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Liebe Gemeinde, an unserer Kirchentür steht in großen Buchstaben ...

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Ev<strong>an</strong>gelische Hoffnungskirchengeme<strong>in</strong>de Berl<strong>in</strong>-P<strong>an</strong>kow<br />

PREDIGT im Gottesdienst am 04.08.2013 <strong>in</strong> der Hoffnungskirche<br />

(Textgrundlage: Joh 4,19-26)<br />

von Pfarrer Matthias Motter<br />

<strong>Liebe</strong> <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong>,<br />

<strong>an</strong> <strong>unserer</strong> <strong>Kirchentür</strong> <strong>steht</strong> <strong>in</strong> <strong>großen</strong> <strong>Buchstaben</strong>: Willkommen!<br />

Ich mag dieses Wort. Es enthält im Worts<strong>in</strong>n die Botschaft: Du bist gewollt, es ist g<strong>an</strong>z me<strong>in</strong><br />

Wille, dass Du kommst. E<strong>in</strong>e gute Botschaft für e<strong>in</strong>e <strong>Kirchentür</strong>. Willkommen <strong>in</strong> der Kirche –<br />

willkommen bei Gott!<br />

Das Willkommen <strong>an</strong> der Tür <strong>unserer</strong> Kirche ist oft zu sehen – weil die Hoffnungskirche viel<br />

geöffnet ist. D<strong>an</strong>k der Ehrenamtlichen, die sonntagsnachmittags und mittwochabends die<br />

Kirche offen halten und d<strong>an</strong>k Herrn Heidrich, der unter der Woche zwischen 12 und 17 Uhr<br />

hier ist. (Bei den Ehrenamtlichen könnten wir übrigens noch Verstärkung gebrauchen, wenn<br />

jem<strong>an</strong>d Lust hat …)<br />

Und es kommen Menschen <strong>in</strong> die Hoffnungskirche – nicht nur zu den Gottesdiensten und<br />

Ver<strong>an</strong>staltungen. In den letzten drei Jahren gab es wohl nur e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Tag, <strong>an</strong> dem<br />

niem<strong>an</strong>d zu den Zeiten der Offenen Kirche gekommen ist – hier <strong>an</strong> diesen besonderen Ort.<br />

Viele kommen immer wieder her, m<strong>an</strong>che jeden Tag. Setzen sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e B<strong>an</strong>kreihe und<br />

beten.<br />

Warum hier? Warum nicht zuhause oder auf der Parkb<strong>an</strong>k? Oder <strong>an</strong>ders gefragt: Braucht das<br />

Gebet e<strong>in</strong>en bestimmten Ort?<br />

Die Frau spricht zu ihm: […] Unsere Väter haben auf diesem Berge <strong>an</strong>gebetet, und ihr sagt, <strong>in</strong><br />

Jerusalem sei die Stätte, wo m<strong>an</strong> <strong>an</strong>beten soll. Jesus spricht zu ihr: Glaube mir, Frau, es kommt die<br />

Zeit, dass ihr weder auf diesem Berge noch <strong>in</strong> Jerusalem den Vater <strong>an</strong>beten werdet. […] Aber es<br />

kommt die Zeit und ist schon jetzt, <strong>in</strong> der die wahren Anbeter den Vater <strong>an</strong>beten werden im Geist<br />

und <strong>in</strong> der Wahrheit; denn auch der Vater will solche Anbeter haben. Gott ist Geist, und die ihn<br />

<strong>an</strong>beten, die müssen ihn im Geist und <strong>in</strong> der Wahrheit <strong>an</strong>beten.<br />

Im Joh<strong>an</strong>nes-Ev<strong>an</strong>gelium <strong>in</strong> <strong>unserer</strong> Bibel lesen wir die Erzählung von diesem<br />

Zusammentreffen. Es ist das Zusammentreffen verschiedener Ortsvorstellungen. Da ist die<br />

Frau, e<strong>in</strong>e Samarit<strong>an</strong>er<strong>in</strong>, also e<strong>in</strong>e, die nicht wie Jesus dem jüdischen Volk <strong>an</strong>gehört. Die<br />

Samarit<strong>an</strong>er gibt es bis heute und ihren heiligen Berg, den Garizim auch. Dort trifft sie auf<br />

Jesus – und stellt ihm die Ortsfrage: Wir Samarit<strong>an</strong>er beten hier, auf dem Berg Garizim <strong>an</strong>; ihr<br />

Juden betet im Tempel <strong>in</strong> Jerusalem <strong>an</strong>. Was ist denn richtig?<br />

Weder noch, sagt Jesus. Ke<strong>in</strong> Ort ist richtig – und ke<strong>in</strong> Ort ist falsch. Richtig k<strong>an</strong>n e<strong>in</strong> Ort<br />

nicht se<strong>in</strong>, wenn es d<strong>an</strong>n auch e<strong>in</strong>en falschen Ort gäbe. E<strong>in</strong>en Ort, wo wir nicht beten<br />

dürften, wo Gott nicht erreichbar wäre. Aber Gott ist nicht <strong>an</strong> bestimmte Orte gebunden,<br />

nicht <strong>an</strong> Tempel, nicht <strong>an</strong> Synagogen, Kirchen oder Moscheen. Es war das Volk Israel, das die<br />

Erfahrung machte. Aus der Gef<strong>an</strong>genschaft <strong>in</strong> Ägypten <strong>in</strong> die Freiheit geführt, machten sie die<br />

Erfahrung: Gott geht mit uns, er geht uns vor<strong>an</strong>, er begleitet uns. Nicht wir müssen zu Gott


kommen, sondern Gott kommt zu uns, egal wo wir s<strong>in</strong>d und bleibt bei uns. Im Alten<br />

Testament <strong>unserer</strong> Bibel heißt es, dass Gott zu David sagt, der gerne für Gott e<strong>in</strong>en Tempel<br />

bauen will: Du willst mir e<strong>in</strong> Haus bauen als Wohnung für mich? Wahrhaftig, nie habe ich <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Haus gewohnt [...]; sondern ich b<strong>in</strong> umhergezogen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zelt (2Sam 7,5f). Und im 139.<br />

Psalm spricht der Beter: Führe ich gen Himmel, so bist du da; bettete ich mich bei den Toten,<br />

siehe, so bist du auch da (Ps 139,8). Schon damals, l<strong>an</strong>ge vor Jesus, machen Menschen die<br />

wunderbare Erfahrung, dass Gott nicht der ferne, unnahbare Gott ist, sondern, dass er bei<br />

den Menschen ist. So k<strong>an</strong>n und darf jeder Ort, e<strong>in</strong> Ort zum Gebet se<strong>in</strong> – der Str<strong>an</strong>d genauso<br />

wie die Gartenlaube, der Kreissaal des Kr<strong>an</strong>kenhauses genauso wie das Zimmer des Hospizes.<br />

Unsere Beziehung zu Gott hängt nicht vom Ort ab.<br />

Aber es kommt die Zeit und ist schon jetzt, <strong>in</strong> der die wahren Anbeter den Vater <strong>an</strong>beten werden<br />

im Geist und <strong>in</strong> der Wahrheit.<br />

Unsere Beziehung zu Gott k<strong>an</strong>n sich auf etwas <strong>an</strong>deres als den Ort gründen. Zugespitzt sagt<br />

Jesus es <strong>in</strong> der Erzählung aus dem Joh<strong>an</strong>nes-Ev<strong>an</strong>gelium zu der samarit<strong>an</strong>ischen Frau: Ihr<br />

wisst nicht, was ihr <strong>an</strong>betet; wir wissen aber, was wir <strong>an</strong>beten; denn das Heil kommt von den<br />

Juden.<br />

Die Erfahrung des jüdischen Volkes mit se<strong>in</strong>em Gott, <strong>in</strong> den Schriften des von uns so<br />

gen<strong>an</strong>nten Alten Testaments <strong>in</strong> Worte und Wort-Bilder gefasst, offenbart Gott. Er bleibt nicht<br />

fern, er zeigt sich, se<strong>in</strong> Geist und se<strong>in</strong>e Wahrheit werden spürbar. Durch diese jüdische<br />

Überlieferung wissen wir, was wir <strong>an</strong>beten, wie Jesus es hier im Joh<strong>an</strong>nes-Ev<strong>an</strong>gelium sagt. Die<br />

größte Offenbarung aber spricht die Samarit<strong>an</strong>er<strong>in</strong> d<strong>an</strong>n <strong>in</strong> der Erzählung selbst <strong>an</strong>: Ich weiß,<br />

dass der Messias kommt, der da Christus heißt. Wenn dieser kommt, wird er uns alles<br />

verkündigen. Jesus spricht zu ihr: Ich b<strong>in</strong>'s, der mit dir redet.<br />

Unsere Beziehung zu Gott darf sich auf diese Offenbarungen gründen. Auf die Erfahrung der<br />

Errettung aus Unfreiheit, aus der Macht des Pharao von Ägypten, aus der Macht der<br />

Begrenztheit dieser Welt, aus der Macht der Angst, nicht gut genug zu se<strong>in</strong>. Wir s<strong>in</strong>d<br />

Willkommen – das ist die Botschaft Gottes <strong>an</strong> uns. Gott hält zu uns. Er ist uns treu. Auf<br />

diesen Geist, auf diese treue Wahrhaftigkeit Gottes dürfen wir uns bes<strong>in</strong>nen, wenn wir uns<br />

Gott zuwenden, ihm öffnen, zu ihm beten. Egal wo. Wenn dies <strong>an</strong> e<strong>in</strong>em besonderen Ort<br />

besonders spürbar ist – d<strong>an</strong>n ist das freilich sehr gut. Dafür sollen Kirchen da se<strong>in</strong>. Als Orte,<br />

die dieser ortsunabhängigen Beziehung zu Gott e<strong>in</strong>en Raum geben. Das ist ke<strong>in</strong> Widerspruch.<br />

Denn dass Gott <strong>an</strong> ke<strong>in</strong>en Ort gebunden ist und unser Gebet auch <strong>an</strong> ke<strong>in</strong>en Ort gebunden<br />

ist, das heißt nicht, dass es nicht Orte geben k<strong>an</strong>n, die es uns leichter machen, über uns<br />

h<strong>in</strong>auszukommen. Solche Orte dürfen uns wertvoll und wichtig se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> solcher Ort ist diese<br />

Kirche. Gut, dass es sie gibt. Gut, dass wir aber auch h<strong>in</strong>ausgehen können auf die Wege und<br />

<strong>in</strong> die Häuser dieser Stadt im Vertrauen darauf, dass Gott auch dort bei uns ist – offen für<br />

unser Gebet und offenbart <strong>in</strong> Jesus Christus.<br />

Amen.<br />

Es gilt das gesprochene Wort.

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