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Relativitätstheorie - physica.ch

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Eine kurze Einführung in<br />

die spezielle und allgemeine<br />

<strong>Relativitätstheorie</strong>


Inhaltsverzei<strong>ch</strong>nis<br />

16.1 Das Newtons<strong>ch</strong>e Relativitätsprinzip / Galilei – Transformation .................... 3<br />

16.2 Die Li<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>windigkeit .............................................................................. 3<br />

16.2.1 Galileo Galilei (1564-1642).................................................................... 3<br />

16.2.2 Ole Rømer (1644-1710) ........................................................................ 4<br />

16.2.3 James Bradley (1692-1762).................................................................. 5<br />

16.2.4 Hyppolite Fizeau (1819-1896)............................................................... 5<br />

16.2.5 Léon Foucault (1819-1868)................................................................... 7<br />

16.2.6 Versu<strong>ch</strong>saufbau (S<strong>ch</strong>ulexperiment) ...................................................... 7<br />

16.3 Die Äthertheorie ........................................................................................... 9<br />

16.3.1 Albert Mi<strong>ch</strong>elson (1852-1931) und Edward Morley (1838-1923)........... 9<br />

16.4 Die spezielle <strong>Relativitätstheorie</strong> ................................................................. 11<br />

16.4.1 Die Lorentz – Transformation.......... Fehler! Textmarke ni<strong>ch</strong>t definiert.<br />

16.4.2 Zeitdilatation.................................... Fehler! Textmarke ni<strong>ch</strong>t definiert.<br />

16.4.3 Längenkontraktion............................................................................... 13<br />

16.4.4 Die Ges<strong>ch</strong>windigkeitstransformation ................................................... 14<br />

16.4.5 Relativistis<strong>ch</strong>e Massenzunahme......................................................... 15<br />

16.4.6 Äquivalenz von Masse und Energie .................................................... 18<br />

16.5 Gedanken zur allgemeinen <strong>Relativitätstheorie</strong> ........................................... 19<br />

16.5.1 Einsteins<strong>ch</strong>e Äquivalenzprinzip........................................................... 19<br />

16.5.2 Effekte................................................................................................. 20<br />

16.6 Aufgaben.................................................................................................... 22<br />

16.7 Lösungen ................................................................................................... 23<br />

16.8 Anhang....................................................................................................... 25<br />

16.8.1 Einsteins Originalpublikation aus dem Jahre 1905 zur<br />

<strong>Relativitätstheorie</strong> (Annalen der Physik)............................................................ 25<br />

Kantonss<strong>ch</strong>ule Solothurn, Reto Basler Stotzer 2


16.1 Das Newtons<strong>ch</strong>e Relativitätsprinzip / Galilei – Transformation<br />

Stellen wir uns die Frage, wer oder was bewegt si<strong>ch</strong> eigentli<strong>ch</strong>, wenn si<strong>ch</strong> ein Körper<br />

gegenüber einem anderen bewegt. Galileo Galilei hat diese Frage sehr kurz beantwortet:<br />

Beide Körper bewegen si<strong>ch</strong> immer „relativ“ zueinander. Dies soll an einem<br />

Beispiel erläutert werden. Fährt ein Zug an einem Bahnsteig vorüber, so fährt dieser<br />

aus der Si<strong>ch</strong>te der Leute auf dem Bahnsteig an ihnen vorbei. Für die Fahrgäste im<br />

Zug hingegen bewegt si<strong>ch</strong> der Bahnsteig mit den Wartenden an ihnen vorbei. Dies<br />

tönt eigentli<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>t simpel, hat aber eine grosse Tragweite. Es heisst ni<strong>ch</strong>ts anderes,<br />

als dass jeder für si<strong>ch</strong> behaupten kann, dass er selbst ruhend ist und si<strong>ch</strong> die<br />

anderen bewegen. Stellen wir uns nun vor, dass si<strong>ch</strong> der Zug (Bezugssystem Zug)<br />

mit konstanter Ges<strong>ch</strong>windigkeit fortbewegt. Dass er konstanter Ges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

fährt, ist eine Notwendigkeit: Ansonsten würden die Fahrgäste und alle Körper im<br />

Zug eine für sie ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong>vollziehbare Bes<strong>ch</strong>leunigung erfahren und das erste Newtons<strong>ch</strong>e<br />

Axiom würde ni<strong>ch</strong>t mehr gelten. Bezugssysteme, in wel<strong>ch</strong>en das erste Newtons<strong>ch</strong>e<br />

Axiom gilt, nennt man Inertialsysteme. Im Zug (wir sagen ihm nun Inertialsystem<br />

Zug) ma<strong>ch</strong>en Physiker Experimente mit einem fallenden Ball, um die Fallbes<strong>ch</strong>leunigung<br />

zu ermitteln. Das glei<strong>ch</strong>e Experiment ma<strong>ch</strong>t eine zweite Gruppe Physiker<br />

auf dem Bahnsteig (Inertialsystem Bahnsteig). Beide Gruppen werden für die<br />

Fallbes<strong>ch</strong>leunigung den glei<strong>ch</strong>en Wert erhalten. Keines der beiden Inertialsysteme ist<br />

gegenüber dem anderen ausgezei<strong>ch</strong>net. In beiden gelten dieselben physikalis<strong>ch</strong>en<br />

Gesetze.<br />

Der zweite wi<strong>ch</strong>tige Punkt des Galileis<strong>ch</strong>en Relativitätsprinzips ist die Addierbarkeit<br />

von Ges<strong>ch</strong>windigkeiten (Additionsprinzip). Bewegen si<strong>ch</strong> zwei Autos mit 50 km/h und<br />

80 km/h aufeinander zu, so bewegen si<strong>ch</strong> relativ zum jeweils anderen Fahrzeug mit<br />

einer Ges<strong>ch</strong>windigkeit von 130 km/h. Geht ein S<strong>ch</strong>affner (falls es ihn denn no<strong>ch</strong> gibt)<br />

in einem Zug, wel<strong>ch</strong>er mit 100 km/h unterwegs ist, in Fahrri<strong>ch</strong>tung mit 5 km/h, so<br />

bewegt er si<strong>ch</strong> von aussen gesehen mit einer Ges<strong>ch</strong>windigkeit von 105 km/h. Dieses<br />

(einleu<strong>ch</strong>tende) Re<strong>ch</strong>enverfahren ist als Galilei – Transformation bekannt.<br />

Diese Ergebnisse fasst man im Newtons<strong>ch</strong>en Relativitätsprinzip zusammen:<br />

• Raum und Zeit sind absolut<br />

• Alle relativ zu einem Inertialsystem glei<strong>ch</strong>förmig bewegten Bezugssysteme sind<br />

ebenfalls Inertialsysteme und im Rahmen der Newtons<strong>ch</strong>en Me<strong>ch</strong>anik glei<strong>ch</strong>wertig.<br />

Dieses Prinzip war Galilei, na<strong>ch</strong> ihm Newton und anderen Wissens<strong>ch</strong>aftlern seit dem<br />

17. Jahrhundert bekannt. Es wurde erst in Frage gestellt, als gegen Ende des 19.<br />

Jahrhunderts die Vermutung aufkam, dass si<strong>ch</strong> ein absolutes Bezugssystem finden<br />

lasse.<br />

16.2 Die Li<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

16.2.1 Galileo Galilei (1564-1642)<br />

Bereits Galileo Galilei wollte die Li<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>windigkeit messen, weil er der Ansi<strong>ch</strong>t<br />

war, dass es si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mit unendli<strong>ch</strong>er Ges<strong>ch</strong>windigkeit ausbreite. Er stellte si<strong>ch</strong> dazu<br />

1638 eines Na<strong>ch</strong>ts, mit einer Laterne bewaffnet auf einen Hügel. Sein Assistent<br />

ma<strong>ch</strong>te dasselbe auf einem etwa 1km entfernten Hügel. Galilei liess seine Laterne<br />

kurz aufleu<strong>ch</strong>ten. In dem Moment, wo der Assistent Galileos Laterne wahrnahm,<br />

liess er ebenfalls seine Laterne aufblitzen. Galileo mass nun die Zeit, wel<strong>ch</strong>e seit<br />

Kantonss<strong>ch</strong>ule Solothurn, Reto Basler Stotzer 3


dem Aufleu<strong>ch</strong>ten seiner eigenen<br />

Lampe vergangen<br />

war und dem Zeitpunkt, zu<br />

dem er die Laterne seines<br />

Assistenten aufleu<strong>ch</strong>ten<br />

sah. Aus dieser Laufzeitdifferenz<br />

und der örtli<strong>ch</strong>en Distanz<br />

wollte er die Li<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

bere<strong>ch</strong>nen.<br />

Quelle: www.iap.uni-bonn.de<br />

Dies gelang ihm ni<strong>ch</strong>t (heute<br />

wissen wir warum), er kam aber zum S<strong>ch</strong>luss, dass die Li<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>windigkeit sehr<br />

gross sein muss.<br />

16.2.2 Ole Rømer (1644-1710)<br />

Im 17. Jahrhundert war die Zeitbestimmung für die<br />

Orientierung auf hoher See eine grosse Herausforderung.<br />

Dazu legte der französis<strong>ch</strong>e Astronom<br />

Giovanni Domenico Cassini, Direktor der Pariser<br />

Sternwarte, die Verfinsterung der Jupitermonde in<br />

Zeittafeln nieder. Das Jupitersystem war für Giovanni<br />

Domenico Cassini ein Miniaturabbild des<br />

ganzen Planetensystems, und die ständig variierenden<br />

Konstellationen von Jupiter mit seinen<br />

Monden galten ihm als Beispiel für das Verhalten<br />

der Planeten. Es ist verständli<strong>ch</strong>, dass die Bahnbewegung<br />

dieser Monde sorgfältig studiert wurde.<br />

Quelle: www.wissens<strong>ch</strong>aft.de<br />

Neben unserem Erdmond gehören die vier Galileis<strong>ch</strong>en<br />

Monde des Jupiter mit Si<strong>ch</strong>erheit zu den<br />

bekanntesten Monden im Sonnensystem. Es sind au<strong>ch</strong> die vier grössten Jupitermonde:<br />

Io, Europa, Ganymed und Kallisto, benannt na<strong>ch</strong> den vier Geliebten des Göttervaters<br />

Zeus, der bei den Römern Jupiter heisst.<br />

Entdeckt wurden die Monde 1610 von Galileo Galilei, der ihre Bewegungen um Jupiter<br />

als Modellfall und Bestätigung dafür ansah, dass die Planeten um die Sonne laufen.<br />

Als si<strong>ch</strong> aber der dänis<strong>ch</strong>e Astronom<br />

Ole Römer um 1675 daranma<strong>ch</strong>te, zur<br />

Verbesserung dieser Zeittafeln die Satelliten<br />

no<strong>ch</strong>mals zu beoba<strong>ch</strong>ten, stellte er<br />

merkwürdige Abwei<strong>ch</strong>ungen fest. Wenn<br />

die Erde dem Jupiter am nä<strong>ch</strong>sten war,<br />

stimmte alles vorzügli<strong>ch</strong>, do<strong>ch</strong> im Laufe<br />

des nä<strong>ch</strong>sten halben Jahres „ging Jupiter<br />

na<strong>ch</strong>". S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> lief sein Mond fast<br />

1000 Sekunden zu spät dur<strong>ch</strong> den dunklen<br />

S<strong>ch</strong>atten des Planeten. Römer ma<strong>ch</strong>te<br />

si<strong>ch</strong> auf Fehlersu<strong>ch</strong>e und prüfte die<br />

Seltener Anblick von Io und dessen<br />

S<strong>ch</strong>atten auf Jupiter.<br />

Quelle: http://hubblesite.org<br />

Tabellen. Mittlerweile verging wieder ein<br />

halbes Jahr, und - wel<strong>ch</strong>e Überras<strong>ch</strong>ung<br />

- die Jupiteruhr ging so genau als wäre<br />

ni<strong>ch</strong>ts gewesen.<br />

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Nun liegen die Bahnen der Erde und der Jupitermonde fast in der glei<strong>ch</strong>en Ebene, so<br />

dass Römer mit einer einfa<strong>ch</strong>en Messung auskam: Er bestimmte zweimal im Jahr die<br />

Zeiten, zu denen ein Mond hinter dem Jupiter vers<strong>ch</strong>wand (oder auf der anderen Seite<br />

wieder auftau<strong>ch</strong>te) und stellte fest, dass si<strong>ch</strong> die Finsternistermine wegen des<br />

grösseren Abstands Jupiter - Erde um 15 bis 20 Minuten vers<strong>ch</strong>oben. Rømer interpretierte<br />

dieses Ergebnis mit einer endli<strong>ch</strong>en Ausbreitungsges<strong>ch</strong>windigkeit des Li<strong>ch</strong>tes:<br />

Befindet si<strong>ch</strong> die Erde weiter weg vom Jupiter (in Rømers Experiment ein Erdbahndur<strong>ch</strong>messer),<br />

so trifft das Li<strong>ch</strong>t mit einer Verzögerung von 22 Minuten ein –<br />

genau die Zeit, die das Li<strong>ch</strong>t benötigt, um die Strecke eines Erdbahndur<strong>ch</strong>messers<br />

zu dur<strong>ch</strong>laufen.<br />

Rømer selbst hätte die Li<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>windigkeit bere<strong>ch</strong>nen können. Als Mitarbeiter von<br />

Giovanni Domenico Cassini hatte er Zugang zum Abstand Erde – Sonne. Er tat es<br />

aber ni<strong>ch</strong>t (Cassini war der Ansi<strong>ch</strong>t, dass si<strong>ch</strong> Li<strong>ch</strong>t augenblickli<strong>ch</strong> ausbreite). Rømer<br />

spri<strong>ch</strong>t in seiner Arbeit ledigli<strong>ch</strong> von „Verzögerung“, um auf die endli<strong>ch</strong>e Ausbreitungsges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

von Li<strong>ch</strong>t hinzuweisen.<br />

Erst Christian Huygens bere<strong>ch</strong>nete 1678 mit Rømers Werten die Li<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>windigkeit.<br />

16.2.3 James Bradley (1692-1762)<br />

Eine andere astronomis<strong>ch</strong>e Beoba<strong>ch</strong>tung, wel<strong>ch</strong>e<br />

Rücks<strong>ch</strong>lüsse auf die Ges<strong>ch</strong>windigkeit des Li<strong>ch</strong>ts<br />

zuliess, ma<strong>ch</strong>te James Bradley im Jahre 1728. Er<br />

stellte fest, dass Sterne, wel<strong>ch</strong>e er dur<strong>ch</strong> ein Teleskop<br />

betra<strong>ch</strong>ten wollte, ni<strong>ch</strong>t mehr in ihrer mit dem<br />

Auge wahrgenommenen Position zu befinden<br />

s<strong>ch</strong>ienen. Er musste die Neigung des Fernrohres<br />

ein wenig korrigieren. Der Grund dafür musste sein,<br />

dass si<strong>ch</strong> das Fernrohr (bzw. die Erde) während der<br />

Zeit, die ein Li<strong>ch</strong>tstrahl von der Linse bis zum Okular<br />

brau<strong>ch</strong>t, ein wenig weiterbewegt. Bradley mass den<br />

Korrekturwinkel und bestimmte mit Hilfe des Wertes<br />

für die Li<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>windigkeit von Rømer die Bahnges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

der Erde.<br />

16.2.4 Hyppolite Fizeau (1819-1896)<br />

Die erste Messung der Li<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>windigkeit auf der<br />

Erde (terrestris<strong>ch</strong>e Methode) gelang im Jahre 1848<br />

Hippolyte Fizeau (1819 - 1896) in Paris. Er liess das<br />

Li<strong>ch</strong>t auf einer fast 9 km langen Strecke laufen (siehe<br />

unten). Die Unterbre<strong>ch</strong>ung des Li<strong>ch</strong>tes - d.h. die<br />

Quelle: www.wikipedia.org<br />

Publiziert unter der GFDL<br />

Erzeugung von kurzen Li<strong>ch</strong>tblitzen - erfolgte dur<strong>ch</strong> ein si<strong>ch</strong> drehendes Zahnrad mit<br />

720 Zähnen (man bea<strong>ch</strong>te den te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Forts<strong>ch</strong>ritt im Verglei<strong>ch</strong> zur Zeit Galileos,<br />

als man die Li<strong>ch</strong>tunterbre<strong>ch</strong>ung mit der Abdunkelung von Laternen versu<strong>ch</strong>te).<br />

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Dreht si<strong>ch</strong> das Zahnrad ni<strong>ch</strong>t oder<br />

nur sehr langsam, so kann das<br />

Li<strong>ch</strong>t, wel<strong>ch</strong>es von der Quelle über<br />

den halbdur<strong>ch</strong>lässigen Spiegel<br />

dur<strong>ch</strong> eine Zahnradlücke zum entfernten<br />

Spiegel läuft, ins Auge des<br />

Beoba<strong>ch</strong>ters gelangen, da das<br />

Li<strong>ch</strong>t so s<strong>ch</strong>nell ist, dass es beim<br />

Rücklauf no<strong>ch</strong> die glei<strong>ch</strong>e Lücke<br />

passieren kann. Jeder Li<strong>ch</strong>tblitz<br />

gelangt also ins Auge des Beoba<strong>ch</strong>ters,<br />

der bei sehr langsamer Quelle: www.leifiphysik.de<br />

Zahnraddrehung die Lampe im<br />

Takt der Zahnfolge aufblitzen sieht. Bei s<strong>ch</strong>neller Umdrehung kommt unser Auge bei<br />

den Hell-Dunkel-We<strong>ch</strong>seln ni<strong>ch</strong>t mehr mit, es sieht eine "mittlere" Helligkeit.<br />

Erhöht man die Drehges<strong>ch</strong>windigkeit des Zahnrades, so tritt der Fall ein, dass das<br />

vom entfernten Spiegel reflektierte Li<strong>ch</strong>t auf den Zahn trifft, wel<strong>ch</strong>er auf die Lücke<br />

folgt, dur<strong>ch</strong> die das Li<strong>ch</strong>t beim Hinweg lief. Der Beoba<strong>ch</strong>ter stellt nun Dunkelheit fest.<br />

Dies war bei 12,6 Umdrehungen pro Sekunde der Fall.<br />

Fizeau s<strong>ch</strong>reibt selber:<br />

"Das erste Fernrohr befand si<strong>ch</strong><br />

im Belvedere eines zu Suresnes<br />

gelegenen Hauses, das andere<br />

auf der Höhe des Montmartre, in<br />

einer Entfernung von beiläufig<br />

8633 Metern. Die S<strong>ch</strong>eibe mit<br />

siebenhundert Zähnen versehen,<br />

ward von einem dur<strong>ch</strong> Gewi<strong>ch</strong>te<br />

getriebenen Räderwerk,<br />

das Hr. Fromet angefertigt hat,<br />

in Bewegung gesetzt, und mittelst<br />

eines Zählers die Umdrehungsges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

gemessen.<br />

Das Li<strong>ch</strong>t war das einer<br />

Lampe von grosser Helligkeit.<br />

Diese ersten Versu<strong>ch</strong>e lieferten<br />

für die Ges<strong>ch</strong>windigkeit des<br />

Li<strong>ch</strong>tes einen Werth, der wenig von dem von den Astronomen angenommenen abwei<strong>ch</strong>t.<br />

Das Mittel aus 28 bisher angestellten Beoba<strong>ch</strong>tungen, gab nämli<strong>ch</strong> diesen<br />

Werth zu 70948 Lieus [Meilen], von 25 auf den Grad".<br />

"Annalen der Physik und Chemie 79 (1850) S. 167 ff.“<br />

Das entspra<strong>ch</strong> einem Wert der Li<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>windigkeit von 313400 km/s, also einem<br />

ca. 5% zu hohen Wert.<br />

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16.2.5 Léon Foucault (1819-1868)<br />

Léon Foucault hat 1850 die Li<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>windigkeit, die heute als c = 299792458,0 m/s<br />

definiert ist, mit einer zu seiner Zeit hohen Genauigkeit gemessen. Obwohl Fizeau<br />

kurz zuvor mit seinem legendären Zahnradexperiment einen ersten Wert für c<br />

gefunden hatte, gilt das Foucault-Experiment als überragend.<br />

Grundgedanke der Methode von Foucault zur Bestimmung der Li<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>windigkeit:<br />

Ein Li<strong>ch</strong>tstrahl wird von einer Li<strong>ch</strong>tquelle (im unserem Experiment ein Laser) auf<br />

einen ebenen Drehspiegel gesendet.<br />

Dieser Drehspiegel lenkt den Li<strong>ch</strong>tstrahl dur<strong>ch</strong> eine Linse ( f = 5000 mm) auf einen<br />

Umlenkspiegel und dieser auf einen Endspiegel.<br />

Die Linse bildet in einer symmetris<strong>ch</strong>en Abbildung (2f - 2f – Abbildung) die Strahltallie<br />

(waist) des Lasers auf den Endspiegel und von dort wieder zurück auf den<br />

S<strong>ch</strong>irm ab. Ohne Linse würde der Strahl aufgrund seiner natürli<strong>ch</strong>en Divergenz<br />

immer grösser und eine genaue Messung dadur<strong>ch</strong> verunmögli<strong>ch</strong>t.<br />

Der Endspiegel ist so justiert, dass der Li<strong>ch</strong>tstrahl den selben Weg zurückläuft bis<br />

auf den Drehspiegel, der si<strong>ch</strong> in der Zwis<strong>ch</strong>enzeit weitergedreht hat.<br />

Vom Drehspiegel an ergibt si<strong>ch</strong> also für den rücklaufenden Strahl eine lei<strong>ch</strong>te<br />

Winkelabwei<strong>ch</strong>ung um den doppelten Drehwinkel des Drehspiegels.<br />

Um diese Abwei<strong>ch</strong>ung si<strong>ch</strong>tbar zu ma<strong>ch</strong>en, wird der rücklaufende Strahl dur<strong>ch</strong><br />

den Strahlteiler (eine bes<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tete Glasplatte mit 50% Reflektivität) auf einen<br />

Matts<strong>ch</strong>irm umgelenkt, wo si<strong>ch</strong> eine seitli<strong>ch</strong>e Vers<strong>ch</strong>iebung des Laserstrahls bei<br />

laufendem Drehspiegel feststellen lässt.<br />

Aufgrund der gemessenen Vers<strong>ch</strong>iebung lässt si<strong>ch</strong> mit den na<strong>ch</strong>folgenden<br />

Überlegungen die Li<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>windigkeit bere<strong>ch</strong>nen.<br />

16.2.6 Versu<strong>ch</strong>saufbau (S<strong>ch</strong>ulexperiment)<br />

Kantonss<strong>ch</strong>ule Solothurn, Reto Basler Stotzer 7


16.2.6.1 Auswertung: Bere<strong>ch</strong>nung von c aus den Messdaten<br />

Zur Auswertung des Experimentes<br />

benötigen wir als erstes den Li<strong>ch</strong>tweg<br />

l, den das Li<strong>ch</strong>t zwis<strong>ch</strong>en Drehspiegel<br />

und Endspiegel (hin und zurück)<br />

zurücklegt.<br />

In unserem Experiment gilt:<br />

2 l = c ⋅ ∆t<br />

= 30 m ( 1 )<br />

c<br />

In der Zeit ∆ t = dreht si<strong>ch</strong> der<br />

2l<br />

Drehspiegel um den Winkel ∆α weiter, womit der Strahl um den Winkel 2⋅∆α aus<br />

seiner ursprüngli<strong>ch</strong>en Ri<strong>ch</strong>tung abgelenkt wird. Bea<strong>ch</strong>te, dass ∆α der Winkel<br />

zwis<strong>ch</strong>en Lot und einfallendem bzw. ausfallendem Strahl ist.<br />

Die Distanz zwis<strong>ch</strong>en Drehspiegel und Matts<strong>ch</strong>irm sei a (s. Abbildung oben re<strong>ch</strong>ts),<br />

die Vers<strong>ch</strong>iebung auf der Matts<strong>ch</strong>eibe sei ∆x, dann gilt:<br />

∆x<br />

a<br />

∆x<br />

= 2 ⋅ ∆α ⇒ ∆α<br />

=<br />

( 2 )<br />

2 ⋅ a<br />

Rotiert der Drehspiegel mit der Frequenz f, so gilt unter Verwendung von<br />

Glei<strong>ch</strong>ungen ( 1 ) und ( 2 ) für die Winkelges<strong>ch</strong>windigkeit ω:<br />

∆α<br />

∆x<br />

⋅ c<br />

ω = 2π<br />

⋅ f = =<br />

( 3 )<br />

∆t<br />

2 ⋅ a ⋅ 2l<br />

Glei<strong>ch</strong>ung ( 3 ) lässt si<strong>ch</strong> nun na<strong>ch</strong> c auflösen und wir erhalten:<br />

⋅ f ⋅ a ⋅ l<br />

c = 8 π<br />

( 4 )<br />

∆x<br />

16.2.6.2 Experimentdur<strong>ch</strong>führung<br />

Bestimmen Sie die exakten Distanzen sowie die Frequenz des Drehspiegels im<br />

aufgebauten S<strong>ch</strong>ulexperiment und bere<strong>ch</strong>ne aus den Messdaten die<br />

Li<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>windigkeit.<br />

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16.3 Die Äthertheorie<br />

Mehr als 200 Jahre lang beherrs<strong>ch</strong>t die Me<strong>ch</strong>anik, wie Newton sie formulierte, die<br />

Physik und prägt damit das Weltbild. Erst im 19. Jahrhundert beginnt sie zu wanken.<br />

Neuerdings glauben die Anhänger der Thermodynamik alle Beoba<strong>ch</strong>tungen mit dem<br />

Begriff der Energie erklären zu können. Daneben gibt es das Gebiet der Elektrodynamik.<br />

Dessen Anhänger deuten das Ges<strong>ch</strong>ehen der Welt mit der Theorie des Elektromagnetismus<br />

und den darin vorkommenden Feldern. Es tobt also ein Kampf der<br />

„Weltbilder“ zu diesem Zeitpunkt.<br />

Hendrik Lorentz hat 1885 die Theorie des Elektromagnetismus von James Clerk<br />

Maxwell erweitert. Diese erklärt alle magnetis<strong>ch</strong>en, elektris<strong>ch</strong>en und optis<strong>ch</strong>en Ers<strong>ch</strong>einungen<br />

in einheitli<strong>ch</strong>er Art und Weise. Wie s<strong>ch</strong>on vers<strong>ch</strong>iedene Physiker vor<br />

ihm geht Lorentz von der Annahme eines Äthers aus. Diese Hilfskonstruktion führten<br />

die Physiker in ihren Theorien ein, um die Bewegung des Li<strong>ch</strong>tes und anderer elektromagnetis<strong>ch</strong>er<br />

Wellen als me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>en Vorgang erklären zu können. Dieser Äther,<br />

ein masseloser, starrer Stoff, sollte den gesamten Raum einnehmen und alle Körper<br />

dur<strong>ch</strong>dringen.<br />

16.3.1 Albert Mi<strong>ch</strong>elson (1852-1931) und Edward Morley (1838-1923)<br />

Da der Äther alles dur<strong>ch</strong>dringen sollte, müsste si<strong>ch</strong> do<strong>ch</strong> die Bewegung der Erde<br />

dur<strong>ch</strong> den Äther bemerkbar ma<strong>ch</strong>en. Das Li<strong>ch</strong>t müsste, je na<strong>ch</strong>dem ob es ihn Flug<br />

oder gegen die Flugri<strong>ch</strong>tung der Erde ausgesendet wird, einen „Rückenwind“ oder<br />

einen „Gegenwind“ verspüren. Man müsste also dur<strong>ch</strong> geeignete Experimente in der<br />

Lage sein, unters<strong>ch</strong>iede in der Li<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>windigkeit festzustellen. Je na<strong>ch</strong>dem, in<br />

wel<strong>ch</strong>e Ri<strong>ch</strong>tung si<strong>ch</strong> das Li<strong>ch</strong>t auf der Erde ausbreitet. Genau dies haben Mi<strong>ch</strong>elson<br />

und Morley versu<strong>ch</strong>t.<br />

Sie bauten dazu ein Interferometer<br />

auf. Li<strong>ch</strong>t aus der Li<strong>ch</strong>tquelle<br />

L trifft auf eine halbdur<strong>ch</strong>lässig<br />

verspiegelte Glasplatte<br />

G. Dort wird es in einen<br />

dur<strong>ch</strong>gehenden und einen reflektierten<br />

Strahl glei<strong>ch</strong>er Helligkeit<br />

geteilt. Beide Strahlen<br />

legen re<strong>ch</strong>twinklig zueinander<br />

dieselbe Entfernung l zurück<br />

und werden dann jeweils von<br />

den Spiegeln S 1 und S 2 zurück<br />

na<strong>ch</strong> G reflektiert. Dort werden<br />

sie beide teils hindur<strong>ch</strong>gelassen<br />

und teils reflektiert.<br />

Im Punkt P beoba<strong>ch</strong>tet man die<br />

Interferenz der beiden Li<strong>ch</strong>twellen,<br />

die die glei<strong>ch</strong> langen Wege<br />

LGS 1 GP und LGS 2 GP zurückgelegt<br />

haben. Ein Interferenzmaximum<br />

tritt auf, wenn beide Wellen glei<strong>ch</strong>phasig ankommen, ein Interferenzminimum,<br />

wenn sie gegenphasig ankommen.<br />

Kantonss<strong>ch</strong>ule Solothurn, Reto Basler Stotzer 9


Wenn si<strong>ch</strong> die Laufzeiten auf beiden Wegen nur um eine halbe S<strong>ch</strong>wingungsperiode<br />

der Li<strong>ch</strong>twelle unters<strong>ch</strong>eiden, lässt si<strong>ch</strong> dies im Interferenzbild bereits erkennen. Sol<strong>ch</strong>e<br />

Laufzeitunters<strong>ch</strong>iede sind bei hinrei<strong>ch</strong>ender Armlänge l wegen der Bewegung<br />

der Erde dur<strong>ch</strong> den Äther zu erwarten.<br />

Vorausgesetzt, dass der Äther existiert, gelten folgende Überlegungen: Der ruhende<br />

Äther stellt ein absolutes Bezugssystem dar. In ihm breitet si<strong>ch</strong> das Li<strong>ch</strong>t in jeder<br />

Ri<strong>ch</strong>tung mit derselben Ges<strong>ch</strong>windigkeit c = 3.00⋅10 8 m/s aus, ni<strong>ch</strong>t aber in Bezugssystemen,<br />

die si<strong>ch</strong> relativ zum Äther glei<strong>ch</strong>förmig bewegen.<br />

Nehmen wir an, die Erde und mit<br />

ihr der obige Versu<strong>ch</strong>saufbau<br />

(Mi<strong>ch</strong>elson-Interferometer) bewegen<br />

si<strong>ch</strong> im Äther mit der Ges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

v von links na<strong>ch</strong><br />

re<strong>ch</strong>ts. Dann bewegt si<strong>ch</strong> der Ä-<br />

ther – vom Bezugssystem der<br />

Erde aus gesehen – mit der Ges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

v von re<strong>ch</strong>ts na<strong>ch</strong><br />

links (am besten stellt man si<strong>ch</strong><br />

einen "Ätherwind" vom Betrag v<br />

in Pfeilri<strong>ch</strong>tung → vor).<br />

Die Li<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>windigkeit in diesem<br />

irdis<strong>ch</strong>en Bezugssystem ist<br />

dann ni<strong>ch</strong>t mehr in alle Ri<strong>ch</strong>tungen<br />

glei<strong>ch</strong> c, sondern bere<strong>ch</strong>net<br />

si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> vektorielle Addition<br />

von c und v. Auf dem Weg vom Strahlteiler G na<strong>ch</strong> S 1 beträgt die Li<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

c – v, auf dem Rückweg c + v.<br />

Wenn man das Interferometer dreht, sollte bei irgend einer Stellung tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> die<br />

obige Annahme erfüllt und GS 1 parallel zur Bewegungsri<strong>ch</strong>tung der Erde dur<strong>ch</strong> den<br />

Äther sein.<br />

Es gelang Mi<strong>ch</strong>elson und seinem Kollegen Edward Morley im Jahre 1886 aber ni<strong>ch</strong>t<br />

au<strong>ch</strong> nur den geringsten Laufzeitunters<strong>ch</strong>ied ∆t zu messen. Dur<strong>ch</strong> andere Experimente<br />

konnte die Mögli<strong>ch</strong>keit eindeutig ausges<strong>ch</strong>lossen werden, dass die Erde den<br />

Äther mit si<strong>ch</strong> zieht und daher die Relativges<strong>ch</strong>windigkeit an der Erdoberflä<strong>ch</strong>e v = 0<br />

ist.<br />

Hendrik Lorentz glaubt fest an die Existenz des Li<strong>ch</strong>tmediums. Um die Theorie des<br />

Äthers zu retten, nimmt er einfa<strong>ch</strong> an, dass si<strong>ch</strong> Gegenstände bei hoher Ges<strong>ch</strong>windigkeiten<br />

dur<strong>ch</strong> die Wirkung des Ätherwindes me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong> zusammenziehen. Dur<strong>ch</strong><br />

diese Kontraktionshypothese kann er sämtli<strong>ch</strong>e Versu<strong>ch</strong>sergebnisse erklären und<br />

rettet damit die Äthertheorie.<br />

Es gibt aber einen weiteren Widerspru<strong>ch</strong>: Lorentz hat mit seinem ruhenden Äther ein<br />

bevorzugtes Bezugssystem ges<strong>ch</strong>affen, gegenüber dem si<strong>ch</strong> alle anderen bewegen.<br />

Dies widerspri<strong>ch</strong>t aber dem Newtons<strong>ch</strong>en Relativitätsprinzip.<br />

Kantonss<strong>ch</strong>ule Solothurn, Reto Basler Stotzer 10


16.4 Die spezielle <strong>Relativitätstheorie</strong><br />

Sämtli<strong>ch</strong>e Diskrepanzen zwis<strong>ch</strong>en Theorie und Praxis lösen si<strong>ch</strong> 1905. Albert Einstein<br />

kam aufgrund der Experimente seiner Kollegen zum S<strong>ch</strong>luss, dass die Li<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

eine absolute Grösse sein musste. Damit warf er die Äthertheorie<br />

komplett über Bord. Ein Problem aber blieb: Wenn die Li<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>windigkeit im Vakuum<br />

konstant ist, so wäre das Newtons<strong>ch</strong>e Relativitätsprinzip verletzt. Dieses sieht<br />

er aber als unabdingbar für die Physik. Einstein hadert lange mit diesen Widersprü<strong>ch</strong>en.<br />

S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> sieht er nur einen Ausweg. Er nimmt Zeit und Raum ihre Absolutheit.<br />

Kurz: Es gibt keinen Augenblick für die ganze Welt, der „Jetzt“ genannt werden<br />

könnte.<br />

Einsteins Postulate, die die Welt veränderten, lauten<br />

• Die Li<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>windigkeit c im Vakuum hat für jedes Inertialsystem<br />

denselben Wert 1 .<br />

• Die Naturgesetze nehmen in allen Inertialsystemen die glei<strong>ch</strong>e Form<br />

an.<br />

16.5 Die Zeitdilatation<br />

Eine der Folgen dieser zwei Postulate lässt si<strong>ch</strong> anhand einer “Li<strong>ch</strong>tuhr“ zeigen. Eine<br />

Li<strong>ch</strong>tuhr ist eine Vorri<strong>ch</strong>tung, in der ein Photon ständig zwis<strong>ch</strong>en zwei Spiegeln hinund<br />

herpendelt. Für einen Beoba<strong>ch</strong>ter, der si<strong>ch</strong> im Bezugssystem der Uhr befindet,<br />

sieht die Situation aus wie in der Abbildung a). Bewegt si<strong>ch</strong> das Bezugssystem der<br />

Li<strong>ch</strong>tuhr dagegen an einem ruhenden Beoba<strong>ch</strong>ter mit der Ges<strong>ch</strong>windigkeit v vorbei,<br />

so stellt si<strong>ch</strong> die Sa<strong>ch</strong>e dar wie in der Abbildung b) gezeigt.<br />

Dies hat aber drastis<strong>ch</strong>e Konsequenzen, wie wir glei<strong>ch</strong> zeigen werden. Für den Beoba<strong>ch</strong>ter<br />

im Bezugssystem der Uhr dauert der Zeitabs<strong>ch</strong>nitt für ein hin- und herpendeln<br />

∆ tE<br />

= . Für den ruhenden Beoba<strong>ch</strong>ter, an dem die Li<strong>ch</strong>tuhr vorbeifliegt, dauert<br />

2d<br />

c<br />

1 Heute ist die Li<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>windigkeit definiert zu 299’792’458.0 m/s.<br />

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2 ⎛ 1<br />

2<br />

⎞<br />

2· d + ⎜ v∆t<br />

⎟<br />

2l<br />

⎝ 2 ⎠<br />

der Zeitabs<strong>ch</strong>nitt ∆ t = = . Kombinieren wir beide Glei<strong>ch</strong>ungen und<br />

c c<br />

lösen na<strong>ch</strong> ∆ t auf, so erhalten wir<br />

∆t ∆ t = E<br />

2<br />

v<br />

1−<br />

2<br />

c<br />

Ist die Li<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>windigkeit in beiden Bezugssystemen gemäss den Einsteins<strong>ch</strong>en<br />

Postulaten glei<strong>ch</strong> gross, so unters<strong>ch</strong>eiden si<strong>ch</strong> die Zeitintervalle ∆ t und ∆tbewegt<br />

um einen Faktor<br />

γ =<br />

1<br />

2<br />

1−<br />

v 2<br />

c<br />

Ereignis unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong> lange! Dies ist ein sensationelles Ergebnis – ist damit die<br />

Zeit do<strong>ch</strong> ihrer Absolutheit beraubt worden!<br />

ruhend<br />

. Für die zwei Beoba<strong>ch</strong>ten dauert also ein und dasselbe<br />

Eine mit der Ges<strong>ch</strong>windigkeit v bewegte Uhr geht um den Faktor<br />

1<br />

γ = langsamer als in ihrem Ruhesystem.<br />

1−<br />

v c<br />

2<br />

2<br />

16.5.1 Beispiel (Der Myonen erster Teil)<br />

Die Vorhersage der Zeitdilatation war das sensationellste Ergebnis der <strong>Relativitätstheorie</strong>.<br />

Die Messung der Zeitdilatation erwies si<strong>ch</strong> aber zunä<strong>ch</strong>st als überaus<br />

s<strong>ch</strong>wierig und gelang erstmals im Jahre 1938 den beiden amerikanis<strong>ch</strong>en Physikern<br />

Ives und Stillwell.<br />

Heute wird die Zeitdilatation in vielen<br />

Experimenten der "Elementartell<strong>ch</strong>enphysik"<br />

gemessen. Als Beispiel<br />

betra<strong>ch</strong>ten wir ein Experiment, wel<strong>ch</strong>es<br />

1959 im Europäis<strong>ch</strong>en<br />

Kernfors<strong>ch</strong>ungszentrum CERN bei Genf<br />

dur<strong>ch</strong>geführt wurde. Zur Messung der<br />

Zeitdilatation wurden dabei Myonen benützt.<br />

Diese Elementarteil<strong>ch</strong>en glei<strong>ch</strong>en<br />

in vielen Eigens<strong>ch</strong>aften den Elektronen.<br />

Myonen sind jedo<strong>ch</strong> instabil und<br />

zerfallen bereits wenige millionstel<br />

Sekunden na<strong>ch</strong> ihrer Entstehung. Hat<br />

man z. B. zum Zeitpunkt t = 0 insgesamt 10 000 Myonen erzeugt, so findet man zur<br />

Zeit t = 1 µs nurmehr 6347 davon vor, na<strong>ch</strong> 1,52 µs sogar nur no<strong>ch</strong> 5000 Myonen,<br />

also die Hälfte. Man bezei<strong>ch</strong>net daher τ = 1,52 µs als die Halbwertszeit der Myonen.<br />

Der Zerfall genügt einem Exponentialgesetz, wie dies au<strong>ch</strong> für den radioaktiven<br />

Zerfall man<strong>ch</strong>er <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>er Elemente der Fall ist.<br />

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Im erwähnten CERN-Experiment beoba<strong>ch</strong>tete man den Zerfall von Myonen, die ni<strong>ch</strong>t<br />

ruhten, sondern in einem Spei<strong>ch</strong>erring mit der Ges<strong>ch</strong>windigkeit v = 0.99942 c<br />

kreisten.<br />

Wir können die kreisenden Myonen als bewegte Uhren ansehen. Wegen der<br />

Zeitdilatation ist ihr Zerfall verlangsamt, und die Halbwertszeit der kreisenden<br />

Myonen vergrössert si<strong>ch</strong> daher auf den Wert<br />

τ 1.52 µ s<br />

τ ( v ) = =<br />

= 44. 6 µ s<br />

2<br />

2<br />

⎛ v ⎞ 1 − (0.99942)<br />

1 − ⎜ ⎟<br />

⎝ c ⎠<br />

Die Messungen bestätigten diese Vorhersage der <strong>Relativitätstheorie</strong>, wobei der<br />

relative Messfehler 0,1 % betrug.<br />

Heute kann die Zeitdilatation au<strong>ch</strong> mit Atomuhren na<strong>ch</strong>gewiesen werden, wobei die<br />

Ges<strong>ch</strong>windigkeit von Flugzeugen ausrei<strong>ch</strong>t, um messbare Effekte hervorzurufen.<br />

Das erste derartige Experiment wurde im Jahre 1971 von den beiden<br />

amerikanis<strong>ch</strong>en Physikern Joseph Hafele und Ri<strong>ch</strong>ard Keating dur<strong>ch</strong>geführt.<br />

16.6 Längenkontraktion<br />

Eng mit dem Effekt der Zeitdilatation verknüpft ist der Effekt der Längenkontraktion.<br />

Die Länge eines Objekts, gemessen in seinem Ruhesystem, nennt man Ruhelänge<br />

l<br />

0<br />

. Misst man nun die Länge eines bewegten Objekts in Bewegungsri<strong>ch</strong>tung, so ist<br />

die gemessene Länge kürzer als die Ruhelänge des Objekts. Dies um den Faktor<br />

⎛ v ⎞<br />

l = 1 − ⎜ ⎟ · l0<br />

.<br />

⎝ c ⎠<br />

2<br />

Die Länge ist also kleiner, wenn sie in einem Bezugssystem gemessen<br />

wird, in dem si<strong>ch</strong> die Stange bewegt. Dieser Kontraktion sagt man au<strong>ch</strong><br />

Lorentz-FitzGerald-Kontraktion.<br />

16.6.1 Beispiel (Der Myonen zweiter Teil)<br />

Wir betra<strong>ch</strong>ten diese Situation nun vom Standpunkt eines<br />

Beoba<strong>ch</strong>ters, der mit den Myonen zur 10 km entfernten<br />

Erdoberflä<strong>ch</strong>e fliegt. Für ihn ruhen die Myonen, und ihre<br />

Halbwertszeit beträgt daher - gemessen mit seinen Uhren<br />

- nur τ = 1,52 µs. Wieso kann die entgegenfliegende<br />

Erde denno<strong>ch</strong> die Myonen errei<strong>ch</strong>en?<br />

Vom Standpunkt des mit den Myonen mitfliegenden<br />

Beoba<strong>ch</strong>ters ist die Entfernung H wesentli<strong>ch</strong> kleiner als<br />

10 km. Daher können die kurzlebigen Myonen diese Entfernung innerhalb ihrer<br />

Halbwertszeit τ = 1,52 µs lei<strong>ch</strong>t zurücklegen!<br />

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Die Längenkontraktion ma<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> bei Experimenten mit Elementarteil<strong>ch</strong>en deutli<strong>ch</strong><br />

bemerkbar. Das elektris<strong>ch</strong>e Feld eines fast mit Li<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>windigkeit bewegten<br />

Elektrons oder Protons wird dur<strong>ch</strong> die Lorentzkontraktion verformt. Die Feldlinien<br />

werden in der Ebene senkre<strong>ch</strong>t zur Bewegungsri<strong>ch</strong>tung zusammengedrängt, so dass<br />

dort besonders hohe elektris<strong>ch</strong>e Feldstärken entstehen. Dadur<strong>ch</strong> übt das Feld des<br />

Teil<strong>ch</strong>ens stärkere Kräfte auf andere Teil<strong>ch</strong>en aus. Deshalb hinterlassen Teil<strong>ch</strong>en,<br />

die si<strong>ch</strong> fast mit Li<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>windigkeit bewegen, besonders kräftige Spuren in<br />

Blasenkammern.<br />

16.7 Die Ges<strong>ch</strong>windigkeitstransformation<br />

Wie transformieren si<strong>ch</strong> nun die Ges<strong>ch</strong>windigkeiten beim Übergang von einem Bezugssystem<br />

zum anderen? Dazu werden die Glei<strong>ch</strong>ungen der Lorentz - Transformation<br />

differenziert. Wir nehmen an dieser Stelle einfa<strong>ch</strong> das Resultat zur Kenntnis. Dazu<br />

betra<strong>ch</strong>ten wir ein Flugzeug, das mit der Ges<strong>ch</strong>windigkeit v - bezügli<strong>ch</strong> eines ruhenden<br />

Beoba<strong>ch</strong>ters – in x- Ri<strong>ch</strong>tung unterwegs ist. Plötzli<strong>ch</strong> wird das Flugzeug von<br />

einem ebenfalls in x- Ri<strong>ch</strong>tung fliegenden UFO überholt. Der überras<strong>ch</strong>te Pilot im<br />

Flugzeug kann die Ges<strong>ch</strong>windigkeit u’ des UFOs bestimmen. Der – ni<strong>ch</strong>t weniger<br />

verdutzte – Beoba<strong>ch</strong>ter am Erdboden misst dann für die Ges<strong>ch</strong>windigkeit der fliegenden<br />

Untertasse ni<strong>ch</strong>t etwa einfa<strong>ch</strong> u = u ' + v sondern<br />

u ' + v<br />

u = .<br />

⎛ v· u ' ⎞<br />

1+ ⎜ 2 ⎟<br />

⎝ c ⎠<br />

Für langsame Bewegungen unters<strong>ch</strong>eidet si<strong>ch</strong> der Nenner ni<strong>ch</strong>t wesentli<strong>ch</strong> von 1<br />

und das Ergebnis entspri<strong>ch</strong>t dem klassis<strong>ch</strong>en Resultat!<br />

16.7.1 Beispiel Flugzeug<br />

Nehmen wir mal an, obiges UFO wäre gar keines sondern ein s<strong>ch</strong>nell fliegendes<br />

Kampfflugzeug – was erhebli<strong>ch</strong>e Zweifel am Geisteszustand des Piloten im Linienflugzeug<br />

aufkommen lassen würde. Der Linienpilot misst für den Kampfjet eine Ges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

von u’ = 400 m/s, während er selber mit v = 250 m/s unterwegs ist. Der<br />

ruhende Beoba<strong>ch</strong>ter am Boden registriert für den Kampfjet eine Ges<strong>ch</strong>windigkeit von<br />

m m m<br />

400 + 250 650<br />

m<br />

u =<br />

s s<br />

=<br />

s<br />

≈650<br />

,<br />

−12<br />

m m 1+<br />

1.1·10 s<br />

250 ·400<br />

1+<br />

s s<br />

2<br />

⎛ 8 m ⎞<br />

⎜3·10<br />

⎟<br />

⎝ s ⎠<br />

was dem klassis<strong>ch</strong>en Resultat entspri<strong>ch</strong>t.<br />

16.7.2 Beispiel UFO<br />

Gehen wir zugunsten des Piloten davon aus, dass er tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> ein UFO gesehen<br />

hat und dafür eine Ges<strong>ch</strong>windigkeit von 0.8 c misst – wie er das trotz seiner Überra-<br />

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s<strong>ch</strong>ung hinkriegt, und wie er das te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>t, sei mal dahingestellt – und der<br />

Pilot einen Flieger mit dem neuen X – Speed Antrieb hat und selbst mit 0.5 c unterwegs<br />

ist, dann misst der Beoba<strong>ch</strong>ter am Boden für die fliegende Untertasse eine Ges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

von<br />

8 m 8 m 8 m<br />

0.8·3·10 + 0.5·3·10 1.3·3·10<br />

8 m<br />

u =<br />

s s<br />

=<br />

s<br />

≈0.92·3·10<br />

8 m 8 m 1+<br />

0.4<br />

s<br />

0.5·3·10 ·0.8·3·10<br />

1+<br />

s s<br />

2<br />

⎛ 8 m ⎞<br />

⎜3·10<br />

⎟<br />

⎝ s ⎠<br />

und ni<strong>ch</strong>t 1.3 – fa<strong>ch</strong>e Li<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>windigkeit, wie na<strong>ch</strong> dem klassis<strong>ch</strong>en Resultat zu<br />

erwarten wäre!<br />

16.7.3 Relativistis<strong>ch</strong>e Massenzunahme<br />

Die bei hohen Ges<strong>ch</strong>windigkeiten auftretende Zeitdilatation wirkt si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> auf andere<br />

Grundgrössen der Me<strong>ch</strong>anik aus. Ein erstes Beispiel ist die Masse, die ja ein<br />

Mass für die Trägheit eines Körpers ist.<br />

Betra<strong>ch</strong>ten wir in einem Gedankenexperiment ein Auto der Masse m 0 = 1000 kg. Es<br />

dur<strong>ch</strong>fährt mit glei<strong>ch</strong>förmiger Ges<strong>ch</strong>windigkeit im Bezugssystem K eine 100 m lange<br />

Messstrecke in y – Ri<strong>ch</strong>tung in 4 s. Somit hat es die Ges<strong>ch</strong>windigkeit v A = 25 m/s. Mit<br />

dieser Ges<strong>ch</strong>windigkeit prallt das Auto frontal auf eine Mauer.<br />

Quelle: unbekannt<br />

Die Tiefe des in der Mauer entstehenden Lo<strong>ch</strong>s ist ein Mass für den Impuls p, den<br />

das Auto gehabt hat.<br />

p = m ⋅ v<br />

A<br />

= 1000 kg ⋅ 25 m / s 25'000 kgm / s<br />

0<br />

=<br />

Stellen wir uns vor, wir seien ruhende Beoba<strong>ch</strong>ter und das ganze Bezugssystem K<br />

mit Auto und Mauer rase in x- Ri<strong>ch</strong>tung mit der Ges<strong>ch</strong>windigkeit v = 0.6c an uns vorbei.<br />

Zwar ist die Messstrecke in y – Ri<strong>ch</strong>tung auf für uns 100 m lang, wegen der Zeitdilatation<br />

wird sie aber für uns ni<strong>ch</strong>t in 4.0 s sondern in der Zeit<br />

Kantonss<strong>ch</strong>ule Solothurn, Reto Basler Stotzer 15


t 4.0 s<br />

t =<br />

0 =<br />

5. 0 s<br />

2<br />

2<br />

1 − β 1 − 0.6<br />

=<br />

dur<strong>ch</strong>fahren.<br />

Uns ers<strong>ch</strong>eint die Ges<strong>ch</strong>windigkeit des Autos in y – Ri<strong>ch</strong>tung aus auf v A ' = 20 m/s<br />

verringert.<br />

Da das Lo<strong>ch</strong> in der Mauer au<strong>ch</strong> für uns dieselbe Tiefe hat, ist der Impuls<br />

p' = m ⋅ v ' A<br />

aus unserer Si<strong>ch</strong>t ebenso 25'000 kgm/s wie aus der Si<strong>ch</strong>t eines in K ruhenden Beoba<strong>ch</strong>ters.<br />

Es bleibt nur eine Erklärung: Für uns hat das Auto statt der "Ruhemasse" m 0 = 1000<br />

kg die Masse:<br />

p'<br />

25'000 kgm / s<br />

m' = =<br />

= 1250 kg<br />

v ' 20 m / s<br />

A<br />

Die Masse eines ruhenden Körpers ist seine Ruhemasse m 0 .<br />

Die Masse m eines mit der Ges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

v = β ⋅ c<br />

bewegten Körpers ist<br />

grösser als seine Ruhemasse:<br />

m<br />

= γ ⋅<br />

m 0<br />

oder<br />

m =<br />

m<br />

0<br />

2<br />

1 − β<br />

=<br />

m<br />

0<br />

⎛ v ⎞<br />

1 − ⎜ ⎟<br />

⎝ c ⎠<br />

2<br />

Zusammenhang zwis<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>windigkeit und Masse:<br />

Quelle: unbekannt<br />

Die relativistis<strong>ch</strong>e Massenzunahme beträgt dann:<br />

∆m<br />

= m − m<br />

(<br />

0<br />

= γ ⋅ m0<br />

− m0<br />

= m0 γ −<br />

Relativistis<strong>ch</strong>e Effekte ma<strong>ch</strong>en si<strong>ch</strong> erst bemerkbar, wenn si<strong>ch</strong> Körper s<strong>ch</strong>neller<br />

als mit 10% der Li<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>windigkeit bewegen.<br />

1)<br />

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Die überras<strong>ch</strong>ende Aussage der <strong>Relativitätstheorie</strong>, dass die Masse eines Körpers<br />

von seiner Ges<strong>ch</strong>windigkeit abhängt, wurde 1909 dur<strong>ch</strong> einen von BUCHERER<br />

dur<strong>ch</strong>geführten Versu<strong>ch</strong> für das Elektron bestätigt.<br />

Ein radioaktiver β-Strahler<br />

sendet Elektronen aus. Sie<br />

haben alle mögli<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>windigkeiten<br />

im Berei<strong>ch</strong><br />

zwis<strong>ch</strong>en etwa 0,20c und<br />

0,95c. Mit einem Ges<strong>ch</strong>windigkeitsfilter<br />

lassen si<strong>ch</strong> Elektronen<br />

jeder gewüns<strong>ch</strong>ten Ges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

aussondern. Es<br />

besteht aus dem elektris<strong>ch</strong>en Quelle: unbekannt<br />

Feld eines sehr eng gebauten<br />

Plattenkondensators und einem dazu senkre<strong>ch</strong>ten Magnetfeld.<br />

Ein Elektron hat die negative Elementarladung e = 1,60⋅10 -19 C . Im elektris<strong>ch</strong>en Feld<br />

der Feldstärke E wird es mit der Kraft F e = e⋅E na<strong>ch</strong> oben zur positiv geladenen Platte<br />

abgelenkt. Im magnetis<strong>ch</strong>en Feld der Feldstärke B wird es, mit der Lorentzkraft F L<br />

= e⋅v⋅B na<strong>ch</strong> unten abgelenkt.<br />

Die Kraft des elektris<strong>ch</strong>en Feldes hängt ni<strong>ch</strong>t von der Elektronenges<strong>ch</strong>windigkeit v<br />

ab, die des Magnetfelds hingegen ist zu ihr proportional. Nur für Elektronen einer<br />

einzigen Ges<strong>ch</strong>windigkeit v kompensieren si<strong>ch</strong> beide Kräfte:<br />

E<br />

v =<br />

F L = F e ⇒ evB = eE ⇒ B<br />

Diese Elektronen bewegen si<strong>ch</strong> im Ges<strong>ch</strong>windigkeitsfilter geradeaus und dana<strong>ch</strong>, im<br />

Magnetfeld ausserhalb des Kondensators, auf einer Kreisbahn. Dort wirkt die Kraft<br />

F L als Zentripetalkraft F z :<br />

F z = F L<br />

⇒<br />

2<br />

mv =<br />

r<br />

evB<br />

⇒<br />

eBr<br />

m =<br />

v<br />

BUCHERER variierte die elektris<strong>ch</strong>e Feldstärke E des Kondensators und damit die<br />

Ges<strong>ch</strong>windigkeit v der untersu<strong>ch</strong>ten Elektronen. Dur<strong>ch</strong> Messungen der jeweiligen<br />

Kreisbahnradien r bestimmte er die zugehörige Elektronenmasse m und bestätigte,<br />

dass sie gegenüber der Ruhmasse m 0 = 9,11⋅10 -11 kg um den Faktor γ erhöht ist.<br />

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16.7.4 Äquivalenz von Masse und Energie<br />

Die wohl wi<strong>ch</strong>tigste Erkenntnis der <strong>Relativitätstheorie</strong> lässt si<strong>ch</strong> gewinnen, wenn man<br />

die Formel für die relativistis<strong>ch</strong>e Masse<br />

m =<br />

m<br />

0<br />

2<br />

1 − β<br />

im Punkt β = 0 dur<strong>ch</strong> ihr Taylorpolynom 2 (Näherungsformel) ersetzt:<br />

⇒<br />

2<br />

4<br />

⎛ 1 v 3 v ⎞<br />

m ⎜ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />

≅ 1 +<br />

... ⎟ ⋅ m<br />

⎜ ⎟ + ⎜ ⎟ +<br />

2 c 8 c<br />

⎝ ⎝ ⎠ ⎝ ⎠ ⎠<br />

0<br />

⇒<br />

m = m<br />

1<br />

+ m<br />

2<br />

v<br />

c<br />

3<br />

+ m<br />

8<br />

v<br />

c<br />

2<br />

4<br />

0 0 2 0<br />

+<br />

4<br />

...<br />

multipliziert man diese Glei<strong>ch</strong>ung mit c 2 , so erhält man:<br />

1<br />

2<br />

2 2<br />

2<br />

mc = m0c<br />

+ m0v<br />

+<br />

3<br />

m<br />

8<br />

0<br />

v<br />

c<br />

4<br />

2<br />

Bei der Betra<strong>ch</strong>tung dieses Terms fällt sofort der zweite Summand re<strong>ch</strong>ts vom<br />

1 2<br />

E kin<br />

= m0v<br />

Glei<strong>ch</strong>heitszei<strong>ch</strong>en auf; es ist die altbekannte kinetis<strong>ch</strong>e Energie: 2 . Dann<br />

müssen aber alle Terme, wel<strong>ch</strong>e hier summiert werden von der Dimension einer E-<br />

nergie sein!<br />

EINSTEIN erkannte, dass mc 2 die Gesamtenergie eines Körpers der relativistis<strong>ch</strong>en<br />

Masse m ist, die si<strong>ch</strong> aus den vers<strong>ch</strong>iedenen Summanden, der Ruheenergie m 0 c 2<br />

4<br />

1 2 3 v<br />

m0 v + m0<br />

+ ...<br />

2<br />

und der kinetis<strong>ch</strong>en Energie 2 8 c zusammensetzt. Der Korrekturterm<br />

der kinetis<strong>ch</strong>en Energie ma<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> erst bei Ges<strong>ch</strong>windigkeiten v > 0.1c bemerkbar.<br />

Ein ruhender Körper mit der Ruhemasse m 0 hat die Ruheenergie E 0 = m 0 c 2 .<br />

Die Gesamtenergie E = mc 2 eines sehr s<strong>ch</strong>nell bewegten Körpers besteht aus<br />

Ruheenergie und kinetis<strong>ch</strong>er Energie:<br />

E = E 0 + E k<br />

Das merkwürdige ist aber do<strong>ch</strong>, dass si<strong>ch</strong> die Masse m und die Energie E nur um<br />

den konstanten Faktor c 2 unters<strong>ch</strong>eiden. Eine Erhöhung der kinetis<strong>ch</strong>en Energie<br />

eines Körpers bewirkt eine Erhöhung der Gesamtenergie und so glei<strong>ch</strong>zeitig eine<br />

Erhöhung der Masse!<br />

2 Ist f eine auf dem abges<strong>ch</strong>lossenen Intervall [a,b] → R n-mal stetig differenzierbare Funktion und<br />

existiert die Ableitung f (n) , so lässt si<strong>ch</strong> an jeder beliebigen Stelle x 0 ∈ [a,b] die Funktion f dur<strong>ch</strong> ihr<br />

( n)<br />

Taylorpolynom approximieren:<br />

f ' ( x0<br />

) f ' ' ( x0<br />

)<br />

2 f ( x0<br />

)<br />

n<br />

f ( x)<br />

≅ f ( x0 ) + ( x − x0<br />

) + ( x − x0<br />

) + ..... + ( x − x0<br />

) .<br />

1!<br />

2!<br />

n!<br />

Mit dem TI-89 lässt si<strong>ch</strong> das Taylorpolynom einfa<strong>ch</strong> bere<strong>ch</strong>nen: Eingabe: taylor(Term1, Var,<br />

Grad[,Punkt]), dabei ist Term1 die zu entwickelnde Funktion, Var die Funktionsvariable, Grad = n und<br />

[,Punkt] ist die optionale Eingabe des Entwicklungspunktes, falls dieser von 0 abwei<strong>ch</strong>t.<br />

Kantonss<strong>ch</strong>ule Solothurn, Reto Basler Stotzer 18


In diesem Sinne sind Masse und Energie zwei glei<strong>ch</strong>wertige Aspekte ein und derselben<br />

Sa<strong>ch</strong>e. Man bezei<strong>ch</strong>net dies als Äquivalenz von Masse und Energie.<br />

Für die kinetis<strong>ch</strong>e Energie gilt:<br />

Die kinetis<strong>ch</strong>e Energie E k eines mit der Ges<strong>ch</strong>windigkeit v = β⋅c bewegten Körpers<br />

ist:<br />

E k = (γ – 1)⋅E 0<br />

γ =<br />

Dabei ist E 0 = m 0 c 2 die Ruheenergie des Körpers und<br />

1<br />

2<br />

1 − β<br />

16.8 Gedanken zur allgemeinen <strong>Relativitätstheorie</strong><br />

16.8.1 Einsteins<strong>ch</strong>e Äquivalenzprinzip<br />

Bei der speziellen <strong>Relativitätstheorie</strong> (SRT) sind stets gegeneinander unbes<strong>ch</strong>leunigte<br />

Bezugssysteme betra<strong>ch</strong>tet worden. Jeder Beoba<strong>ch</strong>ter, unabhängig in wel<strong>ch</strong>em<br />

Bezugssystem er si<strong>ch</strong> befindet, kann keine Aussage darüber ma<strong>ch</strong>en, ob si<strong>ch</strong> sein<br />

Bezugssystem bewegt oder das beoba<strong>ch</strong>tete. Damit klammert man aber stills<strong>ch</strong>weigend<br />

die Gravitationskräfte aus. 1915 erweiterte Albert Einstein seine SRT, dur<strong>ch</strong><br />

zulassen von bes<strong>ch</strong>leunigten Bezugssystemen (damit wurden Gravitationskräfte automatis<strong>ch</strong><br />

einges<strong>ch</strong>lossen), zur allgemeinen <strong>Relativitätstheorie</strong> (ART).<br />

Die Grundlage der allgemeinen <strong>Relativitätstheorie</strong> bildet das Äquivalenzprinzip:<br />

Ein homogenes Gravitationsfeld ist zu einem glei<strong>ch</strong>förmig bes<strong>ch</strong>leunigten Bezugssystem<br />

völlig äquivalent!<br />

Ob eine Rakete auf dem der Erde Boden steht oder im Weltraum mit 9.81 m/s 2 dur<strong>ch</strong><br />

die Triebwerke bes<strong>ch</strong>leunigt wird – spielt für den Astronauten keine Rolle. Hat er keine<br />

Fenster und sind die Triebwerke vom neuesten Typ “Flüsterleise“, so kann er die<br />

beiden Situationen dur<strong>ch</strong> physikalis<strong>ch</strong>e Experimente ni<strong>ch</strong>t unters<strong>ch</strong>eiden. Beide Bezugssysteme<br />

sind für ihn glei<strong>ch</strong>wertig.<br />

16.8.1.1 Auswirkungen<br />

Nehmen wir eine kleine Probemasse m 1 an, wel<strong>ch</strong>e im Gravitationsfeld der grossen<br />

Masse M frei falle. Am Anfangspunkt der Bewegung von m 1 , im Unendli<strong>ch</strong>en ( r =∞ ),<br />

besitze sie die Ges<strong>ch</strong>windigkeit v ∞<br />

= 0 . Mit dem Gravitationsgesetz folgt für ihre Ges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

in der Entfernung r von M:<br />

Kantonss<strong>ch</strong>ule Solothurn, Reto Basler Stotzer 19


Die Messzeit soll nun so kurz sein, dass v im betra<strong>ch</strong>teten Zeitabs<strong>ch</strong>nitt konstant ist.<br />

Der ruhende Beoba<strong>ch</strong>ter bei r =∞ misst dann für einen gewissen Streckenabs<strong>ch</strong>nitt<br />

das Zeitintervall ∆ t . Der auf m 1 reitende Beoba<strong>ch</strong>ter hingegen misst aufgrund der<br />

Zeitdilatation das verkürzte Zeitintervall ∆ t ' =<br />

∆t<br />

. Zusammen mit obiger Formel<br />

2<br />

v<br />

1−<br />

2<br />

c<br />

für die Ges<strong>ch</strong>windigkeit erhalten wir damit<br />

∆ t ' =<br />

∆t<br />

G·<br />

M<br />

, mit ϕ = .<br />

2ϕ<br />

r<br />

1−<br />

2<br />

c<br />

Für praktis<strong>ch</strong>e Probleme kann der Nenner angenähert werden:<br />

S<strong>ch</strong>lussfolgerung:<br />

Offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> gehen Uhren in einem Gravitationsfeld umso langsamer, je grösser<br />

das Gravitationspotential ist.<br />

Oder anders: Leute auf einem hohen Berg altern s<strong>ch</strong>neller als die Leute im Tal.<br />

16.8.2 Effekte<br />

16.8.2.1 Gravitationsrotvers<strong>ch</strong>iebung<br />

Atome können angeregt werden. Relaxieren sie in ihren Grundzustand, so können<br />

sie die übers<strong>ch</strong>üssige Energie in Form von Strahlung ganz bestimmter Frequenz abgeben.<br />

Die Frequenz ist gegeben dur<strong>ch</strong> f = . Bewegt si<strong>ch</strong> das Atom während des<br />

1<br />

T<br />

Kantonss<strong>ch</strong>ule Solothurn, Reto Basler Stotzer 20


1<br />

Relxationsprozesses, dann misst ein ruhender Beoba<strong>ch</strong>ter die Frequenz f = .<br />

ϕ<br />

1+<br />

2<br />

c<br />

Die gemessene Frequenz wird also kleiner als im Ruhesystem des Atoms. Man<br />

spri<strong>ch</strong>t von einer Gravitationsrotvers<strong>ch</strong>iebung.<br />

16.8.2.2 S<strong>ch</strong>warze Lö<strong>ch</strong>er<br />

2<br />

∆t<br />

c<br />

In der Formel ∆ t ' = tritt genau dann ein Problem auf, wenn ϕ = ist. In diesem<br />

Fall würde der Nenner null und ∆ t ' =∞ . Diesem Wert des Gravitationspotentials<br />

2ϕ<br />

2<br />

1−<br />

2<br />

c<br />

entspri<strong>ch</strong>t der Radius<br />

2GM<br />

r = .<br />

2<br />

c<br />

Dieser Radius wird S<strong>ch</strong>warzs<strong>ch</strong>ild – Radius genannt.<br />

Was hat es mit diesem Radius auf si<strong>ch</strong>? Ist ein Objekt aufgrund seiner Di<strong>ch</strong>te kleiner<br />

als sein S<strong>ch</strong>warzs<strong>ch</strong>ildradius (wie man es si<strong>ch</strong> bei Neutronensternen vorstellen könnte),<br />

so bedeutet dies, dass ni<strong>ch</strong>ts(!) von diesem Objekt entkommen kann, wenn es<br />

näher als der S<strong>ch</strong>warzs<strong>ch</strong>ildradius an diesem Objekt dran ist. Li<strong>ch</strong>t kann vom Ort<br />

r < r S<strong>ch</strong>warzs<strong>ch</strong>ild<br />

einen Beoba<strong>ch</strong>ter am Ort r > rS<strong>ch</strong>warzs<strong>ch</strong>ild<br />

niemals errei<strong>ch</strong>en. Man bezei<strong>ch</strong>net<br />

deshalb den Berei<strong>ch</strong> r < r au<strong>ch</strong> als s<strong>ch</strong>warzes Lo<strong>ch</strong>.<br />

16.8.2.3 Gravitationslinsen<br />

S<strong>ch</strong>warzs<strong>ch</strong>ild<br />

Der Effekt der Zeitdehnung innerhalb<br />

eines Gravitationsfeldes hat no<strong>ch</strong><br />

eine andere Auswirkung. Weil die<br />

Li<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>windigkeit im Vakuum<br />

konstant ist, muss si<strong>ch</strong> der Raum in<br />

einem Gravitationsfeld dehnen. Eine<br />

Masse beult also quasi das Raum-<br />

Zeit Gitter aus. Diese Ausbeulung ist<br />

umso grösser, je grösser die Masse<br />

ist. Deswegen verläuft ein Li<strong>ch</strong>tstrahl<br />

im Berei<strong>ch</strong> einer grossen Masse<br />

ni<strong>ch</strong>t geradlinig, sondern wird von<br />

der Masse abgelenkt. Massen<br />

krümmen also den Li<strong>ch</strong>tstrahl (Gravitationslinseneffekt).<br />

Quelle: antwrp.gfsc.nasa.gov<br />

Kantonss<strong>ch</strong>ule Solothurn, Reto Basler Stotzer 21


16.9 Aufgaben<br />

1) Ein 30-jähriger Weltraumfahrer startet im Jahre 2004 zu einer Reise dur<strong>ch</strong> das<br />

Weltall. Seine dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>e Reiseges<strong>ch</strong>windigkeit beträgt relativ zur Erde<br />

40<br />

gemessen v = c . Wie alt ist der Weltraumfahrer, wenn er im Jahre 2035<br />

41<br />

zurückkehrt?<br />

2) Zwei syn<strong>ch</strong>ronisierte Uhren A und B haben auf der Erde einen Abstand von<br />

12<br />

600 km. Eine Rakete fliegt mit der Ges<strong>ch</strong>windigkeit v = c über die Erde<br />

13<br />

hinweg und kommt erst bei Uhr A, dann bei Uhr B vorbei. Bei A zeigt eine Uhr<br />

in der Rakete die glei<strong>ch</strong>e Zeit wie Uhr A an. Wel<strong>ch</strong>e Zeit zeigt die Raketenuhr<br />

im Verglei<strong>ch</strong> zur Uhr B an, wenn sie über diese hinwegfliegt?<br />

3) Im Jahre 1995 startet ein 20-jähriger Astronaut zu einer Weltraumreise. Da<br />

60<br />

seine Rakete mit v = c fliegt und damit fast Li<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>windigkeit errei<strong>ch</strong>t,<br />

61<br />

kann er während seiner 33 Jahre dauernden Reise au<strong>ch</strong> den 9.7 Li<strong>ch</strong>tjahre<br />

entfernten Sirius besu<strong>ch</strong>en.<br />

a) Wel<strong>ch</strong>es Jahr s<strong>ch</strong>reibt man auf der Erde, wenn der Astronaut als 53-<br />

jähriger zurückkehrt?<br />

b) Wie alt ist der Astronaut, wenn er auf seinem direkten Flug zu Sirius<br />

diesen Stern passiert?<br />

c) Wie s<strong>ch</strong>nell hätte der Astronaut fliegen müssen, um während seiner 33<br />

Jahre dauernden Reise au<strong>ch</strong> den 2 Millionen Li<strong>ch</strong>tjahre entfernten<br />

Andromedanebel besu<strong>ch</strong>en zu können?<br />

4) Wie gross wäre die Halbwertszeit der Myonen, wenn sie mit derselben<br />

Ges<strong>ch</strong>windigkeit v = 0.999 999 997 c im Ring kreisen würden wie Elektronen<br />

im Deuts<strong>ch</strong>en Elektronensyn<strong>ch</strong>rotron (DESY) in Hamburg?<br />

5) Angenommen, die Myonen (v = 0.9994c) hätten eine Lebenserwartung von 70<br />

Jahren. Wie lange lebten sie dann im Spei<strong>ch</strong>erring?<br />

6) Wie s<strong>ch</strong>nell muss ein Elektron in einem Bes<strong>ch</strong>leuniger sein, dass dessen<br />

Länge für das Elektron auf ein Viertel kontrahiert ers<strong>ch</strong>eint?<br />

7) Ein Raums<strong>ch</strong>iff fliegt mit v = 0.6 c über eine syn<strong>ch</strong>ronisierte Uhrenkette<br />

hinweg. Anfang und Ende des Raums<strong>ch</strong>iffes befinden si<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong>zeitig über<br />

zwei Uhren, die einen Abstand von 48 m haben. Wie lang ist das Raums<strong>ch</strong>iff<br />

für einen Astronauten, der si<strong>ch</strong> im Raums<strong>ch</strong>iff aufhält? Wie erklärt er sein<br />

anderslautendes Ergebnis?<br />

8) Wie gross ist die Massenzunahme eines Satelliten mit 1000 kg Masse, der auf<br />

seiner Erdumlaufbahn eine Ges<strong>ch</strong>windigkeit von 28'000 km/h hat?<br />

9) Im deuts<strong>ch</strong>en Elektronensyn<strong>ch</strong>rotron DESY werden Elektronen auf eine<br />

Ges<strong>ch</strong>windigkeit von v = 0.999 999 997 c bes<strong>ch</strong>leunigt. Um wel<strong>ch</strong>en Faktor ist<br />

die dynamis<strong>ch</strong>e Masse dann grösser als die Ruhemasse?<br />

Kantonss<strong>ch</strong>ule Solothurn, Reto Basler Stotzer 22


16.10 Lösungen<br />

⎛ 40 ⎞ 9<br />

∆ ⎜ ⎟<br />

.<br />

⎝ 41⎠<br />

41<br />

Er kommt also als Siebenunddreissigjähriger im Jahre 2035 zurück.<br />

1) Für den Weltraumfahrer vergehen t = ( 2035 − 2004) a 1−<br />

= 31a·<br />

≈6.<br />

8a<br />

2) Während des Fluges der Rakete von Uhr A zur Uhr B vergeht auf der Erde die<br />

∆s<br />

13·600km<br />

1<br />

Zeit ∆ tR = =<br />

= 2 ms . Währenddessen vergeht in der Rakete<br />

12<br />

km 6<br />

c 12·300000<br />

13<br />

s<br />

2<br />

⎛ v ⎞ 13 ⎛12<br />

⎞ 5<br />

nur die Zeit ∆ t = ∆t<br />

R<br />

· 1−<br />

⎜ ⎟ = ms·<br />

1−<br />

⎜ ⎟ = ms . Die Uhr in der Rakete<br />

⎝ c ⎠ 6 ⎝13<br />

⎠ 6<br />

13 5 1<br />

zeigt daher ms − ms = 1 ms weniger an als die Uhr B, wenn sie über diese<br />

6 6 3<br />

hinwegfliegt.<br />

3) a) Auf der Erde sind 183 Jahre vergangen; man s<strong>ch</strong>reibt das Jahr 2178:<br />

∆t<br />

33a<br />

∆t R<br />

= =<br />

= 183a<br />

2<br />

2<br />

⎛ v ⎞ ⎛ 60 ⎞<br />

1−<br />

⎜ ⎟ 1−<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ c ⎠ ⎝ 61⎠<br />

9.7 Lj<br />

b) In Erdzeit vergehen für die Reise zum Sirius ∆ t R<br />

= = 9. 86a<br />

. Für den<br />

60<br />

c<br />

61<br />

⎛ 60 ⎞<br />

Astronauten vergehen jedo<strong>ch</strong> nur ∆ t = 9.86a·<br />

1−<br />

⎜ ⎟ = 1. 78a<br />

. Er kommt als<br />

⎝ 61⎠<br />

Einundzwanzigjähriger am Sirius vorbei.<br />

2<br />

⎛ v ⎞<br />

2·d<br />

c) Aus ∆t = ∆t<br />

R<br />

· 1−<br />

⎜ ⎟ folgt mit ∆ t R<br />

= 33a<br />

und ∆ t R<br />

= (d = 2 Mio Lj =<br />

⎝ c ⎠ v<br />

2·10 6 v 1 −12<br />

ca) =<br />

= 1−<br />

34· 10 . Die Ges<strong>ch</strong>windigkeit des<br />

c<br />

2<br />

⎛ 33 ⎞<br />

1+<br />

⎜<br />

6<br />

⎟<br />

⎝ 4· 10 ⎠<br />

Raums<strong>ch</strong>iffes müsste si<strong>ch</strong> also auf 34 Billionstel von c nähern.<br />

1.52 µ s<br />

4) Die Halbwertszeit wäre ∆t R<br />

=<br />

= 19. 6ms<br />

2<br />

1−<br />

0.999999997<br />

70a<br />

5) = 2021a<br />

2<br />

1−<br />

0.9994<br />

2<br />

2<br />

2<br />

6) Aus<br />

l v ⎛ lK<br />

⎞<br />

l K<br />

= folgt = 1−<br />

⎜ ⎟ = 0. 968<br />

2<br />

⎛ v ⎞<br />

c ⎝ l ⎠<br />

1−<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ c ⎠<br />

2<br />

Kantonss<strong>ch</strong>ule Solothurn, Reto Basler Stotzer 23


48m<br />

7) Die Eigenlänge der Rakete beträgt l R = 60 m: l R<br />

= = 60m<br />

. Für den<br />

2<br />

1−<br />

0.6<br />

Astronauten ist die Uhrenkette ni<strong>ch</strong>t syn<strong>ch</strong>ronisiert. In Flugri<strong>ch</strong>tung gesehen<br />

geht jede na<strong>ch</strong>folgende Uhr um eine bestimmte Zeitspanne gegenüber der<br />

davor stehenden Uhr vor! Anfang und Ende des Raums<strong>ch</strong>iffs werden daher<br />

für den Astronauten ni<strong>ch</strong>t glei<strong>ch</strong>zeitig markiert, sondern der Anfang zu früh,<br />

das Ende zu spät. Die Länge wird zu klein gemessen.<br />

8) Da hier v


16.11 Anhang<br />

16.11.1 Einsteins Originalpublikation aus dem Jahre 1905 zur<br />

<strong>Relativitätstheorie</strong> (Annalen der Physik)<br />

Kantonss<strong>ch</strong>ule Solothurn, Reto Basler Stotzer 25


Kantonss<strong>ch</strong>ule Solothurn, Reto Basler Stotzer 26


Kantonss<strong>ch</strong>ule Solothurn, Reto Basler Stotzer 27

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