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Feuerung - Axpo-Holz

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<strong>Feuerung</strong>stechnik<br />

Zur Verfeuerung von <strong>Holz</strong> und anderen Biomasse-Brennstoffen werden unterschiedliche<br />

<strong>Feuerung</strong>stechniken eingesetzt: Die Rostfeuerung mit Vorschub- und Wanderrosten sowie<br />

die stationäre und zirkulierende Wirbelschichtfeuerung. Die verschiedenen<br />

<strong>Feuerung</strong>sbauarten unterscheiden sich grundsätzlich in ihren Konstruktionen und haben mit<br />

Sicht auf die <strong>Holz</strong>verbrennung spezifische Vor- und Nachteile.<br />

Zwei Drittel aller <strong>Feuerung</strong>en in <strong>Holz</strong>kraftwerken sind mit Vorschubrosten ausgestattet. Die<br />

zweite Stelle, jedoch gegenüber den Vorschubrosten weit zurückliegend, teilen sich die<br />

Wanderrostfeuerungen und die Wirbelschichtfeuerungen mit einem Anteil von jeweils rund<br />

einem Sechstel. Von den in jüngster Zeit gebauten <strong>Holz</strong>feuerungen liegt der zahlenmässige<br />

Anteil der Vorschubrostfeuerungen eher noch etwas höher, da kaum noch grosse und immer<br />

mehr kleinere Anlagen gebaut werden, in denen fast durchweg Vorschubroste zum Einsatz<br />

kommen.<br />

Eine der Grundanforderungen an die <strong>Feuerung</strong>stechnik ist ein möglichst vollständiger<br />

Ausbrand bei geringen Schadstoffemissionen. Grundsätzlich gibt es noch keine<br />

Universalfeuerung, die für alle Sorten von Biomassebrennstoffen in gleicher Weise geeignet<br />

ist. Körnigkeit und Konsistenz der verschiedenen Biomassebrennstoffe können in weiten<br />

Bereichen variieren, ebenso kann das chemische Verbrennungsverhalten äusserst<br />

unterschiedlich sein. Biomassebrennstoffe stellen insofern an die <strong>Feuerung</strong>stechnik hohe<br />

Anforderungen. Die richtige Wahl des <strong>Feuerung</strong>ssystems und eine bestmögliche Auslegung<br />

der gesamten <strong>Feuerung</strong>sanlage ist entscheidend, um für ein vorhandenes<br />

Brennstoffsortiment optimale Verbrennungsbedingungen zu schaffen als<br />

Grundvoraussetzung für einen gleichmässigen und störungsfreien <strong>Feuerung</strong>sbetrieb.<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong>Feuerung</strong>stechnik 1


Verbrennungsprozess<br />

1 Verbrennungsprozess<br />

Das am eindrucksvollsten wahrnehmbare Merkmal von Verbrennungsprozessen sind die im<br />

Brennraum frei lodernden Flammen, in deren Lichterscheinungen die Regionen sichtbar<br />

werden, wo exothermen Reaktionen ablaufen. Verbrennungsprozesse finden in<br />

Brennräumen statt, die so zu gestalten sind, dass frei brennende Flammen entstehen<br />

können, die weder mit Brennraumwänden noch mit Wärmetauscherflächen in Kontakt<br />

kommen. Denn zum einen können herkömmliche Materialien, soweit sie ungekühlt sind, den<br />

sehr hohen Temperaturen im Flammenbereich nicht dauerhaft standhalten, und zum<br />

anderen würden Wärmetauscherrohre die Flammenzone zu stark abkühlen, so dass<br />

Kohlenmonoxid- und Russbildung einsetzen würden.<br />

Die entscheidenden Kriterien für die Güte eines technischen Verbrennungsprozesses sind<br />

einerseits die Vollständigkeit der Verbrennung und andererseits seine Umweltverträglichkeit.<br />

Chemisch gesehen ist eine Verbrennung die Oxidation der brennbaren Bestandteile eines<br />

Brennstoffs mit Luftsauerstoff zu den gasförmigen Reaktionsprodukten CO 2 und H 2 O. Dabei<br />

wird die in den Brennstoffen gespeicherte chemische Energie durch exotherme Reaktion<br />

freigesetzt. Als Mass für den Reaktionsumsatz wird der feuerungstechnische Begriff des<br />

Ausbrandes verwendet. Je höher der Ausbrand desto grösser ist der Reaktionsumsatz und<br />

umso vollständiger läuft die Reaktion ab. Neben den genannten Hauptprodukten des<br />

Verbrennungsprozesses entstehen weitere Nebenprodukte wie beispielsweise SO 2 und NO X .<br />

Diese können als Schadstoffe wirken und bestimmen insofern die Umweltverträglichkeit des<br />

jeweiligen Verbrennungsprozesses. Die Temperatur, die Luftmenge, die Verweildauer und<br />

die Strömungsverhältnisse spielen eine entscheidende Rolle bei allen<br />

Verbrennungsprozessen und beeinflussen sowohl den Ausbrand und als auch die<br />

Schadstoffbildung.<br />

Eine Grundvoraussetzung für einen möglichst vollständigen Ausbrand sind ausreichend<br />

hohe Temperaturen in der Ausbrandzone oberhalb von 800 bis 850°C. Die sich einstellende<br />

Verbrennungstemperatur ist abhängig von der Luftzahl und vom Heizwert des <strong>Holz</strong>es,<br />

welcher wiederum von der <strong>Holz</strong>feuchte bestimmt wird. Bei stöchiometrischer Verbrennung<br />

von absolut trockenem <strong>Holz</strong> kann theoretisch eine Verbrennungstemperatur von rund<br />

2000°C erreicht werden. Brennholz ist jedoch nicht absolut trocken und die Verbrennung<br />

erfolgt stets mit Luftüberschuss. Näher an der Praxis liegt daher eine<br />

Verbrennungstemperatur von 1200°C, die bei der Verbrennung von luftrockenem <strong>Holz</strong> mit<br />

einer Feuchte von 20% bei einer Luftzahl von 1.5 erreicht wird. Beim Verfeuern von<br />

Frischholz, dessen Wassergehalt über 50% betragen kann, mit hohen Luftüberschusszahlen<br />

kann die Verbrennungstemperatur auch unter den kritischen Wert von 800°C absinken. Hohe<br />

Kohlenmonoxid und Kohlenwasserstoffemissionen sowie Russ- und Teerbildung sind die<br />

Folge. Liegt hingegen die adiabatische Verbrennungstemperatur über 1400°C, wird die<br />

Bildung von thermischem NO X erhöht. In einem Feuerraum ohne Ausmauerung und mit<br />

intensiver und turbulenter Verbrennung wird man niedrige Emissionswerte erzielen, wenn die<br />

adiabatische Verbrennungstemperatur im Intervall von 1300-1400°C liegt.<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong>Feuerung</strong>stechnik 2


Verbrennungsprozess<br />

Da der Ablauf der Verbrennungsreaktionen Zeit benötigt, müssen die günstigen<br />

Temperaturbedingungen in der Oxidationszone der Brenngase über eine gewisse Dauer<br />

aufrecht erhalten werden. Dementsprechend sind die Feuerräume so zu dimensionieren,<br />

dass lange Ausbrennwege aller Brenngase geschaffen werden. Die Verweildauer der Gase<br />

in der Ausbrandzone sollte auch bei der höchsten Strömungsgeschwindigkeit mindestens<br />

zwei Sekunden betragen.<br />

Die dritte Voraussetzung für optimale Ausbrandbedingungen ist Turbulenz. Wenn Brenngase<br />

und Verbrennungsluft parallel durch die Oxidationszone strömen, ohne dass eine<br />

ausreichende Durchmischung erfolgt, spricht man von Strähnenbildung. Diese ist unbedingt<br />

zu vermeiden, indem turbulente Strömungsbedingungen herbeigeführt werden, die für eine<br />

ausreichend gute Durchmischung der Gassträhnen sorgen. Wirksame Massnahmen zur<br />

Schaffung einer turbulenten Verbrennung sind der Einbau von Lenkwänden in der<br />

Brennkammer oder das Einblasen von Sekundärluft. An Umlenkstellen entstehen immer<br />

Verwirbelungszonen, die für eine gute Durchmischung der Brenngase sorgen. Das Einblasen<br />

von Zweitluft ist ebenso dafür geeignet, um Strähnenbildung im Rauchgasstrom zu<br />

verhindern. Jedoch reicht diese Massnahme insbesondere bei grossen Brennräumen allein<br />

nicht aus, um die notwendige Durchwirbelung der zähen Rauchgase zu erreichen, denn die<br />

Einblasung von Luft in heisse Rauchgase ist bezüglich der Zähigkeit dem Einspritzen von<br />

Wasser in Öl vergleichbar.<br />

Ausser der Optimierung von Verbrennungstemperatur, Verweilzeit und Turbulenz ist letztlich<br />

auch eine ausreichende Luftzufuhr eine Grundvoraussetzung für einen guten Ausbrand. Der<br />

zur Oxidation benötigte Sauerstoff wird in der Regel mit der Verbrennungsluft zugeführt. Für<br />

eine vollständige Verbrennung des Brennstoffs wird die stöchiometrisch erforderliche<br />

Mindestluftmenge benötigt. Dabei entsteht das stöchiometrische Verbrennungsgas<br />

, das neben den Reaktionsprodukten noch den übrigbleibenden Stickstoff enthält. Wird<br />

einer <strong>Feuerung</strong> jedoch nur die Mindestluftmenge zugeführt, ist nicht gewährleistet, dass die<br />

Verbrennung vollständig abläuft. Man betreibt daher technische <strong>Feuerung</strong>en nicht<br />

stöchiometrisch, sondern mit einem bestimmten Luftüberschuss. Das Verhältnis zwischen<br />

tatsächlicher Luftmenge und Mindestluftmenge wird als Luftzahl bezeichnet.<br />

Gleichung 1<br />

Verbrennt man bei Luftüberschuss ( > 1), so verlässt zusätzlich die überschüssige<br />

Verbrennungsluft die <strong>Feuerung</strong>. Das Verbrennungsgas setzt sich in diesem Fall aus<br />

dem stöchiometrischen Verbrennungsgas und der überschüssigen Luft<br />

zusammen. Für die Menge der überschüssigen Luft ergibt sich unter Beiziehung von<br />

Gleichung 1:<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong>Feuerung</strong>stechnik 3


Verbrennungsprozess<br />

Gleichung 2<br />

Die Verbrennung der Stoffmenge eines Brennstoffs kann dann allgemein mit der<br />

folgenden Verbrennungsgleichung beschrieben werden:<br />

Gleichung 3<br />

Die CO 2 -Konzentration im Verbrennungsgas wird bei = 1 maximal, denn in diesem<br />

Fall entsteht nur das stöchiometrischen Verbrennungsgas . Bei Luftzahlen > 1<br />

wird der CO 2 -Stoffmenge im Verbrennungsgas durch die überschüssige Luft verdünnt.<br />

Für das Verhältnis zwischen maximalen und tatsächlichen CO 2 -Volumenanteilen im<br />

Verbrennungsgas gilt daher<br />

wobei bzw. Volumenprozente bezeichnet. Die Auflösung von Gleichung 4<br />

nach ergibt dann:<br />

Gleichung 4<br />

Gleichung 5<br />

Der Faktor<br />

liegt bei gasförmigen Brennstoffen zwischen 0.9 und 1.9, bei<br />

flüssigen Brennstoffen zwischen 0.93 und 0.97 und bei festen Brennstoffen zwischen<br />

0.98 und 1. Bei festen Brennstoffen kann daher die Luftzahl über die Messung des<br />

CO 2 -Gehalts im Rauchgas nach folgender Gleichung näherungsweise berechnet<br />

werden:<br />

Gleichung 6<br />

Will man das Luftverhältnis aus dem gemessenen CO 2 -Gehalt des Rauchgases<br />

berechnen, so ist dazu die Kenntnis der maximalen Kohlendioxidkonzentration im<br />

stöchiometrischen Rauchgasvolumen erforderlich. Diese Grösse, die je nach Art des<br />

Brennstoffs Werte von 0.1 bis 0.26 annehmen kann, ist mittels Gleichung 7 aus der<br />

Elementaranalyse des Brennstoffs berechenbar 1 . Hierin bezeichnen die Formelzeichen<br />

die Massenanteile der brennbaren Elemente Kohlenstoff, Wasserstoff,<br />

Sauerstoff, Schwefel und Stickstoff. Eine typische chemische Zusammensetzung von<br />

1 F. Brandt: Brennstoffe und Verbrennungsrechnung, 3. Auflage, Vulkan-Verlag 1999<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong>Feuerung</strong>stechnik 4


Verbrennungsprozess<br />

<strong>Holz</strong> ist in Tabelle 1 angegeben. Die Berechnung gemäss diesen Angaben liefert dann<br />

als Resultat einen maximalen CO 2 -Gehalt der <strong>Holz</strong>verbrennung von 20.43%.<br />

Gleichung 7<br />

Tabelle 1 Elementarzusammensetzung von <strong>Holz</strong><br />

wasser- und aschefreie <strong>Holz</strong>substanz in<br />

Massenanteilen<br />

Wasser- und<br />

Aschegehalt<br />

C H O N S Wasser Asche<br />

0.5 0.06 0.44 0.002 0 0.12-0.25 0.002-0.008<br />

Umrechnung auf die Zusammensetzung im Verwendungszustand durch<br />

Multiplikation der Bestandteile mit (1- w - A )<br />

0.3875 0.0465 0.341 0.00155 0 0.22 0.005<br />

Eine Verbrennungskontrolle über den -Gehalt der Brennstoffe ist bei gasförmigen und<br />

flüssigen Brennstoffen, deren Zusammensetzung nur wenig variieren, durchführbar. Bei<br />

<strong>Holz</strong>brennstoffen hat man es jedoch mit vielen <strong>Holz</strong>sorten zu tun, die sich in ihrer<br />

chemischen Zusammensetzung unterscheiden. Die Feststellung der Luftzahl über den<br />

-Gehalt ist insofern weniger geeignet. Stattdessen ist es auch möglich, das<br />

Luftverhältnis aus dem gemessenen O 2 -Gehalt des Rauchgases zu berechnen. Die dazu<br />

erforderliche Gleichung, die im Folgenden hergeleitet wird, enthält keine<br />

brennstoffspezifischen Kenngrössen. Für den Sauerstoffgehalt im trockenen Rauchgas in<br />

Volumenanteilen gilt:<br />

Gleichung 8<br />

Hierin ist:<br />

Sauerstoffvolumen in der überschüssigen Luft<br />

gesamtes trockenes Rauchgasvolumen<br />

trockenes Rauchgasvolumen bei stöchiometrischer<br />

Verbrennung<br />

stöchiometrische Mindestluftmenge zur vollständigen<br />

Verbrennung mit trockener Luft<br />

Volumenanteil von Sauerstoff in trockener Luft<br />

Volumenanteil von Sauerstoff im trockenen Rauchgas<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong>Feuerung</strong>stechnik 5


Verbrennungsprozess<br />

Löst man Gleichung 8 nach ( - 1) auf, ergibt sich:<br />

Gleichung 9<br />

Dividiert man den Zähler und den Nenner jeweils durch<br />

, erhält man:<br />

Gleichung 10<br />

Bei festen Brennstoffen ist<br />

, ausserdem kann der Sauerstoffgehalt in trockener Luft<br />

von 0.20938 zu 0.21 aufgerundet werden. Damit erhält man für die Luftzahl die Beziehung:<br />

Gleichung 11<br />

Bei <strong>Feuerung</strong>sanlagen, in denen unterschiedliche Brennstoffe zu gleicher Zeit verfeuert<br />

werden, wird man daher stets den O 2 -Gehalt des Rauchgases messen und mit Hilfe von<br />

Gleichung 11 auf die Luftzahl schliessen.<br />

2 Vorschubroste<br />

In <strong>Holz</strong>kraftwerken wird die <strong>Holz</strong>verbrennung überwiegend auf Vorschubrosten durchgeführt,<br />

die mit einer Neigung von 15-25 Grad im Feuerraum angeordnet werden. Abbildung 1 zeigt<br />

einen Vorschubrost mit einer Fläche von 48 m 2 , auf dem eine <strong>Feuerung</strong>swärmeleistung von<br />

38 MW freigesetzt wird. Der Rost hat einen treppenförmigen Aufbau mit übereinander<br />

liegenden Roststäben, wobei sich fixierte mit beweglichen Roststabreihen abwechseln<br />

(Abbildung 2). Die beweglichen Roststäbe führen eine hin- und hergehende Bewegung aus.<br />

Beim Vorschub wird der Brennstoff auf den feststehenden Roststabreihen vorgeschoben und<br />

fällt dabei auf die darunter liegenden beweglichen Roststabreihen. Beim Zurückziehen<br />

streifen die feststehenden Reihen den Brennstoff auf den beweglichen Reihen nach vorne<br />

ab. Zur Erzielung einer kräftigen Schürwirkung erfolgt Vorschub und Zurückziehen der<br />

Roststabreihe meist stossartig, worauf eine Pause in der Bewegung eintritt. Die Brennstoffschicht<br />

wird so zum unteren Rostende gefördert und brennt dabei aus. Die Verbrennungsluft<br />

wird von unten durch Schlitze zwischen den Roststäben und an den Frontseiten der Roststäbe<br />

in das Brennstoffbett geblasen. Über eine Aufteilung der Verbrennungsluftzufuhr auf<br />

einzelne Rostzonen kann die Luftmenge entlang des Rostes variiert werden. Rostfeuerungen<br />

werden mit hohen Luftüberschusszahlen im Bereich zwischen 1.4 und 2.0 betrieben,<br />

vorzugsweise mit λ = 1.6. Unterhalb des Rostendes befindet sich ein Schlackentrichter,<br />

durch den die Schlacke schliesslich in einen mit Wasser gefüllten Nassentascher niederfällt.<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong>Feuerung</strong>stechnik 6


Vorschubroste<br />

Abbildung 1 Luftgekühlter Vorschubrost, Rostbreite 4.4 Meter, Rostlänge 10.85 Meter, <strong>Axpo</strong> Tegra AG,<br />

Domat/Ems.<br />

Abbildung 2 Seitenansicht eines Treppenrostes. Jede zweite Roststabreihe ist beweglich und kann über<br />

die feststehende Roststabreihe (rote Färbung) geschoben werden.<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong>Feuerung</strong>stechnik 7


Vorschubroste<br />

Der Brennstoff wird am oberen Rostende mittels einer hydraulisch betätigten<br />

Einschubeinrichtung auf den Rost aufgegeben. Dabei ist darauf zu achten, dass der Rost auf<br />

seiner gesamten Breite gleichmässig mit <strong>Holz</strong> belegt wird, so dass auch bei der Beförderung<br />

des Brennstoffs über den Rost eine homogene Bedeckung der Rostfläche auf der gesamten<br />

Länge gewährleistet ist. Ein ungleichmässiges Abbrennen der Brennstoffschicht sowie die<br />

Bildung von Löchern im Feuer sind zu vermeiden. So verursacht eine lokale Überhitzung die<br />

NO X -Bildung und eine lokale oder kurzzeitige Unterkühlung die CO-Bildung.<br />

Die bei der Verbrennung entstehenden Brenngase und die Verbrennungsluft sind durch eine<br />

optimale Gestaltung des Feuerraums so zu führen und zu mischen, dass eine turbulente<br />

Verbrennung mit hohen Temperaturen gewährleistet ist. Die Feuerraumgeometrie einer<br />

Vorschubrostfeuerung sowie die unterschiedlichen Verbrennungszonen, die sich auf dem<br />

Rost ausbilden, sind in Abbildung 3 veranschaulicht. Die Feuerraumdecke ist oberhalb der<br />

Brennstoffzufuhr ein Stück weit nach hinten in Richtung des Rostendes gezogen. Dadurch<br />

wird ein Zündgewölbe geschaffen, dessen Infrarotstrahlung zuerst für eine gute Trocknung<br />

und Entgasung des feuchten Brennstoffs sorgt und anschliessend die Brennstoffoberfläche<br />

weiter bis zur Zündung aufheizt. Um die Trocknung des Brennstoffs zusätzlich zu<br />

beschleunigen, wird die Trocknungszone mit vorgewärmter Primärluft versorgt. Das<br />

Zündgewölbe verunmöglicht zudem das senkrechte Aufsteigen des Wasserdampfes und der<br />

flüchtigen <strong>Holz</strong>bestandteile aus der Trocknung- bzw. Entgasungszone. Die Umlenkung führt<br />

zu einer Mischung der verschiedenen Brenngase und verhindert, dass der Wasserdampf<br />

strähnenförmig an den Brennkammerwänden entlang nach oben strömt, was den<br />

Strahlungsaustausch zwischen den leuchtenden Flammen und den Brennkammerwänden<br />

reduzieren würde.<br />

An die Trocknungs- und Entgasungszone schliesst sich die heisse Hauptverbrennungszone<br />

an, wo die grösste, für eine vollständige Verbrennung notwendige Luftmenge zugegeben<br />

wird. Die Lage dieser Zone ist abhängig vom Feuchtigkeitsgehalt des <strong>Holz</strong>es. Trockene<br />

Brennstoffe zünden schneller und entsprechend liegt bei Zuführung von trockenem <strong>Holz</strong> die<br />

Hauptverbrennung im ersten Drittel des Rostes. Bei der Verfeuerung von nassem <strong>Holz</strong><br />

verschiebt sich die Hauptverbrennung in die Mitte des Rostes.<br />

Die letzte, wieder kältere Rostzone dient als Nachverbrennungszone. Diese ist insbesondere<br />

dann erforderlich, wenn infolge eines hohen Feuchtigkeitsgehaltes die Zündung erst spät<br />

einsetzt, so dass die Hauptverbrennung in der Mitte des Rostes zu liegen kommt. Um einen<br />

guten Ausbrand zu erreichen, muss dann auch am Rostende noch stark geblasen werden.<br />

Die hintere Feuerraumdecke ist sehr weit über die Ausbrandzone nach vorne gezogen.<br />

Dadurch werden die heissen Rauchgase nach vorne in Richtung Trocknungs- und Zündzone<br />

gelenkt. Durch den Funkenflug wird die Zündung weiter unterstützt. Zudem wird infolge der<br />

sich bildenden Wirbel ein grosser Teil der Flugasche bereits wieder auf den Rost<br />

zurückgeführt. Die nachgeschalteten Berührungsheizflächen (Überhitzer, Verdampfer und<br />

Vorwärmer) verschmutzen dadurch viel weniger.<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong>Feuerung</strong>stechnik 8


Vorschubroste<br />

Abbildung 3 Vorgänge im Feuerraum einer Vorschubrostfeuerung 2 .<br />

In der vorderen Zone des Vorschubrostes haben die sich bildenden Brenngase meistens<br />

Sauerstoffmangel, während sich in den hinteren Zonen Rauchgase mit Luftüberschuss<br />

bilden. Es muss verhindert werden, dass sich die beiden Gasströme erst bei Eintritt in die<br />

Berührungsheizflächen mischen, weil die dann einsetzende Nachverbrennung zu einer<br />

erheblichen Temperaturerhöhung der Rauchgase bis über den Aschenerweichungspunkt<br />

führen würde. Eine starke Verschmutzung der Berührungsheizflächen infolge eines<br />

Ansinterns oder Anklebens der weichen Flugascheteilchen wäre die Folge. Um eine bessere<br />

Durchmischung zu erreichen, hat der Feuerraum vor dem oberen Teil der Brennkammer eine<br />

starke Einschnürung. An der Umlenkstelle werden die Brenngase mit Sauerstoffmangel und<br />

die mit Sauerstoffüberschuss innig durchmischt. Bis zu den Berührungsheizflächen muss<br />

dann noch ein gewisser Ausbrennweg zur Verfügung stehen, damit die Rauchgase gut<br />

ausbrennen und unter den Aschenerweichungspunkt abgekühlt werden können.<br />

Grundsätzlich ist man daher gezwungen, für niederwertige Brennstoffe grössere Feuerräume<br />

zu bauen, um einen ausreichend langen Flammenweg zu erhalten.<br />

Die Durchmischung der Brenngase wird unterstützt, indem Sekundärluft bzw.<br />

Rezirkulationsgase in der Feuerraumeinschnürung zur Erzeugung von Turbulenz<br />

eingeblasen werden. Daneben sind auch in den Feuerraum-Seitenwänden über dem<br />

2 Bildquelle: WVT-Breiding GmbH<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong>Feuerung</strong>stechnik 9


Vorschubroste<br />

Brennstoffbett und manchmal auch an der Feuerraumrückwand weitere Düsen zur<br />

Zuführung von Zweitluft eingebaut. In Abbildung 1 sind die Düsen in den Feuerraum-<br />

Seitenwänden gut zu erkennen. Bei sehr breiten Vorschubrosten ist es schwer durchführbar,<br />

einem Rauchgasstrom durch einen seitlich zugeführten Luftstrom in nennenswerter Tiefe zu<br />

verwirbeln, denn Rauchgas ist ein zäher Stoff. Die Eindringtiefe eines seitlich zugeführten<br />

Luftstromes in einen dazu senkrecht gehenden Gasstrom beträgt selbst bei hoher<br />

Einblasegeschwindigkeit nur etwa zwei Meter. In grösseren Tiefen biegt der Rauchgasstrom<br />

lediglich aus und strömt ansonsten ohne nennenswerte Verwirbelung getrennt von der Luft<br />

weiter nach oben.<br />

Eine Rostfeuerung bietet zahlreiche Eingriffsmöglichkeiten mit denen das Feuer auf dem<br />

Rost gezielt beeinflusst und an unterschiedliche <strong>Holz</strong>arten und <strong>Holz</strong>feuchten angepasst<br />

werden kann. Die Verbrennungsluft wird passend für die vorhandene <strong>Holz</strong>art und<br />

<strong>Holz</strong>feuchte auf die einzelnen Rostzonen aufgeteilt. Ebenso kann die<br />

Vorschubgeschwindigkeit der Roststabreihen so eingestellt werden, dass für den<br />

vorhandenen Brennstoff die optimalen Verweilzeiten in den Trocknungs-, Entgasungs- und<br />

Ausbrandzonen des Rostes erreicht werden. Die vielfältigen Einstellmöglichkeiten werden<br />

aber dann zum Nachteil, wenn der Brennstoff sich ändert. Denn in diesem Fall müssen alle<br />

Einstellungen neu gefunden werden. Insbesondere bei schneller Änderung der<br />

Brennstofffeuchte sind die Feuerraumtemperaturen und CO-Emissionen starken<br />

Schwankungen unterworfen, die nur schwer wieder eingeregelt werden können. Bei<br />

wechselnder Brennstoffbeschaffenheit ist der Verbrennungsprozess auf einem Rost schwer<br />

zu beherrschen.<br />

Für die Rostfeuerung sind vor allem Brennstoffe mit überwiegend stückiger Struktur<br />

geeignet. Die üblichen Schnitzelgrössen liegen im Bereich von 50 bis 300 mm. Die<br />

Grössenverteilung der Schnitzel ist unkritisch, d.h. es kann ein breites Spektrum an<br />

Schnitzelgrössen auf den Rost aufgegeben werden. Auch die Verbrennung von<br />

unzerkleinerten, sperrigen <strong>Holz</strong>resten wäre möglich, oftmals sind aber die in einem<br />

<strong>Holz</strong>kraftwerk eingesetzten Brennstoffförderungs- und Dosiereinrichtungen nicht dafür<br />

geeignet. Häufig treten bei Rostfeuerungen Verbrennungsprobleme auf, wenn der Anteil an<br />

staubförmigen Bestandteilen im Brennstoff zu hoch ist. Die feinen <strong>Holz</strong>teile fallen entweder<br />

unverbrannt durch die Roststäbe in den Ascheraum, was den Ausbrand der Schlacke<br />

verschlechtert, oder sie werden sofort nach Aufgabe auf den Rost mit dem Abgas wieder aus<br />

dem Feuerraum ausgetragen ohne vollständig ausbrennen zu können, was zu erhöhten CO-<br />

Emissionen führt.<br />

Für eine Rostfeuerung sind Brennstoffe mit einem Heizwert zwischen 8 und 16 MJ/kg<br />

geeignet. Bei höheren Heizwerten wird die thermische Belastung eines luftgekühlten Rostes<br />

zu hoch. Insofern kann die Verbrennung von trockenem Altholz, dessen Heizwert auch mehr<br />

als 16 MJ/kg betragen kann, zum Durchbrennen der Roststäbe führen. In Abbildung 4 ist ein<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong>Feuerung</strong>stechnik 10


Vorschubroste<br />

luftgekühlter Rost gezeigt, dessen Roststäbe aufgrund zu hoher thermischer Beanspruchung<br />

verbrannt sind.<br />

Abbildung 4 Verbrannte Roststäbe infolge zu hoher thermischer Belastung.<br />

3 Wanderrost mit Wurfbeschickung<br />

Ein Wanderrost besteht aus einem endlosen Rostband, das über zwei Wellen umgelenkt<br />

wird. Auf der Beschickungsseite wird der Brennstoff mit einer möglichst gleichmässigen<br />

Schichthöhe auf das Rostband aufgebracht, auf dem dann das ca. 50-80 mm dünne,<br />

brennende Brennstoffbett mit sehr geringer Geschwindigkeit durch den Feuerraum in<br />

Richtung des Schlackentrichters befördert wird. Die konstruktive Ausbildung des Rostes ist<br />

vielfältig. Beispielhaft ist in Abbildung 5 ein Wanderrost mit schuppenartig<br />

aufeinanderliegenden Roststäben dargestellt, die jeweils um zwei Zapfen drehbar gelagert<br />

sind. Sobald sie über das hintere Umkehrende des Rosts gewandert sind, schwingen sie<br />

einzeln ohne Berührung miteinander nach unten aus, wobei Asche und Schlacke, die sich<br />

zwischen den Roststäben angesammelt haben, abgeworfen werden. Die gute<br />

Selbstreinigung des Rostes wird noch durch das Aufeinanderschlagen der Rostglieder beim<br />

Umkippen verstärkt. Ein Wanderrost wird in mehrere Rostzonen für die Zufuhr der<br />

Verbrennungsluft unterteilt (Unterwindzonen-Wanderrost), weiterhin wird Zweitluft an den<br />

Feuerraumseitenwänden über dem Brennstoffbett eingeführt.<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong>Feuerung</strong>stechnik 11


Wanderrost mit Wurfbeschickung<br />

Abbildung 5 Hinteres Umkehrende eines Schuppenwanderrostes.<br />

Auf dem Wanderrost erfährt der Brennstoff keine Schürung. Hierin liegt der entscheidende<br />

Unterschied zum Vorschubrost, wo der Brennstoff beim Transport von einer Roststabreihe<br />

auf die darunter liegende infolge der Fallbewegung gleichzeitig auch geschürt wird. Bei<br />

besonders ungünstigen Brennstoffen mit höheren Aschen- und Feinkorngehalten kann eine<br />

ausbleibende Schürung soweit führen, dass eine einigermassen zufriedenstellende<br />

Verbrennung auf dem Wanderrost unmöglich gemacht wird. Besonders das Feinkorn kann<br />

zu einem örtlichen Zusammenbacken der Brennstoffschicht führen, wodurch die<br />

Luftzuteilung und die Ausbrandverhältnisse ungünstig beeinflusst werden. Bei backenden<br />

oder aschereichen Brennstoffen kommt man daher nicht ohne Schürung aus. Auf jeden Fall<br />

ist eine stetige Brennstoffzuführung mit gleichmässiger Schichtdicke eine unerlässliche<br />

Voraussetzung, um auch in dem ruhenden, ohne Schürung fortbewegten Brennstoffbett<br />

einen zufriedenstellenden Verbrennungsablauf zuwege zu bringen. Eine gleichmässige<br />

Brennstoffzuteilung ist jedoch insbesondere bei Brennstoffen mit einem breiten<br />

Kornspektrum schwierig und gelingt nicht ohne Vorrichtungen zur Vergleichmässigung des<br />

Brennstoffs.<br />

Ohne Schürung ist auch das Verhalten der Brennstoffschicht hinsichtlich Zündung und<br />

Abbrand schwierig. In der Wanderrostfeuerung ist das gemauerte Zündgewölbe oberhalb der<br />

Brennstoffaufgabestelle relativ kurz gehalten. Der Brennstoff wird daher vor allem durch<br />

Strahlung aus dem heissen Feuerraum von oben erhitzt und zur Zündung gebracht,<br />

gleichzeitig herrschen in den unteren Brennstoffschichten geringere Temperaturen unterhalb<br />

der Zündgrenze. Das Brennstoffbett zündet also von oben nach unten durch, während die<br />

Luft von unten, also dem Reaktionsablauf entgegen gerichtet, zugeführt wird. Dies ergibt für<br />

die Trocknung, Entgasung und Durchzündung ungünstige Voraussetzungen.<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong>Feuerung</strong>stechnik 12


Wanderrost mit Wurfbeschickung<br />

Der Wanderrost ist eine ausgezeichnete <strong>Feuerung</strong> zur Verbrennung von Kohle und Koks,<br />

hingegen ist er in seiner Grundform weniger für <strong>Holz</strong>brennstoffe geeignet. Die Bedingungen<br />

für Zündung, Schürung und Ausbrennen des <strong>Holz</strong>es sind ungünstig. Eine Möglichkeit zur<br />

Verbesserung der Verbrennungsbedingungen in der Wanderrostfeuerung besteht darin,<br />

anstatt der üblichen Brennstoffzuführung direkt auf den Rost, eine Brennstoffaufgabe durch<br />

Aufwerfen oder Aufblasen durchzuführen. Entsprechende Entwicklungen in dieser Richtung<br />

haben bereits Anfang der 1950er Jahre zu einer Lösung geführt, die aus einer Wurffeuerung<br />

mit hochgesetztem Wurfapparat besteht, wie sie in Abbildung 6 veranschaulicht ist.<br />

Abbildung 6 Links: Wurfbeschickung mit Schleuderrad (Bauart Babcockwerke, Oberhausen, 1950);<br />

Rechts: Pneumatischer Wurfapparat mit Verteilerplatte zur Einstellung der Flugbahn.<br />

Es werden zwei Arten von Wurfapparaturen verwendet: mechanische und pneumatische. Die<br />

mechanischen Wurfapparate bestehen aus einem Schleuderrad mit mehreren aufgesetzten<br />

Flügeln. Die Drehachse des Schleuderrades steht waagerecht oder senkrecht. Der<br />

Brennstoff wird von oben auf das Schleuderrad aufgegeben und dann mit Hilfe der Flügel<br />

des Schleuderrades in den Feuerraum eingeworfen. Durch Änderung der Drehzahl des<br />

Schleuderrades kann die Wurfweite eingestellt werden. Mechanische Verteiler haben sich<br />

jedoch in der Praxis nicht immer bewährt, da einerseits bei festen Brennstoffen das mit hoher<br />

Geschwindigkeit rotierende Schleuderrad einem hohen Verschleiss unterworfen ist,<br />

andererseits bei leichten und flockigen Biomassebrennstoffen die mechanischen<br />

Wurfapparate nicht zufriedenstellend funktionieren. Gebräuchlicher sind daher pneumatische<br />

Wurfbeschicker, deren prinzipieller Aufbau auf der rechten Hälfte der Abbildung 6 skizziert<br />

ist. Aus dem Fallschacht fällt der Brennstoff auf eine Verteilerplatte, die mit einer Luftdüse<br />

angeblasen wird. Der Luftstrom reisst den Brennstoff mit sich in den Feuerraum. Über eine<br />

Verstellung des Anstellwinkels der Verteilerplatte kann die Flugbahn des Brennstoffs<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong>Feuerung</strong>stechnik 13


Wanderrost mit Wurfbeschickung<br />

eingestellt werden. Die Wurfweite wird über eine sich langsam drehende Klappe, die sich in<br />

der Luftzuführung befindet, periodisch verändert, um eine gleichmässige Verteilung der<br />

Brennstoffstücke auf dem Rost zu gewährleisten.<br />

Aufblasen und Aufwerfen unterscheiden sich in den Flugbahnen der verschiedenen<br />

Kornfraktionen. Während beim Aufblasen das Feinkorn weiter getragen wird als das<br />

Grobkorn, haben beim Aufwerfen die groben Brennstoffstücke die längere Flugbahn und<br />

treffen auf dem hinteren Rostbereich auf, während mittlere und kleine Brennstoffteilchen auf<br />

der Rostmitte bzw. auf der Vorderseite des Rostes landen. Bei mechanischen<br />

Wurfvorrichtungen läuft deshalb der Rost generell entgegengesetzt zur Wurfrichtung.<br />

Dadurch wird erreicht, dass der Brennstoff entsprechend seiner Teilchengrösse die für einen<br />

vollständigen Ausbrand notwendige Verweilzeit auf dem Rost verbleibt. Die grossen, auf der<br />

Hinterseite des Rostes aufgetroffenen Brennstoffstücke haben dann auch den längsten<br />

Ausbrennweg zur Verfügung. Aber auch bei pneumatischen Wurfvorrichtungen wird<br />

bisweilen ein rückwärts laufender Rost eingesetzt.<br />

Die wesentlich bessere Verbrennung infolge der Wurfbeschickung ist dadurch zu erklären,<br />

dass das Feinkorn des Brennstoffs bereits im Fluge zündet und eine Staubflamme bildet und<br />

somit erst gar nicht auf dem Rost auftrifft. Durch das Verbrennen des Feinanteils im Fluge<br />

wird der Rost von Feinkorn entlastet und das Zusammenbacken der Brennstoffschicht auf<br />

dem Rost wird verhindert. Der gröbere Brennstoff wird entsprechend dem Korngewicht und<br />

der Einstellung durch die Wurfapparate gleichmässig über einen weiten Teil des Rostes<br />

verteilt. Aufgrund der weitreichenden Trocknung und Entgasung während des Fluges können<br />

die groben Brennstoffteilchen beim Auftreffen auf dem Glutbett sofort zünden und das<br />

vorhandene Grundfeuer fortlaufend unterstützen. Auch werden etwa vorhandene Löcher im<br />

Grundfeuer zugeschüttet. Da die Brennstoffschicht von oben beschickt wird, brennt sie von<br />

unten fortschreitend ab. Die Asche bildet sich nicht auf und in der Brennstoffschicht, sondern<br />

unter dem Brennstoffbett auf dem Rost. Die Verluste an Unverbranntem in der Asche und<br />

durch Rostdurchfall werden kleiner. Die Entlastung des Rostes von Feinkorn und die<br />

Verteilung des groben Brennstoffs über eine grössere Rostfläche ermöglichen auch bei<br />

schwierigen Brennstoffen eine gleichmässige Schichtdurchlässigkeit und damit eine<br />

geordnete Luftzuteilung. Bei gleichmässiger Beschickung ist der Luftbedarf über einen<br />

grossen Teil der Rostlänge fast der gleiche. Daher wird teilweise auf eine Unterteilung des<br />

Rostes in Unterwindzonen verzichtet. Für den Ausbrand ist es dabei besonders günstig,<br />

dass die von der Brennstoffaufgabe unabhängige Rostgeschwindigkeit jetzt in erster Linie<br />

nach den Ausbrandbedingungen eingestellt werden kann, während die Brennstoffmenge von<br />

der Aufgabevorrichtung geregelt wird. Die Bewegungsgeschwindigkeit eines Wanderrostes<br />

mit Wurfbeschickung ist im Vergleich mit üblichen Wanderrosten bei gleicher Belastung 6 bis<br />

8 mal kleiner.<br />

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Wanderrost mit Wurfbeschickung<br />

Mit der Wurfschwebefeuerung können eine Vielzahl von Biomassebrennstoffen mit bis zu<br />

50% Feuchtigkeit und bis zu 45% Aschengehalt gefeuert werden. Das Heizwertspektrum<br />

reicht von 10 bis 17 MJ/kg. Weil ein Grossteil des Brennstoffs nicht auf dem Rost sondern im<br />

Schwebezustand verbrennt, und durch die Verbesserung des Reaktionsablaufs am Rost wird<br />

eine erhebliche Steigerung der Rostflächenbelastung bis auf 2 MW/m 2 erreicht. Die<br />

Wurfschwebefeuerung ist zudem ein sehr dynamisches Verbrennungssystem, das sehr<br />

flexibel auf Laständerungen reagieren kann. Jedoch gibt es gegenüber der Rostfeuerung<br />

strengere Anforderungen an die maximal zulässige Brennstoffgrösse. Rund 80% der<br />

Brennstoffpartikel sollten eine Kantenlänge unter 100 mm haben, und das Kornspektrum<br />

sollte relativ homogen zusammengesetzt sein, damit die Beschickung mit den<br />

Wurfapparaten einwandfrei funktioniert. Es muss darauf geachtet werden, dass stets ein<br />

Basisfeuer auf dem Rost vorhanden ist, so dass der in Schwebe befindliche Feinanteil sicher<br />

zünden kann. Ebenso müssen <strong>Holz</strong>schnitzel und <strong>Holz</strong>staub sehr sorgfältig gemischt werden,<br />

damit eine gleichbleibende Korngrössenverteilung der Brennstoffmischung sichergestellt<br />

werden kann. Denn die Erfahrung hat gezeigt, dass es bei schlechter Mischgüte zu<br />

Verpuffungen im Feuerraum kommen kann.<br />

In Abbildung 7 ist ein Ausführungsbeispiel einer Schwebefeuerung für <strong>Holz</strong>abfälle von der<br />

Firma AET gezeigt. Der Dampferzeuger hat eine Leistung von 40 t/h. Der rechteckige<br />

Feuerraum wird hoch und schlank ausgelegt, wobei der Feuerraum auf einem Drittel der<br />

Höhe eine starke Einschnürung aufweist. Die Gesamthöhe des Feuerraums beträgt 15.5<br />

Meter und das Feuerraumvolumen ist 197 m 3 . Der vorne abwerfende Wanderrost ist 3.2<br />

Meter breit und 4.3 Meter tief. Bei einer Zufeuerung von 50% Frischholz und 50% Altholz<br />

beträgt die Rostwärmebelastung 1.9 MW/m 2 und die Volumenbelastung liegt bei 160 kW/m 3 .<br />

Vor der Kesselvorderwand ist ein Brennstoff-Dosierbehälter angeordnet, der einen nach<br />

unten grösser werdenden, rechteckigen Querschnitt hat, um Brückenbildung zu vermeiden.<br />

Am Boden des Dosierbehälters befinden sich drehzahlgeregelte Schneckenförderer, die den<br />

Brennstoff in Fallschächte dosieren. Um mit Schnecken gut dosieren zu können, muss<br />

darauf geachtet werden, dass sie immer komplett gefüllt sind. Schneckendosierer sind ideal<br />

für Hackschnitzel, arbeiten aber weniger zufriedenstellend bei flockiger oder faseriger<br />

Biomasse. In den Fallschächten sind Zellradschleusen eingebaut, um den Feuerraum nach<br />

aussen hin abzudichten. In den Einblasesystemen treffen die <strong>Holz</strong>stücke auf einen<br />

Luftstrom, der sie mit hoher Geschwindigkeit in die Flammen des Feuerraums trägt.<br />

Unter dem ganzen Rost ist ein Luftkasten angebracht, dem ungefähr die Hälfte der<br />

Verbrennungsluft zugeführt wird. Vom Luftkasten strömt die Primärlust durch die hängende<br />

Rostkette aufwärts zur Rostfläche, wo sie durch Venturilöcher in den Rostelementen in das<br />

Brennstoffbett geblasen wird. Die Primärluft wird also gleichmässig über den ganzen Rost<br />

verteilt, eine Unterteilung des Wanderrostes in verschiedene Unterwindzonen gibt es nicht.<br />

Ein Teil der Sekundärluft wird an der Stelle der Einschnürung mit Hochdruck-Luftdüsen dem<br />

Feuerraum zugeführt. Jeweils zwei Reihen von Sekundärluftdüsen befinden sich in der<br />

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Wanderrost mit Wurfbeschickung<br />

Vorderwand und in der Hinterwand. Sie sind derart in der Einschnürung angeordnet, dass sie<br />

die Luft nach unten gerichtet in den Feuerraum einblasen. Vorgesehen sind ferner eine<br />

Reihe waagrechter Düsen oberhalb der Wurfapparate in der Vorderwand und zwei Reihen in<br />

der Rückwand zwischen Rost und Einschnürung, mit denen die übrige Sekundärluft gestuft<br />

dem Feuerraum zugeführt wird.<br />

In der Umlenkung der Rauchgase vom zweiten in den dritten Kesselzug scheidet sich der<br />

Flugkoks aus, der sich im Trichter unterhalb dieser Stelle ablagert. Der ausgeschiedene<br />

Flugkoks wird mit einer wassergekühlten Schnecke aus dem Trichter ausgetragen und in ein<br />

Rückführungsrohr dosiert, über das er einen Meter über dem Rost durch die Rückwand<br />

wieder in den Feuerraum eingeblasen wird.<br />

Abbildung 7 Wanderrostfeuerung mit Wurfbeschickung für <strong>Holz</strong>abfälle 3 .<br />

3 Bildquelle: Aalborg Energie Technik<br />

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Wirbelschichtfeuerung<br />

4 Wirbelschichtfeuerung<br />

Bei einer Wirbelschichtfeuerung wird der Brennstoff in eine heisse, wirbelnde Sandströmung<br />

aufgegeben. Die Sandkörner werden von unten über einen Düsenboden von der<br />

Verbrennungsluft angeströmt, so dass sie bei ausreichend hoher Strömungsgeschwindigkeit<br />

aufgewirbelt werden. Charakteristisch für eine stationäre Wirbelschicht (SWS) ist, dass das<br />

feste Sandbett von der Strömung angehoben und aufgelöst wird, dabei in einen<br />

fluidähnlichen Zustand übergeht, während die Sandpartikel sich in einem Schwebezustand<br />

befinden. Wird die Strömungsgeschwindigkeit soweit gesteigert, dass die Partikeln von der<br />

Strömung mitgerissen und aus der Brennkammer ausgetragen werden, spricht man von<br />

einer zirkulierenden Wirbelschicht (ZWS).<br />

In stationären Wirbelschichten, die mit niedrigen Strömungsgeschwindigkeiten bis zu 2.5 m/s<br />

(Leerrohrgeschwindigkeit) betrieben werden, treten erhebliche Inhomogenitäten in Bezug auf<br />

die Porosität und die Durchströmungsgeschwindigkeit auf. Es bilden sich feststoffarme<br />

Gasblasen, deren Aufstiegsgeschwindigkeit in der Regel von der Fluidgeschwindigkeit<br />

verschieden ist. Hingegen ist in zirkulierenden Wirbelschichten, wo höhere<br />

Strömungsgeschwindigkeiten im Bereich von 4.5 bis 7 m/s herrschen, der gesamte<br />

Brennraum mit einer Gas-Feststoffsuspension ausgefüllt und es gibt kein eindeutig<br />

abgegrenztes Wirbelbett und auch keine Gasblasen mehr.<br />

Ein Dampferzeuger mit stationärer Wirbelschichtfeuerung ist in Abbildung 8 gezeigt. Bei der<br />

stationären Wirbelschichtfeuerung ist anzustreben, dass ein möglichst hoher Anteil des<br />

Brennstoffs im stationären Sandbett verbrennt und somit auch die Verbrennungswärme<br />

möglichst vollständig im Sandbett freigesetzt wird. Entscheidend dafür ist eine gute<br />

Einmischung des Brennstoffs in die Wirbelschicht, welche wiederum von der Grösse und<br />

Dichte des Brennstoffs sowie vom Fluidisierungsfaktor der Wirbelschicht beeinflusst wird.<br />

Der Fluidisierungsfaktor, also das Verhältnis der tatsächlichen Strömungsgeschwindigkeit<br />

zur Lockerungsgeschwindigkeit des Festbetts, ist ein Mass für die Ausdehnung der<br />

Wirbelschicht. Der Brennstoff mit der höheren Dichte weist eine bessere Wärmefreisetzung<br />

in der Wirbelschicht auf als derjenige mit der geringeren Dichte. Ebenso steigt die<br />

Wärmefreisetzung mit zunehmendem Fluidisierungsfaktor. Die Verfeuerung von leichten und<br />

flockigen Biomassebrennstoffen wie beispielsweise Reisschalen, Sonnenblumenschalen,<br />

Rapsschalen, Weizenkleine oder Strohhäcksel in einer stationären Wirbelschicht kann<br />

insofern problematisch sein, da deren Einmischung in das Wirbelbett meist nicht gut gelingt.<br />

Infolge der Feinkörnigkeit und der geringen Dichte tendieren diese Brennstoffe dazu, aus<br />

dem Wirbelbett ausgetragen zu werden. Sie schwimmen entweder auf der Bettoberfläche auf<br />

oder werden bis ins Freeboard getragen. Es entsteht dann ein sogenanntes Oberfeuer, d.h.<br />

es kommt zu einer Verbrennung auf der Wirbelschicht oder im Freeboard. Es ist schwierig,<br />

die Betttemperatur konstant zu halten, wenn die Verbrennungswärme im Freeboard<br />

freigesetzt wird, ohne dass eine Wärmeübertragung an das Sandbett stattfindet.<br />

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Wirbelschichtfeuerung<br />

Abbildung 8 Dampferzeuger mit stationärer Wirbelschichtfeuerung von Babcock-Wilcox.<br />

Abbildung 9 zeigt eine zirkulierende Wirbelschicht (ZWS) in der klassischen Bauart mit<br />

einem Zyklon, der das wesentliche Unterscheidungsmerkmal einer ZWS gegenüber einer<br />

SWS ist. Die Strömungsgeschwindigkeit ist so hoch, dass Brennstoffpartikel zusammen mit<br />

Asche und Bettmaterial mit dem Rauchgasstrom aus der Brennkammer ausgetragen<br />

werden. Das heisse Rauchgas strömt mit einer Staubbeladung von 10-20 kg/Nm 3 in den<br />

Zyklon, in dem annähernd Feuerraumtemperatur von etwa 850°C herrscht. In der<br />

Wirbelströmung des Zyklons werden die Rauchgase auf 25 bis 28 m/s beschleunigt. Durch<br />

die Fliehkräfte werden die Staubpartikel an die Wand des Zyklons ausgeschleudert, und<br />

fliessen dann in spiralförmigen Strähnen entlang der Konuswand in den<br />

Staubsammelbehälter hinab, aus dem die heisse Asche in die Wirbelschicht zurück geführt<br />

wird. Es werden vor allem die groben Staubpartikel über 100 μm abgeschieden, deren<br />

Abscheidegrad bei 99% liegt, während feinere Partikel in die Kernströmung des Zyklons<br />

mitgenommen und mit dem Rauchgas ausgetragen werden.<br />

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Wirbelschichtfeuerung<br />

Abbildung 9<br />

Links: Zirkulierende Wirbelschicht mit Heisszyklon von Metso Power;<br />

Rechts: Kompakter ZWS-Kessel von Foster Wheeler.<br />

Von der heissen Ascheschicht wird viel Wärme auf die Zyklonwand übertragen. Um den<br />

hohen Temperaturen widerstehen zu können und um die Wärmeverluste zu begrenzen,<br />

werden die Zyklone mit einer 500-600 mm starken feuerfesten Ausmauerung ausgekleidet.<br />

Die Feuerfestmaterialien sind einem starken Materialverschleiss unterworfen. Unter anderem<br />

wegen der erforderlichen Zyklone ist eine ZWS kostspieliger als andere <strong>Feuerung</strong>ssysteme.<br />

Dabei sind nicht unbedingt die zusätzlichen Kapitalkosten relevant, sondern vielmehr die<br />

zusätzlichen Betriebskosten, die durch den Unterhalt der Feuerfestausmauerung verursacht<br />

werden.<br />

Die zirkulierende Wirbelschicht mit Heisszyklon wurde ursprünglich von der Firma Lurgi<br />

entwickelt. In den frühen 1990er Jahren wurde von Foster Wheeler eine neue Generation<br />

von ZWS-Kesseln eingeführt. Das Neuartige an der Konstruktion von Foster Wheeler war,<br />

dass man auf den externen, aufwendig aus einer Stahlhülle mit Feuerfestausmauerung<br />

gefertigten Heisszyklon verzichtete, und stattdessen den Zyklon in die Kesselkonstruktion<br />

integrierte. Die Staubabscheidung erfolgt also innerhalb des Dampferzeugers. Auf der<br />

rechten Seite der Abbildung 9 ist der kompakte ZWS-Kessel von Foster Wheeler dargestellt.<br />

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Wirbelschichtfeuerung<br />

Der Zyklon wird vollständig aus Membranwänden ausgebildet, die in einer oktogonalen Form<br />

direkt an der Brennkammerwand angebracht sind. Die Rauchgase strömen durch einen<br />

schlitzförmige Öffnung in den Zyklon, in dem sich zur Erzeugung der erforderlichen<br />

Drehströmung ein Tauchrohr befindet. Sand und Asche sedimentieren zur äusseren Wand<br />

hin und werden in einem direkt an der Brennkammerwand angebrachten Kanal in den<br />

unteren Bereich des Feuerraums zurückgeführt. Das Abscheidevermögen erreicht wegen<br />

der suboptimalen Zyklongeometrie nicht die Werte eines konusförmigen Zyklons. In die<br />

Sandrückführung wird von Foster Wheeler ein als Bettwärmetauscher ausgeführter HD-<br />

Überhitzer eingebaut. Die Anordnung des Endüberhitzers an dieser Stelle bietet den Vorteil,<br />

dass er nicht mit korrosiven Rauchgasen in Berührung kommt und dadurch sogar bei<br />

Altholzfeuerungen Überhitzungstemperaturen von 500°C möglich sind.<br />

Abbildung 10 Düsenboden von Babcock-Wilcox für eine stationäre Wirbelschicht.<br />

Zur gleichmässigen Verteilung der Luft am Boden der Wirbelschicht werden Düsenböden mit<br />

je nach Hersteller unterschiedlichen Bauformen eingesetzt. Abbildung 10 zeigt einen<br />

Düsenboden von Babcock-Wilcox für eine stationäre Wirbelschicht, wie sie in Abbildung 8<br />

dargestellt ist. Dieser Düsenboden ist aus zahlreichen, einzelnen Luftdüsen aufgebaut. Pro<br />

Quadratmeter sind 60-80 Düsen mit einem Abstand von 100-150 mm angebracht, die aus<br />

einem Rohrstück mit einem nach oben geschlossenem Kopfstück bestehen. Etwa 25 mm<br />

unterhalb des Kopfendes sind auf zwei Ebenen schräg nach unten gerichtete Bohrungen mit<br />

1.5 mm Durchmesser über den Umfang verteilt. Die Luftdüsen sind an ein gemeinsames<br />

Luft-Verteilerrohr angeschweisst. Sie sind aus einem wärmebeständigen Edelstahl gefertigt,<br />

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Wirbelschichtfeuerung<br />

der den hohen Temperaturen standhalten kann, die insbesondere dann auftreten, wenn die<br />

Wirbelschichtfeuerung abgefahren wird und das heisse Sandbett auf die Düsen absinkt,<br />

ohne dass eine kühlende Luftströmung vorhanden ist. Vor dem Anfahren der Wirbelschicht<br />

sind die Trichter bis zu den Luftdüsen mit Sand gefüllt. Im Betriebzustand, wenn die<br />

Luftdüsen ihren vollen Druck entwickeln, schwillt das fluidisierte Sandbett bis auf eine Höhe<br />

von 1'200-1'800 mm oberhalb der Luftdüsen an.<br />

Eine völlig andere Konstruktion des Düsenbodens für eine SWS zeigt Abbildung 11. Statt<br />

einzelner Luftdüsen ist der Düsenboden aus parallel nebeneinander liegenden<br />

Düsenstangen aufgebaut. Die Düsenstangen haben auf der Unterseite Luftöffnungen, aus<br />

denen die Luft schräg nach unten ausströmt. Bei dieser Konstruktion wurde darauf geachtet,<br />

dass der Abstand der Düsenstangen entsprechend gross ist, damit Störstoffe durch den<br />

Düsenboden nach unten in Abzugstrichter durchfallen können. Der in Abbildung 11 gezeigte<br />

Düsenboden hat eine Fläche von 4x6 Meter, auf der eine <strong>Feuerung</strong>swärmeleistung von 30<br />

MW freigesetzt wird.<br />

Abbildung 11 Düsenboden einer stationären Wirbelschicht im <strong>Holz</strong>kraftwerk Neubrücke.<br />

Wirbelschichten haben einen sehr viel höheren Druckverlust als Rostfeuerungen, weswegen<br />

leistungsstärkere Luftgebläse erforderlich sind, die den Eigenstrombedarf der <strong>Feuerung</strong><br />

erhöhen. Ein Wirbelschichtbett besteht überwiegend aus Bettmaterial (Sand und Bettasche)<br />

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Wirbelschichtfeuerung<br />

und enthält meist nur 1-3 Gew.-% Brennstoff. Als Bettmaterial wird üblicherweise Quarzsand<br />

mit einer Korngrösse von 0.5 – 1.5 mm verwendet. Die abrasiven Sandkörner werden in der<br />

Wirbelschicht zermahlen und müssen daher permanent ersetzt werden. Der Sandverbrauch<br />

einer stationären Wirbelschicht liegt je nach Anlage bei 30 bis 50 kg/h. Die abrasive Wirkung<br />

der Sandkörner sorgt andererseits auch dafür, dass die Feuerraumwände einer<br />

Wirbelschicht immer sauber bleiben und die von Rostfeuerungen bekannten Anbackungen<br />

und Verschlackungen des Feuerraums nicht auftreten.<br />

Ein Nachteil der Wirbelschichtfeuerung sind die deutlich höheren Aschemengen, die durch<br />

den starken Abrieb der wirbelnden Sandkörner zustande kommen. Zudem wird auch die<br />

Schlacke in der Wirbelschicht fein zermahlen und mit dem Abgas ausgetragen. Damit<br />

verbunden ist ein Anstieg der Entsorgungskosten, da Flugasche zu höheren Kosten als<br />

Schlacke entsorgt werden muss.<br />

Aufgrund der Wärmespeichermasse des inerten Sandes bieten Wirbelschichtfeuerungen<br />

eine grosse Flexibilität hinsichtlich des Heizwertes der einzusetzenden Brennstoffe. Es<br />

können sowohl feuchte Rinde und stark wasserhaltige Schlämme mit niedrigen Heizwerten<br />

als auch heizwertreiche Abfälle aus der Papier- und Zellstoffindustrie eingesetzt werden. Das<br />

Heizwertspektrum reicht von 6 bis 30 MJ/kg. Vor allem aber sind Wirbelschichtfeuerungen<br />

für Brennstoffe mit hohen Heizwerten geeignet, da der Brennraum aufgrund der hohen<br />

Leistungsdichte kompakter dimensioniert werden kann als der Feuerraum einer<br />

Rostfeuerung. Die Nachteile einer Wirbelschichtfeuerung entstehen vor allem durch die<br />

hohen Anforderungen an die maximale Stückgrösse und das enge Korngrössenspektrum<br />

des Brennstoffs. Um eine möglichst homogene Fluidisierung in der Wirbelschicht zu<br />

erreichen, müssen Brennstoffpartikel und Sandkörner eine ähnliche Sinkgeschwindigkeit im<br />

Strömungsfeld haben. In einer Wirbelschicht müssen daher kleinere Brennstoffpartikel mit<br />

einer schmäleren Grössenverteilung (typisch 90% < 75 mm) eingesetzt werden als in einer<br />

Rostfeuerung. Eine Wirbelschicht reagiert sehr empfindlich gegenüber Änderungen der<br />

Brennstoffgrösse, die daher möglichst genau eingehalten werden muss. Wegen der hohen<br />

Anforderungen an die Homogenität der Brennstoffpartikel ist bei einer Wirbelschichtfeuerung<br />

fast immer auch eine Brennstoffaufbereitungsanlage für die Zerkleinerung und Klassierung<br />

des Brennstoffs erforderlich. Durch diesen zusätzlichen technischen und energetischen<br />

Aufwand sind die Brennstoffkosten für eine Wirbelschichtfeuerung generell höher als bei<br />

einer Rostfeuerung.<br />

Die gute Durchmischung von Brennstoff und Verbrennungsluft und der um ein Vielfaches<br />

bessere Wärmetransport in einer Wirbelschicht führen zu einer homogenen<br />

Temperaturverteilung im gesamten Verbrennungsraum und zu hohen Leistungsdichten.<br />

Durch die gleichmässigen und relativ niedrigen Verbrennungstemperaturen von<br />

typischerweise 850°C werden in einer Wirbelschichtfeuerung keine thermischen Stickoxide<br />

gebildet. Und die aufgrund des Brennstoffstickstoffs sich bildenden Stickoxide werden bereits<br />

in der Wirbelschicht grösstenteils zu elementarem Stickstoff reduziert. Denn aufgrund der<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong>Feuerung</strong>stechnik 22


Wirbelschichtfeuerung<br />

gestuften Verbrennungsführung herrschen in der Wirbelschicht unterstöchiometrische<br />

Bedingungen, die zu erhöhten Gehalten von Kohlenstoff und Kohlenmonoxid führen, die als<br />

starke Reduktionsmittel wirken. Im Vergleich zu einer Rostfeuerung mit ihren<br />

ungleichmässigen Verbrennungsabläufen, die durch lokale Überhitzungen und<br />

Unterkühlungen zur Bildung von Schadstoffen führen können, sind die resultierenden NO X -<br />

Konzentrationen nach einer Wirbelschichtfeuerung deutlich tiefer. Typische NO X -<br />

Konzentration in den Rauchgasen von Wirbelschichtfeuerungen liegen jeweils bei 6%<br />

Sauerstoff unter 400 mg/Nm 3 bei SWS und unter 200 mg/Nm 3 bei ZWS.<br />

In Tabelle 2 sind technische Daten der stationären und der zirkulierenden Wirbelschicht<br />

angegeben. Die SWS ist eher für kleinere Dampferzeuger mit Dampfleistungen unterhalb<br />

von 100 t/h geeignet. Im Vergleich zu einer ZWS ergeben sich bei einer SWS Kostenvorteile<br />

durch eine preisgünstigere Konstruktion, da der Kessel mit geringerer Höhe gebaut werden<br />

kann und kein Zyklon notwendig ist. Hingegen ist die ZWS wegen ihrer aufwändigeren<br />

Bauweise eine teure Technik, die erst ab einer bestimmten Kraftwerksgrösse wirtschaftlich<br />

eingesetzt werden kann. ZWS-Dampferzeuger werden bis zu Dampfleistungen von 2'000 t/h<br />

gebaut.<br />

Tabelle 2 Technische Daten der stationären und der zirkulierenden Wirbelschicht<br />

Parameter SWS ZWS<br />

Temperatur 800 - 950°C 800 - 950°C<br />

Kesselleistung < 100 t/h 100 - 2'000 t/h<br />

Leerrohrgeschwindigkeit 1.8 – 2.5 m/s 4.5 - 7.0 m/s<br />

Ausbrand 92 - 96% 98 - 99%<br />

Korngrösse des Sandes 0.5 - 1.5 mm 0.1 - 0.3 mm<br />

Rostflächenbelastung 1.5 MW/m 2 5 - 7 MW/m 2<br />

Druckverlust 0.05 - 0.1 bar 0.1 - 0.2 bar<br />

Bettdichte 720 kg/m 3 -<br />

Primärluft/Sekundärluft 90/10 60/40<br />

Eigenverbrauch 27-33 kW/MW th 26 kW/MW th<br />

Verweilzeit in Wirbelbett und Freeboard 2.5 - 3.0 sec 4.0 - 5.5 sec<br />

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Vergleich der <strong>Feuerung</strong>sbauarten<br />

5 Vergleich der <strong>Feuerung</strong>sbauarten<br />

Die zur <strong>Holz</strong>verbrennung eingesetzten <strong>Feuerung</strong>stechniken haben deutliche Unterschiede in<br />

ihren feuerungstechnischen Leistungsgrössen. Die Rostflächenbelastung eines<br />

Vorschubrostes von unter 1 MW/m 2 kann bei einer Wanderrostfeuerung mit<br />

Wurfbeschickung bis auf 2 MW/m 2 gesteigert werden. Die thermische Volumenbelastung der<br />

Feuerräume liegt bei beiden Rostbauarten im Bereich von 100-200 kW/m 3 . Um die<br />

Rostwärme- und Feuerraumbelastung einer Rostfeuerung auf den zulässigen Bereich zu<br />

begrenzen, müssen Feuerrost und Feuerraum entsprechend gross dimensioniert werden.<br />

Das Einsatzgebiet der Rostfeuerungen endet aus diesem Grund bei<br />

<strong>Feuerung</strong>swärmeleistungen von etwa 70 MW bei Vorschubrosten und bei 100 MW bei<br />

Wanderrosten mit Wurfbeschickung. Wirbelschichtkessel, die mit grösseren<br />

Flächenbelastungen und rund 10-fach höheren Feuerraumbelastungen ausgeführt werden<br />

können, eignen sich für <strong>Feuerung</strong>swärmeleistungen bis 400 MW.<br />

Die Rostfeuerung hat ihre Stärken bei grobkörnigen Biomassebrennstoffen und vor allem bei<br />

heterogenen, abfallähnlichen Altholzbrennstoffen, weil die Anforderungen an die<br />

Aufbereitung der Brennstoffe minimal sind und weil sich die Technik durch eine robuste und<br />

betriebssichere Konstruktion auszeichnet. Eine Schwäche der Rostfeuerung ist die<br />

schwierige Verbrennungsführung bei schnell wechselnder Brennstoffbeschaffenheit. Trotz<br />

aufwändiger Regelsysteme sind immer wieder Eingriffe des Betriebspersonals nötig, um<br />

potentielle Schadstoffquellen, wie heisse Stellen oder die Bildung von Löchern im Feuer zu<br />

vermeiden. Viele Betreiber klagen auch immer wieder über zahlreiche Betriebsprobleme mit<br />

Rostfeuerungen wegen Verschlackungen der Feuerraumwände.<br />

Der Wanderrost mit Wurfbeschickung, der im Englischen auch als Spreader Stoker<br />

bezeichnet wird, zeichnet sich dadurch aus, dass die Verbrennung sowohl im Flug als auch<br />

auf einem Rost stattfindet, wobei der Rost nur als Ausbrennrost für den groben Anteil des<br />

Brennstoffes dient. Aufgrund der Verbrennung des Feinanteils im Flug werden bereits 35-<br />

50% der Wärme im Feuerraum und nicht auf dem Rost freigesetzt. Auf diese Weise wird bei<br />

gleicher Rostfläche fast doppelt so viel Wärme freigesetzt als bei einer Vorschubrostfeuerung.<br />

Dies ermöglicht eine sehr kompakte Bauweise. Ein weiterer besonderer Vorteil<br />

einer Wurfschwebefeuerung gegenüber einer Vorschubrostfeuerung ist ihre Elastizität, d.h.<br />

die <strong>Feuerung</strong> kann Schwankungen des Kraft- und Wärmebetriebs rasch folgen.<br />

Wurffeuerungen und Wirbelschichten haben generell höhere Anforderungen an die<br />

Brennstoffqualität. Der Brennstoff muss im Vergleich zur Vorschubrostfeuerung feinkörniger<br />

sein und sollte vor allem eine möglichst einheitliche Korngrössenverteilung haben. In der<br />

Regel muss der Brennstoff dafür zusätzlich aufbereitet werden, was Mehrkosten verursacht.<br />

Auch gibt es Biomassebrennstoffe, die aufgrund ihrer leichten und flockigen Struktur für eine<br />

Wirbelschicht nicht geeignet sind, da sie aufschwimmen und aus dem Wirbelbett ins<br />

Freeboard ausgetragen werden.<br />

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Vergleich der <strong>Feuerung</strong>sbauarten<br />

Wirbelschichtfeuerungen sind den Rostfeuerungen deutlich überlegen, wenn Brennstoffe mit<br />

einem hohen Wassergehalt, oder einem hohen Aschengehalt, oder mit einem geringen<br />

Gehalt an flüchtigen Bestandteilen zu verbrennen sind. Für die gleichzeitige Verfeuerung<br />

verschiedener Biomassebrennstoffe mit unterschiedlichen verbrennungstechnischen<br />

Eigenschaften sind daher Wirbelschichten am besten geeignet. In dem heissen und<br />

turbulenten Sandbett einer Wirbelschicht ist auch bei schlechten Brennstoffsortimenten der<br />

Zünd- und Ausbrandvorgang gegenüber dem Vorschubrost wesentlich begünstigt.<br />

Brennstoffe mit sehr geringen Heizwerten von weniger als 6 MJ/kg können noch in einer<br />

Wirbelschicht verbrannt werden.<br />

Tabelle 3 Technische Daten und Leistungsgrössen der <strong>Feuerung</strong>stechniken zur <strong>Holz</strong>verbrennung<br />

Vorschubrost<br />

Wanderrost mit<br />

Wurfbeschickung<br />

Wirbelschicht<br />

<strong>Feuerung</strong>swärmeleistung<br />

10 - 70 MW 10 - 100 MW 50 - 400 MW<br />

Brennstoffheizwert<br />

8 - 11 MJ/kg mit<br />

10 - 13 MJ/kg mit<br />

6 - 30 MJ/kg<br />

Verwendung von<br />

Verwendung von<br />

vorgewärmter<br />

vorgewärmter<br />

Verbrennungsluft;<br />

Verbrennungsluft;<br />

11 - 16 MJ/kg mit<br />

13 - 17 MJ/kg mit<br />

Verwendung von<br />

Verwendung von<br />

Rauchgas-Rezirkulation<br />

Rauchgas-<br />

Rezirkulation<br />

Rostflächenbelastung<br />

< 0.85 MW/m 2 1 - 1.9 MW/m 2 1.5 - 7 MW/m 2<br />

Feuerraumbelastung 0.1-0.2 MW/m 3 0.2 MW/m 3 1-2 MW/m 3<br />

Stückigkeit der<br />

Brennstoffe<br />

überwiegend<br />

grobstückige Struktur,<br />

80% kleiner 250x50x25<br />

mm Kantenlänge;<br />

Brennstoffhomogenität<br />

weniger kritisch<br />

überwiegend kleinstückige Struktur, d.h. 80%<br />

haben ca. 100x25x25 mm Kantenlänge;<br />

hohe Brennstoffhomogenität erforderlich<br />

Staubanteil < 1 mm < 5% < 10% < 20%<br />

Aufbereitung 1-stufig mit Vorbrecher 2-stufig mit Vorbrecher und Nachzerkleinerung<br />

Luftzahl 1.6 1.25 1.25 - 1.3<br />

Primärluft 60% 30% 20%<br />

Sekundärluft 40% 70% 80%<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong>Feuerung</strong>stechnik 25

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