HÖRSPIELE - WDR mediagroup
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Das alte Mietshaus, in dem er mit seiner Frau und zwei<br />
Kindern lebt, wird von dem amerikanischen Investor<br />
saniert, und nun senken sich die Böden ab, zeigen<br />
die Wände Risse. Er beschließt, dem amerikanischen<br />
Investor einen Brief zu schreiben. Auch dieser Plan<br />
führt zur weißen Seite zurück. Die Unfähigkeit, einen<br />
ersten Satz zu verfassen, findet Entsprechung in seiner<br />
Unfähigkeit, irgendetwas (mit sich) anzufangen: Die<br />
Kommunikation mit seiner Frau und den Kindern, die<br />
Hausarbeit – oder das Aufbegehren gegen eine übergeordnete<br />
Instanz. Der Mikrokosmos des Alltags trifft<br />
auf den Makrokosmos globaler Machtstrukturen.<br />
Jan Peter Bremer, geboren 1965, lebt als Schriftsteller in Berlin.<br />
Für einen Auszug aus „Der amerikanische Investor“ wurde<br />
er mit dem Alfred-Döblin-Preis ausgezeichnet, für „Der<br />
Fürst spricht“ (1996) mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis.<br />
weiter leben<br />
von Ruth Klüger<br />
auf Basis der Theaterfassung<br />
von Hubertus Zorell und<br />
Pete Blecher<br />
Komposition: Peter Zwetkoff<br />
Regie: Götz Fritsch<br />
Produktion: orf 2011/49’<br />
15. Juni Sa 15:05 wdr 3<br />
„Ich kenne die Stadt<br />
meiner ersten elf Jahre<br />
schlecht“, sagt Ruth<br />
Klüger, denn „Juden und<br />
Hunde waren allerorten<br />
unerwünscht.“<br />
Elf Jahre war die<br />
Tochter eines jüdischen<br />
Wiener Arztes alt, als<br />
sie gemeinsam mit ihrer<br />
Mutter ins Konzentrationslager<br />
Theresienstadt deportiert wurde. Auschwitz<br />
und zwei weitere Lager sollten folgen. 50 Jahre später<br />
veröffentlichte sie, mittlerweile Literaturwissenschaftlerin<br />
in den USA, ihre vielbeachtete Lebenserinnerung „weiter<br />
leben – eine Jugend“. Mit den „Worten des Kindes, das sie<br />
einmal gewesen war“, erzählt Ruth Klüger vom Leben als<br />
Judenkind in Wien, berichtet, neugierig zunächst, über das<br />
Leben und Überleben in den Konzentrationslagern. „Ich<br />
habe Theresienstadt gehasst“, sagt sie. Aber auch: „Ich habe<br />
Theresienstadt geliebt. Irgendwie.“<br />
Ruth Klüger, 1931 in Wien geboren, lebt heute als Professorin<br />
für Germanistik in Irvine, Kalifornien und in Göttingen.<br />
1992 erschien „weiter leben“, 2008 veröffentlichte<br />
sie mit „unterwegs verloren“ ihre späteren Erinnerungen.<br />
richter Tschubikow vermutet, dass an dem Verschwinden<br />
nicht viel dran sei, konstruiert sein untalentierter aber<br />
umso eifrigerer Gehilfe Tschukowski sofort eine Mordgeschichte<br />
– ohne freilich eine Leiche gefunden zu haben.<br />
Nach und nach geraten alle Anwesenden im Haus in<br />
Verdacht, unterschiedlichste Motive werden hin und her<br />
überlegt. Bis ein abgebranntes schwedisches Zündholz,<br />
das sich am mutmaßlichen „Tatort“ befindet, den emsigen<br />
Ermittler schließlich auf die richtige Fährte lenkt.<br />
Anton Tschechow, 1860 in Taganrog geboren, gab seinen<br />
Arztberuf auf, um sich ganz dem Schreiben zu widmen.<br />
Seine Kurzgeschichten sind subtile Stimmungs- und<br />
Milieudarstellungen, die zwischen burlesker Komik und<br />
tragischer Melancholie changieren. Seine Dramen sind<br />
Bühnenklassiker, die das Theater immer wieder neu inspirieren.<br />
Tschechow starb 1904 während eines Kuraufenthalts<br />
in Badenweiler.<br />
Roter Wald<br />
von Stéphanie Marchais<br />
aus dem Französischen<br />
von Angela Kuhk<br />
Regie: Jörg Schlüter<br />
Produktion: wdr 2013/ca. 53’<br />
29. Juni Sa 15:05 wdr 3 Hörspiel<br />
30. Juni So 15:05 wdr 3 Dichtung<br />
und Wahrheit<br />
Rita ist auf der Flucht<br />
aus einem der evakuierten<br />
Dörfer rund um<br />
das explodierte<br />
Kraftwerk. Sie peitscht<br />
sich unerbittlich voran<br />
durch den Schlammboden<br />
des zum Dickicht<br />
verfilzten, niedergebrannten,<br />
rotglühenden<br />
Waldes.<br />
Ahnungslos war sie<br />
gemeinsam mit anderen illegal über Zäune in die<br />
verstrahlte Zone zurückgekehrt, um liegen gebliebene<br />
Wagen und Militärfahrzeuge auszuschlachten und das<br />
Metall zu verkaufen. Bewusst hat man alle desinformiert<br />
und getäuscht über die tödliche Gefahr: Opfer<br />
wie Retter. Pjotr, der sich freiwillig verpflichtet hat,<br />
hilft Rita. Sie tun sich zusammen, aber sie sind Entwurzelte<br />
in einer Gesellschaft, die sie vereinnahmt hat und<br />
für die sie sich aufgeopfert haben. Um ihr gemeinsames<br />
Kind zu retten, dessen Körper schon ebenso von<br />
Anzeichen der Zersetzung gezeichnet ist wie ihre<br />
eigenen, versuchen sie verzweifelt, eine Nähe miteinander<br />
zu schaffen.<br />
Hörerwunsch<br />
Das schwedische Zündholz<br />
von Anton Tschechow<br />
Bearbeitung:<br />
Carl Dietrich Carls<br />
Regie: Edward Rothe<br />
Produktion: wdr 1978/53’<br />
22. Juni Sa 15:05 wdr 3<br />
Der Gutsbesitzer<br />
Kljausow, in der<br />
ganzen Gegend als<br />
Lebemann bekannt, ist<br />
verschwunden. Die<br />
Polizei wird alarmiert,<br />
und bald entsteht aus<br />
dünnen Hinweisen ein<br />
vermeintlicher Fall.<br />
Obwohl Untersuchungs-<br />
Stéphanie Marchais, geboren 1970 in Nantes, ist gelernte<br />
Schauspielerin und französische Dramatikerin und hat<br />
seit 2000 mehr als ein Dutzend Stücke geschrieben. Der<br />
wdr produzierte zuletzt von ihr „Ganz in meiner Haut“,<br />
das im September 2012 von der Akademie der Darstellenden<br />
Künste als Hörspiel des Monats ausgezeichnet wurde.<br />
wdr hörspielprogramm 55