-Splenomegalie.<br />

Initial sind die Patienten häufig asymptomatisch, so dass die Blutbildveränderungen<br />

vielfach im Rahmen einer Routine-Blutuntersuchung erstmals festgestellt werden.<br />

In der Anfangsphase ist dies oft eine leichte Anämie, Thrombozytose und eine meist<br />

mässige neutrophile Leukozytose. Im Verlauf entwickelt sich eine zunehmende<br />

Panzytopenie (Verminderung von Lc, Ec und Tc) mit leukoerythroblastärem Blutbild<br />

und vermehrtem Auftreten von Tränenformen der Erythrozyten. Diese Panzytopenie<br />

bestimmt dann auch die klinische Problematik (Anämie, Infektanfälligkeit, Blutungsneigung).<br />

Eine Transformation der <strong>PMF</strong> in eine akute Leukämie ist möglich.<br />

Zur Diagnosesicherung werden Knochenmarksuntersuchungen sowie molekulargenetische<br />

Analysen (v.a. JAK2-Mutation) durchgeführt.<br />

Unser Ringversuchspräparat 2012-03 H3b stammt von einem 52-jährigen Patienten<br />

mit einer primären <strong>Myelofibrose</strong>.<br />

Pathophysiologie<br />

Zugrunde liegt, wie bei den anderen Myeloproliferativen Neoplasien ein klonaler Defekt<br />

auf der Stufe der myeloischen Stammzelle. Als Ursache für die fortschreitende<br />

Fibrosierung des Knochenmarks wird angenommen, dass der Zerfall und die Ablagerung<br />

atypischer Megakaryozyten und Thrombozyten zur Ausschüttung fibroblastenaktivierender<br />

Zytokine führt.<br />

Diagnosesstellung<br />

Bei der Untersuchung des Knochenmarks kann meist nur wenig Knochenmark aspiriert<br />

werden (Punctio sicca). In der histologischen Untersuchung der Knochenmarksbiopsie<br />

lässt sich im Initialstadium eine erhöhte Zelldichte mit Vermehrung atypischer<br />

Megakaryozyten nachweisen. Zudem finden sich Vorstufen der Granulopoese<br />

und viele zum Teil atypische Erythroblasten. In den späteren Stadien zeigt sich dann<br />

die deutliche Fibrosierung des Markraumes.<br />

Molekulargenetisch wird vor allem die JAK2(V617F) Mutation (JAK = Janus Kinase)<br />

gesucht, die bei rund 55% der Erkrankten positiv ist.<br />

Hämatologische Befunde<br />

Befund initial fortgeschrittene Stadien<br />

Anämie leicht zunehmend ausgeprägt<br />

Erythroblasten wenige viele<br />

Knochenmark mit starker Fibrosierung<br />

bei <strong>Myelofibrose</strong><br />

Knochenmark ohne Fibrosierung<br />

bei reaktivem Befund<br />

Ec-Morphologie<br />

Aniso- und Poikilozytose<br />

evt. basophile Punktierung und<br />

Polychromasie<br />

Tränenformen (+) bis +<br />

Aniso- und Poikilozytose,<br />

evt. basophile Punktierung und<br />

Polychromasie<br />

Tränenformen ++ bis +++<br />

Leukozytenzahl evt. erhöht ca.10-14 G/l zunehmendes Absinken<br />

Neutrophilenzahl erhöht normal, vermindert oder erhöht<br />

path. Linksverschiebung vorhanden<br />

zunehmend<br />

Blasten, Promyelozyten, Myelozyten,<br />

Metamyelozyten<br />

Basophilie eventuell eventuell<br />

Thrombozyten normal bis leicht erhöht vermindert<br />

Tc-Morphologie Anisozytose Anisozytose ausgeprägt, atypische<br />

Formen, Megakaryozytenkernreste<br />

Knochenmark<br />

Spezielles<br />

Leichte Retikulinfaserfibrose ausgeprägte Retikulin-/ Kollagenfaserfibrose<br />

und extramedulläre<br />

Blutbildung in Milz und<br />

Leber


Blickpunkt Hämatologie<br />

Typische Befundkonstellation und<br />

morphologische Aspekte bei der<br />

primären <strong>Myelofibrose</strong><br />

Leukoerythroblastäres Blutbild<br />

Morphologische Aspekte im Ringversuchspräparat 2012-03<br />

Rotes Blutbild - Erythroblasten und Erythrozytenmorphologie<br />

x<br />

Leukoerythroblastose = Ausschwemmung myeloischer<br />

Vorstufen und Erythroblasten<br />

Erythroblasten<br />

Bei > 4 Ebl. / 100 Leukozyten<br />

im Differentialblutbild<br />

muss die Geräte-<br />

Leukozytenzahl korrigiert<br />

werden:<br />

2 Erythroblasten Erythroblast<br />

Erythroblast und<br />

Tränenform<br />

Erythroblast<br />

(Karyorrhexisform)<br />

x<br />

100xLc-Zahl Gerät = Lc korr.<br />

100+Anzahl Ebl/100 Lc<br />

x<br />

x<br />

x<br />

Blasten Leukozyten<br />

Ein plötzlicher Anstieg der<br />

Blastenzahl im Verlauf der<br />

Erkrankung kann auf eine<br />

Transformation in eine akute<br />

Leukämie hinweisen.<br />

Basophile<br />

Punktierung<br />

Tränenform (x) Tränenformen (x)<br />

Weisses Blutbild - Vorstufen der Granulopoese, Eosino- und Basophile<br />

Tränenform (x)<br />

und Monozyt<br />

Erythrozytenmorphologie<br />

Tränenformen<br />

Tränenförmige Erythrozyten.<br />

Der auslaufende<br />

Teil dieser Zelle ist an<br />

seinem Ende rund oder<br />

abgestumpft (nicht schmal,<br />

spitzig oder fadenförmig).<br />

Die Zellen müssen in<br />

verschiedene Richtungen<br />

schauen.<br />

Metamyelozyt<br />

Myelozyt<br />

Myelozyt und<br />

Eosinophiler<br />

Promyelozyt<br />

Thrombozytenmorphologie<br />

Atyp.Thrombozyten<br />

Normale Tc sind 1-3µm<br />

gross. Tc zwischen 4-7 µm<br />

nennt man Makroplättchen<br />

und solche > 7 µm Riesenthrombozyten.<br />

Vergleichsgrösse:<br />

normaler Ec = 7 µm<br />

atypischer<br />

Blast Blast<br />

Eosinophiler<br />

Basophiler<br />

Thrombozyten - atypische Thrombozytenmorphologie, Megakaryozyten-Kernreste<br />

Megakaryozyten-<br />

Kernrest<br />

Impressum<br />

Autorin<br />

Fotografie<br />

Annette Steiger<br />

Dr. R. Fried, Dr. J. Goede<br />

2 normale und ein<br />

Makrothrombozyt<br />

2 normale und<br />

1 Riesenthrombozyt<br />

1 Riesenthrombozyt<br />

Riesenthrombozyt<br />

und Erythroblast<br />

Fachliche Beratung<br />

K. Schreiber, Dr. J. Goede, Klinik für<br />

Hämatologie, Universitätsspital Zürich<br />

© 2012 Verein für medizinische<br />

Qualitätskontrolle www.<strong>mqzh</strong>.ch<br />

polychromat. Ec und<br />

Riesenthrombozyt<br />

Megakaryozytenkernrest

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