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Blutbildung und Blutkrankheiten - Bayerischer Rundfunk

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Ges<strong>und</strong>heitsgespräch<br />

Titel: Blut <strong>und</strong> seine Krankheiten<br />

Sendedatum: 27.07.2013<br />

Experte: Prof. Dr. Reinhard Henschler, Leiter der Abteilung<br />

Transfusionsmedizin des Klinikums der LMU<br />

Autorin: Kathrin Hasselbeck<br />

<strong>Blutbildung</strong> – Ursprung des Lebenselixiers<br />

Jeder erwachsene Mensch hat zwischen vier <strong>und</strong> sechs Liter Blut in seinen<br />

Adern, einen lebensnotwendigen Körpersaft. Wer zu viel Blut verliert, der stirbt.<br />

Denn der rote Saft erfüllt zahlreiche wichtige Aufgaben im Körper: Er<br />

transportiert viele wichtige Stoffe, sorgt zum Beispiel dafür, dass die<br />

Versorgung mit Sauerstoff <strong>und</strong> die Entsorgung von Kohlendioxid funktioniert.<br />

Wie genau sich Blut zusammensetzt, hängt vom jeweiligen Bedarf <strong>und</strong> den<br />

Umständen ab.<br />

Lebensrettende Spende<br />

Bereits 1818 fand die erste erfolgreiche Blutübertragung von Mensch zu<br />

Mensch statt – auch wenn damals noch etwa die Hälfte der Empfänger an den<br />

Folgen der Transfusion starb. Seitdem hat die medizinische Forschung viel<br />

über den roten Lebenssaft herausgef<strong>und</strong>en. In den 1980er Jahren gab es einen<br />

großen Skandal um verseuchte Blutkonserven, die das HI-Virus übertragen<br />

haben. Spätestens seitdem ist klar: Bluttransfusionen sind auch heute noch<br />

immer mit Risiken verb<strong>und</strong>en. Dennoch werden sie täglich gebraucht.<br />

Blutspenden retten Leben.<br />

Ursprung Knochenmark: Die Stammzelle als Mutter der Blutzellen<br />

Je nach Bedarf können sich die Stammzellen teilen. Dann ergeben sich die<br />

sogenannten Vorläuferzellen. Ebenso wie die Stammzellen sind auch diese<br />

noch <strong>und</strong>ifferenziert. Das bedeutet, dass sie noch nicht spezifiziert, also auf<br />

eine bestimmte Aufgabe ausgerichtet sind. Wie viele solcher Zwischenstufen es<br />

gibt, weiß man nicht genau, weil sie sich je nach Bedarf häufiger oder seltener<br />

teilen, um zu Blutzellen zu reifen.<br />

Röhrenknochen voran<br />

- Die <strong>Blutbildung</strong> findet beim Menschen im Jugendalter hauptsächlich im<br />

Knochenmark der großen Röhrenknochen statt, also in Ober- <strong>und</strong><br />

Unterarmknochen sowie in Elle, Speiche, Schien- <strong>und</strong> Wadenbein.<br />

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- Im späteren Erwachsenenalter findet sie teilweise auch in flachere<br />

Knochen statt wie zum Beispiel das Brustmark an der Vorderseite des<br />

Brustkorbs oder die Schädelknochen in der Schädeldecke.<br />

Knochenmark besteht neben den blutbildenden Arealen auch aus Fettmark.<br />

Sobald aber der Bedarf nach mehr Blut besteht, kann sich das Fettmark relativ<br />

schnell in blutbildendes Mark umwandeln.<br />

„Das Faszinierende ist, dass man in den letzten zwei Jahrzehnten gelernt hat,<br />

dass die Stammzellen, die sich im Knochenmark befinden – wenn auch nur zu<br />

einem kleinen Teil –, stetig wandern. Sie durchwandern unseren Organismus<br />

über die Blutbahn, <strong>und</strong> das ist vermutlich die Gr<strong>und</strong>lage dafür, dass sie sich im<br />

Bedarfsfall an anderen Stellen des Körpers ansiedeln können <strong>und</strong> sogenannte<br />

Nester der <strong>Blutbildung</strong> bilden können.“ Prof. Reinhard Henschler, Leiter der<br />

Abteilung Transfusionsmedizin des Klinikums der LMU<br />

Blutbildende Organe<br />

Beim heranwachsenden Embryo <strong>und</strong> Fetus im Mutterleib werden die Blutzellen<br />

noch nicht über das Knochenmark gebildet. Stattdessen übernimmt diese<br />

Aufgabe größtenteils die Leber. Erst etwa um die Zeit der Geburt verlagert sich<br />

die <strong>Blutbildung</strong> in die Knochen. Besonders erstaunlich: Wenn aufgr<strong>und</strong> von<br />

Erkrankungen wie zum Beispiel der Knochenmarkfibrose, bei der die<br />

Knocheninnenräume zerfasern, die <strong>Blutbildung</strong> im Knochenmark gestört ist,<br />

können auch noch im Erwachsenenalter wieder Organe wie Leber oder Milz zur<br />

<strong>Blutbildung</strong> einspringen.<br />

„Unser blutbildendes System reagiert auf Wechsel der Lebensgewohnheiten<br />

oder auch der Umgebung; wenn wir uns zum Beispiel im Gebirge nach oben<br />

bewegen, wird die Bildung der roten Blutkörperchen angeregt, um den<br />

niedrigeren Sauerstoffgehalt der Luft auszugleichen. Deshalb kann man nach<br />

sieben bis zehn Tagen beim Menschen eine vermehrte Bildung von roten<br />

Blutzellen feststellen. Und man fühlt sich nach einem Urlaub im Gebirge<br />

erfrischt <strong>und</strong> gestärkt.“ Prof. Reinhard Henschler<br />

Blutbestandteile: Die Vielfalt der Blutzellen<br />

Stark vereinfacht kann man die geteilten Stammzellen – also die<br />

Vorläuferzellen – zwei Zellreihen zuteilen: der sogenannten myeloischen <strong>und</strong><br />

der lymphatischen Reihe. Durch weitere Zellteilungen entstehen über mehrere<br />

Zwischenstufen schließlich die verschiedenen Blutzellen, die dann aus dem<br />

Knochenmark in die Blutbahn des Körpers entlassen werden.<br />

Rote Blutkörperchen<br />

Die roten Blutzellen, auch Erythrozyten genannt, machen mit über 99 Prozent<br />

den weitaus größten Zellanteil in unserem Blutkreislauf aus. Sie gehören zu<br />

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den myeloischen Zellen <strong>und</strong> haben im Körper eine Lebensdauer von etwa 120<br />

Tagen. Ihre Aufgabe besteht hauptsächlich darin, den eingeatmeten Sauerstoff<br />

von der Lunge im Körper zu verteilen, <strong>und</strong> den durch die Gewebeatmung<br />

entstandenen Kohlenstoff wieder zum Ausatmen zurück zu transportieren.<br />

Weiße Blutkörperchen<br />

Im Knochenmark werden auch die weißen Blutkörperchen gebildet. Sie teilen<br />

sich auf in verschiedene Zellreihen <strong>und</strong> Zelltypen. Zu den myeloischen Zellen<br />

der weißen Blutkörperchen gehören beispielsweise die Fresszellen, unter<br />

anderem die recht kurzlebigen Granulozyten, oder auch die sogenannten<br />

Monozyten <strong>und</strong> Makrophagen. Die Granulozyten unter den Fresszellen haben<br />

zum Beispiel eine wesentlich kürzere Lebensdauer von nur etwa sechs<br />

St<strong>und</strong>en. Sie müssen also etwa tausendfach häufiger nachgebildet werden als<br />

die roten Blutkörperchen. Eine andere Art der weißen Blutkörperchen entsteht<br />

aus der lymphatischen Reihe: die Lymphozyten.<br />

Spezialfall Lymphozyten<br />

Die Lymphozyten sind diejenigen Zellen, die zwar zunächst im Knochenmark<br />

aus den Stammzellen entstehen, dann aber meistens in peripheren<br />

lymphatischen Organen weiter heranwachsen, zum Beispiel in den<br />

Lymphknoten oder in bestimmten Gebieten des Darms. Lymphozyten bilden die<br />

Gr<strong>und</strong>lage für die spezifische Immunabwehr, das heißt, sie können ein<br />

bestimmtes Bakterium oder ein bestimmtes Virus auf Dauer eliminieren <strong>und</strong><br />

haben ein eigenes Immungedächtnis, mit dem sie sich an einen bekannten<br />

Erreger erinnern können. Die beiden bekanntesten Typen sind die sogenannten<br />

B-Lymphozyten <strong>und</strong> T-Lymphozyten.<br />

„Von B- <strong>und</strong> T-Lymphozyten findet man sehr unreife Stufen im Knochenmark.<br />

Die weitere Ausreifung findet vor allem in den sogenannten peripheren<br />

lymphatischen Organen statt. Dort begegnen sie auch den sogenannten<br />

Antigenen, also zum Beispiel der Oberflächenstruktur eines Eindringlings in den<br />

Körper, eines Bakteriums oder Virus, gegen die dann eine Immunantwort<br />

gebildet wird – zum Beispiel beim Masern-Virus.“ Prof. Reinhard Henschler<br />

Blutplättchen<br />

Die Blutplättchen sind sehr kleine, kernlose Zellen, die dauerhaft im Blut<br />

zirkulieren. Sie bilden die Gr<strong>und</strong>lage dafür, dass beispielsweise bei<br />

Gefäßschädigungen, also Verw<strong>und</strong>ungen, sofort Gerinnsel gebildet werden.<br />

Der Gefäßschaden an der Gefäßwand mobilisiert zunächst einige lösliche<br />

Faktoren, <strong>und</strong> die locken dann die Blutplättchen an. Diese bilden dann vor Ort<br />

einen sogenannten Thrombus (Blutplättchen heißen auch Thrombozyten), ein<br />

Aggregat aus Blutplättchen, das den Gefäßschaden zuverlässig <strong>und</strong> dauerhaft<br />

verschließt.<br />

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Blutplasma<br />

Das Blutplasma ist die andere Hälfte des Blutes, die nicht aus Zellen besteht.<br />

Es enthält eine Reihe löslicher Eiweiße, die im menschlichen Organismus sehr<br />

verschiedene Aufgaben erfüllen – zum Beispiel transportieren sie Eiweiße oder<br />

Gewebswasser. Die Plasmafaktoren entstehen überwiegend in der Leber, zu<br />

kleineren Teilen auch in den Gefäßwandzellen oder anderen Teilen des<br />

Körpers, sodass man bei Leberausfall große medizinische Probleme bekommt,<br />

Plasmafaktoren zu ersetzen.<br />

Blutbank: Eine Apotheke für Blutbedarf<br />

In jedem Maximalversorgungskrankenhaus – das sind Kliniken, die eine<br />

umfassende Versorgung bereitstellen, zum Beispiel Universitätskliniken – gibt<br />

es eine Blutbank. Aber auch kleinere Krankenhäuser sind mit einem Blutdepot<br />

ausgestattet.<br />

„Die Blutbank ist als zentrale Einrichtung dafür verantwortlich, dass zu jeder<br />

Zeit das richtige <strong>und</strong> eine ausreichende Menge der Blutkomponenten zur<br />

Verfügung stehen, <strong>und</strong> dass ihre Anwendung nach dem Stand von<br />

Wissenschaft <strong>und</strong> Technik sichergestellt wird.“ Prof. Reinhard Henschler<br />

Schnelle Hilfe im Notfall<br />

Schwerverletzte Patienten, beispielsweise nach einem Verkehrsunfall, verlieren<br />

viel Blut – das ist lebensgefährlich. Für sie müssen innerhalb weniger Minuten<br />

Erythrozyten-Transfusionen zur Verfügung stehen, also Blutkonserven mit roten<br />

Blutkörperchen. In besonders schweren Fällen können für einen Patienten über<br />

100 solcher Erythrozytenkonzentrate benötigt werden. Auch Blutplättchen-<br />

Konzentrate oder Plasmapräparationen müssen in ausreichender Zahl vorrätig<br />

sein.<br />

„Vollbluttransfusionen gibt es in entwickelten Ländern nicht mehr. Man<br />

transf<strong>und</strong>iert heute ausschließlich den Teil des Blutes, der auch tatsächlich vom<br />

Patienten benötigt wird, das heißt die Vollblutspenden werden in den<br />

Produktionsstätten eines Blutspendedienstes aufgetrennt in die<br />

Erythrozytenkonzentrate, die Blutplasmapräparationen <strong>und</strong><br />

Thrombozytenkonzentrate.“ Prof. Reinhard Henschler<br />

Ständiges Nachfüllen<br />

Die einzelnen Blutkonserven sind jeweils nur über einen bestimmten Zeitraum<br />

haltbar.<br />

- Am wenigsten lang halten Blutplättchenkonzentrate, nämlich nur vier<br />

Tage.<br />

- Rote Blutkörperchen kann man bis zu sechs Wochen lagern.<br />

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- Blutplasma-Konserven können eingefroren <strong>und</strong> daher bis zu zwei Jahre<br />

lang aufbewahrt werden.<br />

Die Bestückung einer Blutbank muss also regelmäßig erneuert werden, was<br />

bedeutet, dass auch täglich neues Blut benötigt wird.<br />

Blutbank im Klinikum der LMU Großhadern<br />

Täglicher Vorrat an Blutkonserven:<br />

- 600-1000 Konserven roter Blutkörperchen á 250 ml<br />

- 100 Blutplättchenpräparate á 250 ml<br />

- über 1000 Konserven mit Blutplasma á 250 ml<br />

Eigener Bedarf pro Tag im Schnitt:<br />

- 120 Konserven roter Blutkörperchen<br />

- 30 bis 40 Blutplättchenpräparate<br />

- 50 Konserven mit Blutplasma<br />

Blutspenden: Leben retten<br />

Nach dem Prinzip der Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation WHO handelt es sich beim<br />

Blutspenden um einen freiwilligen <strong>und</strong> unentgeltlichen Dienst. Damit sei die<br />

Sicherheit der Spenden am besten gewährleistet. Bei kommerziellen Spenden<br />

hat man die Erfahrung gemacht, dass häufiger übertragbare Krankheitserreger<br />

gef<strong>und</strong>en worden sind. In Deutschland sind vom Gesetzgeber<br />

Aufwandsentschädigungen zwischen zehn <strong>und</strong> 25 Euro für eine Vollblutspende<br />

erlaubt.<br />

„Bluttransfusionen sind auch heute noch lebensrettend. Es gibt Fälle von<br />

Patienten, die über einh<strong>und</strong>ert Erythrozytenkonzentrate erhalten haben, weil sie<br />

massiv aus verschiedenen Gefäßlecks geblutet haben – zum Beispiel während<br />

einer OP, die dann in Notfallräumen der Chirurgie stattfindet. Solche Patienten<br />

überleben nur dadurch, dass ausreichend Blutkonserven zur Verfügung stehen<br />

<strong>und</strong> dass diese laufend gegeben werden. Nur dann kann der komplette<br />

Stillstand des Blutkreislaufs durch Blutverlust verhindert werden – solange bis<br />

die Chirurgen die entsprechenden Gewebeabschnitte des Patienten versorgt,<br />

die W<strong>und</strong>en genäht <strong>und</strong> den laufenden Blutaustritt unterb<strong>und</strong>en haben.“ Prof.<br />

Reinhard Henschler, Leiter der Abteilung Transfusionsmedizin des Klinikums<br />

der LMU<br />

Wer darf spenden – wer nicht?<br />

Jeder ges<strong>und</strong>e Mensch im Alter von 18 bis über 60 Jahren kann Blut spenden,<br />

in Einzelfällen sogar bis 70. Innerhalb von 12 Monaten dürfen Frauen<br />

viermal <strong>und</strong> Männer sechsmal Blut spenden.<br />

Wichtig ist, dass keine ges<strong>und</strong>heitlichen Hinderungsgründe vorliegen, was<br />

durch Fragebögen <strong>und</strong> Einzelgespräche vor der Blutspende sichergestellt wird.<br />

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Wer darf nicht spenden?<br />

Es gibt auch Gruppen, die vom Blutspenden generell ausgeschlossen sind:<br />

- Personen, die in einem bestimmten Zeitraum in Länder gereist sind, in<br />

denen Infektionskrankheiten vorherrschen, die es in Deutschland nicht<br />

gibt. Es wird nicht gezielt daraufhin getestet.<br />

- Patienten mit Herz-Kreislauf-Krankheiten, weil sie das Spenden nicht<br />

vertragen würden.<br />

- Homosexuelle sind ebenfalls ausgeschlossen, derzeit wird verhandelt sie<br />

doch zuzulassen.<br />

Link<br />

Über diesen Link können Sie testen, ob Sie sich als Blutspender eignen.<br />

http://www.blutspende.de/spendecheck/<br />

Vollblut, Plasma oder Blättchen<br />

Bei einer klassischen Vollblutspende werden knapp 500 ml entnommen. Das<br />

Blut wird dann in verschiedene Bestandteile zerlegt, sodass aus einer<br />

Spende verschiedene Konserven hervorgehen: rote Blutkörperchen,<br />

Blutplättchen <strong>und</strong> Blutplasma. Man kann auch nur einzelne dieser<br />

Komponenten spenden – mit dem Apherese-Verfahren: Maschinen mit<br />

eigenen Zentrifugen entnehmen Blut <strong>und</strong> trennen es nach Dichteschichten. So<br />

kann man gezielt nur einzelne Blutzelltypen absammeln, <strong>und</strong> die nicht<br />

benötigten während der Spende zurückgeben. Meistens betrifft das Plasma<strong>und</strong><br />

Blutblättchenspenden, in Einzelfällen auch rote Blutkörperchen.<br />

Regeln für die Bluttransfusion<br />

Unnötige Transfusionen sollen möglichst vermieden werden, da trotz aller<br />

Vorsicht verschiedene Restrisiken wie zum Beispiel das einer noch<br />

unbekannten Infektion oder einer Verwechslung bestehen. Deswegen muss für<br />

eine Bluttransfusion immer eine klare Notwendigkeit vorliegen, <strong>und</strong> sowohl<br />

diese Indikation als auch der Therapieerfolg müssen dokumentiert werden.<br />

Zudem darf die Transfusion ausschließlich durch eine Arzt erfolgen. Natürlich<br />

muss vor jeder Bluttransfusion außerdem die Verträglichkeit der Blutkonserve<br />

sichergestellt sein.<br />

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Titel: Das erschöpfte Knochenmark: <strong>Blutkrankheiten</strong><br />

Sendedatum: 27.07.2013<br />

Experte: Prof. Wolfgang Hiddemann, Direktor der Medizinischen Klinik<br />

<strong>und</strong> Poliklinik III am Klinikum der Universität München-Großhadern <strong>und</strong><br />

dem Lehrstuhl für Innere Medizin mit den Schwerpunkten für Hämatologie<br />

<strong>und</strong> Onkologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München<br />

Autor: Holger Kiesel<br />

Das erschöpfte Knochenmark: <strong>Blutkrankheiten</strong><br />

Die Leukämie ist zwar wohl die schwerwiegendste Erkrankung, die das Blut<br />

befallen kann, aber längst nicht die einzige. Etliche andere Störungen der<br />

<strong>Blutbildung</strong> können auftreten: Von allen Bestandteilen des Blutes, egal ob von<br />

den weißen oder roten Blutkörperchen oder von den Blutplättchen, kann man<br />

zu wenige im Körper haben. Und auch ein Überschuss ist nicht ges<strong>und</strong>. Ebenso<br />

spielen die Nährstoffspiegel im Blut eine Rolle: Zu wenig Eisen kann die<br />

<strong>Blutbildung</strong> genauso stören wie ein Mangel an Vitamin B12. Es gibt also<br />

zahlreiche 'gutartige' <strong>Blutkrankheiten</strong>, wobei gutartig in diesem Fall lediglich<br />

bedeutet, dass es sich nicht um Krebs handelt.<br />

'Gutartige' <strong>Blutkrankheiten</strong><br />

Es gibt zahlreiche <strong>Blutbildung</strong>sstörungen, bei denen es sich nicht um bösartige<br />

Zellveränderungen handelt. Diese Erkrankungen werden im Gegensatz zum<br />

Blutkrebs als 'gutartige' <strong>Blutkrankheiten</strong> bezeichnet. <strong>Blutbildung</strong>sstörungen<br />

können alle zellulären Bestandteile des Blutes betreffen (rote Blutkörperchen,<br />

weiße Blutkörperchen, Blutplättchen). 'Gutartige' <strong>Blutkrankheiten</strong> kommen<br />

insgesamt sehr viel häufiger vor als Blutkrebs.<br />

'Gutartig' heißt nicht immer 'ungefährlich'<br />

Der Begriff der 'gutartigen' <strong>Blutkrankheiten</strong> bedeutet nicht zwangsläufig, dass es<br />

sich um harmlose Erkrankungen handelt.<br />

„Z.B. ist eine Bildungsstörung der Mutterzellen des Blutes, die sogenannten<br />

'Aplastische Anämie', eine lebensgefährliche Erkrankung, die auch zum Tode<br />

führen kann. Auch ein stark verringerter Anteil der Blutplättchen, die für die<br />

Abdichtung der Gefäße verantwortlich sind, kann unter Umständen<br />

lebensbedrohlich werden." Prof. Wolfgang Hiddemann, Klinikum der Universität<br />

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Seite 7


Was ist 'bösartig'?<br />

Als 'bösartig' gelten Erkrankungen dann, wenn sie im weitesten Sinne die<br />

Merkmale von Krebs zeigen. Dazu gehört vor allem unkontrolliertes<br />

Zellwachstum.<br />

Einteilung<br />

Zur Kategorie der <strong>Blutbildung</strong>sstörungen gehören unter anderen:<br />

- Anämien (Blutarmut, Mangel an roten Blutkörperchen)<br />

- Verminderung der weißen Blutkörperchen (Leukozyten)<br />

- Verminderung der Blutplättchen (z.B. Morbus Werlhof)<br />

- seltene angeborene <strong>Blutbildung</strong>sstörungen (vor allem bei<br />

Kindern)<br />

- aplastische Anämien (hier sind sowohl die weißen, wie<br />

auch die roten Blutkörperchen <strong>und</strong> die Blutplättchen<br />

vermindert)<br />

- Myelodysplastische Syndrome (MDS, vor allem bei<br />

älteren Menschen)<br />

Morbus Werlhof<br />

Die Werlhof-Krankheit, benannt nach dem Mediziner, der sie zum ersten Mal<br />

beschrieben hat, ist eine relativ seltene Autoimmunerkrankung. Dabei bilden<br />

sich Antikörper gegen die Blutplättchen, die dadurch zerstört werden. Der<br />

niedrige Gehalt an Blutplättchen führt in der Folge zu einer verstärkten<br />

Blutungsneigung.<br />

Aplastische Anämie<br />

Eine weitere seltene <strong>Blutbildung</strong>sstörung ist die aplastische Anämie. Bei dieser<br />

Erkrankung sind die Mutterzellen des Blutes nicht mehr in der Lage,<br />

Nachwuchs zu produzieren. Das führt dazu, dass es sowohl an weißen, wie an<br />

roten Blutkörperchen <strong>und</strong> an Blutplättchen mangelt. Die aplastische Anämie ist<br />

eine lebensbedrohliche Erkrankung.<br />

Myelodysplastisches Syndrom (MDS)<br />

MDS bewegt sich im Grenzbereich zwischen gutartiger <strong>und</strong> bösartiger<br />

Bluterkrankung. Hier weisen die Mutterzellen des Blutes einen Defekt auf, der<br />

verhindert, dass die Zellen sich in ihre verschiedenen Unterarten<br />

ausdifferenzieren. Bei Patienten mit dieser Erkrankung liegen auch häufig<br />

Genveränderungen in den Mutterzellen des Blutes vor. Das Myelodysplatische<br />

Syndrom trifft überwiegend ältere Patienten <strong>und</strong> kann auch in eine akute<br />

Leukämie übergehen.<br />

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Angeborene <strong>Blutbildung</strong>sstörungen<br />

Angeborene <strong>Blutbildung</strong>sstörungen sind sehr selten <strong>und</strong> treten überwiegend bei<br />

ganz jungen Patienten auf. Meist ist die Bildung der roten Blutkörperchen<br />

gestört, eingeschränkt oder findet gar nicht statt. Bei der Sichelzellenanämie<br />

oder der Thalassämie beispielsweise, unter der vor allem Menschen aus<br />

südlichen Breiten leiden, bilden die Betroffenen ein krankhaft verändertes<br />

Hämoglobin. Dies vermindert den Sauerstofftransport im Blut <strong>und</strong> führt zu einer<br />

Zerstörung der roten Blutkörperchen, dem sogenannten Blutzerfall<br />

(hämolytische Anämie). In Deutschland sind diese Erkrankungen eher selten,<br />

im Mittelmeerraum dagegen sind etwa zehn Prozent der Bevölkerung davon<br />

betroffen.<br />

Ursachen <strong>und</strong> Symptome<br />

Zur Bildung von Blutzellen sind bestimmte Ausgangsstoffe wie vor allem Eisen<br />

oder Vitamin B 12 nötig. Werden diese über die Nahrung nicht ausreichend<br />

aufgenommen oder ist die Aufnahmefähigkeit des Darms für diese Stoffe<br />

beeinträchtigt, bekommen die Blutzellen nicht genügend Bausteine für ihren<br />

Aufbau, so dass die <strong>Blutbildung</strong> stockt.<br />

Bedeutet 'Blutarmut' zu wenig Blut?<br />

Der Begriff 'Blutarmut' klingt, als hätte der Betroffene gr<strong>und</strong>sätzlich zu wenig<br />

Blut im Körper. Was bei einer Anämie tatsächlich vorliegt, ist ein Mangel an<br />

roten Blutkörperchen <strong>und</strong> somit an dem Blutfarbstoff Hämoglobin. Da das<br />

Hämoglobin für den Sauerstofftransport über das Blut zuständig ist, hat eine<br />

Anämie immer eine Sauerstoff-Unterversorgung der Organe zur Folge.<br />

Versteckte Blutungen<br />

Die häufigste Ursache für Anämien sind versteckte Blutungen. Mögliche<br />

Ursachen können sein:<br />

- unentdeckte Magengeschwüre<br />

- Aussackungen im Dickdarm (Divertikel)<br />

- Schwäche des Schließmuskels zwischen Speiseröhre<br />

<strong>und</strong> Magen (Hiatushernie)<br />

Die Entstehung von <strong>Blutbildung</strong>sstörungen durch äußere Blutungen<br />

(Hämatome, Unfälle) ist dagegen selten.<br />

Temporäre Mangelerscheinungen<br />

Es gibt auch Lebenssituationen, in denen aufgr<strong>und</strong> der Umstände<br />

Mangelerscheinungen auftreten können. So kommt es in der Schwangerschaft,<br />

wenn ein zweites Leben mit versorgt werden muss, häufig zu Eisenmangel, so<br />

dass entsprechende Präparate gegeben werden müssen.<br />

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Seite 9


Blutarmut durch Extremsport<br />

In Einzelfällen kann Blutarmut auch durch extreme sportliche Aktivitäten (zum<br />

Beispiel einen Marathonlauf) ausgelöst werden.<br />

"Beim Marathonlauf werden die roten Blutkörperchen sprichwörtlich 'zertreten',<br />

wenn das Blut durch die Fußsohle zirkuliert." Prof. Wolfgang Hiddemann,<br />

Klinikum der Universität München-Großhadern<br />

Wichtig:<br />

Bewegung außerhalb dieser Extreme ist selbstverständlich wichtig <strong>und</strong><br />

empfehlenswert!<br />

Weitere Ursachen<br />

Gelegentlich kann auch eine chronische Entzündung oder eine weiter<br />

fortgeschrittene Krebserkrankung eine Blutarmut auslösen. In diesen Fällen<br />

besteht Eisenmangel, weil der Entzündungsherd oder die Krebszellen Eisen an<br />

sich binden, so dass nicht mehr genügend für die Produktion roter<br />

Blutkörperchen zur Verfügung steht.<br />

Typische Symptome<br />

Fehlen aufgr<strong>und</strong> einer <strong>Blutbildung</strong>sstörung etwa rote Blutkörperchen, gelangt<br />

zu wenig Sauerstoff ins Blut. Die Folge sind typische Symptome wie z.B.<br />

- Müdigkeit<br />

- Blässe<br />

- Herzklopfen<br />

- Kopfschmerzen<br />

- Ohrensausen<br />

Insgesamt ist die Symptomatik bei Anämien aber eher diffus <strong>und</strong> könnte<br />

ebenso auf ganz andere Beeinträchtigungen hindeuten.<br />

Diagnostik <strong>und</strong> Prävention<br />

Kommt jemand mit entsprechenden Symptomen zum Arzt, kann eine<br />

Begutachtung der Bindehaut der Augen Aufschluss geben: Ist sie sehr blass,<br />

spricht einiges für eine Blutarmut. Allerdings muss natürlich eine<br />

Blutuntersuchung den endgültigen Bef<strong>und</strong> erbringen.<br />

Eine rechtzeitige Erkennung ist wichtig<br />

Je früher eine <strong>Blutbildung</strong>sstörung erkannt wird, desto besser. So kann das<br />

Ausmaß der Beschwerden möglichst gering gehalten werden. Werden erste<br />

Anzeichen richtig gedeutet, ist in den allermeisten Fällen eine schnelle <strong>und</strong><br />

exakte Diagnose kein Problem.<br />

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Es trifft alle Organe<br />

Alle Organe im Körper sind auf Sauerstoff angewiesen. Ist die Versorgung<br />

gestört, weil die <strong>Blutbildung</strong> nicht richtig funktioniert, sind also auch alle<br />

Körperregionen in Mitleidenschaft gezogen. Als erstes wird der Mangel meist im<br />

Gehirn deutlich, etwa wenn Müdigkeit oder Konzentrationsprobleme auftreten.<br />

Ältere Menschen haben häufiger Blutarmut<br />

Anämien nehmen mit steigendem Lebensalter zu. Das liegt daran, dass ältere<br />

Menschen eine stärkere Tendenz zu versteckten Blutungen (etwa im Magenoder<br />

Dickdarmbereich) haben. Zugleich treten bei Älteren häufiger Defizite in<br />

der Ernährung auf, die eine Blutarmut begünstigen.<br />

Richtige Ernährung<br />

Um <strong>Blutbildung</strong>sstörungen vorzubeugen, ist eine ausgewogene, vitaminreiche<br />

Ernährung besonders wichtig!<br />

Achtung Alkohol<br />

Bei erhöhtem Alkoholgenuss kommt es häufig zu einer Kombination aus<br />

Vitamin-Mangelerscheinungen <strong>und</strong> Eisenmangel. Das kann auch die<br />

<strong>Blutbildung</strong> beeinträchtigen.<br />

Achtung Ernährung<br />

Auch bei langjährigen Veganern kann es, weil tierische Produkte oft viel Eisen<br />

enthalten, zu Mangelerscheinungen <strong>und</strong> in der Folge <strong>Blutbildung</strong>sstörungen<br />

kommen.<br />

Die Ernährung allein macht´s nicht<br />

Um einen Nährstoffmangel allein über die Ernährung auszugleichen, müsste<br />

man Unmengen bestimmter Lebensmittel zu sich nehmen. Auch werden<br />

bestimmte Produkte (z.B. Spinat, Lebertran) in Bezug auf ihren Nährstoffgehalt<br />

deutlich überschätzt. Bei akutem Eisenmangel sollten zusätzlich Tabletten<br />

gegeben werden.<br />

"Das Gerücht vom vielen Eisen im Spinat ist schlicht durch einen Schreibfehler<br />

entstanden! Da ist einfach nur jemandem ein Komma verrutscht." Prof.<br />

Wolfgang Hiddemann, Lehrstuhl für Innere Medizin mit den Schwerpunkten für<br />

Hämatologie <strong>und</strong> Onkologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München<br />

Der Faktor Rauchen<br />

<strong>Blutbildung</strong>sstörungen gehören zu den wenigen Erkrankungen, auf die das<br />

Rauchen kaum negativen Einfluss hat.<br />

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Ausnahme: Wenn ein Raucher seine Lunge schon sehr weitgehend geschädigt<br />

hat, so dass sie nicht mehr genügend Sauerstoff aufnehmen kann, kann es zu<br />

einer kompensatorischen Überproduktion an roten Blutkörperchen kommen.<br />

Therapie<br />

Wenn Nährstoffmangel die Ursache für eine <strong>Blutbildung</strong>sstörung ist, kann<br />

dieser häufig durch eine Ernährungsumstellung behoben werden.<br />

Autoimmunerkrankung<br />

Es kann auch eine Autoimmunerkrankung vorliegen, durch die die<br />

Andockstellen im Darm blockiert werden, über die normalerweise etwa Vitamin<br />

B 12 aufgenommen wird. Was solche Reaktionen gegen das eigene<br />

Immunsystem auslöst, ist bislang noch weitgehend unklar. Ist ein solcher<br />

Defekt die Ursache einer <strong>Blutbildung</strong>sstörung, können die Betroffenen gut mit<br />

intramuskulären Vitamin B 12-Injektionen behandelt werden. Generell tritt durch<br />

Vitamin B 12-Mangel verursachte Blutarmut öfter bei Frauen auf.<br />

Blutuntersuchung für die Therapie<br />

Ein wichtiger Schritt bei der Feststellung einer Bluterkrankung ist ein Blutbild.<br />

Dabei werden verschiedenste Werte erhoben.<br />

- Entscheidend für die Diagnose einer <strong>Blutbildung</strong>sstörung<br />

ist zum einen die Verteilung der einzelnen Bestandteile<br />

(rote Blutkörperchen, weiße Blutkörperchen,<br />

Blutplättchen) im Blut. Auch Form, Größe <strong>und</strong><br />

Hämoglobin-Anteil der Blutkörperchen spielen eine<br />

Rolle. So weisen etwa zu große rote Blutkörperchen auf<br />

einen Vitamin B 12-Mangel hin.<br />

- Zum anderen sind die verschiedenen Nährstoffspiegel<br />

von Bedeutung, vor allen die Werte des frei im Blut<br />

zirkulierenden <strong>und</strong> des gespeicherten Eisens (Ferritin).<br />

Letzteres macht eine Aussage darüber möglich, ob zum<br />

Beispiel im Knochenmark oder Bindegewebe noch<br />

genug Eisen vorhanden ist, das mobilisiert werden kann.<br />

Medikamente müssen sein!<br />

Zur Bekämpfung einer <strong>Blutbildung</strong>sstörung ist die Einnahme von Medikamenten<br />

meist unvermeidlich. Welche Präparate eingenommen werden müssen, hängt<br />

von der Ursache der Erkrankung ab.<br />

Tabletten bei Eisenmangel<br />

Ist ein Eisenmangel für eine Blutarmut verantwortlich, müssen Eisentabletten<br />

verabreicht werden. Diese werden über einen längeren Zeitraum (mindestens<br />

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ein halbes Jahr) eingenommen, bis der Eisenspiegel wieder normal ist <strong>und</strong> die<br />

Ursache des Eisenmangels beseitigt ist.<br />

Spritzen bei Mangel von Vitamin B 12<br />

Liegt ein Mangel von Vitamin B 12 vor, wird dieser nicht mit Tabletten, sondern<br />

durch Injektionen in den Muskel ausgeglichen.<br />

Krankhaften Immunprozess durchbrechen<br />

Bei aplastischen Anämien bilden sich fälschlicherweise Antikörper gegen die<br />

Mutterzellen des Blutes. Dieser Prozess muss mit Hilfe von einem speziellen<br />

Immunglobulin, das verkehrt programmierte T-Zellen zerstört, durchbrochen<br />

werden.<br />

Eine 'neue' <strong>Blutbildung</strong><br />

Viele angeborene <strong>Blutbildung</strong>sstörungen, bei denen der Hämoglobingehalt im<br />

Blut nicht stimmt, sind nicht heilbar. Hier können den Betroffenen aber<br />

Bluttransfusionen Linderung verschaffen. Dabei werden jedoch nur die jeweils<br />

fehlenden Bestandteile des Blutes übertragen. Bei sehr schweren<br />

<strong>Blutbildung</strong>sstörungen (wie z.B. der aplastischen Anämie) kann eine<br />

Knochenmarktransplantation notwendig werden, durch die der betroffene<br />

Patient sozusagen eine 'neue' <strong>Blutbildung</strong> erhält. Das ist allerdings nur bei sehr<br />

schweren Verläufen der Fall.<br />

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