Sommer 2012 - Stadtgemeinschaft Tilsit eV - Landsmannschaft ...
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Meine sehr geehrten Herren!<br />
Heute sind 559 Jahre vergangen seit<br />
Gründung unserer Stadt, seit jenem<br />
denkwürdigen Tage vor Allerheiligen<br />
des Jahres 1353, da das gesamte<br />
Domkapitel der Ermländischen Kirche<br />
in Frauenberg an seiner Spitze<br />
Probst Hartmut, Dechant Hermann,<br />
Kustos Johannes und Kantor Tylo<br />
dem wohlangesehenen Herrn Johann<br />
von Leysen die Handfeste der Stadt<br />
Allenstein verlieh und damit die<br />
Grundlage schuf für die wirtschaftliche<br />
und politische Entwicklung einer<br />
neuen Stadt. Mochte auch die Lage<br />
Allensteins mit klugem Vorbedacht<br />
gewählt sein, mochten auch die verliehenen<br />
Rechte und der zugewiesene<br />
Grundbesitz, auf dem noch heute<br />
die wirtschaftliche Kraft unserer Stadt<br />
zum großen Teil beruht, Keime für die<br />
kräftige Entwicklung des jungen Gemeinwesens<br />
enthalten, – Jahrhunderte<br />
vergingen, ohne dass die Keime<br />
sich entfalten konnten, und manchmal<br />
drohten Kriegsnot, Teuerung und<br />
Seuchen diese Keime ganz zu ersticken.<br />
Bis in das letzte Drittel des vorigen<br />
Jahrhunderts blieb Allenstein<br />
die kleine unbedeutende Landstadt,<br />
nur dem Geschichtsfreunde bekannt<br />
als Wohnort des großen Coppernikus<br />
und als die Stätte seiner weltbewegenden<br />
Entdeckungen, bis die politische<br />
und wirtschaftliche Erstarkung<br />
unseres Vaterlandes unserer Stadt<br />
geistige, sittliche und wirtschaftliche<br />
Kräfte zuführte, die den Anstoß gaben<br />
zur Entfaltung jener Keime und<br />
zur Entwicklung Allensteins. Diese innere<br />
Erstarkung und schnelle Blüte,<br />
gefördert und getragen durch einen<br />
tatkräftigen Bürgerstand, der die vorhandenen<br />
Kräfte zu entwickeln und<br />
neuen den Boden zu bereiten verstand,<br />
ließ gar bald manche der<br />
überkommenen Einrichtungen als<br />
unzureichend und unzweckmäßig erscheinen.<br />
Mauer und Graben, einst<br />
der willkommene Schutz gegen den<br />
äußeren Feind, ward ein hemmendes<br />
Hindernis der wachsenden Größe:<br />
das Rathaus, vor kurzem noch zu<br />
groß für die eigenen Bedürfnisse und<br />
einer fremden Verwaltung überlassen,<br />
bot keinen Raum für die stetig<br />
neu sich bildenden Zweige der Verwaltung.<br />
Über Wall und Graben hinaus<br />
wuchs die neue Stadt, und ein<br />
neues Rathaus, das alle Dienststellen<br />
aufzunehmen und eine Übersicht über<br />
die wachsende Verwaltung zu bieten<br />
vermag, war als dringendes Bedürfnis<br />
anerkannt und beschlossen.<br />
Heute, an dem Gründungstage unserer<br />
Stadt, haben sich die städtischen<br />
Körperschaften hier zusammengefunden,<br />
um die Grundsteinlegung<br />
des Rathauses in feierlicher Weise zu<br />
begehen; sie begrüßen die Vertreter<br />
der Zivil- und Militärbehörden, die<br />
durch ihr Erscheinen ihre Anteilnahme<br />
an dem Geschicke unserer Stadt<br />
bekunden.<br />
Das neue Rathaus, bestimmt, der Sitz<br />
der städtischen Verwaltung zu werden,<br />
soll auch eine Stätte sein, wo<br />
echte Bürgertugenden sich entfalten:<br />
der Geist der Selbstverwaltung, der die<br />
Arbeit in der Gemeinde als die höchste<br />
Ehre ansieht, der unbekümmert um die<br />
Anerkennung von oben, aber auch ohne<br />
Rücksicht auf den Beifall der Masse<br />
den Weg der Pflicht geht, die Treue zu<br />
deutscher Art, dem unerschöpflichen<br />
Quell sittlicher Kraft, die Liebe zum<br />
Herrscherhause und zum Vaterland,<br />
die höchste Tugend des deutschen<br />
Mannes.<br />
Das walte Gott!<br />
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