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Tobias Loose Einfluß des transienten Schweißvorganges ... - Tl-ing.de

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SCHRIFTENREIHE BAND 1<br />

INGENIEURBÜRO TOBIAS LOOSE GBR<br />

<strong>Tobias</strong> <strong>Loose</strong><br />

<strong>Einfluß</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>transienten</strong> <strong>Schweißvorganges</strong><br />

auf Verzug, Eigenspannungen und<br />

Stabilitätsverhalten axial gedrückter<br />

Kreiszylin<strong>de</strong>rschalen aus Stahl


SCHRIFTENREIHE BAND 1<br />

INGENIEURBÜRO TOBIAS LOOSE GBR<br />

RADOSTINKA ILIEVA · TOBIAS LOOSE (HRSG.)<br />

<strong>Tobias</strong> <strong>Loose</strong><br />

<strong>Einfluß</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>transienten</strong> <strong>Schweißvorganges</strong><br />

auf Verzug, Eigenspannungen und<br />

Stabilitätsverhalten axial gedrückter<br />

Kreiszylin<strong>de</strong>rschalen aus Stahl<br />

1. Auflage, Karlsruhe 2008


Lieber Leser,<br />

die vorliegen<strong>de</strong> Schrift enthält meine von <strong>de</strong>r Fakultät für Bau<strong>ing</strong>enieur-, Geound<br />

Umweltwissenschaften <strong>de</strong>r Universität Fri<strong>de</strong>riciana zu Karlsruhe (TH) im<br />

Jahre 2007 genehmigte und unter gleichem Titel veröffentlichte Dissertation.<br />

Herrn Prof. Dr.-Ing. Helmut Saal bin ich für die Anregung zu diesem Thema<br />

und für die Übernahme <strong><strong>de</strong>s</strong> Hauptreferates zu Dank verpflichtet.<br />

Herrn Prof. Dr.-Ing. Werner Schnei<strong>de</strong>r danke ich für die Übernahme <strong><strong>de</strong>s</strong> Korreferates<br />

und die fruchtbaren Diskussion zur Beulberechnung.<br />

Herrn Prof. Dr.-Ing. Helmut Wohlfahrt danke ich für die freundliche Unterstützung,<br />

die Überlassung von Versuchsdaten und die hilfreichen Diskussionen<br />

über Schweißeigenspannungen.<br />

Meinen Freun<strong>de</strong>n Elke, Peter, Plamena und Radost danke ich für ihre Hilfe<br />

und dafür, daß sie mir Mut gemacht haben, in schwierigen Situationen nicht zu<br />

verzweifeln.<br />

Ich danke auch <strong>de</strong>n vielen Menschen, die ich in dieser Zeit kennen gelernt<br />

habe, die mir offen begegnet sind und die mir an vielen kleinen Stellen geholfen<br />

haben.<br />

Mein beson<strong>de</strong>rer Dank gilt meiner Frau Barbara für ihre Geduld und die Entbehrungen,<br />

die sie während dieser Zeit ertragen mußte.<br />

<strong>Tobias</strong> <strong>Loose</strong><br />

III


Kurzfassung<br />

Die vorliegen<strong>de</strong> Arbeit befaßt sich mit numerischen Untersuchungen von<br />

Schweißverzug und Schweißeigenspannungen von Kreiszylin<strong>de</strong>rschalen mit<br />

einlagig o<strong>de</strong>r zweilagig geschweißter Umfangsnaht und <strong>de</strong>ren <strong>Einfluß</strong> auf<br />

das Stabilitätsverhalten unter Axiallast. Betrachtet wer<strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>n<br />

Stählen S235 und S355 mit Blechdicken von 1 mm bis 6 mm und Radien von<br />

200 mm bis 6000 mm.<br />

Bei <strong>de</strong>r numerischen Berechnung wer<strong>de</strong>n die temperaturabhängige Spannungs-<br />

Dehnungsbeziehung, die bei umwan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Stählen aus <strong>de</strong>r Gefügeumwandlung<br />

während <strong><strong>de</strong>s</strong> Temperaturzyklus entstehen<strong>de</strong>n zusätzlichen Dehnungen<br />

sowie die sich mit <strong>de</strong>m Gefüge än<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Spannungs-Dehnungsbeziehung<br />

berücksichtigt.<br />

Es wird untersucht, welchen <strong>Einfluß</strong> auf das Berechungsergebnis Vereinfachungen<br />

haben, die in bisherigen Untersuchungen bei <strong>de</strong>r Berechnung getroffen<br />

wur<strong>de</strong>n. Es wird weiterhin gezeigt, welchen <strong>Einfluß</strong> auf <strong>de</strong>n Schweißverzug,<br />

die Schweißeigenspannungen und die Axialgrenzspannung unterschiedliche<br />

Heft- und Schweißfolgen sowie das für S235 und S355 unterschiedliche<br />

Werkstoffverhalten haben.<br />

Der <strong>Einfluß</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> Schweißprozesses <strong>de</strong>r einlagigen Umfangsnaht auf die Axialgrenzspannung<br />

<strong>de</strong>r Kreiszylin<strong>de</strong>rschale wird mit Hilfe einer Parameterstudie<br />

betrachtet. Aus dieser Parameterstudie wer<strong>de</strong>n Gesetzmäßigkeiten für <strong>de</strong>n<br />

Schweißverzug bei unterschiedlichen Zylin<strong>de</strong>rschlankheiten ermittelt.<br />

Mit Vergleichberechnungen wer<strong>de</strong>n die Verän<strong>de</strong>rungen aufgezeigt, die sich ergeben,<br />

wenn mehrlagige Nähte statt einlagiger Nähte ausgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Für die numerischen Untersuchungen wird das Finite-Element-Programm<br />

Sysweld verwen<strong>de</strong>t.<br />

V


Résumé<br />

Ce travail traite d’étu<strong><strong>de</strong>s</strong> numériques sur les déformations et les contraintes<br />

internes <strong>de</strong> coques cylindriques circulaires, résultant <strong>de</strong> soudures circonférentielles<br />

en une ou <strong>de</strong>ux passes et <strong>de</strong> leur influence sur la stabilité sous<br />

une contrainte axiale. Des cylindres <strong><strong>de</strong>s</strong> nuances d’acier S235 et S355 avec <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

épaisseurs <strong>de</strong> tôle <strong>de</strong> 1 mm à 6 mm et <strong><strong>de</strong>s</strong> rayons <strong>de</strong> 200 mm à 6000 mm ont<br />

été considérés.<br />

La relation tension-allongement d’aciers en transformation est dépendante<br />

<strong>de</strong> leur microstructure ainsi que <strong>de</strong> la température, à cause d’allongements<br />

supplémentaires dus au changement <strong>de</strong> la microstructure pendant le cycle<br />

thermique du procédé <strong>de</strong> soudure. Ces dépendances <strong>de</strong> la relation tensionallongement<br />

avec la température ont été pris en compte lors <strong><strong>de</strong>s</strong> étu<strong><strong>de</strong>s</strong><br />

numériques.<br />

Dans les calculs existants, une partie <strong><strong>de</strong>s</strong> hypothèses se basait sur <strong><strong>de</strong>s</strong> simplifications.<br />

L’influence <strong>de</strong> ces simplifications sur le résultat <strong><strong>de</strong>s</strong> analyses a été<br />

étudié. Par ailleurs on a montré l’influence <strong>de</strong> différents ordres <strong>de</strong> pointage<br />

ou <strong>de</strong> soudage, ainsi que celle <strong><strong>de</strong>s</strong> comportements matériels différents pour<br />

les nuances S235 et S355, sur les déformations, les contraintes internes et la<br />

contrainte axiale limite.<br />

Une étu<strong>de</strong> paramétrique a été réalisée pour déterminer l’influence du procédé<br />

pour une soudure circonférentielle en une passe sur la contrainte axiale limite.<br />

A partir <strong>de</strong> là, <strong><strong>de</strong>s</strong> régularités concernant les déformations dues au soudage en<br />

fonction <strong>de</strong> l’élancement du cylindre ont été déterminées.<br />

Finalement <strong><strong>de</strong>s</strong> calculs comparatifs montrent les changements survenant lorsque<br />

les soudures sont réalisées en plusieurs passes et non en une seule.<br />

Les étu<strong><strong>de</strong>s</strong> numériques ont été réalisées sur la base <strong>de</strong> la théorie <strong><strong>de</strong>s</strong> éléments<br />

finis avec le logiciel Sysweld.<br />

VII


VIII


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Nomenklatur<br />

XV<br />

1 Einleitung 1<br />

1.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1<br />

1.2 Stabilitätsuntersuchungen axial gedrückter Zylin<strong>de</strong>r . . . . . . 2<br />

1.2.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

1.2.2 Beulversuche mit erkennbarem <strong>Einfluß</strong> <strong>de</strong>r Imperfektionen<br />

aus Schweißnähten . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

1.2.3 Messung von Schweißimperfektionen an realen Bauwerken<br />

o<strong>de</strong>r Versuchskörpern . . . . . . . . . . . . . 4<br />

1.2.4 Beulversuche mit gezielt e<strong>ing</strong>ebrachten Schweißimperfektionen<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

1.2.5 Geometrisch ungünstigste Imperfektionen . . . . . . . 6<br />

1.2.6 Numerische Untersuchungen mit vereinfachten Annahmen<br />

für Schweißimperfektionen . . . . . . . . . . 7<br />

1.3 Eigenspannungen und Verzug aus <strong>de</strong>m Schweißprozeß . . . . 9<br />

1.3.1 Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

1.3.2 Gefügeumwandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

1.3.3 Werkstoffkennwerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

1.3.4 Wärmequelle und Temperaturfeldberechnung . . . . . 12<br />

1.3.5 Numerische Berechnung von Schweißeigenspannungen<br />

und Schweißverzug . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

1.4 Zusammenfassung Schlußfolgerung und Zielsetzung . . . . . 13<br />

IX


Inhaltsverzeichnis<br />

2 Gefügeumwandlungen beim Schweißen und <strong>de</strong>ren numerische Berechnung<br />

15<br />

2.1 Gefügeumwandlung unlegierter Stähle beim Aufheizen und<br />

Abkühlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

2.2 Numerische Mo<strong>de</strong>lle zur Berechnung <strong>de</strong>r Gefügeumwandlung 20<br />

2.3 Numerisches Mo<strong>de</strong>ll für die Füllung <strong>de</strong>r Schweißfuge . . . . . 23<br />

3 Finite-Element-Berechnung 25<br />

3.1 Allgemeine Beschreibung <strong><strong>de</strong>s</strong> verwen<strong>de</strong>ten Finite-Element-<br />

Programms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

3.2 Elemente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

3.2.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

3.2.2 Volumenelemente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

3.2.3 Schalenelemente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

3.2.4 Oberflächenelemente . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

3.2.5 Trajektorienelemente . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

3.3 Numerische Formulierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

3.4 Lösungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

3.5 Berechnung <strong>de</strong>r Grenztragfähigkeit . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

3.6 Numerische Mo<strong>de</strong>lle zur Abbildung <strong>de</strong>r Schweißwärmequelle 36<br />

3.6.1 Volumenwärmequelle . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

3.6.2 Oberflächenwärmequelle . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

3.6.3 Linienförmige Oberflächenwärmequelle . . . . . . . . 39<br />

4 Verifikation <strong><strong>de</strong>s</strong> verwen<strong>de</strong>ten Finite-Element-Progamms 41<br />

4.1 Schwach gekrümmtes Tonnendach unter Einzellast . . . . . . 41<br />

4.2 Verifikation <strong><strong>de</strong>s</strong> Berechnungsverfahrens zur Bestimmung <strong>de</strong>r<br />

Axialgrenzsspannung durch Vergleichsberechnungen . . . . . 44<br />

X


Inhaltsverzeichnis<br />

4.2.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

4.2.2 Elastisch beulen<strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>r . . . . . . . . . . . . . . 45<br />

4.2.3 Plastisch beulen<strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>r . . . . . . . . . . . . . . 50<br />

4.2.4 Bewertung <strong>de</strong>r Vergleichsberechnung . . . . . . . . . 52<br />

4.3 Konvergenzstudien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />

4.3.1 <strong>Einfluß</strong> <strong>de</strong>r Netzgröße auf die Berechnungsergebnisse<br />

<strong>de</strong>r Grenzspannungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />

4.3.2 <strong>Einfluß</strong> <strong>de</strong>r Netzaufweitung auf die Berechnung <strong>de</strong>r<br />

Grenzspannung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />

4.3.3 Ermittlung <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen Netzdichte bei <strong>de</strong>r Temperaturfeldberechnung<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />

5 Temperaturfeldberechnung 63<br />

5.1 Feldgleichung <strong>de</strong>r Wärmeleitung . . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />

5.2 Wärmeübergang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />

5.3 Thermodynamische Werkstoffkennwerte . . . . . . . . . . . . 66<br />

5.4 Wärmeleitung beim Schweißen . . . . . . . . . . . . . . . . . 69<br />

5.5 Schweißfolgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72<br />

5.6 Schweißwärmequellen für einlagige Nähte . . . . . . . . . . . 73<br />

5.7 Schweißwärmequellen für zweilagige Nähte . . . . . . . . . . 77<br />

6 Strukturmechanische Berechnung 79<br />

6.1 Spannungs-Dehnungsbeziehung . . . . . . . . . . . . . . . . 79<br />

6.2 Belastungen aus <strong>de</strong>m Temperaturfeld . . . . . . . . . . . . . . 83<br />

6.2.1 Dilatometertest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83<br />

6.2.2 Wärme<strong>de</strong>hnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83<br />

6.2.3 Umwandlungs<strong>de</strong>hnungen . . . . . . . . . . . . . . . . 85<br />

6.2.4 Umwandlungsplastizität . . . . . . . . . . . . . . . . 85<br />

XI


Inhaltsverzeichnis<br />

6.2.5 Thermometallurgische und thermomechanische Kopplung<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89<br />

6.3 Verifikation <strong><strong>de</strong>s</strong> verwen<strong>de</strong>ten Werkstoffgesetzes, Blindnaht auf<br />

einem 9,2 mm dicken Blech . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89<br />

7 Randbed<strong>ing</strong>ungen für die Schweißsimulations- und Beulberechnung<br />

93<br />

7.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93<br />

7.2 Wegrandbed<strong>ing</strong>ungen an <strong>de</strong>n Seitenrän<strong>de</strong>rn . . . . . . . . . . 94<br />

7.3 Wegrandbed<strong>ing</strong>ungen am oberen und unteren Rand . . . . . . 97<br />

7.4 Zusammenstellung <strong>de</strong>r gewählten Wegrandbed<strong>ing</strong>ungen . . . 99<br />

7.5 Kraftrandbed<strong>ing</strong>ungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101<br />

7.6 <strong>Einfluß</strong> <strong>de</strong>r Wegrandbed<strong>ing</strong>ungen am oberen und unteren Rand<br />

auf Verzug und Eigenspannungen . . . . . . . . . . . . . . . 101<br />

7.7 Umfangsblindnaht auf einem Zylin<strong>de</strong>r . . . . . . . . . . . . . 105<br />

8 Schweißfolgen 107<br />

8.1 Herstellungsungenauigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107<br />

8.2 Übersicht über die untersuchten Varianten . . . . . . . . . . . 108<br />

8.3 Schweißverzug am Zylin<strong>de</strong>r . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109<br />

8.4 Heftstellen und Schweißverzug . . . . . . . . . . . . . . . . . 116<br />

8.5 Schweißfolgen und Schweißverzug . . . . . . . . . . . . . . . 122<br />

8.6 Membrannormalkraft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127<br />

8.7 Schalenbiegemomente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132<br />

8.8 Grenzspannung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134<br />

9 Werkstoffverhalten 143<br />

9.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143<br />

XII


Inhaltsverzeichnis<br />

9.2 Gefügeumwandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144<br />

9.3 Schweißverzug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146<br />

9.4 Spannungen aus <strong>de</strong>r Membrannormalkraft . . . . . . . . . . . 154<br />

9.5 Grenzspannung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157<br />

10 Vereinfachungen 163<br />

10.1 Untersuchte Vereinfachungen bei <strong>de</strong>r Berechnung . . . . . . . 163<br />

10.2 Heftstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163<br />

10.3 Gefügeumwandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164<br />

10.4 Zusatzwerkstoff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168<br />

10.5 Transiente Wärmequelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171<br />

10.6 Zurücksetzen <strong>de</strong>r Materialhistorie . . . . . . . . . . . . . . . 173<br />

10.7 <strong>Einfluß</strong> <strong>de</strong>r Vereinfachungen auf die berechnete Grenzspannung 175<br />

10.8 Bewertung <strong>de</strong>r untersuchten Vereinfachungen . . . . . . . . . 177<br />

11 Einlagige Umfangsnähte 179<br />

11.1 Übersicht über die untersuchten Varianten . . . . . . . . . . . 179<br />

11.2 Segment im Vergleich mit ganzem Zylin<strong>de</strong>r . . . . . . . . . . 182<br />

11.3 Zylin<strong>de</strong>rschlankheit und Schweißverzug . . . . . . . . . . . . 185<br />

11.4 Grenzspannung für Imperfektionen aus Schweißverzug mit<br />

Schweißeigenspannungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189<br />

11.5 Grenzspannung für Imperfektionen aus Schweißverzug ohne<br />

Schweißeigenspannungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194<br />

12 Mehrlagige Umfangsnähte 201<br />

12.1 Übersicht über die untersuchten Varianten . . . . . . . . . . . 201<br />

12.2 Axialspannung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202<br />

12.3 Schweißverzug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203<br />

XIII


Inhaltsverzeichnis<br />

12.4 Grenzspannung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209<br />

13 Zusammenfassung 213<br />

Schrifttum 215<br />

XIV


Inhaltsverzeichnis<br />

Nomenklatur<br />

Größe Einheit Definition<br />

Lateinische Großbuchstaben<br />

Bi<br />

Biot-Zahl<br />

E<br />

N<br />

Elastizitätsmodul<br />

E<br />

mm 2<br />

kJ<br />

cm<br />

Streckenenergie<br />

L mm Meridianlänge <strong><strong>de</strong>s</strong> Zylin<strong>de</strong>rs<br />

I A Stromstärke<br />

F N Kraft<br />

F gr N Grenzlast (hier unter Axialbelastung)<br />

M s ◦ C Martensitstarttemperatur<br />

P<br />

Phasenanteil<br />

P eq<br />

Gleichgewichtsanteil <strong>de</strong>r Phase<br />

R mm Schalenmittelflächenradius<br />

R e<br />

N<br />

mm 2<br />

Streckgrenze (Werkstoffkennwert)<br />

S<br />

◦<br />

Umfangswinkel <strong><strong>de</strong>s</strong> abgebil<strong>de</strong>ten Zylin<strong>de</strong>rsegmentes<br />

U V Spannung<br />

Lateinische Kleinbuchstaben<br />

a, b, c mm Halbachsen <strong>de</strong>r volumetrischen und <strong>de</strong>r<br />

elliptischen Wärmequelle<br />

a L , b L<br />

Koeffizienten<br />

b<br />

Umwandlungskonstante beim Koistinen-Marburger-Gesetz<br />

c<br />

J<br />

kg · K<br />

spezifische Wärmekapazität<br />

e<br />

Eulersche Zahl<br />

e mm Ausmitte, Exzentrizität<br />

1<br />

f<br />

s<br />

Umwandlungsgeschwindigkeit (Leblond-Mo<strong>de</strong>ll)<br />

Bemessungswert <strong>de</strong>r Streckgrenze<br />

f y<br />

N<br />

mm 2<br />

XV


Inhaltsverzeichnis<br />

h<br />

J<br />

kg<br />

N<br />

mm<br />

spezifische Enthalpie<br />

k<br />

elastische Festhaltung, Wegfe<strong>de</strong>rkonstante<br />

l mm Länge<br />

n<br />

Exponent <strong>de</strong>r Wärmequelldichtefunktion<br />

N<br />

n<br />

mm<br />

Membrannormalkraft<br />

N mm<br />

m<br />

mm<br />

Plattenbiegemoment, Streckenbiegemoment<br />

p<br />

Flächenlast<br />

kN<br />

m 2<br />

q W Wärmeleistung<br />

W flächenspezifische Wärmequelldichte<br />

q *<br />

q * k<br />

q * s<br />

q **<br />

mm 2<br />

W<br />

mm 2<br />

W<br />

mm 2<br />

W<br />

mm 3<br />

flächenspezifische Wärmestromdichte aus Konvektion<br />

flächenspezifische Wärmestromdichte aus Strahlung<br />

volumenspezifische Wärmequelldichte<br />

r rad Verdrehung, Rotation<br />

t s Zeit<br />

t E s Einschaltdauer<br />

∆ t min s Min<strong><strong>de</strong>s</strong>tzeitschritt<br />

t mm Blechdicke, Plattendicke, Schalendicke<br />

u mm Verschiebung, Axialverformung beim Kreiszylin<strong>de</strong>r<br />

v<br />

Schweißgeschwindigkeit<br />

mm<br />

s<br />

v mm Verschiebung, Umfangsverformung beim Kreiszylin<strong>de</strong>r<br />

w mm Verschiebung, Radialverformung beim Kreiszylin<strong>de</strong>r<br />

Koordinaten<br />

x, y, z mm Kartesische Koordinaten<br />

x, y, z mm Zylin<strong>de</strong>rkoordinaten FEM-Programm (y ˆ= θ)<br />

n, θ, x mm Zylin<strong>de</strong>rkoordinaten Kreiszylin<strong>de</strong>rschale<br />

Griechische Großbuchstaben<br />

∆<br />

Differenz, Teilbetrag, Verhältnis<br />

Griechische Kleinbuchstaben<br />

W<br />

α<br />

m 2·K Wärmeübergangskoeffizient<br />

Wärmeübergangskoeffizient, Konvektion<br />

α k<br />

W<br />

m 2· K<br />

XVI


Inhaltsverzeichnis<br />

α s<br />

ε<br />

ε<br />

η<br />

λ<br />

ν<br />

π<br />

ρ<br />

σ<br />

σ kl<br />

σ gr<br />

σ xS,R,k<br />

σ<br />

τ<br />

W<br />

m 2· K<br />

m<br />

m<br />

W<br />

m · K<br />

kg<br />

m 3<br />

N<br />

mm 2<br />

N<br />

mm 2<br />

N<br />

mm 2<br />

N<br />

mm 2<br />

W<br />

Wärmeübergangskoeffizient, Strahlung<br />

Dehnung<br />

Emissions- o<strong>de</strong>r Schwärzegrad<br />

Wirkungsgrad<br />

Wärmeleitfähigkeit<br />

Querkontraktionszahl<br />

Kreiszahl<br />

Dichte<br />

Normalspannung, Biegespannung<br />

klassische i<strong>de</strong>ale Beulspannung unter Axiallast<br />

Axialgrenzspannung (zur Grenzlast F gr aus Axiallast<br />

zugehörige Axialmembranspannung)<br />

charakteristische Axialgrenzbeulspannung nach<br />

DIN 18800-4<br />

Stefan-Boltzmann-Konstante σ = 5,67·10 -8 W<br />

m 2 K 4 Schubspannung<br />

N<br />

mm 2<br />

τ s Umwandlungsdauer (Leblond-Mo<strong>de</strong>ll)<br />

ϑ K, ◦ C Temperatur<br />

ϑ 0 K, ◦ C Umgebungstemperatur, Anfangstemperatur<br />

˙ϑ<br />

K<br />

s<br />

m 2 K 4<br />

Temperaturän<strong>de</strong>rungsgeschwindigkeit, Abkühlgeschwindigkeit,<br />

Aufheizgeschwindigkeit<br />

Indizes<br />

0 Anfangsbed<strong>ing</strong>ung, Anfangsgröße, Umgebungsbed<strong>ing</strong>ung<br />

max<br />

elastisch<br />

eq<br />

Gleichgewicht<br />

f<br />

frontseitig<br />

i,j<br />

Zählin<strong>de</strong>x<br />

k<br />

Konvektion<br />

min<br />

Minimalwert<br />

max<br />

Maximalwert<br />

n<br />

Schritt, Zeitschritt<br />

plastisch<br />

p<br />

XVII


Inhaltsverzeichnis<br />

r<br />

s<br />

th<br />

thm<br />

u<br />

up<br />

x<br />

z<br />

θ<br />

rückseitig<br />

Strahlung<br />

thermisch<br />

thermo-metallurgisch<br />

Umwandlung<br />

Umwandlungsplastizität<br />

x-Richtung, Radialrichtung<br />

z-Richtung, Axialrichtung<br />

Tangentialrichtung o<strong>de</strong>r Umfangsrichtung<br />

Abkürzungen<br />

BFGS-Verfahren Sekantenverfahren nach Broy<strong>de</strong>n Fletcher Goldfarb Shano<br />

F<br />

Ferrit<br />

FEM<br />

Finite Element Metho<strong>de</strong><br />

HV<br />

Vickershärte<br />

M<br />

Martensit<br />

MAG-SchweißverfahrenMetall aktiv Gas Schweißverfahren<br />

P<br />

Perlit<br />

SZTU<br />

Schweiß-Zeit-Temperatur-Umwandlungs-Schaubild<br />

WEZ<br />

Wärmeeinflußzone<br />

Zw<br />

Zwischenstufe (Bainit)<br />

ZTU-Schaubild Zeit-Temperatur-Umwandlungs-Schaubild<br />

XVIII


1 Einleitung<br />

1 Einleitung<br />

1.1 Allgemeines<br />

Die kritische Beullast von Schalen ist abhängig von geometrischen und strukturellen<br />

Imperfektionen.<br />

Der Effekt von Eigenspannungen beim Stabilitätsproblem bei Schalen ist<br />

grundlegend an<strong>de</strong>rer Natur als bei Stäben. Bei Schalen haben Eigenspannungen<br />

einen <strong>Einfluß</strong> beim Beulen im elastischen und im plastischen Bereich.<br />

Bei Stäben, die im elastischen Bereich knicken, sind Eigenspannungen be<strong>de</strong>utungslos.<br />

Die Eigenspannungen verr<strong>ing</strong>ern bei Stäben die Biegesteifigkeit<br />

nur, wenn Plastizierungen auftreten. Der Verlauf <strong>de</strong>r Knickbiegelinie bleibt unverän<strong>de</strong>rt.<br />

Daher ist ein Ersatz von Eigenspannungen durch zusätzliche Vorverformung<br />

äquivalent, wobei die Größe <strong>de</strong>r Vorverformungen durch die Eigenspannungen<br />

bestimmt wird, was <strong>de</strong>ren <strong>Einfluß</strong> auf die Biegesteifigkeit wie<strong>de</strong>rgibt.<br />

Bei Schalen haben Eigenspannungen <strong>Einfluß</strong> auf die Beulform. Sie können lokale<br />

Beulen hervorrufen und damit die Beullast reduzieren. Sie können jedoch<br />

auch eine beullaststeigern<strong>de</strong> Auswirkung haben. Daher kann bei <strong>de</strong>r Schale<br />

<strong>de</strong>n Eigenspannungen keine ein<strong>de</strong>utige geometrische Ersatztimperfektion zugeordnet<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Kreiszylin<strong>de</strong>rschale ist das am häufigsten vorkommen<strong>de</strong>, aus einzelnen<br />

Blechen zusammengeschweißte Schalentragwerk. Durch <strong>de</strong>n Schweißvorgang<br />

entsteht einerseits Schweißverzug, aus <strong>de</strong>m sich zusätzliche geometrische<br />

Imperfektionen ergeben, an<strong>de</strong>rerseits entstehen Eigenspannungen und damit<br />

strukturelle Imperfektionen.<br />

Die geometrischen Imperfektionen wur<strong>de</strong>n bei Stabilitätsuntersuchungen bisher<br />

vielfältig variiert. Die Eigenspannungszustän<strong>de</strong> und Formabweichungen<br />

1


1 Einleitung<br />

aus <strong>de</strong>m Schweißprozeß wur<strong>de</strong>n bislang nur mit groben <strong>ing</strong>enieurgemäßen<br />

Näherungen berücksichtigt. Der Schweißverzug wur<strong>de</strong> durch auf gesamter<br />

Nahtlänge gleichzeitig stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Schrumpfungen abgebil<strong>de</strong>t. Dies führt dazu,<br />

daß Umfangsnähte nur rotationssymmetrische Imperfektionen zugewiesen<br />

bekommen.<br />

Die Eigenspannungen und Verformungen aus <strong>de</strong>m Schweißprozeß <strong>de</strong>r Umfangsnähte<br />

weichen jedoch stark von <strong>de</strong>r Rotationssymmetrie ab, weil sich<br />

während <strong><strong>de</strong>s</strong> Schweißvorgangs die Steifigkeit mit <strong>de</strong>m Entstehen <strong>de</strong>r Naht<br />

ständig än<strong>de</strong>rt. Insbeson<strong>de</strong>re am Beginn und En<strong>de</strong> einer Naht entstehen große<br />

Eigenspannungen quer zur Nahtrichtung. Im Gegensatz dazu sind bei <strong>de</strong>n bisherigen<br />

Untersuchungen, die die Systemän<strong>de</strong>rung beim Schweißen außer Acht<br />

lassen, in <strong>de</strong>n damit erhaltenen Zustän<strong>de</strong>n die maßgeben<strong>de</strong>n Axialspannungen<br />

an Umfangsnähten aus Gleichgewichtsgrün<strong>de</strong>n Null.<br />

Mit <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Arbeit wird dieser Abweichung von <strong>de</strong>r Realität abgeholfen<br />

und eine Stabilitätsuntersuchung durchgeführt, die die durch <strong>de</strong>n<br />

Schweißprozeß bed<strong>ing</strong>ten strukturellen und geometrischen Imperfektionen unter<br />

Berücksichtigung <strong><strong>de</strong>s</strong> Fertigungsablaufes erfaßt.<br />

1.2 Stabilitätsuntersuchungen axial gedrückter<br />

Zylin<strong>de</strong>r<br />

1.2.1 Allgemeines<br />

Seit <strong>de</strong>n grundlegen<strong>de</strong>n Arbeiten von Lorenz [Lor08] und Timoshenko<br />

[Tim10] zur klassischen Lösung <strong><strong>de</strong>s</strong> Stabilitätsproblems von Zylin<strong>de</strong>rschalen<br />

unter Axiallast wur<strong>de</strong> auf diesem Gebiet eine Vielzahl von Arbeiten publiziert.<br />

Sehr umfassen<strong>de</strong> Überblicke bisheriger Untersuchungen über das Verhalten<br />

von zylindrischen Bauteilen unter Axialbelastung sind in <strong>de</strong>n Dissertationen<br />

von Knö<strong>de</strong>l [Knö95] und Speicher [Spe98] zu fin<strong>de</strong>n.<br />

In [Sch81] sind die Ergebnisse <strong>de</strong>r Beulversuche von mehr als 2000 Veröffentlichungen<br />

zusammengetragen. Auf eine ausführliche Darstellung <strong>de</strong>r Untersuchungen<br />

zu axialbelasteten Zylin<strong>de</strong>rn wird daher hier verzichtet. Das Augen-<br />

2


1 Einleitung<br />

merk wird auf die Untersuchungen gerichtet, die sich entwe<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m <strong>Einfluß</strong><br />

geometrischer Imperfektionen o<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Berücksichtigung von Schweißeigenspannungen<br />

und Schweißverzug befassen.<br />

Die klassische Beulspannnung σ kl <strong>de</strong>r elastischen Beultheorie ist abhängig von<br />

<strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>rschlankheit R t<br />

, <strong>de</strong>m Elastizitätsmodul und <strong>de</strong>r Querkontraktionszahl<br />

ν:<br />

E t<br />

σ kl = √<br />

3(1 − ν2 ) R<br />

(1.1)<br />

Mit ν = 0, 3 erhält man hieraus<br />

σ kl ≈ 0, 605E t R<br />

(1.2)<br />

Die klassische Beulspannung fin<strong>de</strong>t sich bis heute in <strong>de</strong>n Beulsicherheitsnachweisen<br />

als Bezugsgröße wie<strong>de</strong>r und wird auch in dieser Arbeit als Bezugswert<br />

verwen<strong>de</strong>t.<br />

Kreiszylin<strong>de</strong>rschalen wer<strong>de</strong>n in kurze, mittellange und lange Schalen unterteilt.<br />

Die allermeisten Kreiszylin<strong>de</strong>rschalen <strong><strong>de</strong>s</strong> Metallbaus liegen hinsichtlich<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> Versagens unter Axialspannungen im Bereich <strong>de</strong>r mittellangen Kreiszylin<strong>de</strong>rschale.<br />

Daher wer<strong>de</strong>n die Zylin<strong>de</strong>rabmessungen im Rahmen dieser Arbeit<br />

so gewählt, daß sie das mit Bed<strong>ing</strong>ung 1.3 angegebene Kriterium für die mittellange<br />

Kreiszylin<strong>de</strong>rschale unter Axialdruck erfüllen.<br />

8<br />

√<br />

R<br />

t<br />

≤ l R ≤ 0, 5 · √<br />

R<br />

t<br />

(1.3)<br />

1.2.2 Beulversuche mit erkennbarem <strong>Einfluß</strong> <strong>de</strong>r Imperfektionen<br />

aus Schweißnähten<br />

Speicher [Spe98] führte Biegeversuche mit und ohne Querkraftbeanspruchung<br />

an langen Kreiszylin<strong>de</strong>rschalen aus S235 durch. Die Versuchskörper lagen in<br />

3


1 Einleitung<br />

folgen<strong>de</strong>m Abmessungsbereich:<br />

159 mm < R < 258 mm<br />

2,0 mm < t < 3,1 mm<br />

69,7 < R t<br />

< 124<br />

Planmäßige Imperfektionen wur<strong>de</strong>n nicht e<strong>ing</strong>ebracht. Die Versuchskörper waren<br />

mit Umfangsnähten gefertigt. Die aus <strong>de</strong>r Fertigung entstan<strong>de</strong>nen geometrischen<br />

Imperfektionen wur<strong>de</strong>n vermessen. Strukturelle Imperfektionen (Eigenspannungen)<br />

wur<strong>de</strong>n nicht bestimmt.<br />

Die Nennwerte <strong>de</strong>r in [Spe98] wie<strong>de</strong>rgegebenen experimentellen Beulspannungen<br />

liegen zwischen 11 % und 28 % <strong>de</strong>r klassischen Beulspannung. Diese<br />

ger<strong>ing</strong>en Werte sind die Folge davon, daß die Zylin<strong>de</strong>r wegen <strong>de</strong>r ger<strong>ing</strong>en<br />

R<br />

t<br />

-Verhältnisse plastisch beulten.<br />

Bei drei Versuchskörpern wur<strong>de</strong> festgestellt, daß das Versagen an Stellen mit<br />

großen Herstellungsungenauigkeiten auftrat. Einige plastische Beulen bil<strong>de</strong>ten<br />

sich im Bereich <strong>de</strong>r Umfangsnähte. Das läßt vermuten, daß durch die Schweißnaht<br />

e<strong>ing</strong>ebrachte strukturelle o<strong>de</strong>r geometrische Imperfektionen einen <strong>Einfluß</strong><br />

auf die Grenztragfähigkeit hatten.<br />

1.2.3 Messung von Schweißimperfektionen an realen Bauwerken<br />

o<strong>de</strong>r Versuchskörpern<br />

Steinhardt und Schulz [SS70] berichten über Messsungen <strong><strong>de</strong>s</strong> Schweißverzuges<br />

an Tankbauwerken <strong>de</strong>r ESSO-Raffinerie in Karlsruhe. Bei <strong>de</strong>n Tanks han<strong>de</strong>lte<br />

es sich um Zylin<strong>de</strong>r mit Radien von 5800 mm, 8500 mm und 22 450 mm,<br />

R<br />

t<br />

-Verhältnissen von 725 bis 1710 und Wanddicken von 5,0 mm bis 14,5 mm<br />

aus <strong>de</strong>m Stahl HSB 50 .<br />

Nach ihren Angaben waren die Umfangsnähte als V-Naht mit min<strong><strong>de</strong>s</strong>tens 3 Lagen<br />

ausgeführt. Dies darf bei t = 5 mm angezweifelt wer<strong>de</strong>n. Die Verformungen<br />

wur<strong>de</strong>n mittels einer 1000 mm langen Meßbrücke gemessen. Die auf die<br />

Wanddicke bezogenen Nahteinzüge w t<br />

liegen im Bereich zwischen 0,34 und<br />

1,85. Bei <strong>de</strong>n Meßwerten an einer Umfangsnaht sind <strong>de</strong>utliche Unterschie<strong>de</strong><br />

zwischen <strong>de</strong>n um <strong>de</strong>n Umfang verteilten Meßstellen erkennbar.<br />

4


1 Einleitung<br />

Hornung [Hor00] hat das Beulen von Tankbauwerken unter Außendruck untersucht.<br />

An <strong>de</strong>n vier in Tabelle 1.1 aufgeführten Flachbo<strong>de</strong>ntanks wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

äußere Überdruck durch Evakuieren <strong>de</strong>r Tanks realisiert.<br />

Bei Tank 1 wur<strong>de</strong>n keine Imperfektionsmessungen durchgeführt.<br />

Bei Tank 2 bis 4 wur<strong>de</strong>n vor <strong>de</strong>n Versuchen globale und lokale Imperfektionen<br />

gemessen. Der Schweißnahtverzug <strong>de</strong>r Umfangsnähte wur<strong>de</strong> mit einer 500 mm<br />

langen Meßlehre bestimmt. An Tank 2 wur<strong>de</strong> an zwei Stellen gemessen. An<br />

Tank 3 und Tank 4 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Schweißnahtverzug an <strong>de</strong>n Umfangsnähten zwischen<br />

<strong>de</strong>n oberen drei Schüssen jeweils an <strong>de</strong>n Viertelspunkten <strong>de</strong>r Blechtafeln<br />

bestimmt.<br />

Tank Werkstoff R t L<br />

mm mm mm<br />

Tank 1 H II 5000 10 13 290 1329<br />

Tank 2 StE 36 35 000 10,6 bis 29,3 17 066 1195 bis 3302<br />

Tank 3 St 37-2 5750 7, 6, 5 10 000 821 bis 1150<br />

Tank 4 St 37-2 7000 8, 7, 6, 5 10 000 875 bis 1400<br />

Tabelle 1.1: Von Hornung [Hor00] untersuchte Flachbo<strong>de</strong>ntanks<br />

R<br />

t<br />

Für die Tanks 2 bis 4 wur<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong> auf die Wanddicke bezogenen Radialverformungen<br />

w t<br />

gemessen:<br />

w<br />

Tank 2:<br />

t<br />

= 0,36 bei R t<br />

= 3200<br />

Tank 3: 0,19 ≤ w t<br />

≤ 0,91 bei R t<br />

= 1150<br />

Tank 4: 0,32 ≤ w t<br />

≤ 0,92 bei R t<br />

= 1400<br />

Aus <strong>de</strong>n graphisch dargestellen Verläufen <strong><strong>de</strong>s</strong> Schweißnahtverzuges an <strong>de</strong>n jeweiligen<br />

Meßstellen geht hervor, daß <strong>de</strong>r Schweißnahtverzug nicht nur generell<br />

nach innen, son<strong>de</strong>rn an vereinzelten Stellen auch nach außen gerichtet ist.<br />

Banke et al. [BSS03] br<strong>ing</strong>en auf zylindrischen Versuchskörpern aus <strong>de</strong>m<br />

Stahl S355 mit Durchmessern von 825 mm und Wanddicken von 0,6 mm<br />

bis 1,0 mm jeweils eine WIG-Blindnaht als Umfangsnaht auf. Die Zylin<strong>de</strong>r<br />

wer<strong>de</strong>n vor und nach <strong>de</strong>m Schweißen vermessen. Da Eigenspannungen nicht<br />

bestimmt wer<strong>de</strong>n, ist als Versuchsergebnis nur das Verzugsfeld bekannt. Die<br />

5


1 Einleitung<br />

Einschnürungen sind über <strong>de</strong>n Umfang betrachtet nicht konstant, also nicht<br />

rotationssymmetrisch. Eine chemische Analyse <strong><strong>de</strong>s</strong> verwen<strong>de</strong>ten Werkstoffes<br />

fehlt in <strong>de</strong>r Veröffentlichung, jedoch sind die Schweißparameter <strong>de</strong>r Versuche<br />

angegeben, so daß eine Nachberechnung <strong>de</strong>r Versuche bed<strong>ing</strong>t möglich ist.<br />

1.2.4 Beulversuche mit gezielt e<strong>ing</strong>ebrachten Schweißimperfektionen<br />

Teng beschreibt in [TL05] <strong>de</strong>n Versuch, einen aus mehreren Blechtafeln gefertigten<br />

Tank mit einem Mo<strong>de</strong>ll im verkleinerten Maßstab abzubil<strong>de</strong>n. Er ersetzt<br />

dabei die in Realtität auftreten<strong>de</strong>n Schweißnähte an <strong>de</strong>n Blechtafeln durch ein<br />

im Mo<strong>de</strong>llmaßstab verkleinertes Muster von WIG-Blindnähten auf <strong>de</strong>r Oberfläche<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> Zylin<strong>de</strong>rs.<br />

Der Beulversuch ergibt für die Axiallast eine auf 27,9 % <strong>de</strong>r klassischen Beullast<br />

reduzierte Grenztragfähigkeit. Lei<strong>de</strong>r gibt Teng we<strong>de</strong>r die Schweißparameter<br />

Streckenenergie und Schweißgeschwindigkeit, noch die chemische Analyse<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> Versuchswerkstoffes an. Zu<strong>de</strong>m sind aus <strong>de</strong>m in einem 3D-Plot dargestellten<br />

Verzugsfeld wegen <strong><strong>de</strong>s</strong> kleinen Maßstabes keine Daten abgreifbar. Dieser<br />

Versuch ist daher zur Nachberechnung mit numerischer Schweißsimulation ungeeignet.<br />

1.2.5 Geometrisch ungünstigste Imperfektionen<br />

Insbeson<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>r axialgedrückten Kreiszylin<strong>de</strong>rschale wirken sich Imperfektionen<br />

signifikant auf die Grenztragfähigkeit aus. Gegenstand vieler Untersuchungen<br />

ist <strong>de</strong>r <strong>Einfluß</strong> geometrischer Imperfektionen sowohl hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r Imperfektionsamplitu<strong>de</strong> wie auch <strong><strong>de</strong>s</strong> Imperfektionsmusters.<br />

Demel und Wun<strong>de</strong>rlich [DW97] untersuchen unter an<strong>de</strong>rem für <strong>de</strong>n axialgedrückten<br />

Zylin<strong>de</strong>r Grenztragfähigkeiten für unterschiedliche Imperfektionsamplitu<strong>de</strong>n<br />

und -formen. Die Grenztragfähigkeit sinkt mit zunehmen<strong>de</strong>r Imperfektionsamplitu<strong>de</strong>.<br />

Es gibt mehrere ungünstigste Imperfektionsformen, die<br />

annähernd zur gleichen minimalen Grenztragfähigkeit führen [DW97].<br />

6


1 Einleitung<br />

Schnei<strong>de</strong>r erläutert in [Sch04], daß es im Gegensatz zum Stab o<strong>de</strong>r zur Platte<br />

bei einer Schale eine ungünstigste Imperfektionsform nicht geben kann, sobald<br />

physikalische Nichtlinearitäten o<strong>de</strong>r Randstöreinflüsse vorhan<strong>de</strong>n sind. Bei <strong>de</strong>r<br />

Schale sind bei fast gleichem Lastniveau sehr viele verschie<strong>de</strong>ne Versagensformen<br />

möglich, die Instabilitätslasten liegen geclustert vor.<br />

I<strong>de</strong>ale Beulformen, zu <strong>de</strong>nen die gesuchte ungünstigste Imperfektionsform<br />

gehört, setzen voraus, daß das Verhalten bis zum Erreichen <strong>de</strong>r Instabilitätslast<br />

nahezu linear ist. Im Nachbeulbereich axialgedrückter Zylin<strong>de</strong>r gibt es unterschiedliche<br />

Beulformen, die mit <strong>de</strong>r niedrigsten Nachbeulgleichgewichtslast<br />

verbun<strong>de</strong>n sind.<br />

1.2.6 Numerische Untersuchungen mit vereinfachten Annahmen<br />

für Schweißimperfektionen<br />

Ausgehend von einem Scha<strong>de</strong>nsfall bei einer Siloschale hat sich als erster<br />

Häfner [Häf82] intensiver mit <strong>de</strong>r Problematik <strong><strong>de</strong>s</strong> axialgedrückten Zylin<strong>de</strong>rs<br />

mit Umfangsschweißnaht befaßt. Wegen <strong>de</strong>r damals noch nicht ausreichen<strong>de</strong>n<br />

Rechnerkapazität war es ihm nicht möglich, <strong>de</strong>n Schweißvorgang und <strong>de</strong>n<br />

Beulvorgang geschlossen numerisch zu berechnen.<br />

Er legte getrennt von einan<strong>de</strong>r gemessene Schweißnahtverformungen aus<br />

[SS70] und gemessene Schweißeigenspannungsverteilungen eines DHV-Naht<br />

autogen geschweißten Rohres mit einem R t<br />

-Verhältnis von 32 [Ebe34] zugrun<strong>de</strong>.<br />

Die gemessenen Imperfektionen wer<strong>de</strong>n durch zwei alternative Funktionsverläufe<br />

für die Verformungen und drei alternative Funktionsverläufe für die<br />

Eigenspannungen angenähert. Der Maximalwert <strong>de</strong>r Verformung wird einmal<br />

mit 0,5 w t<br />

als unteren und einmal mit 1,0 w t<br />

als oberen Grenzwert <strong>de</strong>r Messungen<br />

angenommen.<br />

Axiale Membraneigenspannungen wer<strong>de</strong>n dabei ebenso vernachlässigt wie eine<br />

über <strong>de</strong>n Umfang verän<strong>de</strong>rliche Radialverformung aus <strong>de</strong>m Schweißprozeß.<br />

Die mit diesen Annahmen ermittelten Beullasten für R t<br />

= 500 und fy<br />

σ kl<br />

=1,35<br />

betragen 40 % bis 50 % <strong>de</strong>r klassischen Beullast. Sowohl Eigenspannungen als<br />

auch Verformungen wer<strong>de</strong>n axialsymmetrisch angesetzt.<br />

7


1 Einleitung<br />

Rotter und Teng [RT89] untersuchen das Beulverhalten von zentrisch axial gedrückten<br />

Silos unter Ansatz von axialsymmetrischen, geometrischen und strukturellen<br />

Imperfektionen. Sie verwen<strong>de</strong>n zwei Funktionen für die geometrische<br />

Imperfektion <strong>de</strong>r Umfangsnähte: Typ A mit zur Zylin<strong>de</strong>rachse paralleler Tangente<br />

in Nahtmitte und Typ B mit einem Knick in Nahtmitte.<br />

Die geometrischen Imperfektionen wer<strong>de</strong>n durch einen Berechnungslauf mit<br />

aufgebrachten Dehnungen erzeugt. Die Eigenspannungen, die sich aus diesem<br />

Berechnungslauf ergeben, wer<strong>de</strong>n als strukturelle Imperfektion angesetzt. Es<br />

wer<strong>de</strong>n Berechnungen mit Variation <strong><strong>de</strong>s</strong> Nahteinzuges, also <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>r geometrischen<br />

Imperfektion durchgeführt.<br />

Für einen Nahteinzug von 1,0 w t<br />

erhalten Rotter und Teng Beulspannungen für<br />

100 ≤ R t<br />

≤ 2000 von 30,5 % <strong>de</strong>r klassischen Beulspannung für Imperfektionstyp<br />

A und von 36,3 % <strong>de</strong>r klassischen Beulspannung für Imperfektionstyp B<br />

bei linear elastischem Werkstoffgesetz.<br />

Die angesetzten Imperfektionen sind rein hypothetisch und stehen nicht in Bezug<br />

zu einem realen Eigenspannungs- und Verzugsfeld. Daher liefern diese<br />

Untersuchungen im Vergleich zu <strong>de</strong>nen von Häfner [Häf82] o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />

oben genannten Untersuchungen zum <strong>Einfluß</strong> geometrischer Imperfektionen<br />

keine wesentlichen neuen Erkenntnisse.<br />

Pircher [PBDB01] schlägt gegenüber Rotter und Teng eine etwas abgeän<strong>de</strong>rte<br />

Funktion für die geometrische Imperfektion vor, die er an gemessenen<br />

Verzugswerten eines Silos in Australien kalibriert. In [PB01] untersucht Pircher<br />

<strong>de</strong>n <strong>Einfluß</strong>, <strong>de</strong>n unterschiedliche Funktionsanätze zur Approximation<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> Schweißverzuges auf die Beullast haben. Er gibt Beulwerte bezogen auf<br />

die klassische Beulspannung für Systeme mit und ohne Eigenspannungen an.<br />

Die eigenspannungsbehafteten Systeme führen bei Pircher generell zu höheren<br />

Beullasten.<br />

Hübner et al. [HTS06] setzen eine äquivalente Schrumpf<strong>de</strong>hnung im Bereich<br />

<strong>de</strong>r Schweißnaht an und berechnen daraus einen Eigenspannungs- und<br />

Verformungszustand, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m aus <strong>de</strong>m Schweißverzug entsprechen soll. Die<br />

Schrumpf<strong>de</strong>hnung wird jedoch über die gesamte Schweißnahtlänge gleichzeitig<br />

aufgebracht, so daß sich von <strong>de</strong>r Realität abweichend, ein rotationssymmetrischer<br />

Eigenspannungs- und Verformungszustand ergibt.<br />

8


1 Einleitung<br />

Für einen Zylin<strong>de</strong>r mit einem Radius von 12 000 mm, einer Wanddicke von<br />

12 mm und einer Höhe von 3000 mm beträgt die auf die Wanddicke bezogene<br />

Radialverformung w t<br />

= 1,02. Die mit diesen Imperfektionen ermittelte Beullast<br />

bei Axialbelastung beträgt 34 % <strong>de</strong>r klassischen Beullast .<br />

Aus einer Vergleichsberechnung [Hüb02] <strong><strong>de</strong>s</strong> in [TL05] beschriebenen Versuchszylin<strong>de</strong>rs<br />

wird bei <strong>de</strong>r Gegenüberstellung berechneter und gemessener<br />

Verformungen <strong>de</strong>utlich, daß die Annahme gleichzeitiger Schweißschrumpfung<br />

keine realitätsnahe Abbildung liefert. Der gemessene Verzug [TL05] ist über<br />

<strong>de</strong>n Umfang verän<strong>de</strong>rlich, während die numerische Berechnung [Hüb02] einen<br />

über <strong>de</strong>n Umfang gleichmäßigen Verzug liefert.<br />

Banke et al. [BSS03] berechnen Eigenspannungen und Schweißverzug an Zylin<strong>de</strong>rn<br />

mit Durchmessern von 825 mm und Wanddicken von 0,6 mm bis<br />

1,0 mm. Bei <strong>de</strong>r Berechnung wird die Wärmequelle transient abgebil<strong>de</strong>t. Die<br />

Effekte aus <strong>de</strong>r Gefügeumwandlung wer<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r numerischen Berechnung<br />

nicht berücksichtigt. Bei <strong>de</strong>r Beulanalyse für die Mo<strong>de</strong>lle mit Eigenspannungen<br />

und Verzug erhält Banke Beulwerte zwischen 38 % und 52 % <strong>de</strong>r klassischen<br />

Beulspannung.<br />

1.3 Eigenspannungen und Verzug aus <strong>de</strong>m<br />

Schweißprozeß<br />

1.3.1 Überblick<br />

Seit <strong>de</strong>r Entwicklung und Anwendung von Schweißverfahren ist das Auftreten<br />

von Eigenspannungen und Verzug aus <strong>de</strong>m Schweißprozeß bekannt. Der<br />

Verzug beeinflußt in erster Linie die Maßhaltigkeit einer Schweißkonstruktion.<br />

Die Eigenspannungen können sich negativ auf die Tragfähigkeit o<strong>de</strong>r die Steifigkeit<br />

eines Bauteils auswirken. Aus diesen Grün<strong>de</strong>n sind Eigenspannung und<br />

Verzug und <strong>de</strong>ren Minimierung Gegenstand vieler Untersuchungen.<br />

Mit <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n letzten Jahren stetig vergrößerten Rechnerkapazität ist eine<br />

Schweißsimulationsberechnung an Arbeitsplatzrechnern möglich. Leistungsstarke<br />

Parallelrechner, wie <strong>de</strong>r seit Anfang 2007 am Rechenzentrum <strong>de</strong>r Uni-<br />

9


1 Einleitung<br />

Abbildung 1.1: Wechselseitige Beeinflussung von Temperaturfeld,<br />

Spannungs- und Formän<strong>de</strong>rungsfeld und Gefügezustandsfeld<br />

versität Karlsruhe betriebene Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>höchstleistungsrechner HP-XC4000, bieten<br />

erstmalig die Möglichkeit, Schweißsimulationsberechnungen an großen<br />

Strukturen mit im Bauwesen üblichen Abmessungen durchzuführen.<br />

Für eine realitätsnahe Schweißsimulationsberechnung sind genaue Kenntnisse<br />

über die Vorgänge beim Schweißprozeß notwendig. In Abbildung 1.1 sind<br />

die Teilbereiche, die diesen Prozeß beschreiben, und <strong>de</strong>ren Wechselwirkungen<br />

dargestellt. Vernachlässigt wird bei <strong>de</strong>r Schweißsimulationsberechnung<br />

die Verformungswärme, da diese beim Schweißprozeß vernachlässigbar ger<strong>ing</strong><br />

ist. Der <strong>Einfluß</strong> <strong>de</strong>r freigesetzten Spannungen o<strong>de</strong>r einer äußeren Last auf<br />

die Gefügeumwandlung ist noch nicht so weit erforscht, daß dieser Vorgang<br />

bei <strong>de</strong>r numerischen Berechnung abgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Das Verhalten <strong>de</strong>r Stähle beim Schweißen beschreiben Boese, Werner und<br />

Wirtz in [BWW80]. Eine Übersicht gängiger Verfahren zur Bestimmung von<br />

Schweißeigenspannungen und Verzug fin<strong>de</strong>n sich in [Kaß05, Rad02, Mal69].<br />

10


1 Einleitung<br />

Malisius [Mal69] und Neumann [NR78] geben für Stumpfnähte von ebenen<br />

Blechen und Kehlnähte von T-Stößen o<strong>de</strong>r I-Trägern Werte für <strong>de</strong>n Schweißverzug<br />

aus Messungen und Formeln zur Bestimmung <strong><strong>de</strong>s</strong> Schweißverzuges an.<br />

Radaj schafft mit seinen Werken [Rad02, Rad99, Rad88] einen umfassen<strong>de</strong>n<br />

Überblick über Forschungsergebnisse zu <strong>de</strong>n Themen Schweißprozeß,<br />

Schweißeigenspannung, Schweißverzug. Goldak liefert mit [GM05] ein umfassen<strong><strong>de</strong>s</strong><br />

Werk über <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r Technik in <strong>de</strong>r Schweißsimulationsberechnung.<br />

Die Forschungsergebnisse <strong><strong>de</strong>s</strong> Schwerpunktprogramms <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Forschungsgemeinschaft ”<br />

Eigenspannung und Verzug durch Wärmeeinwirkung“<br />

sind in [Mun99] veröffentlicht.<br />

1.3.2 Gefügeumwandlung<br />

Bereits Reineisen besitzt die Eigenschaft, daß sich während eines Temperaturzyklusses<br />

bei bestimmten Temperaturen das Kristallgitter umwan<strong>de</strong>lt (α −<br />

γ − δ− Eisen). Stahl ist eine Eisen-Kohlenstoff-Legierung, <strong>de</strong>ren temperaturabhängige<br />

Phasenzustän<strong>de</strong> im metastabilen Eisen-Kohlenstoff-Diagramm beschrieben<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Gefüge von Stählen und die bei Temperaturzyklen auftreten<strong>de</strong>n<br />

Gefügeumwandlungen sind bei Hougardy [Hou75, Hou90] beschrieben.<br />

Das von <strong>de</strong>r Abkühlgeschwindigkeit abhängige Umwandlungsverhalten<br />

bei Schweißprozessen wird in Schweiß-Zeit-Temperatur-Umwandlungs-<br />

Schaubil<strong>de</strong>rn (SZTU-Schaubil<strong>de</strong>r) dargestellt, die von Seyffarth et. al. in<br />

[Sey82, SMS92] veröffentlicht wur<strong>de</strong>n.<br />

Um die Phasenumwandlung in <strong>de</strong>r Finite-Element-Berechnung berücksichtigen<br />

zu können, muß <strong>de</strong>r Vorgang mathematisch beschrieben wer<strong>de</strong>n. Avrami<br />

[Avr41, Avr40, Avr39] gibt für die diffusionsgesteuerte Umwandlung zwischen<br />

zwei Phasen eine mathematische Gesetzmäßigkeit an. Koistinen und Marburger<br />

geben diese für die diffusionslose Phasenumwandlung an. Leblond [LD84]<br />

erweitert die Mo<strong>de</strong>lle auf Mehrphasensysteme.<br />

Mit <strong>de</strong>r Gefügeumwandlung ist eine Volumenän<strong>de</strong>rung verbun<strong>de</strong>n. Diese Umwandlungs<strong>de</strong>hnungen<br />

haben einen maßgeben<strong>de</strong>n <strong>Einfluß</strong> auf Eigenspannungen<br />

und Verformungen. Sie können mit <strong>de</strong>m Dilatometertest nachgewiesen wer<strong>de</strong>n.<br />

11


1 Einleitung<br />

Während <strong><strong>de</strong>s</strong> Umwandlungsvorgangs treten zusätzliche plastische Dehnungen<br />

auf, wenn eine äußere Lastspannung vorhan<strong>de</strong>n ist. Dieses Phänomen wird<br />

Umwandlungsplastizität genannt und kann mit <strong>de</strong>m Satoh-Versuch [Sat72]<br />

nachgewiesen wer<strong>de</strong>n.<br />

1.3.3 Werkstoffkennwerte<br />

Richter hat in [Ric83, Ric73] Werkstoffkennwerte von Stählen und <strong>de</strong>ren Temperaturabhängigkeit<br />

veröffentlicht. Genauere Untersuchungen <strong>de</strong>r Werkstoffkennwerte<br />

in Abhängigkeit vom Gefüge wur<strong>de</strong>n von Groß [Gro88] speziell<br />

für thermische Schweißzyklen durchgeführt. Aus Seyffarth [Sey82, SMS92]<br />

können mechanische Kennwerte bei Raumtemperatur für die jeweiligen<br />

Gefügezustän<strong>de</strong> entnommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Voß veröffentlicht in [Voß01] Materialdaten für die Stähle S355J2,<br />

X5CrNi 18-10, X20Cr13 und DC04, die er aus <strong>de</strong>m Schrifttum zusammengetragen<br />

hat, und ergänzt diese Daten durch eigene Messungen. Peil und Wichers<br />

haben Versuche zur Ermittlung <strong>de</strong>r temperaturabhängigen Werkstoffkennwerte<br />

für die Stahlsorte S355J2 durchgeführt und in [PW05a, PW05b, PW04]<br />

veröffentlicht.<br />

1.3.4 Wärmequelle und Temperaturfeldberechnung<br />

Eine einfache Approximation <strong>de</strong>r Schweißwärmequelle stellt die wan<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />

Punktwärmequelle dar. In <strong>de</strong>r Forschung wird heute zur Schweißsimulation die<br />

Wärmequelle mit räumlicher Aus<strong>de</strong>hnung und Gauß-normalverteilter Wärmequelldichte<br />

angesetzt. Goldak [GM05, GCB84] schlägt für Volumenelementmo<strong>de</strong>lle<br />

eine doppelhalbellipsoi<strong>de</strong> Wärmequelle vor.<br />

Zur Berechnung von Temperaturfel<strong>de</strong>rn mit <strong>de</strong>r Finite-Element-Metho<strong>de</strong> sei<br />

auf die Veröffentlichungen von Bergheau [BF04] und Lewis [LMTS99] verwiesen.<br />

12


1 Einleitung<br />

1.3.5 Numerische Berechnung von Schweißeigenspannungen<br />

und Schweißverzug<br />

Schweißeigenspannungen und Schweißverzug wer<strong>de</strong>n mit einer <strong>transienten</strong><br />

Berechnung ermittelt. Das Temperaturfeld wird unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r<br />

thermomechanischen Werkstoffkennwerte ausgewertet, und die sich daraus ergeben<strong>de</strong>n<br />

Dehnungen wer<strong>de</strong>n bestimmt. Diese Dehnungen wer<strong>de</strong>n als Beanspruchung<br />

bei <strong>de</strong>r strukturmechanischen Berechnung aufgebracht. Die aus <strong>de</strong>r<br />

Gefügeumwandlung entstehen<strong>de</strong>n Umwandlungs<strong>de</strong>hnungen und Dehnungen<br />

aus <strong>de</strong>r Umwandlungsplastizität sind dabei als zusätzliche ”<br />

Lastkomponente“<br />

zu berücksichtigen.<br />

Das Verfahren ist in <strong>de</strong>n Veröffentlichungen von Leblond, Mottet, Devaux,<br />

Bergheau und Vincent in [LMD86a, LMD86b, LDD89, DLB00, BVL02]<br />

ausführlich beschrieben.<br />

Bei <strong>de</strong>r strukturmechanischen Berechnung muß das Werkstoffgesetz<br />

temperatur- und gefügeabhängig <strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n. Insbeson<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>r<br />

Schweißsimulationsberechnung ist die Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r mechanischen Kennwerte<br />

und damit die Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Spannungs-Dehnungsbeziehung durch<br />

Martensit- o<strong>de</strong>r Bainitbildung zu berücksichtigen.<br />

1.4 Zusammenfassung Schlußfolgerung und Zielsetzung<br />

Seit einem halben Jahrhun<strong>de</strong>rt wird <strong>de</strong>r <strong>Einfluß</strong> von Vorverformungen auf das<br />

Beulverhalten <strong>de</strong>r axialgedrückten Kreiszylin<strong>de</strong>rschale untersucht.<br />

Bei <strong>de</strong>r Untersuchung <strong><strong>de</strong>s</strong> Einflusses von Schweißnähten auf das Beulverhalten<br />

wird zunächst nur eine aus Verzugsmessungen abgeleitete geometrische<br />

Imperfektion ohne Ansatz von Eigenspannungen berücksichtigt.<br />

In jüngerer Zeit wur<strong>de</strong> auch <strong>de</strong>r <strong>Einfluß</strong> von Eigenspannungen sowohl experimentell<br />

als auch theoretisch untersucht.<br />

Dabei ist einschränkend anzumerken, daß es sich bei <strong>de</strong>n experimentellen<br />

13


1 Einleitung<br />

Untersuchungen um mit einer Blindnaht geschweißte Zylin<strong>de</strong>r han<strong>de</strong>lt. Das<br />

Eigenspannungs- und Verzugsfeld eines mit einer Blindnaht geschweißten Zylin<strong>de</strong>rs<br />

unterschei<strong>de</strong>t sich vom Eigenspannungs- und Verzugsfeld eines mit einer<br />

Fertigungsnaht geschweißten Zylin<strong>de</strong>rs mit sukzessiver Nahtfüllung.<br />

Bei <strong>de</strong>n numerischen Untersuchungen zum <strong>Einfluß</strong> von Eigenspannungen und<br />

Verzug aus <strong>de</strong>m Schweißprozess auf das Beulverhalten axialgedrückter Zylin<strong>de</strong>r<br />

wur<strong>de</strong>n jeweils grobe Näherungen o<strong>de</strong>r große Vereinfachungen getroffen.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re wer<strong>de</strong>n die für <strong>de</strong>n Schweißverzug maßgeben<strong>de</strong>n Beanspruchungen<br />

aus Umwandlungs<strong>de</strong>hnung und Umwandlungsplastizität außer Acht<br />

gelassen. Schrumpf<strong>de</strong>hnungen wer<strong>de</strong>n pauschaliert angesetzt. Die in <strong>de</strong>r Realität<br />

nicht gegebene Rotationssymmetrie wird bei fast allen bisherigen Untersuchungen<br />

vorausgesetzt.<br />

Daraus folgt, daß die bisher numerisch untersuchten Kombinationen Eigenspannungsfeld<br />

- Verzugsfeld nicht übereinstimmen mit <strong>de</strong>n Kombinationen Eigenspannungsfeld<br />

- Verzugsfeld, die sich aus <strong>de</strong>m realen Schweißprozeß ergeben.<br />

Die im Bauwesen gebräuchlichen Stähle S235 und S355 wer<strong>de</strong>n im Rahmen<br />

dieser Arbeit betrachtet.<br />

Das Eigenspannungsfeld und das Verzugsfeld, das sich aus <strong>de</strong>m Schweißprozeß<br />

von Umfangsnähten an Kreiszylin<strong>de</strong>rschalen einstellt, wur<strong>de</strong> bislang nicht<br />

realtitäsnah berechnet. Der <strong>Einfluß</strong>, <strong>de</strong>n diese Störung <strong>de</strong>r perfekten Zylin<strong>de</strong>rschale<br />

auf die Grenztragfähigkeit unter Axiallast hervorruft, ist folglich unbekannt.<br />

Ziel dieser Arbeit ist es,<br />

• das Eigenspannungsfeld und die Verformungen mit realitätsnaher<br />

Schweißsimulationsberechnung zu bestimmen,<br />

• zu untersuchen, welche Abweichungen auftreten, wenn statt <strong>de</strong>r realitätsnahen<br />

Schweißsimulationsberechnung vereinfachen<strong>de</strong> Annahmen<br />

getroffen wer<strong>de</strong>n, und<br />

• die Auswirkungen verschie<strong>de</strong>ner Schweißfolgen auf Eigenspannungen,<br />

Verzug und Axialgrenzspannung zu untersuchen.<br />

14


2 Gefügeumwandlungen beim Schweißen und <strong>de</strong>ren numerische Berechnung<br />

2 Gefügeumwandlungen beim<br />

Schweißen und <strong>de</strong>ren numerische<br />

Berechnung<br />

2.1 Gefügeumwandlung unlegierter Stähle beim<br />

Aufheizen und Abkühlen<br />

Unlegierte Baustähle besitzen einen ger<strong>ing</strong>en Kohlenstoffgehalt. Die bei<br />

Raumtemperatur vorliegen<strong>de</strong>n Gefügebestandteile sind Ferrit mit einem<br />

kubisch-raumzentrierten Kristallgitter (α-Eisen), in <strong>de</strong>m ein sehr kleiner Teil<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> Kohlenstoffgehaltes gelöst ist, und Perlit, eine lamellare Anordnung von<br />

Ferrit mit <strong>de</strong>m Eisencarbid Zementit (Fe 3 C). In gewalzten Stahlerzeugnissen<br />

liegen diese Gefügebestandteile meinst in streifiger Anordnung (Abbildung<br />

2.1) vor.<br />

Abbildung 2.1: Ferritisch-perlitisches Gefüge<br />

15


2 Gefügeumwandlungen beim Schweißen und <strong>de</strong>ren numerische Berechnung<br />

Bei <strong>de</strong>r Erwärmung wan<strong>de</strong>lt sich <strong>de</strong>r Ferrit in Austenit (γ-Eisen) mit kubischflächenzentriertem<br />

Kristallgitter um. Aufgrund <strong><strong>de</strong>s</strong> kubisch-flächenzentrierten<br />

Kristallgitters ist die Kohlenstofflöslichkeit <strong><strong>de</strong>s</strong> Austenits größer als die <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

Ferrits. Der im Zementit gebun<strong>de</strong>ne Kohlenstoff geht im Austenit in Lösung.<br />

Die Umwandlung in Austenit beginnt im Gleichgewichtsfall (unendlich langsame<br />

Aufheizung) bei <strong>de</strong>r Temperatur A 1 (723 ◦ C) o<strong>de</strong>r im Fall technisch relevanter<br />

Aufheizgeschwindigkeiten bei <strong>de</strong>r vom Kohlenstoffgehalt abhängigen<br />

unteren Austenitisierungstemperatur A c1 . Zwischen A c1 und <strong>de</strong>r mit A c3 bezeichneten<br />

oberen Austenitisierungstemperatur liegt ein Mischgefüge aus Ferrit<br />

und Austenit vor. Oberhalb von A c3 wan<strong>de</strong>lt bei entsprechend langer Haltedauer<br />

das gesamte Gefüge in Austenit um.<br />

Bei langsamer Abkühlgeschwindigkeit bil<strong>de</strong>t sich aus <strong>de</strong>m Austenit wie<strong>de</strong>r<br />

Ferrit und Zementit. Dieser Vorgang geschieht diffusionsgesteuert.<br />

Abbildung 2.2: Martensitisches Gefüge<br />

Bei schneller Abkühlgeschwindigkeit kann <strong>de</strong>r gelöste Kohlenstoff nicht ausdiffundieren.<br />

Es erfolgt beim Unterschreiten <strong>de</strong>r Martensitstarttemperatur M s<br />

eine diffusionsfreie Umwandlung in ein durch die Kohlenstoffatome verspanntes<br />

kubisch-flächenzentriertes Kristallgitter. Es entsteht <strong>de</strong>r in Abbildung 2.2<br />

dargestellte Martensit (α-Eisen).<br />

Bei einer Umwandlung mit mittlerer Abkühlgeschwindigkeit entsteht ein Zwischengefüge,<br />

Bainit (Abbildung 2.3). Bei seiner Bildung diffundiert ein Teil<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> Kohlenstoffs. Die Umwandlung läuft teilweise diffusionsgesteuert ab.<br />

16


2 Gefügeumwandlungen beim Schweißen und <strong>de</strong>ren numerische Berechnung<br />

Die in <strong>de</strong>n Abbildungen 2.1 bis 2.3 dargestellten Mikroschliffe wur<strong>de</strong>n von<br />

Sakkiettibutra im Rahmen seiner Diplomarbeit [Sak07] angefertigt.<br />

Abbildung 2.3: Bainitisches Gefüge<br />

Bei mehrlagigen Nähten wer<strong>de</strong>n die zuvor geschweißten Lagen erwärmt. Das<br />

Gefüge wird durch die Wie<strong>de</strong>rerwärmung ab einer Temperatur von ca. 200 ◦ C<br />

angelassen. Martensit wan<strong>de</strong>lt zu angelassenem Martensit und Bainit zu angelassenem<br />

Bainit um. Durch das Anlassen verr<strong>ing</strong>ert sich die Streckgrenze <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

jeweiligen Gefüges.<br />

Die Gefügeumwandlung für Schweißprozesse kann aus SZTU-Schaubil<strong>de</strong>rn<br />

abgelesen wer<strong>de</strong>n. In diesen Schaubil<strong>de</strong>rn ist für verschie<strong>de</strong>n schnelle Abkühlgeschwindigkeiten<br />

die sich einstellen<strong>de</strong> Gefügezusammensetzung dargestellt.<br />

Verwen<strong>de</strong>t wird im Rahmen dieser Arbeit für <strong>de</strong>n S235 das in Abbildung 2.4<br />

dargestellte SZTU-Schaubild R3 und für <strong>de</strong>n S355 das in Abbildung 2.6 dargestellte<br />

SZTU-Schaubild R25 nach [SMS92].<br />

In Abbildung 2.5 ist das numerische SZTU-Schaubild für <strong>de</strong>n S235 und in<br />

Abbildung 2.7 das numerische SZTU-Schaubild für <strong>de</strong>n S355 dargestellt.<br />

Die chemische Zusammensetzung <strong>de</strong>r Stähle, die <strong>de</strong>r Bestimmung <strong>de</strong>r SZTU-<br />

Schaubil<strong>de</strong>r zugrun<strong>de</strong> lagen, ist in Tabelle 2.1 angegeben. Für <strong>de</strong>n temperaturabhängigen<br />

Verlauf <strong>de</strong>r Spannungs-Dehnungsbeziehung wur<strong>de</strong>n die Ergebnisse<br />

<strong>de</strong>r Warmzugversuche von Peil und Wichers [PW05a, PW05b, PW04]<br />

verwen<strong>de</strong>t. Der für diese Warmzugversuche verwen<strong>de</strong>te Stahl S355J2 hat die<br />

in Tabelle 2.1 in <strong>de</strong>r Zeile P/W angegebene chemische Zusammensetzung.<br />

17


2 Gefügeumwandlungen beim Schweißen und <strong>de</strong>ren numerische Berechnung<br />

Abbildung 2.4: SZTU-Schaubild R3 für S235 mit <strong>de</strong>n Gefügebereichen aus<br />

Abbildung 2.5<br />

900<br />

Temperatur<br />

NUMERISCHES SZTU-SCHAUBILD FüR S235<br />

Abkühlkurven<br />

Ferrit<br />

Bainit<br />

Martensit<br />

800<br />

700<br />

100<br />

600<br />

1<br />

1<br />

2<br />

2<br />

3<br />

3<br />

20<br />

100<br />

99 99 100<br />

55 85 94 98<br />

500<br />

15<br />

6<br />

2<br />

400<br />

30 41 48 55 63 72 60 40<br />

z<br />

y<br />

x<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

1e-1<br />

2<br />

4<br />

24<br />

20<br />

34<br />

49<br />

42<br />

69<br />

57<br />

3 4 5 6 7 89 1e0 2 3 4 5 6 7 89 1e1 2 3 4 5 6 7 89 1e2<br />

2<br />

Zeit<br />

3 4 5 6 7 89 1e3<br />

SYSWELD - 8.10 - win32x86 - Sun May 20 16:29:44 2007<br />

0<br />

Abbildung 2.5: Numerisches SZTU-Schaubild für S235<br />

18


2 Gefügeumwandlungen beim Schweißen und <strong>de</strong>ren numerische Berechnung<br />

Abbildung 2.6: SZTU-Schaubild R25 für S355 mit <strong>de</strong>n Gefügebereichen aus<br />

Abbildung 2.7<br />

800<br />

Temperature<br />

NUMERISCHES SZTU-SCHAUBILD FüR S355<br />

Abkühlkurven<br />

Ferrit<br />

Bainit<br />

Martensit<br />

700<br />

600<br />

8<br />

98<br />

100<br />

100<br />

100<br />

100<br />

500<br />

2<br />

400<br />

3<br />

11<br />

46 59 69 82 89 84<br />

z<br />

y<br />

x<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

1e-1<br />

2<br />

3 4 5 6 7 89 1e0<br />

7<br />

10<br />

17<br />

30<br />

54<br />

41<br />

99 99 99 97 88<br />

2 3 4 5 6 7 89 1e1 2 3 4 5 6 7 89 1e2<br />

2<br />

Time<br />

3 4 5 6 7 89 1e3<br />

SYSWELD - 8.10 - win32x86 - Sun May 20 16:44:56 2007<br />

0<br />

Abbildung 2.7: Numerisches SZTU-Schaubild für S355<br />

19


2 Gefügeumwandlungen beim Schweißen und <strong>de</strong>ren numerische Berechnung<br />

C Si Mn P S Al N Cr Cu Ni<br />

R3 0,16 0,18 0,46 0,020 0,025 0,042 - 0,09 0,15 0,06<br />

R25 0,18 0,47 1,24 0,029 0,029 0,024 0,0085 0,10 0,17 0,06<br />

P/W 0,15 0,30 1,55 0,014 0,012 0,038 0,0041 0,043 0,038 0,037<br />

Tabelle 2.1: Chemische Zusammensetzung in %<br />

2.2 Numerische Mo<strong>de</strong>lle zur Berechnung <strong>de</strong>r Gefügeumwandlung<br />

Um die Gefügeumwandlung bei <strong>de</strong>r Schweißsimulationsberechnung berücksichtigen<br />

zu können, muß <strong>de</strong>r im SZTU-Schaubild angegebene Umwandlungsvorgang<br />

numerisch beschrieben wer<strong>de</strong>n. Die dazu verwen<strong>de</strong>ten Mo<strong>de</strong>lle wer<strong>de</strong>n<br />

von Beregheau und Fortuier in [BF04] und Pasquale in [Pas01] erläutert.<br />

Die diffusionsfreie Umwandlung Austenit → Martensit wird mit <strong>de</strong>m<br />

Koistinen-Marburger-Gesetz [KM59] beschrieben, bei <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r martensitischen<br />

Phase P in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Temperatur ϑ gegeben ist durch:<br />

P(ϑ) =<br />

{<br />

0 für ϑ > M s<br />

1 − e b(ϑ−Ms) für ϑ ≤ M s<br />

(2.1)<br />

M s<br />

b<br />

Martensitstarttemperatur<br />

Umwandlungskonstante<br />

Die diffusionsgesteuerte Umwandlung Austenit → Ferrit und Austenit → Bainit<br />

wird mit <strong>de</strong>r Avrami-Funktion [Avr39, Avr40, Avr41] beschrieben. Leblond<br />

[LD84] hat diese für Zweiphasensysteme gelten<strong>de</strong> Avrami-Funktion in ein Mo<strong>de</strong>ll<br />

für Mehrphasensysteme, wie es für die Gefügeumwandlung für Stähle<br />

benötigt wird, erweitert:<br />

mit<br />

dP(ϑ)<br />

dt<br />

( )<br />

= f ˙ϑ · Peq(ϑ) − P(ϑ)<br />

τ(ϑ)<br />

(2.2)<br />

20


2 Gefügeumwandlungen beim Schweißen und <strong>de</strong>ren numerische Berechnung<br />

P eq<br />

τ<br />

f<br />

Gleichgewichtsanteil <strong>de</strong>r Phase<br />

Umwandlungsdauer<br />

Umwandlungsgeschwindigkeit<br />

Mit <strong>de</strong>r Funktion P eq (ϑ) wird <strong>de</strong>r Temperaturbereich <strong>de</strong>finiert, in <strong>de</strong>m die Umwandlung<br />

stattfin<strong>de</strong>t.<br />

In Tabelle 2.2 sind die gewählten Parameter zur Berechnung <strong>de</strong>r Martensitumwandlung<br />

angegeben.<br />

In <strong>de</strong>n Tabellen 2.3, 2.4 und 2.5 sind die Parameter angegeben, die zur Beschreibung<br />

<strong>de</strong>r Austenit → Ferrit und <strong>de</strong>r Austenit → Bainit Umwandlung <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

S235 und <strong><strong>de</strong>s</strong> S355 gewählt wer<strong>de</strong>n.<br />

Werkstoff M s b<br />

◦ C<br />

S235 430 0,021<br />

S355 420 0,014<br />

Tabelle 2.2: Verwen<strong>de</strong>te Parameter zur Berechnung <strong>de</strong>r Martensitumwandlung<br />

S235<br />

S355<br />

ϑ P eq τ ϑ P eq τ<br />

◦ C s ◦ C s<br />

589 0 10 6 629 0 10 6<br />

590 1 18 630 1 5<br />

790 1 18 730 1 5<br />

791 0 18 731 0 5<br />

Tabelle 2.3: Parameter P eq und τ zur Berechnung <strong>de</strong>r Austenit → Ferrit Umwandlung<br />

21


2 Gefügeumwandlungen beim Schweißen und <strong>de</strong>ren numerische Berechnung<br />

S235<br />

S355<br />

ϑ P eq τ ϑ P eq τ<br />

◦ C s ◦ C s<br />

429 0 10 6 419 0 10 6<br />

430 1 16 420 1 6<br />

590 1 16 630 1 6<br />

591 0 16 631 0 6<br />

Tabelle 2.4: Parameter P eq und τ zur Berechnung <strong>de</strong>r Austenit → Bainit Umwandlung<br />

S235, Umwandlung Austenit → Ferrit:<br />

˙ϑ in ◦ C<br />

s<br />

-297,3 -53,6 -32,6 -19,2 -11,1 -8,2<br />

f in 1 s<br />

0,5 0,2 1,3 3,1 3,0 2,7<br />

˙ϑ in ◦ C<br />

s<br />

-5,4 -2,8 -1,9<br />

f in 1 s<br />

2,7 1,5 1,1<br />

S235, Umwandlung Austenit → Bainit:<br />

˙ϑ in ◦ C<br />

s<br />

-297,3 -53,6 -32,6 -19,2 -11,1 -8,2<br />

f in 1 s<br />

18 8,3 3,8 10,4 6,0 4,5<br />

˙ϑ in ◦ C<br />

s<br />

-5,4 -2,8 -1,9<br />

f in 1 s<br />

3,0 1,6 1,1<br />

S355, Umwandlung Austenit → Ferrit:<br />

˙ϑ in ◦ C<br />

s<br />

-8,5 -6,2 -4,7<br />

f in 1 s<br />

0,001 0,13 1,5<br />

S355, Umwandlung Austenit → Bainit:<br />

˙ϑ in ◦ C<br />

s<br />

-200 -150 -96,8 -63,8 -52,6 -40<br />

f in 1 s<br />

0,001 0,1 0,3 1,1 1,2 1,03<br />

˙ϑ in ◦ C<br />

s<br />

-21,9 -16,4 -11,5 -8,5 -6,2 -4,7<br />

f in 1 s<br />

0,88 0,9 0,75 0,6 0,45 0,6<br />

Tabelle 2.5: Parameter f zur Berechnung <strong>de</strong>r Austenit → Ferrit und <strong>de</strong>r Austenit<br />

→ Bainit Umwandlung<br />

22


2 Gefügeumwandlungen beim Schweißen und <strong>de</strong>ren numerische Berechnung<br />

2.3 Numerisches Mo<strong>de</strong>ll für die Füllung <strong>de</strong>r<br />

Schweißfuge<br />

Mit <strong>de</strong>r Berechnung <strong>de</strong>r Gefügeumwandlung läßt sich auch das Füllen <strong>de</strong>r<br />

Schweißfuge numerisch abbil<strong>de</strong>n. Für die Elemente in <strong>de</strong>r noch ungefüllten<br />

Schweißfuge wird eine separate Phase <strong>de</strong>finiert (Phase Zusatzwerkstoff). Die<br />

mechanische Steifigkeit dieser Phase ist Null. Das heißt, die Elemente dieser<br />

Phase können ohne Reaktionskräfte verformt wer<strong>de</strong>n.<br />

Im Bereich <strong>de</strong>r Schweißwärmequelle wird beim realen Schweißprozeß flüssiger<br />

Stahl zugeführt, <strong>de</strong>r beim Erstarren zunächst in austenitisches Gefüge übergeht.<br />

Numerisch wird dieser Vorgang nachvollzogen, in<strong>de</strong>m beim Erreichen<br />

<strong>de</strong>r Schmelztemperatur die Phase Zusatzwerkstoff, die <strong>de</strong>n Elementen in <strong>de</strong>r<br />

ungefüllten Schweißfuge zugeordnet ist, in die Phase Austenit umwan<strong>de</strong>lt.<br />

Dieses bei <strong>de</strong>r Berechnung mit Sysweld gebräuchliche Verfahren hat folgen<strong>de</strong><br />

Vorteile:<br />

• Es läßt sich optimal in ein phasenabhängig <strong>de</strong>finiertes Werkstoffmo<strong>de</strong>ll<br />

integrieren.<br />

• Beim Aktivieren kommt es nicht zu einem plötzlichen Dehnungssprung<br />

<strong>de</strong>r aktivierten Elemente.<br />

• Da die Elemente mit Zusatzwerkstoff die Verformungen vor <strong>de</strong>r Aktivierung<br />

bereits mitmachen, bleibt <strong>de</strong>r Dehnungsverlauf stetig.<br />

• Die numerische Berechnung läuft stabiler als bei <strong>de</strong>r Verwendung einer<br />

sonst üblichen Aktivierungsfunktion.<br />

23


2 Gefügeumwandlungen beim Schweißen und <strong>de</strong>ren numerische Berechnung<br />

24


3 Finite-Element-Berechnung<br />

3 Finite-Element-Berechnung<br />

3.1 Allgemeine Beschreibung <strong><strong>de</strong>s</strong> verwen<strong>de</strong>ten Finite-Element-Programms<br />

Die Berechnungen <strong>de</strong>r Schweißeigenspannungen und <strong><strong>de</strong>s</strong> Schweißverzuges<br />

wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Finite-Element-Programm Sysweld durchgeführt. Die Beson<strong>de</strong>rheit<br />

dieses Programms liegt darin, daß die Phasenumwandlungsvorgänge,<br />

die beim Aufheizen und Abkühlen <strong><strong>de</strong>s</strong> Stahls auftreten, erfaßt wer<strong>de</strong>n. Mit <strong>de</strong>r<br />

Phasenumwandlung können Umwandlungs<strong>de</strong>hnungen berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Spannungs-Dehnungsbeziehung <strong><strong>de</strong>s</strong> Stahls im Bereich von Schmelze und<br />

Wärmeeinflußzone ist abhängig vom Gefüge. Durch die mit <strong>de</strong>r Martensitbildung<br />

verbun<strong>de</strong>ne Aufhärtung steigt die Streckgrenze. Dieser Effekt kann mit<br />

<strong>de</strong>r Phasenumwandlung und <strong>de</strong>r Verwendung eines phasenabhängigen Werkstoffgesetzes<br />

abgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Berechnung von Schweißeigenspannungen und Schweißverzug wird in<br />

zwei Schritten durchgeführt. Im ersten Schritt erfolgt die Berechnung <strong><strong>de</strong>s</strong> Temperaturfel<strong><strong>de</strong>s</strong><br />

und <strong>de</strong>r Phasenumwandlung. Im zweiten Schritt wird die strukturmechanische<br />

Berechnung durchgeführt. Aus <strong>de</strong>n Ergebnissen <strong>de</strong>r Temperaturfeldberechnung<br />

wird die Last berechnet, die sich aus Wärme<strong>de</strong>hnungen und<br />

Umwandlungs<strong>de</strong>hnungen zusammensetzt. Zur Bestimmung <strong>de</strong>r lokal gültigen<br />

Werkstoffkennwerte, die von <strong>de</strong>r Temperatur abhängen, wird das Temperaturfeld<br />

ebenfalls benötigt.<br />

Das Temperaturfeld beim Schweißen entsteht aus einer wan<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Wärmequelle.<br />

Der Pfad, <strong>de</strong>n die Wärmequelle auf <strong>de</strong>m Bauteil zurücklegt, kann im<br />

FE-Mo<strong>de</strong>ll mit eindimensionalen Elementen, Trajektorienelementen, beschrieben<br />

wer<strong>de</strong>n. Dies vereinfacht die Definition <strong>de</strong>r Wärmequelle. Es wer<strong>de</strong>n lediglich<br />

Parameter für die Geometrie, die Wärmeleistung und die Geschwindig-<br />

25


3 Finite-Element-Berechnung<br />

keit <strong>de</strong>r Wärmequelle angegeben. Aus diesen Parametern wird zum aktuellen<br />

Zeitpunkt t die Wärmelast berechnet, mit <strong>de</strong>r die Elemente im Bereich <strong>de</strong>r<br />

Wärmequelle belastet wer<strong>de</strong>n.<br />

Nach Abschluß <strong>de</strong>r strukturmechanischen Berechnung liegt ein Datensatz vor,<br />

in <strong>de</strong>m die Eigenspannungen, die plastischen Dehnungen und die Verformungen<br />

gespeichert sind. Dieser Datensatz kann als Anfangszustand für Beul- o<strong>de</strong>r<br />

Traglastuntersuchungen mit Sysweld verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Soll nur das verformte<br />

System ohne Eigenspannungen weiter untersucht wer<strong>de</strong>n, dann kann die verformte<br />

Struktur als neues FE-Netz abgespeichert wer<strong>de</strong>n.<br />

Die nachfolgend genannten Ansätze für die Elemente, die numerischen Formulierungen<br />

und die Lösungsverfahren sind im Schrifttum über Finite-Element-<br />

Berechnungen ausführlich beschrieben. An dieser Stelle wird daher auf die<br />

Herleitung und Nennung von Formeln verzichtet und auf das entsprechen<strong>de</strong><br />

Schrifttum verwiesen. [BF04, Bat90, Bec00, ZT89, ZT88]<br />

Abbildung 3.1: Bezeichnungen an Kreiszylin<strong>de</strong>rschalen<br />

26


3 Finite-Element-Berechnung<br />

In Abbildung 3.1 sind die Bezeichnungen für die Koordinaten, Weg- und Kraftgrößen<br />

an <strong>de</strong>r Kreiszylin<strong>de</strong>rschale dargestellt. Die bei Kreiszylin<strong>de</strong>rschalen<br />

gebräuchlichen Koordinatenbezeichnungen weichen von <strong>de</strong>n Koordinatenbezeichnungen,<br />

die vom Finite-Element-Programm (FEM) verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n ab. In Abbildung 3.1 sind zusätzlich die Koordinatenbezeichnungen<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> FEM-Programms angegeben, da diese in <strong>de</strong>n Graphiken auftauchen.<br />

3.2 Elemente<br />

3.2.1 Allgemeines<br />

Die Elemente sind von <strong>de</strong>r gewählten Art <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llierung abhängig. Bei<br />

räumlichen Volumenelementmo<strong>de</strong>llen (3D) wird das Bauteil als Kontinuum<br />

abgebil<strong>de</strong>t. Das Temperaturfeld, <strong>de</strong>r Spannungszustand und <strong>de</strong>r Verzerrungszustand<br />

wer<strong>de</strong>n dreidimensional berechnet.<br />

Beim Schalenelementmo<strong>de</strong>ll (2D) wird die Struktur räumlich abgebil<strong>de</strong>t. Das<br />

Schalenelementmo<strong>de</strong>ll wird bei Bauteilen angewen<strong>de</strong>t, bei <strong>de</strong>nen die Abmessungen<br />

in Längs- und Querrichtung wesentlich größer sind als in Dickenrichtung.<br />

Beim Schalenelementmo<strong>de</strong>ll wer<strong>de</strong>n keine Spannungen rechtwinklig zur<br />

Schalenoberfläche berechnet. Das berechnete Temperaturfeld ist zweidimensional.<br />

Beim Schalen-Volumenelementmo<strong>de</strong>ll (2D-3D) wird <strong>de</strong>r Nahtbereich mit Volumenelementen<br />

abgebil<strong>de</strong>t. Hier kann ein Temperaturgradient in Dickenrichtung<br />

berechnet wer<strong>de</strong>n. Mehrlagige Nähte können abgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Für <strong>de</strong>n<br />

übrigen Bereich wer<strong>de</strong>n Schalenelemente verwen<strong>de</strong>t.<br />

Im Rahmen dieser Arbeit wird das Schalenelementmo<strong>de</strong>ll für die Berechnung<br />

einlagiger Nähte und das Schalen-Volumenelementmo<strong>de</strong>ll für die Berechnung<br />

mehragiger Nähte verwen<strong>de</strong>t.<br />

27


3 Finite-Element-Berechnung<br />

3.2.2 Volumenelemente<br />

In Sysweld können dreidimensionale Tetrae<strong>de</strong>relemente, Dreieck-<br />

Prismaelemente und Hexae<strong>de</strong>relemente <strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n. Implementiert<br />

sind jeweils isoparametrische Elemente mit linearen und quadratischen<br />

Ansätzen. Bei <strong>de</strong>n Prismaelementen und <strong>de</strong>n Hexae<strong>de</strong>relementen mit quadratischen<br />

Ansätzen han<strong>de</strong>lt es sich um Serendipity-Elemente. Die Elemente<br />

können mit voller o<strong>de</strong>r reduzierter Integration angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Als<br />

Ansatzfunktionen wer<strong>de</strong>n Lagrange-Polynome verwen<strong>de</strong>t.<br />

Für die Berechnungen im Rahmen dieser Arbeit wer<strong>de</strong>n lineare Hexae<strong>de</strong>relemente<br />

o<strong>de</strong>r Dreieck-Prismaelemente mit voller Integration verwen<strong>de</strong>t.<br />

3.2.3 Schalenelemente<br />

Aus <strong>de</strong>r Bibliothek <strong>de</strong>r zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Schalenelemente wer<strong>de</strong>n isoparametrische<br />

Dreieck- und Rechteck-Elemente verwen<strong>de</strong>t. Bei diesen Elementen<br />

können in Dickenrichtung 3 bis 9 Gaußpunkte gewählt wer<strong>de</strong>n. 3<br />

Gaußpunkte sind für elastische Berechnungen hinreichend. Bei plastischer Berechnung<br />

ist eine größere Anzahl Gaußpunkte notwendig.<br />

Die Temperaturfeldberechnung muß mit topologisch gleichen Schalenelementen<br />

wie die strukturmechanische Berechnung durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Die Anzahl<br />

<strong>de</strong>r Gaußpunkte muß bei bei<strong>de</strong>n Berechnungen i<strong>de</strong>ntisch sein. Für Berechnungen<br />

im Rahmen dieser Arbeit wer<strong>de</strong>n in Dickenrichtung 5 Gaußpunkte verwen<strong>de</strong>t.<br />

Bei <strong>de</strong>n Schalenelementen erfolgt die E<strong>ing</strong>abe von Lasten (z. B. Wärmequelle)<br />

und Randbed<strong>ing</strong>ungen (z. B. Wärmeübergangskoeffizient) an <strong>de</strong>r Schalenunterfläche,<br />

<strong>de</strong>r Schalenmittelfläche o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Schalenoberfläche. Die Ausgabe<br />

von Schnittgrößen ist in je<strong>de</strong>r Gaußpunktebene möglich.<br />

Bei <strong>de</strong>r Temperarturfeldberechnung wer<strong>de</strong>n in Schalenlängsrichtung Ansatzfunktionen<br />

aus Lagrange-Polynomen verwen<strong>de</strong>t. In Schalendickenrichtung<br />

wird ein Wärmestrom aus Wärmeleitung nicht berechnet. Ein Temperaturgradient<br />

in Dickenrichtung ergibt sich nur aus Randbed<strong>ing</strong>ungen, zum Beispiel<br />

einer Wärmequelle auf <strong>de</strong>r Schalenoberseite.<br />

28


3 Finite-Element-Berechnung<br />

Bei <strong>de</strong>r strukturmechanischen Berechnung wer<strong>de</strong>n für die Membranverschiebung<br />

Ansatzfunktionen aus Lagrange-Polynomen und für die Biegeverformung<br />

Ansatzfunktionen aus Hermite-Polynomen verwen<strong>de</strong>t. Die Schubverformung<br />

rechtwinklig zur Schalenebene wird berücksichtigt.<br />

Die Schalenelemente sind ausgelegt für Berechnungen von Systemen mit<br />

großen Verformungen, großen Rotationen und kleinen Verzerrungen. Sie sind<br />

sowohl für die Berechnung von Schweißeigenspannungen und Schweißverzug,<br />

als auch für anschließen<strong>de</strong> Beuluntersuchungen geeignet.<br />

Für reine Schalenelementmo<strong>de</strong>lle wer<strong>de</strong>n Elemente mit quadratischen<br />

Ansätzen und für Schalen-Volumenelementmo<strong>de</strong>lle Elemente mit linearen<br />

Ansätzen verwen<strong>de</strong>t.<br />

3.2.4 Oberflächenelemente<br />

Die Berechnung <strong><strong>de</strong>s</strong> Wärmeüberganges vom Bauteil in <strong>de</strong>n umgeben<strong>de</strong>n Raum<br />

erfolgt über zweidimensionale Oberflächenelemente, die an <strong>de</strong>r Oberfläche <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

Mo<strong>de</strong>lls zwischen <strong>de</strong>n äußeren Randknoten e<strong>ing</strong>ebracht wer<strong>de</strong>n. Die Oberflächenelemente<br />

wer<strong>de</strong>n nur zur Definition <strong>de</strong>r elastischen Randbed<strong>ing</strong>ung <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

Wärmeübergangs verwen<strong>de</strong>t. Die Oberflächenelemente liefern keinen Beitrag<br />

zur Steifigkeitsmatrix bei <strong>de</strong>r strukturmechanischen Berechnung.<br />

3.2.5 Trajektorienelemente<br />

Die Trajektorienelemente sind eindimensionale Elemente. Mit ihnen wird <strong>de</strong>r<br />

Weg <strong>de</strong>r Wärmequelle im Mo<strong>de</strong>ll beschrieben. Die Wärmequelle wan<strong>de</strong>rt an<br />

<strong>de</strong>r aus zusammenhängen<strong>de</strong>n Trajektorienelementen bestehen<strong>de</strong>n Schweißlinie<br />

entlang.<br />

Eine Schweißlinie allein ist hinreichend, um eine um die Wegachse rotationssymmetrische<br />

Wärmequelle zu <strong>de</strong>finieren. Parallel zur Schweißlinie kann eine<br />

Referenzlinie mit gleicher Netztopologie <strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n, die ebenfalls aus<br />

Trajektorienelementen besteht. Mit Schweiß- und Referenzlinie ist ein lokales<br />

Koordinatensystem ein<strong>de</strong>utig bestimmbar.<br />

29


3 Finite-Element-Berechnung<br />

Eine Wärmequelle mit in allen drei Raumachsen unterschiedlich großen Abmessungen<br />

kann somit <strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Abbildung 3.2: Trajektorien: Schweißlinie und Referenzlinie<br />

In Abbildung 3.2 ist ein Netzausschnitt mit einer im folgen<strong>de</strong>n ausführlich beschriebenen<br />

Oberflächenwärmequelle, mit <strong>de</strong>m aus <strong>de</strong>r dargestellten Schweißlinie<br />

und Referenzlinie <strong>de</strong>finierten lokalen Koordinatensystem und <strong>de</strong>n Startelementen<br />

<strong>de</strong>r Trajektorien sowie <strong>de</strong>n Start- und Endknoten dargestellt.<br />

3.3 Numerische Formulierung<br />

Für die Berechnung <strong><strong>de</strong>s</strong> zeitlich verän<strong>de</strong>rlichen Temperaturfel<strong><strong>de</strong>s</strong> sind drei Verfahren<br />

üblich [LMTS99]: Forward-Differenz-Verfahren, Backward-Differenz-<br />

Verfahren und Crank-Nicolsen-Verfahren. Für Probleme, bei <strong>de</strong>nen ein thermischer<br />

Schock auftritt, ist das Backward-Differenz-Verfahren am besten geeignet.<br />

Dieses Verfahren wird daher für die Berechnung von Schweißtemperaturfel<strong>de</strong>rn<br />

verwen<strong>de</strong>t.<br />

30


3 Finite-Element-Berechnung<br />

Bei <strong>de</strong>r Wahl <strong>de</strong>r numerischen Formulierung für die strukturmechanische Berechnung<br />

und die Beuluntersuchung ist auf die relevanten Nichtlinearitäten,<br />

nichtlineares Werkstoffverhalten, nichtlineare Strukturantwort zu achten.<br />

Für die Berechnung von Schweißeigenspannungen und Schweißverzug an<br />

dickwandigen, nicht stabilitätsgefähr<strong>de</strong>ten Bauteilen ist es ausreichend, bei<br />

<strong>de</strong>r numerischen Formulierung nur nichtlineares Werkstoffverhalten zu berücksichtigen.<br />

Geeignet ist hierfür die nur physikalisch nichtlineare Formulierung.<br />

Geometrische Nichtlinearitäten wer<strong>de</strong>n bei diesem System nicht berücksichtigt<br />

[Bat90, Bec00].<br />

Bei <strong>de</strong>r Updated Lagrangeschen Formulierung wer<strong>de</strong>n große Verformungen<br />

und große Rotationen berücksichtigt. Beim Schweißen an dünnwandigen Blechen<br />

kann es bereits beim Schweißprozeß zu lokalen Instabilitäten kommen.<br />

Bei Stabilitätsuntersuchungen ist die Berücksichtigung großer Verformungen<br />

und großer Rotationen zw<strong>ing</strong>end notwendig. Bei <strong>de</strong>n Schalenelementmo<strong>de</strong>llen<br />

für die in dieser Arbeit untersuchten dünnwandigen Strukturen wird für die<br />

strukturmechanische Berechnung und die anschließen<strong>de</strong> Beuluntersuchung die<br />

Updated Lagrangesche Formulierung gewählt.<br />

3.4 Lösungsverfahren<br />

Beim Schweißen wird eine Wärmequelle über das Bauteil bewegt. Das Bauteil<br />

wird örtlich an einer von <strong>de</strong>r Zeit abhängigen Stelle erwärmt und kühlt<br />

anschließend ab. Es liegt somit kein konstanter Wärmestrom vor. Das Temperaturfeld<br />

ist damit zeitabhängig. Daraus folgt, daß eine zeitabhängige, also<br />

transiente Berechnung durchgeführt wer<strong>de</strong>n muß.<br />

Die Problemlösung wird in zwei Ebenen geglie<strong>de</strong>rt. Die innere Ebene <strong>de</strong>r Problemlösung<br />

ist die Lösung <strong><strong>de</strong>s</strong> Systems zum aktuellen Zeitpunkt t n . Wegen <strong>de</strong>r<br />

vorhan<strong>de</strong>nen Nichtlinearitäten erhält man nur mit iterativen Lösungsverfahren<br />

eine Näherungslösung. Mögliche Lösungsverfahren wer<strong>de</strong>n weiter unten beschrieben.<br />

31


3 Finite-Element-Berechnung<br />

Die äußere Ebene <strong>de</strong>r Problemlösung ist das Zeitschrittverfahren. Mit <strong>de</strong>m<br />

Zeitschrittverfahren wird <strong>de</strong>r Berechnungsbeginn, das Berechnungsen<strong>de</strong> und<br />

die Schrittweite gesteuert. Beim automatischen Zeitschrittverfahren wird <strong>de</strong>r<br />

Zeitschritt entsprechend <strong>de</strong>m aktuellen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m zu erwarten<strong>de</strong>n Konvergenzverhalten<br />

angepaßt. Wird für <strong>de</strong>n aktuellen Zeitpunkt t n keine Konvergenz erreicht,<br />

dann wird <strong>de</strong>r aktuelle Zeitschritt ∆t reduziert und die Berechnung zum<br />

neuen Zeitpunkt t n = t n-1 + ∆ t durchgeführt.<br />

Die Berechnung wird abgebrochen, wenn ∆t einen festgelegten Min<strong><strong>de</strong>s</strong>twert<br />

unterschreitet. Wird für <strong>de</strong>n aktuellen Zeitpunkt t n Konvergenz erreicht, dann<br />

wird in einem Zwischenschritt zum Zeitpunkt t n+1 = t n + 1,5 ·∆t die erste Iteration<br />

<strong>de</strong>r Systemlösung durchgeführt. Wird bei dieser Iteration eine <strong>de</strong>finierte<br />

Konvergenzgröße e<strong>ing</strong>ehalten, so erfolgt eine Vergrößerung <strong><strong>de</strong>s</strong> aktuellen Zeitschritts<br />

∆t.<br />

Alternativ zum automatischen Zeitschrittverfahren kann das konstante Zeitschrittverfahren<br />

gewählt wer<strong>de</strong>n. Der Zeitschritt ∆t bleibt während <strong>de</strong>r Berechnung<br />

unverän<strong>de</strong>rt. Das konstante Zeitschrittverfahren ist schneller, da die<br />

Berechnung <strong><strong>de</strong>s</strong> Zwischenschrittes entfällt. Es besteht jedoch die Gefahr, daß<br />

die Berechnung vorzeitig abbricht, wenn keine Konvergenz erreicht ist.<br />

Das automatische Zeitschrittverfahren wird verwen<strong>de</strong>t, wenn sich die Gradienten<br />

än<strong>de</strong>rn. Dies tritt zu Beginn <strong><strong>de</strong>s</strong> Schweißens auf. Der maximale Temperaturgradient<br />

steigt. Es wer<strong>de</strong>n kleine Zeitschritte benötigt. Beim Abkühlen<br />

verr<strong>ing</strong>ert sich <strong>de</strong>r Temperaturgradient. Die Zeitschritte können mit Fortschreiten<br />

<strong>de</strong>r Abkühlung größer gewählt wer<strong>de</strong>n. Während <strong><strong>de</strong>s</strong> Schweißens bleiben<br />

die Gradienten in etwa konstant. Mit <strong>de</strong>m konstanten Zeitschrittverfahren und<br />

einem angepaßten Zeitschritt wird in diesem Zeitfenster die optimale Berechnungsgeschwindigkeit<br />

erreicht.<br />

Für die Lösung <strong><strong>de</strong>s</strong> Systems zum aktuellen Zeitpunkt t n stehen mehrere<br />

Lösungsverfahren zur Verfügung. Sie sind unter an<strong>de</strong>rem in [Hin92] beschrieben.<br />

Für die im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Berechnungen kommen<br />

folgen<strong>de</strong> Lösungsverfahren in Betracht:<br />

32


3 Finite-Element-Berechnung<br />

• Standard Newton-Raphson-Verfahren<br />

• Modifiziertes Newton-Raphson-Verfahren<br />

• BFGS-Verfahren<br />

F<br />

Iterationen<br />

<br />

F n<br />

Konvergenzkriterium<br />

für Kraftgröße<br />

F n-1<br />

Konvergenzkriterium für<br />

Verschiebungsgröße<br />

u<br />

Abbildung 3.3: Standard Newton-Raphson-Verfahren<br />

Beim Standard Newton-Raphson-Verfahren (Abbildung 3.3) wird die Tangentensteifigkeitsmatrix<br />

bei je<strong>de</strong>m Iterationsschritt neu berechnet. Dieses Verfahren<br />

liefert eine sehr gute Konvergenz. Durch die Berechnung <strong>de</strong>r Tangentensteifigkeitsmatrix<br />

bei je<strong>de</strong>m Iterationsschritt ist die Rechenzeit sehr lange.<br />

Beim modifizierten Newton-Raphson-Verfahren (Abbildung 3.4) wird die Tangentensteifigkeitsmatrix<br />

nur bei je<strong>de</strong>m n-ten Iterationsschritt neu berechnet.<br />

Dadurch reduziert sich die Berechnungszeit. Die Anzahl <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen Iterationen<br />

ist größer als beim Standard Newton-Raphson-Verfahren.<br />

Beim Verfahren nach Broy<strong>de</strong>n Fletcher Goldfarb Shano (BFGS-Verfahren)<br />

(Abbildung 3.5) han<strong>de</strong>lt es sich um ein Sekantenverfahren. Die Tangentensteifigkeitsmatrix<br />

wird bei je<strong>de</strong>m Iterationsschritt so modifiziert, daß die modifi-<br />

33


3 Finite-Element-Berechnung<br />

zierte Tangentensteifigkeitsmatrix die Sekante zwischen aktuellem und vorhergehen<strong>de</strong>m<br />

Iterationsschritt beschreibt.<br />

Bei <strong>de</strong>r numerischen Berechnung von Schweißeigenspannungen und Verzug<br />

liefert das BFGS-Verfahren sowohl bei <strong>de</strong>r Temperaturfeldberechnung wie<br />

auch bei <strong>de</strong>r strukturmechanischen Berechnung gutes Konvergenzverhalten.<br />

Die Berechnungszeiten sind kürzer als bei <strong>de</strong>r Verwendung <strong><strong>de</strong>s</strong> Newton-<br />

Raphson-Verfahrens. Das BFGS-Verfahren wird daher für die Schweißsimulationsberechnung<br />

verwen<strong>de</strong>t.<br />

Bei <strong>de</strong>r Berechnung <strong>de</strong>r Grenzspannung wird die Berechnung optimiert, in<strong>de</strong>m<br />

vier Iterationen mit <strong>de</strong>m Standard-Newton-Raphson-Verfahren durchgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n und die weiteren Iterationen mit <strong>de</strong>m BFGS-Verfahren erfolgen. Dieses<br />

Verfahren wird für die Berechnung <strong>de</strong>r Grenzspannung verwen<strong>de</strong>t.<br />

F<br />

Iterationen<br />

F n<br />

<br />

<br />

Konvergenzkriterium<br />

für Kraftgröße<br />

F n-1<br />

Konvergenzkriterium für<br />

Verschiebungsgröße<br />

u<br />

Abbildung 3.4: Modifiziertes Newton-Raphson-Verfahren<br />

34


3 Finite-Element-Berechnung<br />

F<br />

Iterationen<br />

<br />

<br />

<br />

F n<br />

Konvergenzkriterium<br />

für Kraftgröße<br />

F n-1<br />

Konvergenzkriterium für<br />

Verschiebungsgröße<br />

Abbildung 3.5: Broy<strong>de</strong>n Fletcher Goldfarb Shano (BFGS) Sekantenverfahren<br />

u<br />

3.5 Berechnung <strong>de</strong>r Grenztragfähigkeit<br />

Zur Bestimmung <strong>de</strong>r Grenzspannung <strong><strong>de</strong>s</strong> durch <strong>de</strong>n Schweißprozeß verzogenen<br />

eigenspannungsbehafteten Zylin<strong>de</strong>rs, wird folgen<strong><strong>de</strong>s</strong> Vorgehen gewählt<br />

(siehe Abbildung 3.6):<br />

Als Anfangsbed<strong>ing</strong>ung wird <strong>de</strong>r Zustand <strong><strong>de</strong>s</strong> letzten Zeitschrittes aus <strong>de</strong>r<br />

Schweißsimulationsberechnung verwen<strong>de</strong>t. Auf <strong>de</strong>n oberen und unteren Zylin<strong>de</strong>rrand<br />

wird eine Axialdrucklast aufgebracht.<br />

Es wird eine transiente Berechnung mit <strong>de</strong>m automatischen Zeitschrittverfahren<br />

durchgeführt. Die Last wird mit je<strong>de</strong>m Lastschritt gesteigert.<br />

Wird die Grenzlast überschritten, dann wird für <strong>de</strong>n aktuellen Lastschritt keine<br />

Konvergenz erreicht. Der Lastschritt wird automatisch reduziert. Anschließend<br />

erfolgt eine Iteration gegen die gesuchte Grenzlast <strong><strong>de</strong>s</strong> Systems, bei <strong>de</strong>r die<br />

Lastschritte kontinuierlich reduziert wer<strong>de</strong>n.<br />

35


3 Finite-Element-Berechnung<br />

Das Konvergenzkriterium wird durch <strong>de</strong>n kleinsten zulässigen Lastschritt <strong>de</strong>finiert.<br />

Mit <strong>de</strong>m kleinsten zulässigen Lastschritt ist <strong>de</strong>r größte mögliche Fehler<br />

zwischen tatsächlicher Grenzlast und berechneter Grenzlast <strong>de</strong>finiert.<br />

Abbildung 3.6: Verfahren zur Ermittlung <strong>de</strong>r Grenztragfähigkeit<br />

3.6 Numerische Mo<strong>de</strong>lle zur Abbildung <strong>de</strong>r<br />

Schweißwärmequelle<br />

3.6.1 Volumenwärmequelle<br />

Für ein Volumenelementmo<strong>de</strong>ll, bei <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r einer MAG-Schweißung entsprechen<strong>de</strong><br />

Wärmeeintrag abgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n soll, wird eine doppelt-halbellipsoi<strong>de</strong><br />

Volumenwärmequelle nach Goldak [GCB84, GM05] verwen<strong>de</strong>t. Form und<br />

Größe entsprechen in etwa <strong>de</strong>nen <strong><strong>de</strong>s</strong> Schmelzba<strong><strong>de</strong>s</strong>.<br />

36


3 Finite-Element-Berechnung<br />

Abbildung 3.7: Volumetrische doppelt-halbellipsoi<strong>de</strong> Wärmequelle<br />

Das in Abbildung 3.7 dargestellte Ellipsoid ist in ein frontseitiges (In<strong>de</strong>x f)<br />

und ein rückwärtiges (In<strong>de</strong>x r) Halbellipsoid aufgeteilt. Je<strong><strong>de</strong>s</strong> Halbellipsoid<br />

besitzt im Zentrum <strong>de</strong>n Maximalwert <strong>de</strong>r Gauß normalverteilt angenommenen<br />

Wärmequelldichte. Die Wärmequelle wird mit <strong>de</strong>r effektiv e<strong>ing</strong>ebrachten<br />

Wärmeleistung q <strong>de</strong>finiert, die sich aus <strong>de</strong>r Effektivleistung <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Schweißvorganges</strong><br />

ergibt. Mit <strong>de</strong>m Wirkungsgrad η, <strong>de</strong>r Schweißstromstärke I und <strong>de</strong>r<br />

Schweißspannung U beträgt sie:<br />

q = I · U · η (3.1)<br />

Das lokale Koordinatensystem (x, y, z) wird durch die in Abschnitt 3.2.5 beschriebene<br />

Schweiß- und Referenzlinie festgelegt. Die Wärmequelldichte bezogen<br />

auf das lokale Koordinatensystem beträgt für das frontseitige Halbellipsoid:<br />

q ∗∗ (x, y, z) =<br />

und für das rückwärtige Halbellipsoid:<br />

q ∗∗ (x, y, z) =<br />

6√ nx2<br />

3∆ f · q<br />

a f · b · c · π √ a<br />

· e− 2 f<br />

· e − ny2<br />

b<br />

π 2 · e − nz2<br />

c 2 (3.2)<br />

6√ 3∆ r · q<br />

a r · b · c · π √ nx2<br />

a · e− 2 r · e − ny2<br />

b<br />

π 2 · e − nz2<br />

c 2 (3.3)<br />

37


3 Finite-Element-Berechnung<br />

Mit<br />

∆ f + ∆ r = 2 (3.4)<br />

wird die Wärmeleistung auf das frontseitige und rückwärtige Halbellipsoid<br />

aufgeteilt.<br />

Mit <strong>de</strong>m Exponenten n wird die Wärmequelldichte am Ellipsoidrand e<strong>ing</strong>estellt.<br />

Für n = 3 beträgt die Wärmequelldichte am Rand 5% <strong><strong>de</strong>s</strong> Maximalwertes<br />

q ** und für n = 1 beträgt sie 37%.<br />

Wird als E<strong>ing</strong>abeparameter <strong>de</strong>r frontseitige q ∗∗<br />

f<br />

und rückwärtige q ∗∗<br />

r<br />

Maximalwert<br />

<strong>de</strong>r Wärmequelldichte verwen<strong>de</strong>t und n = 1 gewählt, vereinfacht sich die<br />

Gleichung (3.2) für die Wärmequelldichte für das frontseitige Halbellipsoid<br />

zu:<br />

q ∗∗ (x, y, z) = q ∗∗<br />

f<br />

x2<br />

a<br />

· e− 2 f<br />

· e<br />

− y2<br />

b 2 · e − z2<br />

c 2 (3.5)<br />

und die Gleichung (3.3) für die Wärmequelldichte für das rückwärtige Halbellipsoid<br />

zu:<br />

q ∗∗ (x, y, z) = q ∗∗<br />

r<br />

· e − x2<br />

a 2 r · e − y2<br />

b 2 · e − z2<br />

c 2 (3.6)<br />

3.6.2 Oberflächenwärmequelle<br />

Für Schalenelemente ist die doppelellipsoi<strong>de</strong> Volumenwärmequelle nicht geeignet.<br />

Die geometrische Ausbreitung in Richtung <strong>de</strong>r Blechdicke, die bei einem<br />

Volumenelementmo<strong>de</strong>ll möglich ist, läßt sich nicht auf die verwen<strong>de</strong>ten<br />

Schalen übertragen.<br />

Bei Schalen kann die Wärmequelle nur auf die Oberseite, Mittelebene und<br />

Unterfläche aufgebracht wer<strong>de</strong>n. Hier wird eine Oberflächenwärmequelle<br />

benötigt. Es wird eine in Abbildung 3.8 dargestellte doppelt-halbelliptische<br />

Oberflächenwärmequelle gewählt, die analog zur Volumenwärmequelle ebenfalls<br />

eine Gauß normalverteilte Wärmequelldichte besitzt und sich aus <strong>de</strong>r Volumenwärmequelle<br />

ableitet, in<strong>de</strong>m die z-Koordinate entfällt.<br />

38


3 Finite-Element-Berechnung<br />

Abbildung 3.8: Doppelt-halbelliptische Oberflächenwärmequelle<br />

Die Funktion <strong>de</strong>r flächenspezifischen Wärmequelldichte q * lautet für die frontseitige<br />

Ellipse:<br />

q ∗ (x, y) = q ∗ f<br />

· e−<br />

x2<br />

a 2 f<br />

und für die rückwärtige Ellipse:<br />

· e<br />

− y2<br />

b 2 (3.7)<br />

q ∗ (x, y) = q ∗ r · e − x2<br />

a 2 r · e − y2<br />

b 2 (3.8)<br />

mit <strong>de</strong>m Maximalwert q ∗ f/r <strong>de</strong>r flächenspezifischen Wärmequelldichte.<br />

3.6.3 Linienförmige Oberflächenwärmequelle<br />

Eine linienförmige Wärmequelle kommt bei Reibschweißverfahren o<strong>de</strong>r Wi<strong>de</strong>rstandschweißverfahren<br />

in technischer Anwendung vor. Im Rahmen dieser<br />

Arbeit wird eine linienförmige Wärmequelle benötigt für Vergleichsberechnungen<br />

an Systemen, bei <strong>de</strong>nen Schweißeigenspannungen und Schweißverzug<br />

rotationssymmetrisch sein sollen.<br />

Für diese Wärmequelle wird analog zur Volumenwärmequelle und zur flächigen<br />

Wärmequelle über die Breite eine Gauß normalverteilte Wärmequelldichte<br />

39


3 Finite-Element-Berechnung<br />

angesetzt. Bei dieser in Abbildung 3.9 dargestellten Wärmequelle entfällt die<br />

Unterteilung in frontseitigen und rückwärtigen Bereich. Die Funktion <strong>de</strong>r linienförmigen<br />

Wärmequelldichte mit <strong>de</strong>m Maxiamlwert q * lautet:<br />

q ∗ (x, y) = q ∗ · e − y2<br />

b 2 (3.9)<br />

Abbildung 3.9: Linienförmige Gauß normalverteilte Oberflächenwärmequelle<br />

40


4 Verifikation <strong><strong>de</strong>s</strong> verwen<strong>de</strong>ten Finite-Element-Progamms<br />

4 Verifikation <strong><strong>de</strong>s</strong> verwen<strong>de</strong>ten<br />

Finite-Element-Progamms<br />

4.1 Schwach gekrümmtes Tonnendach unter Einzellast<br />

Bei einem schwach gekrümmten Tonnendach unter Einzellast im First han<strong>de</strong>lt<br />

es sich um ein System mit geometrisch nichtlinearem Systemverhalten, bei<br />

<strong>de</strong>m bei einer bestimmten Last das Dach durchschlägt. Das in Abbildung 4.1<br />

dargestellte System wird von Entwicklern von Finite-Element-Programmen als<br />

Verifikationstest verwen<strong>de</strong>t. Die verwen<strong>de</strong>ten Schalenelemente von Sysweld<br />

sollen anhand dieses Beispiels überprüft wer<strong>de</strong>n.<br />

Abbildung 4.1: Geometrie <strong><strong>de</strong>s</strong> Tonnendachs<br />

41


4 Verifikation <strong><strong>de</strong>s</strong> verwen<strong>de</strong>ten Finite-Element-Progamms<br />

Bei <strong>de</strong>n im Schrifttum veröffentlichten Berechnungen [SL73, Cri80, Ram80]<br />

wird ein i<strong>de</strong>al-elastisches Werkstoffgesetz zugrun<strong>de</strong> gelegt. Die Berechnungen<br />

wer<strong>de</strong>n jeweils für ein Symmetrieviertel durchgeführt. Die unsymmetrischen<br />

Lösungen wer<strong>de</strong>n durch die Symmetriebed<strong>ing</strong>ungen unterdrückt [Hin92].<br />

Sabir und Lock [SL73] verwen<strong>de</strong>n für ein Symmetrieviertel ein 4 x 4 Netz<br />

aus Rechteckschalenelementen, Chrisfield [Cri80] ein 5 x 5 Netz aus Rechteckschalenelementen<br />

und Ramm [Ram80] ein 2 x 2 Netz aus bikubischen, <strong>de</strong>generierten<br />

16-knotigen Rechteckschalenelementen.<br />

Die eigenen Berechnungen wer<strong>de</strong>n für ein Symmetrieviertel mit einem 6 x 6<br />

Netz aus 4-Knoten-Rechteckschalenelementenmit Sysweld und zum Vergleich<br />

mit Abaqus durchgeführt. Die Elementansätze sind bei Sysweld und Abaqus<br />

gleich.<br />

Für die thermo-mechanische Kopplung gibt es bei Sysweld die Option Thermoelasticity.<br />

Da diese Option später verwen<strong>de</strong>t wird, wer<strong>de</strong>n mit Sysweld<br />

zwei Berechnungen durchgeführt, eine Berechnung ohne thermo-mechanische<br />

Kopplung und eine mit thermo-mechanischer Kopplung, bei <strong>de</strong>r ein konstantes<br />

Temperaturfeld mit ϑ = 20 ◦ C hinterlegt wird. Aus diesem Temperaturfeld<br />

wer<strong>de</strong>n keine Wärme<strong>de</strong>hnungen in das System e<strong>ing</strong>etragen.<br />

Die Last-Verformungspfa<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Bogenlängenverfahren nach<br />

Riks [Rik79] berechnet. Die von Sabir und Lock, Chrisfield und Ramm ermittelten<br />

Last-Verformungspfa<strong>de</strong> sind in Abbildung 4.2 <strong>de</strong>n mit Sysweld und<br />

Abaqus berechneten Last-Verformungspfa<strong>de</strong>n gegenübergestellt.<br />

Es ist bei <strong>de</strong>r Berechnung mit Sysweld festzustellen, daß die mit <strong>de</strong>r Option<br />

Thermoelasticity durchgeführte thermo-mechanisch gekoppelte Berechnung<br />

<strong>de</strong>n i<strong>de</strong>ntischen Last-Verformungspfad liefert wie die Berechnung ohne<br />

thermo-mechanische Kopplung.<br />

Der mit Sysweld berechnete Last-Verformungspfad ist in guter Übereinstimmung<br />

sowohl mit <strong>de</strong>m mit Abaqus berechneten Last-Verformungspfad wie<br />

auch mit <strong>de</strong>n im Schrifttum angegebenen Last-Verformungspfa<strong>de</strong>n.<br />

42


4 Verifikation <strong><strong>de</strong>s</strong> verwen<strong>de</strong>ten Finite-Element-Progamms<br />

0,90 0,3<br />

0,25 0,75<br />

R4, S4: 4-Knoten-Rechteckelement<br />

TE: Thermoelasticity<br />

0,60 0,2<br />

0,15 0,45<br />

Last F in kN<br />

0,30 0,1<br />

0,05 0,15<br />

0,000<br />

-0,05 -0,15<br />

-0,30 -0,1<br />

-0,15 -0,45<br />

Crisfield 1981<br />

Ramm 1981<br />

Sabir und Lock 1973<br />

Sysweld R4<br />

Sysweld R4 TE<br />

Abaqus S4<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Vertikalverschiebung Mittelknoten in mm<br />

Abbildung 4.2: Last-Verformungspfa<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> Tonnendachs mit elastischem<br />

Werkstoffgesetz<br />

0,15 0,45<br />

0,125 0,375<br />

R4, S4: 4-Knoten-Rechteckelement<br />

TE: Thermoelasticity<br />

0,30 0,1<br />

Last F in kN<br />

0,075 0,225<br />

0,05 0,15<br />

0,025 0,075<br />

0,000<br />

-0,025 -0,075<br />

-0,05 -0,15<br />

Sysweld R4<br />

Sysweld R4 TE<br />

Abaqus S4<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Vertikalverschiebung Mittelknoten in mm<br />

Abbildung 4.3: Last-Verformungspfa<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> Tonnendachs mit elastischplastischem<br />

Werkstoffgesetz<br />

43


4 Verifikation <strong><strong>de</strong>s</strong> verwen<strong>de</strong>ten Finite-Element-Progamms<br />

Mit Sysweld und Abaqus wur<strong>de</strong> eine weitere Vergleichsberechnung durchgeführt,<br />

bei <strong>de</strong>r ein i<strong>de</strong>al-elastisch i<strong>de</strong>al-plastisches Werkstoffgesetz mit einer<br />

Streckgrenze f y = 2 angesetzt wird. Hierzu gibt es im Schrifttum keine<br />

N<br />

mm 2<br />

Veröffentlichungen. Die berechneten Last-Verformungspfa<strong>de</strong> sind in Abbildung<br />

4.3 dargestellt.<br />

Bei diesem System bil<strong>de</strong>t sich, nach<strong>de</strong>m die Streckgrenze erreicht wird, ein<br />

Fließplateau mit ger<strong>ing</strong>er Verfestigung aus. Das Durchschlagen erfolgt bei<br />

größerer Verformung als beim rein elastischen System. Die Berechnungen mit<br />

Sysweld liefern <strong>de</strong>n gleichen Last-Verformungspfad wie die Berechnungen mit<br />

Abaqus.<br />

Mit diesem Verifikationstest wird bestätigt, daß die mit <strong>de</strong>m Programm Sysweld<br />

durchgeführte Berechnung eines geometrisch und physikalisch nichtlinearen<br />

Systems sehr gut mit <strong>de</strong>n Lösungen eines an<strong>de</strong>ren bewährten, gebräuchlichen<br />

Programms übereinstimmt.<br />

4.2 Verifikation <strong><strong>de</strong>s</strong> Berechnungsverfahrens zur<br />

Bestimmung <strong>de</strong>r Axialgrenzsspannung durch<br />

Vergleichsberechnungen<br />

4.2.1 Allgemeines<br />

Es wird an einer Stichprobe ausgewählter Zylin<strong>de</strong>rmo<strong>de</strong>lle ohne Eigenspannungen<br />

die Grenztragfähigkeit unter Axiallast mit <strong>de</strong>m im Abschnitt 3.5 beschriebenen<br />

Verfahren mit Sysweld berechnet. Dieses Verfahren setzt das Vorhan<strong>de</strong>nsein<br />

einer Imperfektion voraus, die durch eine kleine Störlast in Radialrichtung<br />

in Zylin<strong>de</strong>rmitte o<strong>de</strong>r eine vorverformte Struktur realisiert wer<strong>de</strong>n<br />

kann.<br />

Für Zylin<strong>de</strong>r, die elastisch beulen, wer<strong>de</strong>n die Grenzlasten mit <strong>de</strong>n Werten verglichen,<br />

die mit Abaqus mit <strong>de</strong>r elastischen Eigenwertanalyse am perfekten<br />

System ermittelt wer<strong>de</strong>n. Für Zylin<strong>de</strong>r, die plastisch beulen, ist die elastische<br />

Eigenwertanalyse nicht anwendbar. Für diese Systeme wer<strong>de</strong>n die Ergebnisse<br />

44


4 Verifikation <strong><strong>de</strong>s</strong> verwen<strong>de</strong>ten Finite-Element-Progamms<br />

<strong>de</strong>r Berechnungen mit Sysweld mit <strong>de</strong>n Werten verglichen, die die Berechnung<br />

mit Abaqus mit <strong>de</strong>m Bogenlängenverfahren liefert. Das Bogenlängenverfahren<br />

setzt ebenfalls voraus, daß die untersuchte Struktur imperfekt ist.<br />

Bei <strong>de</strong>r Vergleichsberechnung <strong><strong>de</strong>s</strong> plastisch beulen<strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rs wer<strong>de</strong>n Systeme<br />

mit i<strong>de</strong>ntischer Vorverformung untersucht. Mit diesem Vorgehen erfolgt<br />

eine Bestätigung <strong><strong>de</strong>s</strong> im Abschnitt 3.5 beschriebenen Verfahrens, da die Vergleichswerte<br />

mit einem Alternativverfahren ermittelt wer<strong>de</strong>n.<br />

4.2.2 Elastisch beulen<strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>r<br />

Die Berechnungen <strong><strong>de</strong>s</strong> elastisch beulen<strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rs wer<strong>de</strong>n mit einem i<strong>de</strong>alelastischen<br />

Werkstoffgesetz, mit einem Elastizitätsmodul E = 210 000<br />

N und<br />

mm 2<br />

einer Querkontraktionszahl ν = 0,3 durchgeführt.<br />

Für dieses Mo<strong>de</strong>ll wer<strong>de</strong>n zwei Systeme gewählt. Mit System 1 wird ein Zylin<strong>de</strong>r<br />

gewählt, <strong><strong>de</strong>s</strong>sen unterer Rand in Axialrichtung wölbsteif gehalten ist<br />

und <strong><strong>de</strong>s</strong>sen Rän<strong>de</strong>r in Radial- und Tangentialrichtung bis auf die statisch bestimmte<br />

Festhaltung gegen Starrkörperverschiebung frei sind. Bei diesem in<br />

Abbildung 4.6 dargestellten System wird eine radiale Störlast in Zylin<strong>de</strong>rmitte<br />

aufgebracht.<br />

Die berechneten Verformungsfiguren für einen Zylin<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>n Abmessungen<br />

L = 1200 mm, R = 300 mm und t = 0,5 mm sind in Abbildung 4.4 für die Berechnung<br />

mit Sysweld und in Abbildung 4.5 für die Berechnung mit Abaqus<br />

dargestellt. Mit bei<strong>de</strong>n Berechnungsverfahren wird die gleiche Beulform mit 5<br />

Wellen in Umfangsrichtung und einer Halbwelle in Längsrichtung gefun<strong>de</strong>n.<br />

Die Abweichung <strong>de</strong>r ermittelten Grenztragfähigkeit liegt bei 0,11% (siehe Tabelle<br />

4.1).<br />

Abmessung Abaqus Sysweld<br />

L / R / t in mm<br />

1200 / 300 / 0,5 89,4 89,5<br />

Tabelle 4.1: Grenzspannung in<br />

N elastisch beulen<strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>r<br />

mm 2<br />

45


4 Verifikation <strong><strong>de</strong>s</strong> verwen<strong>de</strong>ten Finite-Element-Progamms<br />

Abbildung 4.4: Beulfigur, Berechnung mit Sysweld<br />

3<br />

1 2<br />

Step: buckle<br />

Mo<strong>de</strong> 1: EigenValue = 89.416<br />

Primary Var: U, Magnitu<strong>de</strong><br />

Deformed Var: U Deformation Scale Factor: +1.200e+02<br />

Abbildung 4.5: Beulfigur, Berechnung mit Abaqus<br />

46


4 Verifikation <strong><strong>de</strong>s</strong> verwen<strong>de</strong>ten Finite-Element-Progamms<br />

Abbildung 4.6: Randbed<strong>ing</strong>ung, Last und Störlast System 1, elastischer Zylin<strong>de</strong>r<br />

Mit System 2 wird das Symmetrieviertel eines Zylin<strong>de</strong>rs abgebil<strong>de</strong>t. Die Randbed<strong>ing</strong>ungen<br />

sind in Abbildung 4.7 dargestellt. Oberer und unterer Rand sind<br />

gegen tangentiale Verdrehung gehalten, rechter und linker Rand <strong><strong>de</strong>s</strong> Zylin<strong>de</strong>rsegmentes<br />

sind gegen tangentiale Verschiebung und axiale Verdrehung gehalten.<br />

Bei <strong>de</strong>r Berechnung mit Sysweld wird eine minimale Vorverformung mit <strong>de</strong>r<br />

in Abbildung 4.8 dargestellten Verformungsfigur aufgeprägt. Bei <strong>de</strong>r Verformungsfigur<br />

han<strong>de</strong>lt es sich um eine radiale Formabweichung in Gestalt einer<br />

Kosinushalbwelle in Längsrichtung und 2 Kosinuswellen in Umfangsrichtung<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> 90 ◦ -Segmentes. Die Zylin<strong>de</strong>rmo<strong>de</strong>lle wer<strong>de</strong>n in Umfangsrichtung mit 32<br />

Elementen je 90 ◦ -Segment diskretisiert.<br />

Es wer<strong>de</strong>n 4-Knoten Schalenelemente mit einem Längen-Breitenverhältnis von<br />

nahezu 1 verwen<strong>de</strong>t. Die ermittelten Grenztragfähigkeiten sind in Tabelle 4.2<br />

zusammengefaßt.<br />

47


4 Verifikation <strong><strong>de</strong>s</strong> verwen<strong>de</strong>ten Finite-Element-Progamms<br />

Abbildung 4.7: Randbed<strong>ing</strong>ungen<br />

Abbildung 4.8: System 2, Vorverformung elastisch beulen<strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>r<br />

48


4 Verifikation <strong><strong>de</strong>s</strong> verwen<strong>de</strong>ten Finite-Element-Progamms<br />

Abbildung 4.9: Beulfigur Sysweld: Zylin<strong>de</strong>r L = 800 mm, R = 400 mm,<br />

t = 1mm<br />

3<br />

1 2<br />

Step: buckle<br />

Mo<strong>de</strong> 4: EigenValue = 169.51<br />

Primary Var: U, Magnitu<strong>de</strong><br />

Deformed Var: U Deformation Scale Factor: +8.000e+01<br />

Abbildung 4.10: Beulfigur Abaqus: Zylin<strong>de</strong>r L = 800 mm, R = 400 mm,<br />

t = 1 mm<br />

49


4 Verifikation <strong><strong>de</strong>s</strong> verwen<strong>de</strong>ten Finite-Element-Progamms<br />

Abmessung Abaqus Sysweld Vorverformung<br />

L / R / t in mm<br />

Sysweld<br />

w 0 in mm<br />

800 / 400 / 1 169,5 168,4 0,0125<br />

1600 / 800 / 1 45,8 45,5 0,025<br />

3200 / 1600 / 1 11,8 11,8 0,04<br />

Tabelle 4.2: Grenzspannung in<br />

N elastisch beulen<strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>r<br />

mm 2<br />

Mit <strong>de</strong>r Berechnung mit Sysweld wer<strong>de</strong>n die gleichen Grenzlasten ermittelt<br />

wie mit <strong>de</strong>r Berechnung mit Abaqus. Die Beulfiguren sind in <strong>de</strong>n Abbildungen<br />

4.9 und 4.10 dargestellt.<br />

4.2.3 Plastisch beulen<strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>r<br />

Die Berechnungen <strong><strong>de</strong>s</strong> plastisch beulen<strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rs wer<strong>de</strong>n mit einem<br />

i<strong>de</strong>al-elastisch i<strong>de</strong>al-plastischen Werkstoffgesetz mit einer Streckgrenze<br />

f y = 355<br />

N , einem Elastizitätsmodul E = 210 000<br />

N und einer Querkontraktionszahl<br />

ν = 0,3<br />

mm 2 mm 2<br />

durchgeführt.<br />

Das verwen<strong>de</strong>te Mo<strong>de</strong>ll, System 3, entspricht System 2, jedoch wur<strong>de</strong> eine rotationssymmetrische<br />

Vorverformung mit <strong>de</strong>r in Abbildung 4.11 dargestellten<br />

Verformungsfigur gewählt. Bei <strong>de</strong>r Verformungsfigur han<strong>de</strong>lt es sich um eine<br />

radiale Formabweichung mit drei Kosinuswellen in Längsrichtung. In Umfangsrichtung<br />

ist die Vorverformung konstant. Der gewählte Stich <strong>de</strong>r Vorverformung<br />

w 0 beträgt 1,5 · t = 6,0 mm in Anlehnung an E DASt-Richtlinie 017.<br />

In Tabelle 4.3 sind die mit Sysweld und Abaqus ermittelten Grenztragfähigkeiten<br />

gegenübergestellt.<br />

Auffällig ist beim Zylin<strong>de</strong>r L / R / t = 1600 / 800 / 4 die im Gegensatz zu <strong>de</strong>n<br />

an<strong>de</strong>ren Systemen größere Abweichung. Bei <strong>de</strong>m für Sysweld gewählten Berechnungsverfahren<br />

wur<strong>de</strong> hier ein kritischer Eigenwert gefun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r eine ger<strong>ing</strong>ere<br />

Grenztragfähigkeit liefert. Dieser Wert wur<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Berechnung mit<br />

Abaqus mit <strong>de</strong>m Bogenlängenverfahren nicht erkannt.<br />

50


4 Verifikation <strong><strong>de</strong>s</strong> verwen<strong>de</strong>ten Finite-Element-Progamms<br />

Abmessung Abaqus Sysweld Vorverformung<br />

L / R / t in mm<br />

w 0 in mm<br />

400 / 200 / 4 147,8 148,5 6,0<br />

800 / 400 / 4 191,3 193,8 6,0<br />

1600 / 800 / 4 238,9 228,6 6,0<br />

Tabelle 4.3: Grenzspannung in<br />

N plastisch beulen<strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>r<br />

mm 2<br />

Abbildung 4.11: System 3, Vorverformung plastisch beulen<strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>r<br />

Die mit Abaqus berechneten Last-Verformungspfa<strong>de</strong> sind in Abbildung 4.12<br />

<strong>de</strong>n Last-Verformungspfa<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Berechnung mit Sysweld gegenübergestellt.<br />

Sowohl die ermittelten Grenztragfähigkeiten, als auch die berechneten Last-<br />

Verformungspfa<strong>de</strong> sind trotz unterschiedlicher Berechnungsverfahren in guter<br />

Übereinstimmung.<br />

51


4 Verifikation <strong><strong>de</strong>s</strong> verwen<strong>de</strong>ten Finite-Element-Progamms<br />

300<br />

250<br />

R 800 T 4<br />

Axiallast in N/mm²<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

Sysweld<br />

Abaqus<br />

R 400 T 4<br />

R 200 T 4<br />

0<br />

0 0,5 1 1,5 2 2,5<br />

Axialverformung in mm<br />

Abbildung 4.12: Last-Verformungskurven <strong>de</strong>r plastisch beulen<strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>r<br />

4.2.4 Bewertung <strong>de</strong>r Vergleichsberechnung<br />

Das für die Berechnung mit Sysweld gewählte Verfahren zur Ermittlung <strong>de</strong>r<br />

Grenztragfähigkeit wird durch die durchgeführten Vergleichsberechnungenmit<br />

Abaqus bestätigt. Die Vergleichsberechnungen mit Abaqus wur<strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n elastisch<br />

beulen<strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>r und für <strong>de</strong>n plastisch beulen<strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>r mit einem<br />

jeweils an<strong>de</strong>ren Verfahren - Eigenwertanalyse, Bogenlängenverfahren - durchgeführt<br />

als die Berechnungen mit Sysweld. Mit <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Untersuchung<br />

wird daher das gewählte Verfahren und die Berechnung <strong><strong>de</strong>s</strong> Programms Sysweld<br />

verifiziert.<br />

52


4 Verifikation <strong><strong>de</strong>s</strong> verwen<strong>de</strong>ten Finite-Element-Progamms<br />

4.3 Konvergenzstudien<br />

4.3.1 <strong>Einfluß</strong> <strong>de</strong>r Netzgröße auf die Berechnungsergebnisse<br />

<strong>de</strong>r Grenzspannungen<br />

Mit dieser Konvergenzstudie soll die Elementgröße für Schalenelementmo<strong>de</strong>lle<br />

von Zylin<strong>de</strong>rn unter Axiallast ermittlelt wer<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>r sich die Berechnungsergebnisse<br />

nicht mehr än<strong>de</strong>rn, wenn das Netz weiter verfeinert wird. Untersucht<br />

wird das Symmetrieviertel eines elastisch beulen<strong>de</strong>n und eines plastisch<br />

beulen<strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rs.<br />

Dem elastisch beulen<strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>n Abmessungen L = 1600 mm<br />

R = 800 mm und t = 1 mm wer<strong>de</strong>n zwei Vorverformungen aufgeprägt. Beim<br />

System 1 wird die in Abbildung 4.13 dargestellte Verformungsfigur mit einer<br />

Kosinuswelle in Längsrichtung und drei Kosinuswellen in Umfangsrichtung<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> 90 ◦ Segmentes und beim System 2 die in Abbildung 4.14 dargestellte rotationssymmetrische<br />

Verformungsfigur mit drei Kosinuswellen in Längsrichtung<br />

und konstanter Vorverformung in Umfangsrichtung gewählt.<br />

Der gewählte Stich <strong>de</strong>r Vorverformung w 0 beträgt in bei<strong>de</strong>n Fällen<br />

1,5 · t = 1,5 mm in Anlehnung an E DASt-Richtlinie 017. Die Berechnungen<br />

wer<strong>de</strong>n mit einem i<strong>de</strong>al-elastischen Werkstoffgesetz mit einem Elastizitätsmodul<br />

E = 210 000<br />

N und einer Querkontraktionszahl ν = 0,3 durchgeführt.<br />

mm 2<br />

Dem plastisch beulen<strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>n Abmessungen L = 800 mm<br />

R = 400 mm und t = 4 mm wer<strong>de</strong>n die gleichen Vorverformungen, System 1<br />

und System 2, aufgeprägt. Der gewählte Stich <strong>de</strong>r Vorverformung w 0 beträgt<br />

1,5 · t = 6,0 mm in Anlehnung an E-DASt-Richtlinie 017. Die Berechnungen<br />

wer<strong>de</strong>n mit einem i<strong>de</strong>al-elastisch i<strong>de</strong>al-plastischen Werkstoffgesetz mit einem<br />

N<br />

N<br />

mm 2<br />

Elastizitätsmodul E = 210 000 , einer Streckgrenze f<br />

mm 2 y = 355 und<br />

einer Querkontraktionszahl ν = 0,3 durchgeführt. Es wer<strong>de</strong>n die in Abbildung<br />

4.7 dargestellten Randbed<strong>ing</strong>ungen angesetzt. Die Zylin<strong>de</strong>rmo<strong>de</strong>lle wer<strong>de</strong>n<br />

in Umfangsrichtung mit 8, 16, 32, 64 und 128 Elementen je 90 ◦ Segment<br />

diskretisiert. Es wer<strong>de</strong>n 4-Knoten Schalenelemente mit einem Längen-<br />

Breitenverhältnis von nahezu 1 verwen<strong>de</strong>t. In Dickenrichtung wer<strong>de</strong>n 7 Gaußpunkte<br />

gewählt.<br />

53


4 Verifikation <strong><strong>de</strong>s</strong> verwen<strong>de</strong>ten Finite-Element-Progamms<br />

Abbildung 4.13: Vorverformung System 1, elastisch beulen<strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>r<br />

Abbildung 4.14: Vorverformung System 2, elastisch beulen<strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>r<br />

Die Übersicht <strong>de</strong>r Ergebnisse ist in Tabelle 4.4 zusammengefaßt und in Abbildung<br />

4.15 graphisch dargestellt. Ab 32 Elementen in Umfangsrichtung ist<br />

54


4 Verifikation <strong><strong>de</strong>s</strong> verwen<strong>de</strong>ten Finite-Element-Progamms<br />

Konvergenz erreicht. Die berechnete Grenzspannung än<strong>de</strong>rt sich nicht mehr<br />

signifikant, wenn das Netz weiter verfeinert wird.<br />

Elemente elastischer elastischer plastischer plastischer<br />

im Zylin<strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>r<br />

Umfang System 1 System 2 System 1 System 2<br />

8 201 123 355 186<br />

16 59,8 71,2 347 167<br />

32 44,3 65,3 327 194<br />

64 40,9 65,0 320 190<br />

128 40,0 65,0 315 189<br />

Tabelle 4.4: Grenzspannungen in<br />

N für unterschiedlich feine Netze<br />

mm 2<br />

350,0<br />

300,0<br />

250,0<br />

200,0<br />

150,0<br />

100,0<br />

50,0<br />

0,0<br />

Grenzlast in N/mm²<br />

350 354,7<br />

326,5 320,3<br />

315,2<br />

347,4<br />

System 1 plastisch<br />

300<br />

250<br />

R = 400 mm t = 4 mm<br />

200<br />

193,9 190,3 189,1<br />

201,0<br />

166,8<br />

186,1<br />

System 2 plastisch<br />

150<br />

122,9<br />

100<br />

71,2 65,3 65,0 65,0 System 2 elastisch<br />

50<br />

R = 800 mm t = 1 mm<br />

59,8<br />

44,3 40,9 40,0 System 1 elastisch<br />

0<br />

1 8 10 16 32 64 100 128<br />

1000<br />

Anzahl Elemente in Umfangsrichtung (1/4 Kreis)<br />

Abbildung 4.15: Grenzspannungen in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Netzgröße<br />

55


4 Verifikation <strong><strong>de</strong>s</strong> verwen<strong>de</strong>ten Finite-Element-Progamms<br />

4.3.2 <strong>Einfluß</strong> <strong>de</strong>r Netzaufweitung auf die Berechnung <strong>de</strong>r<br />

Grenzspannung<br />

Im Bereich <strong>de</strong>r Schweißnaht müssen kleinere Elemente gewählt wer<strong>de</strong>n, als die<br />

Elemente, die für die Beuluntersuchung im übrigen Bereich notwendig sind.<br />

Zur Reduzierung <strong>de</strong>r Berechungszeit ist es notwendig, das Finite-Element-<br />

Netz vom fein unterteilten Schweißnahtbereich zum Randbereich hin aufzuweiten.<br />

Um <strong>de</strong>n <strong>Einfluß</strong> <strong>de</strong>r Netzaufweitung auf die Berechnungsergebnisse zu untersuchen,<br />

wer<strong>de</strong>n die in Abschnitt 4.3.1 untersuchten Zylin<strong>de</strong>r wie folgt diskretisiert:<br />

In Zylin<strong>de</strong>rmitte wer<strong>de</strong>n auf einer Breite von 20 Elementen n = 128<br />

Elemente in Umfangsrichtung angeordnet. Anschließend folgt eine Netzaufweitung<br />

im Verhältnis 1:8 auf n = 16 Elemente im Randbereich.<br />

Im Rahmen von Voruntersuchungen wur<strong>de</strong>n zwei Netzaufweitungsalgorithmen<br />

untersucht: die in Abbildung 4.16 dargestellte Netzaufweitung mit 3-<br />

Knoten Elementen und die in Abbildung 4.17 dargestellte Aufweitung mit 4-<br />

Knoten Elementen.<br />

Abbildung 4.16: Netzaufweitung mit 3-Knoten Elementen<br />

Es stellte sich heraus, daß die 4-Knoten Netzaufweitung bei einem elastisch<br />

beulen<strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>r und rotationssymmetrischer Vorverformung zu<br />

physikalisch falschen Beulfiguren führt, wie Abbildung 4.18 zeigt. Die 3-<br />

Knoten Netzaufweitung liefert ger<strong>ing</strong>ere Spannungsunstetigkeiten an <strong>de</strong>n Elementübergängen<br />

als die 4-Knoten Netzaufweitung. Aus diesen Grün<strong>de</strong>n wird<br />

für die folgen<strong>de</strong>n Untersuchungen die 3-Knoten Netzaufweitung gewählt.<br />

56


4 Verifikation <strong><strong>de</strong>s</strong> verwen<strong>de</strong>ten Finite-Element-Progamms<br />

Abbildung 4.17: Netzaufweitung mit 4-Knoten Elementen<br />

Abbildung 4.18: Beulmuster Zylin<strong>de</strong>r L = 1600 mm, R = 800 mm, t = 1 mm,<br />

mit rotationssymmetrischer Vorverformung und 4-Knoten Netzaufweitung<br />

Bei <strong>de</strong>r Netzaufweitung entsteht das Problem, daß die Elemente im feinen<br />

Netzbereich einen Kreis besser annähern, als die Elemente im groben Netzbereich.<br />

Duch <strong>de</strong>n Übergang vom feinen zum groben Netz entsteht die in Abbildung<br />

4.19 dargestellte Exzentrizität. Die Auswirkungen <strong>de</strong>r Netzaufweitung<br />

auf die berechnete Grenzspannung wur<strong>de</strong> mit folgen<strong>de</strong>n Systemen untersucht,<br />

von <strong>de</strong>nen die Berechnungsergebnisse in Tabelle 4.5 angegeben sind:<br />

57


4 Verifikation <strong><strong>de</strong>s</strong> verwen<strong>de</strong>ten Finite-Element-Progamms<br />

Abbildung 4.19: Ausmitte durch unterschiedliche Netzgröße<br />

• Dem System mit durchgängig 16 Elementen in Umfangsrichtung. Dies<br />

entspricht <strong>de</strong>r Elementgröße im Randbereich <strong><strong>de</strong>s</strong> netzaufgeweiteten Zylin<strong>de</strong>rs.<br />

• Dem System mit Netzaufweitung mit 16 Elementen in Umfangsrichtung<br />

in <strong>de</strong>n Randbereichen und 128 Elementen in Umfangsrichtung im Mittelbereich.<br />

• Dem System mit durchgängig 128 Elementen in Umfangsrichtung. Dies<br />

entspricht <strong>de</strong>r Elementgröße in <strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>rmitte <strong><strong>de</strong>s</strong> netzaufgeweiteten<br />

Zylin<strong>de</strong>rs.<br />

In Abbildung 4.20 ist die Beulfigur <strong><strong>de</strong>s</strong> elastisch beulen<strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rs System 1<br />

und in Abbildung 4.21 die Verformungsfigur <strong><strong>de</strong>s</strong> plastisch beulen<strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rs<br />

System 2 dargestellt.<br />

Die Grenztragfähigkeit <strong><strong>de</strong>s</strong> Systems mit Netzaufweitung liegt zwischen <strong>de</strong>r<br />

Grenztragfähigkeit <strong><strong>de</strong>s</strong> Systems mit grobem Netz und <strong><strong>de</strong>s</strong>jenigen mit feinem<br />

Netz. Daraus ist zu erkennen, daß sich die in Abbildung 4.19 aufgezeigte Exzentrizität<br />

nicht signifikant auf die zu berechnen<strong>de</strong> Grenzspannung auswirkt.<br />

Für die Genauigkeit <strong><strong>de</strong>s</strong> Berechnungsergebnisses ist die Elementgröße <strong><strong>de</strong>s</strong> groben<br />

Randbereiches ausschlaggebend. Die Zulässigkeit <strong>de</strong>r gewählten Netzaufweitung<br />

ist somit nachgewiesen.<br />

58


4 Verifikation <strong><strong>de</strong>s</strong> verwen<strong>de</strong>ten Finite-Element-Progamms<br />

Abbildung 4.20: Elastisch beulen<strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>r, System 1, Anzahl Elemente:<br />

16 / 128 / 16<br />

Abbildung 4.21: Plastisch beulen<strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>r, System 2, Anzahl Elemente:<br />

16 / 128 / 16<br />

59


4 Verifikation <strong><strong>de</strong>s</strong> verwen<strong>de</strong>ten Finite-Element-Progamms<br />

Elemente elastischer elastischer plastischer plastischer<br />

im Zylin<strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>r<br />

Umfang System 1 System 2 System 1 System 2<br />

16 59,8 71,2 347 167<br />

16 / 128 / 16 58,2 65,0 338 166<br />

128 40,0 65,0 315 189<br />

Tabelle 4.5: Grenzspannung in<br />

N für Systeme mit und ohne Netzaufweitung<br />

mm 2<br />

4.3.3 Ermittlung <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen Netzdichte bei <strong>de</strong>r Temperaturfeldberechnung<br />

Für die Ermittlung <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen Netzdichte bei <strong>de</strong>r Temperaturfeldberechnung<br />

wird das Scheibenelementmo<strong>de</strong>ll eines Bleches 48 x 48 x 4 mm verwen<strong>de</strong>t,<br />

das mit einer doppelt-halbelliptischen Schweißwärmequelle belastet<br />

wird. Die Elementierung wird von 12 x 12 Elementen auf 192 x 192 Elemente<br />

verfeinert.<br />

Ausgewertet wer<strong>de</strong>n für diese Netzkonvergenzstudie die Temperaturen nach<br />

4 s an zwei für alle Systeme jeweils i<strong>de</strong>ntischen Knoten, die im Bereich <strong>de</strong>r<br />

500 ◦ C und <strong>de</strong>r 1500 ◦ C Isotherme liegen. Für <strong>de</strong>n Knoten 500 ◦ C ist die<br />

Konvergenzkurve in Abbildung 4.22 und für <strong>de</strong>n Knoten 1500 ◦ C in Abbildung<br />

4.23 dargestellt.<br />

Der Wärmeeintrag auf die Schalenelemente wird nach <strong>de</strong>n Gleichungen (3.7)<br />

und (3.8) berechnet. Diese Funktion wird nur mit sinken<strong>de</strong>r Elementgröße<br />

genauer angenähert. Daher umfaßt diese Konvergenzstudie zwei Effekte: die<br />

Überprüfung <strong>de</strong>r Genauigkeit <strong>de</strong>r Temperaturfeldberechnung und die Überprüfung<br />

<strong>de</strong>r Genauigkeit <strong>de</strong>r Wärmequellenberechnung.<br />

Aus Abbildung 4.23 ist zu erkennen, daß die Temperatur beim Netz 12 x 12<br />

Elemente wesentlich höher ist, als bei <strong>de</strong>n feineren Netzen. Aufgrund <strong><strong>de</strong>s</strong> zu<br />

groben Netzes wird <strong>de</strong>r Wärmeeintrag fehlerhaft berechnet. Beim Netz 24 x 24<br />

ist bereits eine gute Übereinstimmung mit <strong>de</strong>m Konvergenzwert erreicht. In<br />

<strong>de</strong>r Schmelzbadbreite sind bei diesem Netz zwei Elemente vorhan<strong>de</strong>n. Für die<br />

60


4 Verifikation <strong><strong>de</strong>s</strong> verwen<strong>de</strong>ten Finite-Element-Progamms<br />

Temperatur in°C<br />

550<br />

540<br />

530<br />

520<br />

510<br />

500<br />

510,8<br />

518,0<br />

528,0<br />

529,8<br />

530,5<br />

12 24 48 96 192<br />

Anzahl Elemente n in Längen- bzw. Breitenrichtung<br />

Abbildung 4.22: Temperatur an <strong>de</strong>r 500 ◦ C Isotherme bei 4 s in Abhängigkeit<br />

<strong>de</strong>r Netzgröße<br />

1550<br />

Temperatur in °C<br />

1525<br />

1500<br />

1475<br />

1512,1<br />

1498,9<br />

1501,9<br />

1502,0 1502,2<br />

1450<br />

12 24 48 96 192<br />

Anzahl Elemente n in Längen- bzw. Breitenrichtung<br />

Abbildung 4.23: Temperatur an <strong>de</strong>r 1500 ◦ C Isotherme bei 4 s in Abhängigkeit<br />

<strong>de</strong>r Netzgröße<br />

weiteren Untersuchungen wur<strong>de</strong>n die Netze so gewählt, daß sich die Schmelzbadbreite<br />

über min<strong><strong>de</strong>s</strong>tens zwei Elemente erstreckt.<br />

61


4 Verifikation <strong><strong>de</strong>s</strong> verwen<strong>de</strong>ten Finite-Element-Progamms<br />

62


5 Temperaturfeldberechnung<br />

5 Temperaturfeldberechnung<br />

5.1 Feldgleichung <strong>de</strong>r Wärmeleitung<br />

Das Temperaturfeld beim Schweißen ist hochgradig instationär und wird für<br />

das homogene isotrope Kontinuum mit <strong>de</strong>r Feldgleichung <strong>de</strong>r Wärmeleitung<br />

beschrieben [Rad88].<br />

λϑ ,ii + ˙q ∗∗ = cρ ˙ϑ (5.1)<br />

λ Wärmeleitfähigkeit c spezifische Wärmekapazität<br />

ρ Dichte ϑ Temperatur<br />

q ** freigesetzte Wärmeenergie je Volumeneinheit<br />

Dichte, Wärmeleitfähigkeit und spezifische Wärmekapazität sind temperaturund<br />

phasenabhängig.<br />

5.2 Wärmeübergang<br />

An <strong>de</strong>r Bauteiloberfläche tritt Wärme vom Bauteil in <strong>de</strong>n umgeben<strong>de</strong>n Raum<br />

über. Dieser Wärmeübergang setzt sich aus zwei physikalischen Vorgängen<br />

zusammen: Konvektion (In<strong>de</strong>x k) und Strahlung (In<strong>de</strong>x s). Bei <strong>de</strong>r Konvektion<br />

wird die Wärme von <strong>de</strong>r Bauteiloberfläche auf die Teilchen <strong><strong>de</strong>s</strong> angrenzen<strong>de</strong>n<br />

Mediums übertragen und durch Teilchenbewegung weitergeleitet. Nach <strong>de</strong>m<br />

Wärmeübertragungsgesetz von Newton ist die Wärmestromdichte q * k proportional<br />

zur Temperaturdifferenz zwischen Bauteiloberflächentemperatur ϑ und<br />

<strong>de</strong>r Temperatur ϑ 0 <strong><strong>de</strong>s</strong> angrenzen<strong>de</strong>n Mediums, im betrachteten Fall <strong>de</strong>r umgeben<strong>de</strong>n<br />

Luft:<br />

63


5 Temperaturfeldberechnung<br />

q ∗ k = α k · (ϑ − ϑ 0 ) (5.2)<br />

Der Wärmeübergangskoeffizient ist abhängig von <strong>de</strong>n Eigenschaften <strong>de</strong>r Oberfläche,<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> umgeben<strong>de</strong>n Mediums, <strong>de</strong>n Strömungsverhältnissen an <strong>de</strong>r Bauteiloberfläche<br />

und auch von <strong>de</strong>r Temperaturdifferenz [Rad02]. In DIN EN<br />

ISO 6946:1996-11 sind Wärmeübergangskoeffizienten für Außenbauteile in<br />

Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Windgeschwindigkeit angegeben:<br />

bei 1 m s beträgt <strong>de</strong>r Wärmeübergangskoeffizient α k = 12,5<br />

W<br />

m 2 · W<br />

K<br />

m 2 · K<br />

bei 10 m s beträgt <strong>de</strong>r Wärmeübergangskoeffizient α k = 50,0<br />

Radaj [Rad02] gibt an, daß für Stahlplatten üblicherweise α k mit einem<br />

temperaturunabhängigen Wert von 12,0<br />

W angesetzt wird. Damit wird angenommen,<br />

daß die Windgeschwindigkeit beim Schweißen annähernd Null<br />

m 2 · K<br />

ist.<br />

Die von einem Körper in <strong>de</strong>n Raum abgestrahlte Wärme, die Wärmestromdichte<br />

q * s, ist nach <strong>de</strong>m Stefan-Boltzmann-Gesetz proportional zur Differenz<br />

zwischen <strong>de</strong>r vierten Potenz <strong>de</strong>r absoluten Temperatur T <strong>de</strong>r Bauteiloberfläche<br />

und <strong>de</strong>r vierten Potenz <strong>de</strong>r absoluten Temperatur T 0 <strong>de</strong>r Umgebung:<br />

q ∗ s = εσ(ϑ4 − ϑ 4 0 ) (5.3)<br />

Wobei die Proportionalität durch <strong>de</strong>n Emissions- o<strong>de</strong>r Schwärzegrad ε und die<br />

Stefan-Boltzmann-Konstante σ = 5,67 · 10 -8 W bestimmt wird.<br />

m 2 K 4<br />

Wird aus Gleichung (5.3) die einfache Temperaturdifferenz T - T 0 = ϑ − ϑ 0<br />

herausgezogen, so erhält man die linearisierte Form:<br />

q ∗ s = α s · (T − T 0 ) = α s · (ϑ − ϑ 0 ) (5.4)<br />

mit <strong>de</strong>m Wärmeübergangskoeffizienten α s für Strahlung:<br />

α s = εσ(ϑ + ϑ 0 )(ϑ 2 + ϑ 2 0) (5.5)<br />

so kann ein Gesamtwärmeübergangskoeffizient α für Konvektion und Strahlung<br />

verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n:<br />

α = α k + α s (5.6)<br />

64


5 Temperaturfeldberechnung<br />

Der Emissionsgrad ε beträgt für einen Schwarzen Körper 1,0. Für einen Grauen<br />

Körper ist <strong>de</strong>r Emissionsgrad kleiner als Eins. Im Schrifttum wird für metallisch<br />

blanke Oberflächen 0,2 ≤ ε ≤ 0,4 und für rauhe, oxidierte Flächen<br />

0,6 ≤ ε ≤ 0,9 bei Raumtemperatur angegeben. Der Emissionsgrad ist temperaturabhängig.<br />

Im Bereich <strong>de</strong>r Schmelztemperatur liegt er bei 0,9 ≤ ε ≤ 0,95.<br />

In Brünn wur<strong>de</strong>n am Institut für angewandte Mechanik Messungen durchgeführt,<br />

bei <strong>de</strong>nen an aufgeheizten Blechen die Temperatur während <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

Abkühlens gemessen wur<strong>de</strong>. Der Abkühlvorgang wur<strong>de</strong> berechnet. Dabei wur<strong>de</strong><br />

die temperaturabhängige Funktion <strong><strong>de</strong>s</strong> Wärmeübergangskoeffizienten, ausgehend<br />

vom Stephan-Boltzmann-Gesetz, so modifiziert, daß die berechneten<br />

Abkühlkurven mit <strong>de</strong>n gemessenen Abkühlkurven übereinstimmen (siehe Abbildung<br />

5.1).<br />

Wärmeübergangskoeffizient in W/(m²K)<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

verwen<strong>de</strong>te Funktion <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

Wärmeübergangskoeffizienten<br />

Stephan-Boltzmann-Gesetz<br />

mit = 1,0<br />

(Schwarzer Körper)<br />

Stephan-Boltzmann-Gesetz<br />

mit = 0,45<br />

(Grauer Körper)<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400<br />

Temperatur in °C<br />

Abbildung 5.1: Wärmeübergangskoeffizient<br />

65


5 Temperaturfeldberechnung<br />

5.3 Thermodynamische Werkstoffkennwerte<br />

Zu <strong>de</strong>n für die Temperaturfeldberechnung benötigten Werkstoffkennwerten<br />

gehören die Wärmeleitfähigkeit, die Dichte und die spezifische Wärmekapazität<br />

(sc. Abschnitt 5.1). Diese Werkstoffkennwerte sind temperatur- und<br />

gefügeabhängig. Sie wer<strong>de</strong>n getrennt für die Phasen Ferrit, Bainit, Martensit<br />

mit kubisch- bzw. tetragonal-raumzentriertem Kristallgitter und für die<br />

γ-Phase Austenit mit kubisch-flächenzentriertem Kristallgitter <strong>de</strong>finiert.<br />

Die in Abbildung 5.2 über <strong>de</strong>r Temperatur aufgetragenen Wärmeleitfähigkeiten<br />

für die α- und γ-Phase wur<strong>de</strong>n aus Richter [Ric83] <strong>de</strong>n Werten für Kesselstahl<br />

H II und <strong>de</strong>n Werten für austenitische Chrom-Nickel-Stähle entnommen.<br />

Für <strong>de</strong>n Bereich über <strong>de</strong>r Schmelztemperatur von 1500 ◦ C wird ein linearer<br />

Anstieg <strong>de</strong>r Wärmeleitfähigkeit auf 400 W m K<br />

bei 3000 ◦ C angesetzt, um<br />

die konvektiven Vorgänge im Schmelzbad zu approximieren [PW05a, Ham96,<br />

GM05].<br />

Der verwen<strong>de</strong>te und in Abbildung 5.3 dargestellte temperaturabhängige Verlauf<br />

<strong>de</strong>r Dichte aus Richter [Ric73] wird durch Messungen von Peil und Wichers<br />

[PW05b] bestätigt.<br />

Die dritte für die Temperaturfeldberechnung notwendige Größe ist die spezifische<br />

Wärmekapazität c. Sie ist ein Maß für die Wärmemenge, die vom Bauteil<br />

aufgenommen wird, wenn es um 1K erwärmt wird. Die für die Berechnungen<br />

angesetzte spezifische Wärmekapazität ist für die α- und γ-Phase in Abbildung<br />

5.4 über <strong>de</strong>r Temperatur aufgetragen.<br />

Die spezifische Enthalpie h beschreibt die bei einer bestimmten Temperatur im<br />

Bauteil enthaltene Wärme. Bei <strong>de</strong>r Phasenumwandlung wird wie beim Schmelzen<br />

o<strong>de</strong>r beim Verdampfen Wärme aufgenommen o<strong>de</strong>r freigesetzt, ohne daß<br />

sich die Temperatur än<strong>de</strong>rt. Diese Wärme wird latente Wärme genannt.<br />

Durch die latente Wärme erhöht sich die spezifische Enthalpie im Bereich<br />

<strong>de</strong>r Umwandlungstemperatur. Die Enthalpiekurve besitzt an dieser Stelle einen<br />

Sprung. Da mit Sysweld die Phasenumwandlung in Abhängigkeit vom Temperaturfeld<br />

berechnet wird und <strong>de</strong>r Temperaturbereich <strong>de</strong>r Umwandlung variabel<br />

ist, ist die Definition einer festen Enthalpiekurve ungeeignet.<br />

66


5 Temperaturfeldberechnung<br />

Wärmeleitfähigkeit in W/(mK)<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

-Phase<br />

-Phase<br />

0<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600<br />

Temperatur in °C<br />

Abbildung 5.2: Wärmeleitfähigkeit von Stahl<br />

8000<br />

7900<br />

7800<br />

7700<br />

-Phase<br />

Dichte in kg/m³<br />

7600<br />

7500<br />

7400<br />

7300<br />

-Phase<br />

7200<br />

7100<br />

7000<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600<br />

Temperatur in °C<br />

Abbildung 5.3: Dichte von Stahl<br />

67


5 Temperaturfeldberechnung<br />

1000<br />

900<br />

Spezifische Wärmekapazität in J/(kg K)<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

-Phase<br />

-Phase<br />

100<br />

0<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600<br />

Temperatur in °C<br />

Abbildung 5.4: spezifische Wärmekapazität von Stahl<br />

h in 10 5 J/kg<br />

6<br />

-Phase<br />

-Phase<br />

4<br />

2<br />

300 600 900 1200 1500 in°C<br />

Abbildung 5.5: Latente Wärme durch Phasenumwandlung [BF04]<br />

68


5 Temperaturfeldberechnung<br />

Die Berechnung <strong>de</strong>r latenten Wärme bei <strong>de</strong>r Phasenumwandlung wird wie in<br />

Abbildung 5.5 dargestellt durchgeführt. Die Enthalpiedifferenz zwischen α-<br />

und γ-Phase wird bei <strong>de</strong>r Umwandlung bestimmt.<br />

Die Auswirkung <strong>de</strong>r Gefügeumwandlung auf die latente Wärme und <strong>de</strong>n Temperaturverlauf<br />

soll durch ein Berechnungsbeispiel erläutert wer<strong>de</strong>n. Ein Blech<br />

wird durch konstante Wärmezufuhr von 500 ◦ C auf 1400 ◦ C aufgeheizt und<br />

anschließend an freier Luft auf 500 ◦ C abgekühlt.<br />

Der <strong>Einfluß</strong> <strong>de</strong>r Phasenumwandlung und die damit verbun<strong>de</strong>ne Entstehung <strong>de</strong>r<br />

latenten Wärme ist in <strong>de</strong>m in Abbildung 5.6 dargestellten Temperatur-Zeit-<br />

Verlauf nur schwach erkennbar.<br />

Dagegen ist <strong>de</strong>r Enthalpiesprung bei Auftragung <strong>de</strong>r spezifischen Enthalpie<br />

über <strong>de</strong>r Zeit bei <strong>de</strong>r Phasenumwandlung von Ferrit nach Austenit (α → γ)<br />

und bei <strong>de</strong>r Phasenumwandlung von Austenit nach Ferrit (γ → α) <strong>de</strong>utlich<br />

erkennbar (siehe Abbildung 5.7). Die Enthalpie wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>r phasenabhängig<br />

<strong>de</strong>finierten spezifischen Wärmekapazität (siehe Abbildung 5.4) und <strong>de</strong>r Phasenumwandlung<br />

nach <strong>de</strong>m Leblond-Mo<strong>de</strong>ll berechnet.<br />

Der genaue Temperaturverlauf innerhalb <strong><strong>de</strong>s</strong> Schmelzba<strong><strong>de</strong>s</strong> ist für die<br />

Schweißsimulationsberechnung von untergeordneter Be<strong>de</strong>utung. Es kommt<br />

im wesentlichen darauf an, daß <strong>de</strong>r Erstarrungszeitpunkt zutreffend berechnet<br />

wird. Aus diesem Grund wird ohne Schmelzenthalpie gerechnet. Die Temperatur<br />

im Schmelzbad ist in <strong>de</strong>r numerischen Berechnung ger<strong>ing</strong>fügig größer als<br />

in Wirklichkeit. Diese Abweichung ist von vernachlässigbarem <strong>Einfluß</strong>.<br />

5.4 Wärmeleitung beim Schweißen<br />

Die Wärmeleitung beim Schweißen kann in zwei Kategorien unterteilt wer<strong>de</strong>n:<br />

die zweidimensionale Wärmeleitung und die dreidimensionale Wärmeleitung.<br />

Bei <strong>de</strong>r zweidimensionalen Wärmeleitung bil<strong>de</strong>t sich ein Temperaturgradient<br />

nur in Blechebene aus. Der Temperaturgradient in Blechdickenrichtung ist vernachlässigbar<br />

klein. Die zweidimensionale Wärmeleitung tritt beim einlagigen<br />

Schweißen von Blechen ger<strong>ing</strong>er Blechdicke auf. Dieser Vorgang kann mit<br />

Schalenelementmo<strong>de</strong>llen abgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

69


5 Temperaturfeldberechnung<br />

1500<br />

1400<br />

1300<br />

1200<br />

Temperatur in °C<br />

1100<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

Phasenumwandlung <br />

Phasenumwandlung <br />

700<br />

600<br />

500<br />

200 300 400 500 600 700 800 900 1000<br />

Zeit in s<br />

Abbildung 5.6: Temperaturverlauf beim Aufheizen und Abkühlen mit Stellen<br />

<strong>de</strong>r Phasenumwandlung<br />

1000<br />

900<br />

spezifische Enthalpie in kJ/kg<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

Enthalpiesprung durch<br />

Phasenumwandlung<br />

<br />

Enthalpiesprung durch<br />

Phasenumwandlung<br />

<br />

100<br />

0<br />

200 300 400 500 600 700 800 900 1000<br />

Zeit in s<br />

Abbildung 5.7: Spezifische Enthalpie beim Aufheizen und Abkühlen mit Unstetigkeitsstellen<br />

bei <strong>de</strong>r Phasenumwandlung<br />

70


5 Temperaturfeldberechnung<br />

Tritt in Blechdickenrichtung ein nicht zu vernachlässigen<strong>de</strong>r Temperaturgradient<br />

auf, dann liegt eine dreidimensionale Wärmeleitung vor. Diese tritt bei<br />

dicken Blechen und mehrlagigen Nähten auf. Zur Abbildung sind Volumenelemente<br />

erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

Für ein gleichmäßig erwärmtes Blech, <strong><strong>de</strong>s</strong>sen Oberfläche gekühlt wird, kann<br />

mit <strong>de</strong>r Biot-Zahl Bi abgeschätzt wer<strong>de</strong>n, ob sich ein signifikanter Temperaturgradient<br />

in Dickenrichtung ausbil<strong>de</strong>t [ID02]. Die Biot-Zahl wird für ein Blech<br />

<strong>de</strong>r Dicke t, <strong>de</strong>r Wärmeleitfähigkeit λ und <strong>de</strong>m Wärmeübergangskoeffizienten<br />

α wie folgt <strong>de</strong>finiert:<br />

Bi = 2 · α · t<br />

λ<br />

(5.7)<br />

Für ein 6 mm dickes Blech aus unlegiertem Stahl beträgt die Biot-Zahl bei<br />

Raumtemperatur Bi = 0,0055 und bei 1000 ◦ C Bi = 0,065. Die Biot-Zahl ist<br />

sehr viel kleiner als Eins. Eine Biot-Zahl sehr viel kleiner als Eins sagt aus,<br />

daß sich aufgrund <strong>de</strong>r Abkühlung an <strong>de</strong>r Blechoberfläche kein signifikanter<br />

Temperaturgradient in Dickenrichtung ausbil<strong>de</strong>t.<br />

Beim Schweißtemperaturfeld muß auch <strong>de</strong>r Wärmeeintrag betrachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Schweißwärmequelle wirkt nicht in Blechmitte. Der Temperaturgradient<br />

ist unmittelbar an <strong>de</strong>r Schweißwärmequelle sehr hoch. Im DVS-<br />

Merkblatt 1703 [DVS84] wird zwischen zweidimensionaler und dreidimensionaler<br />

Wärmeleitung unterschie<strong>de</strong>n. Die Grenzblechdicke liegt nach [DVS84]<br />

zwischen 11 mm und 14 mm.<br />

Aus <strong>de</strong>r dreidimensionalen Temperaturfeldberechnung für ein 6 mm dickes<br />

Blech mit Blindnaht ergibt sich, daß zwar die 1500 ◦ C Isotherme geneigt ist,<br />

jedoch bereits die 800 ◦ C Isotherme hinter <strong>de</strong>r Schweißwärmequelle einen zur<br />

Blechoberfläche rechtwinkligen Verlauf aufweist. Die Isothermen dieses Mo<strong>de</strong>lls<br />

sind in Abbildung 5.8 dargestellt.<br />

Da für die Eigenspannungsberechnung und die Berechnung <strong><strong>de</strong>s</strong> Verzuges <strong>de</strong>r<br />

Temperaturbereich oberhalb 800 ◦ C eine untergeordnete Rolle spielt, ist die<br />

Annahme einer zweidimensionalen Wärmeableitung ohne Temperaturgradient<br />

71


5 Temperaturfeldberechnung<br />

in Dickenrichtung gerechtfertigt. Eine für einlagige Stumpfnähte und Blechdicken<br />

bis 6,0 mm gewählte Abbildung als Scheibenelementmo<strong>de</strong>ll mit zentrisch<br />

e<strong>ing</strong>etragener Wärmequelle wird als hinreichend zutreffend angesehen.<br />

80 0 ° C I s o t h e r m e<br />

1 0 0 ° C I s o t h e r m e<br />

1 5 0 0 ° C I s o t h e r m e<br />

am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Schweißwärmequelle<br />

in Blechdickenrichtung<br />

konstanter Verlauf <strong>de</strong>r 800°C<br />

Isotherme<br />

im Bereich <strong>de</strong>r<br />

Schweißwärmequelle<br />

in Blechdickenrichtung nicht<br />

konstanter Verlauf <strong>de</strong>r 800°C<br />

Isotherme<br />

Abbildung 5.8: Isothermen <strong>de</strong>r Blindnaht eines 6 mm dicken Bleches<br />

Bei mehrlagigen Nähten ist <strong>de</strong>r Wärmeeintrag nicht zentrisch. Durch die lagenweise<br />

Spaltfüllung än<strong>de</strong>rt sich die Steifigkeit im Nahtbereich während <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

<strong>Schweißvorganges</strong>. Daher wer<strong>de</strong>n bei einer mehrlagig geschweißten Naht auch<br />

bei ger<strong>ing</strong>en Blechdicken (z. B. 6 mm) im numerischen Mo<strong>de</strong>ll Volumenelemente<br />

verwen<strong>de</strong>t.<br />

5.5 Schweißfolgen<br />

Die Ausführung einer Umfangsnaht kann durch eine einzige umlaufen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />

eine Folge mehrerer Schweißnähte erfolgen. Die Ausführung mit mehreren<br />

Nähten kann variiert wer<strong>de</strong>n. Die im Rahmen dieser Arbeit untersuchten fünf<br />

Varianten von Schweißfolgen sind in Abbildung 5.9 dargestellt. Die rotationssymmetrische<br />

Wärmequelle wird Schweißfolge R genannt.<br />

72


5 Temperaturfeldberechnung<br />

5.6 Schweißwärmequellen für einlagige Nähte<br />

In <strong>de</strong>r Schweißtechnik wird zur Bewertung <strong>de</strong>r Wärmeeinbr<strong>ing</strong>ung die je<br />

Längeneinheit e<strong>ing</strong>ebrachte Streckenenergie E betrachtet. Sie ergibt sich aus<br />

e<strong>ing</strong>ebrachter Wärmeleistung q <strong>de</strong>r Schweißwärmequelle und <strong>de</strong>r Schweißgeschwindigkeit<br />

v:<br />

E = q v<br />

(5.8)<br />

Ein gängiges und wirtschaftliches Schweißverfahren ist das MAG-Schweißen.<br />

Die nachfolgend aufgeführten Werte <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>n Untersuchungen im Rahmen<br />

dieser Arbeit verwen<strong>de</strong>ten Parameter wer<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m MAG-Schweißverfahren<br />

abgeleitet.<br />

Die Schweißgeschwindigkeit wird für <strong>de</strong>n betrachteten Blechdickenbereich<br />

mit 5,0 mm s<br />

angenommen. Die Parameter <strong>de</strong>r Wärmequellen wer<strong>de</strong>n so<br />

gewählt, daß die berechnete Breite <strong>de</strong>r Schmelze mit <strong>de</strong>r tatsächlichen Breite<br />

<strong>de</strong>r Schmelze übereinstimmt.<br />

Die Schmelzbadbreiten wur<strong>de</strong>n aus Makroschliffen von Schweißproben abgeleitet.<br />

Für die Breite <strong>de</strong>r Schmelze wer<strong>de</strong>n die in Tabelle 5.1 angegebenen<br />

Werte angenommen:<br />

Blechdicke Breite <strong>de</strong>r Schmelze<br />

1 mm 1,8 mm<br />

2 mm 2,7 mm<br />

4 mm 5,0 mm<br />

Tabelle 5.1: Schmelzbadbreite<br />

Die Parameter für die verwen<strong>de</strong>ten Schweißwärmequellen einlagiger Nähte<br />

sind in Tabelle 5.2 angegeben. Für die linienförmige Wärmequelle zur Abbildung<br />

<strong>de</strong>r Schweißfolge R wer<strong>de</strong>n die in Tabelle 5.3 angegebenen Parameter<br />

so gewählt, daß die Schmelzbadbreite und die Breite <strong>de</strong>r Wärmeeinflußzone<br />

(WEZ) bei Verwendung <strong>de</strong>r linienförmigen Wärmequelle genauso groß<br />

sind wie die entsprechen<strong>de</strong>n Breiten bei Verwendung <strong>de</strong>r <strong>transienten</strong> Oberflächenwärmequelle.<br />

73


5 Temperaturfeldberechnung<br />

Abbildung 5.9: Schweißfolgen<br />

74


5 Temperaturfeldberechnung<br />

Die linienförmige Oberfllächenwärmequelle wirkt über die gesamte Nahtlänge<br />

gleichzeitig. Der Parameter Schweißgeschwindigkeit entfällt und wird durch<br />

<strong>de</strong>n Parameter Einschaltdauer t E ersetzt.<br />

Blechdicke in mm 1,0 2,0 4,0<br />

a f in mm 1,125 1,875 3,0<br />

a r in mm 1,825 3,125 5,0<br />

b in mm 0,75 1,25 2,0<br />

q ∗ f in W<br />

mm 2 84,0 80,4 88,8<br />

q ∗ r in W<br />

mm 2 70,0 67,0 74,0<br />

q in W 260 708 1992<br />

v in mm s<br />

5,0 5,0 5,0<br />

E in kJ<br />

cm<br />

0,52 1,42 3,98<br />

Schmelzbadlänge in mm 3,0 5,1 9,7<br />

Tabelle 5.2: Parameter für die Oberflächenwärmequelle einlagiger Nähte<br />

Blechdicke in mm 1,0 4,0<br />

b in mm 0,75 1,3<br />

q * in W<br />

mm 2 23,8 38,0<br />

t E in s 2,0 5,0<br />

E in kJ<br />

cm<br />

0,79 4,40<br />

Tabelle 5.3: Parameter für die rotationssymmetrische linienförmige Oberflächenwärmequelle<br />

einlagiger Nähte<br />

Die Temperaturfel<strong>de</strong>r, die sich aus <strong>de</strong>n gewählten Wärmequellenparametern<br />

für die Schalenelementmo<strong>de</strong>lle ergeben, sind mit <strong>de</strong>n für die Schweißberechnung<br />

maßgeben<strong>de</strong>n Isothermen 727 ◦ C (A c1 , Wärmeeinflußzone) und 1500 ◦ C<br />

(Schmelze) in Abbildung 5.10 dargestellt.<br />

75


5 Temperaturfeldberechnung<br />

Abbildung 5.10: Temperaturfel<strong>de</strong>r einlagiger Nähte<br />

76


5 Temperaturfeldberechnung<br />

5.7 Schweißwärmequellen für zweilagige Nähte<br />

Bei <strong>de</strong>n zweilagigen Nähten an Zylin<strong>de</strong>rn mit 6 mm Wanddicke wird eine<br />

V-Naht und eine X-Naht untersucht. Die erste Lage befin<strong>de</strong>t sich bei<br />

bei<strong>de</strong>n Nahtarten an <strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>rschaleninnenseite. Die Parameter für die<br />

Schweißwärmequellen sind in Tabelle 5.4 angegeben.<br />

Blechdicke in mm 6,0 6,0 6,0 6,0<br />

Nahtart V V X X<br />

Lage 1 2 1 2<br />

a f in mm 2,25 2,25 2,25 2,25<br />

a r in mm 3,75 3,75 3,75 3,75<br />

b in mm 2,0 4,0 2,0 2,0<br />

c in mm 1,75 2,0 2,25 2,5<br />

in W<br />

mm 3 72,0 54,0 72,0 72,0<br />

in W<br />

mm 3 60,0 45,0 60,0 60,0<br />

q in W 1855 3270 2290 2440<br />

q ∗∗<br />

f<br />

q ∗∗<br />

r<br />

v in mm s<br />

5,0 5,0 5,0 5,0<br />

E in kJ<br />

cm<br />

3,71 6,54 4,58 4,88<br />

z 0 in mm 0,0 -3,0 3,0 -3,0<br />

Tabelle 5.4: Parameter für die volumetrische Wärmequelle zweilagiger Nähte<br />

Der Parameter z 0 gibt <strong>de</strong>n Abstand <strong><strong>de</strong>s</strong> Ovaloidschwerpunktes zur Blechmitte<br />

an.<br />

Um <strong>de</strong>n Unterschied zwischen ein- und mehrlagig geschweißten Nähten zu<br />

untersuchen, wird die in Tabelle 5.4 beschriebene V- und X-Naht auch als<br />

Tan<strong>de</strong>mnaht abgebil<strong>de</strong>t. Bei <strong>de</strong>r Tan<strong>de</strong>mnaht wer<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong> Lagen gleichzeitig<br />

geschweißt. Die in Tabelle 5.5 angegebenen Parameter für diese Tan<strong>de</strong>mnähte<br />

wur<strong>de</strong>n so gewählt, daß die Schmelzbadgeometrie <strong>de</strong>r Tan<strong>de</strong>mnaht<br />

<strong>de</strong>r Schmelzbadgeometrie <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n zweilagig geschweißten Naht<br />

entspricht.<br />

Der Temperaturverlauf im Nahtquerschnitt ist für die betrachteten zweilagigen<br />

Nähte lagenweise sowie für die Tan<strong>de</strong>mnähte in Abbildung 5.11 dargestellt.<br />

77


5 Temperaturfeldberechnung<br />

Blechdicke in mm 6,0 6,0<br />

Nahtart V X<br />

Wärmequelle für Elemente innen außen innen außen<br />

a f in mm 2,25 2,25 2,25 2,25<br />

a r in mm 3,75 3,75 3,75 3,75<br />

b in mm 2,0 4,0 2,0 2,0<br />

c in mm 1,75 2,0 2,0 2,0<br />

in W<br />

mm 3 36,0 48,0 60,0 60,0<br />

in W<br />

mm 3 30,0 40,0 50,0 50,0<br />

q in W 3450 3480<br />

q ∗∗<br />

f<br />

q ∗∗<br />

r<br />

v in mm s<br />

5,0 5,0<br />

E in kJ<br />

cm<br />

3,71 6,96<br />

z 0 in mm 0,0 -3,0 -3,0 3,0<br />

Tabelle 5.5: Parameter für Tan<strong>de</strong>mnähte, je Naht mit zwei volumetrischen doppelovaloi<strong>de</strong>n<br />

Wärmequellen<br />

Abbildung 5.11: Temperaturfel<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>n linienförmigen Oberflächenwärmequellen<br />

nach Tabelle 5.3<br />

78


6 Strukturmechanische Berechnung<br />

6 Strukturmechanische<br />

Berechnung<br />

6.1 Spannungs-Dehnungsbeziehung<br />

Die Spannungs-Dehnungsbeziehung wird bei <strong>de</strong>r numerischen Berechnung<br />

durch <strong>de</strong>n Elastizitätsmodul, die Streckgrenze und die Verfestigung beschrieben.<br />

Der temperaturabhängige statische Elastizitätsmodul wird für die drei raumzentrierten<br />

Phasen gleich angenommen und weicht ger<strong>ing</strong>fügig vom Elastizitätsmodul<br />

für die austenitische Phase ab. In Abbildung 6.1 sind die verwen<strong>de</strong>ten<br />

Funktionen <strong>de</strong>r Elastizitätsmoduli dargestellt.<br />

250000<br />

Elastizitätsmodul in N/mm²<br />

200000<br />

150000<br />

100000<br />

für die Berechnung<br />

verwen<strong>de</strong>ter<br />

Elastizitätsmodul<br />

-Phase<br />

-Phase<br />

Messung Peil / Wichers,<br />

Mittelwert aus<br />

Versuch 1 bis Versuch 3<br />

50000<br />

0<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400<br />

Temperatur in °C<br />

Abbildung 6.1: Funktionen <strong>de</strong>r temperaturabhängigen Elatizitätsmoduli<br />

79


6 Strukturmechanische Berechnung<br />

Peil und Wichers [PW04] haben <strong>de</strong>n temperaturabhängigen Elastizitätsmodul<br />

für einen S355 mit drei Versuchsserien, die mit unterschiedlichen Dehngeschwindigkeiten<br />

gefahren wur<strong>de</strong>n, ermittelt. Der Mittelwert aus diesen drei<br />

Versuchsserien ist in Abbildung 6.1 dargestellt und zeigt, daß die für die ferritischen<br />

Phasen gewählte Funktion eine gute Approximation darstellt.<br />

Der Elastizitätsmodul für die Phase Zusatzwerkstoff wird konstant mit<br />

1000 N angesetzt.<br />

mm 2<br />

Die Streckgrenze muß phasen- und temperaturabhängig <strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n. Die<br />

gewählten Funktionen für die Streckgrenze sind in Abbildung 6.2 dargestellt.<br />

Für das martensitische, bainitische und austenitische Gefüge wer<strong>de</strong>n unabhängig<br />

von <strong>de</strong>r Stahlsorte S355 und S235 die gleichen Funktionen für die<br />

Streckgrenze verwen<strong>de</strong>t. Beim ferritisch-perlitischen Gefüge, <strong>de</strong>m Gefüge <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

Ausgangsmaterials, wird nach <strong>de</strong>r Stahlsorte differenziert.<br />

Streckgrenze R e in N/mm²<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

Austenit<br />

Ferrit S235<br />

Ferrit S355<br />

Bainit<br />

angelassener Martensit<br />

Martensit<br />

100<br />

0<br />

0 200 400 600 800 1000 1200<br />

Temperatur in °C<br />

Abbildung 6.2: Phasen- und temperaturabhängiger Verlauf <strong>de</strong>r Streckgrenze<br />

Grundlage für die Streckgrenzenverläufe sind die von Peil und Wichers durchgeführten<br />

Warmzugversuche [PW04] für S355, aus <strong>de</strong>nen die Spannuns-<br />

Dehnungbeziehung für das ferritisch-perlitische Gefüge abgeleitet wird.<br />

80


6 Strukturmechanische Berechnung<br />

Ausgehend von einem bekannten Temperatur-Streckgrenzenverlauf <strong><strong>de</strong>s</strong> Ausgangsmaterials<br />

können die Streckgrenzen <strong>de</strong>r einzelnen Phasen mit folgen<strong>de</strong>r<br />

Metho<strong>de</strong> approximiert wer<strong>de</strong>n: aus <strong>de</strong>m SZTU-Schaubild erhält man<br />

die Abkühlgeschwindigkeit t 8,5/5 , bei <strong>de</strong>r sich ein rein martensitisches o<strong>de</strong>r<br />

rein bainitisches Gefüge einstellt. Die mechanischen Festigkeitswerte sind in<br />

[SMS92] in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Abkühlgeschwindigkeit t 8,5/5 angegeben.<br />

Somit erhält man für Martensit und Bainit die Streckgrenze bei Raumtemperatur.<br />

Wird die für Ferrit bekannte Streckgrenzen-Temperaturfunktion mit <strong>de</strong>m<br />

bei Raumtemperatur vorhan<strong>de</strong>nen Streckgrenzenverhältnis Martensit zu Ferrit<br />

multipliziert, so ergibt sich daraus <strong>de</strong>r Temperatur-Streckgrenzenverlauf für<br />

Martensit. Mathematisch läßt sich diese Approximation wie folgt ausdrücken:<br />

R e,Martensit (ϑ) = R e,Ferrit (ϑ) R e,Martensit(20 ◦ C)<br />

R e,Ferrit (20 ◦ C)<br />

(6.1)<br />

R e,Martensit (ϑ)<br />

R e,Martensit (20 ◦ C)<br />

R e,Ferrit (ϑ)<br />

R e,Ferrit (20 ◦ C)<br />

temperaturabhängige Streckgrenze von Martensit<br />

Streckgrenze von Martensit bei Raumtemperatur<br />

temperaturabhängige Streckgrenze von Ferrit<br />

Streckgrenze von Ferrit bei Raumtemperatur<br />

Der temperaturabhängige Streckgrenzenverlauf von Bainit und angelassenem<br />

Martensit wird analog ermittelt. Für das Gefüge von angelassenem Bainit<br />

wird die gleiche Spannungs-Dehnungsbeziehung wie für das ferritischperlitische<br />

Gefüge angenommen. Für Austenit wird ein bekannter Temperatur-<br />

Streckgrenzenverlauf eines austenitischen nichtrosten<strong>de</strong>n Stahls verwen<strong>de</strong>t.<br />

Die Streckgrenzen <strong>de</strong>r martensitischen und <strong>de</strong>r bainitischen Phase sind vom<br />

Kohlenstoffgehalt <strong><strong>de</strong>s</strong> Stahls abhängig. Mit <strong>de</strong>m nach <strong>de</strong>r technischen Lieferbed<strong>ing</strong>ung<br />

für <strong>de</strong>n unlegierten Stahl S235 und S355 (DIN EN 10025:<br />

2005-02) zulässigen Bereich <strong><strong>de</strong>s</strong> Kohlestoffgehaltes ergeben sich unterschiedliche<br />

Streckgrenzen <strong>de</strong>r martensitischen Phase. Der in Abbildung 6.2 dargestellte<br />

und gewählte Streckgrenzenverlauf wird für <strong>de</strong>n überwiegen<strong>de</strong>n Teil <strong>de</strong>r<br />

Stähle <strong>de</strong>r Stahlsorten S235 und S355 als zutreffend und für die Untersuchungen<br />

im Rahmen dieser Arbeit als hinreichend genau angesehen.<br />

81


6 Strukturmechanische Berechnung<br />

Bei unlegierten Stählen verläuft die Verfestigung isotrop. Eine Verfestigung,<br />

die aus einer Zugbeanspruchung entstan<strong>de</strong>n ist, bewirkt unmittelbar, daß diese<br />

Verfestigung auch bei Lastumkehr, also Druckbeanspruchung, vorhan<strong>de</strong>n<br />

bleibt.<br />

Der in Abbildung 6.3 dargestellte temperaturabhängige Verfestigungsverlauf<br />

für das ferritisch-perlitische Gefüge <strong><strong>de</strong>s</strong> S355 wird aus <strong>de</strong>n von Peil und Wichers<br />

durchgeführten Warmzugversuchen [PW04] abgeleitet.<br />

wahre Verfestigungsspannung v in N/mm²<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

20 °C<br />

100 °C<br />

200 °C<br />

400 °C<br />

500 °C<br />

600 °C<br />

1000 °C<br />

0<br />

0 0,01 0,02 0,03 0,04 0,05 0,06 0,07 0,08 0,09 0,1<br />

wahre plastische Dehnung pl in m/m<br />

Abbildung 6.3: Verfestigung ferritisch-perlitisches Gefüge S355<br />

Bei <strong>de</strong>r Ermittlung <strong>de</strong>r temperaturabhängigen Verfestigungsverläufe <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Phasen wird das für die Streckgrenzenermittlung beschriebene Approximationsverfahenen<br />

angewandt. Der bekannte Verfestigungsverlauf <strong><strong>de</strong>s</strong> Ausgangsmaterials<br />

bei Raumtemperatur wird entsprechend <strong>de</strong>m Streckgrenzenund<br />

Zugfestigkeitsverhältnis auf die Verfestigungsverläufe bei höheren Temperaturen<br />

und für die an<strong>de</strong>ren Phasen umgerechnet.<br />

Durch Schmelzen sowie durch Rekristallisation, verschwin<strong>de</strong>n plastische Dehnungen,<br />

die das Bauteil bis zu diesen Temperaturen erfahren hat. Bei <strong>de</strong>r numerischen<br />

Berechnung muß dieser Vorgang nachvollzogen wer<strong>de</strong>n. Die aus <strong>de</strong>m<br />

82


6 Strukturmechanische Berechnung<br />

Aufheizvorgang berechneten plastischen Dehnungen müssen in <strong>de</strong>n Bereichen<br />

gelöscht, das heißt auf Null gesetzt wer<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>nen die Schmelztemperatur<br />

erreicht wird.<br />

Wer<strong>de</strong>n die plastischen Dehnungen beim Überschreiten einer bestimmten Temperatur<br />

nicht gelöscht, so ergeben sich fehlerhafte Werte. Bislang ist dieses<br />

Zurücksetzen <strong>de</strong>r Materialhistorie während <strong>de</strong>r Berechnung nur mit <strong>de</strong>m Programm<br />

Sysweld möglich.<br />

Die Schwelltemperatur, bei <strong>de</strong>r die plastischen Dehnungen gelöscht wer<strong>de</strong>n,<br />

wird mit 1300 ◦ C ger<strong>ing</strong>er als die Schmelztemperatur angenommen und liegt<br />

in <strong>de</strong>m Bereich, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Stahl bereits sehr weich ist.<br />

6.2 Belastungen aus <strong>de</strong>m Temperaturfeld<br />

6.2.1 Dilatometertest<br />

In Abbildung 6.4 sind die Kurven von Dilatometerversuchen dargestellt. Mit<br />

<strong>de</strong>m Dilatometertest wer<strong>de</strong>n die Dehnungen bestimmt, die beim Aufheizen und<br />

Abkühlen <strong><strong>de</strong>s</strong> Stahl entstehen. Der Kurvenparameter ϑ max bezeichnet die Spitzentemperatur,<br />

auf die das Prüfstück aufgeheizt wur<strong>de</strong>.<br />

Die Gefügeumwandlung α → γ ist in Abbildung 6.4 am Wechsel von <strong>de</strong>r oberen<br />

einhüllen<strong>de</strong>n Gera<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Wärme<strong>de</strong>hnungskurve <strong>de</strong>r α-Phase, zur unteren<br />

einhüllen<strong>de</strong>n Gera<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Wärme<strong>de</strong>hnungskurve <strong>de</strong>r γ-Phase zu erkennen.<br />

6.2.2 Wärme<strong>de</strong>hnungen<br />

Die mit <strong>de</strong>r Temperaturän<strong>de</strong>rung einhergehen<strong>de</strong> Volumenän<strong>de</strong>rung wird als<br />

Wärme<strong>de</strong>hnung bezeichnet. Die Wärme<strong>de</strong>hnung o<strong>de</strong>r thermische Dehnung ε th<br />

ergibt sich aus <strong>de</strong>m Produkt aus Wärmeaus<strong>de</strong>hnungskoeffizient und Temperatur.<br />

Hier wird für die numerische Berechnung jedoch nicht <strong>de</strong>r Wärmeaus<strong>de</strong>hnungskoeffizient<br />

<strong>de</strong>finiert son<strong>de</strong>rn die temperaturabhängige Funktion <strong>de</strong>r<br />

Wärme<strong>de</strong>hnung, die für die α-Phase einen an<strong>de</strong>ren Verlauf besitzt, als für die<br />

γ-Phase.<br />

83


6 Strukturmechanische Berechnung<br />

Abbildung 6.4: Dilatometerkurven aus [JKL85]<br />

0,025<br />

0,02<br />

Wärme<strong>de</strong>hnung th in m/m<br />

0,015<br />

0,01<br />

0,005<br />

0<br />

-Phase<br />

-Phase<br />

-0,005<br />

-0,01<br />

0 200 400 600 800 1000 1200<br />

Temperatur in °C<br />

Abbildung 6.5: Wärme<strong>de</strong>hnungen <strong>de</strong>r α- und γ-Phase in Abhängigkeit von<br />

<strong>de</strong>r Temperatur<br />

84


6 Strukturmechanische Berechnung<br />

Die verwen<strong>de</strong>ten Verläufe <strong>de</strong>r Wärme<strong>de</strong>hnungen sind in Abbildung 6.5 dargestellt.<br />

Ausgangszustand ist <strong>de</strong>r Grundwerkstoff bei Raumtemperatur. Daraus<br />

folgt, daß die thermische Dehnung <strong>de</strong>r α-Phase bei Raumtemperatur Null ist.<br />

6.2.3 Umwandlungs<strong>de</strong>hnungen<br />

Bei <strong>de</strong>r Phasenumwandlungα → γ und γ → α kommt es zu einem Dehnungssprung.<br />

Diese Dehnungsdifferenz wird Umwandlungs<strong>de</strong>hnung ε u genannt. Sie<br />

ergibt sich aus <strong>de</strong>r Volumenän<strong>de</strong>rung, die bei <strong>de</strong>r Phasenumwandlung <strong><strong>de</strong>s</strong>wegen<br />

entsteht, weil das ferritische kubisch-raumzentrierte Kristallgitter eine ger<strong>ing</strong>ere<br />

Dichte besitzt als das austenitische kubisch-flächenzentrierte Kristallgitter.<br />

Beim Abkühlvorgang wirken die Umwandlungs<strong>de</strong>hnungenε u <strong>de</strong>n thermischen<br />

Dehnungen ε th entgegen.<br />

Bei <strong>de</strong>r Berechnung mit Sysweld ergibt sich die Berücksichtigung <strong>de</strong>r Umwandlungs<strong>de</strong>hnung<br />

aus <strong>de</strong>r phasenabhängig <strong>de</strong>finierten Wärme<strong>de</strong>hnung im<br />

Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Gefügeumwandlungsberechnung.<br />

Die thermometallurgische Gesamtwärme<strong>de</strong>hnungε thm setzt sich aus <strong>de</strong>r Summe<br />

<strong>de</strong>r Wärme<strong>de</strong>hnungen <strong>de</strong>r Phasen zusammen:<br />

ε thm (ϑ) = ∑<br />

Phasen<br />

p i · ε th<br />

i (ϑ) (6.2)<br />

ε th<br />

i<br />

p i<br />

thermische Dehnung <strong>de</strong>r Phase i<br />

Anteil <strong>de</strong>r Phase i<br />

6.2.4 Umwandlungsplastizität<br />

Mit Umwandlungsplastizität bezeichnet man die für die Ausbildung <strong>de</strong>r<br />

Schweißeigenspannungen wichtige Tatsache, daß die Fließspannung im Temperaturbereich<br />

<strong>de</strong>r Gefügeumwandlung beim Abkühlen gegenüber <strong>de</strong>r Fließspannung<br />

<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Gefügebestandteile weiter vermin<strong>de</strong>rt sein kann. Es<br />

85


6 Strukturmechanische Berechnung<br />

kommt unter Lastspannungen zu plastischen Dehnungen ε up , auch wenn<br />

die theoretisch wirksame Verlgeichsspannung kleiner als die Streckgrenze ist<br />

[Pas01, Rad02, LMD86a, LMD86b].<br />

Dieses Phänomen wird durch <strong>de</strong>n belasteten Dilatometertest <strong>de</strong>utlich. In Abbildung<br />

6.6 sind die Wärme<strong>de</strong>hnungen eines niedriglegierten Stahls ohne äußere<br />

Druckspannungen (unbelasteter Dilatometerversuch) und mit konstanten<br />

Druckspannungen (belasteter Dilatometerversuch) dargestellt [GJ65]. Mechanische<br />

Dehnungen sind in dieser Abbildung nicht erfaßt.<br />

Abbildung 6.6: <strong>Einfluß</strong> von Druckspannungen σ d auf die Wärme- und Umwandlungs<strong>de</strong>hnung;<br />

Dilatometerkurve nach [GJ65, Rad02]<br />

Die von Sysweld verwen<strong>de</strong>te numerische Beschreibung <strong>de</strong>r Umwandlungsplastizität<br />

ist in [LMD86a, LMD86b, LDD89] ausführlich beschrieben.<br />

Zur Ver<strong>de</strong>utlichung <strong><strong>de</strong>s</strong> Einflusses <strong>de</strong>r Umwandlungsplastizität auf die in dieser<br />

Arbeit behan<strong>de</strong>lten Untersuchungen wird das Mo<strong>de</strong>ll eines 30 mm x 6 mm<br />

großen Bleches verwen<strong>de</strong>t, das an <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n schmalen Seiten gegen je<strong>de</strong><br />

räumliche Verschiebung gehalten ist. Das gleichmäßig auf 1000 ◦ C aufgeheizte<br />

Blech wird an <strong>de</strong>r Luft abgekühlt. Die Kühlrate ist nicht konstant, son<strong>de</strong>rn<br />

86


6 Strukturmechanische Berechnung<br />

entspricht einem realen Abkühlverhalten. Betrachtet wird ein 1,0 mm dickes<br />

Blech mit großer Abkühlgeschwindigkeit und ein 4,0 mm dickes Blech mit<br />

ger<strong>ing</strong>erer Abkühlgeschwindigkeit.<br />

Abbildung 6.7 zeigt die Abkühlkurven und <strong>de</strong>n Verlauf <strong>de</strong>r Phasenumwandlung<br />

anhand <strong><strong>de</strong>s</strong> Anteils <strong>de</strong>r austenitischen Phase. In Abbildung 6.8 sind die<br />

Spannungen rechtwinklig zu <strong>de</strong>n gehaltenen Längsrän<strong>de</strong>rn über <strong>de</strong>r Temperatur<br />

aufgetragen.<br />

1000<br />

100<br />

900<br />

90<br />

Temperatur in °C<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

Blech t = 1 mm<br />

Temperatur in °C<br />

Blech t = 1 mm<br />

Anteil austenitische Phase in %<br />

Blech t = 4 mm<br />

Anteil austenitische Phase in %<br />

Blech t = 4 mm<br />

Temperatur in °C<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

Phasenanteil Austenit in %<br />

200<br />

20<br />

100<br />

10<br />

0<br />

0<br />

0,1 1 10 100 1000<br />

Zeit in s<br />

Abbildung 6.7: Abkühlkurven mit Darstellung <strong><strong>de</strong>s</strong> Phasenanteils <strong>de</strong>r austenitischen<br />

Phase für ein 4,0 mm und ein 1,0 mm dickes Blech<br />

Die umwandlungsplastischen Dehnungen wer<strong>de</strong>n bei diesem Beispiel durch<br />

die Spannungen aus <strong>de</strong>r Wärme- und Umwandlungs<strong>de</strong>hnung erzeugt und nicht<br />

aus einer äußeren Last, wie bei <strong>de</strong>n in Abbildung 6.6 dargestellten Dilatometerkurven.<br />

Die Abbildungen 6.7 und 6.8 beziehen sich nicht auf die Abbildungen<br />

6.6 und 6.4. Die Abkühlgeschwindigkeiten weichen von einan<strong>de</strong>r ab und die<br />

Gefügeumwandlung fin<strong>de</strong>t in einem an<strong>de</strong>ren Temperaturbereich statt.<br />

87


6 Strukturmechanische Berechnung<br />

700<br />

600<br />

Längsspannung in N/mm²<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Blech t=4mm mit<br />

Umwandlungsplastizität<br />

Blech t=4mm ohne<br />

Umwandlungsplastizität<br />

Blech t=1mm mit<br />

Umwandlungsplastiztät<br />

0<br />

-100<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600 500 400<br />

Temperatur in °C<br />

300<br />

Blech t=1mm ohne<br />

Umwandlungsplastizität<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Abbildung 6.8: Längsspannung eines an <strong>de</strong>n Querrän<strong>de</strong>rn festgehaltenen<br />

30,0 mm x 6,0 mm großen Bleches beim Abkühlen. Berechnung mit und ohne<br />

Berücksichtigung <strong>de</strong>r Umwandlungsplastizität<br />

Deutlich erkennbar ist, daß <strong>de</strong>r Spannungsverlauf im Temperaturbereich <strong>de</strong>r<br />

Umwandlung bei Berücksichtigung <strong>de</strong>r Umwandlungsplastizität signifikant<br />

von <strong>de</strong>m Spannungsverlauf ohne Berücksichtigung <strong>de</strong>r Umwandlungsplastizität<br />

abweicht.<br />

Bei diesem Mo<strong>de</strong>ll en<strong>de</strong>n die Spannungen bei Raumtemperatur unabhänig von<br />

<strong>de</strong>r Umwandlungsplastizität jeweils in etwa auf <strong>de</strong>m gleichen Niveau. Dies<br />

liegt daran, daß das Blech gleichmäßig erwärmt wur<strong>de</strong> und nach vollzogener<br />

Phasenumwandlung noch große und gleichmäßige Wärme<strong>de</strong>hnungen erfährt.<br />

Beim Schweißen wird die Struktur nicht gleichmäßig, son<strong>de</strong>rn nur örtlich<br />

erwärmt. Es ist zu erwarten, daß dann <strong>de</strong>r Effekt aus <strong>de</strong>r Umwandlungsplastizität<br />

nicht verschwin<strong>de</strong>t. Die Umwandlungsplastizität wird daher bei <strong>de</strong>n<br />

folgen<strong>de</strong>n Untersuchungen berücksichtigt.<br />

88


6 Strukturmechanische Berechnung<br />

6.2.5 Thermometallurgische und thermomechanische<br />

Kopplung<br />

Die verwen<strong>de</strong>te mathematische Beschreibung <strong><strong>de</strong>s</strong> thermo-elasto-plastischen<br />

Werkstoffverhaltens stützt sich auf die Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r inkrementellen Dehnungsän<strong>de</strong>rung<br />

und beschreibt die Gesamt<strong>de</strong>hnrate ˙ε als Summe <strong>de</strong>r Teil<strong>de</strong>hnraten<br />

˙ε e , ˙ε p , ˙ε up und ˙ε thm <strong>de</strong>r elastischen Dehnung, <strong>de</strong>r plastischen<br />

Dehnung, <strong>de</strong>r Umwandlungsplastizität und thermometallurgischen Dehnung<br />

[LDD89, LMD86b, LMD86a, Rad02]:<br />

˙ε = ˙ε e + ˙ε p + ˙ε up + ˙ε thm (6.3)<br />

˙ε<br />

˙ε e<br />

˙ε p<br />

˙ε up<br />

˙ε thm<br />

Gesamt<strong>de</strong>hnrate<br />

Dehnrate aus elastischer Dehnung<br />

Dehnrate aus plastischer Dehnung<br />

Dehnrate aus Umwandlungsplastizität<br />

Dehnrate aus thermometallurgischer Dehnung<br />

6.3 Verifikation <strong><strong>de</strong>s</strong> verwen<strong>de</strong>ten Werkstoffgesetzes,<br />

Blindnaht auf einem 9,2 mm dicken Blech<br />

Zur Überprüfung <strong>de</strong>r angesetzten Werkstoffkennwerte wird eine Nachberechnung<br />

<strong>de</strong>r in Abbildung 6.9 skizzierten Blindnahtschweißung durchgeführt. Auf<br />

ein Blech 110 mm x 90 mm x 9,2 mm aus S355 wird eine WIG-Blindnaht<br />

mit einer Streckenenergie von 5,83 kJ<br />

cm<br />

und einer Schweißgeschwindigkeit von<br />

1,66 mm<br />

s<br />

geschweißt.<br />

Der Schweißversuch und die röntgenographische Messung <strong>de</strong>r oberflächennahen<br />

Längs- und Quereigenspannungen in Blechmitte wur<strong>de</strong>n von Nitschke<br />

[Nit85] im Rahmen seiner Diplomarbeit durchgeführt. In Abbildung 6.10<br />

sind die berechneten Eigenspannungen und die von Nitschke gemessenen Eigenspannungen<br />

graphisch aufgetragen.<br />

89


6 Strukturmechanische Berechnung<br />

Abbildung 6.9: Blindnahtversuch von Nitschke<br />

350<br />

250<br />

Längseigenspannungen<br />

Messung<br />

Berechnung<br />

Quereigenspannungen<br />

Messung<br />

Berechnung<br />

Spannung in N/mm²<br />

150<br />

50<br />

-50<br />

-150<br />

-250<br />

-40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40<br />

Nahtmittenabstand in mm<br />

Abbildung 6.10: Oberflächeneigenspannungen an <strong>de</strong>r Meßlinie, Vergleich <strong>de</strong>r<br />

Berechnungsergebnisse von Sysweld mit <strong>de</strong>n Meßwerten von Nitschke<br />

90


6 Strukturmechanische Berechnung<br />

Bei <strong>de</strong>m Vergleich zwischen <strong>de</strong>n gemessenen und <strong>de</strong>n berechneten Werten<br />

zeigt sich eine gute Übereinstimmung. Zwei wesentliche Beson<strong>de</strong>rheiten sind<br />

hier zu erkennen:<br />

• Einsattelung <strong>de</strong>r Längseigenspannungen in <strong>de</strong>r Nahtmitte<br />

• Druckquereigenspannungen in Nahtmitte<br />

Bei<strong>de</strong> Effekte folgen aus <strong>de</strong>m <strong>Einfluß</strong> <strong>de</strong>r Umwandlungs<strong>de</strong>hnungen [BRR74,<br />

Woh86, Woh92, NPW05]. Sie liefern eine Bestätigung für das phasenabhängig<br />

<strong>de</strong>finierte Werkstoffgesetz mit Berücksichtigung aller Umwandlungseffekte.<br />

Mit üblichen FE-Programmen ohne Berücksichtigung <strong>de</strong>r Gefügeumwandlung<br />

können diese Effekte und damit auch <strong>de</strong>r genaue Verlauf <strong>de</strong>r Eigenspannungen<br />

nicht berechnet wer<strong>de</strong>n.<br />

Die gemessene Verformung w rechtwinklig zur Blechebene (vgl. Abbildung<br />

6.9) in Blechmitte mit einem Wert von 0,34 mm stimmt mit <strong>de</strong>r berechneten<br />

Vertikalverformung mit einem Wert von 0,32 mm ebenfalls sehr gut überein.<br />

Das gewählte, in <strong>de</strong>n Kapiteln 2, 5 und 6 beschriebene Werkstoffgesetz mit<br />

<strong>de</strong>m darin enthaltenen thermometallurgischen Dehnungs- und Umwandlungsverhalten<br />

wird durch diese Nachberechnung bestätigt.<br />

91


6 Strukturmechanische Berechnung<br />

92


7 Randbed<strong>ing</strong>ungen für die Schweißsimulations- und Beulberechnung<br />

7 Randbed<strong>ing</strong>ungen für die<br />

Schweißsimulations- und<br />

Beulberechnung<br />

7.1 Allgemeines<br />

Bei <strong>de</strong>r Definition <strong>de</strong>r Randbed<strong>ing</strong>ungen ist zu beachten, daß im Rahmen dieser<br />

Arbeit <strong>de</strong>r <strong>Einfluß</strong> von realitätsnah berechneten Eigenspannungen und Verzug<br />

aus <strong>de</strong>m Schweißprozeß auf das Beulverhalten untersucht wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Aus <strong>de</strong>n Imperfektionen <strong><strong>de</strong>s</strong> Schweißprozesses soll sich die für das Beulversagen<br />

maßgeben<strong>de</strong> Störung einstellen. Die Randbed<strong>ing</strong>ungen sollen so gewählt<br />

wer<strong>de</strong>n, daß kein das Tragverhalten negativ beeinflussen<strong>de</strong>r Zwang auf die<br />

Kreiszylin<strong>de</strong>rschale ausgeübt wird.<br />

Die Mo<strong>de</strong>llgröße für einen vollständig abgebil<strong>de</strong>ten Zylin<strong>de</strong>r führt zu<br />

sehr langen Berechnungszeiten. Daher wer<strong>de</strong>n unter Berücksichtigung von<br />

Symmetrie- und / o<strong>de</strong>r Antimetriebed<strong>ing</strong>ungen Teilbereiche eines Zylin<strong>de</strong>rs,<br />

Zylin<strong>de</strong>rsegmente, abgebil<strong>de</strong>t. Die Zylin<strong>de</strong>rsegmente wer<strong>de</strong>n so gewählt, daß<br />

jeweils eine Umfangsnaht enthalten ist.<br />

Die Symmetrie- und Antimetriebed<strong>ing</strong>ungen gelten für die mechanische Berechnung,<br />

für die Beuluntersuchung und für die Temperaturfeldberechnung.<br />

Damit wer<strong>de</strong>n auch für die Schweißnähte und die Schweißfolge Symmetrien<br />

und Antimetrien festgelegt. Eine Schweißnaht in einem Zylin<strong>de</strong>rsegment be<strong>de</strong>utet<br />

n gleichzeitig ausgeführte Schweißnähte am Gesamtzylin<strong>de</strong>r. Die Anzahl<br />

n <strong>de</strong>r gleichzeitig ausgeführten Schweißnähte ist abhängig von <strong>de</strong>m mit<br />

<strong>de</strong>m Zylin<strong>de</strong>rsegment abgebil<strong>de</strong>ten Teil <strong><strong>de</strong>s</strong> Gesamtzylin<strong>de</strong>rs. Für ein Zylin<strong>de</strong>rviertel<br />

beträgt n Vier. In <strong>de</strong>r Praxis be<strong>de</strong>utet dies, daß eine Zylin<strong>de</strong>rumfangsnaht<br />

mit zwei o<strong>de</strong>r mehr Schweißbrennern gleichzeitig geschweißt wird.<br />

93


7 Randbed<strong>ing</strong>ungen für die Schweißsimulations- und Beulberechnung<br />

Für die Schweißsimulationsberechnung und für die Beuluntersuchung wer<strong>de</strong>n<br />

i<strong>de</strong>ntische Randbed<strong>ing</strong>ungen gewählt. Auf eine Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Randbed<strong>ing</strong>ungen<br />

zwischen <strong>de</strong>n Berechnungsschritten wird im Rahmen <strong>de</strong>r hier gemachten<br />

Untersuchungen verzichtet, da sie die Grenzspannung vergrößert, wie im folgen<strong>de</strong>n<br />

gezeigt wird.<br />

7.2 Wegrandbed<strong>ing</strong>ungen an <strong>de</strong>n Seitenrän<strong>de</strong>rn<br />

Wird ein Zylin<strong>de</strong>rsegment abgebil<strong>de</strong>t, so ergeben sich die Randbed<strong>ing</strong>ungen<br />

an <strong>de</strong>n Seitenrän<strong>de</strong>rn aus <strong>de</strong>n Symmetrie- und Antimetriebed<strong>ing</strong>ungen. Abbildung<br />

7.1 zeigt die Skizze eines Zylin<strong>de</strong>rs, bei <strong>de</strong>m ein Umfangsviertel<br />

als Finite-Element-Mo<strong>de</strong>ll abgebil<strong>de</strong>t wird. Im abgebil<strong>de</strong>ten Zylin<strong>de</strong>rsegment<br />

wird die Schweißnaht A berechnet. Aufgrund <strong>de</strong>r Symmetrie- und Antimetriebed<strong>ing</strong>ungen<br />

wer<strong>de</strong>n am äquivalenten gesamten Zylin<strong>de</strong>r gleichzeitig die mit<br />

B gekennzeichneten Schweißnähte geschweißt.<br />

Abbildung 7.1: Symmetrie in Umfangsrichtung bei Abbildung eines Zylin<strong>de</strong>rsegmentes<br />

94


7 Randbed<strong>ing</strong>ungen für die Schweißsimulations- und Beulberechnung<br />

Abbildung 7.2: Symmetrie- und Antimetrierandbed<strong>ing</strong>ungen an <strong>de</strong>n Segmentseitenrän<strong>de</strong>rn,<br />

Draufsicht<br />

Aus <strong>de</strong>r Symmetrie ergibt sich zunächst die Bed<strong>ing</strong>ung, daß an <strong>de</strong>n Seitenrän<strong>de</strong>rn<br />

die Tangentialverschiebungen Null sind.<br />

In Abbildung 7.2 sind die bei<strong>de</strong>n möglichen Symmetrie- und Antimetrierandbed<strong>ing</strong>ungen<br />

am Seitenrand <strong><strong>de</strong>s</strong> Zylin<strong>de</strong>rsegmentes in <strong>de</strong>r Draufsicht dargestellt.<br />

Links ist <strong>de</strong>r symmetrische Fall skizziert, bei <strong>de</strong>m am Seitenrand eine<br />

Radialverschiebung zugelassen wird, jedoch keine Rotation um die Zylin<strong>de</strong>rachse.<br />

Bei <strong>de</strong>m rechts dargestellten antimetrischen Fall ist eine Rotation um<br />

die Zylin<strong>de</strong>rachse zugelassen, jedoch keine Radialverformung.<br />

Da mit <strong>de</strong>m Schweißverzug im Nahtbereich eine Einschnürung o<strong>de</strong>r Ausbeulung<br />

und damit eine Radialverformung auch am Seitenrand verbun<strong>de</strong>n ist, ist<br />

die antimetrische Randbed<strong>ing</strong>ung für das betrachtete Problem <strong><strong>de</strong>s</strong> Schweißverzuges<br />

nicht allgemein genug. Für die Schweißsimulationsberechnung wird<br />

daher für <strong>de</strong>n Segmentseitenrand die in Abbildung 7.2 links dargestellte symmetrische<br />

Randbed<strong>ing</strong>ung gewählt.<br />

Die Beuluntersuchungen wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>n gleichen Randbed<strong>ing</strong>ungen durchgeführt<br />

wie die Schweißsimulationsberechnung. Jedoch ist für die Beulunter-<br />

95


7 Randbed<strong>ing</strong>ungen für die Schweißsimulations- und Beulberechnung<br />

suchung im Gegensatz zur Schweißsimulationsberechnung auch die antimetrische<br />

Randbed<strong>ing</strong>ung am Seitenrand verträglich. Anhand von Vergleichsberechnungen<br />

an Zylin<strong>de</strong>rsegmenten kann gezeigt wer<strong>de</strong>n, daß ein Wechsel <strong>de</strong>r<br />

Randbed<strong>ing</strong>ungen zu Zwängungen führt, die sich beullaststeigernd auf das System<br />

auswirken.<br />

In Abbildung 7.3 ist die Beulfigur <strong><strong>de</strong>s</strong> Zylin<strong>de</strong>rsegmentes mit R = 800 mm<br />

t = 1 mm L = 1600 mm und S = 45 ◦ abgebil<strong>de</strong>t. Bei diesem Zylin<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n<br />

bei <strong>de</strong>r Schweißsimulationsberechnung und bei <strong>de</strong>r Beulanalyse symmetrische<br />

Randbed<strong>ing</strong>ungen angesetzt. Die Grenzspannung beträgt 65,8<br />

N<br />

mm 2 .<br />

ISOVALEURS<br />

Ux<br />

Temps 65.7634<br />

Deformee X 100<br />

Ref.Calcul Global<br />

Ref.Visu Cylindrique<br />

Min = -1.7251<br />

Max = 1.23435<br />

-1<br />

-0.9<br />

-0.8<br />

-0.7<br />

-0.6<br />

-0.5<br />

-0.4<br />

-0.3<br />

-0.2<br />

-0.1<br />

0<br />

x<br />

z<br />

y<br />

0<br />

0.1<br />

0.2<br />

0.3<br />

0.4<br />

0.5<br />

0.6<br />

0.7<br />

0.8<br />

0.9<br />

1<br />

SYSWELD - 8.10 - linux86_64sp - Thu Apr 26 14:28:33 2007<br />

Abbildung 7.3: Beulfigur eines Zylin<strong>de</strong>rsegmentes mit R = 800 mm t = 1 mm<br />

L = 1600 mm und S = 45 ◦ , in Radialrichtung 100-fach überhöht, Beulanalyse<br />

mit symmetrischer Randbed<strong>ing</strong>ung an <strong>de</strong>n Seitenrän<strong>de</strong>rn, σ gr = 65,8<br />

N<br />

mm 2<br />

N<br />

mm 2<br />

In Abbildung 7.4 ist die Beulfigur <strong><strong>de</strong>s</strong> gleichen Zylin<strong>de</strong>rsegmentes dargestellt,<br />

jedoch wur<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Beulanalyse antimetrische Randbed<strong>ing</strong>ungen angesetzt.<br />

Die Grenzspannung beträgt 82,8 und ist größer als bei <strong>de</strong>m System ohne<br />

Wechsel <strong>de</strong>r Randbed<strong>ing</strong>ungen. Bei <strong>de</strong>r Beuluntersuchung ist die kleinste<br />

Anzahl <strong>de</strong>r Umfangswellen abhängig vom abgebil<strong>de</strong>ten Zylin<strong>de</strong>rsegment.<br />

Bei einem abgebil<strong>de</strong>ten Zylin<strong>de</strong>rviertel beträgt die kleinste Umfangswellenzahl<br />

Zwei.<br />

96


7 Randbed<strong>ing</strong>ungen für die Schweißsimulations- und Beulberechnung<br />

ISOVALEURS<br />

Ux<br />

Temps 82.7762<br />

Deformee X 100<br />

Ref.Calcul Global<br />

Ref.Visu Cylindrique<br />

Min = -0.70959<br />

Max = 0.482071<br />

x<br />

0<br />

z<br />

y<br />

-0.5<br />

-0.45<br />

-0.4<br />

-0.35<br />

-0.3<br />

-0.25<br />

-0.2<br />

-0.15<br />

-0.1<br />

-0.05<br />

0<br />

0.05<br />

0.1<br />

0.15<br />

0.2<br />

0.25<br />

0.3<br />

0.35<br />

0.4<br />

0.45<br />

0.5<br />

SYSWELD - 8.10 - linux86_64sp - Thu Apr 26 14:16:57 2007<br />

Abbildung 7.4: Beulfigur eines Zylin<strong>de</strong>rsegmentes mit R = 800 mm t = 1 mm<br />

L = 1600 mm und S = 45 ◦ , in Radialrichtung 100-fach überhöht, Beulanalyse<br />

mit antimetrischer Randbed<strong>ing</strong>ung an <strong>de</strong>n Seitenrän<strong>de</strong>rn, σ gr = 65,8<br />

N<br />

mm 2<br />

7.3 Wegrandbed<strong>ing</strong>ungen am oberen und unteren<br />

Rand<br />

In Axialrichtung wird ein unendlich langer Zylin<strong>de</strong>r mit periodisch wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n<br />

Umfangsnähten betrachtet. Daher wird <strong>de</strong>r obere und <strong>de</strong>r untere Rand<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> abgebil<strong>de</strong>ten Zylin<strong>de</strong>rsegments als Symmetrierand betrachtet, und es ergibt<br />

sich die in Abbildung 7.5 dargestellte Situation <strong>de</strong>r Symmetrie in Axialrichtung.<br />

Gleichzeitig mit <strong>de</strong>r im abgebil<strong>de</strong>ten Zylin<strong>de</strong>rsegment ausgeführten<br />

Schweißnaht A folgen darüber und darunter in jeweils beliebiger Fortsetzung<br />

die Schweißnähte B aus <strong>de</strong>r Symmetriebed<strong>ing</strong>ung.<br />

In Abbildung 7.6 sind die möglichen Randbed<strong>ing</strong>ungen <strong><strong>de</strong>s</strong> oberen und unteren<br />

Ran<strong><strong>de</strong>s</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> abgebil<strong>de</strong>ten Zylin<strong>de</strong>rsegmentes in <strong>de</strong>r Seitenansicht dargestellt.<br />

97


7 Randbed<strong>ing</strong>ungen für die Schweißsimulations- und Beulberechnung<br />

Abbildung 7.5: Symmetrie in Axialrichtung<br />

Bei <strong>de</strong>r antimetrischen Randbed<strong>ing</strong>ung (Abbildung 7.6 links) sind die Rän<strong>de</strong>r<br />

in radialer Richtung gehalten, die Rotation um die Tangentialrichtung ist frei.<br />

Bei <strong>de</strong>r symmetrischen Randbed<strong>ing</strong>ung (Abbildung 7.6 Mitte) ist die Rotation<br />

um die Tangentialrichtung Null, die Radialverschiebung ist frei. In Abbildung<br />

7.6 rechts ist die Randbed<strong>ing</strong>ung dargestellt, die gegeben ist, wenn keine<br />

Symmetrie zugelassen wird. Der obere und untere Rand ist frei. Diese Randbed<strong>ing</strong>ung<br />

ist zu wählen, wenn ein Zylin<strong>de</strong>r nur mit einer Schweißnaht betrachtet<br />

wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Bei <strong>de</strong>r in Abbildung 7.5 dargestellten Schweißfolge ergibt sich in je<strong>de</strong>r Naht<br />

an jeweils übereinan<strong>de</strong>rliegen<strong>de</strong>n Stellen eines Meridians eine gleichgerichtete<br />

Radialverformung. Sie ist entwe<strong>de</strong>r immer nach außen o<strong>de</strong>r immer nach<br />

innen gerichtet. Aus diesem Grund ist die antimetrische Randbed<strong>ing</strong>ung, bei<br />

<strong>de</strong>r an übereinan<strong>de</strong>rliegen<strong>de</strong>n Stellen die Verformung abwechselnd nach innen<br />

o<strong>de</strong>r nach außen gerichtet sein muß, mit <strong>de</strong>r untersuchten Fragestellung nicht<br />

verträglich.<br />

98


7 Randbed<strong>ing</strong>ungen für die Schweißsimulations- und Beulberechnung<br />

Abbildung 7.6: Symmetrierandbed<strong>ing</strong>ungen am oberen und unteren Rand<br />

Aus <strong>de</strong>n zuvor genannten Überlegungen wird die in Abbildung 7.6 in <strong>de</strong>r Mitte<br />

dargestellte symmetrische Randbed<strong>ing</strong>ung mit Festhaltung <strong>de</strong>r Rotation um die<br />

tangentiale Richtung gewählt.<br />

7.4 Zusammenstellung <strong>de</strong>r gewählten Wegrandbed<strong>ing</strong>ungen<br />

In Abbildung 7.7 sind die gewählten Randbed<strong>ing</strong>ungen am abgebil<strong>de</strong>ten Zylin<strong>de</strong>rsegment<br />

dargestellt. Die in Segmentmitte am oberen und unteren Rand<br />

e<strong>ing</strong>ezeichnete Wegfe<strong>de</strong>r verhin<strong>de</strong>rt die Starrkörperverschiebung in Axialrichtung.<br />

Die Wegfe<strong>de</strong>rkonstante wird mit einem sehr kleinen Wert angesetzt, so<br />

daß die Reaktionskräfte vernachlässigbar klein bleiben.<br />

99


7 Randbed<strong>ing</strong>ungen für die Schweißsimulations- und Beulberechnung<br />

Abbildung 7.7: Randbed<strong>ing</strong>ungen <strong><strong>de</strong>s</strong> Zylin<strong>de</strong>rsegmentes für die strukturmechanische<br />

Berechnung und die Beuluntersuchung<br />

Abbildung 7.8: Kraftrandbed<strong>ing</strong>ung für <strong>de</strong>n Lastfall Axiallast<br />

100


7 Randbed<strong>ing</strong>ungen für die Schweißsimulations- und Beulberechnung<br />

7.5 Kraftrandbed<strong>ing</strong>ungen<br />

Zur Ermittlung <strong>de</strong>r Grenztragfähigkeit unter Axiallast muß eine Kraftrandbed<strong>ing</strong>ung<br />

<strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n. Da auf eine Festhaltung <strong>de</strong>r Knoten <strong><strong>de</strong>s</strong> unteren Ran<strong><strong>de</strong>s</strong><br />

aus <strong>de</strong>n Verträglichkeitsgrün<strong>de</strong>n für die Symmetrie verzichtet wird, ist die<br />

Kraftrandbed<strong>ing</strong>ung am oberen und unteren Rand symmetrisch zur Schweißnaht<br />

anzusetzen. Sie ist in Abbildung 7.8 dargestellt. Die Streckenlast wird bei<br />

<strong>de</strong>r numerischen Berechnung in Knotenlasten umgerechnet und entsprechend<br />

<strong>de</strong>m in Kapitel 3.5 beschriebenen Verfahren als Funktion <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>finiert.<br />

7.6 <strong>Einfluß</strong> <strong>de</strong>r Wegrandbed<strong>ing</strong>ungen am oberen<br />

und unteren Rand auf Verzug und Eigenspannungen<br />

Der <strong>Einfluß</strong> <strong>de</strong>r in Abschnitt 7.3 dargestellten möglichen Randbed<strong>ing</strong>ungen<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> oberen und unteren Ran<strong><strong>de</strong>s</strong> auf <strong>de</strong>n Schweißverzug und die Schweißeigenspannungen<br />

soll am Beispiel eines Zylin<strong>de</strong>rs aus S355 mit <strong>de</strong>n Abmessungen<br />

R = 400 mm, t = 4 mm, L = 800 mm für ein Segment S = 90 ◦ ver<strong>de</strong>utlicht<br />

wer<strong>de</strong>n. Gewählt wird Schweißfolge 1.<br />

Abbildung 7.9 stellt die Radialverformung am Meridian -22,5 ◦ dar. Dies ist<br />

die Mitte <strong>de</strong>r ersten Schweißnaht. An dieser Stelle sind die Störeinflüsse aus<br />

Schweißnahtbeginn o<strong>de</strong>r -en<strong>de</strong> am ger<strong>ing</strong>sten.<br />

Abbildung 7.10 gibt dieselbe Auswertung am rechten Segmentrand, Meridian<br />

45 ◦ , wie<strong>de</strong>r. Der gegenüber Meridian -22,5 ◦ größere Verzug ist durch das En<strong>de</strong><br />

von Schweißnaht 2 bed<strong>ing</strong>t. Am Meridian -22,5 ◦ ist <strong>de</strong>r Radialverzug im<br />

Nahtbereich unabhängig bei allen drei Varianten nahezu i<strong>de</strong>ntisch. Am oberen<br />

und unteren Rand ergeben sich die aus <strong>de</strong>r Randbed<strong>ing</strong>ung zu erwarten<strong>de</strong>n<br />

Unterschie<strong>de</strong>:<br />

• Symmetrische Randbed<strong>ing</strong>ung: Radialverschiebung nach außen mit Biegung<br />

<strong>de</strong>r Schale im Randbereich<br />

101


7 Randbed<strong>ing</strong>ungen für die Schweißsimulations- und Beulberechnung<br />

• Freier Rand: Radialverschiebung nach außen in vergleichbarer Größenordnung<br />

wie bei symmetrischer Randbed<strong>ing</strong>ung, jedoch ohne Biegung<br />

<strong>de</strong>r Schale im Randbereich<br />

Radialverformung w in mm<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

-0,1<br />

-0,2<br />

-0,3<br />

Radialverformung bei = -22,5°<br />

(Meridian linkes Viertel)<br />

freier Rand<br />

symmetrische Randbed<strong>ing</strong>ung<br />

-0,4<br />

-0,5<br />

Zylin<strong>de</strong>r R = 400 mm t = 4 mm L = 800 mm S = 90°<br />

-0,6<br />

-400 -300 -200 -100 0 100 200 300 400<br />

Nahtmittenabstand in mm<br />

Abbildung 7.9: Radialverformung w in mm am Meridian -22,5 ◦ , Vergleich<br />

unterschiedlicher Randbed<strong>ing</strong>ungen am oberen und unteren Zylin<strong>de</strong>rrand<br />

Am rechten Rand ist <strong>de</strong>r Einzug im Nahtbereich bei <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Randbed<strong>ing</strong>ungen<br />

i<strong>de</strong>ntisch. Die Verformungsfigur am oberen und unteren Rand ist qualitativ<br />

die gleiche wie beim Meridian -22,5 ◦ , jedoch mit jeweils größeren Werten<br />

für die Radialverformung. Bei freiem Rand ist die Verzugsdifferenz nur ger<strong>ing</strong>fügig<br />

größer als bei <strong>de</strong>r symmetrischen Randbed<strong>ing</strong>ung.<br />

Unter Axiallast ergeben sich die in Tabelle 7.1 angegebenen Grenzspannungen.<br />

102


7 Randbed<strong>ing</strong>ungen für die Schweißsimulations- und Beulberechnung<br />

Radialverformung w in mm<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

-0,1<br />

-0,2<br />

-0,3<br />

Radialverformung bei = 45°<br />

(rechter Symmetrierand)<br />

freier Rand<br />

symmetrische Randbed<strong>ing</strong>ung<br />

-0,4<br />

-0,5<br />

Zylin<strong>de</strong>r R = 400 mm t = 4 mm<br />

L = 800 mm S = 90°<br />

-0,6<br />

-400 -300 -200 -100 0 100 200 300 400<br />

Nahtmittenabstand in mm<br />

Abbildung 7.10: Radialverformung w in mm am rechten Symmetrierand, Vergleich<br />

unterschiedlicher Randbed<strong>ing</strong>ungen am oberen und unteren Zylin<strong>de</strong>rrand<br />

Randbed<strong>ing</strong>ung Grenzspannung σ gr<br />

N<br />

oberer / unterer Rand<br />

mm 2<br />

symmetrisch 352,6<br />

frei 319,9<br />

Tabelle 7.1: Grenzspannung <strong>de</strong>r betrachteten Varianten<br />

Aus diesen Werten läßt sich ableiten, daß <strong>de</strong>r freie Rand einen negativen <strong>Einfluß</strong><br />

auf die Grenztragfähigkeit hat. Dieser ist <strong><strong>de</strong>s</strong>wegen unerwünscht, weil <strong>de</strong>r<br />

<strong>Einfluß</strong> aus Schweißverzug und Schweißeigenspannungen untersucht wer<strong>de</strong>n<br />

soll und keine Randstöreinflüsse.<br />

Die Randbed<strong>ing</strong>ungen <strong><strong>de</strong>s</strong> oberen und unteren Ran<strong><strong>de</strong>s</strong> haben keinen <strong>Einfluß</strong><br />

auf die Schweißeigenspannungen. Sowohl Axial- als auch Umfangseigenspannungen<br />

sind bei bei<strong>de</strong>n Varianten i<strong>de</strong>ntisch (Abbildung 7.11 und 7.12).<br />

103


7 Randbed<strong>ing</strong>ungen für die Schweißsimulations- und Beulberechnung<br />

500<br />

400<br />

Umfangsspannung in<br />

Schalenmittelfläche bei = -22,5°<br />

(Meridian linkes Viertel)<br />

Umfangsspannung in N/mm²<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

freier Rand<br />

symmetrische Randbed.<br />

-100<br />

Zylin<strong>de</strong>r R = 400 mm t = 4 mm L = 800 mm S = 90°<br />

-200<br />

-100 -80 -60 -40 -20 0 20 40 60 80 100<br />

Nahtmittenabstand in mm<br />

Abbildung 7.11: Umfangsspannung σ θ in<br />

N am Meridian -22,5 ◦ , Vergleich<br />

mm 2<br />

unterschiedlicher Randbed<strong>ing</strong>ungen am oberen und unteren Zylin<strong>de</strong>rrand<br />

Axialspannung x in N/mm²<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

-50<br />

-100<br />

-150<br />

Axialspannung in<br />

Schalenmittelfläche bei = 0°<br />

(Meridian Mitte)<br />

freier Rand<br />

symmetrische Randbed<strong>ing</strong>ung<br />

-200<br />

-250<br />

Zylin<strong>de</strong>r R = 400 mm t = 4 mm L = 800 mm S = 90°<br />

-100 -80 -60 -40 -20 0 20 40 60 80 100<br />

Nahtmittenabstand in mm<br />

Abbildung 7.12: Axialspannung σ x in Segmentmitte, Meridian 0 ◦ , Vergleich<br />

unterschiedlicher Randbed<strong>ing</strong>ungen am oberen und unteren Zylin<strong>de</strong>rrand<br />

104


7 Randbed<strong>ing</strong>ungen für die Schweißsimulations- und Beulberechnung<br />

7.7 Umfangsblindnaht auf einem Zylin<strong>de</strong>r<br />

Banke et. al. beschreiben in [BSS03] Versuche, bei <strong>de</strong>nen an Stahlzylin<strong>de</strong>rn<br />

aus S355 Umfangsnähte, ausgeführt als WIG-Blindnaht, geschweißt wur<strong>de</strong>n.<br />

Die Zylin<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n vor und nach <strong>de</strong>m Schweißen vermessen, und aus <strong>de</strong>r<br />

Differenz wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Schweißverzug ermittelt. Die Schweißparameter sind in<br />

<strong>de</strong>r Veröffentlichung ausführlich dokumentiert. Für <strong>de</strong>n Versuchszylin<strong>de</strong>r 3<br />

wird <strong>de</strong>r über <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rumfang gemittelte Schweißverzug graphisch dargestellt.<br />

Dieser Zylin<strong>de</strong>r wird zur Nachberechnung gewählt und durch ein<br />

Finite-Element-Mo<strong>de</strong>ll mit einem 90 ◦ Segment abgebil<strong>de</strong>t. Die Spannungs-<br />

Dehnungs-Beziehung <strong>de</strong>r ferritischen Phase wird nach <strong>de</strong>n im Aufsatz angegebenen<br />

Werten für die Streckgrenze R e = 373<br />

R m = 424<br />

N <strong><strong>de</strong>s</strong> Zylin<strong>de</strong>rwerkstoffes angepaßt.<br />

mm 2<br />

N<br />

mm 2<br />

und die Zugfestigkeit<br />

Bei <strong>de</strong>n in Abbildung 7.13 dargestellten Radialverformungen stimmen die gemittelten<br />

Meßwerte von Banke und die Berechnungsergebnisse von Sysweld<br />

sehr gut überein. Der qualitative Verlauf <strong>de</strong>r Verformung wird sehr gut abgebil<strong>de</strong>t.<br />

In Nahtmitte verformt sich <strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>r entgegen <strong>de</strong>m Nahteinzug nach<br />

außen. Dieser Effekt zeigt sich bei <strong>de</strong>r numerischen Berechnung und wird von<br />

<strong>de</strong>n Meßwerten bestätigt.<br />

Der Bereich im Schmelzbad weist eine Verformung in Richtung Zylin<strong>de</strong>rachse<br />

auf. Diese Verformung kann an <strong>de</strong>r Blaswirkung <strong><strong>de</strong>s</strong> WIG-Lichtbogens, <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

Zinkabtrages durch Verdampfen während <strong><strong>de</strong>s</strong> Schweißprozesses o<strong>de</strong>r an einem<br />

Einzug <strong>de</strong>r Schmelzbadoberfläche in Nahtmitte, <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Erstarrungsprozeß<br />

entsteht, liegen.<br />

105


7 Randbed<strong>ing</strong>ungen für die Schweißsimulations- und Beulberechnung<br />

-0,5<br />

-0,4<br />

Radialverformung w in mm<br />

-0,3<br />

-0,2<br />

-0,1<br />

0<br />

Meßwerte<br />

Berechnung Sysweld<br />

0,1<br />

-60 -50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40 50 60<br />

Nahtmittenabstand in mm<br />

Abbildung 7.13: Radialverformung nach <strong>de</strong>m Schweißen, Vergleich <strong><strong>de</strong>s</strong> Berechnungsergebnisses<br />

von Sysweld mit <strong>de</strong>n Meßwerten von Banke et. al.<br />

[BSS03]<br />

106


8 Schweißfolgen<br />

8 Schweißfolgen<br />

8.1 Herstellungsungenauigkeiten<br />

Angaben zu zulässigen Herstellungenauigkeiten für Vorbeulen und Schweißnahteinzügen<br />

sind in DIN 18800-4:1990 Element 302 (DIN) und in prEN<br />

1993-1-6:2005 Abschnitt 8.4.4 (EN) angegeben. Die europäische Norm unterschei<strong>de</strong>t<br />

zwischen <strong>de</strong>n Qualitätsklassen A, B und C. Die in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Norm<br />

angegebenen Werte entsprechen <strong>de</strong>n Werten <strong>de</strong>r Klasse B nach europäischer<br />

Norm.<br />

In Tabelle 8.1 sind die zulässigen, auf die Blechdicke t normierten Vorbeultie-<br />

für <strong>de</strong>n betrachteten Parameterbereich angegeben. Die Vorbeultiefen<br />

fen ∆w0<br />

t<br />

beziehen sich auf die Meßänge l gx = 4 √ Rt, die nach DIN auf 2000 mm begrenzt<br />

ist.<br />

Zylin<strong>de</strong>r- Qualitätsklasse<br />

schlankheit R t<br />

A B C<br />

50 0,17 0,28 0,45<br />

100 0,24 0,40 0,64<br />

200 0,34 0,57 0,91<br />

400 0,48 0,80 1,28<br />

800 0,68 1,13 1,81<br />

1600 0,96 1,60 2,56<br />

Tabelle 8.1: Zulässige bezogene Vorbeultiefe ∆w0<br />

t<br />

nach EN<br />

Im Bereich von Schweißnähten dürfen für <strong>de</strong>n betrachteten Parameterbereich<br />

die in Tabelle 8.2 angegebenen Grenzwerte <strong>de</strong>r normierten Vorbeultiefe nicht<br />

überschritten wer<strong>de</strong>n. Die Meßlänge l gw = 4 √ Rt ist hierbei nach DIN auf<br />

500 mm und nach EN auf 25t o<strong>de</strong>r 500 mm begrenzt, wobei <strong>de</strong>r kleinere Wert<br />

maßgebend ist.<br />

107


8 Schweißfolgen<br />

Zylin<strong>de</strong>r-<br />

Qualitätsklasse<br />

schlankheit A B C<br />

R<br />

t<br />

DIN EN EN EN<br />

50 0,28 0,15 0,25 0,40<br />

100 0,40 0,15 0,25 0,40<br />

200 0,57 0,15 0,25 0,40<br />

400 0,80 0,15 0,25 0,40<br />

800 1,13 0,15 0,25 0,40<br />

1600 1,60* 0,15 0,25 0,40<br />

Tabelle 8.2: Grenzwerte <strong>de</strong>r bezogenen Vorbeultiefe ∆w0<br />

t<br />

Schweißnähten nach DIN und EC (*: für t ≤ 2 mm)<br />

im Bereich von<br />

8.2 Übersicht über die untersuchten Varianten<br />

In Tabelle 8.3 sind Geometrie, Schweißfolge (siehe Abbildung 5.9) und Heftstellen<br />

<strong>de</strong>r in diesem Kapitel untersuchten Zylin<strong>de</strong>rvarianten zusammengefaßt.<br />

Es wur<strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>r im elastisch beulen<strong>de</strong>n Bereich (R = 800 mm, t = 1 mm,<br />

L = 1600 mm) und Zylin<strong>de</strong>r im plastisch beulen<strong>de</strong>n Bereich (R = 400 mm,<br />

t = 4 mm, L = 800 mm) aus S355 betrachtet. Der Zylin<strong>de</strong>rname wird mit<br />

R<br />

100<br />

/t/Segment/Heftstellen/Schweißfolge <strong>de</strong>finiert. Die Anzahl <strong>de</strong>r Heftstellen<br />

bezieht sich bei <strong>de</strong>n Segmentmo<strong>de</strong>llen auf das Segment. Dabei befin<strong>de</strong>t sich<br />

am linken und rechten Segmentrand jeweils eine Heftstelle mit halber Breite.<br />

Bei <strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>llen eines ganzen Zylin<strong>de</strong>rs sind die Heftstellen gleichmäßig um<br />

<strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rumfang angeordnet.<br />

Die Auswertung von Verformungen und Schnittgrößen erfolgt an <strong>de</strong>n in Abbildung<br />

8.1 dargestellten Schnitten in Meridian- und Umfangsrichtung und an<br />

<strong>de</strong>n in Abbildung 8.2 dargestellten Knoten. Die Meridianschnitte sind in regelmäßigen<br />

Abstän<strong>de</strong>n von je einem Achtel <strong><strong>de</strong>s</strong> Zylin<strong>de</strong>rsegmentes angeordnet.<br />

Die bei<strong>de</strong>n Meridianschnitte ML3 und MR3 sind drei Elementabstän<strong>de</strong><br />

vom Mittelmeridian entfernt.<br />

108


8 Schweißfolgen<br />

Zylin<strong>de</strong>r R t L Segment Heft- Schweißmm<br />

mm mm ◦ stellen folge<br />

4/4/90/3/1 400 4 800 90 3 1<br />

4/4/90/0/1 400 4 800 90 0 1<br />

4/4/90/3/2 400 4 800 90 3 2<br />

4/4/90/0/2 400 4 800 90 0 2<br />

4/4/90/3/3 400 4 800 90 3 3<br />

4/4/90/3/4 400 4 800 90 3 4<br />

4/4/45/3/5 400 4 800 45 3 5<br />

4/4/90/2/5 400 4 800 90 2 5<br />

4/4/90/3/5 400 4 800 90 3 5<br />

4/4/360/4/2 400 4 800 360 4 2<br />

4/4/360/0/2 400 4 800 360 0 2<br />

8/1/45/3/1 800 1 1600 45 3 1<br />

8/1/45/3/2 800 1 1600 45 3 2<br />

8/1/22,5/2/1 800 1 1600 22,5 2 1<br />

8/1/22,5/3/2 800 1 1600 22,5 3 2<br />

8/1/22,5/0/2 800 1 1600 22,5 0 2<br />

8/1/22,5/2/4 800 1 1600 22,5 2 4<br />

8/1/22,5/0/4 800 1 1600 22,5 0 4<br />

8/1/22,5/2/5 800 1 1600 22,5 2 5<br />

Tabelle 8.3: Abmessungen und Schweißfolgen <strong>de</strong>r untersuchten Mo<strong>de</strong>lle aus<br />

S355<br />

8.3 Schweißverzug am Zylin<strong>de</strong>r<br />

Im Schrifttum wird Schweißverzug von ebenen Blechen o<strong>de</strong>r von Bauteilen,<br />

die aus ebenen Blechen zusammengesetzt wer<strong>de</strong>n, ausführlich behan<strong>de</strong>lt.<br />

Schweißverzug geschweißter zylindrischer Bauteile kommt dagegen im<br />

Schrifttum fast nicht vor. Gegenüber ebenen Blechen treten bei zylindrisch gekrümmten<br />

Blechen beim Schweißen folgen<strong>de</strong> Beson<strong>de</strong>rheiten auf:<br />

109


8 Schweißfolgen<br />

L<br />

A1<br />

VL<br />

A2<br />

M<br />

A3<br />

VR<br />

A4<br />

R<br />

Oben<br />

O<br />

ML3<br />

MR3<br />

Äquator<br />

AQ<br />

U<br />

Unten<br />

Links Mitte Rechts<br />

Abbildung 8.1: Auswerteschnitte<br />

LO<br />

MO<br />

RO<br />

Oben<br />

MM<br />

LM<br />

RM<br />

Mitte<br />

LU MU RU<br />

Unten<br />

Links Mitte Rechts<br />

Abbildung 8.2: Auswerteknoten<br />

110


8 Schweißfolgen<br />

Während beim ebenen Blech Dehnungen in Blechebene zu Verformungen in<br />

Blechebene führen, bewirken beim Zylin<strong>de</strong>r Dehnungen in <strong>de</strong>r Schalenfläche<br />

auch Verformungen in Radialrichtung rechtwinklig zur Schalenfläche. Dies ist<br />

insbeson<strong>de</strong>re bei Umfangs<strong>de</strong>hnungen <strong>de</strong>r Fall.<br />

Wird auf eine Zylin<strong>de</strong>roberfläche an einem Punkt eine Radialverformung nach<br />

innen aufgeprägt, bewirkt dies in <strong>de</strong>n Bereichen neben <strong>de</strong>m Lasteinleitungspunkt<br />

eine Radialverformung nach außen.<br />

Im allgemeinen wird als Ursache für <strong>de</strong>n Schweißverzug das Schrumpfen <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

Schweißgutes in <strong>de</strong>r Naht angesehen. Dieses Mo<strong>de</strong>ll erfaßt jedoch nicht, die<br />

Gesamtheit <strong>de</strong>r komplexen Vorgänge, die zum Schweißverzug an Kreiszylin<strong>de</strong>rschalen<br />

führen.<br />

An Beispielen soll die Entstehung <strong><strong>de</strong>s</strong> Schweißverzuges am Zylin<strong>de</strong>r anhand<br />

folgen<strong>de</strong>r Abbildungen erläutert wer<strong>de</strong>n:<br />

Abbildung 8.3: Verzug von Zylin<strong>de</strong>r 4/4/360/4/2 nach <strong>de</strong>m Heften<br />

Abbildung 8.4: Verzug von Zylin<strong>de</strong>r 4/4/360/4/2 125s nach Schweißbeginn<br />

Abbildung 8.5: Verzug von Zylin<strong>de</strong>r 4/4/360/4/2 nach <strong>de</strong>m Schweißen<br />

Abbildung 8.6: Verzug von Zylin<strong>de</strong>r 4/4/90/3/4 nach <strong>de</strong>m Schweißen<br />

Bei Zylin<strong>de</strong>r 4/4/360/4/2 wur<strong>de</strong> eine Naht vollständig um <strong>de</strong>n ganzen Zylin<strong>de</strong>r<br />

gelegt. Bei Zylin<strong>de</strong>r 4/4/90/3/4 wer<strong>de</strong>n jeweils 4 Nähte entsprechend <strong>de</strong>n<br />

Symmetrierandbed<strong>ing</strong>ungen gleichzeitig geschweißt.<br />

Das Schmelzbad ist die heißeste Zone und damit auch <strong>de</strong>r Bereich mit <strong>de</strong>r<br />

ger<strong>ing</strong>sten Steifigkeit. Bei <strong>de</strong>r Erwärmung <strong>de</strong>hnt sich <strong>de</strong>r Nahtbereich radial<br />

nach außen aus. An <strong>de</strong>r Grenzlinie zwischen oberer und unterer Zylin<strong>de</strong>rhälfte<br />

ist im Schmelzbad und im unverschweißten Bereich keine tangentiale Biegesteifigkeit<br />

vorhan<strong>de</strong>n. Die Verdrehung r θ ist frei. In Nahtmitte entsteht beim<br />

Aus<strong>de</strong>hnen ein Knick (Abbildungen 8.4 und 8.7).<br />

Der weitere Verlauf <strong><strong>de</strong>s</strong> Schweißverzuges wird durch Aus<strong>de</strong>hnung und Zusammenziehen<br />

<strong>de</strong>r Nahtnebenbereiche wesentlich mitbestimmt und von <strong>de</strong>r<br />

sich während <strong><strong>de</strong>s</strong> Schweißprozesses verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Systemsteifigkeit beeinflußt.<br />

Nach Erstarren und Abkühlen <strong>de</strong>r Naht wird <strong>de</strong>r Knick zwischen oberer<br />

und unterer Zylin<strong>de</strong>rhälfte ”<br />

e<strong>ing</strong>efroren“.<br />

111


8 Schweißfolgen<br />

ISOVALEURS<br />

Ux<br />

Temps 0<br />

Deformee X 100<br />

Ref.Calcul Global<br />

Ref.Visu Cylindrique<br />

Min = -0.275576<br />

Max = 0.159136<br />

-0.2<br />

-0.18<br />

-0.16<br />

-0.14<br />

-0.12<br />

-0.1<br />

-0.08<br />

-0.06<br />

-0.04<br />

-0.02<br />

x<br />

z<br />

y<br />

-1.49012e-08<br />

0.02<br />

0.04<br />

0.06<br />

0.08<br />

0.1<br />

0.12<br />

0.14<br />

0.16<br />

0.18<br />

0.2<br />

SYSWELD - 8.10 - linux86_64sp - Sat Dec 1 18:03:44 2007<br />

0<br />

Abbildung 8.3: Zylin<strong>de</strong>r 4/4/360/4/2, Radialverformung w in mm nach <strong>de</strong>m<br />

Heften, in Radialrichtung 100-fach überhöht<br />

ISOVALEURS<br />

Ux<br />

Temps 125.47<br />

Deformee X 100<br />

Ref.Calcul Global<br />

Ref.Visu Cylindrique<br />

Min = -0.351704<br />

Max = 1.29563<br />

-0.2<br />

-0.14<br />

-0.08<br />

-0.02<br />

0.04<br />

0.1<br />

0.16<br />

0.22<br />

0.28<br />

0.34<br />

0.4<br />

x<br />

z<br />

y<br />

0.46<br />

0.52<br />

0.58<br />

0.64<br />

0.7<br />

0.76<br />

0.82<br />

0.88<br />

0.94<br />

1<br />

SYSWELD - 8.10 - linux86_64sp - Sat Dec 1 18:08:26 2007<br />

0<br />

Abbildung 8.4: Zylin<strong>de</strong>r 4/4/360/4/2, Radialverformung w in mm 125 s nach<br />

Schweißbeginn, in Radialrichtung 100-fach überhöht<br />

112


8 Schweißfolgen<br />

ISOVALEURS<br />

Ux<br />

Temps 5000<br />

Deformee X 100<br />

Ref.Calcul Global<br />

Ref.Visu Cylindrique<br />

Min = -0.678743<br />

Max = 0.210444<br />

-0.5<br />

-0.465<br />

-0.43<br />

-0.395<br />

-0.36<br />

-0.325<br />

-0.29<br />

-0.255<br />

-0.22<br />

-0.185<br />

-0.15<br />

x<br />

z<br />

y<br />

-0.115<br />

-0.08<br />

-0.045<br />

-0.00999999<br />

0.025<br />

0.06<br />

0.095<br />

0.13<br />

0.165<br />

0.2<br />

SYSWELD - 8.10 - linux86_64sp - Sat Dec 1 18:17:01 2007<br />

0<br />

Abbildung 8.5: Zylin<strong>de</strong>r 4/4/360/4/2, Radialverformung w in mm nach <strong>de</strong>m<br />

Schweißen, in Radialrichtung 100-fach überhöht<br />

ISOVALEURS<br />

Ux<br />

Temps 5000<br />

Deformee X 100<br />

Ref.Calcul Global<br />

Ref.Visu Cylindrique<br />

Min = -0.594975<br />

Max = 0.282434<br />

-0.5<br />

-0.465<br />

-0.43<br />

-0.395<br />

-0.36<br />

-0.325<br />

-0.29<br />

-0.255<br />

-0.22<br />

-0.185<br />

z<br />

x<br />

y<br />

-0.15<br />

-0.115<br />

-0.08<br />

-0.045<br />

-0.00999999<br />

0.025<br />

0.06<br />

0.095<br />

0.13<br />

0.165<br />

0.2<br />

SYSWELD - 8.10 - linux86_64sp - Tue Dec 18 09:26:45 2007<br />

0<br />

Abbildung 8.6: Zylin<strong>de</strong>rsegment 4/4/90/3/4, Radialverformung w in mm nach<br />

<strong>de</strong>m Schweißen, in Radialrichtung 100-fach überhöht<br />

113


8 Schweißfolgen<br />

Der verbleiben<strong>de</strong> nach innen gerichtete Radialverzug nach <strong>de</strong>m Abkühlen ist<br />

neben <strong>de</strong>r Naht größer als in Nahtmitte (Abbildungen 8.5 bis 8.7).<br />

In Abbildung 8.7 sind für <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>r 4/4/360/4/2 am Meridian A3 = +45 ◦<br />

die Radialverformungen zu verschie<strong>de</strong>nen Zeitpunkten aufgetragen. Nach 65 s<br />

hat die Schweißwärmequelle <strong>de</strong>n betrachteten Meridian erreicht. Die maximale<br />

Verformung stellt sich erst hinter <strong>de</strong>r Schweißwärmequelle ein. Anschließend<br />

folgt die Abkühlphase. Der Nahteinzug ist beim Abkühlen neben <strong>de</strong>r Naht<br />

größer als in <strong>de</strong>r Nahtmitte, so daß <strong>de</strong>r in Abbildung 8.7 mit <strong>de</strong>r Kurve für<br />

5000 s dargestellte, typische Verlauf <strong>de</strong>r Radialverformung entsteht.<br />

Im Nahtanfangsbereich und im Nahtendbereich treten gegenüber <strong>de</strong>m zuvor<br />

beschriebenen Normalbereich folgen<strong>de</strong> Beson<strong>de</strong>rheiten auf:<br />

Am Nahtanfang ist zu beobachten, daß <strong>de</strong>r Schweißverzug nach außen gerichtet<br />

ist. Da noch kein erstarrter Nahtbereich vorliegt und die Zylin<strong>de</strong>rsteifigkeit<br />

ger<strong>ing</strong> ist, sind die Radialverformungen nach außen aus <strong>de</strong>m Aufheizen größer<br />

als in <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Nahtbereichen (Abbildungen 8.5 und 8.6).<br />

Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Schweißnaht trifft die Wärmequelle auf <strong>de</strong>n zuvor geschweißten<br />

Nahtanfang. Der bereits abgekühlte Nahtanfang liefert Zwängungen, die<br />

während <strong><strong>de</strong>s</strong> Schweißens zuvor nicht vorhan<strong>de</strong>n waren. Das Schmelzbad kühlt<br />

hier punktuell vollständig ab. An dieser Stelle bil<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r größte Schweißnahteinzug<br />

nach innen. Gleichzeitig wer<strong>de</strong>n die Bereiche links und rechts davon<br />

nach außen gedrückt (Abbildungen 8.5 und 8.6).<br />

Die Verformung nach außen wird durch die Gefügeumwandlung verstärkt. Die<br />

Umwandlungs<strong>de</strong>hnung wirkt, da sie einer Volumenvergrößerung entstammt,<br />

<strong>de</strong>r Schrumpf<strong>de</strong>hnung aus <strong>de</strong>r Abkühlung entgegen. Für das Heften (Abbildung<br />

8.3) sind die Abläufe <strong>de</strong>nen <strong><strong>de</strong>s</strong> Schweißens ähnlich. Im Bereich <strong>de</strong>r<br />

Heftstellen erfolgt ein Einzug, zwischen <strong>de</strong>n Heftstellen verformt sich <strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>r<br />

nach außen. Wie aus Abbildung 8.5 zu erkennen ist, zeichnet sich <strong>de</strong>r<br />

aus <strong>de</strong>m Heften entstan<strong>de</strong>ne Verzug auch beim Verzug nach <strong>de</strong>m Schweißen<br />

noch <strong>de</strong>utlich ab. Dies ist beson<strong>de</strong>rs gut in Abbildung 8.8 zu erkennen. An <strong>de</strong>r<br />

Äquatorlinie korreliert <strong>de</strong>r Verzug aus Heften mit <strong>de</strong>m Verzug aus Schweißen<br />

in <strong>de</strong>n Bereichen <strong>de</strong>r ungestört geschweißten Naht. Dies sind die Bereiche außerhalb<br />

<strong>de</strong>r Nahtanfangs- und Nahtendbereiche.<br />

114


8 Schweißfolgen<br />

Radialverformung w in mm<br />

1,25<br />

1<br />

0,75<br />

0,5<br />

0,25<br />

0<br />

0 s<br />

65 s<br />

125 s<br />

250 s<br />

375 s<br />

500 s<br />

5000 s<br />

-0,25<br />

-400 -300 -200 -100 0 100 200 300 400<br />

Nahtmittenabstand in mm<br />

Abbildung 8.7: Zylin<strong>de</strong>r 4/4/360/4/2, Radialverformung w in mm nach verschie<strong>de</strong>nen<br />

Zeitpunkten am Meridian A3 = +45 ◦<br />

0,3<br />

0,2<br />

Schweißnaht 1<br />

0 s bis 505 s<br />

0,1<br />

Radialverformung w in mm<br />

0<br />

-0,1<br />

-0,2<br />

-0,3<br />

-0,4<br />

nach <strong>de</strong>m Schweißen - oben<br />

nach <strong>de</strong>m Schweißen - Äquator<br />

-0,5<br />

nach <strong>de</strong>m Heften - oben<br />

nach <strong>de</strong>m Heften - Äquator<br />

-0,6<br />

-180 -135 -90 -45 0 45 90 135 180<br />

Umfangswinkel in °<br />

Abbildung 8.8: Zylin<strong>de</strong>r 4/4/360/4/2, Radialverformung w in mm nach <strong>de</strong>m<br />

Heften und nach <strong>de</strong>m Schweißen am oberen Rand und am Äquator (Nahtmitte)<br />

115


8 Schweißfolgen<br />

8.4 Heftstellen und Schweißverzug<br />

In Tabelle 8.4 sind die maximalen Radialverformungen nach <strong>de</strong>m Heften für<br />

die betrachteten Zylin<strong>de</strong>rvarianten zusammengestellt:<br />

Schweißfolge 1 5 1 2<br />

Radius in mm 400 400 800 800<br />

t in mm 4 4 1 1<br />

Segment in ◦ 90 90 45 22,5<br />

Heftabstand in ◦ 45 90 22,5 11,25<br />

Heftabstand in mm 314 628 314 157<br />

Radialverformung nach außen in mm 0,11 0,11 0,12 0,04<br />

Radialverformung nach innen in mm 0,15 0,25 0,19 0,08<br />

normierte Radialverformung w t nach außen 0,028 0,028 0,12 0,04<br />

normierte Radialverformung w t nach innen 0,038 0,063 0,19 0,08<br />

Tabelle 8.4: Radialverformung w und normierte Radialverformung w t<br />

aus <strong>de</strong>m<br />

Heften<br />

Wie oben bereits gezeigt, wird mit <strong>de</strong>n Heftstellen die erste Verzugsform in <strong>de</strong>n<br />

Zylin<strong>de</strong>r e<strong>ing</strong>eprägt. Die Anzahl <strong>de</strong>r Heftstellen bestimmt dabei im wesentlichen<br />

die Umfangswellenzahl. In Abbildung 8.9 ist <strong>de</strong>r Verzug nach <strong>de</strong>m Heften<br />

am Äquator für die Zylin<strong>de</strong>r 4/4/90/3/1, 4/4/90/2/5, 8/1/45/3/1 und 8/1/22,5/3/2<br />

gegenübergestellt.<br />

Beim Vergleich von Zylin<strong>de</strong>r 8/1/45/3/1 mit Zylin<strong>de</strong>r 8/1/22,5/3/2 fällt auf, daß<br />

bei Zylin<strong>de</strong>r 8/1/22,5/3/2 <strong>de</strong>r Verzug wesentlich ger<strong>ing</strong>er ist. Dies liegt an <strong>de</strong>r<br />

größeren Anzahl von Heftstellen. Der Vergleich zwischen Zylin<strong>de</strong>r 4/4/90/3/1<br />

und 4/4/90/2/5 ver<strong>de</strong>utlicht <strong>de</strong>n gleichen Effekt, jedoch nicht ganz so ausgeprägt.<br />

Weiterhin ist zu beobachten, daß die normierte Radialverformung beim<br />

steiferen Zylin<strong>de</strong>r kleiner ist als beim weicheren Zylin<strong>de</strong>r.<br />

Soll <strong>de</strong>r Schweißverzug aus <strong>de</strong>m Heften reduziert wer<strong>de</strong>n, so sind möglichst<br />

viele Heftstellen auszuführen.<br />

Zur Abschätzung <strong><strong>de</strong>s</strong> Einflusses <strong><strong>de</strong>s</strong> Heftens auf <strong>de</strong>n Gesamtverzug, wur<strong>de</strong><br />

an zwei Zylin<strong>de</strong>rn mit jeweils zwei Schweißfolgen <strong>de</strong>r Schweißverzug mit<br />

116


8 Schweißfolgen<br />

0,2<br />

4/4/90/3/1: 3 Heftstellen<br />

4/4/90/2/5: 2 Heftstellen<br />

0,1<br />

Radialverformung w in mm<br />

0<br />

-0,1<br />

-0,2<br />

8/1/45/3/1: 3 Heftstellen<br />

8/1/22,5/3/2: 3 Heftstellen<br />

-0,3<br />

-325 -275 -225 -175 -125 -75 -25 25 75 125 175 225 275 325<br />

Bogen in mm<br />

Abbildung 8.9: Vergleich <strong>de</strong>r Radialverformung w in mm aus <strong>de</strong>m Heften<br />

am Äquator, 4/4/90/3/1, 4/4/90/2/5 (R/t = 400/4) und 8/1/45/3/1, 8/1/22,5/3/2<br />

(R/t = 800/1)<br />

und ohne Heftstellen berechnet. Der Radialverzug am Äquator aus Heften,<br />

Schweißen mit Heften und Schweißen ohne Heften ist in <strong>de</strong>n Abbildungen<br />

8.10 bis 8.14 dargestellt.<br />

Zunächst wer<strong>de</strong>n die Zylin<strong>de</strong>r mit zwei Nähten pro Segment betrachtet (siehe<br />

Abbildungen 8.10 und 8.11). Da hier Nahtanfänge und Nahten<strong>de</strong>n dicht beieinan<strong>de</strong>r<br />

liegen, ist <strong>de</strong>r Nahtverzug aus <strong>de</strong>m Schweißen dominant.<br />

Beim Zylin<strong>de</strong>r mit 1 mm und beim Zylin<strong>de</strong>r mit 4 mm Wanddicke ist die Abweichung<br />

beim Radialverzug im Bereich von Schweißnaht 1 (links) zwischen<br />

<strong>de</strong>m System mit Heftstellen und <strong>de</strong>m System ohne Heftstellen ger<strong>ing</strong>. Beim<br />

Nahten<strong>de</strong> von Schweißnaht 2 ist beim Zylin<strong>de</strong>r mit Heftstellen <strong>de</strong>r Radialverzug<br />

nach innen größer als beim Zylin<strong>de</strong>r ohne Heftstellen.<br />

117


8 Schweißfolgen<br />

0,3<br />

0,2<br />

Schweißnaht 1<br />

0 s bis 63 s<br />

Schweißnaht 2<br />

0 s bis 63 s<br />

4/4/90/3/1, Heften 4/4/90/3/1, Schweißen mit Heften<br />

Radialverformung w in mm<br />

0,1<br />

0<br />

-0,1<br />

-0,2<br />

-0,3<br />

4/4/90/0/1, Schweißen ohne Heften<br />

-0,4<br />

-45 -30 -15 0 15 30 45<br />

Umfangswinkel in °<br />

Abbildung 8.10: Radialverformung w in mm am Äquator, Vergleich mit und<br />

ohne Heften, 4/4/90/3/1 4/4/90/0/1<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

Schweißnaht 1<br />

2000 s bis 2032 s<br />

Schweißnaht 2<br />

0 s bis 32 s<br />

Radialverformung w in mm<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

-0,1<br />

8/1/22,5/2/4, Schweißen mit Heften<br />

8/1/22,5/2/4, Heften<br />

-0,2<br />

-0,3<br />

8/1/22,5/0/4: Schweißen ohne Heften<br />

-0,4<br />

-11,25 -8,75 -6,25 -3,75 -1,25 1,25 3,75 6,25 8,75 11,25<br />

Umfangswinkel in °<br />

Abbildung 8.11: Radialverformung w in mm am Äquator, Vergleich mit und<br />

ohne Heften, 8/1/22,5/2/4 8/1/22,5/0/4<br />

118


8 Schweißfolgen<br />

Der Zylin<strong>de</strong>r mit 1 mm Wanddicke ohne Heftstellen hat am Nahten<strong>de</strong> eine<br />

Radialverformung nach außen. Im Anfangsbereich von Schweißnaht 2 weist<br />

dieser Zylin<strong>de</strong>r kaum Unterschie<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Radialverformung zwischen <strong>de</strong>n<br />

Systemen mit und ohne Heftung auf. Dies liegt auch daran, daß am Nahtbeginn<br />

von Schweißnaht 2 keine Heftstelle gesetzt wur<strong>de</strong>. Beim Zylin<strong>de</strong>r mit 4 mm<br />

Wanddicke wur<strong>de</strong> dort diese Heftstelle gesetzt. Die Radialverformung nach<br />

außen ist in <strong>de</strong>r Mitte von Schweißnaht 2 beim Zylin<strong>de</strong>r mit Heftstellen größer<br />

als beim Zylin<strong>de</strong>r ohne Heftstellen.<br />

Aus <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn mit einer Naht je Segment lassen sich die Gesetzmäßigkeiten<br />

einfacher ableiten (siehe Abbildungen 8.12 und 8.13). Beim Zylin<strong>de</strong>r mit<br />

Heftstellen stellt sich sowohl am Nahtanfang, als auch am Nahten<strong>de</strong> ein größerer<br />

Radialverzug ein als beim Zylin<strong>de</strong>r ohne Heftstellen. Beim Zylin<strong>de</strong>r mit<br />

1 mm Wanddicke ergibt sich in Segmentmitte eine zusätzliche Einzugsbeule<br />

aus <strong>de</strong>r mittigen Heftstelle. Der Verlauf <strong><strong>de</strong>s</strong> Radialverzuges ist ansonsten beim<br />

Zylin<strong>de</strong>r mit Heftstellen ähnlich wie beim Zylin<strong>de</strong>r ohne Heftstellen.<br />

Beim Zylin<strong>de</strong>r mit 4 mm Wanddicke bewirken die Heftstellen im Nahtmittenbereich<br />

wesentlich ausgeprägtere Amplitu<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>s</strong> Radialverzuges. Sowohl <strong>de</strong>r<br />

Verzug nach innen als auch <strong>de</strong>r Verzug nach außen nehmen zu.<br />

In Abbildung 8.14 ist <strong>de</strong>r Schweißverzug aus Schweißfolge 5 für einen Zylin<strong>de</strong>r<br />

mit 4 mm Wanddicke mit 2 und mit 3 Heftstellen aufgetragen.<br />

Der maximale Radialverzug nach innen ist beim Zylin<strong>de</strong>r mit 2 Heftstellen<br />

ger<strong>ing</strong>fügig größer als beim Zylin<strong>de</strong>r mit 3 Heftstellen. Am Nahtanfang von<br />

Schweißnaht 1 ist <strong>de</strong>r Radialverzug nach außen beim Zylin<strong>de</strong>r mit 2 Heftstellen<br />

signifikant größer als beim Zylin<strong>de</strong>r mit 3 Heftstellen. Der Nahtmittenbereich<br />

von Schweißnaht 2 liefert beim Zylin<strong>de</strong>r mit 2 Heftstellen einen nach außen<br />

gerichteten Verzug, während beim Zylin<strong>de</strong>r mit 3 Heftstellen <strong>de</strong>r Verzug nach<br />

innen gerichtet ist. Sinngemäß kann hier beim Zylin<strong>de</strong>r mit 2 Heftstellen auch<br />

von einem größeren Radialverzug nach außen gegenüber <strong>de</strong>m Zylin<strong>de</strong>r mit 3<br />

Heftstellen gesprochen wer<strong>de</strong>n.<br />

119


8 Schweißfolgen<br />

Radialverformung w in mm<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

-0,1<br />

-0,2<br />

-0,3<br />

Schweißnaht 1<br />

0 s bis 126 s<br />

4/4/90/3/2, Heften 4/4/90/3/2, Schweißen mit Heften<br />

4/4/90/0/2, Schweißen ohne Heften<br />

-0,4<br />

-45 -30 -15 0 15 30 45<br />

Umfangswinkel in °<br />

Abbildung 8.12: Radialverformung w in mm am Äquator, Vergleich mit und<br />

ohne Heften, 4/4/90/3/2 4/4/90/0/2<br />

0,6<br />

0,5<br />

Schweißnaht 1<br />

0 s bis 63 s<br />

Radialverformung w in mm<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

-0,1<br />

-0,2<br />

8/1/22,5/0/2: Schweißen ohne Heften<br />

8/1/22,5/3/2, Heften<br />

-0,3<br />

8/1/22,5/3/2, Schweißen mit Heften<br />

-0,4<br />

-11,25 -8,75 -6,25 -3,75 -1,25 1,25 3,75 6,25 8,75 11,25<br />

Umfangswinkel in °<br />

Abbildung 8.13: Radialverformung w in mm am Äquator, Vergleich mit und<br />

ohne Heften, 8/1/22,5/3/2 8/1/22,5/0/2<br />

120


8 Schweißfolgen<br />

Radialverformung w in mm<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

-0,2<br />

-0,4<br />

Schweißnaht 1<br />

2000 s bis 2063 s<br />

4/4/90/2/5, Schweißen mit 2 Heftstellen<br />

4/4/90/3/5, Heften 4/4/90/2/5, Heften<br />

Schweißnaht 2<br />

0 s bis 63 s<br />

-0,6<br />

4/4/90/3/5, Schweißen mit 3 Heftstellen<br />

-0,8<br />

-45 -30 -15 0 15 30 45<br />

Umfangswinkel in °<br />

Abbildung 8.14: Radialverformung w in mm am Äquator, Vergleich 2 und 3<br />

Heftstellen, 4/4/90/2/5 4/4/90/0/5<br />

Aus <strong>de</strong>n zuvor genannten Betrachtungen können für das Heften zwei Gesetzmäßigkeiten<br />

abgeleitet wer<strong>de</strong>n:<br />

• Ein Zylin<strong>de</strong>r mit Heftstellen weist eine größere Amplitu<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> Radialverzuges<br />

in Nahtmitte auf als ein Zylin<strong>de</strong>r ohne Heftstellen<br />

• Je größer die Anzahl <strong>de</strong>r Heftstellen ist, umso ger<strong>ing</strong>er wird die Amplitu<strong>de</strong><br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> Radialverzuges in Nahtmitte.<br />

Die zweite Aussage kann als Grenzbetrachtung in Satz 1 überführt wer<strong>de</strong>n:<br />

Wird die Anzahl <strong>de</strong>r Heftstellen gegen unendlich gesteigert, so ergibt sich eine<br />

sehr hohe Frequenz <strong>de</strong>r Umfangswellenzahl bei sehr ger<strong>ing</strong>er Amplitu<strong>de</strong>. Dies<br />

ist im Grenzfall dasselbe wie bei einem Zylin<strong>de</strong>r ohne Heftstellen.<br />

121


8 Schweißfolgen<br />

8.5 Schweißfolgen und Schweißverzug<br />

Die maximalen Radialverformungen nach außen sind in <strong>de</strong>n Tabellen 8.5<br />

und 8.6 zusammengefaßt. Die maximalen Radialverformungen nach innen sind<br />

in <strong>de</strong>n Tabellen 8.7 und 8.8 zusammengefaßt.<br />

Die Minimalwerte liegen neben <strong>de</strong>m Äquator, die Maximalwerte liegen auf<br />

<strong>de</strong>m Äquator o<strong>de</strong>r am oberen Rand.<br />

Zylin<strong>de</strong>r SF 1 SF 2 SF 3 SF 4 SF 5<br />

4/4/90/3/SF 0,231 0,197 0,233 0,282 0,438<br />

8/1/45/3/SF 0,309 0,355 - - -<br />

8/1/22,5/2/SF 0,233 - - 0,467 0,530<br />

8/1/22,5/3/SF - 0,371 - - -<br />

Tabelle 8.5: Vergleich <strong>de</strong>r maximalen Radialverformung w in mm nach außen<br />

für die Schweißfolgen 1 bis 5<br />

Zylin<strong>de</strong>r SF 1 SF 2 SF 3 SF 4 SF 5<br />

4/4/90/3/SF 0,058 0,049 0,058 0,071 0,110<br />

8/1/45/3/SF 0,309 0,355 - - -<br />

8/1/22,5/2/SF 0,233 - - 0,467 0,530<br />

8/1/22,5/3/SF - 0,371 - - -<br />

Tabelle 8.6: Vergleich <strong>de</strong>r maximalen normierten Radialverformung w t<br />

außen für die Schweißfolgen 1 bis 5<br />

nach<br />

Zylin<strong>de</strong>r SF 1 SF 2 SF 3 SF 4 SF 5<br />

4/4/90/3/SF 0,492 0,395 0,505 0,595 0,778<br />

8/1/45/3/SF 0,585 0,493 - - -<br />

8/1/22,5/2/SF 0,536 - - 0,430 0,753<br />

8/1/22,5/3/SF - 0,521 - - -<br />

Tabelle 8.7: Vergleich <strong>de</strong>r maximalen Radialverformung w in mm nach innen<br />

für die Schweißfolgen 1 bis 5<br />

122


8 Schweißfolgen<br />

Zylin<strong>de</strong>r SF 1 SF 2 SF 3 SF 4 SF 5<br />

4/4/90/3/SF 0,123 0,099 0,126 0,149 0,195<br />

8/1/45/3/SF 0,585 0,493 - - -<br />

8/1/22,5/2/SF 0,536 - - 0,430 0,753<br />

8/1/22,5/3/SF - 0,521 - - -<br />

Tabelle 8.8: Vergleich <strong>de</strong>r maximalen normierten Radialverformung w t<br />

innen für die Schweißfolgen 1 bis 5<br />

nach<br />

Die normierten Radialverformungen nach innen sind kleiner, als die in Tabelle<br />

8.1 angegebenen zulässigen normierten Vorbeultiefen nach DIN 18800-4.<br />

Nach europäischer Norm wer<strong>de</strong>n bis auf eine Ausnahme die Werte für die Qualitätsklasse<br />

A e<strong>ing</strong>ehalten. Der Vergleich liefert nur einen ungefähren Anhaltspunkt,<br />

da die Meßlänge l gx teilweise kleiner ist, als <strong>de</strong>r zu <strong>de</strong>n in Tabelle 8.8<br />

angegebenen Werten zugehörige Abstand <strong>de</strong>r Nulldurchgänge <strong>de</strong>r Radialverformung.<br />

Die Radialverformung am Äquator ist für die betrachteten Schweißfolgen in<br />

Abbildung 8.15 für die Zylin<strong>de</strong>r 4/4/90/3/SF, in Abbildung 8.16 für die Zylin<strong>de</strong>r<br />

8/1/45/3/SF und in Abbildung 8.17 für die Zylin<strong>de</strong>r 8/1/22,5/2/SF gegenübergestellt.<br />

Aus allen Schweißfolgen geht hervor, daß <strong>de</strong>r Nahtanfang mit einer Radialverformung<br />

nach außen und das Nahten<strong>de</strong> mit einer Radialverformung nach<br />

innen einhergeht. Aus <strong>de</strong>n Schweißfolgen ergeben sich die Kombinationen<br />

Nahtanfang trifft auf Nahtanfang, Nahten<strong>de</strong> trifft auf Nahten<strong>de</strong> (Schweißfolgen<br />

2, 3 und 5) sowie die Kombination Nahtanfang trifft auf Nahten<strong>de</strong><br />

(Schweißfolgen 1 und 4 in Segmentmitte). Weiterhin gibt es die Gruppe von<br />

Schweißfolgen, bei <strong>de</strong>nen das Zusammentreffen zweier Nähte gleichzeitig erfolgt<br />

(Schweißfolgen 2 und 3), und die Gruppe, bei <strong>de</strong>r das Zusammentreffen<br />

mit zeitlichem Abstand erfolgt (Schweißfolge 1, 4 und 5).<br />

Die Schweißfolgen 2 und 3 sind ähnlich. Bei Schweißfolge 2 erstreckt sich<br />

beim Zylin<strong>de</strong>r t = 4 mm eine Nahtlänge über ein Zylin<strong>de</strong>rsegment und 3 Heftstellen,<br />

bei Schweißfolge 3 über ein halbes Zylin<strong>de</strong>rsegment und zwei Heftstellen.<br />

123


8 Schweißfolgen<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

Schweißfolge 1<br />

Schweißfolge 2<br />

Radialverformung w in mm<br />

0<br />

-0,1<br />

-0,2<br />

-0,3<br />

-0,4<br />

-0,5<br />

Heften<br />

Schweißfolge 3<br />

-0,6<br />

-0,7<br />

Schweißfolge 4<br />

Schweißfolge 5<br />

-0,8<br />

-45 -30 -15 0 15 30 45<br />

Umfangswinkel in °<br />

Abbildung 8.15: Radialverformung w in mm am Äquator beim Zylin<strong>de</strong>r<br />

4/4/90/3/SF für verschie<strong>de</strong>ne Schweißfolgen<br />

0,5<br />

0,4<br />

Radialverformung w in mm<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

-0,1<br />

-0,2<br />

-0,3<br />

Heften<br />

Schweißfolge 1<br />

Schweißfolge 2<br />

-0,4<br />

-22,5 -17,5 -12,5 -7,5 -2,5 2,5 7,5 12,5 17,5 22,5<br />

Umfangswinkel in °<br />

Abbildung 8.16: Radialverformung w in mm am Äquator beim Zylin<strong>de</strong>r<br />

8/1/45/3/SF für verschie<strong>de</strong>ne Schweißfolgen<br />

124


8 Schweißfolgen<br />

Der Verzug am Nahtanfang ist bei bei<strong>de</strong>n Schweißfolgen gleich. Der Verzug<br />

am Nahten<strong>de</strong> ist bei Schweißfolge 3 (Segmentmitte) größer als bei Schweißfolge<br />

2 (rechter Segmentrand). Dies liegt am Heftverzug. Die bei Schweißfolge<br />

2 zu beobachten<strong>de</strong> Umfangswelligkeit (siehe Abbildungen 8.15 und 8.16)<br />

ist ebenfalls durch die Verformung aus <strong>de</strong>m Heften zu erklären.<br />

Erfolgt das Aufeinan<strong>de</strong>rtreffen zweier Schweißnähte nicht gleichzeitig, son<strong>de</strong>rn<br />

zeitverzögert, dann verstärkt sich <strong>de</strong>r Radialverzug. Dies ist am <strong>de</strong>utlichsten<br />

im Vergleich von Schweißfolge 3 mit Schweißfolge 5 zu erkennen. Sowohl<br />

am Zylin<strong>de</strong>rrand (Nahtanfang) als auch in Zylin<strong>de</strong>rmitte (Nahten<strong>de</strong>) ist <strong>de</strong>r Radialverzug<br />

von Schweißfolge 5 größer. Bei Schweißfolge 1 ist <strong>de</strong>r Nahtanfang<br />

von Schweißnaht 2 bei <strong>de</strong>r Ankunft von Schweißnaht 1 nicht so weit abgekühlt<br />

wie bei <strong>de</strong>r Schweißfolge 4. Daraus ergibt sich in Zylin<strong>de</strong>rmitte bei Schweißfolge<br />

4 ein größerer Radialverzug nach innen als bei Schweißfolge 1. Dieser<br />

Effekt ist beim Zylin<strong>de</strong>r mit t = 4 mm (siehe Abbildung 8.15) ausgeprägter als<br />

beim Zylin<strong>de</strong>r mit t = 1 mm (siehe Abbildung 8.17), da unter Schweißfolge 1<br />

bei 1 mm Blechdicke die Abkühlung von Schweißnaht 2 weiter vorangeschritten<br />

ist als bei 4 mm Blechdicke.<br />

Der Vergleich von Schweißfolge 4 mit Schweißfolge 5 (siehe Abbildungen<br />

8.15 und 8.17) zeigt, daß bei zeitversetztem Aufeinan<strong>de</strong>rtreffen <strong>de</strong>r Nähte<br />

<strong>de</strong>r Radialverzug nach innen größer ist, wenn das Nahten<strong>de</strong> auf ein erkaltetes<br />

Nahten<strong>de</strong> trifft (Schweißfolge 5), als wenn das Nahten<strong>de</strong> auf einen erkalteten<br />

Nahtanfang trifft (Schweißfolge 4).<br />

In Abbildung 8.18 ist die Radialverformung für alle Schweißfolgen am Meridian<br />

ML3 = -6,8 ◦ für <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>r R = 400 mm aufgetragen. Aus diesem Schnitt<br />

ist zu erkennen, wie <strong>de</strong>r maximale Radialverzug nach innen von Schweißfolge<br />

1 bis Schweißfolge 5 zunimmt.<br />

Eine wie in Schweißfolge 5 abgebil<strong>de</strong>te Schweißsituation ist in <strong>de</strong>r praktischen<br />

Ausführung unwahrscheinlich. Dagegen spiegelt Schweißfolge 4 die Situation<br />

am Nahtendbereich eines umfangsnahtgeschweißten Zylin<strong>de</strong>rs sehr gut wie<strong>de</strong>r<br />

(Abbildung 8.19).<br />

125


8 Schweißfolgen<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

Radialverformung w in mm<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

-0,1<br />

-0,2<br />

-0,3<br />

Schweißfolge 1<br />

Heften<br />

Schweißfolge 4<br />

-0,4<br />

-0,5<br />

Schweißfolge 5<br />

-0,6<br />

-11,25 -8,75 -6,25 -3,75 -1,25 1,25 3,75 6,25 8,75 11,25<br />

Umfangswinkel in °<br />

Abbildung 8.17: Radialverformung w in mm am Äquator beim Zylin<strong>de</strong>r<br />

8/1/22,5 ◦ /2/SF für verschie<strong>de</strong>ne Schweißfolgen<br />

0<br />

-0,1<br />

Radialverformung w in mm<br />

-0,2<br />

-0,3<br />

-0,4<br />

-0,5<br />

-0,6<br />

-0,7<br />

-0,8<br />

Schweißfolge 1<br />

Schweißfolge 2<br />

Schweißfolge 3<br />

Schweißfolge 4<br />

Schweißfolge 5<br />

-100 -80 -60 -40 -20 0 20 40 60 80 100<br />

Nahtmittenabstand in mm<br />

Abbildung 8.18: Radialverformung w in mm am Meridian ML3 = -6,8 ◦ beim<br />

Zylin<strong>de</strong>r 4/4/90/3/SF für verschie<strong>de</strong>ne Schweißfolgen<br />

126


8 Schweißfolgen<br />

0,6<br />

0,5<br />

Radialverformung w in mm<br />

0,4<br />

4/4/90/3/4 - Zylin<strong>de</strong>r Segment 90°<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

-0,1<br />

-0,2<br />

-0,3<br />

-0,4<br />

4/4/360/4/2 - vollständiger Zylin<strong>de</strong>r<br />

-0,5<br />

-0,6<br />

-45 -30 -15 0 15 30 45<br />

Umfangswinkel in °<br />

Abbildung 8.19: Vergleich <strong>de</strong>r Radialverformung w in mm am Äquator <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

Mo<strong>de</strong>lls eines ganzen Zylin<strong>de</strong>rs (4/4/360/4/2) mit <strong>de</strong>m Mo<strong>de</strong>ll eines Zylin<strong>de</strong>rsegmentes<br />

(4/4/90/3/4)<br />

8.6 Membrannormalkraft<br />

Bei <strong>de</strong>n Schweißeigenspannungen aus Membrannormalkräften sind zwei Bereiche<br />

zu unterschei<strong>de</strong>n: Nahtanfangs- und -endbereiche und die dazwischenliegen<strong>de</strong>n<br />

Normalbereiche.<br />

In Abbildung 8.20 sind für <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>r mit 4 mm Wanddicke die Membranspannungen<br />

aus Umfangsnormalkraft am Äquator für die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Schweißfolgen abgebil<strong>de</strong>t. Der Nahtanfangsbereich am Symmetrierand unterschei<strong>de</strong>t<br />

sich kaum vom Normalbereich. Dies ist die Situation am linken<br />

Segmentrand für alle Schweißfolgen und am rechten Segmentrand für die<br />

Schweißfolgen 3 und 5.<br />

Betrachtet man Schweißfolge 3 in Segmentmitte und Schweißfolge 2 am rechten<br />

Segmentrand, so ist zu erkennen, daß die Umfangsnormalkraft gegenüber<br />

<strong>de</strong>m Normalbereich ansteigt, wenn zwei Schweißnähte gleichzeitig an einem<br />

Punkt en<strong>de</strong>n.<br />

127


8 Schweißfolgen<br />

En<strong>de</strong>t eine Schweißnaht an einer bereits erkalteten Schweißnaht, dann kommt<br />

es zu einer Erhöhung <strong>de</strong>r Umfangsnormalkraft am Schweißnahten<strong>de</strong>. Am bereits<br />

erkalteten Nahtbereich sinkt die Umfangsnormalkraft lokal ab. Dies ist<br />

an <strong>de</strong>n Verläufen <strong>de</strong>r Schweißfolgen 1, 4 und 5 zu erkennen. Auch hier zeichnet<br />

sich eine Verstärkung <strong><strong>de</strong>s</strong> Effektes ab, wenn die Naht bereits erkaltet ist<br />

(Schweißfolgen 4 und 5). An <strong>de</strong>r Nahtgrenze tritt längs <strong><strong>de</strong>s</strong> Umfangs zusätzlich<br />

eine durch die Umwandlungs<strong>de</strong>hnungen bed<strong>ing</strong>te Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Umfangsnormalkraft<br />

auf. Die Schweißfolgen 4 und 5 weisen die größten Schwankungen<br />

<strong>de</strong>r Umfangsnormalkraft auf.<br />

In Abbildung 8.21 sind die Membranspannungen aus Axialnormalkraft am<br />

Äquator, die sich aus <strong>de</strong>n fünf Schweißfolgen ergeben, für <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>r<br />

mit 4 mm Wanddicke aufgetragen. Die Membranspannungen sind im Normalbereich<br />

ger<strong>ing</strong>. Im Nahtanfangs- und Nahtendbereich an <strong>de</strong>n Symmetrierän<strong>de</strong>rn<br />

und im Bereich, in <strong>de</strong>m zwei Wärmequellen gleichzeitig en<strong>de</strong>n wie<br />

bei Schweißfolge 3 in Segmentmitte, entstehen Axialnormalkräfte. Es han<strong>de</strong>lt<br />

sich jeweils um Drucknormalkräfte im Anfangsbereich und Zugnormalkräfte<br />

im Endbereich.<br />

Beson<strong>de</strong>re Beachtung verdient jedoch die Stelle, an <strong>de</strong>r eine Naht an einer<br />

bereits erkalteten Naht en<strong>de</strong>t. Die Axialnormalkraft in Segmentmitte aus<br />

Schweißfolge 4 für <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>r mit 1 mm Wanddicke (8/1/22,5/2/4) ist in<br />

Abbildung 8.22 dargestellt. Die freie Schrumpfung <strong><strong>de</strong>s</strong> Nahten<strong><strong>de</strong>s</strong> (links) wird<br />

durch die bereits erkaltete Naht behin<strong>de</strong>rt. Es bil<strong>de</strong>t sich eine Spannungszwiebel<br />

mit einem Druckbereich am Nahtanfang und einem Zugbereich am Nahten<strong>de</strong><br />

aus. Um die zuletzt erstarren<strong>de</strong> Schmelzgutlinse bil<strong>de</strong>n sich an <strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rfront<br />

ausgeprägte Zugspannungen. In dieser Schmelzgutlinse selbst sinken<br />

die Axialspannungen aufgrund <strong>de</strong>r Umwandlungs<strong>de</strong>hnungen ab.<br />

Bei <strong>de</strong>n Schweißfolgen 1, 4 und 5 tritt diese Spannungszwiebel auf. Der Maximalwert<br />

<strong>de</strong>r Membranspannungen ist bei Schweißfolge 1 ger<strong>ing</strong>er als bei <strong>de</strong>n<br />

Schweißfolgen 4 und 5. Dies liegt daran, daß bei Schweißfolge 1 <strong>de</strong>r Nahtanfang<br />

<strong>de</strong>r vorangehen<strong>de</strong>n Naht noch nicht vollständig abgekühlt ist und es noch<br />

zu Schrumpf<strong>de</strong>hnungen aus Temperaturabkühlung kommt. Der Nahtanfang <strong>de</strong>r<br />

vorangehen<strong>de</strong>n Naht ist bei <strong>de</strong>n Schweißfolgen 4 und 5 vollständig abgekühlt,<br />

wenn die Wärmequelle das Nahten<strong>de</strong> erreicht.<br />

128


8 Schweißfolgen<br />

Spannung aus Umfangsnormalkraft n in N/mm²<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

Schweißfolge 5<br />

Schweißfolge 4<br />

Schweißfolge 1<br />

Schweißfolge 1<br />

Schweißfolge 4<br />

Schweißfolge 5<br />

Schweißfolge 1<br />

Schweißfolge 3<br />

Schweißfolge 4<br />

Schweißfolge 2<br />

Schweißfolge 3<br />

Schweißfolge 5<br />

0<br />

-45 -30 -15 0 15 30 45<br />

Umfangswinkel in °<br />

Abbildung 8.20: Spannung in<br />

bei <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn 4/4/90/3/SF<br />

N<br />

mm 2<br />

aus Umfangsnormalkraft n θ am Äquator<br />

300<br />

Spannung aus Axialnormalkraft n x in N/mm²<br />

200<br />

100<br />

0<br />

-100<br />

-200<br />

-300<br />

-400<br />

Schweißfolge 4<br />

Schweißfolge 1 Schweißfolge 5<br />

Schweißfolge 3<br />

Schweißfolge 2<br />

Schweißfolge 1<br />

Schweißfolge 4<br />

Schweißfolge 5<br />

-500<br />

-45 -30 -15 0 15 30 45<br />

Umfangswinkel in °<br />

Abbildung 8.21: Axialmembranspannung in<br />

N aus Axialnormalkraft n<br />

mm 2<br />

x am<br />

Äquator bei <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn 4/4/90/3/SF<br />

129


8 Schweißfolgen<br />

ISOVALEURS<br />

Nz<br />

Temps 5000<br />

Ref.Calcul Global<br />

Ref.Visu Spherique<br />

Min = -344.74<br />

Max = 427.98<br />

-375<br />

-345<br />

-315<br />

-285<br />

-255<br />

-225<br />

-195<br />

-165<br />

-135<br />

-105<br />

-75<br />

-45<br />

-15<br />

x<br />

z<br />

y<br />

15<br />

45<br />

75<br />

105<br />

135<br />

165<br />

195<br />

225<br />

255<br />

285<br />

315<br />

345<br />

375<br />

SYSWELD - 8.10 - win32x86 - Mon Mar 05 18:17:35 2007<br />

0<br />

Abbildung 8.22: Axialnormalkraft in<br />

8/1/22,5 ◦ /2/4<br />

N<br />

mm<br />

in Segmentmitte beim Zylin<strong>de</strong>r<br />

Für <strong>de</strong>n Normalbereich wer<strong>de</strong>n die Membranspannungen aus Umfangsnormalkraft<br />

in Abbildung 8.23 für Zylin<strong>de</strong>r mit 4 mm Wanddicke und in Abbildung<br />

8.24 für Zylin<strong>de</strong>r mit 1 mm Wanddicke gezeigt.<br />

Die Umfangseigenspannungen zeigen <strong>de</strong>n typischen Verlauf aus Zugeigenspannung<br />

mit Einsattelung <strong>de</strong>r Spannungsamplitu<strong>de</strong> in Nahtmitte und Druckeigenspannung<br />

im Bereich neben <strong>de</strong>r Naht. Die Einsattelung bei <strong>de</strong>r Umfangsspannung<br />

fällt beim Zylin<strong>de</strong>r mit 1 mm Wanddicke wesentlich größer aus als<br />

beim Zylin<strong>de</strong>r mit 4 mm Wanddicke. Dies liegt an <strong>de</strong>r größeren Abkühlgeschwindigkeit,<br />

die bei <strong>de</strong>r ger<strong>ing</strong>eren Wanddicke vorliegt.<br />

130


8 Schweißfolgen<br />

Spannung aus Umfangsnormalkraft n in N/mm²<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

-100<br />

Schweißfolge 1<br />

Schweißfolge 2<br />

Schweißfolge 3<br />

Schweißfolge 4<br />

Schweißfolge 5<br />

-200<br />

-100 -80 -60 -40 -20 0 20 40 60 80 100<br />

Nahtmittenabstand in mm<br />

N<br />

mm 2<br />

Abbildung 8.23: Spannung in aus Umfangsnormalkraft n θ am Meridian<br />

VL = -22,5 ◦ bei <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn 4/4/90/3/SF<br />

500<br />

Spannung aus Umfangsnormalkraft n in N/mm²<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

-100<br />

Schweißfolge 1<br />

Schweißfolge 2<br />

Schweißfolge 4<br />

Schweißfolge 5<br />

-50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40 50<br />

Nahtmittenabstand in mm<br />

N<br />

mm 2<br />

Abbildung 8.24: Spannung in aus Umfangsnormalkraft n θ am Meridian<br />

VL = -5,625 ◦ bei <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn 8/1/22,5/H/SF<br />

131


8 Schweißfolgen<br />

Die Gefügeumwandlung fin<strong>de</strong>t bei ger<strong>ing</strong>eren Temperaturen statt. Aus <strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Abkühl<strong>de</strong>hnung entgegengesetzt wirken<strong>de</strong>n Umwandlungs<strong>de</strong>hnungen ergibt<br />

sich beim Zylin<strong>de</strong>r mit ger<strong>ing</strong>erer Wanddicke eine größere Entlastung <strong>de</strong>r<br />

Zugspannungen in Nahtmitte als beim Zylin<strong>de</strong>r mit größerer Wanddicke. Die<br />

Schweißfolge hat keinen <strong>Einfluß</strong> auf <strong>de</strong>n Verlauf <strong>de</strong>r Umfangsnormalkraft im<br />

Normalbereich.<br />

8.7 Schalenbiegemomente<br />

Aus <strong>de</strong>m Schweißnahteinzug im Nahtbereich entstehen Schalenkrümmungen<br />

um die Umfangstangente. Daraus resultieren Schalenbiegemomente m x . Im<br />

Normalbereich sind diese Schalenbiegemomente unabhängig von <strong>de</strong>r Schweißfolge,<br />

wie aus <strong>de</strong>r Abbildung 8.26 hervorgeht, bei <strong>de</strong>r am Meridian VL = -22,5 ◦<br />

die Schalenbiegemomente m x aus <strong>de</strong>n fünf Schweißfolgen für <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>r<br />

R = 400 mm, t = 4 mm aufgetragen sind.<br />

Im Übergangsbereich von Schweißnaht 1 zu Schweißnaht 2 kommt es zur<br />

Störung dieses Momentenverlaufes. In Abbildung 8.25 sind die Schalenbiegemomente<br />

m x aus Schweißfolge 4 in Segmentmitte für <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>r<br />

R = 400 mm t = 4 mm abgebil<strong>de</strong>t.<br />

ISOVALEURS<br />

Mz<br />

Temps 5000<br />

Ref.Calcul Global<br />

Ref.Visu Cylindrique<br />

Min = -1211.44<br />

Max = 145.86<br />

-1000<br />

-940<br />

-880<br />

-820<br />

-760<br />

-700<br />

-640<br />

-580<br />

-520<br />

-460<br />

-400<br />

-340<br />

-280<br />

x<br />

z<br />

y<br />

-220<br />

-160<br />

-100<br />

-40<br />

20<br />

80<br />

140<br />

200<br />

SYSWELD - 8.10 - win32x86 - Tue Mar 06 09:39:44 2007<br />

0<br />

aus Schweißfolge 4 in Segment-<br />

Abbildung 8.25: Biegemoment m x in N mm<br />

mm<br />

mitte beim Zylin<strong>de</strong>r 4/4/90/3/4<br />

132


8 Schweißfolgen<br />

200<br />

Biegemoment m x in Nmm/mm<br />

0<br />

-200<br />

-400<br />

-600<br />

-800<br />

-1000<br />

-1200<br />

Schweißfolge 1<br />

Schweißfolge 2<br />

Schweißfolge 3<br />

Schweißfolge 4<br />

Schweißfolge 5<br />

-100 -80 -60 -40 -20 0 20 40 60 80 100<br />

Nahtmittenabstand in mm<br />

Abbildung 8.26: Biegemoment m x in N mm<br />

mm<br />

Zylin<strong>de</strong>rn 4/4/90/3/SF<br />

am Meridian VL = -22,5◦ bei <strong>de</strong>n<br />

Schalenbiegemoment m z in Nmm/mm<br />

0<br />

-100<br />

-200<br />

-300<br />

-400<br />

-500<br />

-600<br />

-700<br />

-800<br />

-900<br />

-1000<br />

-1100<br />

-1200<br />

-1300<br />

Schweißfolge 3<br />

Schweißfolge 5<br />

Schweißfolge 4<br />

Schweißfolge 1<br />

Schweißfolge 2<br />

Schweißfolge 3<br />

-45 -30 -15 0 15 30 45<br />

Umfangswinkel in °<br />

Abbildung 8.27: Schalenbiegemoment m x in N mm<br />

mm<br />

am Äquator bei <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn<br />

4/4/90/3/SF<br />

133


8 Schweißfolgen<br />

Die Amplitu<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> Schalenbiegemomentes m x geht im Bereich, in <strong>de</strong>m die<br />

Schweißnaht an <strong>de</strong>r bereits erkalteten zuvor geschweißten Naht en<strong>de</strong>t, zurück.<br />

Diese Situation ist bei <strong>de</strong>n Schweißfolgen 1, 4 und 5 vergleichbar und bei<br />

<strong>de</strong>n Schweißfolge 4 und 5 ausgeprägter als bei Schweißfolge 1 (siehe Abbildung<br />

8.27). An <strong>de</strong>n Nahtanfangs- und Nahtendbereichen, an <strong>de</strong>n Symmetrierän<strong>de</strong>rn<br />

sowie am Nahtendbereich in Segmentmitte bei Schweißfolge 3 ist<br />

<strong>de</strong>r Verlauf <strong>de</strong>r Schalenbiegemomente m x nur ger<strong>ing</strong> gestört. Dies geht ebenfalls<br />

aus Abbildung 8.27 hervor.<br />

8.8 Grenzspannung<br />

Der Schweißverzug wirkt sich unmittelbar auf das Beulmuster aus, das sich<br />

aus <strong>de</strong>r Belastung unter Axialdruck einstellt. Zunächst wird <strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>r<br />

4/4/360/4/2 betrachtet. Dies ist <strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r als ganzer Zylin<strong>de</strong>r mit 360 ◦<br />

Umfangsnaht abgebil<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>. Die aus <strong>de</strong>m Schweißen entstan<strong>de</strong>ne Verformung<br />

(siehe Abbildung 8.5) bestimmt maßgeblich die Beulfigur (siehe Abbildung<br />

8.28).<br />

ISOVALEURS<br />

Ux<br />

Temps 346.923<br />

Deformee X 100<br />

Ref.Calcul Global<br />

Ref.Visu Cylindrique<br />

Min = -0.796171<br />

Max = 0.538322<br />

-0.5<br />

-0.465<br />

-0.43<br />

-0.395<br />

-0.36<br />

-0.325<br />

-0.29<br />

-0.255<br />

-0.22<br />

-0.185<br />

x<br />

z<br />

y<br />

-0.15<br />

-0.115<br />

-0.08<br />

-0.045<br />

-0.00999999<br />

0.025<br />

0.06<br />

0.095<br />

0.13<br />

0.165<br />

0.2<br />

SYSWELD - 8.10 - linux86_64sp - Tue Dec 18 09:42:02 2007<br />

0<br />

Abbildung 8.28: Radialverformung w in mm in Radialrichtung 100-fach<br />

überhöht unter Grenzspannung, Zylin<strong>de</strong>r 4/4/360/4/2)<br />

134


8 Schweißfolgen<br />

Aus einem Bereich mit radialer Verformung nach innen entwickelt sich eine<br />

Beule nach innen und umgekehrt. Der gleiche Ablauf läßt sich auch bei <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rsegmenten<br />

erkennen. Abbildung 8.29 zeigt die Beulverformung <strong><strong>de</strong>s</strong> Zylin<strong>de</strong>rs<br />

R = 800 mm, t = 1 mm und S = 45 ◦ mit Schweißfolge 1 (8/1/45/3/1). Es<br />

bil<strong>de</strong>n sich unter <strong>de</strong>r axialen Grenzspannung in Umfangsrichtung zwei Halbwellen<br />

aus, die mit <strong>de</strong>r Verformungsfigur aus <strong>de</strong>m Schweißverzug affin sind<br />

(Abbildung 8.31).<br />

Beim gleichen Zylin<strong>de</strong>r, jedoch mit Schweißfolge 2 geschweißt, ergibt sich eine<br />

Radialverformung mit ger<strong>ing</strong>erer Amplitu<strong>de</strong>. Aus <strong>de</strong>m Schweißverzug bil<strong>de</strong>n<br />

sich in Umfangsrichtung auch bei dieser Schweißfolge zwei Halbwellen,<br />

die sich als Beulwellen ausbil<strong>de</strong>n (Abbildung 8.30 und 8.31).<br />

In Tabelle 8.9 sind die Grenzspannungen für die untersuchten Zylin<strong>de</strong>rvarianten<br />

zusammengefaßt. Bei <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn 8/1/45/3/1 und 8/1/45/3/2 wur<strong>de</strong><br />

ein doppelt so großes Segment abgebil<strong>de</strong>t wie bei <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn 8/1/22,5/2/1<br />

und 8/1/22,5/3/2. Die Schweißnahtlänge ist bei 8/1/45/3/1 - 8/1/45/3/2 doppelt<br />

so lang wie bei 8/1/22,5/2/1 - 8/1/22,5/3/2. Daraus ergibt sich bei <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn<br />

8/1/22,5/2/1 - 8/1/22,5/3/2 eine Vorverformung mit doppelt so großer Umfangswellenzahl<br />

wie bei <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn 8/1/45/3/1 - 8/1/45/3/2. Dadurch wird<br />

<strong>de</strong>n letztgenannten Zylin<strong>de</strong>rn eine höhere Eigenform aus <strong>de</strong>m Schweißverzug<br />

aufgeprägt. Die Grenzspannung ist daher bei <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn 8/1/22,5/2/1 -<br />

8/1/22,5/3/2 größer als bei <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn 8/1/45/3/1 - 8/1/45/3/2.<br />

Zylin<strong>de</strong>r SF 1 SF 2 SF 3 SF 4 SF 5<br />

4/4/90/3/SF 352 353 352 351 346<br />

8/1/45/3/SF 67,3 71,2 - - -<br />

8/1/22,5/2/SF 85,2 - - 89,7 58,9<br />

8/1/22,5/3/SF - 91,4 - - -<br />

N<br />

mm 2<br />

Tabelle 8.9: Grenzspannung σ gr in unter Axiallast nach Schweißverzug<br />

und mit Eigenspannungszustand aus <strong>de</strong>n Schweißfolgen 1 (SF 1) bis 5 (SF 5)<br />

Die Amplitu<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> Radialverzuges aus <strong>de</strong>m Schweißen wirkt sich auf die<br />

Grenzspannung aus. Je größer die Verformung, <strong><strong>de</strong>s</strong>to ger<strong>ing</strong>er die Grenzspannung:<br />

8/1/45/3/1 → 8/1/45/3/2; 8/1/22,5/2/4 → 8/1/22,5/2/1 → 8/1/22,5/2/5.<br />

135


8 Schweißfolgen<br />

CONTOURS<br />

Ux<br />

Time 67.3032<br />

Deformed shape X 100<br />

Comput.Ref Global<br />

Visu.Ref Cylindrical<br />

Min = -1.66532<br />

Max = 1.51166<br />

-1<br />

-0.9<br />

-0.8<br />

-0.7<br />

-0.6<br />

-0.5<br />

-0.4<br />

-0.3<br />

-0.2<br />

-0.1<br />

x<br />

z<br />

y<br />

1.49012e-008<br />

0.1<br />

0.2<br />

0.3<br />

0.4<br />

0.5<br />

0.6<br />

0.7<br />

0.8<br />

0.9<br />

1<br />

SYSWELD - 8.10 - win32x86 - Tue Mar 06 15:44:39 2007<br />

0<br />

Abbildung 8.29: Radialverformung w in mm in Radialrichtung 100-fach<br />

überhöht unter Grenzspannung, Zylin<strong>de</strong>r 8/1/45/3/1, Schweißfolge 1<br />

ISOVALEURS<br />

Ux<br />

Temps 71.1798<br />

Deformee X 100<br />

Ref.Calcul Global<br />

Ref.Visu Cylindrique<br />

Min = -1.3653<br />

Max = 1.20251<br />

-1<br />

-0.9<br />

-0.8<br />

-0.7<br />

-0.6<br />

-0.5<br />

-0.4<br />

-0.3<br />

-0.2<br />

-0.1<br />

x<br />

z<br />

y<br />

0<br />

0.1<br />

0.2<br />

0.3<br />

0.4<br />

0.5<br />

0.6<br />

0.7<br />

0.8<br />

0.9<br />

1<br />

SYSWELD - 8.10 - linux86_64sp - Mon Mar 5 18:26:13 2007<br />

0<br />

Abbildung 8.30: Radialverformung w in mm in Radialrichtung 100-fach<br />

überhöht unter Grenzspannung, Zylin<strong>de</strong>r 8/1/45/3/2, Schweißfolge 2<br />

136


8 Schweißfolgen<br />

1,5<br />

Radialverformung w in mm<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

-0,5<br />

-1<br />

Schweißfolge 1<br />

nach <strong>de</strong>m Beulen<br />

Schweißfolge 1<br />

nach <strong>de</strong>m Schweißen<br />

Schweißfolge 2<br />

nach <strong>de</strong>m Schweißen<br />

Schweißfolge 2<br />

nach <strong>de</strong>m Beulen<br />

-1,5<br />

-22,5 -17,5 -12,5 -7,5 -2,5 2,5 7,5 12,5 17,5 22,5<br />

Umfangswinkel in °<br />

Abbildung 8.31: Radialverformung w in mm am Äquator beim Zylin<strong>de</strong>r<br />

8/1/45/3/SF für Schweißfolge 1 und 2 nach <strong>de</strong>m Schweißen und nach <strong>de</strong>m<br />

Beulen<br />

Bei <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn mit R = 400 mm und t = 4 mm sind die Grenzspannungen<br />

für alle Schweißfolgen etwa gleich groß. Der Zylin<strong>de</strong>r mit Schweißfolge 5<br />

(4/4/90/3/5) liefert die ger<strong>ing</strong>ste Grenzspannung. Er hat <strong>de</strong>utlich größere Radialverformungen<br />

als die gleichen Zylin<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Schweißfolgen. Die<br />

Grenzspannungen erreichen annähernd die Streckgrenze <strong><strong>de</strong>s</strong> Grundmaterials.<br />

Es han<strong>de</strong>lt sich um plastisches Versagen.<br />

Die Last-Verformungskurven für die Zylin<strong>de</strong>r mit 1 mm Wanddicke sind in Abbildung<br />

8.32 und die für die Zylin<strong>de</strong>r mit 4 mm Wanddicke in Abbildung 8.33<br />

dargestellt. Die Zylin<strong>de</strong>r mit großen Schweißverformungen (Schweißfolge 5)<br />

liefern ausgeprägte Beulverformungen. Bei <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn mit 1 mm Wanddicke<br />

ist die Beulverformung im 22,5 ◦ Segment nicht so ausgeprägt wie im<br />

45 ◦ Segment.<br />

Bei <strong>de</strong>n Last-Verformungskurven ist im allgemeinen kein Absinken <strong>de</strong>r Axialsteifigkeit<br />

zu beobachten. Die Last-Verformungskurven für die Verschiebung<br />

u verlaufen bis zur Grenzlast mit konstanter Steigung. Dies stellt in Abbildung<br />

8.34 exemplarisch die Kurve für <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>r 8/1/22,5/2/5 dar.<br />

137


8 Schweißfolgen<br />

100<br />

90<br />

80<br />

Axialspannung x in N/mm²<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

Schweißfolge 1, Segment: 45°<br />

Schweißfolge 2, Segment: 45°<br />

20<br />

Schweißfolge 1, Segment: 22,5°<br />

Schweißfolge 2, Segment: 22,5°<br />

10<br />

Schweißfolge 4, Segment: 22,5°<br />

Schweißfolge 5, Segment: 22,5°<br />

0<br />

0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 1,4<br />

Radialverformung w in mm<br />

Abbildung 8.32: Last-Verformungskurven am Knoten LM für <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>r<br />

8/1/S/H/SF mit Schweißeigenspannungen<br />

400<br />

350<br />

Axialspannung x in N/mm²<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

Schweißfolge 1<br />

Schweißfolge 2<br />

Schweißfolge 3<br />

50<br />

Schweißfolge 4<br />

Schweißfolge 5<br />

0<br />

-0,2 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1<br />

Radialverformung w in mm<br />

Abbildung 8.33: Last-Verformungskurven am Knoten LM (4/4/90/3/1 bis<br />

4/4/90/3/4) und RM (4/4/90/3/5) für Zylin<strong>de</strong>r R = 400 mm und t = 4 mm mit<br />

Schweißeigenspannungen<br />

138


8 Schweißfolgen<br />

80<br />

400<br />

70<br />

350<br />

SF-45: Axialspannung x in N/mm²<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

SF-27: Axialspannung x in N/mm²<br />

10<br />

Schweißfolge 5, t = 1 mm, SF-45<br />

50<br />

Schweißfolge 5 t = 4 mm, SF-27<br />

0<br />

0<br />

0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2<br />

Axialverformung u in mm<br />

Abbildung 8.34: Last-Verformungskurven für Axialverschiebung <strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>r<br />

4/4/90/3/5 und 8/1/22,5/2/5<br />

Dieses Verhalten <strong>de</strong>utet auf ein Verzweigungsproblem hin, da die bei dieser<br />

Laststufe erreichten Radialverformungen eine ein<strong>de</strong>utige horizontale Tangente<br />

in <strong>de</strong>r Last-Verformungskurve aufweisen. Die zur Grenzlast zugehörigen Radialverformungen<br />

sind groß. Bei <strong>de</strong>m plastisch versagen<strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>r 4/4/90/3/5<br />

ist im Bereich <strong>de</strong>r Grenztragfähigkeit <strong>de</strong>utlich die Ausbildung einer horizontalen<br />

Tangente in <strong>de</strong>r Last-Verformungskurve bei <strong>de</strong>r Axialverformung zu erkennen.<br />

Sysweld bietet die Möglichkeit, die Struktur mit <strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r Schweißsimulationsberechnung<br />

berechneten verschobenen Knotenkoordinaten abzuspeichern.<br />

Man erhält ein FE-Netz mit <strong>de</strong>r Verformungsfigur nach <strong>de</strong>m Schweißen,<br />

jedoch ohne Eigenspannungen. Für diese Systeme wird die Grenzspannung bestimmt.<br />

Es wird <strong>de</strong>r Gefügezustand, <strong>de</strong>r sich aus <strong>de</strong>m Schweißen ergibt, für<br />

diese Beulberechnung angesetzt. Aus <strong>de</strong>m Vergleich <strong>de</strong>r Grenzspannung <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

Zylin<strong>de</strong>rs mit Schweißeigenspannung mit <strong>de</strong>m Zylin<strong>de</strong>r ohne Schweißeigenspannung<br />

kann abgeschätzt wer<strong>de</strong>n, ob die Eigenspannungen einen <strong>Einfluß</strong> auf<br />

das Beulverhalten haben o<strong>de</strong>r ob die Grenztragfähigkeit allein von <strong>de</strong>r Radialverformung<br />

bestimmt wird.<br />

139


8 Schweißfolgen<br />

Die Last-Verformungskurven für die Zylin<strong>de</strong>r mit 1 mm Wanddicke sind in<br />

Abbildung 8.35 dargestellt. In Tabelle 8.10 sind die Grenzspannungen aus <strong>de</strong>m<br />

Beulen <strong>de</strong>r schweißverzogenen Zylin<strong>de</strong>r ohne Schweißeigenspannungen zusammengefaßt.<br />

Das Verhältnis aus <strong>de</strong>r Grenzspannung eines schweißverzogenen<br />

Zylin<strong>de</strong>rs ohne Eigenspannungen zur Grenzspannung eines schweißverzogenen<br />

Zylin<strong>de</strong>rs mit Eigenspannungen (<br />

σgr ohne<br />

σ gr mit<br />

) ist Tabelle 8.11 zu entnehmen.<br />

90<br />

80<br />

Axialspannung x in N/mm²<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

Schweißfolge 1, Segment: 45°<br />

20<br />

Schweißfolge 2, Segment: 45°<br />

Schweißfolge 1, Segment: 22,5°<br />

Schweißfolge 2, Segment: 22,5°<br />

10<br />

Schweißfolge 4, Segment: 22,5°<br />

Schweißfolge 5, Segment: 22,5°<br />

0<br />

0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1<br />

Radialverformung w in mm<br />

Abbildung 8.35: Last-Verformungskurven am Knoten LM für <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>r<br />

R = 800 mm und t = 1 mm mit Schweißverzug aus Schweißfolge 1 bis 5,<br />

jedoch ohne Schweißeigenspannungen<br />

Wenn dieser Verhältniswert größer als Eins ist, bewirken die Schweißeigenspannungen<br />

eine Reduktion <strong>de</strong>r Grenzspannung, wenn dieser Wert kleiner als<br />

Eins ist, bewirken die Schweißeigenspannungen eine Steigerung <strong>de</strong>r Grenzspannung.<br />

Bei <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn mit 4 mm Wanddicke liegt die Grenztragfähigkeit <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>lle<br />

ohne Schweißeigenspannungen auf etwa gleichem Nieveau und Höhe <strong>de</strong>r<br />

Streckgrenze <strong><strong>de</strong>s</strong> Grundwerkstoffs. Auch bei <strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>llen mit Schweißeigenspannung.<br />

Bei <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn mit 1 mm Wanddicke sind die Grenzspannun-<br />

140


8 Schweißfolgen<br />

gen bei <strong>de</strong>n Systemen mit 45 ◦ Segment sowohl mit, als auch ohne Schweißeigenspannungen<br />

gleich groß. Bei <strong>de</strong>n Systemen mit 22,5 ◦ Segment nimmt die<br />

Grenzspannung ab, wenn keine Schweißeigenspannungen vorhan<strong>de</strong>n sind. Das<br />

Eigenspannungsfeld wirkt sich günstig auf das Stabilitätsverhalten aus.<br />

Zylin<strong>de</strong>r SF 1 SF 2 SF 3 SF 4 SF 5<br />

4/4/90/3/SF 349 351 350 346 345<br />

8/1/45/3/SF 66,2 69,9 - - -<br />

8/1/22,5/2/SF 72,8 - - 58,9 57,9<br />

8/1/22,5/3/SF - 77,9 - - -<br />

N<br />

mm 2<br />

Tabelle 8.10: Grenzspannung σ gr in unter Axiallast nach Schweißverzug<br />

aus <strong>de</strong>n Schweißfolgen 1 bis 5, jedoch ohne Eigenspannungen<br />

Zylin<strong>de</strong>r SF 1 SF 2 SF 3 SF 4 SF 5<br />

4/4/90/3/SF 0,992 0,993 0,994 0,986 0,997<br />

8/1/45/3/SF 0,984 0,982 - - -<br />

8/1/22,5/2/SF 0,854 - - 0,657 0,809<br />

8/1/22,5/3/SF - 0,852 - - -<br />

Tabelle 8.11: Verhältnis <strong>de</strong>r Grenzspannung unter Axiallast ohne Eigenspannung<br />

zur Grenzspannung unter Axiallast mit Eigenspannung<br />

σgr ohne<br />

σ gr mit<br />

nach<br />

Schweißverzug aus <strong>de</strong>n Schweißfolgen 1 bis 5<br />

141


8 Schweißfolgen<br />

142


9 Werkstoffverhalten<br />

9 Werkstoffverhalten<br />

9.1 Allgemeines<br />

Um <strong>de</strong>n <strong>Einfluß</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> Werkstoffverhaltens auf <strong>de</strong>n Schweißverzug, die Schweißeigenspannungen<br />

und die daraus resultieren<strong>de</strong>n Auswirkungen auf die Grenztragfähigkeit<br />

unter Axiallast zu betrachten, wer<strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rmo<strong>de</strong>lle mit<br />

t = 1 mm, t = 2 mm und t = 4 mm gewählt, die jeweils mit <strong>de</strong>m Werkstoff<br />

S235 und <strong>de</strong>m Werkstoff S355 berechnet wur<strong>de</strong>n. Daraus ergeben sich die in<br />

Tabelle 9.1 zusammengefaßten Varianten.<br />

Zylin<strong>de</strong>r R t L S Werk- Heft- SF<br />

mm mm mm ◦ stoff stellen<br />

4/4/90/3/1 400 4 800 90 S355 3 1<br />

4/4/90/3/1 400 4 800 90 S235 3 1<br />

4/2/360/8/1 400 2 800 360 S355 8 1<br />

4/2/360/8/1 400 2 800 360 S235 8 1<br />

8/1/22,5/2/4 800 1 1600 22,5 S355 2 4<br />

8/1/22,5/2/4 800 1 1600 22,5 S235 2 4<br />

Tabelle 9.1: Abmessungen, Werkstoffe und Schweißfolgen <strong>de</strong>r untersuchten<br />

Mo<strong>de</strong>lle<br />

Die thermomechanischen Werkstoffkennwerte von S235 und S355 unterschei<strong>de</strong>n<br />

sich kaum. Da bei <strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>llen die Wärmequellen jeweils i<strong>de</strong>ntisch <strong>de</strong>finiert<br />

sind, entstammen Unterschie<strong>de</strong> beim Verzug und bei <strong>de</strong>n Eigenspannungen<br />

<strong>de</strong>r strukturmechanischen Berechnung. Für die Berechnung ergeben sich<br />

aus <strong>de</strong>n Werkstoffgesetzen signifikante Unterschie<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r<br />

• Streckgrenze <strong>de</strong>r ferritisch-perlitischen Phase (Grundwerkstoff)<br />

• Gefügeumwandlung<br />

143


9 Werkstoffverhalten<br />

Die Streckgrenze <strong><strong>de</strong>s</strong> Grundwerkstoffs ist beim S235 ger<strong>ing</strong>er als beim S355.<br />

Dieser <strong>Einfluß</strong> macht sich dann bemerkbar, wenn die Spannungen außerhalb<br />

<strong>de</strong>r Wärmeeinflußzone die Streckgrenze <strong><strong>de</strong>s</strong> S235 überschreiten.<br />

Bei <strong>de</strong>r Gefügeumwandlung besteht <strong>de</strong>r wesentliche Unterschied zwischen bei<strong>de</strong>n<br />

Stahlsorten darin, daß beim S235 die Austenit-Ferrit-Umwandlung noch<br />

bei höheren Abkühlgeschwindigkeiten stattfin<strong>de</strong>t als beim S355. Dies beeinflußt<br />

die Eigenspannungen und <strong>de</strong>n Schweißverzug in zweierlei Hinsicht. Das<br />

Gefüge in Naht und Wärmeeinflußzone weist beim S235 einen größeren Ferritund<br />

Bainitanteil auf als beim S355. Daraus folgt beim Zylin<strong>de</strong>r aus S235 eine<br />

ger<strong>ing</strong>ere Streckgrenze im Naht- und Wärmeeinflußzonenbereich als beim Zylin<strong>de</strong>r<br />

aus S355. Die Umwandlung γ → α fin<strong>de</strong>t beim S235 bei einer höheren<br />

Temperatur statt als beim S355. Die Streckgrenze, und damit die Steifigkeit, ist<br />

bei höheren Temperaturen ger<strong>ing</strong>er. Daraus folgt, daß die Umwandlungs<strong>de</strong>hnungen<br />

beim S235 eine ger<strong>ing</strong>ere Auswirkung haben als beim S355.<br />

9.2 Gefügeumwandlung<br />

Die Gefügeumwandlung beim Schweißen ergibt sich aus <strong>de</strong>n Abkühlraten und<br />

wird für die verschie<strong>de</strong>nen Stahlsorten jeweils durch SZTU-Schaubil<strong>de</strong>r beschrieben.<br />

Die berechnete Phasenverteilung im Nahtbereich nach <strong>de</strong>m Schweißen<br />

ist in Abbildung 9.1 für die Zylin<strong>de</strong>r mit 4 mm Wanddicke und in Abbildung<br />

9.2 für die Zylin<strong>de</strong>r mit 1 mm Wanddicke aufgetragen.<br />

Die Abkühlgeschwindigkeit bei 1 mm Blechdicke ist größer als bei 4 mm. Damit<br />

verbun<strong>de</strong>n ist die Martensitbildung bei <strong>de</strong>r dünneren Blechdicke größer.<br />

Bei S355 entsteht bei t = 1 mm 75% Martensit, bei t = 4 mm nur 25% Martensit.<br />

Bei S235 entsteht bei t = 1 mm 31% Martensit, bei t = 4 mm ist <strong>de</strong>r<br />

Martensitanteil mit 2,5% sehr ger<strong>ing</strong>.<br />

Beim S235 entsteht bei größerer Abkühlgeschwindigkeit noch Ferrit, während<br />

bei vergleichbaren Abkühlgeschwindigkeiten beim S355 Martensit entsteht.<br />

Die Zylin<strong>de</strong>r aus S355 weisen im Nahtbereich keinen Ferrit auf. Bei <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn<br />

aus S235 bil<strong>de</strong>t sich in Nahtmitte Ferrit.<br />

144


9 Werkstoffverhalten<br />

Phasenanteil in mm³/mm³<br />

1<br />

0,9<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

S355 Ferrit<br />

S355 Bainit<br />

S355 Martensit<br />

S235 Ferrit<br />

S235 Bainit<br />

S235 Martensit<br />

0<br />

-12 -10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10 12<br />

Nahtmittenabstand in mm<br />

Abbildung 9.1: Phasenverteilung am Meridian VL = -22,5 ◦ beim Zylin<strong>de</strong>r<br />

4/4/90/3/1 aus S355 und S235<br />

1<br />

0,9<br />

0,8<br />

Phasenanteil in mm³/mm³<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

S355 Ferrit<br />

S355 Bainit<br />

S355 Martensit<br />

S235 Ferrit<br />

S235 Bainit<br />

S235 Martensit<br />

0<br />

-12 -10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10 12<br />

Nahtmittenabstand in mm<br />

Abbildung 9.2: Phasenverteilung am Meridian VL = -5,625 ◦ beim Zylin<strong>de</strong>r<br />

8/1/22,5/2/4 aus S355 und S235<br />

145


9 Werkstoffverhalten<br />

Der Ferritanteil ist mit 12% beim Zylin<strong>de</strong>r mit 4 mm Wanddicke größer als<br />

beim Zylin<strong>de</strong>r mit 1 mm Wanddicke, bei <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Ferritanteil 3% beträgt. Der<br />

Martensitgehalt ist beim S235 <strong>de</strong>utlich ger<strong>ing</strong>er.<br />

Wer<strong>de</strong>n die Gefügeunterschie<strong>de</strong> zwischen S235 und S355 verglichen, so stellt<br />

man folgen<strong><strong>de</strong>s</strong> fest:<br />

Zylin<strong>de</strong>r mit 4 mm Wanddicke:<br />

Der Bainitanteil ist bei bei<strong>de</strong>n Werkstoffen dominant.<br />

Bei S235 ist das Restgefüge ferritisch, bei S355 martensitisch.<br />

Zylin<strong>de</strong>r mit 1 mm Wanddicke:<br />

Bei S235 ist das Gefüge bainitisch, das Restgefüge martensitisch.<br />

Bei S355 ist das Gefüge martensitisch, das Restgefüge bainitisch.<br />

Bei Schweißsimulationsberechnungen wird die Gefügeumwandlung aufgrund<br />

<strong>de</strong>r Umwandlungs<strong>de</strong>hnungen als Last aufgefaßt. Die im folgen<strong>de</strong>n aufgezeigten<br />

Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n Stahlsorten beim Schweißverzug und bei <strong>de</strong>n<br />

Eigenspannungen fußen auf <strong>de</strong>n hier aufgezeigten Gefügeunterschie<strong>de</strong>n.<br />

9.3 Schweißverzug<br />

Die Auswirkungen auf <strong>de</strong>n Schweißverzug, die aus <strong>de</strong>n Eigenschaften <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

Werkstoffs stammen, sollen in diesem Abschnitt betrachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Dazu sind in Tabelle 9.2 die maximalen Radialverformungen w in mm sowie<br />

die auf die Wanddicke t normierten Radialverformungen w t<br />

nach <strong>de</strong>m Heften<br />

und nach <strong>de</strong>m Schweißen für die betrachteten Zylin<strong>de</strong>rmo<strong>de</strong>lle mit t = 1 mm,<br />

t = 2 mm und t = 4 mm aus <strong>de</strong>n Stahlsorten S235 und S355 gegenübergestellt.<br />

Die Abbildungen 9.3 bis 9.6 zeigen die Radialverformungsfel<strong>de</strong>r und die Abbildungen<br />

9.7 bis 9.12 stellen die Radialverformungen am Meridian- und<br />

Äquatorschnitt dar.<br />

Im weiteren Verlauf dieses Abschnittes wird ausschließlich die Radialverformung<br />

nach <strong>de</strong>m Heften betrachtet.<br />

146


9 Werkstoffverhalten<br />

ISOVALEURS<br />

Ux<br />

Temps 5000<br />

Deformee X 100<br />

Ref.Calcul Global<br />

Ref.Visu Cylindrique<br />

Min = -0.599892<br />

Max = 0.16406<br />

-0.5<br />

-0.465<br />

-0.43<br />

-0.395<br />

-0.36<br />

-0.325<br />

-0.29<br />

-0.255<br />

-0.22<br />

-0.185<br />

x<br />

z<br />

y<br />

-0.15<br />

-0.115<br />

-0.08<br />

-0.045<br />

-0.00999999<br />

0.025<br />

0.06<br />

0.095<br />

0.13<br />

0.165<br />

0.2<br />

SYSWELD - 8.10 - linux86_64sp - Tue May 8 18:44:57 2007<br />

0<br />

Abbildung 9.3: Radialverformung w in mm in Radialrichtung 100-fach<br />

überhöht beim Zylin<strong>de</strong>r 4/4/90/3/1 aus S235<br />

ISOVALEURS<br />

Ux<br />

Temps 5000<br />

Deformee X 100<br />

Ref.Calcul Global<br />

Ref.Visu Cylindrique<br />

Min = -0.492445<br />

Max = 0.230503<br />

-0.5<br />

-0.465<br />

-0.43<br />

-0.395<br />

-0.36<br />

-0.325<br />

-0.29<br />

-0.255<br />

-0.22<br />

-0.185<br />

x<br />

z<br />

y<br />

-0.15<br />

-0.115<br />

-0.08<br />

-0.045<br />

-0.00999999<br />

0.025<br />

0.06<br />

0.095<br />

0.13<br />

0.165<br />

0.2<br />

SYSWELD - 8.10 - linux86_64sp - Tue May 8 19:20:11 2007<br />

0<br />

Abbildung 9.4: Radialverformung w in mm in Radialrichtung 100-fach<br />

überhöht beim Zylin<strong>de</strong>r 4/4/90/3/1 aus S355<br />

147


9 Werkstoffverhalten<br />

ISOVALEURS<br />

Ux<br />

Temps 5000<br />

Deformee X 100<br />

Ref.Calcul Global<br />

Ref.Visu Cylindrique<br />

Min = -0.712878<br />

Max = 0.113768<br />

-0.4<br />

-0.375<br />

-0.35<br />

-0.325<br />

-0.3<br />

-0.275<br />

-0.25<br />

-0.225<br />

-0.2<br />

x<br />

z<br />

y<br />

-0.175<br />

-0.15<br />

-0.125<br />

-0.1<br />

-0.075<br />

-0.05<br />

-0.025<br />

0<br />

0.025<br />

0.05<br />

0.075<br />

0.1<br />

SYSWELD - 8.10 - linux86_64sp - Wed May 9 12:05:07 2007<br />

0<br />

Abbildung 9.5: Radialverformung w in mm in Radialrichtung 100-fach<br />

überhöht beim Zylin<strong>de</strong>r 4/2/360/8/1 aus S235<br />

ISOVALEURS<br />

Ux<br />

Temps 5000<br />

Deformee X 100<br />

Ref.Calcul Global<br />

Ref.Visu Cylindrique<br />

Min = -0.427915<br />

Max = 0.13546<br />

-0.4<br />

-0.375<br />

-0.35<br />

-0.325<br />

-0.3<br />

-0.275<br />

-0.25<br />

-0.225<br />

-0.2<br />

-0.175<br />

-0.15<br />

x<br />

z<br />

y<br />

-0.125<br />

-0.1<br />

-0.075<br />

-0.05<br />

-0.025<br />

0<br />

0.025<br />

0.05<br />

0.075<br />

0.1<br />

SYSWELD - 8.10 - linux86_64sp - Fri Apr 20 14:11:16 2007<br />

0<br />

Abbildung 9.6: Radialverformung w in mm in Radialrichtung 100-fach<br />

überhöht beim Zylin<strong>de</strong>r 4/2/360/8/1 aus S355<br />

148


9 Werkstoffverhalten<br />

Radius in mm 400 400 400 400 800 800<br />

t in mm 4 4 2 2 1 1<br />

Werkstoff S235 S355 S235 S355 S235 S355<br />

nach <strong>de</strong>m Heften:<br />

nach außen w 0,10 0,11 0,12 0,15 0,010 0,12<br />

nach innen w 0,16 0,15 0,23 0,22 0,18 0,19<br />

nach <strong>de</strong>m Schweißen:<br />

nach außen w 0,16 0,23 0,11 0,14 0,40 0,47<br />

nach innen w 0,60 0,49 0,71 0,43 0,67 0,43<br />

nach <strong>de</strong>m Heften:<br />

nach außen w t 0,025 0,028 0,06 0,075 0,010 0,12<br />

nach innen w t 0,04 0,038 0,12 0,11 0,18 0,19<br />

nach <strong>de</strong>m Schweißen:<br />

nach außen w t 0,04 0,058 0,055 0,22 0,40 0,47<br />

nach innen w t 0,15 0,12 0,36 0,07 0,67 0,43<br />

Tabelle 9.2: Radialverformung w in mm und normierte Radialverformung w t<br />

nach <strong>de</strong>m Heften und nach <strong>de</strong>m Schweißen bei <strong>de</strong>n betrachteten Zylin<strong>de</strong>rn<br />

Der Radialverzug nach innen ist bei <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn aus S235 größer als bei<br />

<strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn aus S355. Dies zeigen die am Meridianschnitt aufgetragenen<br />

Radialverformungen in Abbildung 9.7 für <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>r mit 4 mm Wanddicke,<br />

in Abbildung 9.9 für <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>r mit 2 mm Wanddicke und in Abbildung 9.11<br />

für <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>r mit 1 mm Wanddicke.<br />

Bei <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn 4/2/360/8/1, bei <strong>de</strong>nen zwei einan<strong>de</strong>r gegenüberliegen<strong>de</strong><br />

Schweißwärmequellen gleichzeitig um <strong>de</strong>n Äquator wan<strong>de</strong>rn und <strong>de</strong>mzufolge<br />

an gegenüberliegen<strong>de</strong>n Stellen en<strong>de</strong>n, ergibt sich beim Werkstoff S235<br />

die in Abbildung 9.5 erkennbare ellipsoi<strong>de</strong> Grundform <strong><strong>de</strong>s</strong> Schweißverzuges,<br />

während beim Werkstoff S355, wie aus Abbildung 9.6 zu ersehen, die Grundform<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> Schweißverzuges annähernd kreisförmig bleibt.<br />

Aus <strong>de</strong>r in Abbildung 9.12 am Äquatorschnitt dargestellten Radialverformung<br />

für <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>r mit 1 mm Wanddicke wird <strong>de</strong>utlich, daß sich beim Zylin<strong>de</strong>r<br />

aus S235 in Segmentmitte, dies ist <strong>de</strong>r Nahtendbereich von Schweißnaht 1 und<br />

149


9 Werkstoffverhalten<br />

<strong>de</strong>r Nahtanfangsbereich von Schweißnaht 2, ein <strong>de</strong>utlicher Einzug mit einer<br />

Amplitu<strong>de</strong> von 0,60 mm ausbil<strong>de</strong>t. Die Radialverformung nach innen ist damit<br />

um 0,4 mm größer als am rechten Rand. Beim vergleichbaren Zylin<strong>de</strong>r aus<br />

S355 bil<strong>de</strong>t sich dieser Einzug nicht aus. Der Radialverzug nach innen ist mit<br />

0,2 mm nur unwesentlich größer als am rechten Rand. Die Radialverformung<br />

nach außen nimmt beim Zylin<strong>de</strong>r aus S235 gegenüber <strong>de</strong>m Zylin<strong>de</strong>r aus S355<br />

<strong>de</strong>utlich ab. Dies ist in Abbildung 9.12 beim Zylin<strong>de</strong>r mit 1 mm Wanddicke am<br />

linken Rand gut zu erkennen.<br />

Beim Zylin<strong>de</strong>r mit 4 mm (Abbildung 9.8) und auch beim Zylin<strong>de</strong>r mit 2 mm<br />

(Abbildung 9.10) Wanddicke aus S235 verformt sich die Äquatorlinie über <strong>de</strong>n<br />

gesamten Segmentumfang nach innen, während beim entsprechen<strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>r<br />

aus S355 Verformungen nach innen und außen auftreten.<br />

In Tabelle 9.3 ist die Differenz <strong>de</strong>r Radialverschiebung zwischen <strong>de</strong>m maximalen<br />

Einzug neben <strong>de</strong>r Naht und <strong>de</strong>m Einzug in Nahtmitte für die betrachteten<br />

Zylin<strong>de</strong>r am Schnitt VL o<strong>de</strong>r A1 angegeben. Bei <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn aus S235<br />

ist diese Differenz ger<strong>ing</strong>er als bei <strong>de</strong>n vergleichbaren Zylin<strong>de</strong>rn aus S355.<br />

Beim Zylin<strong>de</strong>r mit 4 mm Wanddicke ist diese Differenz ger<strong>ing</strong>er als beim vergleichbaren<br />

Zylin<strong>de</strong>r mit 1 mm Wanddicke. Dieses Verhalten korreliert mit <strong>de</strong>r<br />

Gefügeumwandlung:<br />

Ger<strong>ing</strong>ere Martensitbildung beim S235 → ger<strong>ing</strong>ere Differenz <strong>de</strong>r Radialverschiebung.<br />

Ger<strong>ing</strong>ere Martensitbildung bei t = 4 mm → ger<strong>ing</strong>ere Differenz <strong>de</strong>r Radialverschiebung.<br />

Radius in mm 400 400 400 400 800 800<br />

t in mm 4 4 2 2 1 1<br />

Werkstoff S235 S355 S235 S355 S235 S355<br />

Meridian VL VL A1 A1 VL VL<br />

Differenz ∆ w 0,064 0,127 0,093 0,15 0,19 0,27<br />

Differenz ∆ w t 0,016 0,032 0,047 0,074 0,19 0,27<br />

Tabelle 9.3: Differenz <strong>de</strong>r Radialverformung ∆ w in mm und <strong>de</strong>r normierten<br />

Radialverformung ∆ w t<br />

zwischen maximaler Radialverformung nach innen<br />

und Radialverformung in Nahtmitte am Meridian VL o<strong>de</strong>r A1 bei <strong>de</strong>n betrachteten<br />

Zylin<strong>de</strong>rn<br />

150


9 Werkstoffverhalten<br />

0,05<br />

0,00<br />

-0,05<br />

Radialverformung w in mm<br />

-0,10<br />

-0,15<br />

-0,20<br />

-0,25<br />

-0,30<br />

-0,35<br />

-0,40 S355<br />

S235<br />

-0,45<br />

-200 -150 -100 -50 0 50 100 150 200<br />

Nahtmittenabstand in mm<br />

Abbildung 9.7: Radialverformung w in mm am Meridian VL = -22,5 ◦ beim<br />

Zylin<strong>de</strong>r 4/4/90/3/1 aus S235 und S355<br />

0,2<br />

0,1<br />

Radialverformung w in mm<br />

0<br />

-0,1<br />

-0,2<br />

-0,3<br />

-0,4<br />

S355<br />

S235<br />

-0,5<br />

-0,6<br />

-45 -30 -15 0 15 30 45<br />

Umfangswinkel in °<br />

Abbildung 9.8: Radialverformung w in mm am Äquator beim Zylin<strong>de</strong>r beim<br />

Zylin<strong>de</strong>r 4/4/90/3/1 aus S235 und S355<br />

151


9 Werkstoffverhalten<br />

0,05<br />

0,00<br />

Radialverformung w in mm<br />

-0,05<br />

-0,10<br />

-0,15<br />

-0,20<br />

-0,25<br />

-0,30<br />

-0,35 S355<br />

S235<br />

-0,40<br />

-200 -150 -100 -50 0 50 100 150 200<br />

Nahtmittenabstand in mm<br />

Abbildung 9.9: Radialverformung w in mm am Meridian A1 = -135 ◦ beim<br />

Zylin<strong>de</strong>r 8/2/360/8/1 aus S235 und S355<br />

0,2<br />

0,1<br />

S355<br />

Radialverformung w in mm<br />

0<br />

-0,1<br />

-0,2<br />

-0,3<br />

-0,4<br />

-0,5<br />

-0,6<br />

S235<br />

-0,7<br />

-180 -150 -120 -90 -60 -30 0 30 60 90 120 150 180<br />

Umfangswinkel in °<br />

Abbildung 9.10: Radialverformung w in mm am Äquator beim Zylin<strong>de</strong>r<br />

8/2/360/8/1 aus S235 und S355<br />

152


9 Werkstoffverhalten<br />

0,20<br />

0,10<br />

Radialverformung w in mm<br />

0,00<br />

-0,10<br />

-0,20<br />

-0,30<br />

-0,40<br />

S355<br />

S235<br />

-0,50<br />

-200 -150 -100 -50 0 50 100 150 200<br />

Nahtmittenabstand in mm<br />

Abbildung 9.11: Radialverformung w in mm am Meridian VL = -5,625 ◦ beim<br />

Zylin<strong>de</strong>r 8/1/22,5/2/4 aus S235 und S355<br />

0,6<br />

0,4<br />

Radialverformung w in mm<br />

0,2<br />

0<br />

-0,2<br />

S355<br />

-0,4<br />

S235<br />

-0,6<br />

-11,25 -8,75 -6,25 -3,75 -1,25 1,25 3,75 6,25 8,75 11,25<br />

Umfangswinkel in °<br />

Abbildung 9.12: Radialverformung w in mm am Äquator beim Zylin<strong>de</strong>r<br />

8/1/22,5/2/4 aus S235 und S355<br />

153


9 Werkstoffverhalten<br />

Nach diesen Erkenntnissen kann die unterschiedliche Gefügeumwandlung als<br />

Ursache für die auftreten<strong>de</strong>n Abweichungen beim Schweißverzug festgestellt<br />

wer<strong>de</strong>n. Dies kann einerseits mit <strong>de</strong>r Tatsache begrün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, daß die<br />

Gefügeumwandlung während <strong><strong>de</strong>s</strong> Aufheiz- und Abkühlvorgangs bei unterschiedlichen<br />

Blechdicken unterschiedlich verläuft, an<strong>de</strong>rerseits auch mit <strong>de</strong>r<br />

Tatsache, daß ein grundsätzlich an<strong>de</strong>res Umwandlungsverhalten auch zu unterschiedlichen<br />

Gefügeumwandlungen führt.<br />

Die Umwandlungs<strong>de</strong>hnungen bestimmen das Verzugsfeld insbeson<strong>de</strong>re bei<br />

<strong>de</strong>n hier vorliegen<strong>de</strong>n schlanken Strukturen maßgeblich.<br />

9.4 Spannungen aus <strong>de</strong>r Membrannormalkraft<br />

Die allgemein vertretene Auffassung, daß die Größe <strong>de</strong>r Zugeigenspannungen<br />

generell mit <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>r Streckgrenze <strong><strong>de</strong>s</strong> Werkstoffs zunimmt, muß bei genauer<br />

Betrachtung <strong>de</strong>r hier untersuchten Varianten als nicht immer zutreffend<br />

e<strong>ing</strong>estuft wer<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>n Abbildungen 9.13 und 9.14 sind die Spannungen aus <strong>de</strong>r Umfangsnormalkraft<br />

am Meridianschnitt VL für die Zylin<strong>de</strong>r mit 1 mm und 4 mm<br />

Wanddicke dargestellt. In <strong>de</strong>n Abbildungen 9.15 und 9.16 sind für <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>r<br />

mit 4 mm Wanddicke die Spannungen aus Umfangs- und Axialnormalkraft<br />

am Äquator dargestellt.<br />

Beim Zylin<strong>de</strong>r aus S355 gibt es im Nahtbereich eine Einsattelung <strong>de</strong>r Spannung<br />

aus <strong>de</strong>r Umfangsnormalkraft, die beim Zylin<strong>de</strong>r mit 1 mm Wanddicke<br />

ausgeprägter ist, als beim Zylin<strong>de</strong>r mit 4 mm Wanddicke. Aufgrund <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

abweichen<strong>de</strong>n Umwandlungsverhaltens ist diese Einsattelung beim Zylin<strong>de</strong>r<br />

mit 1 mm Wanddicke aus S235 wesentlich ger<strong>ing</strong>er und beim Zylin<strong>de</strong>r mit<br />

4 mm Wanddicke aus S235 nicht mehr vorhan<strong>de</strong>n (siehe Abbildungen 9.13<br />

und 9.14). Das in Nahtmitte entstehen<strong>de</strong> bainitische Gefüge führt bei <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn<br />

aus S235 zu Eigenspannungen, die beim Zylin<strong>de</strong>r mit 4 mm Wanddicke<br />

mit 415<br />

N<br />

mm 2<br />

<strong>de</strong>utlich über <strong>de</strong>r Streckgrenze <strong><strong>de</strong>s</strong> Grundmaterials liegen. Im<br />

nahtnahen Bereich, <strong>de</strong>r bis maximal A c1 aufgeheizt wur<strong>de</strong>, liegen die Spannungen<br />

aus <strong>de</strong>r Umfangsnormalkraft auf <strong>de</strong>m Niveau <strong>de</strong>r Streckgrenze <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

Grundwerkstoffs.<br />

154


9 Werkstoffverhalten<br />

500<br />

Spannung aus Umfangsnormalkraft n in N/mm²<br />

400<br />

S355<br />

S235<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

-100<br />

-200<br />

-100 -80 -60 -40 -20 0 20 40 60 80 100<br />

Nahtmittenabstand in mm<br />

N<br />

mm 2<br />

Abbildung 9.13: Spannung in aus Umfangsnormalkraft n θ am Meridian<br />

VL = -22,5 ◦ beim Zylin<strong>de</strong>r 4/4/90/3/1<br />

500<br />

Spannung aus Umfangsnormalkraft n in N/mm²<br />

S355<br />

400<br />

S235<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

-100<br />

-200<br />

-50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40 50<br />

Nahtmittenabstand in mm<br />

N<br />

mm 2<br />

Abbildung 9.14: Spannung in aus Umfangsnormalkraft n θ am Meridian<br />

VL = -5,625 ◦ beim Zylin<strong>de</strong>r 8/1/22,5/2/4<br />

155


9 Werkstoffverhalten<br />

Spannung aus Umfangsnormalkraft n in N/mm²<br />

500<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

S235<br />

S355<br />

0<br />

-45 -30 -15 0 15 30 45<br />

Umfangswinkel in °<br />

Abbildung 9.15: Spannung in<br />

beim Zylin<strong>de</strong>r 4/4/90/3/1<br />

N<br />

mm 2<br />

aus Umfangsnormalkraft n θ am Äquator<br />

300<br />

Spannung aus Axialnormalkraft n x in N/mm²<br />

200<br />

100<br />

0<br />

-100<br />

-200<br />

-300<br />

S355<br />

S235<br />

S235<br />

S355<br />

-400<br />

-45 -30 -15 0 15 30 45<br />

Umfangswinkel in °<br />

Abbildung 9.16: Spannung in<br />

N aus Axialnormalkraft n<br />

mm 2<br />

x am Äquator beim<br />

Zylin<strong>de</strong>r 8/1/22,5/2/4<br />

156


9 Werkstoffverhalten<br />

Bei <strong>de</strong>m in Abbildung 9.15 dargestellten Verlauf <strong>de</strong>r Spannungen aus Umfangsnormalkraft<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> Zylin<strong>de</strong>rs mit 4 mm Wanddicke liegen die Werte für <strong>de</strong>n<br />

Werkstoff S235 <strong>de</strong>utlich über <strong>de</strong>n Werten für <strong>de</strong>n Werkstoff S355. Dies entspricht<br />

zunächst nicht <strong>de</strong>n Erwartungen, ist jedoch zweifelsohne auf die bei<br />

bei<strong>de</strong>n Werkstoffen unterschiedlich verlaufen<strong>de</strong> Gefügeumwandlung zurückzuführen.<br />

Die Spannungen aus Axialnormalkraft (Abbildung 9.16) weisen für bei<strong>de</strong><br />

Stahlsorten einen ähnlichen Verlauf auf. Beim Zylin<strong>de</strong>r aus S355 ist die Spannungsamplitu<strong>de</strong><br />

im Nahtwechselbereich in Segmentmitte größer als beim Zylin<strong>de</strong>r<br />

aus S235.<br />

9.5 Grenzspannung<br />

In <strong>de</strong>n vorigen Abschnitten wur<strong>de</strong> festgestellt, daß sich wegen <strong><strong>de</strong>s</strong> unterschiedlichen<br />

Werkstoffverhaltens bei Zylin<strong>de</strong>rn aus S235 ein an<strong>de</strong>res<br />

Eigenspannungs- und Verzugsfeld einstellt als bei vergleichbaren Zylin<strong>de</strong>rn<br />

aus S355. Es wird erwartet, daß sich diese Unterschie<strong>de</strong> auch beim Beulverhalten<br />

auswirken.<br />

σgr ohne<br />

σ gr mit<br />

In Tabelle 9.4 sind die Grenzspannungen mit und ohne Eigenspannungen für<br />

die betrachteten Zylin<strong>de</strong>r zusammengestellt. Der Verhältniswert ist angegeben.<br />

In <strong>de</strong>n Abbildungen 9.17 bis 9.22 sind die Beulmuster <strong>de</strong>r betrachteten<br />

Zylin<strong>de</strong>r für das Beulen mit Eigenspannungen dargestellt.<br />

Radius in mm 400 400 400 400 800 800<br />

t in mm 4 4 2 2 1 1<br />

Segment in ◦ 90 90 360 360 22,5 22,5<br />

Werkstoff S235 S355 S235 S355 S235 S355<br />

Grenzspannung<br />

mit Eigenspannungen 228 352 198 310 60,1 89,7<br />

ohne Eigenspannungen 233 349 219 312 60,5 58,9<br />

Verhältniswert σ gr ohne<br />

σ gr mit<br />

1,02 0,99 1,11 0,99 1,01 0,66<br />

N<br />

mm 2<br />

Tabelle 9.4: Grenzspannung σ gr in bei <strong>de</strong>n betrachteten Zylin<strong>de</strong>rn nach<br />

σgr ohne<br />

Schweißverzug mit und ohne Eigenspannungen; Verhältniswert<br />

σ gr mit<br />

157


9 Werkstoffverhalten<br />

ISOVALEURS<br />

Ux<br />

Temps 227.835<br />

Deformee X 100<br />

Ref.Calcul Global<br />

Ref.Visu Cylindrique<br />

Min = -0.67818<br />

Max = 0.427069<br />

-0.5<br />

-0.45<br />

-0.4<br />

-0.35<br />

-0.3<br />

-0.25<br />

-0.2<br />

-0.15<br />

-0.1<br />

-0.05<br />

x<br />

z<br />

y<br />

0<br />

0.05<br />

0.1<br />

0.15<br />

0.2<br />

0.25<br />

0.3<br />

0.35<br />

0.4<br />

0.45<br />

0.5<br />

SYSWELD - 8.10 - linux86_64sp - Tue May 8 18:45:39 2007<br />

0<br />

Abbildung 9.17: Radialverformung w in mm in Radialrichtung 100-fach<br />

überhöht unter Grenzspannung, Zylin<strong>de</strong>r 4/4/90/3/1, S235<br />

ISOVALEURS<br />

Ux<br />

Temps 352.304<br />

Deformee X 100<br />

Ref.Calcul Global<br />

Ref.Visu Cylindrique<br />

Min = -0.465673<br />

Max = 0.721722<br />

-0.5<br />

-0.45<br />

-0.4<br />

-0.35<br />

-0.3<br />

-0.25<br />

-0.2<br />

-0.15<br />

-0.1<br />

-0.05<br />

x<br />

z<br />

y<br />

0<br />

0.05<br />

0.1<br />

0.15<br />

0.2<br />

0.25<br />

0.3<br />

0.35<br />

0.4<br />

0.45<br />

0.5<br />

SYSWELD - 8.10 - linux86_64sp - Tue May 8 19:01:22 2007<br />

0<br />

Abbildung 9.18: Radialverformung w in mm in Radialrichtung 100-fach<br />

überhöht unter Grenzspannung, Zylin<strong>de</strong>r 4/4/90/3/1, S355<br />

158


9 Werkstoffverhalten<br />

ISOVALEURS<br />

Ux<br />

Temps 197.534<br />

Deformee X 100<br />

Ref.Calcul Global<br />

Ref.Visu Cylindrique<br />

Min = -1.46839<br />

Max = 0.519317<br />

-1<br />

-0.9<br />

-0.8<br />

-0.7<br />

-0.6<br />

-0.5<br />

-0.4<br />

-0.3<br />

-0.2<br />

-0.1<br />

x<br />

z<br />

y<br />

0<br />

0.1<br />

0.2<br />

0.3<br />

0.4<br />

0.5<br />

0.6<br />

0.7<br />

0.8<br />

0.9<br />

1<br />

SYSWELD - 8.10 - linux86_64sp - Wed May 9 13:10:24 2007<br />

0<br />

Abbildung 9.19: Radialverformung w in mm in Radialrichtung 100-fach<br />

überhöht unter Grenzspannung, Zylin<strong>de</strong>r 4/2/360/8/1, S235<br />

ISOVALEURS<br />

Ux<br />

Temps 310.207<br />

Deformee X 100<br />

Ref.Calcul Global<br />

Ref.Visu Cylindrique<br />

Min = -1.29361<br />

Max = 1.20092<br />

-1.2<br />

-1.08<br />

-0.96<br />

-0.84<br />

-0.72<br />

-0.6<br />

-0.48<br />

-0.36<br />

-0.24<br />

-0.12<br />

0<br />

x<br />

z<br />

y<br />

0.12<br />

0.24<br />

0.36<br />

0.48<br />

0.6<br />

0.72<br />

0.84<br />

0.96<br />

1.08<br />

1.2<br />

SYSWELD - 8.10 - linux86_64sp - Fri Apr 20 14:01:13 2007<br />

0<br />

Abbildung 9.20: Radialverformung w in mm in Radialrichtung 100-fach<br />

überhöht unter Grenzspannung, Zylin<strong>de</strong>r 4/2/360/8/1, S355<br />

159


9 Werkstoffverhalten<br />

ISOVALEURS<br />

Ux<br />

Temps 60.1237<br />

Deformee X 100<br />

Ref.Calcul Global<br />

Ref.Visu Cylindrique<br />

Min = -1.61342<br />

Max = 1.01631<br />

-1<br />

-0.9<br />

-0.8<br />

-0.7<br />

-0.6<br />

-0.5<br />

-0.4<br />

-0.3<br />

-0.2<br />

-0.1<br />

x<br />

z<br />

y<br />

0<br />

0.1<br />

0.2<br />

0.3<br />

0.4<br />

0.5<br />

0.6<br />

0.7<br />

0.8<br />

0.9<br />

1<br />

SYSWELD - 8.10 - linux86_64sp - Tue May 8 18:56:08 2007<br />

0<br />

Abbildung 9.21: Radialverformung w in mm in Radialrichtung 100-fach<br />

überhöht unter Grenzspannung, Zylin<strong>de</strong>r 8/1/22,5/2/4, S235<br />

ISOVALEURS<br />

Ux<br />

Temps 89.6988<br />

Deformee X 100<br />

Ref.Calcul Global<br />

Ref.Visu Cylindrique<br />

Min = -0.736768<br />

Max = 1.22295<br />

-1<br />

-0.9<br />

-0.8<br />

-0.7<br />

-0.6<br />

-0.5<br />

-0.4<br />

-0.3<br />

-0.2<br />

-0.1<br />

x<br />

z<br />

y<br />

0<br />

0.1<br />

0.2<br />

0.3<br />

0.4<br />

0.5<br />

0.6<br />

0.7<br />

0.8<br />

0.9<br />

1<br />

SYSWELD - 8.10 - linux86_64sp - Tue May 8 18:57:35 2007<br />

0<br />

Abbildung 9.22: Radialverformung w in mm in Radialrichtung 100-fach<br />

überhöht unter Grenzspannung, Zylin<strong>de</strong>r 8/1/22,5/2/4, S355<br />

160


9 Werkstoffverhalten<br />

Die in Tabelle 9.4 für die Zylin<strong>de</strong>r mit R t<br />

=800 und einem Segment von 22,5 ◦<br />

angegebenen Grenzspannungen dienen nur <strong>de</strong>m Vergleich zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />

Werkstoffen. Die Grenzspannung ist beim Zylin<strong>de</strong>rsegment von 22,5 ◦<br />

größer als bei einem größeren Zylin<strong><strong>de</strong>s</strong>egment, da durch die gewählten Randbed<strong>ing</strong>ungen<br />

am Seitenrand bei kleinerer Segmentgröße eine größere Umfangswellenzahl<br />

erzwungen wird.<br />

Beim Zylin<strong>de</strong>rsegment mit 4 mm Wanddicke aus S355 (Abbildung 9.18) bil<strong>de</strong>t<br />

sich ein schachbrettförmiges Beulmuster mit 1 1 2<br />

Beulwellen in Umfangsrichtung<br />

aus. Beim vergleichbaren Zylin<strong>de</strong>rsegment aus S235 (Abbildung 9.17)<br />

versagt im wesentlichen <strong>de</strong>r Nahtbereich am rechten Segmentrand durch Radialverformung<br />

nach innen. Es gibt nur einen sehr kleinen Bereich, <strong>de</strong>r nach<br />

außen beult. Das beim S355 <strong>de</strong>utlich ausgeprägte Schachbrettmuster ist beim<br />

S235 nur schwach zu erkennen. Die Grenzspannung <strong><strong>de</strong>s</strong> plastisch beulen<strong>de</strong>n<br />

Zylin<strong>de</strong>rs mit 4 mm Wanddicke liegt sowohl bei S235 als auch bei S355 bei<br />

<strong>de</strong>r Streckgrenze <strong><strong>de</strong>s</strong> Grundwerkstoffes.<br />

Beim elastisch beulen<strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>r mit 1 mm Wanddicke ist beim Mo<strong>de</strong>ll mit<br />

Eigenspannungen zu beobachten, daß die Grenzspannung beim Zylin<strong>de</strong>r aus<br />

S235 mit 60,1<br />

N <strong>de</strong>utlich ger<strong>ing</strong>er ist als die Grenzspannung beim Zylin<strong>de</strong>r<br />

aus S355 mit 89,7<br />

N . Nach allgemeinem, bisher geläufigem, Verständnis<br />

mm 2<br />

mm 2<br />

wäre zu erwarten, daß bei<strong>de</strong> Grenzspannungen gleich groß sind, da diese Spannungen<br />

weit unterhalb <strong>de</strong>r Streckgrenze liegen und die unterschiedlich hohe<br />

Streckgrenze keinen <strong>Einfluß</strong> haben dürfte.<br />

Die Grenzspannungen <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rmo<strong>de</strong>lle ohne Eigenspannungen<br />

sind mit 60,5<br />

N für <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>r aus S235 etwa so groß wie für<br />

mm 2<br />

<strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>r aus S355 mit 58,9<br />

N . Das be<strong>de</strong>utet, daß bei <strong>de</strong>m gewählten<br />

mm 2<br />

System die Schweißeigenspannungen beim Werkstoff S355 eine signifikannte<br />

Steigerung <strong>de</strong>r Grenzspannung bewirken, während die Schweißeigenspannungen<br />

beim Werkstoff S235 keine Auswirkung auf die Grenzspannung haben.<br />

Der Zylin<strong>de</strong>r mit 2 mm Wanddicke weist ein ähnliches Beulverhalten auf. Beim<br />

Werkstoff S355 (Abbildung 9.20) bil<strong>de</strong>t sich ebenfalls ein schachbrettförmiges<br />

Beulmuster aus. Beim vergleichbaren Zylin<strong>de</strong>r aus S235 (Abbildung 9.19) versagt<br />

im wesentlichen <strong>de</strong>r Nahtanfangs- und Nahtendbereich durch Radialver-<br />

161


9 Werkstoffverhalten<br />

formung nach innen. Es gibt fast keine Radialverformung nach außen. Dafür<br />

setzt sich die ellipsoi<strong>de</strong> Grundform aus <strong>de</strong>m Schweißverzug (Abbildung 9.5)<br />

bei <strong>de</strong>r Beulverformung fort.<br />

Aus <strong>de</strong>r in Abbildung 9.23 aufgetragenen Radialverformung am Äquator für<br />

<strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>r mit 1 mm Wanddicke (8/1/22,5/2/4) nach <strong>de</strong>m Schweißen und<br />

nach <strong>de</strong>m Beulen läßt sich die Affinität <strong>de</strong>r Beulfigur zum Schweißverzug erkennen.<br />

Zusammenfassend wird festgestellt, daß <strong>de</strong>r Verzug durch <strong>de</strong>n Werkstoff maßgebend<br />

beeinflußt wird und durch <strong>de</strong>n Verzug die Beulform und die Grenzspannung<br />

signifikant beeinflußt wird.<br />

1,5<br />

1<br />

Radialverformung w in mm<br />

0,5<br />

0<br />

-0,5<br />

-1<br />

-1,5<br />

S355 nach <strong>de</strong>m Beulen<br />

S355 nach <strong>de</strong>m Schweißen<br />

S235 nach <strong>de</strong>m Schweißen<br />

S235 nach <strong>de</strong>m Beulen<br />

-2<br />

-11,25 -8,75 -6,25 -3,75 -1,25 1,25 3,75 6,25 8,75 11,25<br />

Umfangswinkel in °<br />

Abbildung 9.23: Radialverformung w in mm am Äquator beim Zylin<strong>de</strong>r<br />

8/1/22,5/2/4 für S235 und S355 nach <strong>de</strong>m Schweißen und nach <strong>de</strong>m Beulen.<br />

162


10 Vereinfachungen<br />

10 Vereinfachungen<br />

10.1 Untersuchte Vereinfachungen bei <strong>de</strong>r Berechnung<br />

In einer Vielzahl von Veröffentlichungen zur Berechnung von Schweißverzug<br />

und Schweißeigenspannungen wer<strong>de</strong>n Vereinfachungen bei <strong>de</strong>n Berechnungsannahmen<br />

getroffen, weil keine geeignete Software verwen<strong>de</strong>t wird o<strong>de</strong>r weil<br />

Rechenkapazität fehlt. Deshalb wird <strong>de</strong>r <strong>Einfluß</strong> folgen<strong>de</strong>r Parameter untersucht:<br />

a. Heftstellen<br />

b. Gefügeumwandlung<br />

c. Zusatzwerkstoff<br />

d. transiente Wärmequelle<br />

e. Löschen <strong>de</strong>r Materialhistorie oberhalb <strong>de</strong>r Schmelztemperatur<br />

in<strong>de</strong>m diese in Vergleichsberechnungen unterdrückt wer<strong>de</strong>n. Das Berechnungsmo<strong>de</strong>ll<br />

ohne Zusatzwerkstoff und ohne Heften entspricht <strong>de</strong>r Simulation<br />

einer Blindnaht.<br />

Tabelle 10.1 liefert <strong>de</strong>n Überblick über die für die Vergleichsberechnungen<br />

verwen<strong>de</strong>ten Zylin<strong>de</strong>rgeometrien.<br />

10.2 Heftstellen<br />

Als wesentliches Ergebnis aus Kapitel 8 ist festzustellen, daß <strong>de</strong>r Maximalwert<br />

<strong>de</strong>r Radialverformung bei Berücksichtigung <strong>de</strong>r Heftstellen zunimmt.<br />

163


10 Vereinfachungen<br />

Radius in mm 800 800<br />

t in mm 1 1<br />

L in mm 1600 1600<br />

Segment in ◦ 22,5 22,5<br />

Heftstellen 2 2<br />

Schweißfolge 4 4<br />

Werkstoff S235 S355<br />

Tabelle 10.1: Übersicht <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten Zylin<strong>de</strong>rgeometrien<br />

10.3 Gefügeumwandlung<br />

In <strong>de</strong>n vorangegangenen Kapiteln wur<strong>de</strong>n bereits die Einflüsse <strong>de</strong>r Gefügeumwandlung<br />

auf <strong>de</strong>n Schweißverzug und die Schweißeigenspannungen bei umwan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n<br />

Stählen erläutert. In diesem Abschnitt wird mit einem Vergleich<br />

zwischen <strong>de</strong>r Berechnung mit und <strong>de</strong>r Berechnung ohne Gefügeumwandlung<br />

die Größenordnung <strong>de</strong>r Abweichung gezeigt.<br />

In Tabelle 10.2 sind für die Mo<strong>de</strong>lle mit Berechnung <strong>de</strong>r Gefügeumwandlung<br />

und für die Mo<strong>de</strong>lle ohne Berechnung <strong>de</strong>r Gefügeumwandlung die Maximalwerte<br />

<strong>de</strong>r Radialverformungen nach innen und nach außen zusammengestellt.<br />

Der Verhältniswert <strong>de</strong>r Radialverformung<br />

w ohne Gefügeumwandlung<br />

w mit Gefügeumwandlung<br />

stellt das Maß<br />

für die Abweichung dar. Bei je<strong>de</strong>m Mo<strong>de</strong>ll und bei bei<strong>de</strong>n Stahlsorten treten<br />

signifikante Abweichungen zwischen <strong>de</strong>r Berechnung mit und <strong>de</strong>r Berechnung<br />

ohne Gefügeumwandlung auf.<br />

Den Vergleich <strong><strong>de</strong>s</strong> Verlaufes <strong>de</strong>r Radialverformung w am Meridian VL und<br />

am Äquator bei einer Berechnung mit und einer Berechnung ohne Gefügeumwandlung<br />

sind in <strong>de</strong>n Abbildungen 10.1 bis 10.2 dargestellt.<br />

Am <strong>de</strong>utlichsten ist <strong>de</strong>r <strong>Einfluß</strong> <strong>de</strong>r Gefügeumwandlung auf die Radialverformung<br />

an <strong>de</strong>n Äquatorschnitten in Abbildung 10.2 erkennbar. Es gibt ohne<br />

Gefügeumwandlung Abweichungen <strong>de</strong>r Verformungslinie sowohl nach innen,<br />

als auch nach außen.<br />

164


10 Vereinfachungen<br />

Radius in mm 800 800<br />

t in mm 1 1<br />

Werkstoff S235 S355<br />

mit Berechnung <strong>de</strong>r Gefügeumwandlung:<br />

Radialverformung nach außen in mm 0,40 0,47<br />

Radialverformung nach innen in mm 0,67 0,43<br />

ohne Berechnung <strong>de</strong>r Gefügeumwandlung:<br />

Radialverformung nach außen in mm 0,49 0,45<br />

Radialverformung nach innen in mm 0,77 0,57<br />

Verhältniswert<br />

w ohne Gefügeumwandlung<br />

w mit Gefügeumwandlung<br />

für die:<br />

Radialverformung nach außen 1,22 0,96<br />

Radialverformung nach innen 1,15 1,67<br />

Tabelle 10.2: Radialverformung w nach <strong>de</strong>m Schweißen bei Zylin<strong>de</strong>rn, die mit<br />

Gefügeumwandlung berechnet wur<strong>de</strong>n im Verlgeich zu Zylin<strong>de</strong>rn, die ohne<br />

Gefügeumwandlung berechnet wur<strong>de</strong>n<br />

Am rechten Segmentrand, an <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Symmetrie wegen zwei Wärmequellen<br />

en<strong>de</strong>n, ist bei <strong>de</strong>r Variante mit Gefügeumwandlung die Radialverformung<br />

stärker zur Zylin<strong>de</strong>rachse gerichtet, als bei <strong>de</strong>r Variante ohne Gefügeumwandlung.<br />

Der Vertikalschnitt in Abbildung 10.1 zeigt <strong>de</strong>n unterschiedlichen Verlauf über<br />

die Zylin<strong>de</strong>rhöhe. Es zeigen sich sowohl im Naht-, als auch im Nahtnebenbereich<br />

<strong>de</strong>utliche Abweichungen.<br />

Die in Abbildung 10.3 am Meridianschnitt VL dargestellten Spannungen aus<br />

<strong>de</strong>r Umfangsnormalkraft zeigen die Auswirkungen <strong>de</strong>r Gefügeumwandlung<br />

auf die Membraneigenspannungen.<br />

Es sind folgen<strong>de</strong> zwei Effekte festzustellen:<br />

• Beim S355 bewirken die <strong>de</strong>r Schrumpf<strong>de</strong>hnung entgegengesetzten Umwandlungs<strong>de</strong>hnungen<br />

eine Reduktion <strong>de</strong>r Umfangsspannungen. Das<br />

führt dazu, daß die Umfangsspannungen in Nahtmitte kleiner wer<strong>de</strong>n,<br />

wenn mit Gefügeumwandlung berechnet wird.<br />

165


10 Vereinfachungen<br />

0,20<br />

0,10<br />

S355 mit Gefügeumwandlung<br />

S235 mit Gefügeumwandlung<br />

S355 ohne Gefügeumwandlung<br />

S235 ohne Gefügeumwandlung<br />

Radialverformung w in mm<br />

0,00<br />

-0,10<br />

-0,20<br />

-0,30<br />

-0,40<br />

-100 -75 -50 -25 0 25 50 75 100<br />

Nahtmittenabstand in mm<br />

Abbildung 10.1: Radialverformung w in mm am Meridian VL3 = -5,625 ◦<br />

beim Zylin<strong>de</strong>r 8/1/22,5/2/4<br />

0,6<br />

0,4<br />

Radialverformung w in mm<br />

0,2<br />

0<br />

-0,2<br />

-0,4<br />

S355 mit Gefügeumwandlung<br />

S235 mit Gefügeumwandlung<br />

-0,6<br />

S355 ohne Gefügeumwandlung<br />

S235 ohne Gefügeumwandlung<br />

-0,8<br />

-11,25 -8,75 -6,25 -3,75 -1,25 1,25 3,75 6,25 8,75 11,25<br />

Umfangswinkel in °<br />

Abbildung 10.2: Radialverformung w in mm am Äquator beim Zylin<strong>de</strong>r<br />

8/1/22,5/2/4<br />

166


10 Vereinfachungen<br />

• Beim S235 ist <strong>de</strong>r <strong>Einfluß</strong> <strong>de</strong>r Umwandlungs<strong>de</strong>hnungen ger<strong>ing</strong>er als<br />

beim S355. Es entsteht jedoch in Nahtmitte bainitisches Gefüge, <strong><strong>de</strong>s</strong>sen<br />

Streckgrenze mit 500<br />

N wesentlich größer ist als die Streckgrenze <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

mm 2<br />

ferritischen Gefüges im Grundwerkstoff mit 240 . Dies führt dazu,<br />

N<br />

mm 2<br />

daß bei <strong>de</strong>r Berechnung ohne Berücksichtigung <strong>de</strong>r Gefügeumwandlung<br />

die Umfangsspannungen in Nahtmitte im Bereich <strong>de</strong>r Streckgrenze <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

Grundmaterials liegen, während die Umfangsspannungen in Nahtmitte<br />

auf 440<br />

N steigen, wenn die Berechnung mit Berücksichtigung <strong>de</strong>r<br />

mm 2<br />

Gefügeumwandlung durchgeführt wird.<br />

Es fällt weiterhin auf, daß es auch bei <strong>de</strong>r Berechnung ohne Gefügeumwandlung<br />

zu einer Einsattelung <strong>de</strong>r Umfangsspannungen in Nahtmitte kommt. Die<br />

Ursache hierfür liegt in <strong>de</strong>r Verfestigung in <strong>de</strong>r Wärmeeinflußzone, die größer<br />

ist als im geschmolzenen Nahtbereich.<br />

Spannung aus Umfangsnormalkraft n in N/mm²<br />

550<br />

450<br />

350<br />

250<br />

150<br />

50<br />

-50<br />

S355 mit Gefügeumwandlung<br />

S235 mit Gefügeumwandlung<br />

S355 ohne Gefügeumwandlung<br />

S235 ohne Gefügeumwandlung<br />

-150<br />

-25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20 25<br />

Nahtmittenabstand in mm<br />

Abbildung 10.3: Spannung in<br />

N<br />

mm 2 aus Umfangsnormalkraft n y am<br />

Meridian VL = -5,625 ◦ beim Zylin<strong>de</strong>r 8/1/22,5/2/4<br />

167


10 Vereinfachungen<br />

10.4 Zusatzwerkstoff<br />

Mit <strong>de</strong>r Abbildung <strong><strong>de</strong>s</strong> Zusatzwerkstoffes wird bei <strong>de</strong>r Berechnung berücksichtigt,<br />

daß <strong>de</strong>r Schweißnahtspalt zwischen oberer und unterer Zylin<strong>de</strong>rhälfte erst<br />

nach <strong>de</strong>m Vorbeiziehen <strong>de</strong>r Schweißwärmequelle geschlossen und nach <strong>de</strong>m<br />

Abkühlen tragfähig wird.<br />

Bei einer Berechnung ohne Zusatzwerkstoff wird <strong>de</strong>m Nahtspalt zu Beginn <strong>de</strong>r<br />

Berechnung <strong>de</strong>r Grundwerkstoff, die ferritische Phase, zugewiesen. Dieses Berechnungsmo<strong>de</strong>ll<br />

entspricht einem Zylin<strong>de</strong>r, auf <strong>de</strong>n eine Blindnaht geschweißt<br />

wird. Der Zylin<strong>de</strong>r mit Schweißnahtspalt ist während <strong><strong>de</strong>s</strong> Schweißprozesses<br />

weicher als <strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>r mit Blindnaht. Dies führt zur Vermutung, daß <strong>de</strong>r<br />

Schweißverzug ger<strong>ing</strong>er wird, wenn kein Schweißnahtspalt vorhan<strong>de</strong>n ist.<br />

Die Bestätigung dieser Vermutung liefern die in <strong>de</strong>n Tabellen 10.3 und 10.4<br />

zusammengestellten Berechnungsergebnisse <strong>de</strong>r Radialverformungen. Der<br />

Verhältniswert ist für alle betrachteten Zylin<strong>de</strong>r kleiner als<br />

w ohne Zusatzwerkstoff<br />

w mit Zusatzwerkstoff<br />

Eins. Sowohl die maximale Radialverformung nach außen, als auch die maximale<br />

Radialverformung nach innen wird ger<strong>ing</strong>er, wenn <strong>de</strong>r Zusatzwerkstoff<br />

nicht mit abgebil<strong>de</strong>t wird.<br />

In Tabelle 10.3 haben alle Mo<strong>de</strong>lle Heftstellen. Daraus ergibt sich <strong>de</strong>r direkte<br />

Vergleich mit und ohne Zusatzwerkstoff, da das gesamte Temperaturfeld,<br />

Heften und Schweißen, jeweils i<strong>de</strong>ntisch ist.<br />

In Tabelle 10.4 fehlen bei <strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>llen ohne Zusatzwerkstoff die Heftstellen.<br />

In dieser Tabelle wird folglich eine Umfangsnaht mit Schweißspalt und<br />

Heftstellen mit einer reinen Blindnaht verglichen.<br />

Die Darstellung <strong>de</strong>r Radialverformungen am Äquator (Abbildung 10.5) zeigt<br />

die Abnahme <strong>de</strong>r Verformungsamplitu<strong>de</strong> in Umfangsrichtung, wenn <strong>de</strong>r<br />

Schweißspalt nicht abgebil<strong>de</strong>t wird (ohne Zusatzwerkstoff). Am linken Segmentrand<br />

treten Radialverformungen auf, die bei <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn mit Berücksichtigung<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> Zusatzwerkstoffes <strong>de</strong>utlich weiter nach außen gerichtet sind als<br />

bei <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn ohne Berücksichtigung <strong><strong>de</strong>s</strong> Zusatzwerkstoffes.<br />

Die Abweichungen beim Verlauf <strong>de</strong>r Radialverformung über die Zylin<strong>de</strong>rhöhe<br />

sind nicht nur auf <strong>de</strong>n Nahtbereich beschränkt, son<strong>de</strong>rn sind auch in <strong>de</strong>n Be-<br />

168


10 Vereinfachungen<br />

reichen neben <strong>de</strong>r Naht <strong>de</strong>utlich zu erkennen (Abbildung 10.4). Insbeson<strong>de</strong>re<br />

beim Zylin<strong>de</strong>r mit 1 mm Wanddicke ist die Abweichung neben <strong>de</strong>m Nahtbereich<br />

wesentlich größer als im Nahtbereich selbst.<br />

Radius in mm 800<br />

t in mm 1<br />

Werkstoff<br />

S355<br />

Berechnung mit Zusatzwerkstoff und Heftstellen:<br />

Radialverformung nach außen in mm 0,47<br />

Radialverformung nach innen in mm 0,43<br />

Berechnung ohne Zusatzwerkstoff und Heftstellen<br />

Radialverformung nach außen in mm 0,23<br />

Radialverformung nach innen in mm 0,40<br />

Verhältniswert<br />

w ohne Zusatzwerkstoff<br />

w mit Zusatzwerkstoff<br />

für die:<br />

Radialverformung nach außen 0,49<br />

Radialverformung nach innen 0,93<br />

Tabelle 10.3: Radialverformung w nach <strong>de</strong>m Schweißen, i<strong>de</strong>ntische Temperaturfel<strong>de</strong>r<br />

Radius in mm 800 800<br />

t in mm 1 1<br />

Werkstoff S235 S355<br />

Berechnung mit Zusatzwerkstoff und Heftstellen:<br />

Radialverformung nach außen in mm 0,40 0,47<br />

Radialverformung nach innen in mm 0,67 0,43<br />

Berechnung ohne Zusatzwerkstoff ohne Heftstellen (Blindnaht):<br />

Radialverformung nach außen in mm 0,27 0,17<br />

Radialverformung nach innen in mm 0,63 0,35<br />

Verhältniswert<br />

w ohne Zusatzwerkstoff<br />

w mit Zusatzwerkstoff<br />

für die:<br />

Radialverformung nach außen 0,68 0,36<br />

Radialverformung nach innen 0,94 0,81<br />

Tabelle 10.4: Radialverformung w nach <strong>de</strong>m Schweißen, Fertigungsnaht -<br />

Blindnaht<br />

169


10 Vereinfachungen<br />

0,25<br />

0,20<br />

0,15<br />

S355 mit Zusatzwerkstoff mit Heften<br />

S355 ohne Zusatzwerkstoff mit Heften<br />

S355 ohne Zusatzwerkstoff ohne Heften<br />

Radialverformung w in mm<br />

0,10<br />

0,05<br />

0,00<br />

-0,05<br />

-0,10<br />

-0,15<br />

-0,20<br />

-0,25<br />

-200 -150 -100 -50 0 50 100 150 200<br />

Nahtmittenabstand in mm<br />

Abbildung 10.4: Radialverformung w in mm am Meridian VL = -5,625 ◦ beim<br />

Zylin<strong>de</strong>r 8/1/22,5/H/4<br />

0,6<br />

Radialverformung w in mm<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

-0,2<br />

S235 mit Zusatzwerkstoff mit Heften<br />

S235 ohne Zusatzwerkstoff ohne Heften<br />

S355 mit Zusatzwerkstoff mit Heften<br />

S355 ohne Zusatzwerkstoff ohne Heften<br />

S355 ohne Zusatzwerkstoff mit Heften<br />

-0,4<br />

-0,6<br />

-11,25 -8,75 -6,25 -3,75 -1,25 1,25 3,75 6,25 8,75 11,25<br />

Umfangswinkel in °<br />

Abbildung 10.5: Radialverformung w in mm am Äquator beim Zylin<strong>de</strong>r<br />

8/1/22,5/H/4<br />

170


10 Vereinfachungen<br />

10.5 Transiente Wärmequelle<br />

Wird vereinfachend eine rotationssymmetrische Wärmequelle anstatt einer<br />

<strong>transienten</strong> Wärmequelle angesetzt, führt dies bei <strong>de</strong>r Berechnung zu wesentlich<br />

kürzeren Rechenzeiten. Aus <strong>de</strong>n bislang gezeigten Radialverformungen<br />

von Zylin<strong>de</strong>rn mit transienter Wärmequelle geht eine Umfangswelligkeit, die<br />

insbeson<strong>de</strong>re im Nahtanfangs- und Nahtendbereich ausgeprägt ist, hervor. Diese<br />

Umfangswelligkeit kann aus einer rotationssymmetrischen Wärmequelle nie<br />

entstehen.<br />

Die in 10.5 angegebenen Ergebnisse <strong>de</strong>r Radialverformung <strong>de</strong>r Varianten mit<br />

rotationssymmetrischer und transienter Wärmequelle zeigen, daß die maximale<br />

Radialverformung nach innen bei rotationssymmetrischer Wärmequelle ger<strong>ing</strong>er<br />

ist als bei transienter Wärmequelle. Eine Radialverformung nach außen<br />

tritt bei <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn mit rotationssymmetrischer Wärmequelle nur bei wenigen<br />

Ausnahmen auf.<br />

Radius in mm 800 800<br />

t in mm 1 1<br />

Werkstoff S235 S355<br />

Berechnung mit transienter Wärmequelle:<br />

Radialverformung nach außen in mm 0,40 0,47<br />

Radialverformung nach innen in mm 0,67 0,43<br />

Berechnung mit rotationssymmetrischer Wärmequelle:<br />

Radialverformung nach außen in mm 0,023 0,017<br />

Radialverformung nach innen in mm 0,61 0,36<br />

Verhältniswert w rotationssymmetrisch<br />

w transient<br />

für die:<br />

Radialverformung nach außen 0,058 0,036<br />

Radialverformung nach innen 0,91 0,84<br />

Tabelle 10.5: Radialverformung w nach <strong>de</strong>m Schweißen<br />

Die Differenz <strong><strong>de</strong>s</strong> Radialverzuges zwischen Nahtmitte und maximalem Einzug<br />

im Nahtnebenbereich ist bei <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn mit rotationssymmetrischer<br />

Wärmequelle größer als bei <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn mit transienter Wärmequelle (Abbildung<br />

10.6).<br />

171


10 Vereinfachungen<br />

Der Übergang vom Nahtbereich in <strong>de</strong>n Nahtnebenbereich erfolgt bei <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn<br />

mit transienter Wärmequelle weicher als bei <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn mit rotationssymmetrischer<br />

Wärmequelle. Diese Unterschie<strong>de</strong> liegen an <strong>de</strong>n zwischen<br />

<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Wärmequellenarten unterschiedlichen Temperaturfeldverläufen in<br />

<strong>de</strong>n Bereichen neben <strong>de</strong>r Naht begrün<strong>de</strong>t (Abbildung 10.6).<br />

Außer im Nahtmittenbereich stimmen die Umfangsspannungen gut überein<br />

(Abbildung 10.7).<br />

Im Nahtmittenbereich unterschei<strong>de</strong>t sich die Abkühlgeschwindigkeit zwischen<br />

transienter und rotationssymmetrischer Wärmequelle. Daher kommt es aufgrund<br />

von Umwandlungseffekten zu <strong>de</strong>n Abweichungen bei <strong>de</strong>n Umfangsspannungen.<br />

0,20<br />

0,10<br />

S355 transiente Wärmequelle<br />

S235 transiente Wärmequelle<br />

S355 rotationssymmetrische Wärmequelle<br />

S235 rotationssymmetrische Wärmequelle<br />

Radialverformung w in mm<br />

0,00<br />

-0,10<br />

-0,20<br />

-0,30<br />

-0,40<br />

-0,50<br />

-0,60<br />

-0,70<br />

-200 -150 -100 -50 0 50 100 150 200<br />

Nahtmittenabstand in mm<br />

Abbildung 10.6: Radialverformung w in mm am Meridian A3 = +2,8125 ◦<br />

beim Zylin<strong>de</strong>r 8/1/22,5/2/4 und 8/1/22,5/0/R<br />

172


10 Vereinfachungen<br />

Spannung aus Umfangsnormalkraft n in N/mm²<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

-100<br />

S355 transiente Wärmequelle<br />

S235 transiente Wärmequelle<br />

S355 rotationssymmetrische Wärmequelle<br />

S235 rotationssymmetrische Wärmequelle<br />

-200<br />

-25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20 25<br />

Nahtmittenabstand in mm<br />

N<br />

mm 2<br />

Abbildung 10.7: Spannung in aus Umfangsnormalkraft n θ am Meridian<br />

VL = -5,625 ◦ beim Zylin<strong>de</strong>r 8/1/22,5/2/4 und 8/1/22,5/0/R<br />

10.6 Zurücksetzen <strong>de</strong>r Materialhistorie<br />

Da beim Schweißprozeß Dehnungen auftreten, die im Bereich <strong>de</strong>r Verfestigung<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> Werkstoffs liegen, spielt die Verfestigung bei <strong>de</strong>r Berechnung <strong>de</strong>r Eigenspannungen<br />

eine maßgeben<strong>de</strong> Rolle. Beim Erreichen <strong>de</strong>r Schmelztemperatur<br />

wird durch <strong>de</strong>n Schmelzprozeß das bestehen<strong>de</strong> Kristallgefüge aufgebrochen.<br />

Die bis dahin kumulierten plastischen Dehnungen verschwin<strong>de</strong>n. Nach <strong>de</strong>r Erstarrung<br />

entstehen die plastischen Dehnungen von Neuem.<br />

In Abbildung 10.8 wird dieser Vorgang dargestellt. Betrachtet wird <strong>de</strong>r Zeitbereich<br />

von 25 s bis 75 s am Schnittpunkt <strong><strong>de</strong>s</strong> Meridians VL = -22,5 ◦ mit <strong>de</strong>m<br />

Äquator beim Zylin<strong>de</strong>r R = 400 mm, t = 4 mm, S = 90 ◦ mit Blindnaht mit und<br />

ohne Löschen <strong>de</strong>r Materialhistorie. An <strong>de</strong>r linken Abzisse ist die Temperatur<br />

aufgetragen. An <strong>de</strong>r rechten Abzisse sind die kumulierten plastischen Dehnungen<br />

<strong>de</strong>r γ-Phase aufgetragen.<br />

173


10 Vereinfachungen<br />

1800,00<br />

1600,00<br />

Temperatur<br />

0,135<br />

0,12<br />

Temperatur in °C<br />

1400,00<br />

1200,00<br />

1000,00<br />

800,00<br />

600,00<br />

400,00<br />

200,00<br />

Kumulierte plastische Dehnung <strong>de</strong>r<br />

-Phase<br />

ohne Löschen <strong>de</strong>r Materialhistorie<br />

mit Löschen <strong>de</strong>r Materialhistorie<br />

0,105<br />

0,09<br />

0,075<br />

0,06<br />

0,045<br />

0,03<br />

0,015<br />

Kum. plastische Dehnung in mm/mm<br />

0,00<br />

25 35 45 55 65 75<br />

Zeit in s<br />

Abbildung 10.8: Verlauf von Temperatur und kumulierter plastischer Dehnung<br />

<strong>de</strong>r γ-Phase beim Zylin<strong>de</strong>r R = 400 mm, t = 4 mm, S = 90 ◦ am Schnittpunkt<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> Meridians VL = -22,5 ◦ mit <strong>de</strong>m Äquator<br />

0<br />

Es wird die γ-Phase betrachtet, da <strong>de</strong>r Werkstoff im betrachteten Zeitfenster<br />

austenitisiert ist. Bei <strong>de</strong>r Berechnung mit Löschen <strong>de</strong>r Materialhistorie wer<strong>de</strong>n<br />

die kumulierten plastischen Dehnungen bei etwa 31 s, beim Erreichen <strong>de</strong>r<br />

Schmelztemperatur gelöscht.<br />

Der Zylin<strong>de</strong>r R = 400 mm, t = 4 mm, S = 90 ◦ wur<strong>de</strong> mit rotationssymmetrischer<br />

Wärmequelle ohne Heften und ohne Gefügeumwandlung einmal mit Löschen<br />

<strong>de</strong>r Materialhistorie und einmal ohne Löschen <strong>de</strong>r Materialhistorie berechnet.<br />

In Abbildung 10.9 sind die Spannungen aus Umfangsnormalkraft am Meridian<br />

M = 0 ◦ aufgetragen.<br />

Die Unterschie<strong>de</strong> im Spannungsverlauf im Nahtmittenbereich kommen aus <strong>de</strong>n<br />

Unterschie<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>n Verfestigungsspannungen, die sich aus <strong>de</strong>m in Abbildung<br />

10.8 dargestelltem unterschiedlichen Verlauf <strong>de</strong>r kumulierten plastischen<br />

Dehnungen ergeben.<br />

Wenn die plastischen Dehnungen nicht gelöscht wer<strong>de</strong>n, kommt es zu einer<br />

fehlerhaften Berechnung <strong>de</strong>r Verfestigungsspannungen.<br />

174


10 Vereinfachungen<br />

550<br />

Spannung aus Umfangsnormalkraft n in N/mm²<br />

450<br />

350<br />

250<br />

150<br />

50<br />

-50<br />

-150<br />

mit Löschen <strong>de</strong>r Materialhistorie<br />

ohne Löschen <strong>de</strong>r Materialhistorie<br />

-250<br />

-30 -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20 25 30<br />

Nahtmittenabstand in mm<br />

N<br />

mm 2<br />

Abbildung 10.9: Spannung in aus Umfangsnormalkraft u y am Meridian<br />

M = 0 ◦ beim Zylin<strong>de</strong>r R = 400 mm, t = 4 mm, S = 90 ◦ (VE-08, VE-08b)<br />

Die größte festgestellte Abweichung bei <strong>de</strong>n Umfangsspannungen zwischen<br />

<strong>de</strong>r Berechnung mit und <strong>de</strong>r Berechnung ohne Zurücksetzen <strong>de</strong>r Materialhistorie<br />

lag bei <strong>de</strong>m Faktor 1,33 (Abbildung 10.9).<br />

10.7 <strong>Einfluß</strong> <strong>de</strong>r Vereinfachungen auf die berechnete<br />

Grenzspannung<br />

In Tabelle 10.6 sind die Grenzspannungen <strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>r, bei <strong>de</strong>nen Eigenspannung<br />

und Verzug realitätsnah berechnet wur<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Axialgrenzsspannungen<br />

<strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>r gegenübergestellt, bei <strong>de</strong>nen Vereinfachungen bei <strong>de</strong>r Berechnung<br />

getroffen wur<strong>de</strong>n. Der Verhältniswert ist das Maß für die<br />

Auswirkung <strong>de</strong>r jeweils betrachteten Vereinfachung auf die Grenzspannung.<br />

σgr ohne Vereinfachung<br />

σ gr mit Vereinfachung<br />

Es fällt auf, daß die Anwendung einer rotationssymmetrischen Wärmequelle<br />

statt einer <strong>transienten</strong> Wärmequelle zu einer <strong>de</strong>utlichen Überschätzung <strong>de</strong>r<br />

axialen Grenzspannung führt. Wird <strong>de</strong>r Zusatzwerkstoff nicht abgebil<strong>de</strong>t, so<br />

175


10 Vereinfachungen<br />

Radius in mm 800 800<br />

realitätsnahe Berechnung:<br />

ohne Heften:<br />

t in mm 1 1<br />

Werkstoff S235 S355<br />

Grenzspannung in<br />

N<br />

mm 2 60,1 89,7<br />

Grenzspannung in<br />

N<br />

mm 2 - 91,9<br />

σgr ohne Heften<br />

Verhältniswert σ gr mit Heften - 1,02<br />

ohne Gefügeumwandlung:<br />

Grenzspannung in<br />

N<br />

mm 2 59,9 85,4<br />

σgr ohne Gefügeumwandlung<br />

Verhältniswert σ gr mit Gefügeumwandlung 1,00 0,93<br />

ohne Zusatzwerkstoff mit Heften:<br />

Grenzspannung in<br />

N<br />

mm 2 - 93,2<br />

σgr ohne Zusatzwerkstoff<br />

Verhältniswert σ gr mit Zusatzwerkstoff - 1,04<br />

ohne Zusatzwerkstoff ohne Heften:<br />

Grenzspannung in<br />

N<br />

mm 2 70,8 91,0<br />

σgr ohne Zusatzwerkstoff<br />

Verhältniswert σ gr mit Zusatzwerkstoff 1,18 1,01<br />

rotationssymmetrische Wärmequelle:<br />

Grenzspannung in<br />

N<br />

mm 2 98,6 151<br />

σgr rotationssymmetrisch<br />

Verhältniswert σ gr transient 1,64 1,68<br />

Tabelle 10.6: Grenzspannung σ gr für Zylin<strong>de</strong>r mit realitätsnah berechneten<br />

Schweißeigenspannungen und Schweißverzug im Vergleich zu Zylin<strong>de</strong>rn mit<br />

Vereinfachungen bei <strong>de</strong>r Berechnung<br />

liegt beim Zylin<strong>de</strong>r aus S235 die Grenzspannung über <strong>de</strong>m Wert, <strong>de</strong>r sich aus<br />

einer realitätsnahen Berechnung ergibt. Beim Zylin<strong>de</strong>r aus S355 sind mit und<br />

ohne Vereinfachung die Grenzspannungen annähernd gleich groß.<br />

Bei <strong>de</strong>r Berücksichtigung <strong>de</strong>r Gefügeumwandlung ergeben sich aus <strong>de</strong>r Vereinfachung<br />

beim Zylin<strong>de</strong>r aus S355 Auswirkungen auf die Grenzspannung, beim<br />

Zylin<strong>de</strong>r aus S235 jedoch kaum. Die Grenzspannung ist mit Berücksichtigung<br />

<strong>de</strong>r Gefügeumwandlung größer.<br />

Bei <strong>de</strong>r Vereinfachung ohne Heften konnte bei <strong>de</strong>n hier betrachteten Varianten<br />

kein signifikanter <strong>Einfluß</strong> auf die Grenzspannung festgestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

176


10 Vereinfachungen<br />

10.8 Bewertung <strong>de</strong>r untersuchten Vereinfachungen<br />

Es wur<strong>de</strong> gezeigt, daß die untersuchten Vereinfachungen bei <strong>de</strong>r Berechnung<br />

signifikante Auswirkungen auf das berechnete Verzugsfeld nach <strong>de</strong>m Schweißen<br />

haben können.<br />

Auf die berechneten Eigenspannungen haben die Vereinfachungen ”<br />

Berechnung<br />

ohne Gefügeumwandlung“ und ”<br />

ohne Löschen <strong>de</strong>r Materialhistorie“<br />

einen <strong>Einfluß</strong>.<br />

Abweichungen bei <strong>de</strong>r Grenzspannung, die sich bei <strong>de</strong>r Berechnung ergeben,<br />

konnten abhängig von System und Werkstoff für alle Vereinfachungen außer<br />

<strong>de</strong>m Heften nachgewiesen wer<strong>de</strong>n. Das Heften hat jedoch <strong>Einfluß</strong> auf <strong>de</strong>n<br />

Schweißverzug.<br />

177


10 Vereinfachungen<br />

178


11 Einlagige Umfangsnähte<br />

11 Einlagige Umfangsnähte<br />

11.1 Übersicht über die untersuchten Varianten<br />

Die untersuchten Mo<strong>de</strong>lle haben Wanddicken von 1 mm, 2 mm und 4 mm.<br />

Die Zylin<strong>de</strong>rradien betragen 200 mm, 400 mm, 800 mm und 1600 mm. Die<br />

Zylin<strong>de</strong>rlänge wird doppelt so groß wie <strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>rradius gewählt: L = 2R.<br />

Die Segmentgröße wird abhängig vom Radius so gewählt, daß die Bogenlänge<br />

l B <strong><strong>de</strong>s</strong> Segments mit 628 mm bei <strong>de</strong>n Varianten gleich groß ist: l B = 90 ·<br />

R<br />

400 .<br />

Um abzuschätzen, in wie weit die Größe <strong><strong>de</strong>s</strong> gewählten Segmentbogens das<br />

Berechnungsergebnis beeinflußt, wird bei ausgewählten Varianten ein doppelt<br />

so großes Segment o<strong>de</strong>r ein ganzer Zylin<strong>de</strong>r betrachtet.<br />

Die Berechnungen erfolgen sowohl für Zylin<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Werkstoff S235 als<br />

auch für Zylin<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Werkstoff S355. Die Auswertung <strong>de</strong>r Ergebnisse<br />

erfolgt getrennt nach <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Werkstoffen.<br />

Aus <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n vorangegangenen Kapiteln betrachteten Schweißfolgen wer<strong>de</strong>n<br />

die Schweißfolgen 2 und 4 für alle Geometrievarianten gewählt. Schweißfolge<br />

4 repräsentiert die Nahtanfangs- und Nahtendbereiche eines umfangsnahtgeschweißten<br />

Zylin<strong>de</strong>rs mit <strong>de</strong>m an dieser Stelle maximal wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Nahteinzug,<br />

sowie <strong>de</strong>n an dieser Stelle signifikant auftreten<strong>de</strong>n in Abbildung 8.22<br />

beispielhaft dargestellten Axialeigenspannungen. Schweißfolge 2 repräsentiert<br />

einen auf minimalen Verzug optimiert geschweißten Zylin<strong>de</strong>r mit ger<strong>ing</strong>erem<br />

Nahteinzug und ger<strong>ing</strong>en Axialeigenspannungen. Schweißfolge 5 wird, da sie<br />

in <strong>de</strong>r Realität eher selten auftritt, nur bei ausgewählten Geometrievarianten betrachtet.<br />

Um eine Aussage zu erhalten, wie sich das transiente Temperaturfeld<br />

im Vergleich zum rotationssymmetrischen Temperaturfeld bei unterschiedlichen<br />

Zylin<strong>de</strong>rschlankheiten verhält, wer<strong>de</strong>n die Varianten mit 1 mm und 4 mm<br />

Wanddicke mit gleichzeitiger Wärmequelle, Schweißfolge R, berechnet.<br />

Die Berechnungesergebnisse sind in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n nachfolgen<strong>de</strong>n Tabellen zusammengefaßt.<br />

179


180<br />

Tabelle 11.1: Berechnungsergebnisse für S235<br />

R<br />

t<br />

50 100 200 400 800 1600<br />

σ kl 2541 1271 635 318 159 79,4<br />

t 4 4 1 2 4 1 2 4 1 2 1<br />

S 180 90 180 90 45 90 45 22,5 45 22,5 22,5<br />

Heft 3 2 3 2 2 2 2 2 2 2 2<br />

w<br />

(2) t -0,11 -0,17 -0,24 - -0,24 -0,41 -0,40 -0,29 -0,64 -0,63 -0,92<br />

w<br />

t (4) -0,15 -0,22 -0,35 -0,36 2) -0,31 -0,53 -0,53 -0,36 -0,80 -0,66 -1,16<br />

w<br />

t (R) 1) -0,05 -0,09 -0,15 - -0,14 -0,33 - -0,21 -0,61 - -1,02<br />

mit Schweißeigenspannungen<br />

σ gr<br />

(2) σ kl<br />

- 0,18 - - 0,33 0,46 0,44 0,43 0,43 0,49 0,42<br />

σ gr<br />

(4) σ kl<br />

- 0,18 - 0,31 2) 0,30 0,37 0,37 0,45 0,39 0,40 0,33<br />

σ gr<br />

(R) 1) σ kl<br />

- 0,18 - - 0,35 0,47 - - 0,44 - 0,43 3)<br />

ohne Schweißeigenspannungen<br />

σ gr<br />

(2) σ kl<br />

- 0,18 - - 0,35 0,47 0,45 0,43 0,38 0,40 0,31<br />

σ gr<br />

(4) σ kl<br />

- 0,18 - 0,34 2) 0,36 0,43 0,39 0,47 0,37 0,38 0,28<br />

σ gr<br />

(R) σ 1) kl<br />

- 0,18 - - 0,36 0,59 - - 0,41 - 0,30 3)<br />

11 Einlagige Umfangsnähte


R<br />

t 50 100 200 400 800 1600<br />

σ kl 2541 1271 635 318 159 79,4<br />

t 4 4 1 2 4 1 2 4 1 2 1<br />

181<br />

Tabelle 11.2: Berechnungsergebnisse für S355<br />

S 180 90 180 90 45 90 45 22,5 45 22,5 22,5<br />

Heft 3 2 3 2 2 2 2 2 2 2 2<br />

w<br />

t (2) -0,07 -0,10 1) -0,16 - -0,20 -0,33 -0,33 -0,37 -0,53 -0,56 -0,89<br />

w<br />

t (4) -0,10 -0,15 1) -0,19 -0,21 5) -0,23 -0,33 -0,39 -0,26 -0,61 -0,58 2) -0,95<br />

w<br />

t (5) - - - - - - -0,54 2) - - -0,81 2) -<br />

w<br />

t (R) 4) -0,03 -0,06 -0,08 - -0,10 -0,19 - -0,16 -0,36 - -0,67 3)<br />

mit Schweißeigenspannungen<br />

σ gr<br />

(2) σ kl<br />

- 0,28 1) 0,39 - 0,49 0,50 0,53 0,48 0,45 0,50 0,43<br />

σ gr<br />

(4) σ kl<br />

- 0,28 1) 0,39 0,49 5) 0,45 0,50 0,48 0,44 0,41 0,43 2) 0,39<br />

σ gr<br />

(5) σ kl<br />

- - - - - - 0,46 2) - - 0,43 2) -<br />

σ gr<br />

(R) σ 4) kl<br />

- 0,28 0,38 - 0,54 0,72 - - 0,61 - 0,45 3)<br />

ohne Schweißeigenspannungen<br />

σ gr<br />

(2) σ kl<br />

- 0,28 1) 0,39 - 0,49 0,50 0,52 0,48 0,44 0,46 0,38<br />

σ gr<br />

(4) σ kl<br />

- 0,27 1) 0,36 0,49 5) 0,46 0,50 0,46 0,44 0,41 0,41 2) 0,33<br />

σ gr<br />

(5) σ kl<br />

- - - - - - 0,42 2) - - 0,38 2) -<br />

σ gr<br />

(R) 4) σ kl<br />

- 0,28 0,38 - 0,53 0,71 - - 0,61 - 0,44 3)<br />

11 Einlagige Umfangsnähte


11 Einlagige Umfangsnähte<br />

Fußnoten zu Tabelle 11.1:<br />

1) Schweißfolge R ohne Heften<br />

2) Segment: 360 ◦ , 8 Heftstellen, Schweißfolge 1<br />

3) Doppelte Segmentgröße<br />

Fußnoten zu Tabelle 11.2:<br />

1) 3 Heftstellen 2) Doppelte Segmentgröße, 3 Heftstellen<br />

3) Doppelte Segmentgröße<br />

4) Schweißfolge R ohne Heften<br />

5) Segment: 360 ◦ , 8 Heftstellen, Schweißfolge 1<br />

11.2 Segment im Vergleich mit ganzem Zylin<strong>de</strong>r<br />

Anhand eines Zylin<strong>de</strong>rs mit R = 400 mm, t = 2 mm und L = 800 mm aus<br />

S355 wird überprüft, wie groß die Abweichungen <strong>de</strong>r Berechnungsergebnisse<br />

zwischen einem Segmentmo<strong>de</strong>ll und <strong>de</strong>m Mo<strong>de</strong>ll eines ganzen Zylin<strong>de</strong>rs sind.<br />

Für das Segmentmo<strong>de</strong>ll (S = 90 ◦ ) wird Schweißfolge 4 gewählt. Beim Mo<strong>de</strong>ll<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> ganzen Zylin<strong>de</strong>rs (S = 360 ◦ ) laufen zwei Schweißwärmequellen im Abstand<br />

von 180 ◦ gleichzeitig in gleichem Drehsinn um je eine Zylin<strong>de</strong>rhälfte.<br />

Verglichen wird <strong>de</strong>r Übergangsbereich Nahtanfang → Nahten<strong>de</strong>. Beim Segmentmo<strong>de</strong>ll<br />

befin<strong>de</strong>t sich dieser Bereich in Segmentmitte.<br />

Die Grenzspannung und die Beulverformung in diesem Grenzzustand <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />

Mo<strong>de</strong>lle zeigen keine signifikanten Abweichungen. Die Radialverformung<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> Segmentes unter <strong>de</strong>r Grenzspannung von 309<br />

N ist in Abbildung 11.3<br />

mm 2<br />

dargestellt. Die vergleichbare Radialverformung <strong><strong>de</strong>s</strong> ganzen Zylin<strong>de</strong>rs unter<br />

<strong>de</strong>r Grenzspannung von 310<br />

N zeigt Abbildung 11.4.<br />

mm 2<br />

In Abbildung 11.1 ist die Radialverformung w <strong><strong>de</strong>s</strong> Segmentmo<strong>de</strong>lls (S = 90 ◦ )<br />

nach <strong>de</strong>m Schweißen dargestellt. Die in Abbildung 11.2 dargestellte Radialverformung<br />

w <strong><strong>de</strong>s</strong> ganzen Zylin<strong>de</strong>rs (S = 360 ◦ ) stimmt mit dieser qualitativ<br />

überein. Die maximale Radialverformung nach außen ist beim Segmentmo<strong>de</strong>ll<br />

182


11 Einlagige Umfangsnähte<br />

ISOVALEURS<br />

Ux<br />

Temps 5000<br />

Deformee X 100<br />

Ref.Calcul Global<br />

Ref.Visu Cylindrique<br />

Min = -0.463453<br />

Max = 0.248012<br />

-0.4<br />

-0.375<br />

-0.35<br />

-0.325<br />

-0.3<br />

-0.275<br />

-0.25<br />

-0.225<br />

-0.2<br />

-0.175<br />

x<br />

z<br />

y<br />

-0.15<br />

-0.125<br />

-0.1<br />

-0.075<br />

-0.05<br />

-0.025<br />

0<br />

0.025<br />

0.05<br />

0.075<br />

0.1<br />

SYSWELD - 8.10 - linux86_64sp - Mon Apr 23 17:34:12 2007<br />

0<br />

Abbildung 11.1: Radialverformung w in mm in Radialrichtung 100-fach<br />

überhöht, nach <strong>de</strong>m Schweißen, Zylin<strong>de</strong>r 4/2/90/3/4 aus S355<br />

ISOVALEURS<br />

Ux<br />

Temps 5000<br />

Deformee X 100<br />

Ref.Calcul Global<br />

Ref.Visu Cylindrique<br />

Min = -0.427915<br />

Max = 0.13546<br />

-0.4<br />

-0.375<br />

-0.35<br />

-0.325<br />

-0.3<br />

-0.275<br />

-0.25<br />

-0.225<br />

-0.2<br />

-0.175<br />

-0.15<br />

x<br />

z<br />

y<br />

-0.125<br />

-0.1<br />

-0.075<br />

-0.05<br />

-0.025<br />

0<br />

0.025<br />

0.05<br />

0.075<br />

0.1<br />

SYSWELD - 8.10 - linux86_64sp - Fri Apr 20 14:11:16 2007<br />

0<br />

Abbildung 11.2: Radialverformung w in mm in Radialrichtung 100-fach<br />

überhöht, nach <strong>de</strong>m Schweißen, Zylin<strong>de</strong>r 4/2/360/8/1 aus S355<br />

183


11 Einlagige Umfangsnähte<br />

ISOVALEURS<br />

Ux<br />

Temps 308.935<br />

Deformee X 100<br />

Ref.Calcul Global<br />

Ref.Visu Cylindrique<br />

Min = -1.43719<br />

Max = 1.2891<br />

-1<br />

-0.9<br />

-0.8<br />

-0.7<br />

-0.6<br />

-0.5<br />

-0.4<br />

-0.3<br />

-0.2<br />

-0.1<br />

x<br />

z<br />

y<br />

0<br />

0.1<br />

0.2<br />

0.3<br />

0.4<br />

0.5<br />

0.6<br />

0.7<br />

0.8<br />

0.9<br />

1<br />

SYSWELD - 8.10 - linux86_64sp - Mon Apr 23 17:06:26 2007<br />

0<br />

Abbildung 11.3: Radialverformung w in mm in Radialrichtung 100-fach<br />

überhöht unter Grenzspannung, Zylin<strong>de</strong>r 4/2/90/3/4 aus S355<br />

ISOVALEURS<br />

Ux<br />

Temps 310.207<br />

Deformee X 100<br />

Ref.Calcul Global<br />

Ref.Visu Cylindrique<br />

Min = -1.29361<br />

Max = 1.20092<br />

-1<br />

-0.9<br />

-0.8<br />

-0.7<br />

-0.6<br />

-0.5<br />

-0.4<br />

-0.3<br />

-0.2<br />

-0.1<br />

0<br />

x<br />

z<br />

y<br />

0.1<br />

0.2<br />

0.3<br />

0.4<br />

0.5<br />

0.6<br />

0.7<br />

0.8<br />

0.9<br />

1<br />

SYSWELD - 8.10 - linux86_64sp - Sun May 6 12:49:03 2007<br />

0<br />

Abbildung 11.4: Radialverformung w in mm in Radialrichtung 100-fach<br />

überhöht unter Grenzspannung, Zylin<strong>de</strong>r 4/2/360/8/1 aus S355<br />

184


11 Einlagige Umfangsnähte<br />

mit w = 0,248 mm größer als beim Mo<strong>de</strong>ll <strong><strong>de</strong>s</strong> ganzen Zylin<strong>de</strong>rs mit<br />

w = 0,135 mm. Die maximale Radialverformung nach innen, die für das Beulen<br />

maßgebend ist, stimmt bei bei<strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>llen sehr gut überein: w = -0,463 mm<br />

beim Segmentmo<strong>de</strong>ll und w = -0,428 mm beim ganzen Zylin<strong>de</strong>r.<br />

Damit wird bestätigt, daß eine Berechnung am Segmentmo<strong>de</strong>ll bei ausreichend<br />

großer Segmentgröße in Bezug auf die Betrachtung eines ganzen Zylin<strong>de</strong>rs<br />

hinreichend zutreffen<strong>de</strong> Ergebnisse liefert.<br />

11.3 Zylin<strong>de</strong>rschlankheit und Schweißverzug<br />

Den Wanddicken wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n nachfolgend dargestellten Diagrammen folgen<strong>de</strong><br />

Farben zugeordnet:<br />

t = 1,0 mm → rot<br />

t = 2,0 mm → blau<br />

t = 4,0 mm → grün<br />

Den Schweißfolgen wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n nachfolgen<strong>de</strong>n Diagrammen folgen<strong>de</strong> Symbole<br />

zugeordnet:<br />

Schweißfolge 2 → Quadrat<br />

Schweißfolge 4 → Raute<br />

Schweißfolge 5 → Kreis<br />

Schweißfolge R → Dreieck<br />

Die maximale Radialverformung w nach innen ist in Abbildung 11.5 für <strong>de</strong>n<br />

Werkstoff S235 und in Abbildung 11.7 für <strong>de</strong>n Werkstoff S355 über <strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>rschlankheit<br />

R t<br />

für die in Abschnitt 11.1 angegebenen Varianten aufgetragen.<br />

Der normierte Radialverzug w t<br />

nach innen ist für <strong>de</strong>n Werkstoff S235 in Abbildung<br />

11.6 und in Tabelle 11.1 und für <strong>de</strong>n Werkstoff S355 in Abbildung 11.8<br />

und Tabelle 11.2 angegeben.<br />

Folgen<strong><strong>de</strong>s</strong> ist für die Radialverformung nach innen festzustellen:<br />

• Der Größtwert <strong>de</strong>r Radialverformung ist bei allen Geometrievarianten<br />

beim Werkstoff S235 größer als beim Werkstoff S355.<br />

185


11 Einlagige Umfangsnähte<br />

-1,5<br />

-1,25<br />

Radialverformung w in mm<br />

-1<br />

-0,75<br />

-0,5<br />

-0,25<br />

0<br />

S235 t = 1 Schweißfolge 2<br />

S235 t = 1 Schweißfolge 4<br />

S235 t = 1 Schweißfolge R<br />

S235 t = 2 Schweißfolge 2<br />

S235 t = 2 Schweißfolge 4<br />

S235 t = 4 Schweißfolge 2<br />

S235 t = 4 Schweißfolge 4<br />

S235 t = 4 Schweißfolge R<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600<br />

Zylin<strong>de</strong>rschlankheit R/t<br />

Abbildung 11.5: Maximale Radialverformung w in mm nach innen, Werkstoff<br />

S235<br />

-1,25<br />

-1<br />

w/t = 0,9 · (0,001 R/t) 1/1,75<br />

zulässige Vorbeultiefe<br />

nach DIN 18800-4<br />

Radialverformung w/t<br />

-0,75<br />

-0,5<br />

-0,25<br />

0<br />

S235 t = 1 Schweißfolge 2<br />

S235 t = 1 Schweißfolge 4<br />

S235 t = 1 Schweißfolge R<br />

S235 t = 2 Schweißfolge 2<br />

S235 t = 2 Schweißfolge 4<br />

S235 t = 4 Schweißfolge 2<br />

S235 t = 4 Schweißfolge 4<br />

S235 t = 4 Schweißfolge R<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600<br />

Zylin<strong>de</strong>rschlankheit R/t<br />

Abbildung 11.6: Normierte maximale Radialverformung w t<br />

nach innen, Werkstoff<br />

S235<br />

186


11 Einlagige Umfangsnähte<br />

Radialverformung w in mm<br />

-1,75<br />

-1,5<br />

-1,25<br />

-1<br />

-0,75<br />

-0,5<br />

S355 t = 1 Schweißfolge 2<br />

S355 t = 1 Schweißfolge 4<br />

S355 t = 1 Schweißfolge R<br />

S355 t = 2 Schweißfolge 2<br />

S355 t = 2 Schweißfolge 4<br />

S355 t = 2 Schweißfolge 5<br />

S355 t = 4 Schweißfolge 2<br />

S355 t = 4 Schweißfolge 4<br />

S355 t = 4 Schweißfolge R<br />

-0,25<br />

0<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600<br />

Zylin<strong>de</strong>rschlankheit R/t<br />

Abbildung 11.7: Maximale Radialverformung w in mm nach innen, Werkstoff<br />

S355<br />

Radialverformung w/t<br />

-1,25<br />

-1<br />

-0,75<br />

-0,5<br />

S355 t = 1 Schweißfolge 2<br />

S355 t = 1 Schweißfolge 4<br />

S355 t = 1 Schweißfolge R<br />

S355 t = 2 Schweißfolge 2<br />

S355 t = 2 Schweißfolge 4<br />

S355 t = 2 Schweißfolge 5<br />

S355 t = 4 Schweißfolge 2<br />

S355 t = 4 Schweißfolge 4<br />

S355 t = 4 Schweißfolge R<br />

zulässige Vorbeultiefe<br />

nach DIN 18800-4<br />

w/t = 0,7 · (0,001 R/t) 1/1,5<br />

-0,25<br />

0<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600<br />

Zylin<strong>de</strong>rschlankheit R/t<br />

Abbildung 11.8: Normierte maximale Radialverformung w t<br />

nach innen, Werkstoff<br />

S355<br />

187


11 Einlagige Umfangsnähte<br />

• Die maximale normierte Radialverformung ist für Varianten gleicher<br />

Zylin<strong>de</strong>rschlankheit R t<br />

und gleicher Schweißfolge unabhängig von <strong>de</strong>r<br />

Wanddicke gleich.<br />

• Der Größtwert <strong>de</strong>r Radialverformung ist im allgemeinen bei gleichzeitiger<br />

Wärmequelle (Schweißfolge R) ger<strong>ing</strong>er als bei transienter Wärmequelle<br />

(Schweißfolgen 2, 4). Beim Werkstoff S235 sind die Größtwerte<br />

<strong>de</strong>r Radialverformung zwischen Schweißfolge R und Schweißfolge 2 ab<br />

einer Zylin<strong>de</strong>rschlankheit R t<br />

von 800 etwa gleich groß.<br />

• Die maximale Radialverformung ist bei Schweißfolge 4 und 5 für alle<br />

Geometrievarianten größer als bei Schweißfolge 2 und R.<br />

• Je größer die Zylin<strong>de</strong>rschlankheit R t<br />

ist, <strong><strong>de</strong>s</strong>to größer ist die normierte<br />

Radialverformung. Die Abhängigkeit <strong>de</strong>r Radialverformung von <strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>rschlankheit<br />

ist nichtlinear.<br />

• Die normierten Radialverformungen liegen abhängig von <strong>de</strong>r Schweißfolge<br />

innerhalb einer konstanten Bandbreite.<br />

• Die Radialverformungen sind kleiner als die nach DIN 18800-4 als Herstellungenauigkeit<br />

(Tabelle 8.1) zulässigen Vorbeultiefen.<br />

Die maximale normierte Radialverformung nach innen wmin<br />

t<br />

läßt sich aufgrund<br />

<strong>de</strong>r dargestellten Berechnungsergebnisse durch folgen<strong>de</strong> allgemeine Gesetzmäßigkeit<br />

in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>rschlankheit R t<br />

darstellen:<br />

w min<br />

t<br />

( ) 1<br />

R<br />

b L<br />

= a L (11.1)<br />

1000 · t<br />

Die in Tabelle 11.3 angegebenen Koeffizienten a L und b L sind abhängig vom<br />

Werkstoff und von <strong>de</strong>r Schweißfolge:<br />

Werkstoff S235 S235 S355 S355 S355<br />

Schweißfolge 2 4 2 4 5<br />

a L 0,70 0,90 0,65 0,70 0,95<br />

b L 1,75 1,75 1,5 1,5 1,5<br />

Tabelle 11.3: Koeffizienten für Gleichung 11.1<br />

188


11 Einlagige Umfangsnähte<br />

Für Schweißfolge 4 ergibt sich somit folgen<strong>de</strong> Beziehung zwischen Zylin<strong>de</strong>rschlankheit<br />

und maximalem normierten Radialverzug nach innen:<br />

Für S235:<br />

w min<br />

t<br />

( ) 1<br />

R<br />

1,75<br />

= 0, 9 ·<br />

1000 · t<br />

(11.2)<br />

Für S355:<br />

w min<br />

t<br />

( ) 1<br />

R<br />

1,5<br />

= 0, 7 ·<br />

1000 · t<br />

(11.3)<br />

Die maximale normierte Radialverformung w t<br />

nach außen ist in Abbildung<br />

11.9 für <strong>de</strong>n Werkstoff S235 und in Abbildung 11.10 für <strong>de</strong>n Werkstoff S355<br />

über <strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>rschlankheit R t<br />

aufgetragen. Bei <strong>de</strong>r gleichzeitigen Wärmequelle<br />

treten vernachlässigbar kleine Radialverformungen nach außen auf. Die<br />

normierte maximale Radialverformung nach außen nimmt bei <strong>de</strong>n <strong>transienten</strong><br />

Schweißfolgen mit zunehmen<strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>rschlankheit zu. Es ist jedoch kein so<br />

ein<strong>de</strong>utiger Bezug zwischen R t<br />

und w t<br />

wie bei <strong>de</strong>r Radialverformung nach innen<br />

festzustellen.<br />

11.4 Grenzspannung für Imperfektionen aus<br />

Schweißverzug mit Schweißeigenspannungen<br />

In <strong>de</strong>n Tabellen 11.1 und 11.2 sind die normierten Grenzspannungen σ gr /σ kl ,<br />

die sich bei Berücksichtigung von Schweißverzug und Schweißeigenspannungen<br />

ergeben, geordnet nach Zylin<strong>de</strong>rschlankheit, Wanddicke und Schweißfolge<br />

<strong>de</strong>r betrachteten Varianten angegeben.<br />

Graphisch sind die Grenzspannungen σ gr in Abbildung 11.11 für <strong>de</strong>n Werkstoff<br />

S235 und in Abbildung 11.13 für <strong>de</strong>n Werkstoff S355 über <strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>rschlankheit<br />

R t<br />

aufgetragen. Als Vergleichswert ist die charakteristische<br />

Axialgrenzbeulspannung σ xS,R,k e<strong>ing</strong>etragen, die sich nach DIN 18800-4 ergibt,<br />

wenn die charakteristischen Werkstoffkennwerte zur Bemessung mit<br />

f y = 240<br />

N (für S235), f<br />

mm 2 y = 360 N (für S355) und E = 210000 N angesetzt<br />

mm 2 mm 2<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

189


11 Einlagige Umfangsnähte<br />

Radialverformung w/t<br />

1<br />

0,75<br />

0,5<br />

0,25<br />

S235 t = 1 Schweißfolge 2<br />

S235 t = 1 Schweißfolge 4<br />

S235 t = 1 Schweißfolge R<br />

S235 t = 2 Schweißfolge 2<br />

S235 t = 2 Schweißfolge 4<br />

S235 t = 4 Schweißfolge 2<br />

S235 t = 4 Schweißfolge 4<br />

S235 t = 4 Schweißfolge R<br />

0<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600<br />

Zylin<strong>de</strong>rschlankheit R/t<br />

Abbildung 11.9: Normierte maximale Radialverformung w t<br />

nach außen, Werkstoff<br />

S235<br />

Radialverformung w/t<br />

1<br />

0,75<br />

0,5<br />

0,25<br />

S355 t = 1 Schweißfolge 2<br />

S355 t = 1 Schweißfolge 4<br />

S355 t = 1 Schweißfolge R<br />

S355 t = 2 Schweißfolge 2<br />

S355 t = 2 Schweißfolge 4<br />

S355 t = 2 Schweißfolge 5<br />

S355 t = 4 Schweißfolge 2<br />

S355 t = 4 Schweißfolge 4<br />

S355 t = 4 Schweißfolge R<br />

0<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600<br />

Zylin<strong>de</strong>rschlankheit R/t<br />

Abbildung 11.10: Normierte maximale Radialverformung w t<br />

Werkstoff S355<br />

nach außen,<br />

190


11 Einlagige Umfangsnähte<br />

Die auf die klassische Grenzbeulspannung normierten Grenzspannungen<br />

σ gr /σ kl sind in Abbildung 11.12 für <strong>de</strong>n Werkstoff S235 und in Abbildung<br />

11.14 für <strong>de</strong>n Werkstoff S355 über <strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>rschlankheit R t<br />

aufgetragen.<br />

Als Vergleichswert ist die auf die klassische Grenzbeulspannung normierte<br />

charakteristische Axialgrenzbeulspannung nach DIN 18800-4 σ xS,R,k /σ kl<br />

e<strong>ing</strong>etragen.<br />

Aus <strong>de</strong>n Grafiken ist folgen<strong><strong>de</strong>s</strong> zu erkennen:<br />

• Die berechneten Grenzspannungen liegen generell über <strong>de</strong>m jeweiligen<br />

Vergleichswert nach DIN 18800-4.<br />

• Die berechneten Grenzspannungen folgen qualitativ <strong>de</strong>m Verlauf <strong>de</strong>r<br />

Axialgrenzsbeulspannungen nach DIN 18800-4.<br />

• Die berechneten Axialgrenzspannungen <strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>r aus S235 liegen<br />

näher an <strong>de</strong>n Axialgrenzbeulspannungen nach DIN 18800-4 als die berechneten<br />

Grenzspannungen <strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>r aus S355.<br />

• Die ger<strong>ing</strong>sten berechneten Grenzspannungen ergeben sich jeweils aus<br />

Schweißfolge 4 und 5.<br />

• Aus <strong>de</strong>r rotationssymmetrischen Wärmequelle ergeben sich jeweils<br />

größere Grenzspannungen als für die Zylin<strong>de</strong>rmo<strong>de</strong>lle mit transienter<br />

Wärmequelle. Mit einer gleichzeitigen Wärmequelle wird folglich die<br />

Grenzspannung zu hoch und damit zur unsicheren Seite abgeschätzt.<br />

• Bei einer Zylin<strong>de</strong>rschlankheit R t<br />

≥ 200 liegt bei transienter Wärmequelle<br />

die normierte Grenzspannung σ gr /σ kl für die betrachteten Zylin<strong>de</strong>r aus<br />

S235 zwischen 0,30 und 0,50 und für die betrachteten Zylin<strong>de</strong>r aus S355<br />

zwischen 0,40 und 0,53.<br />

• Bei einer Zylin<strong>de</strong>rschlankheit R t<br />

≤ 100 ist die Grenzspannung, unabhängig<br />

von <strong>de</strong>n untersuchten Schweißfolgen, beim S355 gleich <strong>de</strong>r<br />

Streckgrenze und beim S235 nur ger<strong>ing</strong>fügig ger<strong>ing</strong>er als die Streckgrenze.<br />

Im Gegensatz zur DIN 18800-4 liefern die Berechnungsergebnisse<br />

bei R t<br />

= 100 keine Abmin<strong>de</strong>rung aus <strong>de</strong>m Beulen.<br />

191


11 Einlagige Umfangsnähte<br />

Grenzspannung gr in N/mm²<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

S235 t = 1 Schweißfolge 2<br />

S235 t = 1 Schweißfolge 4<br />

S235 t = 1 Schweißfolge R<br />

S235 t = 2 Schweißfolge 2<br />

S235 t = 2 Schweißfolge 4<br />

S235 t = 4 Schweißfolge 2<br />

S235 t = 4 Schweißfolge 4<br />

S235 t = 4 Schweißfolge R<br />

DIN 18800-4<br />

0<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600<br />

Zylin<strong>de</strong>rschlankheit R/t<br />

Abbildung 11.11: Grenzspannung σ gr in<br />

N , Werkstoff S235<br />

mm 2<br />

0,8<br />

0,7<br />

normierte Grenzspannung gr/kl<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0,0<br />

S235 t = 1 Schweißfolge 2 S235 t = 1 Schweißfolge 4<br />

S235 t = 1 Schweißfolge R S235 t = 2 Schweißfolge 2<br />

S235 t = 2 Schweißfolge 4 S235 t = 4 Schweißfolge 2<br />

S235 t = 4 Schweißfolge 4 S235 t = 4 Schweißfolge R<br />

DIN 18800-4<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600<br />

Zylin<strong>de</strong>rschlankheit R/t<br />

Abbildung 11.12: Normierte Grenzspannung σ gr /σ kl in<br />

N , Werkstoff S235<br />

mm 2<br />

192


11 Einlagige Umfangsnähte<br />

Grenzspannung gr in N/mm²<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

S355 t = 1 Schweißfolge 2<br />

S355 t = 1 Schweißfolge 4<br />

S355 t = 1 Schweißfolge R<br />

S355 t = 2 Schweißfolge 2<br />

S355 t = 2 Schweißfolge 4<br />

S355 t = 2 Schweißfolge 5<br />

S355 t = 4 Schweißfolge 2<br />

S355 t = 4 Schweißfolge 4<br />

S355 t = 4 Schweißfolge R<br />

DIN 18800-4<br />

50<br />

0<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600<br />

Zylin<strong>de</strong>rschlankheit R/t<br />

Abbildung 11.13: Grenzspannung σ gr in<br />

N , Werkstoff S355<br />

mm 2<br />

0,8<br />

0,7<br />

normierte Grenzspannung grkl<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0,0<br />

S355 t = 1 Schweißfolge 2 S355 t = 1 Schweißfolge 4<br />

S355 t = 1 Schweißfolge R S355 t = 2 Schweißfolge 2<br />

S355 t = 2 Schweißfolge 4 S355 t = 2 Schweißfolge 5<br />

S355 t = 4 Schweißfolge 2 S355 t = 4 Schweißfolge 4<br />

S355 t = 4 Schweißfolge R DIN 18800-4<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600<br />

Zylin<strong>de</strong>rschlankheit R/t<br />

Abbildung 11.14: Normierte Grenzspannung σ gr /σ kl in<br />

N , Werkstoff S355<br />

mm 2<br />

193


11 Einlagige Umfangsnähte<br />

Die Feststellung <strong><strong>de</strong>s</strong> letzten Punktes wird unter Betrachtung <strong><strong>de</strong>s</strong> Schweißnahteinzuges,<br />

<strong>de</strong>r beim S355 0,1t und beim S235 0,15t beträgt und wesentlich<br />

kleiner als die für die Herstellung zulässige Vorbeultiefe mit 0,4t ist,<br />

verständlich. Wird die Grenzspannung für einen Zylin<strong>de</strong>r ohne Schweißverzug<br />

jedoch mit <strong>de</strong>r in Abbildung 4.11 dargestellten Vorverformungsfigur mit<br />

<strong>de</strong>m für die FEM-Berechnung in prEN 1993-1-6: 2005 Abschnitt 8.7.2 für die<br />

= 0,64 ermit-<br />

Qualitätsklasse B angegebenen Stich <strong>de</strong>r Vorverformung von w0<br />

t<br />

telt, so ergibt sich beim Zylin<strong>de</strong>r R = 400 mm, t = 4 mm und f y = 355<br />

N<br />

mm 2<br />

eine Grenzspannung von 0,7f y . Dieser Wert entspricht <strong>de</strong>r Abmin<strong>de</strong>rung κ<br />

nach DIN 18800-4. Die Werte <strong>de</strong>r Herstelltoleranz-Qualitätsklasse B nach<br />

prEN 1993-1-6 ensprechen <strong>de</strong>n in DIN 18800-4 spezifizierten Werten <strong>de</strong>r Herstelltoleranzen.<br />

Daraus ist zu schließen, daß für dickwandige Zylin<strong>de</strong>r die<br />

nichtschweißbed<strong>ing</strong>ten Imperfektionen einen größeren <strong>Einfluß</strong> auf das Beulverhalten<br />

haben, als die schweißbed<strong>ing</strong>ten.<br />

Abbweichungen zu <strong>de</strong>n Ergebnissen von Banke et al. [BSS03] und Hübner<br />

et. al [HTS06] liegen in Vereinfachungen begrün<strong>de</strong>t, die Banke und Hübner<br />

bei <strong>de</strong>r numerischen Abbildung von Schweißeigenspannungen und Schweißverzug<br />

getroffen haben. Zu diesen Vereinfachungen gehören <strong>de</strong>r rotationssymmetrische<br />

Ansatz <strong>de</strong>r Wärmequelle, die Vernachlässigung <strong>de</strong>r Gefügeumwandlung,<br />

die nicht Berücksichtigung <strong>de</strong>r sukzessiven Füllung <strong><strong>de</strong>s</strong> Schweißnahtspaltes,<br />

<strong>de</strong>r vereinfachen<strong>de</strong> Ansatz von Schrumpf<strong>de</strong>hnungen im Nahtbereich<br />

o<strong>de</strong>r die Nichtberücksichtigung <strong><strong>de</strong>s</strong> Aufheizvorganges.<br />

11.5 Grenzspannung für Imperfektionen aus<br />

Schweißverzug ohne Schweißeigenspannungen<br />

Aus <strong>de</strong>m Vergleich <strong>de</strong>r Grenzspannung <strong><strong>de</strong>s</strong> Systems mit Schweißeigenspannung<br />

(σ gr mit ) zur Axialgrenzspannung <strong><strong>de</strong>s</strong> Systems ohne Schweißeigenspannung<br />

(σ gr ohne ) kann eine Aussage zum <strong>Einfluß</strong> <strong>de</strong>r Schweißeigenspannungen<br />

auf das Stabilitätverhalten getroffen wer<strong>de</strong>n.<br />

194


11 Einlagige Umfangsnähte<br />

In <strong>de</strong>n Tabellen 11.1 und 11.2 sind die normierten Grenzspannungen σ gr /σ kl ,<br />

die sich bei Berücksichtigung von Schweißverzug und Schweißeigenspannungen<br />

ergeben, geordnet nach Zylin<strong>de</strong>rschlankheit, Wanddicke und Schweißfolge<br />

<strong>de</strong>r betrachteten Varianten angegeben.<br />

Graphisch sind die Grenzspannungen σ gr in Abbildung 11.15 für <strong>de</strong>n Werkstoff<br />

S235 und in Abbildung 11.17 für <strong>de</strong>n Werkstoff S355 über <strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>rschlankheit<br />

R t<br />

aufgetragen. Als Vergleichswert ist die charakteristische Axialgrenzbeulspannung<br />

σ xS,R,k nach DIN 18800-4 e<strong>ing</strong>etragen.<br />

Die auf die klassische Grenzbeulspannung normierten Grenzspannungen<br />

σ gr /σ kl sind in Abbildung 11.16 für <strong>de</strong>n Werkstoff S235 und in Abbildung<br />

11.18 für <strong>de</strong>n Werkstoff S355 über <strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>rschlankheit R t<br />

aufgetragen. Als<br />

Vergleichswert ist die auf die klassische Grenzbeulspannung normierte charakteristische<br />

Axialgrenzbeulspannung nach DIN 18800-4 σ xS,R,k /σ kl e<strong>ing</strong>etragen.<br />

Neue Erkenntnisse liefert das in Abbildung 11.19 für <strong>de</strong>n Werkstoff S235 und<br />

in Abbildung 11.20 für <strong>de</strong>n Werkstoff S355 über <strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>rschlankheit R t<br />

aufgetragene Verhältnis <strong>de</strong>r Grenzspannung mit Schweißeigenspannungen zur<br />

Grenzspannung ohne Schweißeigenspannung σ gr mit /σ gr ohne .<br />

Ist dieses Verhältnis kleiner als Eins, dann wirken sich die Schweißeigenspannungen<br />

beullastmin<strong>de</strong>rnd aus. Ist dieses Verhältnis größer als Eins, dann wirken<br />

sich die Schweißeigenspannungen beullaststeigernd aus.<br />

Zum <strong>Einfluß</strong> <strong>de</strong>r Schweißeigenspannungen auf das Stabilitätsverhalten können<br />

folgen<strong>de</strong> Aussagen getroffen wer<strong>de</strong>n:<br />

• Die Art <strong><strong>de</strong>s</strong> Einflusses ist abhängig vom Werkstoff und von <strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>rschlankheit.<br />

• Bei <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn aus S235 ist bei einer Zylin<strong>de</strong>rschlankheit<br />

100 < R t<br />

≤ 500 eine beullastmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Wirkung und bei einer Zylin<strong>de</strong>rschlankheit<br />

R t<br />

≥ 700 eine beullaststeigern<strong>de</strong> Wirkung <strong>de</strong>r Schweißeigenspannungen<br />

festzustellen.<br />

• Bei <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn aus S355 ist generell keine beullastmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Wirkung<br />

<strong>de</strong>r Schweißeigenspannungen festzustellen.<br />

195


11 Einlagige Umfangsnähte<br />

• Bei <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn aus S355 ist bei einer Zylin<strong>de</strong>rschlankheit R t<br />

≥ 800<br />

eine beullaststeigern<strong>de</strong> Wirkung <strong>de</strong>r Schweißeigenspannungen erkennbar.<br />

• Bei <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn aus S355 haben bei einer Zylin<strong>de</strong>rschlankheit R t<br />

≤<br />

800 die Schweißeigenspannungen we<strong>de</strong>r eine beullaststeigern<strong>de</strong> noch<br />

eine beullastmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Wirkung. Eine Ausnahme bil<strong>de</strong>n die Zylin<strong>de</strong>r<br />

mit 2 mm Wanddicke, bei <strong>de</strong>nen im Bereich R t<br />

= 400 bis R t<br />

= 800 eine<br />

beullaststeigern<strong>de</strong> Wirkung <strong>de</strong>r Schweißeigenspannungen festgestellt<br />

wer<strong>de</strong>n kann.<br />

196


11 Einlagige Umfangsnähte<br />

Grenzspannung gr in N/mm²<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

S235 t = 1 Schweißfolge 2<br />

S235 t = 1 Schweißfolge 4<br />

S235 t = 1 Schweißfolge R<br />

S235 t = 2 Schweißfolge 2<br />

S235 t = 2 Schweißfolge 4<br />

S235 t = 4 Schweißfolge 2<br />

S235 t = 4 Schweißfolge 4<br />

S235 t = 4 Schweißfolge R<br />

DIN 18800-4<br />

Schweißverzug ohne<br />

Schweißeigenspannungen<br />

0<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600<br />

Zylin<strong>de</strong>rschlankheit R/t<br />

, Werkstoff S235, Schweißver-<br />

Abbildung 11.15: Grenzspannung σ gr in<br />

zug ohne Schweißeigenspannungen<br />

N<br />

mm 2<br />

0,8<br />

0,7<br />

Schweißverzug ohne<br />

Schweißeigenspannungen<br />

normierte Grenzspannung gr/kl<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0,0<br />

S235 t = 1 Schweißfolge 2 S235 t = 1 Schweißfolge 4<br />

S235 t = 1 Schweißfolge R S235 t = 2 Schweißfolge 2<br />

S235 t = 2 Schweißfolge 4 S235 t = 4 Schweißfolge 2<br />

S235 t = 4 Schweißfolge 4 S235 t = 4 Schweißfolge R<br />

DIN 18800-4<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600<br />

Zylin<strong>de</strong>rschlankheit R/t<br />

Abbildung 11.16: Normierte Grenzspannung σ gr in<br />

Schweißverzug ohne Schweißeigenspannungen<br />

N<br />

mm 2 , Werkstoff S235,<br />

197


11 Einlagige Umfangsnähte<br />

Grenzspannung gr in N/mm²<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

S355 t = 1 Schweißfolge 2<br />

S355 t = 1 Schweißfolge 4<br />

S355 t = 1 Schweißfolge R<br />

S355 t = 2 Schweißfolge 2<br />

S355 t = 2 Schweißfolge 4<br />

S355 t = 2 Schweißfolge 5<br />

S355 t = 4 Schweißfolge 2<br />

S355 t = 4 Schweißfolge 4<br />

S355 t = 4 Schweißfolge R<br />

DIN 18800-4<br />

Schweißverzug ohne<br />

Schweißeigenspannungen<br />

50<br />

0<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600<br />

Zylin<strong>de</strong>rschlankheit R/t<br />

, Werkstoff S355, Schweißver-<br />

Abbildung 11.17: Grenzspannung σ gr in<br />

zug ohne Schweißeigenspannungen<br />

N<br />

mm 2<br />

0,8<br />

0,7<br />

Schweißverzug ohne<br />

Schweißeigenspannungen<br />

normierte Grenzspannung grkl<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0,0<br />

S355 t = 1 Schweißfolge 2 S355 t = 1 Schweißfolge 4<br />

S355 t = 1 Schweißfolge R S355 t = 2 Schweißfolge 2<br />

S355 t = 2 Schweißfolge 4 S355 t = 2 Schweißfolge 5<br />

S355 t = 4 Schweißfolge 2 S355 t = 4 Schweißfolge 4<br />

S355 t = 4 Schweißfolge R DIN 18800-4<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600<br />

Zylin<strong>de</strong>rschlankheit R/t<br />

Abbildung 11.18: Normierte Grenzspannung σ gr in<br />

Schweißverzug ohne Schweißeigenspannungen<br />

N<br />

mm 2 , Werkstoff S355,<br />

198


11 Einlagige Umfangsnähte<br />

1,5<br />

Verhältnis gr mit /gr ohne Schweißeigenspannungen<br />

1,4<br />

1,3<br />

1,2<br />

1,1<br />

1,0<br />

0,9<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

gr mit<br />

gr mit<br />

> gr ohne<br />

< gr ohne<br />

S235 t = 1 Schweißfolge 2 S235 t = 1 Schweißfolge 4<br />

S235 t = 1 Schweißfolge R S235 t = 2 Schweißfolge 2<br />

S235 t = 2 Schweißfolge 4 S235 t = 4 Schweißfolge 2<br />

S235 t = 4 Schweißfolge 4 S235 t = 4 Schweißfolge R<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600<br />

Zylin<strong>de</strong>rschlankheit R/t<br />

Abbildung 11.19: Verhältnis <strong>de</strong>r Grenzspannung mit zur Grenzspannung ohne<br />

Schweißeigenspannung σ gr mit /σ gr ohne , Werkstoff S235<br />

1,4<br />

Verhältnis gr mitgr ohne Schweißeigenspannungen<br />

1,3<br />

1,2<br />

1,1<br />

1,0<br />

0,9<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

gr mit<br />

gr mit<br />

> gr ohne<br />

< gr ohne<br />

S355 t = 1 Schweißfolge 2 S355 t = 1 Schweißfolge 4<br />

S355 t = 1 Schweißfolge R S355 t = 2 Schweißfolge 2<br />

S355 t = 2 Schweißfolge 4 S355 t = 2 Schweißfolge 5<br />

S355 t = 4 Schweißfolge 2 S355 t = 4 Schweißfolge 4<br />

S355 t = 4 Schweißfolge R<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600<br />

Zylin<strong>de</strong>rschlankheit R/t<br />

Abbildung 11.20: Verhältnis <strong>de</strong>r Grenzspannung mit zur Grenzspannung ohne<br />

Schweißeigenspannung σ gr mit /σ gr ohne , Werkstoff S355<br />

199


11 Einlagige Umfangsnähte<br />

200


12 Mehrlagige Umfangsnähte<br />

12 Mehrlagige Umfangsnähte<br />

12.1 Übersicht über die untersuchten Varianten<br />

Die Berechnungen wer<strong>de</strong>n mit Schalen-Volumenelementmo<strong>de</strong>llen durchgeführt,<br />

bei <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Nahtbereich mit Volumenelementen und <strong>de</strong>r übrige Bereich<br />

mit Schalenelementen abgebil<strong>de</strong>t wird. Gewählt wird ein Zylin<strong>de</strong>rsegment<br />

aus S355 mit <strong>de</strong>r in Tabelle 12.1 angegeben Geometrie. Variiert wer<strong>de</strong>n<br />

die Temperaturfel<strong>de</strong>r, die die unterschiedliche Lagenfolge beim Schweißen abbil<strong>de</strong>n.<br />

Die Zylin<strong>de</strong>rschlankheit beträgt R t<br />

= 1000. Die erwarteten Grenzspannungen<br />

liegen damit im elastischen Bereich.<br />

Material R t Segment L Heft- Schweißfolge<br />

mm mm ◦ mm stellen 1. Lage - 2. Lage<br />

S355 6000 6 11,25 2400 5 4 - 2<br />

Tabelle 12.1: Abmessung und Schweißfolge <strong>de</strong>r untersuchten Varianten<br />

Die Heftnähte wer<strong>de</strong>n bei allen Varianten gleich mit fünf äquidistant verteilten<br />

Heftstellen und einer Länge von 1 cm ausgeführt. Der Abstand <strong>de</strong>r Heftstellen<br />

beträgt 295 mm. Geheftet wird jeweils die erste Lage. Das ist die <strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>rmitte<br />

zugewandte Lage. Heftbeginn ist bei 0 s.<br />

Es wer<strong>de</strong>n zwei Nahtgeometrien untersucht: X-Naht und V-Naht. Bei <strong>de</strong>r<br />

gewählten X-Naht erfolgt die Füllung <strong>de</strong>r Schweißfuge wechselseitig. Damit<br />

ist <strong>de</strong>r Wärmeeintrag annähernd symmetrisch. Dieser Fall ist damit <strong>de</strong>n einlagigen<br />

Nähten <strong><strong>de</strong>s</strong> vorangegangenen Kapitels ähnlich, mit <strong>de</strong>m Unterschied,<br />

daß bei einer mehrlagigen Naht die Nahtanfangs- und Nahtendbereiche <strong>de</strong>r zuvor<br />

geschweißten Lagen wie<strong>de</strong>r erwärmt wer<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>r V-Naht erfolgt die<br />

Füllung <strong>de</strong>r Naht einseitig und damit unsymmetrisch. Der bei ebenen Blechen<br />

bei einer V-Naht auftreten<strong>de</strong> Winkelverzug führt bei <strong>de</strong>r Umfangsnaht eines<br />

201


12 Mehrlagige Umfangsnähte<br />

Zylin<strong>de</strong>rs und <strong>de</strong>r gewählten Öffnung <strong>de</strong>r Schweißfuge nach außen zu einer<br />

Vergrößerung <strong>de</strong>r Radialverformung nach innen. Die gewählten Nahtformen<br />

<strong>de</strong>cken eine für <strong>de</strong>n Verzug günstige und eine für <strong>de</strong>n Verzug ungünstige Anordnung<br />

<strong>de</strong>r Nahtgeometrie ab.<br />

Bei <strong>de</strong>r Variante ”<br />

mehrlagige Naht“ wird die erste Lage mit Schweißfolge 4<br />

geschweißt, die zweite Lage mit Schweißfolge 2. Schweißnaht 2 <strong>de</strong>r ersten<br />

Lage beginnt bei 1000 s, Schweißnaht 1 <strong>de</strong>r ersten Lage beginnt bei 2000 s<br />

und die Schweißnaht von Lage 2 bei 3000 s.<br />

Bei <strong>de</strong>n Varianten ”<br />

einlagige Naht“ wird Schweißfolge 4 mit <strong>de</strong>n im vorigen<br />

Absatz für die Lage 1 genannten Zeiten verwen<strong>de</strong>t. Bei <strong>de</strong>n einlagigen Nähten<br />

wird die Wärmequelle so abgebil<strong>de</strong>t, daß das Schmelzbad <strong>de</strong>r einlagigen Naht<br />

<strong>de</strong>m aufgeschmolzenen Bereich <strong>de</strong>r mehrlagigen Naht entspricht.<br />

In Tabelle 12.2 sind die maßgeben<strong>de</strong>n Parameter <strong>de</strong>r untersuchten Varianten<br />

zusammengestellt.<br />

Zylin<strong>de</strong>r<br />

Name<br />

V2<br />

V1<br />

X2<br />

X1<br />

Naht<br />

zweilagige V-Naht<br />

einlagige V-Naht<br />

zweilagige X-Naht<br />

einlagige X-Naht<br />

Tabelle 12.2: Nahtausführung <strong>de</strong>r untersuchten Varianten<br />

12.2 Axialspannung<br />

In Abbildung 12.1 ist für das Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r zweilagig geschweißten V-Naht (V2)<br />

die Axialspannung σ x am Äquator in Schalenmitte nach <strong>de</strong>m Heften, nach <strong>de</strong>m<br />

Schweißen <strong>de</strong>r Lage 1 und nach <strong>de</strong>m Schweißen <strong>de</strong>r Lage 2 dargestellt.<br />

Nach Lage 1 entsteht am Nahtwechselbereich zwischen Schweißnaht 1 und<br />

Schweißnaht 2 die aus <strong>de</strong>n einlagig geschweißten Zylin<strong>de</strong>rn bekannte Axialspannungszwiebel<br />

(vgl. Abbildung 8.22). Dies ist in Segmentmitte am Zug-<br />

Druckspannungswechsel <strong>de</strong>r blauen Kurve in Abbildung 12.1 zu erkennen.<br />

202


12 Mehrlagige Umfangsnähte<br />

Die in dieser Kurve überwiegen<strong>de</strong>n Druckspannungen kommen aus <strong>de</strong>r Exzentrizität<br />

<strong>de</strong>r Schalenmittelfläche, wenn nach Lage 1 <strong>de</strong>r Schweißspalt erst<br />

zur Hälfte gefüllt ist.<br />

Wird <strong>de</strong>r Nahtwechsel <strong>de</strong>r Lage 1 mit <strong>de</strong>r Lage 2 überschweißt, so verschwin<strong>de</strong>n<br />

die Axialeigenspannungen. Dies zeigt die grüne Kurve in Abbildung 12.1.<br />

Bei <strong>de</strong>r X-Naht ist die Situation bezüglich <strong>de</strong>r Axialspannungen die gleiche<br />

wie bei <strong>de</strong>r V-Naht.<br />

Axialspannung x in N/mm<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

-200<br />

Lage 1 Schweißnaht 1<br />

2000 s bis 2119 s<br />

Lage 2 Schweißnaht 1<br />

3000 s bis 3238 s<br />

Lage 1 Schweißnaht 2<br />

1000 s bis 1119 s<br />

Heften<br />

Lage 1<br />

Lage 2<br />

-400<br />

-600<br />

-5,625 -4,5 -3,375 -2,25 -1,125 0 1,125 2,25 3,375 4,5 5,625<br />

Umfangswinkel in °<br />

Abbildung 12.1: Axialspannung σ x in<br />

N am Äquator in Schalenmitte, zweilagig<br />

geschweißte V-Naht<br />

mm 2<br />

(V2)<br />

12.3 Schweißverzug<br />

In Tabelle 12.3 sind die maximalen Radialverformungen w nach außen und<br />

nach innen für die betrachteten Varianten zusammengestellt. Die auf die Wanddicke<br />

normierten Radialverformungen w t<br />

sind in Tabelle 12.4 angegeben. Die<br />

maxialen Radialverformungen nach innen treten genauso wie bei <strong>de</strong>n einlagigen<br />

Nähten im Nahtnebenbereich auf.<br />

203


12 Mehrlagige Umfangsnähte<br />

Abbildung 12.2 zeigt für die Varianten mit X-Naht (X1,X2) am Meridian<br />

VL = -2,8125 ◦ die Radialverformung w nach <strong>de</strong>n einzelnen Fertigungsschritten.<br />

Die Schweißnaht 2 befin<strong>de</strong>t sich auf <strong>de</strong>r rechten Seite <strong><strong>de</strong>s</strong> Segmentes und<br />

nicht am betrachteten Meridian. Daher weist die Verformung nach Schweißnaht<br />

2 in Nahtmitte nach außen. Wie bei <strong>de</strong>n einlagigen Nähten entsteht auch<br />

hier ein Knick im Nahtbereich.<br />

Die Radialverformung nach innen <strong><strong>de</strong>s</strong> zweilagig geschweißten Zylin<strong>de</strong>rsegmentes<br />

ist <strong>de</strong>utlich ger<strong>ing</strong>er als die Radialverformung <strong><strong>de</strong>s</strong> entsprechen<strong>de</strong>n einlagig<br />

geschweißten Segmentes. Dies ist aus Abbildung 12.2 für die X-Naht zu<br />

erkennen und gilt genauso für die V-Naht (siehe Tabelle 12.3).<br />

Naht V 2-lagig V 1-lagig X 2-lagig X 1-lagig<br />

nach Heften:<br />

nach außen 0,314 0,314 0,314 0,314<br />

nach innen 0,0672 0,0672 0,0672 0,0672<br />

nach Lage 1:<br />

nach außen 0,479 - 0,379 -<br />

nach innen 0,682 - 0,841 -<br />

nach Lage 2:<br />

nach außen 0,170 0,273 0,136 0,257<br />

nach innen 1,611 2,00 1,24 1,95<br />

Tabelle 12.3: Maximalwerte <strong>de</strong>r Radialverformung w in mm<br />

In Abbildung 12.3 ist die Radialverformung am Äquator für die zweilagig geschweißte<br />

V-Naht und in Abbildung 12.4 für die zweilagig geschweißte X-<br />

Naht nach <strong>de</strong>n einzelnen Fertigungsschritten dargestellt.<br />

Die zweite Lage <strong>de</strong>r V-Naht hat ein <strong>de</strong>utlich größeres Schmelzbadvolumen als<br />

die zweite Lage <strong>de</strong>r X-Naht. Dadurch kommt es beim Mo<strong>de</strong>ll mit V-Naht zu<br />

einem <strong>de</strong>utlich größerem Schweißnahteinzug als beim Mo<strong>de</strong>ll mit X-Naht.<br />

Der Schweißverzug ist in <strong>de</strong>n Abbildungen 12.5 bis 12.8 für die betrachteten<br />

Varianten dargestellt.<br />

204


12 Mehrlagige Umfangsnähte<br />

Naht V 2-lagig V 1-lagig X 2-lagig X 1-lagig<br />

nach Heften:<br />

nach außen 0,0523 0,0523 0,0523 0,0523<br />

nach innen 0,0112 0,0112 0,0112 0,0112<br />

nach Lage 1:<br />

nach außen 0,0798 - 0,0632 -<br />

nach innen 0,114 - 0,140 -<br />

nach Lage 2:<br />

nach außen 0,0283 0,0455 0,0227 0,0428<br />

nach innen 0,269 0,333 0,207 0,325<br />

Tabelle 12.4: Maximalwerte <strong>de</strong>r normierten Radialverformung w t<br />

1<br />

0,5<br />

Radialverformung w in mm<br />

0<br />

-0,5<br />

-1<br />

Heften<br />

-1,5 Lage 1 Schweißnaht 2<br />

Lage 1 Schweißnaht 1<br />

Lage 2<br />

Lage 1 und 2 gleichzeitig<br />

-2<br />

-1200 -1000 -800 -600 -400 -200 0 200 400 600 800 1000 1200<br />

Nahtmittenabstand in mm<br />

Abbildung 12.2: Radialverformung w in mm am Meridian VL = -2,8125 ◦ ,<br />

zweilagig (X2) und einlagig (X1) geschweißte X-Naht<br />

205


12 Mehrlagige Umfangsnähte<br />

Radialverformung w in mm<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

-0,5<br />

Lage 1 Schweißnaht 1<br />

2000 s bis 2119 s<br />

Lage 2 Schweißnaht 1<br />

3000 s bis 3238 s<br />

Lage 1 Schweißnaht 2<br />

1000 s bis 1119 s<br />

Heften<br />

Lage 1 Schweißnaht 2<br />

Lage 1 Schweißnaht 1<br />

Lage 2 Schweißnaht 1<br />

-1<br />

-1,5<br />

-5,625 -4,5 -3,375 -2,25 -1,125 0 1,125 2,25 3,375 4,5 5,625<br />

Umfangswinkel in °<br />

Abbildung 12.3: Radialverformung w in mm am Äquator, zweilagig geschweißte<br />

V-Naht (V2)<br />

Radialverformung w in mm<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

-0,5<br />

Lage 1 Schweißnaht 1<br />

2000 s bis 2119 s<br />

Lage 2 Schweißnaht 1<br />

3000 s bis 3238 s<br />

Lage 1 Schweißnaht 2<br />

1000 s bis 1119 s<br />

Heften<br />

Lage 1 Schweißnaht 2<br />

Lage 1 Schweißnaht 1<br />

Lage 2 Schweißnaht 1<br />

-1<br />

-1,5<br />

-5,625 -4,5 -3,375 -2,25 -1,125 0 1,125 2,25 3,375 4,5 5,625<br />

Umfangswinkel in °<br />

Abbildung 12.4: Radialverformung w in mm am Äquator, zweilagig geschweißte<br />

X-Naht (X2)<br />

206


12 Mehrlagige Umfangsnähte<br />

ISOVALEURS<br />

Ux<br />

Temps 10000<br />

Deformee X 50<br />

Ref.Calcul Global<br />

Ref.Visu Cylindrique<br />

Min = -1.61105<br />

Max = 0.170376<br />

-1.5<br />

-1.415<br />

-1.33<br />

-1.245<br />

-1.16<br />

-1.075<br />

-0.99<br />

-0.905<br />

-0.82<br />

-0.735<br />

-0.65<br />

x<br />

z<br />

y<br />

-0.565<br />

-0.48<br />

-0.395<br />

-0.31<br />

-0.225<br />

-0.14<br />

-0.055<br />

0.03<br />

0.115<br />

0.2<br />

SYSWELD - 8.10 - win32x86 - Sat Jun 02 16:13:06 2007<br />

0<br />

Abbildung 12.5: Radialverformung w in mm nach <strong>de</strong>m Schweißen, 50-fach<br />

überhöht dargestellt, zweilagig geschweißte V-Naht (V2)<br />

ISOVALEURS<br />

Ux<br />

Temps 10000<br />

Deformee X 50<br />

Ref.Calcul Global<br />

Ref.Visu Cylindrique<br />

Min = -1.99816<br />

Max = 0.272676<br />

-1.5<br />

-1.415<br />

-1.33<br />

-1.245<br />

-1.16<br />

-1.075<br />

-0.99<br />

-0.905<br />

-0.82<br />

-0.735<br />

-0.65<br />

x<br />

z<br />

y<br />

-0.565<br />

-0.48<br />

-0.395<br />

-0.31<br />

-0.225<br />

-0.14<br />

-0.055<br />

0.03<br />

0.115<br />

0.2<br />

SYSWELD - 8.10 - win32x86 - Sat Jun 02 15:36:00 2007<br />

0<br />

Abbildung 12.6: Radialverformung w in mm nach <strong>de</strong>m Schweißen, 50-fach<br />

überhöht dargestellt, einlagig geschweißte V-Naht (V1)<br />

207


12 Mehrlagige Umfangsnähte<br />

ISOVALEURS<br />

Ux<br />

Temps 10000<br />

Deformee X 50<br />

Ref.Calcul Global<br />

Ref.Visu Cylindrique<br />

Min = -1.23736<br />

Max = 0.135982<br />

-1.5<br />

-1.415<br />

-1.33<br />

-1.245<br />

-1.16<br />

-1.075<br />

-0.99<br />

-0.905<br />

-0.82<br />

-0.735<br />

-0.65<br />

x<br />

z<br />

y<br />

-0.565<br />

-0.48<br />

-0.395<br />

-0.31<br />

-0.225<br />

-0.14<br />

-0.055<br />

0.03<br />

0.115<br />

0.2<br />

SYSWELD - 8.10 - win32x86 - Sun Jun 03 14:27:10 2007<br />

0<br />

Abbildung 12.7: Radialverformung w in mm nach <strong>de</strong>m Schweißen, 50-fach<br />

überhöht dargestellt, zweilagig geschweißte X-Naht (X2)<br />

ISOVALEURS<br />

Ux<br />

Temps 10000<br />

Deformee X 50<br />

Ref.Calcul Global<br />

Ref.Visu Cylindrique<br />

Min = -1.94966<br />

Max = 0.256695<br />

-1.5<br />

-1.415<br />

-1.33<br />

-1.245<br />

-1.16<br />

-1.075<br />

-0.99<br />

-0.905<br />

-0.82<br />

-0.735<br />

-0.65<br />

-0.565<br />

x<br />

z<br />

y<br />

-0.48<br />

-0.395<br />

-0.31<br />

-0.225<br />

-0.14<br />

-0.055<br />

0.03<br />

0.115<br />

0.2<br />

SYSWELD - 8.10 - win32x86 - Sat Jun 02 18:21:56 2007<br />

0<br />

Abbildung 12.8: Radialverformung w in mm nach <strong>de</strong>m Schweißen, 50-fach<br />

überhöht dargestellt, einlagig geschweißte V-Naht (X1)<br />

208


12 Mehrlagige Umfangsnähte<br />

12.4 Grenzspannung<br />

Die Grenzspannung <strong>de</strong>r betrachteten Varianten ist in Tabelle 12.5 angegeben.<br />

Die zu <strong>de</strong>n Grenzspannungen zugehörigen Verformungsfiguren zeigen die Abbildungen<br />

12.9 bis 12.12.<br />

Die berechneten Grenzspannungen sind im Vergleich zu <strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>llen mit einlagiger<br />

Naht und vergleichbarer Zylin<strong>de</strong>rschlankheit R t<br />

größer. Dies liegt an<br />

<strong>de</strong>r gewählten Segmentgröße, die mit 11,25 ◦ sehr klein ist. Dadurch wird eine<br />

große Umfangswellenzahl und damit ein größerer Eigenwert erzwungen. Die<br />

Grenzspannungen sind daher nur als Vergleichswerte <strong>de</strong>r Varianten untereinan<strong>de</strong>r<br />

anzusehen.<br />

Aus <strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>llen mit <strong>de</strong>n einlagig geschweißten Nähten und <strong>de</strong>r zweilagig<br />

geschweißten V-Naht ergeben sich Grenzspannungen <strong>de</strong>r gleichen Größenordnung.<br />

Die Grenzspannung <strong>de</strong>r zweilagig geschweißten X-Naht ist signifikant<br />

größer. Für diesen Effekt ist die beim Mo<strong>de</strong>ll mit zweilagig geschweißter X-<br />

Naht insgesamt ger<strong>ing</strong>ere Radialverformung verantwortlich.<br />

Zylin<strong>de</strong>r Naht Grenzspannung normierte Grenz-<br />

Name<br />

spannung σgr<br />

σ kl<br />

V2 V 2-lagig 84,5 0,67<br />

V1 V 1-lagig 86,6 0,68<br />

X2 X 2-lagig 99,7 0,79<br />

X1 X 1-lagig 86,5 0,68<br />

Tabelle 12.5: Grenzspannung σ gr in<br />

N<br />

mm 2<br />

Bei <strong>de</strong>r zweilagig geschweißten X-Naht bewirkt <strong>de</strong>r gegenüber <strong>de</strong>r einlagigen<br />

Ausführung <strong>de</strong>utlich reduzierte Verzug eine signifikante Steigerung <strong>de</strong>r Grenzspannung.<br />

Für diese Nahtform kann festgestellt wer<strong>de</strong>n, daß die vereinfachte<br />

Berechnung mit einlagiger Naht eine Abschätzung zur sicheren Seite darstellt.<br />

Bei <strong>de</strong>r V-Naht ist die Verzugsdifferenz zwischen einlagigem und zweilagigem<br />

Schweißen nicht so ausgeprägt, wie bei <strong>de</strong>r X-Naht. Die Beulfiguren bei<strong>de</strong>r<br />

Varianten sind jedoch <strong>de</strong>utlich unterschiedlich (Abbildung 12.9 und 12.10).<br />

209


12 Mehrlagige Umfangsnähte<br />

Die Variante mit einlagiger Naht weist eine <strong>de</strong>utlich ausgeprägte Beule im<br />

Nahtanfangs- und Nahtendbereich in Segmentmitte auf. Bei <strong>de</strong>r zweilagigen<br />

Naht liegt die ausgeprägte Beule am linken Segmentrand. Daraus wird auf folgen<strong>de</strong>n<br />

Sachverhalt geschlosen:<br />

Im Übergangsbereich Nahtanfang - Nahten<strong>de</strong> kommte es zu signifikanten geometrischen<br />

und strutkurellen Imperfektionen, die zu einer ausgeprägten Beule<br />

im Grenzzustand führen. Dies zeigen die Mo<strong>de</strong>lle mit einlagiger Umfangsnaht<br />

(z.B. Abbildung 11.1 und 11.3) wie auch das Mo<strong>de</strong>ll mit <strong>de</strong>r einlagig<br />

geschweißten V-Naht (Abbildung 12.10). Wird bei einer mehrlagigen Naht <strong>de</strong>r<br />

Nahtanfangs- und Nahtendbereich <strong>de</strong>r darunterliegen<strong>de</strong>n Lage überschweißt,<br />

dann wer<strong>de</strong>n die Imperfektionen aus <strong>de</strong>r ersten Lage abgeschwächt, die maßgeben<strong>de</strong><br />

Beule bil<strong>de</strong>t sich im Grenzzustand an einer an<strong>de</strong>ren Stelle, im betrachteten<br />

Mo<strong>de</strong>ll (Abbildung 12.9) am linken Segmentrand.<br />

Die berechneten Grenzspannungen sind bei bei<strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>llen mit V-Naht<br />

gleich. Für diese Nahtform kann festgestellt wer<strong>de</strong>n, daß die vereinfachte Berechnung<br />

mit einlagiger Naht zur gleichen Grenzspannung führt, wie die Berechnung<br />

mit mehrlagiger Naht.<br />

Aus <strong>de</strong>n zuvor genannten Überlegungen kann geschossen wer<strong>de</strong>n, daß mehrlagiges<br />

Schweißen keinen ungünstigeren Imperfektionszustand erzeugt, als einlagiges<br />

Schweißen. Damit können die Ergebnisse aus <strong>de</strong>r Parameterstudie einlagiger<br />

Nähte auch auf Zylin<strong>de</strong>r mit größeren Blechdicken übertragen wer<strong>de</strong>n,<br />

die fertigungstechnisch mehrlagig geschweißt wer<strong>de</strong>n.<br />

210


12 Mehrlagige Umfangsnähte<br />

ISOVALEURS<br />

Ux<br />

Temps 84.4538<br />

Deformee X 50<br />

Ref.Calcul Global<br />

Ref.Visu Cylindrique<br />

Min = -2.99024<br />

Max = 1.78947<br />

-3<br />

-2.7<br />

-2.4<br />

-2.1<br />

-1.8<br />

-1.5<br />

-1.2<br />

-0.9<br />

-0.6<br />

-0.3<br />

1.19209e-007<br />

x<br />

z<br />

y<br />

0.3<br />

0.6<br />

0.9<br />

1.2<br />

1.5<br />

1.8<br />

2.1<br />

2.4<br />

2.7<br />

3<br />

SYSWELD - 8.10 - win32x86 - Sat Jun 02 16:15:49 2007<br />

0<br />

Abbildung 12.9: Radialverformung w in mm unter Grenzspannung, 50-fach<br />

überhöht dargestellt, zweilagig geschweißte V-Naht (V2)<br />

ISOVALEURS<br />

Ux<br />

Temps 86.5899<br />

Deformee X 50<br />

Ref.Calcul Global<br />

Ref.Visu Cylindrique<br />

Min = -4.92395<br />

Max = 2.80108<br />

-3<br />

-2.7<br />

-2.4<br />

-2.1<br />

-1.8<br />

-1.5<br />

-1.2<br />

-0.9<br />

-0.6<br />

-0.3<br />

1.19209e-007<br />

x<br />

z<br />

y<br />

0.3<br />

0.6<br />

0.9<br />

1.2<br />

1.5<br />

1.8<br />

2.1<br />

2.4<br />

2.7<br />

3<br />

SYSWELD - 8.10 - win32x86 - Sat Jun 02 15:25:35 2007<br />

0<br />

Abbildung 12.10: Radialverformung w in mm unter Grenzspannung, 50-fach<br />

überhöht dargestellt, einlagig geschweißte V-Naht (V1)<br />

211


12 Mehrlagige Umfangsnähte<br />

ISOVALEURS<br />

Ux<br />

Temps 99.7293<br />

Deformee X 50<br />

Ref.Calcul Global<br />

Ref.Visu Cylindrique<br />

Min = -2.4864<br />

Max = 2.22155<br />

-3<br />

-2.7<br />

-2.4<br />

-2.1<br />

-1.8<br />

-1.5<br />

-1.2<br />

-0.9<br />

-0.6<br />

-0.3<br />

1.19209e-007<br />

x<br />

z<br />

y<br />

0.3<br />

0.6<br />

0.9<br />

1.2<br />

1.5<br />

1.8<br />

2.1<br />

2.4<br />

2.7<br />

3<br />

SYSWELD - 8.10 - win32x86 - Sun Jun 03 14:55:15 2007<br />

0<br />

Abbildung 12.11: Radialverformung w in mm unter Grenzspannung, 50-fach<br />

überhöht dargestellt, zweilagig geschweißte X-Naht (X2)<br />

ISOVALEURS<br />

Ux<br />

Temps 86.4944<br />

Deformee X 50<br />

Ref.Calcul Global<br />

Ref.Visu Cylindrique<br />

Min = -5.06429<br />

Max = 3.00804<br />

-3<br />

-2.7<br />

-2.4<br />

-2.1<br />

-1.8<br />

-1.5<br />

-1.2<br />

-0.9<br />

-0.6<br />

-0.3<br />

1.19209e-007<br />

0.3<br />

x<br />

z<br />

y<br />

0.6<br />

0.9<br />

1.2<br />

1.5<br />

1.8<br />

2.1<br />

2.4<br />

2.7<br />

3<br />

SYSWELD - 8.10 - win32x86 - Sat Jun 02 18:16:51 2007<br />

0<br />

Abbildung 12.12: Radialverformung w in mm unter Grenzspannung, 50-fach<br />

überhöht dargestellt, einlagig geschweißte X-Naht (X1)<br />

212


13 Zusammenfassung<br />

13 Zusammenfassung<br />

Ziel <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Untersuchungen war es, Aussagen zum <strong>Einfluß</strong> realitätsnaher<br />

Schweißeigenspannungen auf das Stabilitätsverhalten von axialgedrückten<br />

Kreiszylin<strong>de</strong>rschalen zu treffen. Die aus <strong>de</strong>m Fügeprozeß entstehen<strong>de</strong>n<br />

Schweißeigenspannungen sind in Realität immer mit <strong>de</strong>m zugehörigen<br />

Schweißverzug gekoppelt.<br />

Die Berechnungen, bei <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Schweißprozeß und <strong>de</strong>r Beulvorgang geschlossen<br />

numerisch abgebil<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>, zeigen einen <strong>de</strong>utlichen <strong>Einfluß</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

Fügeprozesses auf das Stabilitätsverhalten. Um das über <strong>de</strong>n Umfang verän<strong>de</strong>rliche<br />

Eigenspannungs- und Verzugsfeld abzubil<strong>de</strong>n, ist eine Berechnung<br />

mit transienter Wärmequelle notwendig. Es wur<strong>de</strong> gezeigt, daß die für die<br />

Grenztragfähigkeit maßgeben<strong>de</strong>n Imperfektionen an Nahtanfangs- und Nahtendbereichen<br />

entstehen. Die sukzessive Füllung <strong>de</strong>r Schweißfuge verstärkt die<br />

Umfangswelligkeit <strong><strong>de</strong>s</strong> Schweißverzuges. Imperfektionen aus <strong>de</strong>m Fügeprozeß<br />

können daher nicht durch rotationssymmetrische Verläufe abgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Es wur<strong>de</strong> gezeigt, daß die rechnerische Grenztragfähigkeit bei transienter<br />

Wärmequelle kleiner ist als bei äquivalenter rotationssymmetrischer Wärmequelle.<br />

Der Werkstoff beeinflußt die Grenzspannung nicht nur aufgrund <strong>de</strong>r Streckgrenze.<br />

Durch abweichen<strong><strong>de</strong>s</strong> Verhalten bei <strong>de</strong>r Gefügeumwandlung entstehen<br />

beim Schweißen bei unterschiedlichen Stahlsorten, jedoch gleichen Temperaturfel<strong>de</strong>rn<br />

unterschiedliche Schweißverzüge und damit voneinan<strong>de</strong>r abweichen<strong>de</strong><br />

Imperfektionen, die sich wie<strong>de</strong>rum auf die Grenztragfähigkeit auswirken.<br />

So ist die normierte Grenzspannungσ gr /σ kl bei Zylin<strong>de</strong>rn aus S235 kleiner<br />

als bei Zylin<strong>de</strong>rn aus S355.<br />

In Abhängigkeit von Werkstoff und Schweißfolge ergab sich eine Beziehung<br />

zwischen <strong>de</strong>r maximalen normierten Radialverformung nach innen wmin<br />

t<br />

und<br />

213


13 Zusammenfassung<br />

<strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>rschlankheit R t :<br />

w min<br />

t<br />

( ) 1<br />

R<br />

b L<br />

= a L<br />

1000 · t<br />

Der Koeffizient a L ist vom Werkstoff und von <strong>de</strong>r Schweißfolge abhängig. Der<br />

Koeffizient b L ist werkstoffabhängig. In ihn geht unter an<strong>de</strong>rem <strong>de</strong>r <strong>Einfluß</strong> aus<br />

<strong>de</strong>r Gefügeumwandlung ein.<br />

Die Auswirkungen <strong>de</strong>r Schweißeigenspannungen auf die Grenztragfähigkeit<br />

sind vom Werkstoff und von <strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>rschlankheit abhängig. Sie können sich<br />

beullaststeigernd, beullastmin<strong>de</strong>rnd auswirken o<strong>de</strong>r sie haben keinen <strong>Einfluß</strong>.<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r Vielfältigkeit von Schalen können diese Untersuchungen nicht<br />

auf alle Anwendungsbereiche verallgemeinert wer<strong>de</strong>n. Bei zukünftigen Arbeiten,<br />

in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r <strong>Einfluß</strong> aus <strong>de</strong>m Fügeprozeß untersucht wird, ist die transiente<br />

Abbildung <strong>de</strong>r Wärmequelle, die sukzessive Schweißnahtfüllung und die<br />

Gefügeumwandlung <strong><strong>de</strong>s</strong> Werkstoffs zu berücksichtigen.<br />

214


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und Steine <strong>de</strong>r Universität Fri<strong>de</strong>riciana in Karlsruhe, 1998. – Berichte<br />

5. Folge Heft 3<br />

STEINHARDT, O. ; SCHULZ, U.: Zur Beulstabilität von Kreiszylin<strong>de</strong>rschalen.<br />

Berichte <strong>de</strong>r Versuchsanstalt für Stahl, Holz und<br />

Steine <strong>de</strong>r Universität Fri<strong>de</strong>riciana in Karlsruhe. Versuchsanstalt<br />

für Stahl, Holz und Steine <strong>de</strong>r Universität Fri<strong>de</strong>riciana in Karlsruhe,<br />

1970. – Berichte 3. Folge Heft 4<br />

TIMOSHENKO, S. P.: Einige Stabilitätsprobleme <strong>de</strong>r Elastizitätstheorie.<br />

In: Zeitschrift für Mathematik und Physik 58 (1910),<br />

S. 337–385<br />

221


Schrifttum<br />

[TL05]<br />

TENG, J.G. ; LIN, X.: Fabrication of small mo<strong>de</strong>ls of large cylin<strong>de</strong>rs<br />

with extensive weld<strong>ing</strong> for buckl<strong>ing</strong> experiments. In: Thin-<br />

Walled Structures 43 (2005), S. 1091–1114<br />

[Voß01] VOSS, O.: Untersuchung relevanter <strong>Einfluß</strong>größen auf die<br />

numerische Schweißsimulation, Technische Universität Carolo-<br />

Wilhelmina zu Braunschweig, Diss., 2001<br />

[Woh86]<br />

[Woh92]<br />

[ZT88]<br />

[ZT89]<br />

WOHLFAHRT, H.: Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Austenitumwandlung für<br />

die Eigenspannungsentstehung beim Schweißen. In: Härterei<br />

Technische Mitteilungen 41 (1986), S. 248–257<br />

WOHLFAHRT, H.: Schweißeigenspannungen - Entstehung, Auswirkungen<br />

und Abhilfemaßnahmen. In: Jahrbuch Schweißtechnik<br />

93 (1992), S. 191–206<br />

ZIENKIEWICZ, O.C. ; TAYLOR, R.L.: The finite element method.<br />

Bd. 1. McGraw-Hill Book Company, 1988<br />

ZIENKIEWICZ, O. C. ; TAYLOR, R. L.: The finite element method.<br />

Bd. 2. McGraw-Hill Book Company, 1989<br />

222

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