Sommer 2012 - Stadtgemeinschaft Tilsit eV - Landsmannschaft ...
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sich die Eisenbahn noch nicht nach<br />
Masuren verirrt hatte.<br />
Eine Woche später kam Oma Kossak<br />
mit einem viertel Schock Eier und einer<br />
Ringelwurst zum Bahnhof, um<br />
den blau karierten Regenschirm abzubringen<br />
und ihre Schulden zu bezahlen<br />
für eine einfache Fahrt im Güterzug<br />
nach Nikolaiken. Sie erzählte<br />
von Trudkes erstem Kind, das auf<br />
den Namen Elias getauft war zur Erinnerung<br />
an den biblischen Propheten<br />
mit den Feuerrössern, na, du<br />
weißt schon. Sie selbst hatte genug<br />
vom Eisenbahnfahren. Später hat sie<br />
dann doch noch einen Zug bestiegen,<br />
den letzten, der Masuren verließ,<br />
um über Heilsberg, Elbing und<br />
Dirschau ins große Reich zu fahren.<br />
Aber das ist eine andere Geschichte.<br />
Sauerampfer<br />
(ostpreußisch auch ÊSaurampf“ genannt)<br />
Sauerampfer ist leider viel zu wenig bekannt in unseren Gegenden. Er muss<br />
aber auch, um wirklich gut zu schmecken, genau nach ostpreußischem Rezept<br />
gekocht werden. Es ist ein herrliches Gericht, das man vom Frühling bis<br />
zum späten <strong>Sommer</strong> regelmäßig einmal in der Woche als Eintopf auf den<br />
Tisch bringen sollte – schon allein wegen des reichen Vitamingehaltes. Das<br />
Schwierige bei Sauerampfer ist nur, dass man ihn so schwer auf den Märkten<br />
findet. Alle Interessenten müssen – wie ich es getan – immer wieder danach<br />
fragen und so lange „porren“ (betteln), bis die Gemüsehändler sich entschließen,<br />
ihn zu beschaffen. Die Zubereitung des Sauerampfers ist denkbar einfach.<br />
Man benötigt 500 g Sauerampfer, 1½ l Wasser, 2 Bouillonwürfel, Salz, 3/8 l<br />
saure Sahne, Mehl, 3 gehäufte Essl. Butter, 2 Eigelb, Zucker, 8 hartgekochte<br />
Eier, 750 g Kartoffeln.<br />
Zubereitung: Der Sauerampfer wird verlesen, gründlich gewaschen und – bis<br />
auf ein paar rohe Blätter, die zum Schluss fein gehackt der fertigen Suppe<br />
beigefügt werden – kurz in Wasser gekocht. Nun durch ein Sieb reiben, so<br />
dass keine Reste übrig bleiben. Bouillonwürfel, Salz zufügen und noch einmal<br />
aufkochen, mit saurer Sahne und Mehl anbinden, vom Feuer nehmen, Butter<br />
in der Suppe zerlassen, zwei Eigelb anrühren. Mit einer Prise Zucker abschmecken.<br />
– Man isst dazu hart gekochte Eier und Salzkartoffeln, die separat<br />
gekocht werden und die man – ebenso wie die ganzen, geschälten Eier –<br />
in die Suppe tut. – Auf ostpreußischen Gütern pflegte man statt der Salzkartoffeln<br />
Speckkartoffeln zu reichen. – Sauerampfer-Eintopf ist sehr sättigend<br />
und von „durchschlagender Wirkung“.<br />
Aus „Marion Lindt serviert ostpreußische Spezialitäten“.<br />
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