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Praxishandbuch SAP-Finanzwesen

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»Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart<br />

verstehen.« Gemäß diesem Leitspruch erhalten Sie in diesem<br />

Kapitel einen Überblick über die Entwicklung der <strong>SAP</strong>-<br />

Lösung für das Rechnungswesen. Außerdem finden Sie eine<br />

Zusammenfassung der Neuerungen in <strong>SAP</strong> ERP Financials.<br />

1 Überblick<br />

Im Jahr 1972 gründeten fünf ehemalige Mitarbeiter von IBM – Claus<br />

Wellenreuther, Hans-Werner Hector, Klaus Tschira, Dietmar Hopp<br />

und Hasso Plattner – das kleine Unternehmen <strong>SAP</strong> in Weinheim.<br />

1977 siedelte <strong>SAP</strong> dann nach Walldorf um. Bereits von Anfang an<br />

war die Buchhaltungssoftware eine der Kernlösungen von <strong>SAP</strong>. Die<br />

Architektur und das Konzept der <strong>SAP</strong>-Finanzbuchhaltung wurden<br />

vor allem von Claus Wellenreuther geprägt.<br />

Die ersten Softwarepakete R/1 und R/2 beinhalteten bereits die Komponente<br />

RF, wobei der Buchstabe »R« für Realtime (Echtzeit) und der<br />

Buchstabe »F« für Finanzbuchhaltung steht. In diesen Versionen war<br />

eine Hauptbuchhaltung mit Nebenbüchern für Lieferanten, Kunden<br />

und Anlagen verfügbar. In R/2-Zeiten wurde die grafische Benutzeroberfläche<br />

maßgeblich durch den Großrechner mit dessen Zeichenorientierung<br />

geprägt. Abbildung 1.1 zeigt eine alte Transaktion zur<br />

Stammdatenerfassung.<br />

Die Komponente<br />

RF<br />

Abbildung 1.1 R/2-Benutzeroberfläche<br />

19


1<br />

Überblick<br />

Einige Konzepte aus dieser Zeit haben bis zum aktuellen <strong>SAP</strong>-Release<br />

überlebt. Im Folgenden geben wir Ihnen dazu einige Beispiele.<br />

1.1 Berichte und Transaktionscodes<br />

Berichte<br />

RFBILA00/<br />

RAGITT00<br />

Das Prinzip der<br />

Transaktionscodes<br />

Heutige Auswertungen, die mit den Anfangsbuchstaben »RF« beginnen,<br />

haben ihren Ursprung in der Zeit der Komponente RF. Zum Beispiel<br />

findet man im aktuellen <strong>SAP</strong>-Release noch eine Bilanzauswertung<br />

mit dem Berichtsnamen RFBILA00. Berichte mit den Anfangsbuchstaben<br />

RA stammen aus der gleichen Epoche. »RA« steht für die Applikation<br />

Anlagenbuchhaltung. Ein Beispiel dafür ist das Anlagengitter<br />

RAGITT00. Wenn Sie Berichte im <strong>Finanzwesen</strong> allgemein oder in der<br />

Anlagenbuchhaltung im Besonderen suchen, ist es also hilfreich, in der<br />

Berichtssuche mit RF* oder RA* zu arbeiten.<br />

In der Anfangszeit von <strong>SAP</strong> wurde die Software ausschließlich mit<br />

Berichtsnamen und Transaktionscodes bedient. Für den <strong>SAP</strong>-Anwender<br />

gab es als Hilfsmittel kleine gedruckte Faltmappen, die alle Funktionen<br />

und damit einhergehenden Transaktionscodes enthielten.<br />

Neben den Berichtsnamen hat auch das Prinzip der Transaktionscodes<br />

die Zeit überlebt. Folgende Transaktionscodes finden Sie z.B.<br />

im aktuellen <strong>SAP</strong>-Release:<br />

FB01 – Finanzbuchhaltung, Beleg anlegen<br />

FB02 – Finanzbuchhaltung, Beleg ändern<br />

FB03 – Finanzbuchhaltung, Beleg anzeigen<br />

FD01 – Finanzbuchhaltung, Debitoren anlegen<br />

FD02 – Finanzbuchhaltung, Debitoren ändern<br />

FD03 – Finanzbuchhaltung, Debitoren anzeigen<br />

FK01 – Finanzbuchhaltung, Kreditoren anlegen<br />

FK02 – Finanzbuchhaltung, Kreditoren ändern<br />

FK03 – Finanzbuchhaltung, Kreditoren anzeigen<br />

KS01 – Kostenrechnung, Kostenstelle anlegen<br />

KS02 – Kostenrechnung, Kostenstelle ändern<br />

KS03 – Kostenrechnung, Kostenstelle anzeigen<br />

Auch heute können Sie mit diesen Kürzeln schnell auf <strong>SAP</strong>-Funktionen<br />

zugreifen. Die Bedeutung der Transaktionen ist jedoch aufgrund<br />

20


Echtzeitverarbeitung und Belegprinzip 1.2<br />

der Übersichtlichkeit von Menüpfaden und der damit verbundenen<br />

Navigationsstrukturen zurückgegangen. In diesem Buch wird deshalb<br />

auch der Fokus auf die Menüpfade und weniger auf die einzelnen<br />

Transaktionen gelegt. Im Anhang finden Sie ein Verzeichnis der<br />

verwendeten Menüpfade dieses Buches, und im Index sind alle<br />

Transaktionen, die in diesem Buch vorkommen, aufgeführt. Zusätzlich<br />

zu diesen funktionalen Relikten wurden einige konzeptionelle<br />

Grundprinzipien bis heute beibehalten. Dazu gehört neben der Echtzeitverarbeitung<br />

auch das Belegprinzip.<br />

1.2 Echtzeitverarbeitung und Belegprinzip<br />

Die Echtzeitverarbeitung von Informationen sorgte in Bezug auf das<br />

Rechnungswesen schon in den ersten <strong>SAP</strong>-Releases für eine gleichzeitige<br />

Verarbeitung der Informationen im Hauptbuch und in den<br />

Nebenbüchern. Nach dem Realtime-Prinzip werden vor dem Buchungsvorgang<br />

alle angeschlossenen Module auf eine fehlerfreie<br />

Verarbeitung geprüft. Dies umfasst Einkauf, Vertrieb, Reisekostenabrechnung,<br />

Kostenrechnung und vieles mehr.<br />

In der Anfangszeit von <strong>SAP</strong> war in den meisten Unternehmen eine<br />

Tagesendverarbeitung üblich. Die Tagesendverarbeitung hatte jedoch<br />

zur Folge, dass Buchungsprüfungen erst spät nach der Datenerfassung<br />

erfolgten und anschließend eine Fehlermappe für Korrekturen<br />

erstellt wurde. Die abgehefteten physischen Belege mussten<br />

für diesen Zweck ein weiteres Mal bemüht werden – ein zusätzlicher<br />

manueller Arbeitsschritt.<br />

Tagesendverarbeitung<br />

und<br />

Fehlermappen<br />

Nur mit einer Echtzeitverarbeitung war aber ein Belegprinzip sinnvoll<br />

anwendbar. Das Belegprinzip besteht darin, einen Buchungsbeleg<br />

möglichst immer nur einmal betrachten zu müssen. Sind zu diesem<br />

Zeitpunkt alle Informationen korrekt, kann dieser elektronisch<br />

gebucht und der physische Beleg abgeheftet werden.<br />

Selbst heute gibt es am Markt noch Softwarelösungen, die eine Echtzeitverarbeitung<br />

und das Belegprinzip nicht vollständig beherrschen.<br />

Dort werden Buchungsbelege mit einem periodischen Job alle fünf<br />

bis zehn Minuten zur Überprüfung und Verarbeitung herangezogen.<br />

Wenn Sie heute im <strong>SAP</strong>-System bei der Erfassung einer Eingangsrechnung<br />

direkt auf einen Fehler in der Zusatzkontierung »Kosten-<br />

21


1<br />

Überblick<br />

stelle« hingewiesen werden, liegt das an dem immer noch gültigen<br />

Prinzip der Echtzeitverarbeitung.<br />

Verschiedene<br />

Module<br />

In der Hauptbuchhaltung (FI-GL) laufen die gesammelten Zahlen aus<br />

allen Nebenbüchern zusammen. Auf dieser Grundlage werden Bilanzen<br />

erstellt. Die Debitorenbuchhaltung (FI-AR, Accounts Receivable)<br />

ist in Echtzeit an das Hauptbuch angeschlossen und ermöglicht ein<br />

Forderungsmanagement auf Kunden- und Einzelpostenebene. Neue<br />

Geschäfte werden in Form von Rechnungen vom Vertriebsmodul SD<br />

(Sales and Distribution) direkt übergeben. FI-AP (Accounts Payable),<br />

die Kreditorenbuchhaltung, verwaltet die Lieferanten und damit Verbindlichkeiten<br />

eines Unternehmens. Ist das Einkaufsmodul MM<br />

(Materialmanagement) im Einsatz, können neue Eingangsrechnungen<br />

direkt gegen Bestellungen und Wareneingänge geprüft werden.<br />

Bei der Bankbuchhaltung FI-BL (Bank Ledger) handelt es sich um ein<br />

»unechtes Nebenbuch«. Bankkonten werden über das Hauptbuch<br />

abgebildet, lediglich das Kassenbuch hat hier den Charakter einer<br />

kleinen Nebenbuchhaltung. Das Modul CO (Controlling) ist um einiges<br />

vielschichtiger, als die Module der Finanzbuchhaltung hier skizziert<br />

wurden. Es wird in diesem Bereich nochmals zwischen Kostenarten-,<br />

Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung unterschieden. Die<br />

wichtigsten CO-Komponenten sind:<br />

CO-OM – Gemeinkostenrechnung (Overhead Cost Management)<br />

CO-PC – Produktkostenrechnung (Product Costing)<br />

CO-PA – Ergebnis- und Marktsegmentrechnung<br />

(Profitability Analysis)<br />

Der Themenkomplex Controlling wird in diesem Buch nicht weiter<br />

behandelt. Für eine Vertiefung empfehlen wir Ihnen das Buch »<strong>Praxishandbuch</strong><br />

<strong>SAP</strong>-Controlling« von Uwe Brück (<strong>SAP</strong> PRESS).<br />

Gemeinsame<br />

Stammdaten<br />

Den verschiedenen Modulen liegt jeweils eine gemeinsame Datenbank<br />

zugrunde. Der wesentliche Vorteil dieser gemeinsamen Datenbasis<br />

besteht darin, dass z.B. Kundenstammdaten für die Module FI<br />

und SD nur einmal vorgehalten werden müssen. Das Gleiche gilt für<br />

den Einkaufsprozess und die Lieferantendaten für die Module FI und<br />

MM. Insbesondere für Prozessschritte, die an den Grenzen der jeweiligen<br />

Abteilungen erfolgen, wie etwa eine Kreditlimitprüfung oder<br />

die Prüfung von Eingangsrechnungen, ist diese gemeinsame Architektur<br />

von Vorteil.<br />

22


Integration 1.3<br />

Das Belegprinzip sorgt dafür, dass die Informationen von allen relevanten<br />

Modulen in Echtzeit geprüft und anschließend zur Verfügung<br />

gestellt werden. Damit verfügt das Controlling unmittelbar über<br />

Informationen zu Erlös- und Aufwandspositionen. Das Gleiche gilt für<br />

die Bankbuchhaltung, in der zukünftige Geldmittelabflüsse aus Bestellanforderungen,<br />

Bestellungen und Kreditoren sowie zukünftige Geldmittelzuflüsse<br />

aus Aufträgen und Fakturen in Echtzeit vorliegen.<br />

Dieser Integrationsaspekt wird in diesem Buch in den jeweiligen<br />

Kapiteln zur Debitoren-, Kreditoren- und Bankbuchhaltung ausführlich<br />

beschrieben.<br />

1.3 Integration<br />

Als <strong>SAP</strong>-Anwender können Sie innerhalb einer einheitlichen Benutzeroberfläche<br />

Funktionen in <strong>Finanzwesen</strong>, Einkauf, Verkauf oder<br />

Controlling aufrufen – vorausgesetzt, die notwendigen Benutzerberechtigungen<br />

liegen vor. Dieser Umstand ist einer der wichtigsten<br />

Vorteile eines integrierten Systems. Im konkreten Anwendungsfall<br />

ist er hilfreich, um den Belegfluss zu verfolgen, indem z.B. ein<br />

Absprung aus der Fälligkeitsanalyse in die Debitorenbuchhaltung<br />

und anschließend in das Vertriebsmodul SD möglich ist. Ein ähnlicher<br />

Drilldown im Berichtswesen ist z.B. von der Liquiditätsübersicht<br />

in die Kreditorenbuchhaltung und anschließend in den Einkauf<br />

denkbar. Diese beiden Beispiele für Anwendungsfälle demonstrieren<br />

den Integrationsvorteil einer einheitlichen Benutzeroberfläche in<br />

Kombination mit dem internen Belegfluss. Andere Softwarelösungen,<br />

die mit »Datensilos« und Schnittstellen arbeiten, werden diese<br />

Möglichkeiten kaum bieten können.<br />

Das <strong>SAP</strong>-Produkt für das Rechnungswesen heißt nun <strong>SAP</strong> ERP Financials.<br />

Außer den Anwendungen für Finanzbuchhaltung und Controlling<br />

wird unter diesem Dach noch einiges mehr zusammengefasst.<br />

<strong>SAP</strong> ERP Financials umfasst die folgenden Bereiche:<br />

Einheitliche<br />

Benutzeroberfläche<br />

<strong>SAP</strong> ERP Financials<br />

<strong>Finanzwesen</strong> (FI)<br />

Mit FI können Sie alle buchhalterischen Daten verwalten und darstellen,<br />

Geschäftsvorfälle nach dem Belegprinzip aufzeichnen, einen<br />

integrierten Datenfluss ermöglichen, Buchhaltungsdaten in Echtzeit<br />

zur Verfügung stellen und automatische Buchungen im Hauptbuch<br />

vornehmen. All diese Bereiche sind Thema dieses Buches.<br />

23


1<br />

Überblick<br />

Controlling (CO)<br />

CO bietet Funktionen für die Koordination, Überwachung und<br />

Optimierung der unternehmerischen Aktivitäten. CO ist nicht nur<br />

mit FI, sondern auch eng mit den Produktions- und Logistikmodulen<br />

integriert, sodass alle Daten, die für die Kostenrechnung relevant<br />

sind, automatisch dort einfließen können.<br />

Forderungs- und Kreditmanagement<br />

Mithilfe von Funktionen für das Forderungs- und Kreditmanagement<br />

und der elektronischen Rechnungsabwicklung kann das<br />

Working Capital optimiert werden, indem Geldflüsse von der<br />

Bestellung bis zur Bezahlung sowie umgekehrt vom Auftragseingang<br />

bis zum Geldeingang überwacht und verbessert werden.<br />

Dafür stehen verschiedene Produkte zur Verfügung, von denen<br />

einige (Dispute, Collections und Credit Management sowie Biller<br />

Direct) auch Thema dieses Buches sind.<br />

(Die entsprechenden Funktionen wurden über einen langen Zeitraum<br />

unter dem Oberbegriff Financial Supply Chain Management<br />

(FSCM) eingeordnet, der auch teilweise aktuell noch im Anwendungsmenü<br />

enthalten ist. Inzwischen ist dieser Oberbegriff offiziell<br />

weggefallen, die darunter versammelten Funktionen bestehen<br />

aber fort.)<br />

Treasury<br />

Mit <strong>SAP</strong> Treasury and Risk Management werden Geschäfte an<br />

Kapitalmärkten sowie der interne und externe Zahlungsverkehr<br />

optimiert. Wertpapiere, Geld-, Devisen- und Derivatgeschäfte<br />

werden mit dem entsprechenden Nebenbuch abgedeckt. Das <strong>Praxishandbuch</strong><br />

<strong>SAP</strong>-<strong>Finanzwesen</strong> beleuchtet einen kleinen Aspekt<br />

des Zahlungsverkehrs, nämlich das Thema SEPA und die <strong>SAP</strong>-<br />

Lösung Bank Communication Management.<br />

1.3.1 Neuerungen in <strong>SAP</strong> ERP Financials<br />

(Release <strong>SAP</strong> ERP 6.0)<br />

Das Release <strong>SAP</strong> ERP 6.0 ist für neue <strong>SAP</strong>-Kunden das Startrelease<br />

und für Bestandskunden die Plattform für ein Zielrelease. Die vorliegende<br />

fünfte Auflage des <strong>Praxishandbuch</strong>s <strong>SAP</strong>-<strong>Finanzwesen</strong> basiert<br />

auf diesem Release und soll sowohl Grundkenntnisse im <strong>SAP</strong>-<strong>Finanzwesen</strong><br />

vermitteln als auch Neuerungen von ERP 6.0 gegenüber dem<br />

Vorgängerrelease R/3 herausstellen. Was die Neuerungen anbelangt,<br />

sind im Wesentlichen die folgenden Funktionen zu nennen:<br />

24


Integration 1.3<br />

Das neue Hauptbuch<br />

Die Erneuerung der Kernkomponente des Rechnungswesens ist<br />

sicherlich die größte Neuerung im ERP-Release. Kapitel 2, »Hauptbuchhaltung«,<br />

geht auf die grundsätzliche Rolle des klassischen<br />

Hauptbuchs FI-GL ein und stellt die Neuerung im Kontext dar.<br />

Accrual Engine<br />

Abgrenzungsbuchungen werden in Kapitel 7, »Abschlussarbeiten«,<br />

näher behandelt. Bisher konnten diese ausschließlich mit<br />

Dauerbuchungen erstellt werden. Die Accrual Engine bietet dazu<br />

eine neue Alternative.<br />

Intercompany-Abstimmung<br />

Geschäftsbeziehungen innerhalb einer Unternehmensgruppe erzeugen<br />

Intercompany-Buchungsbelege. Sie müssen im Rahmen<br />

der Abschlussarbeiten abgestimmt werden. Kapitel 7 stellt Ihnen<br />

die Neuerungen in diesem Bereich vor.<br />

Elektronische Umsatzsteuermeldung<br />

Eine kleine Neuerung bietet die elektronische Umsatzsteuermeldung.<br />

Bisher konnten ausschließlich Papierdokumente an die<br />

Behörden gesendet werden. Kapitel 7 beschreibt die Vorgehensweise<br />

des durchgängigen elektronischen Prozesses.<br />

Forderungsmanagement<br />

Das Forderungsmanagement – ehemals Teil von FSCM (Financial<br />

Supply Chain Management) – ist im <strong>SAP</strong> ERP-Release umfassend<br />

erneuert worden. Mit neuen Lösungen zum Credit, Collections<br />

und Dispute Management sowie mit der Komponente Biller Direct<br />

kann der Geschäftsprozess besser unterstützt werden. Kapitel 4,<br />

»Debitorenbuchhaltung«, zeigt hier die Potenziale.<br />

Bankenkommunikation<br />

Diese neue Lösung ermöglicht einen direkten Austausch der Zahlungsträgerdateien<br />

bzw. Kontoauszüge mit den jeweiligen Hausbanken.<br />

Details dazu liefert Kapitel 6, »Bankbuchhaltung«.<br />

Möglichkeit eines Self-Services für die Anlageninventur<br />

Dieses Szenario wurde für <strong>SAP</strong> Deutschland entworfen und dient<br />

als Beispiel dafür, was mit der neuen Basisinfrastruktur <strong>SAP</strong> Net-<br />

Weaver alles möglich ist. Kapitel 7, »Abschlussarbeiten«, bietet<br />

Ihnen davon einen Eindruck.<br />

Verbesserungen im Abschreibungslauf und im periodischen<br />

Bestandsbucher<br />

Diese Neuerung ist für den Anwender nicht auf den ersten Blick<br />

25


1<br />

Überblick<br />

ersichtlich, weil hier die Laufzeit der Programme mit einer neuen<br />

Architektur optimiert worden ist. Kapitel 7 schildert den Prozessschritt<br />

Abschreibungslauf.<br />

Arbeitsvorrat für die Wechselkurspflege<br />

Um die Wechselkurspflege zu erleichtern, wurde die Möglichkeit geschaffen,<br />

mit Arbeitsvorräten zu arbeiten. In Kapitel 7 wird das anhand<br />

eines Beispiels bei der Fremdwährungsbewertung geschildert.<br />

In den einzelnen Kapiteln dieses <strong>Praxishandbuch</strong>s wird jeweils ausführlich<br />

Bezug auf diese hier kurz angerissenen Neuerungen genommen.<br />

Sie stehen jedoch exemplarisch für das, was sich in <strong>SAP</strong> ERP<br />

Financials insgesamt geändert hat. Einen wesentlich detaillierteren<br />

Überblick über <strong>SAP</strong> ERP Financials erhalten Sie mit dem ERP Solution<br />

Browser. Das technische Tool ist im Internet unter www.sapsolutionbrowser.com<br />

frei erhältlich und nicht nur auf den Applikationsbereich<br />

Financials beschränkt. Abbildung 1.2 illustriert die Möglichkeiten des<br />

Tools. Auf der linken Seite geben Sie das Startrelease und anschließend<br />

das Zielrelease ein. Mit der Einschränkung auf die gewünschte<br />

Applikation werden Delta-Funktionen aufgelistet.<br />

Abbildung 1.2 ERP Solution Browser<br />

26


Integration 1.3<br />

Ein zusätzlicher Detaillierungsgrad zeigt die funktionale Beschreibung,<br />

gepaart mit dem betriebswirtschaftlichen Nutzen (siehe Abbildung<br />

1.3).<br />

Solution Browser<br />

Abbildung 1.3 Die Lösung im Detail<br />

Darüber hinausgehende Informationen bieten die Release Notes, die<br />

einige hundert Seiten umfassen. Im nächsten Abschnitt beschreiben<br />

wir kurz, was Sie bei einem Releasewechsel beachten sollten.<br />

1.3.2 Releasewechsel<br />

Dank der Architektur der <strong>SAP</strong>-Lösung gibt es innerhalb eines Releases<br />

keine Versionsprobleme zwischen den einzelnen Modulen wie SD,<br />

MM, FI und CO, da sie in einer einheitlichen Version ausgeliefert werden.<br />

In der Vergangenheit waren Releasewechsel für Kunden immer<br />

große Projekte, für die viel Zeit und Geld investiert werden musste.<br />

Insbesondere eigene Programmierungen und Neuerungen erforderten<br />

Arbeitsaufwand. Häufig waren umfangreiche Tests, Anpassungen<br />

und Schulungen der Anwender notwendig.<br />

Keine Versionsproblematik<br />

<strong>SAP</strong>-Releases<br />

Die bisherige Releasereihenfolge bei <strong>SAP</strong> in der jüngeren Vergangenheit<br />

lässt sich wie folgt darstellen:<br />

R/3 4.0<br />

R/3 4.5<br />

27


1<br />

Überblick<br />

R/3 4.6<br />

R/3 4.7 (auch R/3 Enterprise genannt)<br />

ERP 5.0 (ehemals my<strong>SAP</strong> ERP 2004 bzw. ECC 5.0<br />

(Enterprise Core Component))<br />

ERP 6.0 (ehemals my<strong>SAP</strong> ERP 2005 bzw. ECC 6.0)<br />

Stabiler Kern und<br />

Neuerungen<br />

Nicht selten wurden Releasewechsel wegen des hohen Investitionsvolumens<br />

aufgeschoben, selbst wenn einige neue Funktionen Prozessverbesserungen<br />

mit sich gebracht hätten. Es war aus Gesamtkostensicht<br />

um einiges günstiger, das eine oder andere Release einfach<br />

zu überspringen. Ein CIO brachte es mit dem folgenden Satz auf den<br />

Punkt: »Ihr [<strong>SAP</strong>] dürft mein ERP-Kernsystem alle fünf Jahre anfassen<br />

– und bitte sehr an einem Samstag.« Auf der anderen Seite möchten<br />

viele Firmenchefs häufig (jedes Quartal) verbesserte Prozesse haben –<br />

ein klassisches Spannungsfeld zwischen Stabilität auf der einen und<br />

dynamischer Veränderung/Verbesserung auf der anderen Seite, mit<br />

dem sich <strong>SAP</strong> konfrontiert sah.<br />

Ein weiteres Anliegen, das von <strong>SAP</strong>-Kunden in der Vergangenheit<br />

immer wieder vorgebracht wurde, betrifft funktionale Veränderungen<br />

innerhalb des ERP-Systems: Häufig sollte eine neue Funktion im<br />

Finanz- und Rechnungswesen genutzt werden, andere Neuerungen<br />

in den Bereichen Personalabrechnung, Einkauf oder Verkauf waren<br />

dagegen zuerst einmal nicht interessant. In der Vergangenheit wurden<br />

bei einem Releasewechsel neue Funktionen jedoch immer für<br />

alle Bereiche sichtbar und teilweise direkt aktiv. Diesen »Big-Bang-<br />

Ansatz« wollten die <strong>SAP</strong>-Kunden vermeiden. Stattdessen waren<br />

kleine Projekte mit jeweils berechenbaren Gegenüberstellungen der<br />

Projektkosten und des Prozessnutzens erwünscht.<br />

Eine Antwort auf diese zwei Dimensionen der Herausforderung sind<br />

die Erweiterungspakete (Enhancement Packages, EHPs). Der Kern<br />

bleibt stabil, und gleichzeitig wird es möglich, Prozessverbesserungen<br />

ohne Releasewechsel durchzuführen – kleine funktionale Verbesserungen<br />

in einem Themenbereich anstelle eines »Big Bangs« sind<br />

möglich.<br />

1.3.3 Erweiterungspakete (EHPs)<br />

Zweiter Anlauf<br />

Die Idee eines stabilen Kerns und funktionaler Verbesserungen in<br />

Form von kleinen Paketen ist in der <strong>SAP</strong>-Welt nicht neu. Bereits in<br />

28


Integration 1.3<br />

Release 4.7 gab es mit den Extension Sets einen ähnlichen Ansatz.<br />

Dieser Versuch war allerdings nicht erfolgreich, unter anderem weil<br />

die verschiedenen <strong>SAP</strong>-Branchenlösungen (etwa 27) zu Veränderungen<br />

des ERP-Kerns drängten. Darüber hinaus entstand zu diesem<br />

Zeitpunkt mit der neuen <strong>SAP</strong>-Basiskomponente <strong>SAP</strong> NetWeaver eine<br />

Infrastruktur, die ebenfalls berücksichtigt werden musste. Die Erfahrung<br />

aus dieser Zeit zeigt, dass es durchaus schwierig ist, einen Kern<br />

stabil zu halten und trotzdem Neuerungen zu entwickeln.<br />

Was die Erweiterungspakete angeht, sind die Rahmenbedingungen<br />

jedoch gut. Mit den Erweiterungspaketen werden bereits seit 2005<br />

funktionale Erweiterungen zum ERP 6.0-Kern angeboten. Die EHPs 1<br />

bis 6 stehen bereits allgemein zur Verfügung.<br />

Welches Release und welches Erweiterungspaket bei Ihnen zum Einsatz<br />

kommt, können Sie in der Menüleiste über System Status abfragen.<br />

Es erscheint dann ein zusätzliches kleines Fenster, in dem wie in<br />

Abbildung 1.4 die Releasenummer dargestellt wird. Im Beispiel sind<br />

das Release <strong>SAP</strong> ERP 6.0 und das Erweiterungspaket 6 (EHP 6) technisch<br />

vorhanden.<br />

Systemstatus<br />

Abbildung 1.4 Übersicht des Releases<br />

29


1<br />

Überblick<br />

Weil funktionale Neuerungen thematisch gekapselt und zunächst<br />

inaktiv sind, müssen sie im Customizing aktiviert werden. Der<br />

Menüpfad Werkzeuge Customizing IMG Projektbearbeitung <br />

F5 <strong>SAP</strong> Customizing Einführungsleitfaden Business Functions<br />

aktivieren führt zu den Business Function Sets, die die funktionalen<br />

Erweiterungen der im <strong>SAP</strong>-System technisch vorhandenen Erweiterungspakete<br />

repräsentieren. Die Aktivierung einzelner Business<br />

Functions generiert im <strong>SAP</strong>-System neue Customizing-Menüpfade,<br />

und die Neuerungen werden in der Anwendung sichtbar.<br />

Abbildung 1.5 Aktivierung der Erweiterungspakete<br />

Abhängigkeiten<br />

Aus Abbildung 1.5 geht ebenfalls hervor, dass es Abhängigkeiten<br />

zwischen den neuen Funktionen gibt. Neuerungen zum Hauptbuch<br />

sind etwa in den Erweiterungspaketen 2, 4 und 6 zu finden. EHP 6<br />

baut jedoch auf 4 auf, weshalb nur eine gemeinsame Aktivierung<br />

sinnvoll ist. Mit dieser Technik ist es möglich, kleine überschaubare<br />

Projekte für die Einführung funktionaler Neuerungen durchzuführen.<br />

Der sonst übliche »Big-Bang-Ansatz« gehört damit der Vergangenheit<br />

an.<br />

Trotz dieser technischen Neuerung bedarf es der im Projekt üblichen<br />

Vorgehensweise aus Konzeption, Konfiguration, Test und Produktivsetzung.<br />

Die Erweiterungspakete legen den Grundstein für eine auch zukünftig<br />

lange bestehende Softwaregeneration. Im nächsten Abschnitt<br />

gehen wir kurz auf die Wartungsstrategien von <strong>SAP</strong> ein.<br />

30


Fazit 1.4<br />

1.3.4 Wartungsstrategie<br />

Damit die Kunden für das <strong>SAP</strong> ERP-Release Planungssicherheit<br />

haben, gibt es bereits lange im Voraus eine Zusage von <strong>SAP</strong>, wie<br />

lange für die Lösung eine Wartung garantiert wird (siehe auch unter<br />

http://service.sap.com/releasestrategy).<br />

Insbesondere für die Veränderung der Software im Hinblick auf<br />

gesetzliche Vorgaben ist diese Aussage wichtig. Aktuell stellt sich die<br />

Situation so wie in Abbildung 1.6 dar.<br />

Abbildung 1.6 Wartungsstrategie (Quelle: <strong>SAP</strong>)<br />

Die Wartung wurde von Dezember 2015 auf das Jahr 2020 verlängert.<br />

Das bedeutet, <strong>SAP</strong> entwickelt die Software im Hinblick auf<br />

gesetzliche Anforderungen weiter. In Hinweis 1648480 wird dieser<br />

Zusammenhang ausführlich beschrieben.<br />

1.4 Fazit<br />

Als aktuelle Standortbestimmung kann es nicht schaden, die Vergangenheit<br />

in einem Kurzdurchlauf Revue passieren zu lassen. Der Leitspruch<br />

»Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen«<br />

ist sicherlich für viele Lebenslagen gültig. Im Kontext von<br />

<strong>SAP</strong> ERP bzw. der <strong>SAP</strong>-Lösung für das Finanz- und Rechnungswesen<br />

fällt es mit Kenntnissen über die Vergangenheit leichter, die eigene<br />

aktuelle Situation zu verstehen und – fast noch wichtiger – diese auch<br />

zu bewerten. Software ist ein langlebiges Investitionsgut. Das Release<br />

31


1<br />

Überblick<br />

<strong>SAP</strong> ERP 6.0 ist das empfohlene Zielrelease für Upgrades und dient<br />

als Ausgangspunkt für funktionale Erweiterungspakete.<br />

Alle diese Neuerungen sind in die fünfte Auflage des <strong>Praxishandbuch</strong>s<br />

<strong>Finanzwesen</strong> eingearbeitet worden. Der Themenschwerpunkt der<br />

nächsten Kapitel liegt auf den Funktionen der Haupt-, Kreditoren-,<br />

Debitoren- und Anlagenbuchhaltung sowie auf den periodischen<br />

Abschlussarbeiten.<br />

32


Die Hauptbuchhaltung bildet das Herzstück des Finanz- und<br />

Rechnungswesens. Es gibt eine zentrale Möglichkeit, dieses<br />

Element auszuprägen – das neue Hauptbuch.<br />

2 Hauptbuchhaltung<br />

Dieses Kapitel behandelt die betriebswirtschaftlichen Grundlagen<br />

der Hauptbuchhaltung und beschreibt die <strong>SAP</strong>-Komponente FI-GL<br />

(General Ledger). Viele Organisationsbegriffe wie Mandant, Buchungsund<br />

Kostenrechnungskreis, Geschäftsbereich oder Kontenplan werden<br />

grundsätzlich erklärt und in einen Gesamtzusammenhang gebracht.<br />

Da der Aufbau einer funktionierenden Buchhaltung stark von den<br />

Ausprägungen der Stamm- und Belegdaten abhängt, werden auch<br />

diesem Thema einige Abschnitte gewidmet.<br />

Die wesentliche Neuerung in Release <strong>SAP</strong> ERP 6.0 besteht im neuen<br />

Hauptbuch. Was sich genau hinter diesem Themenkomplex verbirgt<br />

und für welche Firmen der Einsatz des neuen Hauptbuchs lohnenswert<br />

ist, wird in einem separaten Abschnitt näher beleuchtet.<br />

2.1 Grundlagen<br />

Im zentralen Bereich Rechnungswesen werden im <strong>SAP</strong>-System die<br />

buchhalterisch relevanten Daten eines Unternehmens erfasst, gesteuert,<br />

verteilt und dokumentiert. Innerhalb des Rechnungswesens wird<br />

zwischen einem externen Rechnungskreis (<strong>SAP</strong>-Modul Financials, FI)<br />

und einem internen Rechnungskreis (<strong>SAP</strong>-Modul Controlling, CO)<br />

unterschieden. Der externe Rechnungskreis umfasst die Haupt- und<br />

Geschäftsbuchhaltung mit den gesetzlich vorgeschriebenen Nebenbüchern,<br />

und der interne Rechnungskreis beinhaltet die Kosten- und<br />

Leistungsrechnung. Die beiden Bereiche Finanzbuchhaltung (Buchführung)<br />

und Kosten- und Leistungsrechnung werden oft durch die<br />

Bereiche Statistik und Planung ergänzt.<br />

Externes/internes<br />

Rechnungswesen<br />

33


2<br />

Hauptbuchhaltung<br />

2.1.1 Kosten- und Leistungsrechnung<br />

Die Buchführung versorgt die Kosten- und Leistungsrechnung mit<br />

den relevanten Aufwands- und Erlösbuchungen. Die Kosten- und<br />

Leistungsrechnung ergänzt dieses Datenmaterial um kalkulatorische<br />

Wertansätze und Verrechnungen, die ebenfalls auf den Sachkonten<br />

eines gemeinsam genutzten Kontenplans zu buchen sind. Damit lassen<br />

sich im <strong>SAP</strong>-System das Controlling mit allen Einzelvorgängen<br />

und die Hauptbuchhaltung aufeinander abstimmen. Die Statistik liefert<br />

betriebliche Auswertungen durch Vergleichsrechnungen gegenüber<br />

früheren Perioden oder Unternehmen der gleichen Branche. Sie<br />

dient als Basis für die Planung des Unternehmensgeschehens, um<br />

eine Entscheidungsgrundlage für die Zukunft zu erhalten.<br />

Integration von<br />

Buchhaltung und<br />

Kostenrechnung<br />

Die Integration von Buchhaltung und Kostenrechnung wird durch<br />

folgende Instrumente gewährleistet:<br />

gemeinsamer Kontenplan<br />

durchgängiges Belegprinzip mit Einzelbelegbuchung nach dem<br />

Realtime-Prinzip<br />

parallele Kontierungsmerkmale für die Haupt- und Nebenbücher<br />

sowie die Kosten- und Leistungsrechnung<br />

Abstimmungen hinsichtlich periodischer und vorgangsbezogener<br />

Belege und Summen<br />

wechselseitiger Verrechnungsfluss von Haupt- und Nebenbuchhaltung<br />

in die Systeme der Kosten- und Leistungsrechnung<br />

Dabei bestehen besonders enge Beziehungen zwischen:<br />

der Hauptbuchhaltung (Sachkontenbuchhaltung, Aufwendungen)<br />

und dem Gemeinkostencontrolling<br />

der Anlagenbuchhaltung und dem Projektcontrolling (Investitionsmanagement)<br />

der Materialbuchhaltung und dem Produktcontrolling<br />

der Ergebnisrechnung mit allen Buchhaltungssystemen<br />

Dieses Buch legt seinen Schwerpunkt auf die Finanzbuchhaltung (das<br />

externe Rechnungswesen), deren Aufgaben und Entwicklung im<br />

nächsten Abschnitt erläutert werden.<br />

34


Grundlagen 2.1<br />

2.1.2 Ziele der Hauptbuchhaltung<br />

Die zentrale Aufgabe der Hauptbuchhaltung ist die Gesamtdarstellung<br />

des externen Rechnungswesens und damit der Konten. Die Aufnahme<br />

und Sammlung aller Geschäftsvorfälle (etwa Primärbuchungen<br />

oder Abrechnungen aus dem internen Rechnungswesen) in ein<br />

betriebswirtschaftlich integriertes Softwaresystem garantiert zu jedem<br />

Zeitpunkt, dass die Kontenführung vollständig und abgestimmt<br />

ist. Das Hauptbuch gilt als ganzheitlicher Nachweis aller Geschäftsvorfälle.<br />

Es stellt die zentrale und aktuelle Komponente der Rechnungslegung<br />

dar. Der Nachweis der einzelnen Vorgänge ist in Echtzeit<br />

aktuell zu jedem Zeitpunkt über Belege, Einzelposten und<br />

Verkehrszahlen auf unterschiedlichen Ebenen verfügbar, z.B.:<br />

Vorgänge in<br />

Echtzeit<br />

Kontenführung<br />

Journalschreibung<br />

Summen/Saldenverkehrszahlen<br />

Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung (GuV)<br />

Zentrale Größe des Rechnungswesens ist die Bilanz, eine kurz<br />

gefasste Übersicht über Vermögen und Schulden eines Unternehmens.<br />

Die Bilanz gibt Auskunft über die in Geld gemessene Größe,<br />

Art und Zusammensetzung des Vermögens eines Unternehmens zu<br />

einem genau bestimmten Zeitpunkt und stellt fest, mit wie viel eigenem<br />

und fremdem Kapital das Vermögen finanziert worden ist. Zu<br />

Beginn eines Geschäftsjahres wird die Bilanz in die einzelnen<br />

Bestandskonten aufgelöst. Diese dienen zur fortlaufenden und übersichtlichen<br />

Einzelabrechnung jeder Bilanzposition.<br />

Bilanz<br />

2.1.3 Konfiguration des Systems<br />

In der Einführungsphase muss zunächst im Rahmen der Systemkonfiguration<br />

(Customizing) das ausgelieferte <strong>SAP</strong>-Standardsystem an<br />

die speziellen Belange des Kunden angepasst werden. Die interne<br />

Organisation des <strong>SAP</strong>-Kunden und die vorgedachten Strukturen im<br />

<strong>SAP</strong>-System müssen in diesem Prozess in Einklang gebracht werden.<br />

Dies betrifft zum einen die statische Gliederung des Unternehmens<br />

und zum anderen die Funktionen des <strong>SAP</strong>-Systems, mit denen die im<br />

Unternehmen vorhandenen betrieblichen Abläufe automatisiert<br />

werden können. Bei der kundenspezifischen Anpassung eines <strong>SAP</strong>-<br />

Systems werden hauptsächlich die Inhalte der Tabellen eingestellt,<br />

Systemkonfiguration<br />

bzw.<br />

Customizing<br />

35


2<br />

Hauptbuchhaltung<br />

die im <strong>SAP</strong>-System steuernde Funktionen haben. Eine Änderung der<br />

Standardprogramme mittels Programmierung wird vermieden.<br />

<strong>SAP</strong>-Ordnungsbegriffe<br />

Zentrale Ordnungsbegriffe eines <strong>SAP</strong>-Systems sind aus der Sicht der<br />

Finanzbuchhaltung der Mandant (in der Regel die Konzernebene),<br />

der Kontenplan und der Buchungskreis (in der Regel die Ebene des<br />

Einzelunternehmens). Bei Einsatz des <strong>SAP</strong>-Moduls CO (Controlling)<br />

kommt außerdem die Organisationseinheit Kostenrechnungskreis<br />

hinzu, in der die Belange der Kosten- und Leistungsrechnung und<br />

damit alle innerbetrieblichen Geschäftsvorfälle abgebildet sind.<br />

2.1.4 Mandant<br />

Der Mandant ist die höchste Hierarchieebene im <strong>SAP</strong>-System. Jeder<br />

Mandant ist eine in sich abgeschlossene Einheit mit getrennten<br />

Stammsätzen und einem vollständigen Satz von Tabellen. Alle Eingaben<br />

werden getrennt nach Mandanten gespeichert, um die Einhaltung<br />

einheitlicher Verarbeitungsregeln zu gewährleisten. Ein<br />

Mandant ist demnach eine systemtechnische Nutzungseinheit der<br />

<strong>SAP</strong>-Software. Die Verarbeitung und Auswertung der Daten sind nur<br />

innerhalb eines Mandanten durchführbar. So ist es beispielsweise<br />

nicht möglich, Debitoren verschiedener Mandanten in einem Mahnlauf<br />

auszuwerten. Festlegungen, die auf Mandantenebene getroffen<br />

werden, gelten für alle Organisationsstrukturen dieses Mandanten<br />

(Buchungskreise, Geschäftsbereiche etc.). Die Zugangsberechtigung<br />

wird getrennt nach Mandanten vergeben. Damit ein Benutzer in einem<br />

Mandanten arbeiten kann, muss innerhalb des Mandanten ein Benutzerstammsatz<br />

angelegt werden.<br />

2.1.5 Kontenplan<br />

Kontonummer und<br />

Bezeichnung<br />

Der Kontenplan ist ein systematisch gegliedertes Verzeichnis aller<br />

Sachkontenstammsätze, die in einem oder mehreren Buchungskreisen<br />

benötigt werden. Der Kontenplan enthält zu jedem Sachkontenstammsatz<br />

die Kontonummer, die Kontenbezeichnung sowie steuernde<br />

Informationen. Man kann innerhalb eines Mandanten beliebig<br />

viele Kontenpläne verwenden. Dies ist etwa dann notwendig, wenn<br />

die Buchungskreise unterschiedlichen Branchen oder Nationalitäten<br />

angehören. Die Kontenpläne, die innerhalb eines Mandanten verwendet<br />

werden, bilden das Kontenplanverzeichnis.<br />

36


Grundlagen 2.1<br />

2.1.6 Buchungskreis<br />

Ein Buchungskreis ist die kleinste organisatorische Einheit, für die<br />

eine vollständige, in sich abgeschlossene Buchhaltung abgebildet<br />

werden kann. Dies beinhaltet die Erfassung aller buchungspflichtigen<br />

Ereignisse und die Erstellung aller Nachweise für einen gesetzlichen<br />

Einzelabschluss (Bilanz und GuV) und das Meldewesen. Ein<br />

Buchungskreis ist also eine selbstständig bilanzierende Einheit. Für<br />

einen Mandanten können fast beliebig viele Buchungskreise eingerichtet<br />

werden. Jedem Buchungskreis muss dabei genau ein operativer<br />

Kontenplan zugeordnet werden, der von mehreren Buchungskreisen<br />

verwendet werden kann.<br />

Ebene des Einzelabschlusses<br />

2.1.7 Geschäftsbereich<br />

Ein Geschäftsbereich ist eine organisatorische Einheit innerhalb<br />

eines Mandanten, die keinen rechtlichen Bestimmungen unterliegt.<br />

Er beschreibt einen abgegrenzten Aufgaben- oder Verantwortungsbereich<br />

im Unternehmen. Geschäftsbereiche sind nur für interne<br />

Zwecke geeignet, insbesondere zur Auswertung und Analyse interner<br />

Daten. Vor allem der Geschäftsbereich als Ebene der Finanzbuchführung<br />

bildet eine nicht selbstständige organisatorische Einheit<br />

innerhalb eines Mandanten. Damit ist es möglich, alle Verkehrszahlen<br />

und Ergebnisse (Bilanz und GuV) je Geschäftsbereich zu speichern,<br />

zu verwalten und auszuwerten. Aufgrund interner Verrechnungen<br />

sind Sie mithilfe der Geschäftsbereiche in der Lage, beliebige<br />

Ergebnisebenen (Sparten, Werke, Verkaufsorganisationen etc.) nach<br />

betriebswirtschaftlich relevanten Inhalten gegliedert abzubilden.<br />

Aufgaben- oder<br />

Verantwortungsbereich<br />

2.1.8 Profit-Center<br />

Profit-Center stellen eine managementorientierte Einteilung des<br />

Unternehmens dar und dienen somit der internen Steuerung, d.h.<br />

dem Verkauf und Bezug von Leistungen anderer Abteilungen. Eine<br />

weitere wichtige Aufgabe der Profit-Center-Rechnung ist die Ermittlung<br />

bestimmter Kennzahlen (Return on Investment, Cashflow, Working<br />

Capital). Auf Profit-Center werden Ergebnisse ausgewiesen, die<br />

nach dem Umsatz- und/oder Gesamtkostenverfahren ermittelt werden.<br />

Die kosten- und erlösführenden Objekte des Systems (Innenauftrag,<br />

Kundenauftrag, Ergebnisobjekt, Anlage, Kostenstelle) werden<br />

jeweils genau einem Profit-Center zugeordnet. Mithilfe einer Zusatz-<br />

Firma in der Firma<br />

37


2<br />

Hauptbuchhaltung<br />

kontierung bei der Belegerfassung wird jeder ergebnisrelevante<br />

Geschäftsvorfall auf das zugehörige Profit-Center abgebildet. Falls<br />

ein Kontierungsobjekt nicht zugeordnet ist, werden die entsprechenden<br />

Kosten und Erlöse innerhalb der Profit-Center-Rechnung auf das<br />

sogenannte Dummy-Profit-Center gebucht, das wie jedes reale Profit-<br />

Center im <strong>SAP</strong>-System als Stammsatz vorhanden sein muss.<br />

2.1.9 Kostenrechnungskreis<br />

Strukturierung des<br />

Controllings<br />

Ein Kostenrechnungskreis ist die organisatorische Einheit innerhalb<br />

eines Unternehmens, für die eine vollständige, in sich geschlossene<br />

Kostenrechnung durchgeführt werden kann. Der Kostenrechnungskreis<br />

strukturiert ein Unternehmen aus der Sicht des Controllings.<br />

Das Controlling versteht sich als Führungsfunktion mit der Aufgabe,<br />

die Entscheidungsträger des Unternehmens mit Informationen zu<br />

versorgen. Dabei geht es im Wesentlichen um die wirtschaftliche<br />

Lage des Unternehmens, meistens gegliedert nach folgenden Verantwortungsbereichen:<br />

Planung und Kontrolle der Kosten<br />

Planung und Kontrolle der Ergebnisentwicklung<br />

Ermittlung der Kostenkalkulation<br />

Im Gegensatz zur Finanzbuchhaltung, für die restriktive gesetzliche<br />

Vorlagen gelten, ist das interne Rechnungswesen frei von äußeren<br />

Regeln. Da die Kostenrechnung nach den Vorstellungen der Unternehmensführung<br />

aufgebaut werden kann, ist es möglich, den speziellen<br />

Gegebenheiten und Anforderungen eines Unternehmens Rechnung zu<br />

tragen. Um eine Datenübernahme in Echtzeit aus der Finanzbuchhaltung<br />

zu gewährleisten, muss jeder Kostenrechnungskreis mindestens<br />

einem Buchungskreis zugeordnet sein. Dabei gilt Folgendes:<br />

Die Buchungskreise und der Kostenrechnungskreis verwenden<br />

denselben operativen Kontenplan.<br />

Falls die Buchungskreise mit verschiedenen Währungen arbeiten,<br />

verwenden die Objekte eines Buchungskreises die Buchungskreiswährung<br />

als Objektwährung.<br />

Innerhalb des Kostenrechnungskreises wird das Unternehmen in einzelne<br />

Verantwortungsbereiche gegliedert. Innerhalb des <strong>SAP</strong>-Systems<br />

sind dies folgende Verantwortungsbereiche:<br />

38


<strong>SAP</strong>-Komponente FI-GL 2.2<br />

Kostenstelle<br />

Einhaltung eines Kostenbudgets (Kostenkontrolle)<br />

Profit-Center<br />

betriebswirtschaftlicher Erfolg<br />

Investment-Center<br />

Investitionsrahmen (Profit-Center mit Vermögen)<br />

Diese allgemeinen Strukturen und Aufgaben des Rechnungswesens<br />

müssen im Kontext der <strong>SAP</strong>-Komponente FI-GL abgebildet werden.<br />

2.2 <strong>SAP</strong>-Komponente FI-GL<br />

Die Komponente für die Hauptbuchhaltung, FI-GL (General Ledger),<br />

kann in den seltensten Fällen isoliert betrachtet werden. Die Werteflüsse<br />

mit Beteiligung der Hauptbuchhaltung beginnen z.B. in<br />

anderen <strong>SAP</strong>-Komponenten wie MM (Materials Management,<br />

Materialwirtschaft), SD (Sales and Distribution, Vertrieb) oder PP<br />

(Produktionsplanung). Darüber hinaus bedient das Hauptbuch das<br />

Controlling mit Werten. Beispielhaft sollen einige Sachverhalte im<br />

Folgenden kurz dargestellt werden:<br />

Wareneingang/Rechnungseingang (MM)<br />

Im Einkaufsprozess erhält man nach einer Bestellung in der Regel<br />

zunächst die angeforderte Ware, was zu einer Erhöhung des Materialbestands<br />

führt. Entsprechend wird im Hauptbuch auf dem<br />

Materialbestandskonto eine Mitbuchung durchgeführt (Kontenfindung<br />

im Materialstamm). Die Gegenbuchung erfolgt auf dem<br />

Wareneingangs-/Rechnungseingangskonto (WE/RE), das bei Eingang<br />

der Rechnung durch das Verbuchen der Verbindlichkeit auf<br />

dem Lieferantenkonto wieder ausgeglichen wird.<br />

Warenausgang/Rechnungsausgang (SD)<br />

Analog verläuft der Verkaufsprozess »Warenausgang und Rechnungsausgang«<br />

in der Debitorenbuchhaltung. Auch hier empfängt<br />

die Hauptbuchhaltung nach der Erfassung des Kundenauftrags<br />

und der Auslieferung der Ware lediglich Werte aus den angeschlossenen<br />

Modulen.<br />

Anlagenzugang aus der Anlagenbuchhaltung (FI-AA)<br />

Beim Kauf eines Wirtschaftsgutes bzw. einer Anlage von einem<br />

Lieferanten erstellt das <strong>SAP</strong>-System eine Buchung mit einigen au-<br />

Werteflüsse im<br />

<strong>SAP</strong>-System<br />

Einkaufsprozess<br />

Verkaufsprozess<br />

Anlagenbuchhaltung<br />

39


2<br />

Hauptbuchhaltung<br />

Produktionsplanung<br />

Zusatzkontierung<br />

Wertberichtigungskonto<br />

tomatisch abgeleiteten Buchungszeilen. Das über den Kontenfindungsschlüssel<br />

im Stammsatz des Anlagegutes bestimmte Bestandskonto<br />

(Klasse 0) erhöht seinen Wert um den durch den Lieferanten<br />

in Rechnung gestellten Betrag. Die Gegenbuchung erfolgt auf dem<br />

Kreditorenkonto und parallel dazu auf dem im Kreditorenstammsatz<br />

hinterlegten Verbindlichkeitskonto (Abstimmkonto, siehe Abschnitt<br />

2.3.3, »Sachkontenpflege des Buchungskreissegments«).<br />

Abrechnung eines Fertigungsauftrags aus der Produktionsplanung<br />

(PP)<br />

Die Abrechnung eines Fertigungsauftrags gestaltet sich im <strong>SAP</strong>-System<br />

wie bei allen Auftragsarten nach einer bestimmten Logik. Die<br />

auf dem Fertigungsauftrag gesammelten Kosten werden nach einer<br />

hinterlegten Systematik zusammengefasst und anhand einer festgelegten<br />

Regel weiterverrechnet. Dabei wird der Fertigungsauftrag<br />

über die primäre Kostenart »Fabrikleistung« entlastet, entsprechend<br />

erhöht die Abrechnung den Bestand an »Fertigerzeugnissen«.<br />

Werteflüsse in das Controlling (CO)<br />

Werteflüsse, die ausgehend von der Hauptbuchhaltung in andere<br />

Module bzw. Komponenten fließen, werden anhand der Beispiele<br />

»Materialentnahme mit Kostenstellenbuchung« und »Abschreibungen<br />

aus der Anlagenbuchhaltung« näher erläutert.<br />

Materialentnahme durch Kostenstelle<br />

Bei der Erfassung einer Materialentnahme verrechnet das <strong>SAP</strong>-<br />

System Mengen und Werte zwischen verschiedenen Objekten.<br />

Im Stammsatz des Materials ist ein Preis hinterlegt, der zur<br />

Bewertung einer Materialbewegung herangezogen wird (in der<br />

Regel der Standardpreis). Bei der Erfassung einer Materialentnahme<br />

muss man die Materialnummer sowie die entnommene<br />

Menge angeben. Der Wert der Materialbewegung berechnet<br />

sich als Produkt aus der Menge mit dem hinterlegten Preis des<br />

Materials. Im <strong>SAP</strong>-System wird nun der Wert des Materialbestands<br />

entsprechend reduziert und eine Mitbuchung auf dem<br />

Materialbestandskonto ausgeführt. Die Gegenbuchung erfolgt<br />

auf einer primären Kostenart (Sachkonto in FI), die zwingend<br />

eine Zusatzkontierung auf einem CO-Objekt erfordert.<br />

Abschreibungen aus der Anlagenbuchhaltung<br />

Auch bei Buchungen von Abschreibungen innerhalb der Anlagenbuchhaltung<br />

werden Werte, ausgehend von der Finanzbuch-<br />

40


Stammdaten 2.3<br />

haltung, an das Controlling übermittelt. In diesem Beispiel werden<br />

zwei Bewertungsbereiche betrachtet: zum einen der handelsrechtliche<br />

und zum anderen der kalkulatorische Wertansatz.<br />

Bei der indirekten Methode bucht man (im Gegensatz zur<br />

direkten Methode) die handelsrechtliche Abschreibung nicht<br />

direkt auf dem Bestandskonto, auf dem der Zugang gebucht<br />

wurde, sondern man bucht die Abschreibung indirekt auf dem<br />

sogenannten Wertberichtigungskonto, das ebenfalls als Bestandskonto<br />

geführt wird. Die Gegenbuchung erfolgt auf einem neutralen<br />

Aufwandskonto (Erfolgskonto). Dadurch ist gewährleistet,<br />

dass der Bestandswert der Anlage reduziert wird und der<br />

entsprechende Betrag in die GuV fließt. Die kalkulatorische<br />

Abschreibung bucht man auf einer primären Kostenart. Dies<br />

führt dazu, dass der jeweilige Betrag über eine Zusatzkontierung<br />

(CO-Objekt) in die Kostenrechnung übermittelt wird. Die<br />

Gegenbuchung erfolgt auf dem Erfolgskonto »Wertberichtigung«.<br />

Da die beiden betroffenen Konten Erfolgskonten sind,<br />

bleibt die kalkulatorische Abschreibung kostenneutral.<br />

Wie auch immer die Werteströme ins Hauptbuch sein mögen: Die<br />

Komponente FI-GL bildet auf der Ebene des Einzelabschlusses den<br />

Kern des Rechnungswesens. Mit dem neuen Hauptbuch, das mit <strong>SAP</strong><br />

ERP eingeführt wurde, bietet sich eine zweite Alternative, wie man<br />

die Hauptbuchhaltung organisieren kann. Nähere Ausführungen<br />

dazu finden Sie in Abschnitt 2.6, »Das neue Hauptbuch in <strong>SAP</strong> ERP<br />

Financials«. Unabhängig davon, ob das klassische oder das neue<br />

Hauptbuch im <strong>SAP</strong>-System zum Einsatz kommt, sieht die Definition<br />

der Stammdaten bzw. die Durchführung manueller Buchungen zu<br />

99% identisch aus.<br />

Neues Hauptbuch<br />

2.3 Stammdaten<br />

Die Finanzbuchhaltung verwendet Sachkonten zur buchhalterischen<br />

Abbildung von Geschäftsvorfällen. Dabei unterscheidet man zwischen<br />

Bestands- und Erfolgskonten. Auf Bestandskonten werden die<br />

Zu- und Abgänge eines Bestands geführt, sie werden am Geschäftsjahresende<br />

über die Bilanz abgeschlossen. Der Saldo eines Bestandskontos<br />

wird zum Geschäftsjahreswechsel auf sich selbst vorgetragen.<br />

Auf Erfolgskonten werden dagegen die Aufwendungen und Erträge<br />

Bestands- und<br />

Erfolgskonten<br />

41


In der Anlagenbuchhaltung werden Wirtschaftsgüter verwaltet,<br />

die dem Unternehmen für die Wertschöpfung dauerhaft<br />

zur Verfügung stehen. Dieses Kapitel beschreibt Programme<br />

von <strong>SAP</strong> ERP Financials für die effiziente und transparente<br />

Organisation der Anlagenverwaltung.<br />

5 Anlagenbuchhaltung<br />

Dieses Kapitel behandelt zum einen die betriebswirtschaftlichen<br />

Grundlagen der Anlagenbuchhaltung und beschreibt zum anderen<br />

das <strong>SAP</strong>-Nebenbuch FI-AA (Asset Accounting, Anlagenbuchhaltung).<br />

Neben der Kreditoren- und Debitorenbuchhaltung handelt es sich<br />

bei der Anlagenbuchhaltung um eines der wichtigsten Nebenbücher.<br />

Je anlagenintensiver ein Unternehmen ist, desto größer ist die Bedeutung<br />

von FI-AA. Sachanlagen werden nicht nur mit ihrem physischen<br />

Standort, sondern auch wertmäßig verwaltet. Eine Bewertung<br />

der Wirtschaftsgüter erfolgt neben lokalen Rechnungslegungsvorschriften<br />

häufig auch nach IFRS oder US-GAAP. Dem Abschreibungslauf<br />

und damit der parallelen Bewertung kommt in diesem<br />

Kontext eine Hauptfunktion innerhalb der Anlagenbuchhaltung<br />

zu. Als besondere Neuerung in Release <strong>SAP</strong> ERP 6.0 ist das Programm<br />

für den Abschreibungslauf zu nennen, das in Kapitel 7, »Abschlussarbeiten«,<br />

näher beschrieben ist.<br />

5.1 Betriebswirtschaftliche Grundlagen<br />

Das Anlagevermögen lässt sich in Sachanlagen, immaterielle Anlagen<br />

und Finanzanlagen unterteilen. Sachanlagen sind langfristig im Unternehmen<br />

befindliche Wirtschaftsgüter (Gebäude, Maschinen etc.). Zu<br />

den immateriellen Sachanlagen gehören Patente und Konzessionen.<br />

Finanzanlagen sind Beteiligungen an anderen Unternehmen, langfristig<br />

gehaltene Wertpapiere und langfristige Darlehens- und Hypothekenforderungen.<br />

Die klassische Anlagenbuchhaltung umfasst den<br />

gesamten Lebenslauf der Anlagen von der Bestellung oder dem ersten<br />

Abbildung von<br />

Sachanlagen<br />

299


5<br />

Anlagenbuchhaltung<br />

Zugang (der gegebenenfalls noch als »Anlage im Bau« (AiB) geführt<br />

wird) bis zum Abgang. Zwischen diesen beiden Zeitpunkten werden<br />

die Werte für Abschreibungen, Zinsen, Versicherung und andere<br />

Zwecke weitgehend automatisch errechnet und in vielfältiger Form<br />

im Informationssystem zur Verfügung gestellt. Eine Auswertung<br />

ermöglicht die Abschreibungsvorausschau und Simulation der Wertentwicklung<br />

im Anlagevermögen.<br />

Landesversionen<br />

Die Komponente FI-AA ist für den internationalen Einsatz in vielen<br />

Ländern konzipiert und branchenunabhängig ausgelegt. Dies bedeutet<br />

z.B., dass keine landesspezifischen Bewertungsvorschriften fest<br />

programmiert sind. Insbesondere wenn es um Abschreibungen geht,<br />

ist dies ein Vorteil. Parallele Wertansätze nach lokalen und internationalen<br />

Vorschriften im Bereich der Abschreibungen sind heute Standard.<br />

Die Kriterien zur Aktivierung eines Vermögensgegenstands<br />

nach lokalen Vorschriften und die Aktivierungskriterien eines Vermögenswertes<br />

nach IAS entsprechen einander im überwiegenden<br />

Teil der Fälle, sodass es, bis auf wenige Ausnahmen beim immateriellen<br />

Vermögen, keine relevanten (praktischen) Unterschiede zwischen<br />

den Aktivierungsvoraussetzungen gibt. Zentrale Aufgabe bei<br />

der Einführung eines <strong>SAP</strong>-Systems ist es, die Organisation und die<br />

Strukturen des Unternehmens im System abzubilden. Die Organisationsstrukturen<br />

sind im <strong>SAP</strong>-System nach den Bereichen eines Unternehmens<br />

gegliedert und können unabhängig voneinander definiert<br />

werden. Die Integration des <strong>SAP</strong>-Systems bedingt jedoch eine Zuordnung<br />

der einzelnen Bereiche und deren Organisationsstrukturen<br />

zueinander. Im nächsten Abschnitt werden die Organisationseinheiten<br />

der Komponente FI-AA und deren Zuordnungen beschrieben.<br />

5.2 <strong>SAP</strong>-Softwarekomponente FI-AA<br />

Integrationsaspekte<br />

Die <strong>SAP</strong>-Komponente für die Anlagenbuchhaltung FI-AA dient innerhalb<br />

des <strong>SAP</strong>-Systems der Verwaltung und Überwachung des Sachanlagevermögens.<br />

Im Rahmen der vielfältigen Integrationsbeziehungen<br />

des <strong>SAP</strong>-Systems werden Daten sowohl von anderen Systemen direkt<br />

in die Anlagenbuchhaltung übernommen als auch von der Anlagenbuchhaltung<br />

an andere Systeme weitergegeben. So ist es etwa beim<br />

Kauf von Anlagen möglich, den Rechnungs- und Wareneingang im<br />

<strong>SAP</strong>-Modul MM (Materials Management, Materialwirtschaft) direkt<br />

auf die Anlagen in der Komponente FI-AA zu kontieren. Abschreibun-<br />

300


<strong>SAP</strong>-Softwarekomponente FI-AA 5.2<br />

gen und Zinsen können direkt an die Finanzbuchhaltung (FI) und an<br />

die Kostenrechnung (CO) weitergegeben werden. Die Anlagenbuchhaltung<br />

wird ebenso wie die Debitoren- und Kreditorenbuchhaltung<br />

als Nebenbuch der Finanzbuchhaltung behandelt. Damit die Komponente<br />

FI-AA alle gesetzlichen und buchhalterischen Anforderungen<br />

erfüllt, ist es notwendig, einige Organisationselemente zu definieren.<br />

5.2.1 Kontenplan und Bewertungsplan<br />

Der Bewertungsplan fasst zulässige Bewertungen je Bewertungsbereich<br />

(lokales Recht, Steuerrecht, IAS etc.) zusammen. Dabei<br />

beschreibt der Bewertungsbereich den Rechenzweck. Der Bewertungsplan<br />

ist damit also ein nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten<br />

aufgestelltes Verzeichnis von Bewertungsbereichen. Der<br />

Verweis eines Buchungskreises auf einen Bewertungsplan ist unabhängig<br />

vom Verweis auf einen Kontenplan.<br />

Jeder Buchungskreis verwendet genau einen Kontenplan und einen<br />

Bewertungsplan, wobei keine feste Beziehung zwischen Kontenplan<br />

und Bewertungsplan definiert wird. Dies bedeutet, dass mehrere<br />

Buchungskreise denselben Kontenplan nutzen können, obwohl sie auf<br />

unterschiedliche Bewertungspläne verweisen (und umgekehrt). Die<br />

Anlagenbuchhaltung bezieht sich auf die Buchungskreisdefinition in<br />

der Hauptbuchhaltung. Ein Buchungskreis muss dabei zunächst in FI<br />

eingerichtet werden. Anschließend wird dem Buchungskreis ein Bewertungsplan<br />

zugeordnet (siehe Abbildung 5.1).<br />

Im System können Sie mehrere Bewertungspläne für die Anlagenbuchhaltung<br />

definieren. In der Regel wird pro Land ein Bewertungsplan<br />

eingerichtet, den alle Buchungskreise des Landes verwenden.<br />

Diesen Bewertungsplan müssen Sie zunächst von dem Referenzbewertungsplan<br />

kopieren, der im System vorhanden ist. Folgende<br />

Objekte sind an einen Bewertungsplan gebunden:<br />

Zuordnung je Land<br />

Bewertungsbereiche<br />

Investitionsfördermaßnahmen<br />

Abschreibungsschlüssel<br />

Charakteristika der Bewegungsarten<br />

<strong>SAP</strong> liefert als Referenz landestypische Bewertungspläne (Musterbewertungspläne),<br />

in denen die unterschiedlichen Bewertungsbereiche<br />

in maximaler Ausprägung gepflegt sind.<br />

301


5<br />

Anlagenbuchhaltung<br />

Abbildung 5.1 Definition von Bewertungsplänen<br />

5.2.2 Bewertungsbereich<br />

Ein Bewertungsbereich dient der zweckgebundenen Bewertung des<br />

Anlagevermögens. In einem Bewertungsbereich sind alle Informationen<br />

hinterlegt, die die Bewertung des Wirtschaftsgutes betreffen.<br />

Die <strong>SAP</strong>-Komponente FI-AA bietet dabei folgende Möglichkeiten:<br />

Pro Anlage sind bis zu 99 Bewertungsbereiche nebeneinander<br />

verwendbar.<br />

Die Werte eines Bereichs können wahlweise in FI mitgebucht<br />

werden.<br />

Die Bewertungsbereiche sind frei verwendbar. Es gibt keine<br />

systembedingten Vorgaben.<br />

Parallele<br />

Bewertungen<br />

Für jeden Bewertungsbereich lassen sich alle Arten der Abschreibungs-,<br />

Zins- und Aufwertungsrechnung einsetzen. Unterschiedliche<br />

Bewertungsbereiche können die gleichen Werte und Abschreibungsparameter<br />

führen, diese aber in unterschiedlichen Währungen aus-<br />

302


<strong>SAP</strong>-Softwarekomponente FI-AA 5.2<br />

weisen. Mithilfe der Bewertungsbereiche können Anlagenbestände<br />

und Bewegungen unterschiedlich bewertet werden. So gibt es etwa<br />

verschiedene Wertansätze für folgende Fragestellungen bzw. betriebswirtschaftliche<br />

Gesichtspunkte:<br />

die lokale Bilanzierung nach regionalen Erfordernissen<br />

die Steuerbilanz (soweit eine andere Bewertung erlaubt ist)<br />

die Bilanz nach den IAS (soweit die Bewertung erforderlich ist)<br />

das interne Rechnungswesen<br />

die parallele Rechnungslegung (z.B. im Rahmen einer Konzernbilanzierung)<br />

Dabei werden, wie in Abbildung 5.2 dargestellt, pro Anlage und<br />

Bewertungsbereich (Bestandswerte, Abschreibungen, Restbuchwerte<br />

etc.) separate Verkehrszahlen geführt. Der Bewertungsbereich 01<br />

bucht online ins Hauptbuch, und die Belegübernahme erfolgt eins zu<br />

eins. Das heißt, jeder originäre Beleg, der auf eine Anlage kontiert ist,<br />

wird bei der Onlinebuchung auf genau eine Anlage ohne Verdichtung<br />

gebucht.<br />

Echtzeitintegration<br />

Abbildung 5.2 Bewertungsbereiche einer Anlage<br />

Onlineintegration von Bewertungsbereich 01<br />

Eine Onlineintegration in die Haupt-, Kreditoren- oder Debitorenbuchhaltung<br />

und das Controlling bietet nur der führende Bewertungsbereich 01.<br />

303


5<br />

Anlagenbuchhaltung<br />

Die Buchung in die anderen Bereiche erfolgt periodisch. Es werden<br />

Sammelbelege geschrieben. Im Rahmen der Systemkonfiguration deaktivieren<br />

Sie beim eigenen Bewertungsplan die nicht benötigten<br />

Bewertungsbereiche und fügen die nicht vorhandenen Bewertungsbereiche<br />

hinzu. Es ist jederzeit möglich, deaktivierte Bewertungsbereiche<br />

nachträglich wieder zu aktivieren.<br />

5.2.3 Bewertungsparameter<br />

Die <strong>SAP</strong>-Komponente FI-AA bietet sehr flexible Gestaltungsmöglichkeiten<br />

der einzelnen Bewertungsbereiche. Dies wird durch die Verwendung<br />

zahlreicher Bewertungsparameter erreicht, mit denen Sie<br />

die unterschiedlichen Einflussgrößen der Abschreibungsrechnung<br />

festlegen können. Dabei handelt es sich um die in Abbildung 5.3 aufgelisteten<br />

Größen.<br />

Abbildung 5.3 Bewertungsparameter eines Bewertungsbereichs<br />

304


<strong>SAP</strong>-Softwarekomponente FI-AA 5.2<br />

5.2.4 Überleitung von Werten in das Hauptbuch<br />

Im Rahmen der Konfiguration des <strong>SAP</strong>-Systems geben Sie an, ob und<br />

wie die Werte aus den Bewertungsbereichen im Hauptbuch gebucht<br />

werden. Bei der Definition der einzelnen Bewertungsbereiche legen<br />

Sie jeweils Folgendes fest:<br />

Bewertungsbereiche<br />

definieren<br />

ob keine Werte gebucht werden sollen<br />

ob die Bestände in Echtzeit und die Abschreibungen periodisch<br />

gebucht werden sollen<br />

ob die Bestände und Abschreibungen periodisch gebucht werden<br />

sollen<br />

ob nur die Abschreibungen periodisch gebucht werden sollen<br />

ob nur die Bestände periodisch gebucht werden sollen<br />

ob nur die Bestände direkt gebucht werden sollen<br />

In Abbildung 5.4 sind die Ausprägungen des Bewertungsbereichs 60<br />

(Handelsrecht) zu sehen.<br />

Abbildung 5.4 Buchungen im Hauptbuch<br />

305


5<br />

Anlagenbuchhaltung<br />

Bewertungsbereich<br />

01<br />

Das System gibt für den Bewertungsbereich 01 vor, dass die Bestände<br />

in Echtzeit ins Hauptbuch gebucht werden müssen. Mit der periodischen<br />

Bestandsbuchung können Sie auch die Werte der anderen<br />

Bewertungsbereiche im Hauptbuch buchen. Die jeweiligen Bewertungsbereiche<br />

können ihre Bestandswerte auch vom Bewertungsbereich<br />

01 übernehmen und dennoch andere Abschreibungswerte<br />

errechnen und im Hauptbuch buchen. Die Abschreibungen werden<br />

in der Regel periodisch erfasst und im Hauptbuch gebucht. Sie können<br />

auch Bewertungsbereiche definieren, die keine Werte ins Hauptbuch<br />

weiterleiten und nur internen Auswertungszwecken dienen<br />

(etwa einen Bewertungsbereich für Steuerrecht).<br />

5.2.5 Abgeleitete Bewertungsbereiche<br />

Abbildung von<br />

Sonderposten<br />

Die bisher betrachteten Bereiche werden als echte Bewertungsbereiche<br />

bezeichnet. Im Unterschied dazu existieren im System noch die sogenannten<br />

abgeleiteten Bewertungsbereiche. Ein abgeleiteter Bereich<br />

kann aus zwei oder mehreren echten Bewertungsbereichen zusammengesetzt<br />

sein, die durch Addition oder Subtraktion verbunden<br />

sind. Eine Anwendungsmöglichkeit ist etwa die Berechnung von<br />

Sonderposten als Differenz zwischen steuerlich zulässiger Abschreibung<br />

und gebotener Abschreibung nach lokalem Recht. Die Buchwertvorschriften<br />

eines abgeleiteten Bewertungsbereichs werden bei<br />

jeder Buchung und Abschreibungsänderung in den zugehörigen echten<br />

Bereichen geprüft. Haben Sie diese grundsätzlichen Definitionen<br />

im Modul FI vorgenommen, müssen Sie für einen erfolgreichen Einsatz<br />

von FI-AA auch das Modul CO betrachten.<br />

5.2.6 Integration ins Controlling<br />

Eine Anlage wird einem Objekt der Kostenrechnung zugeordnet<br />

(siehe Abbildung 5.5). Dabei können Sie folgende Objekte der Kostenrechnung<br />

verwenden:<br />

Kostenstelle<br />

(Innen-)Auftrag (echt oder statistisch)<br />

Leistungsart<br />

CO-Objekte für<br />

Abschreibungsbuchungen<br />

Die Abschreibungen können Sie von jedem Bewertungsbereich in<br />

die Kostenrechnung buchen. Für die kalkulatorischen Abschreibungen<br />

einer Anlage wählen Sie eine der drei folgenden Möglichkeiten:<br />

306


<strong>SAP</strong>-Softwarekomponente FI-AA 5.2<br />

Belastung einer Kostenstelle<br />

Belastung eines (echten) Auftrags<br />

Belastung einer Kostenstelle und eines statistischen Auftrags<br />

Abbildung 5.5 Zuordnung einer Anlage zur Kostenrechnung<br />

Abschreibung auf mehrere Ausprägungen eines CO-Objekts<br />

Soll die Abschreibung z.B. auf mehrere Kostenstellen gebucht werden, ist<br />

eine Umlage oder Verteilung im Modul CO notwendig, etwa wenn ein<br />

Gebäude von mehreren Abteilungen genutzt wird und die Kosten der<br />

Abschreibung den verschiedenen Bereichen belastet werden sollen. Im<br />

Anlagenstammsatz lässt sich immer nur eine Ausprägung des CO-Objekts<br />

hinterlegen.<br />

Hinterlegen Sie im Stammsatz einer Anlage sowohl eine Kostenstelle<br />

als auch einen Innenauftrag, wird nur der Innenauftrag mit den<br />

Abschreibungskosten belastet. Neben den Modulen FI und CO kommen<br />

unter Umständen weitere <strong>SAP</strong>-Komponenten zum Einsatz.<br />

5.2.7 Aspekte der Integration<br />

Im Rahmen der vielfältigen Integrationsbeziehungen des <strong>SAP</strong>-Systems<br />

werden Daten sowohl von Modulen direkt in die Anlagenbuchhaltung<br />

übernommen als auch von der Anlagenbuchhaltung an andere Module<br />

FI-AA, FI, CO<br />

und EAM<br />

307


5<br />

Anlagenbuchhaltung<br />

weitergegeben. So ist es zum Beispiel beim Kauf bzw. bei der Selbsterstellung<br />

von Anlagen möglich, den Rechnungs-/Wareneingang bzw.<br />

die Entnahme von Material aus dem Lager im Modul MM direkt auf die<br />

Anlagen in der Komponente FI-AA zu kontieren. Dagegen können<br />

Abschreibungen und Zinsen direkt an die Finanzbuchhaltung (FI) und<br />

an das Controlling (CO) weitergegeben werden. Aktivierungspflichtige<br />

Instandhaltungsleistungen lassen sich aus der Instandhaltung (Enterprise<br />

Asset Management, EAM, ehemals Plant Maintenance, PM)) auf<br />

die jeweiligen Anlagen abrechnen. Abbildung 5.6 illustriert das Zusammenspiel<br />

der verschiedenen Module.<br />

Abbildung 5.6 Integrationsüberblick für FI-AA<br />

Anlagen im Bau<br />

Eine Anlage wird zunächst von einem Kreditor geliefert oder im eigenen<br />

Unternehmen erstellt. In letzterem Fall kommt das Objekt<br />

»Anlage im Bau« ins Spiel. Dabei werden von Dritten (Objekt »Kredi-<br />

308


Stammdaten 5.3<br />

tor«) Teile der Anlage geliefert oder Leistungen erbracht. Falls das<br />

Investitionsmanagement (IM) oder Controlling (CO) von <strong>SAP</strong> produktiv<br />

ist, können Sie über einen Investitionsauftrag bzw. einen speziellen<br />

Innenauftrag Eigenleistungen erfassen. Materialentnahmen kontieren<br />

Sie entweder direkt auf das Objekt »Anlage im Bau« oder zunächst auf<br />

den entsprechenden Innenauftrag. Der entsprechende Auftrag wird<br />

zunächst in periodischen Abständen auf die zugehörige »Anlage im<br />

Bau« abgerechnet, bevor er mithilfe einer speziellen Transaktion auf<br />

eine oder mehrere Anlagen aktiviert wird. In der Nutzungsphase wird<br />

die Anlage nach festgelegten Regeln periodisch abgeschrieben. Die<br />

errechneten Abschreibungen werden entsprechend verbucht, parallel<br />

dazu wird das im Stammsatz der Anlage hinterlegte CO-Objekt (Kostenstelle<br />

bzw. Auftrag) mit den Abschreibungskosten belastet. So geht<br />

es weiter bis zum »Lebensende« der Anlage, die irgendwann entweder<br />

verschrottet oder an einen Kunden verkauft wird.<br />

Sind Konten- und Bewertungsplan definiert und Integrationsaspekte<br />

zum Controlling (CO), zur Materialwirtschaft (MM), zur Instandhaltung<br />

(EAM) und zum Investitionsmanagement (IM) berücksichtigt,<br />

liegt ein solides Fundament vor. Im nächsten Schritt können Sie mit<br />

der Definition der Stammdaten beginnen.<br />

5.3 Stammdaten<br />

Betrachtet man die verschiedenen Nebenbücher des <strong>SAP</strong>-Systems, bilden<br />

die Stammdaten in jedem Bereich eine wichtige Ausgangsbasis für<br />

spätere Geschäftsvorfälle. Insbesondere in der Anlagenbuchhaltung<br />

sind die hinterlegten Stammsatzinformationen von besonderer Bedeutung.<br />

Für die Gliederung des Anlagevermögens stehen im <strong>SAP</strong>-<br />

System drei Strukturbegriffe zur Verfügung (siehe Abbildung 5.7):<br />

Bilanzielle Ebene<br />

Auf der bilanziellen Ebene ist im <strong>SAP</strong>-System eine dreistufige Hierarchie<br />

vorhanden. Dabei wird zwischen der Bilanzversion, der<br />

Bilanzposition und dem Hauptbuchkonto differenziert.<br />

Klassifizierende Ebene<br />

Auf der klassifizierenden Ebene wird das Anlagevermögen mithilfe<br />

von Anlagenklassen strukturiert. Dabei lässt sich eine Strukturierung<br />

nach rechtlichen bzw. betriebswirtschaftlichen Erfordernissen<br />

abbilden. Jede Anlage ist genau einer Anlagenklasse<br />

309

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