HÖRSPIELE - WDR mediagroup
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Heinrich Böll (1917-1985) wurde rasch nach seinem Preis<br />
der Gruppe 47 (1951) die herausragende kritische Stimme<br />
der deutschen Nachkriegsliteratur. Er blieb zeitlebens ein<br />
engagierter Kritiker der Macht, was ihn vor allem in der<br />
Zeit des RAF-Terrorismus in die direkte Konfrontation<br />
mit dem Staat trieb. 1972 erhielt er den Nobelpreis für<br />
Literatur.<br />
Tonträger<br />
Die Schellacks<br />
von David Zane Mairowitz<br />
Regie: der Autor<br />
Produktion: drs/sfb-orb<br />
2001/53’<br />
19. Januar Sa 15:05 wdr 3<br />
Der Sohn besucht nach<br />
vielen Jahren seinen<br />
senilen Vater im<br />
Altersheim. Er sucht<br />
die Schellack-Platten-<br />
Sammlung, die – so<br />
vermutet der Sohn –<br />
ein Vermögen wert<br />
sein müsste.<br />
Der Vater ist jedoch zu keiner Artikulation mehr fähig<br />
und im Elternhaus findet sich nichts mehr. Lediglich<br />
im Gartenhaus kommen unter Unmengen von Plunder<br />
ein paar bemooste, zerbrochene und mit Schnecken<br />
bevölkerte Schellack-Platten zum Vorschein.<br />
In Rückblenden und einer inneren Stimme des<br />
Kranken wird ein Vater-Sohn-Konflikt hörbar, in dem<br />
die Schellacks eine zentrale Rolle spielen. Wir erfahren<br />
vom kümmerlichen und gescheiterten Leben eines<br />
Mannes, der eigentlich Sänger werden wollte, es aber<br />
nur zum Lastwagenfahrer brachte, von den Enttäuschungen<br />
eines Gewerkschaftsführers, der seine<br />
Familie drangsalierte und all seine Träume und<br />
Visionen schließlich im Alkohol ertränkte.<br />
Opern, Kampflieder und Jazzeinspielungen auf alten<br />
Schellacks beschwören noch einmal den Geist jener<br />
zurückliegenden Epoche.<br />
David Zane Mairowitz, 1943 in New York geboren, lebt seit<br />
1966 als freier Schriftsteller in Avignon und Berlin. In den<br />
vergangenen 30 Jahren hat er als Autor von Hörspielen<br />
und Dokumentarsendungen in mehr als 20 europäischen<br />
Ländern gearbeitet und wurde mit zahlreichen Preisen<br />
ausgezeichnet, u. a. mit dem Prix Italia, Prix Europa,<br />
Prix Futura, Prix Ostankino und dem französischen<br />
Prix SACD für sein Lebenswerk.<br />
Wilhelm Genazino 70<br />
Früher war ich ein Glas Milch<br />
von Wilhelm Genazino<br />
Regie: Claudia Johanna Leist<br />
Produktion: wdr 2002/43’<br />
26. Januar Sa 15:05 wdr 3 Hörspiel<br />
27. Januar So 15:05 wdr 3 Dichtung<br />
und Wahrheit<br />
Menschen in der Kluft<br />
zwischen Mythen und<br />
individueller Realität:<br />
Wer hat in einer Welt<br />
des schönen Scheins<br />
ein Recht auf Liebe?<br />
Was opfert die<br />
Erfolgsgesellschaft<br />
ihrem Schönheitsideal?<br />
Martha und Robert<br />
regeln ihre Ehe auf ungewöhnliche Art: Er geht<br />
vormittags arbeiten, sie verlässt die Wohnung kurz<br />
bevor er zurückkommt. Sie können ihren gegenseitigen<br />
Anblick nicht mehr ertragen – die Spuren des Alters<br />
sind ihnen zuwider. Da sie nicht das Gefühl haben,<br />
begehrt zu werden, lebt jeder in der eigenen Spiegelung.<br />
Auch Iris, die Freundin von Martha und Roberts<br />
ehemalige Geliebte, leidet unter körperlichen Unvollkommenheiten.<br />
Sie unternimmt einen verzweifelten<br />
Versuch, Robert zurückzugewinnen.<br />
Wilhelm Genazino, 1943 in Mannheim geboren, lebt in<br />
Frankfurt. Sein schriftstellerisches Werk wurde vielfach<br />
ausgezeichnet, u. a. mit dem Georg-Büchner-Preis (2004)<br />
und dem Kleist-Preis (2007). Zuletzt erschien „Aus der<br />
Ferne & auf der Kippe“ (2012).<br />
Deutscher Hörspielpreis<br />
der ard 2012<br />
Alfred C. – Aus dem Leben<br />
eines Getreidehändlers<br />
von Hermann Bohlen<br />
Regie: Judith Lorentz und<br />
Hermann Bohlen<br />
Produktion: dkultur/hr<br />
2012/53’<br />
2. Februar Sa 15:05 wdr 3<br />
Um dem Gemeinwesen<br />
zu dienen, hat Alfred<br />
C. sein Leben lang<br />
alles gegeben. Und<br />
doch gibt es eine<br />
peinliche Stille um<br />
Alfred C.<br />
Er hat mehrere<br />
100 Millionen Mark<br />
gespendet, eine<br />
Naturpark-Bewegung<br />
ins Leben gerufen<br />
und Wochenende für Wochenende in der Lüneburger<br />
Heide Bonbon-Papierchen gesammelt. Sein Bild findet<br />
sich auf allen Veröffentlichungen der Stiftung, die er<br />
gegründet hat, sein Name wird überall genannt. Aber<br />
wieso hört oder liest man nirgendwo einen Ausspruch<br />
von ihm, wieso ist nicht ein Trinkspruch übrig geblieben,<br />
nicht eine seiner Schriften? Hermann Bohlen ist<br />
der Sache nachgegangen und hat dem Toten die Zunge<br />
gelöst.<br />
Hermann Bohlen, geboren 1963 in Celle, studierte Sinologie<br />
und lebt als Hörspielmacher in Berlin. Seit 1994 hat er<br />
rund 30 Hörspiele geschrieben und produziert.<br />
wdr hörspielprogramm 49