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Lektion 1/2010 - Übrigen

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Gemeinschaft der <strong>Übrigen</strong> e. V.<br />

Bibelbetrachtung <strong>2010</strong><br />

Januar - Februar - März<br />

Endbetrachtung mariologischer Dogmen<br />

aus biblischer Sicht<br />

und<br />

der Bußruf Elias<br />

mit Auftreten Johannes des Täufers<br />

und des Endzeit-Elia<br />

Studium zur Sabbatschule für das erste Viertel <strong>2010</strong>


Vorwort<br />

Im Studium der Geburtsereignisse Jesu ist es unumgänglich<br />

gewesen, nicht nur den biblischen Befund zu studieren, sondern<br />

auch den nachkanonischen Überbau in der Dogmenbildung<br />

der Lehre über Maria (Mariologie). Es waren vier Dogmen,<br />

die in diesem Rahmen betrachtet wurden: (1) Das Dogma<br />

von Maria als der Immaculata Conceptio (Unbefleckte Empfängnis).<br />

(2) Das Dogma von Maria als der Semper Virgo<br />

(Immer-Jungfrau). (3) Das Dogma von Maria als der Theotokos<br />

(Gottesgebärerin oder Mutter Gottes). (4) Das Dogma von<br />

Maria in ihrer leiblichen Aufnahme in die himmlische Herrlichkeit<br />

(Assumptio).<br />

Während die katholische Seite das Evangelium mit einem<br />

überdimensionalen Überbau versieht, neigen protestantische<br />

Kreise zum anderen Extrem: In Predigten kommt Maria trotz<br />

ihrer einzigartigen Nähe zu Christus kaum vor. Selbst in Evangelisationen<br />

ist für Maria kaum Platz. Dabei steht sie doch<br />

unübersehbar zusammen mit Johannes als Heilsempfängerin<br />

direkt unterm Kreuz. Was hindert uns daran, die Gemeinde<br />

aufzurufen, mit Maria zum Kreuz hinzutreten und mit ihr<br />

das Heil des Kreuzesmannes zu empfangen? Eine Besinnung<br />

auf die Evangelien lässt uns auch Maria entdecken, denn dort<br />

nimmt sie ja als von Gott auserwähltes Werkzeug (Magd des<br />

HERRN) im gottseligen Geheimnis der Inkarnation (Fleischwerdung<br />

Gottes) als empfangendes Organ eine einzigartige<br />

Rolle im Evangelium ein, die keiner anderen Frau zukommt<br />

und nicht zu übersehen ist.<br />

In diesem Viertel wird die Serie über Mariologie mit fünf von<br />

zwölf <strong>Lektion</strong>en fortgesetzt und abgeschlossen. Im vorigen<br />

Viertel wurde die nachapostolische Entwicklung des Dogmas<br />

von Maria als der Immaculata, behandelt. Dabei war es darum<br />

gegangen, dass Maria im Zeugungsakt ihrer Eltern von<br />

Erbsünde unbefleckt empfangen worden und makellos in die<br />

Welt eingetreten sein soll. Dadurch wird eine Parallelgestalt<br />

neben dem makellosen und sündlosen Christus aufgebaut.<br />

Schon Thomas von Aquin hatte dagegen Bedenken gehabt.<br />

Trotz feinsinnigster Unterscheidungen des Duns Scotus, die<br />

auch in das Dogma eingeflossen sind, ist die Konkurrenz<br />

Mariens zu Christus als der Makellosen nicht ausgeräumt.<br />

Das Dogma der Aufnahme Mariens mit Leib und Seele in die<br />

himmlische Herrlichkeit (assumptio) gipfelt in ihrer Vergötterung.<br />

Zumal wurde sie als die „unbefleckte Jungfrau, von jedem<br />

Makel der Erbsünde unversehrt, nach Vollendung des<br />

irdischen Lebenslaufes mit Leib und Seele in die himmlische<br />

Herrlichkeit aufgenommen und als Königin des Alls vom Herrn<br />

erhöht, vollkommen ihrem Sohne gleichgestellt zu sein, dem<br />

Herrn der Herren und dem Sieger über Sünde und Tod“ (Dogma<br />

von Papst Pius XII 1950; LG § 59 zitiert in: http://<br />

www.mariedenazareth.com/850.0.html?&L=2; Einzelheiten<br />

<strong>Lektion</strong> 10, voriges Viertel).<br />

In dieser <strong>Lektion</strong> wird das Dogma von Maria als der Semper<br />

Virgo untersucht. Dieses Dogma fügt dem in der Schrift bezeugten<br />

Wunder der Jungfrauengeburt (Jes. 7:14, LXX; Mt.<br />

1:23) ein weiteres Wunder hinzu: Maria sei nicht nur als Jungfrau<br />

schwanger geworden, sondern auch während und nach<br />

der Geburt des Jesuskindes immerwährend Jungfrau geblieben.<br />

Das apostolische Zeugnis der Evangelien und Briefe<br />

bezeugt dieses Wunder nicht. Vielmehr richten die Apostel<br />

den Kanon, die Richtschnur, auf, nicht nur bei dem zu bleiben,<br />

was die Gemeinde Christi „von Anfang an gehört hat“,<br />

sondern auch, dass diese Richtschnur, den die Apostel in ihrem<br />

Bekenntnis niedergelegt haben, ewig beizubehalten ist<br />

(1. Joh. 2:24-27; 2. Joh. 1-2).<br />

Ebenfalls in dieser <strong>Lektion</strong> wird das Dogma von Maria als der<br />

Theotokos, der Gottesgebärerin oder Gottesmutter behandelt.<br />

Aufgrund des apostolischen Zeugnisses ist Christus in seiner<br />

Selbstoffenbarung als wahrer Mensch gleichzeitig wahrer Gott:<br />

Joh. 1:1-3; 8:58, vgl. 2. Mose 3:14; Joh. 10:30-33; 1. Joh. 5:20;<br />

Mt. 22:41-46; oder siehe die Bergpredigt, wo Christus auf der<br />

Ebene des Gesetzgebers vom Sinai mit seinem „Ich aber sage<br />

euch“ auftritt: Mt.5:18.22.28.32.34.39.44. Zu seinem wahren<br />

Menschsein siehe Joh. 1:14; 4:6; 11:33-35; 19:5.28.34; 1. Tim.<br />

3:16. Die Gottheit und Menschheit Jesu steht auf der Grundlage<br />

seiner Selbstoffenbarung und ist nicht abhängig davon,<br />

dass Maria „Mutter Gottes“ sein soll. Dieser Titel ist den Aposteln<br />

unbekannt. Als der greise Evangelist Johannes, der sein<br />

Evangelium um 90 n. Chr. schrieb, bezeichnet er Maria stets<br />

als „Mutter Jesu“, niemals als „Mutter Gottes“ (Joh. 2:1-2.12;<br />

19:25). Auch Lukas nennt Maria im Pfingstereignis „Mutter<br />

Jesu“ (Apg. 1:14).<br />

Das Evangelium ist Produkt der Offenbarung und nicht Ergebnis<br />

ausgeklügelter Logik, wobei geschlussfolgert ist, wenn<br />

Jesus wahrer Gott ist, sei Maria die Mutter Gottes.<br />

Zurückkommend auf das Dogma Mariens als der Semper Virgo<br />

(Immer-Jungfrau): Ein Studium des Protevangelium des<br />

Jakobus wurde nicht mehr aufgenommen. Es würde aber zeigen,<br />

dass das Dogma von Maria als der Immer-Jungfrau in<br />

dieser Quelle ihren Ursprung hat, nicht aber in den kanonischen<br />

apostolischen Schriften und Briefen. Nach dem Protevangelium<br />

des Jakobus hat Maria das Jesuskind in einer Höhle<br />

geboren. Eine hinzugerufene Hebamme stellte das Wunder<br />

der Jungfräulichkeit noch während der Geburt fest. Als die<br />

Hebamme dies anschließend einer Salome berichtete, bezweifelte<br />

diese es und untersuchte selbst, ob dies der Fall sei.<br />

Nach ihrer Untersuchung schilt sie ihren Unglauben und beklagt,<br />

dass ihre Hand mit Feuer verbrennt. Nach ihrem Gebet<br />

um Heilung wurde ihre Hand geheilt (http://www-user.<br />

unibremen.de/-wie/texeapo/Jakobus-dtsch.html, S. 9; Protevangelium<br />

Jakobus, 19:2 bis 20:4).<br />

Im zweiten Teil dieses Viertels wird mit Johannes dem Täufer<br />

fortgesetzt, dem Wegbereiter für das erste Kommen Christi.<br />

Es wird unter anderem herausgearbeitet, wie das Motiv des<br />

Wegbereiters bereits im Gesetz Moses vorhanden ist (2. Mose<br />

23:20ff). Von dort her haben es Jesaja und Maleachi aufgegriffen.<br />

Während Jesaja dieses Motiv des Wegbereiters auf<br />

die zukünftige Situation des Exodus aus der babylonischen<br />

Gefangenschaft bezieht (Jes. 40:1-4), sieht Maleachi den apokalyptisch-eschatologischen<br />

(endgeschichtlichen) Wegbereiter,<br />

den Propheten Elia, vor dem Endgericht erscheinen, mit<br />

der Aufgabe, durch die Versöhnungsbotschaft das Gericht von<br />

Israel abzuwenden (Mal. 3:23-24).<br />

Joel sieht vor dem Endgericht die apokalyptischen Zeichen<br />

an Sonne und Mond eintreten und in Verbindung damit eine<br />

große Geistesausgießung (Joel 3:1-4). Zusammengenommen<br />

bedeutet dies, dass der endgeschichtliche Elia „im Geist und<br />

in der Kraft Elias“ (Lk. 1:17) durch diese Geistesausgießung<br />

auf seine Aufgabe vorbereitet wird: die Welt auf das zweite<br />

Kommen Christi vorzubereiten.<br />

Ehe es dazu kommt, ergeht die Eliabotschaft „im Geist und<br />

in der Kraft Elias“ mit ihrem Bußruf zuerst an die Träger der<br />

Eliabotschaft. Erst wenn die Bußpredigt des Elia eine Sinnesänderung<br />

an den eschatologischen (endgeschichtlichen) <strong>Übrigen</strong><br />

bewirkt hat, die ja die letzte Strecke der Heilsgeschichte<br />

zurücklegen, wird die Bußpredigt an die Welt und das moderne<br />

Babylon glaubwürdig und überzeugend sein.<br />

2


Aufgrund von Lukas 16:16-17 wird auch die Position des Täufers<br />

in der Heilsgeschichte untersucht und festgestellt, dass<br />

der Täufer mitten im Verlauf einer kontinuierlichen Heilsgeschichte<br />

steht, bei der kein Bruch zwischen dem Alten und<br />

dem Neuen auftritt. Während das Gesetz und das Evangelium<br />

bis auf Johannes geweissagt haben, wird seit einschließlich<br />

Johannes dem Täufer das Evangelium verkündigt - mit<br />

dem Hinweis, das es leichter ist, das Himmel und Erde vergehen,<br />

als das auch nur ein Häkchen vom Gesetz wegfalle.<br />

Damit gehen Evangelium und Gesetz vor wie nach Johannes<br />

Hand in Hand. Das Gesetz konfrontiert mit Sünde. Das Evangelium<br />

weiß einen Ausweg aus dem Gericht, das im Kreuzesereignis<br />

an unserer statt bereits vollstreckt worden ist, und so<br />

aus lauter Gnaden Vergebung zugesprochen werden kann.<br />

Das Gesetz vor Johannes hatte die gleiche Aufgabe der Sündenkonfrontation<br />

gehabt. Die Propheten haben auf Christus<br />

vorausschauend Evangelium verkündigt: so z.B. Jesaja, der<br />

das stellvertretende Leiden des Gottesknechtes für die Sünder<br />

im Voraus verkündigt (Jes. 53!). Johannes predigt das<br />

Evangelium in allernächster Nähe Jesu: „Siehe, das ist<br />

Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!“ (Joh. 1:29.36).<br />

Die Propheten verkündigten das gleiche Evangelium, nur<br />

aus einer größeren zeitlichen Distanz.<br />

Auch wird die endgeschichtliche Lehre Balaams mit ihrer Dämonenlehre,<br />

die urgeschichtlich und endgeschichtlich spiegelbildlich<br />

auftritt, behandelt. Im modernen Babylon ist diese<br />

Verführung fest verankert, angedeutet durch die Bezeichnung<br />

„Behausung von Dämonen“ (Offb. 18:1-4 vgl. Psalm<br />

106:28.36-38) Diesem Gegner tritt die endgeschichtliche<br />

Eliabotschaft „im Geist und in der Kraft Elias“ entgegen:<br />

urgeschichtlich (2. Könige 1:1-3), wie endgeschichtlich (Offb.<br />

18:1-4).<br />

Diese und andere Aspekte des Ur-Elia, Johannes des Täufers<br />

und des endgeschichtlichen Elia in Gestalt der endgeschichtlichen<br />

<strong>Übrigen</strong>, die diese Botschaft „im Geist und in<br />

der Kraft Elias“ übernehmen, werden untersucht.<br />

Wir bitten in diesem Viertel um den Geist und die Kraft Elias,<br />

uns zur Buße und Sinnesänderung zu führen, damit das „Joelereignis“<br />

stattfinden und das Zeugnis Elias nach außen hin<br />

glaubhaft und überzeugend bekundet werden kann.<br />

Winfried Stolpmann<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort ................................................................................................................................ 2<br />

<strong>Lektion</strong> 1 Die Ehe von Josef und Maria ................................................................................. 4<br />

<strong>Lektion</strong> 2 Das Dogma von Maria als Gottesmutter ................................................................ 8<br />

<strong>Lektion</strong> 3 Der zwölfjährige Jesus im Tempel ....................................................................... 13<br />

<strong>Lektion</strong> 4 Die Mutter Jesu auf der Hochzeit zu Kana .......................................................... 17<br />

<strong>Lektion</strong> 5 Die wahre Mutter Jesu ......................................................................................... 21<br />

<strong>Lektion</strong> 6 Die Zeit des Täufers ............................................................................................ 26<br />

<strong>Lektion</strong> 7 Der Täufer als apokalyptischer Endzeitprophet ................................................... 30<br />

<strong>Lektion</strong> 8 Der erste und zweite Elia ..................................................................................... 34<br />

<strong>Lektion</strong> 9 Aufgabe und Ärgernis der Eliabotschaft .............................................................. 38<br />

<strong>Lektion</strong> 10 Der Täufer im Blickfeld von Gesetz und Propheten ............................................. 42<br />

<strong>Lektion</strong> 11 Elia und die Wüstentypologie .............................................................................. 46<br />

<strong>Lektion</strong> 12 Im Geist und in der Kraft Elias gegen Endzeitverführung .................................... 51<br />

<strong>Lektion</strong> 13 Wiederholungsfragen .......................................................................................... 56<br />

Nachwort .............................................................................................................................. 58<br />

3


<strong>Lektion</strong> 1 3. Januar - 9. Januar <strong>2010</strong><br />

Die Ehe von Josef und Maria<br />

Schriftabschnitt: Matth. 1:25; 9:2; 24:38-39; Mk. 6:1-6;<br />

Matth. 13:53-57.<br />

Merkvers: „Und er berührte sich nicht, bis sie ihren ersten<br />

Sohn gebar, und er gab ihm den Namen Jesus.“ (Matth.<br />

1:25, Lutherbibel 1984)<br />

so genannte „Josefsehe“ eine Folge des Dogmas von Maria<br />

als „Mutter Gottes“?<br />

Antworten:<br />

Das in der Lutherbibel mit „berühren“ übersetzte Wort meint<br />

den ehelichen Intimverkehr.<br />

SONNTAG<br />

Beurteilung des Textes<br />

Grammatischer Sinn<br />

In Matthäus 1:25 liegt eine grammatische Konstruktion vor,<br />

die den Endzeitpunkt einer Handlung festlegt, die nicht<br />

mehr fortgesetzt wird. Einzelheiten siehe in der grammatischen<br />

Erklärung der Fußnote. (1)<br />

Der Sinn des Textes nach der Grammatik lautet: „Und er erkannte<br />

(berührte) sie nicht, solange bis sie den Sohn geboren<br />

hatte.“<br />

Die Enthaltsamkeit des ehelichen Intimverkehrs Josefs und<br />

Marias endet mit der Geburt Jesu. Nach diesem Zeitpunkt wird<br />

diese Enthaltsamkeit nicht mehr fortgesetzt.<br />

Beurteilungsgrundlage<br />

Insgesamt kommt diese besondere grammatische Konstruktion<br />

im Matthäusevangelium dreimal vor (Matth. 1:25; 2:9;<br />

24:38-39). Wir wollen jede dieser Stellen betrachten und auch<br />

jedes Mal den Handlungssinn mit Matthäus 1:25 vergleichen.<br />

Dadurch wird eine Beurteilungsgrundlage geschaffen.<br />

Beurteilungsgegenstand<br />

Beurteilungsgegenstand ist das Römisch Katholische Dogma<br />

der „Immerwährenden Jungfräulichkeit Mariens“.<br />

Danach soll die leibliche Jungfräulichkeit Mariens in und nach<br />

der Geburt unversehrt und immerwährend erhalten geblieben<br />

sein. Die Ehe, die Maria und Josef führten, ist unter dem Namen<br />

„Josefsehe“ bekannt. Da soll es zwischen ihnen nach<br />

der Geburt Jesu keinen ehelichen Intimverkehr gegeben haben.<br />

Das Dogma von Maria als „Gottesgebärerin“ (Theotokos)<br />

erhebt sie in den Stand einer „Mutter Gottes“. Angesichts<br />

dieser Titelerhebung ist eine eheliche Enthaltsamkeit Josefs<br />

die unvermeidbare Folge. Eine „Mutter Gottes“ als Ehefrau<br />

zu sein, erhebt Maria in den Stand einer jenseitigen Übermenschlichkeit,<br />

welche einem wirklichen Ehestand enthoben<br />

ist.<br />

Fragen: (1) Welches ist der Sinn des Textes von Matthäus<br />

1:25? (2) Was lehrt dagegen das Dogma der „Immerwährenden<br />

Jungfräulichkeit Mariens? (3) In wiefern widerspricht dieses<br />

Dogma dem Text in Matthäus 1:25? (4) In wiefern ist die<br />

MONTAG<br />

Die Grundlage der Beurteilung<br />

Allgemein<br />

Wir wollen nun alle Stellen betrachten, die in der kanonischen<br />

Literatur in dieser besonderen grammatischen Konstruktion<br />

vorkommen. Dabei wird jede einzelne Stelle mit dem grundlegenden<br />

Text von Matthäus 1:25 verglichen, um die gleichlautende<br />

Art der Handlung festzustellen. Es geht bei diesen Stellen<br />

um eine Handlung, die einen Endzeitpunkt hat und<br />

danach nicht mehr fortgesetzt wird.<br />

Matthäus 2:9<br />

„Als sie (die Weisen) aber dem König (Herodes) zugehört<br />

hatten, gingen sie los, und siehe, der Stern, den sie im<br />

Osten gesehen hatten, zog vor ihnen solange her, bis er<br />

kam und oben stehen blieb, wo das Kind war.“ (Matth. 2:9)<br />

Der Stern zieht vor den Weisen her: solange bis er oben stehen<br />

bleibt, wo das Kind in der Krippe liegt. Der Stern zieht<br />

nicht mehr weiter. Der Endpunkt der Handlung ist erreicht.<br />

In der Ausgabe Juli-September 2009, <strong>Lektion</strong> Nr. 10, wurde<br />

begründet, dass der Stern in Wirklichkeit die Herrlichkeit einer<br />

fernen Engelschar war, welche die Weisen zum Stall nach<br />

Bethlehem führte. Diese Engelschar wusste, wo das Kind<br />

geboren war, zog vor ihnen her und blieb oben über dem Stall<br />

stehen, wo das Kind war. Die Bewegung am Himmel war zum<br />

Stillstand gekommen und setzte sich nicht mehr fort.<br />

Vergleich: „Und er (Josef) erkannte sie solange nicht, bis<br />

sie das Kind geboren hatte.“ (Matth. 1:25)<br />

Die Handlung besteht hier in der ehelichen Enthaltsamkeit<br />

Josefs. Der Endpunkt der Handlung, also seiner ehelichen<br />

Enthaltsamkeit, liegt bei der Geburt des Kindes. Nach diesem<br />

Zeitpunkt ist die eheliche Enthaltsamkeit aufgehoben und wird<br />

nicht mehr fortgesetzt.<br />

4


Der Textabschnitt Matth. 24:38-39<br />

Die gleiche grammatische Konstruktion ist auch in einem anderen<br />

bekannten Text vorhanden: „Denn wie es in den Tagen<br />

vor der Flut war: Sie aßen, sie tranken, sie heirateten<br />

(vom Manne gesagt), sie ließen sich heiraten (von der Frau<br />

gesagt), bis an den Tag, als Noah in die Arche ging: und<br />

sie merkten es nicht, solange bis die Flut kam, und sie<br />

alle mitriss.“ (Matt. 24:38-39)<br />

Sie waren in ihrem Essen, Trinken, Heiraten und sich heiraten<br />

lassen, derart gefangen, dass sie nichts von einer Flut merkten<br />

oder auch nichts merken wollten, obwohl der Bau der Arche<br />

auf die kommende Flut hinwies. Sie merkten oder wollten<br />

solange nichts von einer Flut merken, bis diese tatsächlich<br />

hereinbrach. Dies war der Endpunkt ihres<br />

Schmausens, Heiratens und ihrer Nichtbeachtung des<br />

Baus der Arche, welche die Flut ankündigte. Ihre Nichtbeachtung<br />

wird jetzt nicht fortgesetzt, weil die Flut, die sie<br />

mitreißt, nicht ignoriert werden kann.<br />

Wieder der Vergleich zu unserem ursprünglichen Text: „Und<br />

er (Josef) erkannte sie (Maria) solange nicht, bis sie den<br />

Sohn gebar.“ (Matth. 1:25)<br />

Der Schlusspunkt der ehelichen Intimbeziehung Josefs mit<br />

Maria ist die Geburt des Kindes. Mit diesem Zeitpunkt ist diese<br />

Enthaltsamkeit aufgehoben und wird nicht mehr fortgesetzt.<br />

Damit wurden sämtliche Stellen behandelt, die in dieser besonderen<br />

grammatischen Konstruktion innerhalb des biblischen<br />

Kanons vorkommen, alle bei Matthäus. Die grammatische<br />

Konstruktion beinhaltet eine Handlung, die auf einen<br />

Zeitpunkt zuläuft. Dieser beendet die Handlung und<br />

setzt sie nicht mehr fort. Für Matth. 1:25 bedeutet dies,<br />

dass Josefs eheliche Enthaltsamkeit mit der Geburt des<br />

Jesuskindes endet und nicht mehr fortgesetzt wird.<br />

Fragen: (1) Wie kommt der Endpunkt einer Handlung, die nicht<br />

mehr wiederholt wird, (a) in Matth. 2:9 zum Ausdruck? und (b)<br />

in Matth. 24:38-39? (2) Was ergibt sich hieraus in Bezug auf<br />

die Ehe Josefs, die in Matth. 1:25 ausgedrückt wird.<br />

Antworten:<br />

7:14; Matth. 1:20-23; Lk. 2:30-35) und den Heiland der Welt<br />

geboren hat. Ein darüber hinausgehendes Gnadenwunder, in<br />

dem die leibliche Jungfräulichkeit Mariens in und nach der<br />

Geburt Jesu unversehrt und immerwährend erhalten geblieben<br />

sein soll, ist nicht Gegenstand apostolischen Offenbarungsgutes<br />

und kann daher nicht Bestand unseres Glaubens<br />

und Bekennens sein. Wir glauben an Gott, den allmächtigen<br />

Schöpfer Himmels und der Erden, der durch den Heiligen<br />

Geist mit Wundern in unsere irdische Welt rettend<br />

eingreift. Wir erachten uns aber nicht als berechtigt, diesen<br />

offenbarten Wundern zusätzliche Wunder hinzuzufügen,<br />

die weder offenbart noch apostolisch bestätigt worden<br />

sind.<br />

Spaltung durch Mariendogmen<br />

Wir bedauern dieses Dogma der „Immerwährenden Jungfräulichkeit<br />

Mariens“ und andere Mariendogmen, die allesamt den<br />

in der Heiligen Schrift geoffenbarten Wundern neue Wunder<br />

hinzufügen. Wir bedauern, dass der Leib Christi dadurch gespalten<br />

worden ist und heute noch gespalten wird. Ferner glauben<br />

und bekennen wir, dass die Einheit im Glauben nur in der<br />

Rückkehr zum apostolischen Offenbarungsgut zu suchen und<br />

zu finden ist. Wir glauben nicht, dass eine solche Einheit durch<br />

ökumenische Dialoge zu erreichen ist, bei denen mariologische<br />

Dogmen als Lehrformulierungen auf eine gemeinsame<br />

Grundaussage des Glaubens zurückgeführt werden sollen, der<br />

alle zuzustimmen hätten.<br />

Liste der vier Mariendogmen<br />

(I) Maria als Gottesgebärerin (Theotokos) und Gottesmutter,<br />

aufgestellt auf dem ökumenischen Konzil von Ephesus im<br />

Jahre 431. (http://www.mariedenazareth.com/857.0.html, S. 1.)<br />

(II) Das Dogma der „Immerwährenden Jungfräulichkeit Mariens“<br />

geht in den Ansätzen auf Papst Siricius (392) zurück.<br />

Das 5. allgemeine Konzil (553) versah Maria mit dem Ehrentitel<br />

„Immerwährende Jungfräulichkeit“. Die Lateransynode (649)<br />

unter Papst Martin I. lehrt die „Immerwährende Jungfräulichkeit<br />

Mariens“, vor, in und nach der Geburt des Jesuskindes.<br />

Auf dem dritten Konzil von Konstantinopel wird das Dogma<br />

der „Immerwährenden Jungfräulichkeit Mariens“ im Jahre 681<br />

aufgestellt. Dem schließt sich Papst Paul der IV. (1555) in<br />

seinen Erklärungen an. (http://www.kathpedia.com/index.php/<br />

Jungfrau_Maria, S. 1-3; vgl. http://www.mariedenazareth .com/<br />

857.0.html, S. 1)<br />

(III) Das Dogma der Aufnahme Mariens (assumptio) mit Leib<br />

und Seele in die himmlische Herrlichkeit und als „Königin des<br />

Alls vom Herrn erhöht, vollkommen ihrem Sohn gleich gestaltet<br />

zu sein, dem Herrn der Herren und dem Sieger über Sünde<br />

und Tod“ wurde 1950 als Dogma aufgestellt.(http://<br />

www.mariedenazareth.com/850.0.html, S. 1; und marie<br />

denazareth.com/857.0?L=2, S. 1.)<br />

DIENSTAG<br />

Unser Glaubensbekenntnis<br />

Wir glauben und bekennen mit allen Christen, die die Heilige<br />

Schrift als alleiniges Maß des Glaubens anerkennen, dass<br />

Maria wahrhaftig als Jungfrau in einem Gnadenwunder Gottes<br />

durch den Heiligen Geist schwanger geworden ist (Jes.<br />

IV) Das Dogma der Unbefleckten Empfängnis Mariens, welches<br />

besagt, dass Maria im Zeugungsakt ihrer Eltern von der<br />

Behaftung der Erbsünde bewahrt, makellos in die Welt hineingeboren<br />

und immerwährend makellos geblieben sein soll,<br />

wurde von Papst Pius IX., am 8. Dezember 1854, als Dogma<br />

verkündet. (http://www.wikipedia.org.wiki/Unbefleckte _Empfängnis,<br />

S. 1; und http://www.kathpedia.com/index<br />

php?title=Unbefleckte_Empfängnis,Seite; weitere Einzelheiten<br />

siehe <strong>Lektion</strong>en 5 bis 7 des vorigen Viertels, Oktober-November-Dezember<br />

2009.)<br />

5


Fragen: (1) Was können wir aufgrund des apostolischen Offenbarungs-<br />

und Glaubensgutes bekennen und was nicht? (2)<br />

Worin haben Kirchenspaltungen ihre Ursache? (3) Wie wären<br />

diese Spaltungen zu überwinden? (4) Warum scheitern<br />

ökumenische Einheitsbestrebungen? (5) Wir wiederholen<br />

stichpunktartig die vier Mariendogmen.<br />

dreißig Jahre alt war? (3) Womit ist aufgrund der Aussage von<br />

Matth. 1:25 in diesem Zusammenhang zu rechnen?<br />

Antworten:<br />

MITTWOCH<br />

Nach zwölf Jahren Ehe<br />

Lukas berichtet, wie Josef und Maria den zwölfjährigen Jesus<br />

mit nach Jerusalem zum Passahfest mitnahmen (Lk. 2:41-52).<br />

Bis zu dieser Zeit hatten sie ein zwölf Jahre langes Eheleben<br />

hinter sich. Matthäus hatte im Bericht über die Geburt Jesu<br />

vermerkt: „Und er (Josef) erkannte (berührte) sie nicht,<br />

solange bis sie den Sohn geboren hatte.“ (Matth. 1:25, siehe<br />

zu Sonntag.)<br />

Dies beinhaltet Josefs und Marias eheliche Enthaltsamkeit nur<br />

bis zum Zeitpunkt der Geburt Jesu. Auf die Zeit nach Christi<br />

Geburt bezieht sich die Enthaltsamkeit in der Ehe jedenfalls<br />

nicht. Sie hatten zwölf Ehejahre hinters sich, an die der Evangelist<br />

Matthäus eheliche Enthaltsamkeit aber nicht gekoppelt<br />

hatte. Es ist daher möglich, dass nach zwölf Jahren Ehe Kinder<br />

in diese Ehe hätten geboren werden können.<br />

Nach dreißig Jahren Ehe<br />

Der zeitliche Rahmen<br />

Im Jahre 27 n. Chr. begann Christus seinen messianischen<br />

Dienst. Seine frühe Wirksamkeit liegt zwischen dem Frühjahr<br />

27 bis Frühjahr 28. Sein Dienst in Judäa mit dem ersten und<br />

zweiten Passah wird von 28 bis 29 n. Chr. datiert. Sein darauf<br />

folgender Dienst in Galiläa mit dem zweiten und dritten<br />

Passah nimmt einen Zeitraum von 29 bis 30 nach Christus<br />

ein (ABC, V, Seiten 196-197). Eingebettet in diesem letzteren<br />

Zeitraum ist die Begebenheit, die seine Verwerfung<br />

in Nazareth schildert, berichtet von Markus und Matthäus<br />

(Mk. 6:1-6; Matth. 13:54-58).<br />

Die Brüder Jesu<br />

Zu diesem Zeitpunkt ist Jesus dreißig Jahre alt. Dreißig Jahre<br />

sind nach der Eheschließung Marias und Josefs vergangen.<br />

Nach dieser Zeit werden denn auch Brüder Jesu und Schwestern<br />

genannt: Jakobus, Josetos, Judas und Simeon, sowie<br />

Schwestern (Mk. 6:3; Mt. 13:55) Matthäus hatte berichtet: „Und<br />

er (Josef) erkannte (berührte) sie solange nicht, bis sie<br />

einen Sohn gebar.“ (Matth. 1:21)<br />

Anhand der grammatischen Konstruktion, unterstützt von<br />

Parallelstellen haben wir aufgezeigt, dass die eheliche<br />

Enthaltsamkeit Josefs und Marias bis zum Zeitpunkt der<br />

Geburt anhält, aber danach nicht mehr fortgesetzt wird.<br />

Wenn nun die eheliche Enthaltsamkeit beider nach der<br />

Geburt Jesu aufgehoben ist und nicht mehr fortgesetzt<br />

wird, ist damit zu rechnen, dass unter den aufgezählten<br />

Kindern, solche sind, die Maria dem Josef nach der Geburt<br />

Jesu im Verlauf Ehe noch geboren hat. (Anm. Redaktion:<br />

Die Schlussfolgerung des Verfassers ist richtig, allerdings<br />

gehen die Aussagen von E.G. White in die Richtung, dass<br />

Maria keine weiteren Kinder geboren hat.)<br />

Fragen: (1) Was ist nach 12 Jahren Ehe Marias und Josefs<br />

aufgrund Matthäus 1:25 zu erwarten? (2) Welche Geschwister<br />

Jesu werden bei Markus und Matthäus genannt, als Jesus<br />

DONNERSTAG<br />

Kein lückenloser Lebenslauf (Biographie)<br />

Kindheit Jesu<br />

Wir finden in den Evangelien nur kurze, knappe Andeutungen.<br />

Die Zeit zwischen den Ereignissen der Geburt Jesu und<br />

der Anwesenheit des zwölfjährigen Jesus im Tempel fasst<br />

Lukas in knappe Worte: „Aber das Kind wuchs und erstarkte<br />

und wurde erfüllt mit Weisheit, und die Gnade Gottes war<br />

mit ihm.“ (Lk. 2:40)<br />

Diese Lücke von zwölf Jahren wird in den Evangelien nicht<br />

ausgefüllt, wie es in einer Biographie üblich gewesen wäre.<br />

Die Evangelisten sind keine Biographen mit lückenlosem<br />

Lebenslauf. Ihr Hauptanliegen ist der Weg Jesu zum Kreuz.<br />

Die zweite Lücke klafft zwischen dem Zwölfjährigen im Tempel<br />

(Lk. 2:41-52) und seinem frühesten Auftreten in der Öffentlichkeit<br />

von Frühjahr 27 bis Frühjahr 28. Das sind weitere<br />

15 Jahre biographisches Schweigen.<br />

Matthäus berichtet die Flucht seiner Eltern nach Ägypten (Mt.<br />

2:13-15) und ihre Rückkehr nach Galiläa (Verse 19-23). Einzelheiten<br />

über die Kindheit Jesu werden nicht aufgeführt: weder<br />

in Ägypten noch in Galiläa. Markus beginnt mit der Taufe<br />

Jesu im Mannesalter und überspringt die Kindheit Christi ganz<br />

und gar (Mk. 1:9-11). Johannes weist nur mit einem einzigen<br />

Satz auf Jesu Geburt hin (Joh. 1:14).<br />

Ehe Josefs und Marias<br />

Wie die Kindheit Jesu, so wird auch die Ehe Josefs und<br />

Marias nicht als lückenloser Lebenslauf (Biographie) beschrieben.<br />

Josef taucht im Evangelium wie ein Komet auf,<br />

um nach der Reise Josefs und Marias zum Passahfest<br />

nach Jerusalem mit dem zwölfjährigen Jesus aus dem<br />

Evangelium zu verschwinden.<br />

Dogmatische Überfrachtung<br />

Es liegt nicht im Interesse der Evangelisten, eine Josefsehe<br />

zu beschreiben, bei der Josef und Maria ohne jeglichen Eheverkehr<br />

zusammenlebten. Dies würde ja auch Matth. 1:25 widersprechen:<br />

„Und er (Josef) erkannte sie (Maria) solange<br />

nicht, bis sie den Sohn gebar.“<br />

Das Dogma der „Immerwährenden Jungfräulichkeit Mariens“<br />

überfrachtet das Evangelium mit der Erfindung einer Josefse-<br />

6


he. Dies würde in einen lückenlosen Lebenslauf Josefs und<br />

Marias hineingehört haben, der in den Evangelien nicht vorliegt.<br />

Zudem werden die Evangelien mit dem vierstöckigen Dogmatikgebäude<br />

erdrückt, das hier noch einmal genannt wird:<br />

(A) Das Dogma der Unbefleckten Empfängnis Mariens im<br />

Zeugungsakt ihrer Eltern mit dem Anspruch, von der Behaftung<br />

mit der Ursünde bewahrt worden und in die Welt makellos<br />

eingetreten und auch makellos geblieben zu sein.<br />

(B) Das Dogma Marias als Gottesgebärerein (Theotokos) und<br />

Mutter Gottes.<br />

(C) Das Dogma der Immerwährenden Jungfräulichkeit, die in<br />

und nach der Geburt Jesu unversehrt erhalten geblieben sein<br />

soll.<br />

(D) Das Dogma ihrer Aufnahme in den Himmel mit Leib und<br />

Seele, aufgrund dessen, dass der Tod über sie als die Makellose<br />

keine Gewalt habe. Dieses dogmatische Gebirge zerdrückt<br />

das Evangelium. Eine solche umfangreiche Masse an<br />

Informationen wäre Inhalt einer lückenlosen Biographie der<br />

Evangelien gewesen. Die dogmatische Tradition erweitert<br />

die Evangelien zu einer Biographie - was sie aber nicht<br />

sind.<br />

Fragen: (1) Woraus geht hervor, dass die Evangelien keine<br />

Biographen sind, die uns einen Lebenslauf von Josef mit Maria<br />

und dem Jesuskind vorsetzen? (2) Welche mariologischen<br />

Dogmen sind in der nachapostolischen Zeit entstanden? (3)<br />

Inwiefern erdrücken sie das Evangelium? (4) Zum Nachdenken:<br />

welche Haltung nehmen wir von protestantischer Seite<br />

einerseits zu den Dogmen ein und andererseits zu den römisch<br />

katholischen Christen, die an diesen Dogmen nach<br />

bestem Wissen und Gewissen festhalten?<br />

Antworten:<br />

jungfräulichen Zustand durch den Heiligen Geist hat schwanger<br />

werden lassen (Jes. 7:14, LXX; Matth. 1:21-23; Lk.1:35).<br />

Es wird hinzugefügt, Marias leibliche Jungfräulichkeit sei auch<br />

in und nach der Geburt unversehrt und immerwährend erhalten<br />

geblieben. Dies widerspricht dem grammatischen Wortsinn<br />

von Matth. 1:25 (siehe zu (1) )<br />

(3) Dem Dogma dieser „Immerwährenden Jungfräulichkeit<br />

Mariens“ wird die so genannte „Josefsehe“ beiseite gestellt.<br />

Josef habe seine eheliche Enthaltsamkeit über die Geburt des<br />

Jesuskindes hinaus fortan aufrechterhalten. Auch dies widerspricht<br />

dem grammatischen Sinn von Matth. 1:25 (siehe unter<br />

1).<br />

(4) Neben dem Dogma der „Immerwährenden Jungfräulichkeit<br />

Mariens“ treten hinzu: Das Dogma der Unbefleckten<br />

Empfängnis Mariens, das sie in den Stand der Makellosigkeit<br />

erhebt, das Dogma der Gottesgebärerin oder Gottesmutter<br />

und das Dogma ihrer Aufnahme in den Himmel. Mit diesem<br />

vierstöckigen Dogmengebäude wird das Evangelium überfrachtet<br />

und erdrückt.<br />

(5) Diese Dogmenfülle würde es vernotwendigen, dass die<br />

Evangelien in Gestalt eines lückenlosen Lebenslaufs Marias,<br />

Josefs und Jesu hätten geschrieben werden müssen. Dies ist<br />

nicht der Fall. Die Evangelisten sind keine Biographen. Sie<br />

gestalten ihre Evangelien unter dem Gesichtspunkt eines<br />

Weges Jesu zum Kreuz hin und hinterlassen daher große biographische<br />

Lücken.<br />

(6) Mit diesen vier Dogmen versehen (siehe unter 4), wird<br />

Maria in ihrer menschlichen Natur der Diesseitigkeit enthoben,<br />

mit der eine Ehe zu führen nur als Scheinehe möglich<br />

wäre, wozu denn auch die Josefsehe erhoben wird.<br />

(7) Christus ist für alle Menschen gestorben. Deshalb sind<br />

römisch katholische Christen nicht unsere Feinde. In ihrer tiefen<br />

Frömmigkeit und Hingabe ihres Glaubens, dessen sie nach<br />

bestem Wissen und Gewissen leben, sind sie vorbildlich. Dies<br />

täuscht aber nicht über die Tatsache hinweg, dass in den nachapostolischen<br />

Mariendogmen eine tiefe, unüberbrückbare Kluft<br />

zum apostolischen Evangelium besteht. Eine Gemeinschaft<br />

im Glauben ist daher, was mit Bedauern zu sagen ist, nicht<br />

möglich.<br />

Fußnoten<br />

FREITAG - Zusammenfassung<br />

(1) Der grammatische Wortsinn von Matthäus 1:25 besagt,<br />

dass Josef seine Frau Maria solange nicht ehelich berührte,<br />

bis sie das Jesuskind geboren hatte. Danach wird die eheliche<br />

Enthaltsamkeit Josefs nicht mehr fortgesetzt. Diese grammatische<br />

Konstruktion wurde anhand von Parallelstellen weiter<br />

erläutert (Matth. 2:9; 24:38-39). Damit wurde eine Beurteilungsgrundlage<br />

geschaffen.<br />

(1) Bei dieser grammatischen Konstruktion ist zu beachten:<br />

„Heos“ („bis“) steht in Verbindung mit dem so genanntem Aorist<br />

Indikativ, „eteken“ („bis sie gebar“ oder „bis sie geboren<br />

hatte“). Der „Aorist“ drückt eine Art der Handlung aus, die als<br />

„Momentaufnahme“ zu denken ist, auch versinnbildet mit einem<br />

Punkt im Zeitablauf. Das Zeitwort „heos“ („bis“) bezieht<br />

sich auf einen solchen ganz bestimmten Zeitpunkt. Der Satz<br />

drückt daher „den Endpunkt in der Zeit aus“ und wird übersetzt<br />

mit „solange bis“ oder „bis dass“ (W. Bauer, Wörterbuch<br />

zum Neuen Testament, 5. Auflage, Berlin 1963, Seite 661).<br />

Sabbatanfang:<br />

16.33 Uhr<br />

(2) Beurteilungsgegenstand ist das Dogma der „Immerwährenden<br />

Jungfräulichkeit Mariens“. Diesem Dogma genügt es<br />

nicht, dass Gott durch ein Gnadenwunder an Maria, sie im<br />

7


<strong>Lektion</strong> 2 10. Januar - 16. Januar <strong>2010</strong><br />

Das Dogma von Maria als der Gottesmutter<br />

Schriftabschnitte: Verschiedene Anreden mit „Herr“ auf<br />

verschiedenen Autoritätsebenen (Lk. 1:43; 1, Mose 18:12; 1.<br />

Pt. 3:6; Matth. 4:10). Christus offenbart sich als wahrer Gott<br />

und Herr auf höchster Ebene (Joh. 8:58; vgl. 2. Mose 3:14;<br />

Joh. 10:28-33; Matth. 22:41-45). Verschiedene Bedeutungsebenen<br />

in der Bezeichnung „Herr“ (a) Gottesbezeichnung als<br />

höchste Autorität (Matth. 4:10; 11:25; 12:8; Lk. 10:21; Mk. 5:19;<br />

13:20), (b) Bezeichnung menschlicher Autoritätspersonen<br />

(Matth. 20:8; 21:40; 24:45-51; 25:11.18-26; Mk. 12:9; Lk. 12:36-<br />

37.42-46; 20:13.15), (c) messianische Anrede (Matth. 15:21-<br />

28; 20:29-34).<br />

Merkvers: „Wie komme ich dazu, dass die Mutter meines<br />

HERRN zu mir kommt?“ (Lk. 1:43)<br />

SONNTAG<br />

Rückschau<br />

In der vorigen <strong>Lektion</strong> wurde die Ehe Josefs und Marias unter<br />

dem Gesichtspunkt des Dogmas der „Immerwährenden Jungfräulichkeit<br />

Mariens“ betrachtet. Dem zur Seite hat das Dogma<br />

die „Josefsehe“ gestellt, welche die „Immerwährende eheliche<br />

Enthaltsamkeit“ des Josef behauptet. Dies scheiterte an<br />

der Aussage des Matthäus: „Er (Josef) berührte sie (Maria)<br />

solange nicht, bis sie den Sohn gebar.“ (Matth. 1:25)<br />

Der ehelichen Abstinenz Josefs und Marias ist mit der Geburt<br />

des Jesuskindes ein Schlusspunkt gesetzt und danach nicht<br />

weiter fortgesetzt. Die gleiche grammatische Konstruktion<br />

wurde in Matth. 2:9 und 24:38-39 besprochen. Dabei wird eine<br />

Handlung nicht mehr fortgesetzt, weil ihr ein Schlusspunkt<br />

gesetzt wird.<br />

Das Dogma der „Immerwährenden Jungfräulichkeit Mariens“<br />

begnügte sich nicht nur mit dem Gnadenwunder der jungfräulichen<br />

Schwangerschaft Mariens durch den Heiligen Geist<br />

(Matth. 1:21-23; Jes. 7:14, LXX), sondern weitete dieses Wunder<br />

durch ein weiteres Wunder nachträglich aus. Danach habe<br />

Maria ihre leibliche Jungfräulichkeit auch in und nach der<br />

Geburt unversehrt und immerwährend erhalten. Während wir<br />

uns zu dem in der Schrift offenbarten Wunder der jungfräulichen<br />

Schwangerschaft Mariens im Glauben bekennen,<br />

kann das zusätzliche, in der nachapostolischen Zeit<br />

behauptete Wunder der Immerwährenden Jungfräulichkeit<br />

Mariens nicht Gegenstand unseres Glaubens und Bekennens<br />

sein.<br />

Aufgrund dessen, dass Matthäus berichtet: „Und er (Josef)<br />

berührte sie (Maria) solange nicht, bis sie den Sohn gebar“,<br />

ist damit zu rechnen, dass unter den Brüdern und<br />

Schwestern Jesu, die rund dreißig Jahre nach der Geburt Jesu<br />

erwähnt werden, auch Kinder sind, die Maria dem Josef in<br />

dieser langen Zeit der Ehe geboren hat (Mk. 3:3; Matth. 13:55).<br />

Die Evangelisten erteilen hierüber keine Auskunft, weil sie<br />

keine Biographen sind, die einen in alle Einzelheiten gehenden<br />

Lebenslauf beschreiben. Vielmehr ist der Weg Jesu zum<br />

Kreuz ihr Hauptanliegen. Da fallen solche biographischen<br />

Notizen weg. Nachapostolisches Gedankengut einer „Immerwährenden<br />

Jungfräulichkeit Mariens“ und einer damit verbundenen<br />

„Immerwährenden ehelichen Enthaltsamkeit Josefs“ in<br />

einer so genannten „Josefsehe“ wäre Bestand einer Lebensbeschreibung<br />

(Biographie) gewesen, welche die Evangelisten<br />

aber nicht liefern.<br />

Der gesamte mariologische Dogmenkomplex: Immerwährende<br />

Jungfräulichkeit Mariens, Unbefleckte Empfängnis Mariens<br />

mit ihrer daraus abgeleiteten Makellosigkeit, Maria als<br />

Gottesmutter und Marias Aufnahme in die himmlische Herrlichkeit<br />

als Königin des Weltalls, in völliger Gleichstellung mit<br />

dem inthronisierten Christus, all das erdrückt das Evangelium<br />

durch diese Dogmenmasse, die den Evangelien aufgedrängt<br />

wird.<br />

Kernfragen: (1) Warum lässt sich das Dogma der „Immerwährenden<br />

Jungfräulichkeit Mariens“ und der damit verbundenen<br />

Josefsehe nicht mit der Aussage von Matth. 1:25 vereinbaren?<br />

(2) In wiefern geht das Dogma der „Immerwährenden<br />

Jungfräulichkeit Mariens“ über das Gnadenwunder hinaus,<br />

das in der Heiligen Schrift offenbart wird? (3) Was ist<br />

aufgrund der Aussage in Matthäus 1:25 über die Brüder und<br />

Schwestern Jesu anzunehmen, die nach dreißig Jahren Ehe<br />

Josefs und Marias erwähnt werden? (Mk. 6:3; Matth. 13:55)<br />

Antworten:<br />

MONTAG<br />

Die Gottesmutter<br />

Das Dogma<br />

In dieser <strong>Lektion</strong> wird das Dogma von Maria als Mutter Gottes<br />

im Licht des apostolischen Zeugnisses überprüft. Dieses Dogma<br />

wurde 431 auf dem ökumenischen Konzil zu Ephesus formuliert<br />

und verkündigt. (http://mariedenazareth.com/<br />

857.0.html, S. 1; vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Kyrill<br />

_von_Alexandria, S. 2; vgl. <strong>Lektion</strong> voriges Viertel, Okt.- Nov.-<br />

Dez. 2009, Nr. 11, den Abschnitt zu SONNTAG unter der Überschrift<br />

„Der Dianakult“)<br />

8


Irreführende Logik und Gleichung<br />

Maria ist Mutter Gottes<br />

Eine „irreführende Logik“ und Gleichung tritt dann zutage, wenn<br />

das Ergebnis im Widerspruch zur Schrift steht und sich somit<br />

im Widerstreit mit der Offenbarung Gottes befindet. Als Kronzeuge<br />

des Titels „Mutter Gottes“ für Maria wird die Aussage<br />

Elisabeths bemüht: „Wie komme ich dazu, dass die Mutter<br />

meines Herrn zu mir kommt!“ (Lk. 1:43)<br />

„Herr“ wird mit „Gott“ gleichgesetzt. Dann wird geschlussfolgert,<br />

Maria sei die Mutter Gottes. (So in: Verehrung der Muttergottes:<br />

http://www.adorare.de/verehrungmg.html, S. 1)<br />

Dabei wird übersehen, dass die Anrede „Herr“ sich auf Gott,<br />

auf Menschen, oder auf den Messias beziehen kann. Dies<br />

beinhaltet ein breites Band an Bedeutungsinhalten, wie aus<br />

hier in dieser <strong>Lektion</strong> angegebenen Schriftstellen deutlich wird.<br />

Gegenüber dieser Bedeutungsvielfalt folgt noch lange nicht,<br />

dass in der Aussage Elisabeths die Gleichung aufzustellen<br />

ist: Herr = Gott. Daneben steht zur Auswahl: Herr = Mensch<br />

oder Herr = Messias nach jüdischem Verständnis, das auch<br />

Elisabeth teilt.<br />

Nur Gott vermag, ewiges Leben zu geben. Deshalb offenbart<br />

sich Christus mit einem weiteren Ichwort: „Ich und der Vater<br />

sind eins.“ (Vers 30)<br />

Wieder wollen Ihn die Juden steinigen (Vers 31). Auf die Frage<br />

Jesu, weshalb (Vers 32), sagen sie: „Wegen Gotteslästerung,<br />

und weil du, obwohl du ein Mensch bist, dich selbst<br />

zu Gott machst.“ (Vers 33)<br />

Fragen: (1) Mit welcher Logik und Gleichung wird das Dogma<br />

von Maria als Mutter Gottes in Lukas 1:43 abgeleitet. (2) Wie<br />

kann mit gleicher Logik und Gleichung bewiesen werden, dass<br />

Abraham Gott selbst ist? (3) Was wird in dieser Logik und<br />

Gleichung nicht beachtet? (4) Woher wissen wir einzig und<br />

allein, dass Jesus Christus als wahrer Mensch auch wahrer<br />

Gott ist? (5) Warum ist ein solches Verständnis von Elisabeth<br />

nicht zu erwarten?<br />

Antworten:<br />

Mit einer solchen Logik und Gleichung, ohne das sprachliche<br />

Umfeld abzuleuchten, könnte auch bewiesen werden, dass<br />

Abraham in Wirklichkeit Gott selbst ist:<br />

Abraham ist Gott selbst<br />

Der Beweis, dass Abraham in Wirklichkeit Gott selbst ist, verläuft<br />

nach gleicher Logik und Gleichung: Sara nennt ihren<br />

Ehegatten, Abraham, Herr (1. Mose 18:12; vgl. 1. Pt. 3:6). Der<br />

Herr ist Gott. Folglich ist Abraham Gott selbst. Das ist natürlich<br />

wieder etwas, was nicht daraus folgt. 0bwohl die Logik<br />

stimmt, ist doch das Ergebnis falsch. Abraham ist ebenso<br />

wenig Gott selbst, wie Maria die Mutter Gottes ist, die als solche<br />

dann auch zu verehren wäre.<br />

Offenbarer göttlichen Geheimnisses<br />

Nicht Elisabeth<br />

In beiden obigen Fällen geht die Logik Irrwege. Trotz folgerichtiger<br />

Logik entspricht das Ergebnis in beiden Fällen nicht<br />

dem biblischen Offenbarungsbefund. Im letzteren Falle ist<br />

Abraham nicht Gott selbst. Im ersteren Falle ist Elisabeth nicht<br />

diejenige, welche Jesus Christus als wahren Gott offenbart.<br />

Wenn Elisabeth sagt: „Wie komme ich dazu, dass die Mutter<br />

meines Herrn zu mir kommt“, tritt sie keineswegs als<br />

Offenbarerin dieses göttlichen Geheimnisses in Szene, als wolle<br />

sie offenbaren, das Jesuskind, welches Maria unter ihrem<br />

Herzen trägt, sei nicht nur wahrer Mensch, sondern wahrer<br />

Gott zugleich.<br />

DIENSTAG<br />

Christus Davids Sohn und Herr<br />

Jüdisches Verständnis<br />

Im jüdischen Verständnis ist der Messias der Sohn Davids. Er<br />

ist ein König, der auf dem Thron Davids sitzt und aus der Ahnenlinie<br />

Davids abstammt (2. Samuel 7:12-13). Als solcher ist<br />

er mit göttlicher Kraft ausgerüstet, mit der er Israel von den<br />

Römern befreit. Dieses Verständnis spiegeln die Pharisäer<br />

wieder, als Jesus sie fragt: „Welche Auffassung habt ihr vom<br />

Messias? Wessen Sohn ist er? Sie antworteten: Davids<br />

Sohn.“ (Matth. 22:42)<br />

Das entspricht der Auffassung, dass der Messias auf dem<br />

Thron Davids als Nachkomme Davids regiert. Er ist Messias<br />

und König Israels zugleich und nimmt eine irdisch-politische<br />

Befreiungsrolle ein. Über eine solche Auffassung hinaus kamen<br />

Pharisäer und Volk nicht hinaus, etwa, dass Jesus Christus<br />

wahrer Mensch und zugleich wahrer Gott sei.<br />

Allein Christus<br />

Christus wird später während seiner Wirksamkeit in eigener<br />

Person offenbaren, dass Er als wahrer Mensch zugleich auch<br />

wahrer Gott ist. In seinen Worten: „Ehe Abraham geboren<br />

wurde, ich bin“ (Joh. 8:58), offenbart Christus, dass er derjenige<br />

ist, der Mose im brennenden Busch als der „Ich bin der<br />

ich bin“ erschienen ist (2.Mose 3:14). Dies haben die Juden<br />

sofort begriffen, denn sie hoben Steine auf, ihn sogleich zu<br />

steinigen (Joh. 8:59). Dieses „Offenbarungs-Ich“ wiederholt<br />

Christus in seiner Hirtenrede, wenn Er von seinen Schafen,<br />

den Seinen, spricht: „Und ich gebe ihnen ewiges Leben.“<br />

(Joh. 10:28)<br />

9<br />

Elisabeths Verständnis<br />

Elisabeth teilte mit allen Juden diese irdisch-politische Hoffnung,<br />

verbunden mit einem Messias auf dem Thron Davids in<br />

der Rolle eines solchen irdisch politischen Befreiers. In einer<br />

solchen messianischen Aufgabe nennt sie den Messias „Herr“.<br />

Niemals ist bei Elisabeth und im Judentum mit dieser Auffassung<br />

der Gedanke verbunden, der davidsche Messias<br />

sei nicht nur König und Messias, sondern auch wahrer<br />

Gott in wahrer Menschengestalt. Der Gottesanspruch<br />

Christi wird im Judentum als Gotteslästerung verstanden.


Christus öffnet die Verständnistür<br />

Christus geht im Gespräch mit den Pharisäern über deren<br />

Verständnis hinaus. Er öffnet ihnen die Tür zu einem tieferen<br />

Messiasverständnis und fragt: „Warum nennt David ihn (den<br />

Messias) dann aber im Geist Herr, wenn er (David) spricht:<br />

Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner<br />

Rechten, bis ich deine Feinde unter deine Füße lege?“<br />

(Matth. 22:43-44). Jesus bohrt weiter: „Wenn David ihn (den<br />

Messias) nun Herr nennt, wieso ist er (der Messias) denn<br />

sein (des Herrn) Sohn?“<br />

Dass der Messias Sohn Davids nach dem Fleisch, nach<br />

menschlicher Abstammung, ist, bleibt für Christus unbestritten,<br />

wie auch später für die Apostel (Römer 1:3; 2. Tim. 2:8).<br />

Christus Gott gleich<br />

Christus aber führt die Pharisäer in ihrem Messiasverständnis<br />

eine Stufe höher: „Der Herr (Kyrios) sprach zu meinem<br />

Herrn (Kyrios)“ (Matth. 22:44a), ist der entscheidende Satz.<br />

Hierin offenbart sich die Gleichstellung des Messias mit Gott<br />

selbst. Gott selbst ist Herr (Kyrios) und der Messias ist ebenso<br />

Herr (Kyrios). Aufgrund seines Anspruchs zur Rechten<br />

Gottes zu sitzen und als Richter wiederzukommen und so<br />

Gott gleich zu sein, wird Christus ans Kreuz geschlagen<br />

(Matth. 26: 63-66; Mk. 14:60-64; vgl. Matth. 25:31-46). Diese<br />

Gottgleichheit offenbart einzig und allein der, der Gott<br />

gleich ist: Christus selbst und nicht Elisabeth.<br />

Elisabeth nicht in Offenbarerrolle<br />

Elisabeth kennt dieses Messiasgeheimnis noch nicht, daher<br />

vermag sie auch nicht, es zu offenbaren. Sie vermag nicht, in<br />

Christus den wahren Gott zu sehen, und Maria nicht als „Mutter<br />

Gottes“, wenn sie sagt: „Wie kommt es, dass die Mutter<br />

meines Herrn zu mir kommt“.<br />

Nach jüdischem Verständnis meint sie, Christus ist Herr als<br />

Messias und Sohn Davids. Wohl ist er mit Gottes Kraft aufgerüstet,<br />

aber er ist in ihrem Verständnis Mensch und nicht Gott.<br />

Nach jüdischer Auffassung ist Maria in den Augen Elisabeths<br />

Mutter dieses Messias, der Mensch ist und nicht Gott. Es bleibt<br />

einzig und allein dem vorbehalten, der das Messiasgeheimnis<br />

in seiner Fülle kennt, Christus selbst, sich als wahrer Gott<br />

in Menschengestalt zu offenbaren. Christus hat sich selbst<br />

als wahrer Gott offenbart. Seine Mutter hat Er aber nicht „Mutter<br />

Gottes“ genannt.<br />

Im nächsten Abschnitt wird der unterschiedliche Gebrauch des<br />

Begriffs „HERR“ betrachtet. Damit soll deutlich werden, dass<br />

der Ausdruck „Herr“ je nach Zusammenhang verschiedene<br />

Bedeutung hat und sich nicht automatisch auf Gott selbst bezieht.<br />

Fragen: (1) Welche Auffassung hat das Judentum und damit<br />

auch Elisabeth vom Messias? (2) Wie kommt diese Auffassung<br />

in der Antwort der Pharisäer auf die Frage Jesu zum<br />

Ausdruck, wer der Messias sei? (3) Wie hat Jesus sich in diesem<br />

Gespräch als Herr mit Gott, dem Vater, gleichgestellt?<br />

Antworten:<br />

MITTWOCH<br />

Der Begriff HERR<br />

Unterschiedliche Anwendung<br />

Wir haben oben gesehen, dass Sara ihren Ehemann Abraham<br />

als „Herr“ (Kyrios) anredet (1. Mose 18:12), was Petrus<br />

bestätigt (1. Pt. 3:6). In der Umgangssprache wird, je nach<br />

Zusammenhang, unterschieden zwischen „Herr“ (Kyrios) in<br />

Anrede zu Menschen als Autoritätspersonen, und „Herr“ (Kyrios)<br />

in Anrede zu Gott selbst, der allerhöchsten Autoritätsinstanz.<br />

Selbst in unserer Umgangssprache hat das Wort „HERR“ verschiedene<br />

Bedeutung. „Herr Bundeskanzler“ ist eine Respektanrede,<br />

die sich auf eine gehobene Autoritätsebene bezieht.<br />

Im Gebet dagegen wird Gott, der Schöpfer Himmels und der<br />

Erden, mit „HERR“ als Inhaber allerhöchster Autorität angeredet,<br />

über die hinaus es keine höhere Instanz gibt. Um seine<br />

Verheißungen auf sicheren Boden zu stellen, schwört Gott,<br />

der HERR, bei sich selbst, weil es über Ihm keinen Höheren<br />

gibt, bei dem Er schwören kann (Heb. 6:13). Der wiederkommende<br />

Christus befindet sich in dieser allerhöchsten Autoritätsebene,<br />

wenn Er als „HERR ÜBER ALLE HERREN UND<br />

KÖNIG ÜBER ALLE KÖNIGE“ erscheint (Offb. 19:16). Dies<br />

zeigt allgemein den Unterschied, den die Bezeichnung „HERR“<br />

je nach Zusammenhang haben kann.<br />

In Gottesbezeichnung<br />

So nimmt Christus, als Er von Satan in der Wüste versucht<br />

wurde, Bezug auf Gott mit den Worten: „Den Herrn, deinen<br />

Gott sollst du anbeten und Ihm allein dienen.“ (Matth. 4:10;<br />

vgl. 5. Mose 6:13). Im Gebet redet Christus Gott Vater als<br />

„Herr des Himmels und der Erden“ an (Matth. 11:25; Lk.<br />

10:21). Christus spricht auf der Ebene des Schöpfers, der den<br />

Sabbat in der Schöpfung verankert hat, wenn Er sich „HERR<br />

des Sabbats“ nennt (Matth. 12:8).Christus weist den geheilten,<br />

einst besessenen Gardarener an, zu seiner Familie und<br />

zu seinen Bekannten zu gehen und ihnen zu bezeugen, was<br />

der HERR an ihm getan hat (Mk. 5:19). Mit „HERR“ ist hier<br />

„GOTT“ selbst gemeint. Im Hinblick auf die große Trübsal, wie<br />

sie noch nie gewesen ist und nicht mehr sein wird, sagt Christus:<br />

„Wenn der HERR die Tage (dieser Trübsal) nicht abkürzen<br />

würde, würde kein Mensch gerettet werden.“ (Mk.<br />

13:20)<br />

Ausdruck menschlicher Autorität<br />

Der Besitzer eines Weinbergs ist „der Herr des Weinbergs“<br />

(Matth. 20:8; 21:40; Mk. 12:9; Lk. 20:13.15). Der Sohn redet<br />

seinen Vater mit „Herr“ an (Matth. 21:29). Es besteht ein Unterschied<br />

zwischen dem Besitzer eines Anwesens als „Herr“<br />

und seinem Angestellten als „Hausdiener“ oder „Sklaven“<br />

(Matth. 24:45-51; Lk. 12:35-37.42-47). Die Jungfrauen, die sich<br />

bei einer orientalischen Hochzeit dem Hochzeitszug anschließen<br />

und im Haus des Bräutigams mitfeiern wollen, reden den<br />

Bräutigam mit „Herr“ an (Matth. 25:11).<br />

Wer sein Kapital den Hausdienern anvertraut, damit sie es<br />

vermehren, ist der „Herr“ jener Hausdiener (Matth. 25:18-26).<br />

Die Samariterin redet Jesus, der für sie ein fremder Jude ist,<br />

mit „Herr“ an (Joh. 4:11.15). Als Jesus ihre Geheimnisse offenbart,<br />

sagt sie: „Herr, ich sehe, du bis ein Prophet.“ (Joh.<br />

4:19) Auch hier ist „HERR“ immer noch eine Anrede auf<br />

menschlicher Ebene.<br />

10


Fragen: (1) Wie unterschiedlich wird die Anrede „Herr“ allgemein<br />

gebraucht (2) Nenne Beispiele, in denen Gott selbst mit<br />

„HERR“ angeredet wird. (3) Nenne Beispiele, in denen Menschen<br />

mit „Herr“ angeredet werden. (4) Was ist zu berücksichtigen,<br />

wenn Elisabeth sagt: „Wie komme ich dazu, dass<br />

die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“<br />

Antworten:<br />

Auch für die beiden Blinden ist Christus als Sohn Davids „Herr“,<br />

der in Menschengestalt mit Wunderkräften ausgerüstet ist.<br />

Elisabeth ist in ihrem Verständnis eingebettet in diesen Messiasglauben,<br />

wenn sie sagt: „Wie komme ich dazu, dass<br />

die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“ (Lk.1:43).<br />

Das Verständnis Elisabeths und Marias<br />

Elisabeth<br />

Elisabeth meint mit „Herr“ den Messias. „Mutter meines Herrn“<br />

ist für sie die „Mutter des Messias“. Herr ist er im jüdischen<br />

Verständnis, weil er als messianischer König auf dem Thron<br />

Davids sitzt und Israel regiert. Wer regiert, ist Herr. Der Messias<br />

ist in diesem Verständnis der Zeitgenossen Jesu, zu denen<br />

auch Elisabeth gehört, mit der Kraft Gottes ausgerüstet.<br />

Juden und auch Elisabeth nennen den Messias nicht Gott.<br />

Elisabeth hat den Titel „Mutter Gottes“ für Maria nicht<br />

geprägt. Von ihr stammt diese Bezeichnung nicht.<br />

Maria<br />

DONNERSTAG<br />

Herr als messianische Anrede<br />

Die Kanaaniterin<br />

Jesus befindet sich mit seinen Jüngern auf dem Gebiet von<br />

Tyrus und Sidon. Eine kanaanitische Frau aus dieser Gegend<br />

läuft hinter ihnen her und ruft: „Erbarme dich über mich, Herr,<br />

du Sohn Davids! Meine Tochter wird schlimm von Dämonen<br />

geplagt!“ (Matth. 15:21-22). Jesus schweigt. Seine Jünger<br />

bedrängen ihn: „Schick sie doch weg, denn sie schreit<br />

hinter uns her.“ (Vers 23) Jesus nimmt die Haltung der Juden<br />

an, um den Jüngern einen Spiegel ihres eigenen Verhaltens<br />

vorzuhalten und sagt zur Kanaaniterin: „Ich bin nur zu<br />

den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt worden.“<br />

(Vers 24) Die Kanaaniterin fällt vor ihm nieder und bittet:<br />

„Herr, hilf mir!“ (Vers 25) Nach dem Muster jüdischen<br />

Verhaltens weist Christus die Frau ab: „Es ist nicht gut, das<br />

Brot der Kinder zu nehmen und es den Hündlein vorzuwerfen.“<br />

(Vers 26) Die Frau ist beharrlich: „Ja, Herr, und doch<br />

essen die Hündlein von den Brocken, die vom Tisch ihrer<br />

Herren fallen.“ (Vers 27) Christus lobt ihren großen, beharrlichen<br />

Glauben, und ihre Tochter war geheilt (Vers 28). Christus<br />

durchbrach die abweisende Haltung der Juden und erteilt<br />

den Jüngern eine Lehre.<br />

In dieser Begebenheit redet die kanaanitische Frau Jesus<br />

einmal als „Herr, du Sohn Davids“ an und zweimal in diesem<br />

Sinne als „Herr“. Für diese heidnische Frau ist es selbstverständlich,<br />

dass der jüdische Messias als Sohn Davids mit „Herr“<br />

angeredet wird, der ein mit Wunderheilkräften ausgestatteter<br />

Mensch ist. Sie kannte den jüdische-messianischen Glauben<br />

und hält sich an jüdische Redeweise.<br />

Der Engel Gabriel erscheint Maria und kündigt ihr die Geburt<br />

Christi an. Er nennt Christus „Sohn des Höchsten“ und<br />

„Sohn Gottes“ (Lk. 1:32.35) und sagt: „Und Gott der HERR<br />

wird ihm geben den Thron Davids, seines Vaters, und er<br />

wird (als König) regieren das Haus Jakob auf ewig, und<br />

sein Reich wird kein Ende haben.“ (Vers 33) Maria sagt am<br />

Ende dieser Unterredung: „Siehe, ich bin die Magd des<br />

HERRN. Mir geschehe nach deinem Wort.“ (Vers 38)<br />

Maria versteigt sich nicht in Selbstüberhebung. Sie hätte aufgrund<br />

der Worte des Engels sagen können: „Siehe, ich bin<br />

die Mutter des Sohnes des Höchsten.“ Oder: „Siehe, ich<br />

bin die Mutter des Sohnes Gottes“. Oder: „Siehe, ich bin<br />

die „Mutter Gottes“. Maria strebt nicht wie Luzifer oder die<br />

Schlange im Paradies eine Gottgleichheit an (Jes. 14:14; 1.<br />

Mose 3:5), sondern sagt schlicht und einfach: „Siehe, ich bin<br />

die Magd des HERRN. Mir geschehe nach deinem Wort.“<br />

Sie sieht sich als Werkzeug des Gnadenhandeln Gottes.<br />

Weder Elisabeth noch Maria haben den Titel „Mutter Gottes“<br />

hervorgebracht.<br />

Fragen: (1) Wie haben die Blinden und die Kanaaniterin Jesus<br />

angeredet? (2) Welches jüdische Messiasverständnis<br />

beinhaltet diese Anrede? (3) Wie sind die Worte Elisabeths<br />

„Wie komme ich dazu, dass die Mutter meines Herrn zu mir<br />

kommt?“ in diesem Zusammenhang zu verstehen?<br />

Antworten:<br />

Die beiden Blinden<br />

Die beiden Blinden, die am Wegesrand saßen und hörten,<br />

dass Jesus vorübergehen werde, riefen: „Herr, erbarme dich,<br />

du Sohn Davids!“ (Matth. 20:30) Das Volk herrschte sie an,<br />

sie sollten schweigen. Unbeirrt riefen sie um so lauter: „Herr,<br />

erbarme dich, du Sohn Davids!“ Als Jesus sie fragt, was er<br />

für sie tun kann, bitten sie ihn: „Herr, dass unsere Augen<br />

geöffnet werden.“ (Verse 30-33).<br />

11


FREITAG - Zusammenfassung<br />

(1) Irreführende Logik führt zu einem Ergebnis, das im<br />

Widerspruch zum Zusammenhang eines Textes und der Schrift<br />

steht. So kann logisch richtig bewiesen werden, dass Abraham<br />

Gott ist, weil Sara ihn als Herrn anredet und Gott auch<br />

als Herr angeredet wird. Diese Logik ist irrig, weil Sara Abraham<br />

nicht als Gott anredet, sondern als Ehegatten, wobei diese<br />

Anredeform üblich war.<br />

man falsche Propheten und damit verbundene falsche Lehren.<br />

Sabbatanfang:<br />

16.43 Uhr<br />

(2) In ähnlich irriger Logik argumentiert die katholische<br />

Seite: Wenn Elisabeth sagt: „Wie komme ich dazu, dass die<br />

Mutter meines Herrn zu mir kommt“, sie damit Maria als Mutter<br />

Gottes bezeichnet, denn Herr sei Anrede für Gott selbst.<br />

Wir haben gesehen, dass Elisabeth damit den Messias meint,<br />

der in jüdischen und nichtjüdischen Kreisen als Herr angeredet<br />

wird (Matth. 20:29-34; 15:21-28). Nach jüdischem Verständnis<br />

ist der Messias ein Mensch, der mit göttlichen Wunderkräften<br />

ausgestattet ist, aber niemals als Gott angesehen<br />

wird.<br />

(3) Wir haben den Begriff „Herr“ untersucht und festgestellt,<br />

dass er (a) in Bezug auf Gott selbst als die allerhöchste<br />

Autorität angewendet wird, (b) in Bezug auf menschliche Autoritätsträger<br />

und (c) in Bezug auf den Messias als Mensch,<br />

der nach jüdischem Messiasverständnis mit göttlichen Wunderkräften<br />

ausgerüstet ist. In diesem Messiasverständnis lebt<br />

auch Elisabeth.<br />

(4) Allein Christus ist der Offenbarer seines Messiasgeheimnisses,<br />

in dem Christus sich als wahrer Gott in wahrer<br />

Menschengestalt offenbart. Dies haben die Juden als Gotteslästerung<br />

verstanden und mit wiederholten Steinigungsversuchen<br />

darauf reagiert. Daher ist nicht zu erwarten, dass Elisabeth<br />

diese Seite des Messiasgeheimnisses kennt und offenbart.<br />

(5) Der Engel Gabriel weist auf die Geburt des Erlösers<br />

hin und nennt Ihn „Sohn des Höchsten“ und „Sohn Gottes“.<br />

Maria selbst versteht sich daraufhin keineswegs als „Mutter<br />

des Höchsten“ oder „Mutter Gottes“, sondern bezeichnet sich<br />

in ihrem Selbstverständnis als „Magd des HERRN“. Maria sieht<br />

sich als Werkzeug der rettenden Gnade Gottes: „Mir geschehe<br />

nach deinem Wort.“ (Lk. 1:38).<br />

(6) Die Bezeichnung „Mutter Gottes“ ist irreführend, weil<br />

sie aus Maria etwas macht, was sie nach ihren eigenen Worten<br />

nicht ist: die Mutter Gottes.<br />

(7) Im Titel „Mutter Gottes“ spiegelt sich die Urversuchung,<br />

die schon im Himmel begann und sich in der Versuchung<br />

Adams und Evas wiederholte, nämlich sein zu wollen wie Gott<br />

(Jes. 14:12-14; 1. Mose 3:5).<br />

(8) Im Dogma der Aufnahme Mariens in den Himmel, formuliert<br />

von Papst Pius XII. 1950, wird diese Hybris (Selbstüberhebung),<br />

die Maria zugeschrieben wird, deutlich, wo es<br />

heißt: „Schließlich wurde die unbefleckte Jungfrau, von jedem<br />

Makel der Erbsünde bewahrt, nach Vollendung des irdischen<br />

Lebens mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen<br />

und als Königin des Alls vom Herrn erhöht, vollkommen<br />

ihrem Sohn gleichgestellt zu sein, dem Herrn der<br />

Herrn und dem Sieger über Sünde und Tod.“ (LG § 59 in http:/<br />

/www.mariedenazareth.com/850.0.html) Betonung des Verfassers<br />

der <strong>Lektion</strong>.<br />

Dies ist die Frucht, die sich aus dem Maria zugeschriebenen<br />

Titel „Mutter Gottes“ ergeben hat. An den Früchten erkennt<br />

12


<strong>Lektion</strong> 3 17. Januar - 23. Januar <strong>2010</strong><br />

Der zwölfjährige Jesus im Tempel<br />

Schriftabschnitte: Lk. 2:41-52; Jesu Leidensbewusstsein:<br />

2. Mose 12:1-6; Jes. 53:7; Jesu Kenntnis über seine<br />

Herkunft und Geburt: Matth. 1:21-23; Jes. 7:14; Lk. 1:26-35;<br />

Jesu aufdämmernde und fortschreitende Erinnerung an die<br />

Zeit vor seiner Geburt: Joh. 8:58; Joh. 17:5; Lk. 10:18; vgl.<br />

Offb. 12:7-12; Jesu Offenbarung seiner Göttlichkeit (Joh. 5:58-<br />

59; 10:27-33; Jesus mit dem Vater Eigentümer des Tempels<br />

(Joh. 2:17; Ps. 69:10; Mt. 12:6).<br />

Fragen: (1) Welche drei Möglichkeiten bestehen in der Anrede<br />

„Herr“? (2) Welche dieser Möglichkeiten entspricht der<br />

Aussage Elisabeths: „Wie komme ich dazu, dass die Mutter<br />

meines Herrn zu mir kommt?“ (3) Begründe dies mit der gängigen<br />

jüdischen Messiasvorstellung.<br />

Antworten:<br />

Merkvers: „Und er sprach zu ihnen: Was ist`s, dass ihr<br />

mich gesucht habt? Wisst ihr nicht, dass ich sein muss in<br />

dem, das meines Vaters ist?“ (Lk. 2:49, Lutherbibel 1984)<br />

SONNTAG<br />

Rückschau<br />

In der vergangenen <strong>Lektion</strong> wurde die Aussage Elisabeths<br />

untersucht: „Wie komme ich dazu, dass die Mutter meines<br />

Herrn zu mir kommt?“ (Lk. 1:43)<br />

Die katholische Seite nimmt diesen Text als Kronzeugen für<br />

Maria als „Mutter Gottes“. Indem die Gleichung aufgestellt wird:<br />

„Herr“ gleich „Gott“. Ebenso könnte die Gleichung aufgestellt<br />

werden: „Abraham“ ist gleich „Gott“, weil Sara Abraham mit<br />

„Herr“ anredet. Daher ist auf die Bedeutungsvielfalt des Begriffs<br />

„Herr“ zu achten: Herr als Gott, Herr als Anrede einer<br />

menschlichen Autorität, Herr als Messias und Sohn Davids,<br />

ausgerüstet mit göttlichen Wunderkräften, aber doch Mensch<br />

und nicht Gott.<br />

Der Engel Gabriel sagt in der Ankündigung der Geburt Jesu<br />

zu Maria, das Geborene soll „Sohn des Höchsten“ und „Sohn<br />

Gottes“ genannt werden, doch Maria nennt sich nicht „Mutter<br />

des Höchsten“ und auch nicht „Mutter Gottes“, sondern „Magd<br />

des Herrn“. Sie sieht sich als Werkzeug der Gnade Gottes,<br />

die sie an sich geschehen lässt.<br />

Elisabeth teilte mit allen Juden die gängige Messiasvorstellung<br />

und sah im Messias einen Menschen, der als König auf<br />

dem Thron Davids regieren würde und mit Wunderkräften<br />

ausgerüstet sei. Den Messias als Gott anzusehen, galt im<br />

Judentum als Gotteslästerung. Dies schließt aus, dass<br />

Elisabeth im Messias eine Gottesgestalt gesehen hat.<br />

Daher hat Elisabeth die Maria auch nicht als „Mutter Gottes“<br />

angesehen. Sie hätte sich nach jüdischem Verständnis<br />

eine Gotteslästerung zugezogen.<br />

Einzig und allein Christus offenbart sich im Verlauf seiner Wirksamkeit<br />

als wahrer Gott in Menschengestalt, weshalb die Juden<br />

Ihn der Gotteslästerung anklagen und ihn schließlich durch<br />

die Römer kreuzigen lassen.<br />

Dies leitet über zur Studie dieses <strong>Lektion</strong>sabschnitts: In welcher<br />

Beziehung stand der zwölfjährige Jesus zu Maria, seiner<br />

Mutter? Sein aufdämmerndes und fortan zunehmendes Messias-<br />

und Gottesbewusstsein als Erlöser von Sünden wird<br />

Gegenstand dieser Betrachtung sein.<br />

MONTAG<br />

Der zwölfjährige Jesus<br />

Im Tempel<br />

Als Jesus das Alter von zwölf Jahren erreicht hatte, galt er als<br />

„Sohn des Gesetzes“. Von nun an stand er nicht mehr unter<br />

der Anleitung der Eltern, ihn zum Halten der Gebote anzuhalten.<br />

Jetzt wurde erwartet, dass er von sich aus nach den<br />

Weisungen der Thora handelte.<br />

Josef und Maria nahmen ihn zum Passahfest mit nach Jerusalem.<br />

Nach Beendigung der Festlichkeiten zogen sie in einer<br />

Wanderkarawane mit Freunden und Bekannten wieder<br />

zurück und merkten nicht, dass Jesus fehlte. Einen ganzen<br />

Tag suchten sie ihn in großer Sorge unter den anderen Reisegruppen,<br />

ohne ihn zu finden. So kehrten sie wieder nach Jerusalem<br />

zurück, den steilen Anstieg hinauf. Nach drei Tagen<br />

finden sie ihn in einer Tempelhalle, mitten zwischen den Thoragelehrten<br />

sitzend, zuhörend, Fragen stellend und beantwortend.<br />

Sie sehen, wie sich die Gelehrten über das Verständnis<br />

des Jungen wundern.<br />

Unterschiedliches Messiasverständnis<br />

Welches war das stets aktuelle Thema im Judentum? Es war<br />

die Hoffnung auf den kommenden Messias, der einen neuen<br />

Auszug Israels aus der römischen Vormundschaft und Knechtschaft<br />

einleiten würde. Sie waren aus Ägypten ausgezogen,<br />

aus der babylonischen Gefangenschaft, aus der syrischen<br />

Herrschaft in den Makkabäerkämpfen. Jetzt warten sie auf<br />

den Messias, der sie als Sohn Davids aus der römischen<br />

Knechtschaft herausführen sollte. Hier bricht eine Kluft auf<br />

zwischen dem Messiasverständnis der Schriftgelehrten und<br />

dem Messiasverständnis Jesu.<br />

13


Der leidende Gottesknecht<br />

Wie die Sonne langsam aufgeht und es heller und heller wird,<br />

so dämmert dem zwölfjähren Jesus fortschreitend, wer er eigentlich<br />

ist. Seinen Lebensweg sieht er als leidenden Gottesknecht<br />

vor sich, wie es Jesaja vorausgesagt hatte. Der Prophet<br />

stellte diesen Leidensknecht als Schaf dar, das zur<br />

Schlachtbank geführt wird (Jes. 53:7). Jesus erkennt sich als<br />

dieser vorhergesagte leidende Gottesknecht, der als „Lamm<br />

Gottes“ der Welt Sünde trägt, wie Johannes der Täufer es<br />

später ausruft (Joh. 1:29:36).<br />

Wesensmerkmale für Christi Leidensweg<br />

Sein Name Jesus<br />

Welche Anhaltspunkte hatte der zwölfjährige Jesus für seine<br />

Sendung? Sein Name „Jesus“, das wusste er von seinen Eltern,<br />

beinhaltete die Aufgabe, sein Volk von ihren Sünden zu<br />

retten (Matth. 1:21). Nur als Mensch wäre er hierzu nicht in<br />

der Lage gewesen, denn ein Mensch allein kann den Menschen<br />

nicht erlösen.<br />

Sein Ursprung<br />

Die Erlösung des Menschen kommt von woanders her, als<br />

vom Menschen und durch den Menschen. Rettung kommt von<br />

oben her, vom Himmel, die in jener Nacht zu den Hirten auf<br />

dem Felde herabkommt und einen neuen Frieden auf Erden<br />

verkündigt: Friede des Reiches Gottes, Friede in Sündenvergebung<br />

und Versöhnung mit Gott und dem Mitmenschen. Der<br />

Engel Gabriel, das wusste Jesus von seiner Mutter, hatte gesagt,<br />

der Retter wird „Sohn des Höchsten“ genannt werden<br />

(Lk. 1:32). Von dort her kommt die Erlösung. Sie nimmt Gestalt<br />

an in Jesus von Nazareth, der wahrer Mensch und wahrer<br />

Gott zugleich ist, die Himmelsleiter, die den Thron Gottes<br />

mit der Sündenwelt verbindet (Joh. 1:51).<br />

Fragen: (1) Welches unterschiedliche Messiasverständnis<br />

hatte der zwölfjährige Jesus im Gegensatz zu den Schriftgelehrten<br />

im Tempel? (2) Wodurch hat Jesus seinen Leidensweg<br />

(a) prophetisch und (b) symbolisch schon vor Augen gesehen?<br />

(3) Welche weiteren Erkenntnisquellen über seinen<br />

künftigen Leidensweg standen ihm zur Verfügung?<br />

Antworten:<br />

DIENSTAG<br />

Erinnerungsvermögen Jesu<br />

An die Zeit vor Abraham<br />

Das Erinnerungsvermögen erstreckt sich auf die Zeit vor seiner<br />

Geburt in Ewigkeit. Dies geht aus seinen späteren Aussagen<br />

hervor. So wusste er, dass er bereits vor der Zeit Abrahams<br />

gelebt hatte und Mose am brennenden Busch als der<br />

„Ich bin der ich bin“ erschienen war: „Ehe Abraham geboren<br />

wurde, ich bin.“ (Joh. 8:58; vgl. 2. Mose 3:14) Diesen<br />

Anspruch haben die Juden sehr wohl begriffen, denn sofort<br />

hoben sie Steine auf, ihn wegen Gotteslästerung zu steinigen<br />

(Joh. 8:59).<br />

An Ewigkeit beim Vater<br />

In seinem hohepriesterlichen Gebet, am Ende seines irdischen<br />

Erlösungswerks, erinnert er sich an die Herrlichkeit, in der er<br />

einst in Ewigkeit beim Vater war: „Und jetzt verherrliche mich<br />

du, Vater, bei dir selbst in der Herrlichkeit, die ich bei dir<br />

hatte, ehe die Welt war.“ (Joh. 17:5) Sein Erinnerungsvermögen<br />

geht zurück bis in die Zeit vor der Schöpfung von Himmel<br />

und Erde und reicht so in die vorzeitliche Ewigkeit hinein.<br />

An den Rauswurf des Anklägers<br />

Als die siebzig Jünger zu Jesus zurückkamen, berichteten sie,<br />

dass ihnen auch die Dämonen im seinem Namen untertan<br />

waren. Jesus antwortete: „Ich sah den Satan wie einen Blitz<br />

vom Himmel fallen. Siehe, ich habe euch Vollmacht gegeben<br />

zu treten auf Schlangen und Skorpione und auf alle<br />

Macht des Feindes, und nichts wird euch jemals schaden.“<br />

Sie sollten sich aber nicht darüber freuen, sondern<br />

darüber, dass ihre Namen im Himmel geschrieben stehen. (Lk.<br />

10:17-20)<br />

Jesus erinnert sich an das, was dem Apostel Johannes in einer<br />

Vision auf Patmos gezeigt worden war: In einem Kampf<br />

im Himmel wurde der aufständische „Ankläger“ (hebräische<br />

„Satan“) mit seinem Anhang aus dem Himmel auf die Erde<br />

geworfen (Offb. 12:7-12). An diesen Kampf und den Rauswurf<br />

des Anklägers aus dem Himmel erinnert sich Jesus, wenn<br />

er diesen Absturz mit einem Blitz vergleicht, der von oben nach<br />

unten zuckt und auf die Erde einschlägt.<br />

Sein Vater im Himmel<br />

Dieses zunehmende Erinnerungsvermögen schwingt in den<br />

Worten Jesu mit, wenn er der Schelte Marias und Josefs mit<br />

den Worten begegnet: „Was ist es, dass ihr mich gesucht<br />

habt? Hattet ihr denn nicht gewusst, dass ich in dem sein<br />

muss, das meinem Vater gehört?“ (Lk. 2:49)<br />

Der zwölfjährige Jesus ist sich seiner Beziehung zu seinem<br />

Vater im Himmel bewusst. Sein göttliches Bewusstsein und<br />

seine göttliche Herkunft brechen in ihm auf. Er weiß, wer er<br />

eigentlich ist. Maria und Josef wissen nicht, wovon er redet.<br />

Eigentlich hätten sie es von den Geburtsereignissen her wissen<br />

müssen, denn der Engel Gabriel hatte Jesus als „Sohn<br />

des Höchsten“ und „Sohn Gottes“ bezeichnet (Lk. 1:32.35).<br />

Gleichwohl bewahrt Maria die Worte des Zwölfjährigen in ihrem<br />

Herzen (Lk. 2:51). Das volle Verständnis der Worte Jesu<br />

leuchtet erst mit dem Kommen des Heiligen Geistes zu Pfingsten<br />

auf, der die Apostel alles lehrt und sie an das erinnert,<br />

was Jesus gelehrt hat (Joh. 14:26) und sie in alle Wahrheit<br />

leitet (Joh. 15:13).<br />

Fragen: (1) Woraus geht hervor, dass Jesus sich an die Zeit<br />

vor seiner Geburt zunehmend erinnert: (a), dass er gelebt hat,<br />

ehe Abraham geboren wurde (b), dass er Mose am brennenden<br />

Busch erschienen ist (c), dass er sich an den Rauswurf<br />

des Anklägers aus dem Himmel erinnerte und (d), auch an<br />

seine Zeit beim Vater in Ewigkeit und Herrlichkeit?<br />

14


Antworten:<br />

Deshalb rückt Jesus die Verhältnisse zurecht: „Was ist es,<br />

dass ihr mich gesucht habt? Hattet ihr nicht gewusst, dass<br />

ich in dem sein muss, das meinem Vater gehört (im Tempel)?“<br />

Der Tempel ist das Haus seines Vaters. Es ist sein<br />

Tempel. Aber der Tempel gehört nicht nur Gott, dem Vater im<br />

Himmel, sondern auch dem Sohn. Als Jesus den Tempel von<br />

den Händlern und Geldwechslern gereinigt hatte, heißt es:<br />

„Der Eifer um mein Haus hat mich gefressen.“ (Joh. 2:17;<br />

vgl. Ps. 69:9).<br />

Im Streitgespräch mit den Pharisäern wegen des Ährenausraufens<br />

am Sabbat sagte Jesus: „Hier ist einer, der größer<br />

ist als der Tempel.“ (Matth. 12:6) Auch hier erscheint Christus<br />

als der Eigentümer des Tempels, dem der Tempel ebenso<br />

gehört wie dem Vater im Himmel. Und in seinem Eigentum,<br />

das dem Vater und ihm gehört, muss er sein, und dort wäre er<br />

zu suchen gewesen.<br />

MITTWOCH<br />

Das Unverständnis Marias und Josefs<br />

Schelte der Mutter an Jesus<br />

Wir blenden zurück zu Maria und Josef, die nach drei Tagen<br />

den zwölfjährigen Jesus im Tempel vorfanden, verwickelt im<br />

Gespräch mit den Schriftgelehrten: „Und als sie ihn sahen,<br />

entsetzten sie sich, und seine Mutter sprach zu ihm: Sohn,<br />

was hast du uns da angetan? Dein Vater und ich haben<br />

dich doch mit Schmerzen gesucht! Und er antwortete ihnen:<br />

Was ist es, dass ihr mich gesucht habt? Hattet ihr<br />

nicht gewusst, dass ich in dem sein muss, das meinem<br />

Vater gehört? Aber sie verstanden das Wort nicht, das er<br />

zu ihnen redete.“ (Lk. 2:48-49)<br />

Was dem Vater gehört, gehört auch dem Sohn. Was der Vater<br />

ist, ist auch der Sohn: Besitzer und Eigentümer des Tempels<br />

und damit auch wahrer Gott, denn nur der wahre Gott vermag<br />

sich als Besitzer und Eigentümer des Tempels zu offenbaren<br />

und von sich zu sagen, er sei größer als der Tempel. Kein<br />

Prophet, kein Schriftgelehrter und kein Mensch würde sich in<br />

die Aussage versteigen, er sei der Besitzer und Eigentümer<br />

des Tempels und größer als der Tempel.<br />

Fragen: (1) Welches Versäumnis wirft Jesus Maria und Josef<br />

vor, als er gescholten wird? (2) Welche einzigartige Beziehung<br />

Jesu zu Gott offenbart sich in seiner Antwort? (3) In welcher<br />

ebenso einzigartigen Beziehung zum Tempel steht Jesus<br />

zusammen mit dem Vater? (3) Inwiefern offenbart Jesus<br />

hierin seine Gottheit?<br />

Antworten:<br />

Jesus der Sohn Gottes<br />

Maria hatte vom Engel Gabriel erfahren, dass das Kind „Sohn<br />

des Höchsten“ und „Sohn Gottes“ genannt werden wird und<br />

daher auch „Sohn des Höchsten“ und „Sohn Gottes“ ist. (Lk.<br />

1:32.35). Durch das Gnadenwunder des Heiligen Geistes sollte<br />

sie schwanger werden und dieses Kind gebären. Damit war<br />

ihr diese ganz besondere, einzigartige Beziehung dieses Kindes<br />

zum „Höchsten“ zu „Gott-Vater“ offenbart worden. Wenn<br />

Jesus „Sohn des Höchsten“ und „Sohn Gottes“ genannt wird<br />

und es auch ist, so ist er in dieser einmaligen und einzigartigen<br />

Weise Sohn Gottes.<br />

Im Haus seines Vaters<br />

Maria und Josef hatten diese Offenbarung aus den Augen<br />

verloren. Sie suchten Jesus unter den anderen Reisegruppen<br />

statt dort, wo er seiner eigentlichen Vaterbeziehung entsprechend<br />

zu suchen wäre: im Tempel. Dort ging es um die Belange<br />

seines Vaters, um den Erlösungsplan, der ihn brennend<br />

interessierte. Die Schelte Marias lief ins Leere und zeigte das<br />

eigene Versäumnis, offenbartem Licht zu folgen und Jesus<br />

dort zu suchen, wo er als Sohn des Höchsten zu suchen ist:<br />

im Haus seines Vaters. Als Mensch war er im Haus seiner<br />

Pflegeeltern aufgewachsen. Jetzt aber war er im Haus<br />

seines Vaters im Tempel. Hier war sein Zuhause. Hier wäre<br />

er zu suchen gewesen.<br />

Miteigentümer des Tempels<br />

DONNERSTAG<br />

Jesu göttlicher Anspruch<br />

Unverständnis seiner Hörer<br />

„Aber sie verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen redete.“<br />

Nichts haben sie begriffen von seinem göttlichen Anspruch<br />

und seiner Offenbarung, nichts von seinem Erlösungsweg, der<br />

im Leiden der Passahlämmer vorgezeichnet war und am Kreuz<br />

enden sollte. Auch Elisabeth verstand mit Josef und Maria<br />

nichts von Jesu erlösendem Leidensweg und auch nichts von<br />

seiner Göttlichkeit, dass Jesus als Erlöser wahrer Gott und<br />

wahrer Mensch zugleich war. Daher hat Elisabeth mit den<br />

Worten: „Wie komme ich dazu, dass die Mutter meines<br />

Herrn zu mir kommt!“ niemals Jesus als wahren Gott darstellen<br />

wollen und auch nicht vermocht, weil ein solches Verständnis<br />

im Judentum nicht vorhanden war und als Gotteslästerung<br />

angesehen wurde (Joh.5:17-18; 8:58-59; 10:27-33).<br />

Elisabeth hat mit der Bezeichnung „Mutter des Herrn“ (Lk. 1:43)<br />

15


Maria nach jüdischem Verständnis als Mutter des Sohnes<br />

Davids, des Messias angesehen, der ein Mensch ist (vgl.<br />

Matth. 15:22.25.27; 20:30.31.33). Der Blick zur Rolle des leidenden<br />

Messias, der als wahrer Gott und wahrer Mensch sein<br />

Volk von Sünden rettet, wurde durch die militärische Erlösungshoffnung<br />

verdunkelt.<br />

Die noch zu erörternde Frage<br />

Die Beziehung Jesu zu seinem Vater hat Jesus in seiner Antwort<br />

auf die Schelte seiner Mutter klargestellt und auch zu<br />

verstehen gegeben, dass er in einer einzigartigen Beziehung<br />

zu seinem Vater im Himmel steht, dass er als „Sohn des Höchsten“<br />

und „Sohn Gottes“ auch wahrer Gott in wahrer Menschengestalt<br />

ist. In der nächsten <strong>Lektion</strong> wird die Beziehung Jesu<br />

zu Maria erörtert.<br />

Daraus wird deutlich werden, dass Jesus in seinem Selbstzeugnis<br />

wahrer Gott in Menschengestalt ist, in Beziehung zu<br />

Maria zwar respektvoll, aber doch distanziert auftritt. Diese<br />

Haltung zu ihr beruht darauf dass (a), Maria den leidenden<br />

Erlösungsweg Jesu noch nicht begreift und (b), dass Jesus<br />

die geistliche Verwandtschaft höher bewertet als die Abstammung<br />

durch Geburt. Dies wird in Einzelheiten in der nächsten<br />

<strong>Lektion</strong> betrachtet werden.<br />

Fragen: (1) Worin besteht das Unverständnis Marias und Josefs<br />

Jesus gegenüber? (2) Was hat Elisabeth nach jüdischem<br />

Verständnis aussagen wollen, als sie Maria als „Mutter meines<br />

Herrn“ bezeichnete? (4) Was verdunkelte den Blick zur<br />

Leidensrolle des Messias?<br />

Antworten:<br />

uns“ (Jes. 7:14, LXX; Matth. 1:21-23). (B) Sein Name Jesus,<br />

vom Engel angewiesen, beinhaltet die Rettung von Sünden<br />

(Matth. 1:21). (C) Der Engel Gabriel hatte Maria offenbart, das<br />

Kind wird „Sohn des Höchsten“ und „Sohn Gottes“ genannt<br />

werden (Lk. 1:32.35).<br />

(3) Gegen diesen gesamten Hintergrund sieht Jesus sich<br />

in seinem Messiasbewusstsein in einer einzigartigen Beziehung<br />

zu seinem Vater im Himmel als „Sohn des Höchsten“<br />

und „Sohn Gottes“, und zwar in einer Weise, wie es von keinem<br />

Engel und keinem Menschen in Anspruch genommen<br />

werden kann. Diese Einzigartigkeit seiner Beziehung zum Vater<br />

im Himmel besteht darin, dass Jesus wie der Vater wahrer<br />

Gott ist, wiewohl aufgrund seiner wunderbaren Geburt, in<br />

wahrer Menschengestalt. Als solcher offenbart er sich den<br />

Juden wiederholt, die ihn der Gotteslästerung bezichtigen und<br />

steinigen wollen (Joh. 8:58-59; 10: 27-33).<br />

(4) Dass Jesus wahrer Gott in wahrer Menschengestalt ist,<br />

offenbart er den Juden selbst, was ihm dieses Unverständnis<br />

einbringt. Daher ist es von Elisabeth, die im jüdischen Denken<br />

behaftet ist, nicht zu erwarten, dass sie in Jesus den wahren<br />

Gott in Menschengestalt und Maria als „Mutter Gottes“<br />

gesehen hat, als sie sagte: „Wie komme ich dazu, dass die<br />

Mutter meines Herrn zu mir kommt?“ (Lk. 1:43) Nach jüdischem<br />

Verständnis hat sie mit „Herr“ den Messias als Sohn Davids<br />

angesehen, der ein Mensch ist (Matth. 15:22.25.27;<br />

20.30.31.33). Dies schließt aus, dass Elisabeth die Maria als<br />

„Mutter Gottes“ bezeichnet hat.<br />

(5) Zum Messias- und Gottesbewusstsein Jesu kommt sein<br />

Erinnerungsvermögen hinzu. Er erinnerte sich (A), dass er<br />

gelebt hatte, ehe Abraham geboren wurde, und dass er Mose<br />

am brennenden Buch erschienen ist (Joh. 8:58; 2. Mose 3:14),<br />

und (B) an den Rauswurf Satans aus dem Himmel (Lk.10:18;<br />

Offb. 12:7-12), sowie (C), an die Zeit der Ewigkeit in Herrlichkeit<br />

beim Vater (Joh. 17:5).<br />

(6) In der nächsten <strong>Lektion</strong> wird herausgearbeitet, in welcher<br />

Beziehung Jesus, der wahrer Gott in wahrer Menschengestalt<br />

ist, zu seiner Mutter Maria steht. Wenn Elisabeth aufgrund<br />

ihres jüdischen Verständnisses Jesus nicht als wahren<br />

Gott in wahrer Menschengestalt gesehen haben kann, und<br />

daher auch Maria niemals als „Mutter Gottes“ hat bezeichnen<br />

wollen: Hat dann Jesus selbst irgendeinen Hinweis zu einem<br />

solchen Hoheitstitel gegeben?<br />

FREITAG - Zusammenfassung<br />

(1) Das Messiasbewusstsein des zwölfjährigen Jesus erwacht<br />

fortschreitend, als er beim Passahfest in Jerusalem das<br />

Leiden der Passahlämmer im Licht des leidenden Gottesknechtes<br />

(Jes. 53) betrachtet. Hierin sieht er sein eigenes<br />

Leiden vorgezeichnet, das ihn zum Kreuz führen wird. In diesem<br />

Messiasverständnis unterscheidet er sich grundlegend<br />

vom Messiasverständnis der Schriftgelehrten im Tempel, deren<br />

Hoffnung auf einen militärischen Messias gerichtet ist, der<br />

sie von den Römern befreien soll.<br />

(2) Neben den leidenden Passahlämmern im Lichte des<br />

leidenden Gottesknechtes (Jes. 53) hat der Zwölfjährige weitere<br />

Anhaltspunkte für sein Messiasbewusstsein: (A) Von seinen<br />

Pflegeeltern Josef und Maria weiß er um seine wunderbare<br />

Geburt in Erfüllung des Jesajawortes: „Siehe eine Jungfrau<br />

wird schwanger werden und einen Sohn gebären und sie<br />

werden seinen Namen Emmanuel heißen, das heißt, Gott mit<br />

Sabbatanfang:<br />

16.54 Uhr<br />

16


<strong>Lektion</strong> 4 24. Januar - 30. Januar <strong>2010</strong><br />

Die Mutter Jesu auf der Hochzeit zu Kana<br />

Schriftabschnitt: Die Hochzeit: Joh. 2:1-12. Zum Verständnis<br />

der Absageformel Jesu: Richter: 11:12; 2. Samuel<br />

16:10; 19:23; 1. Könige 7:18; Mk. 5:7; Lk. 4:34; 8:28. Zur<br />

Wundererwartung Mariens: Lk. 1:30-33. Zum zeichenhaften<br />

Hinweis auf Jesus als leidenden Messias und das Abendmahl<br />

(Matth. 26:26-30; Mk. 14:22-26; Lk. 22:15-20; 1. Kor. 11:23-<br />

25).<br />

Merkvers: „Und am dritten Tag war eine Hochzeit in<br />

Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war auch da… und<br />

als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: sie<br />

haben keinen Wein mehr.“ (Joh. 2:1.3; Betonung des Verfassers)<br />

SONNTAG<br />

Rückschau<br />

Den Juden offenbarte er sich als wahrer Gott in wahrer Menschengestalt<br />

und wurde der Gotteslästerung bezichtigt, so<br />

dass sie ihn steinigen wollten (Joh. 5:17-18; 8:58-59; 10:27-<br />

33). In ihren Worten: „Wie komme ich dazu, dass die Mutter<br />

meines Herrn zu mir kommt“, hat Elisabeth gemäß jüdischem<br />

Verständnis den Messias als Sohn Davids gemeint und<br />

ihn, wie es üblich war, als Herrn bezeichnet (Matth.<br />

15:22.25.27; 20:30.31.33), nicht aber als wahren Gott in Menschengestalt.<br />

Das war für Juden Gotteslästerung. Daher hatte<br />

Elisabeth die Maria nicht als „Mutter Gottes“ bezeichnen<br />

wollen und auch nicht können.<br />

In dieser <strong>Lektion</strong> wird betrachtet, welche Beziehung Jesus zu<br />

Maria, seiner Mutter, hatte. Hat Jesus direkt oder indirekt seine<br />

Mutter als „Mutter Gottes“ bezeichnet oder dargestellt,<br />

zumal er sich selbst als wahrer Gott in Menschengestalt offenbart<br />

hatte? Wir werden sehen, dass Jesus einen solchen<br />

Schritt nicht vollzogen hat. Johannes bleibt in seinem Evangelium<br />

rund sechzig Jahre nach den Ereignissen bei der Bezeichnung<br />

„Mutter Jesu“.<br />

Wiederholungsfrage: Welche Anhaltspunkte hatte Jesus für<br />

sein Messiasbewusstsein<br />

Antworten:<br />

In der letzten <strong>Lektion</strong> wurde die Begebenheit des zwölfjährigen<br />

Jesus im Tempel betrachtet. Die Schelte Marias und Josefs<br />

an Jesus lief ins Leere. Sie hatten die Offenbarung vergessen,<br />

die ihnen vom Engel widerfahren war, dass Jesus<br />

Sohn des Höchsten und Sohn Gottes war (Lk. 1:32-35) und<br />

somit eine einzigartige Beziehung zum Vater im Himmel hatte.<br />

Sie hätten ihn im Haus seines Vaters, im Tempel, suchen<br />

sollen, das auch sein Haus war, wo er zu Hause war (Joh.<br />

2:17; Ps. 69:10).<br />

Der zwölfjährige Jesus im Tempel war als Sohn des Gesetzes<br />

geistlich reif genug, im Leiden der Passahlämmer sein eigenes<br />

Leiden vorgezeichnet zu sehen, das zum Kreuz führte,<br />

zur Rettung der Sünden seines Volkes durch seinen stellvertretenden<br />

Opfertod. In der Weissagung Jesajas vom Lamm,<br />

das zur Schlachtbank geführt wurde (Jes. 53:7), sah er neben<br />

dem Symbol des Passahlammes seinen Leidensweg als prophetische<br />

Voraussage, die sich in seinem Kreuzesleiden erfüllen<br />

würde, wo er, wie Jesaja sagte, sein Leben als Schuldopfer<br />

dahingeben würde (Jes. 53:10).<br />

Christus hatte von seiner Kindheit an im Verlauf seines geistlichen<br />

und leiblichen Wachstums (Lk. 2:52) auch ein zunehmendes<br />

Erinnerungsvermögen an die Zeit vor seiner Geburt.<br />

So erinnerte er sich daran, dass er gelebt hatte, noch ehe<br />

Abraham geboren wurde und Mose als der „Ich bin der ich<br />

bin“ am brennenden Busch erschienen war (Joh. 8:58; 2. Mose<br />

3:14), dass er Luzifer wie einen Blitz vom Himmel fallen sah<br />

(Lk. 10:18; vgl. Offb. 12:7-12), und dass er einst in Ewigkeit in<br />

der Herrlichkeit beim Vater war (Joh. 17:5).<br />

MONTAG<br />

Die Hochzeit zu Kana<br />

„Mutter Jesu“ - nicht „Mutter Gottes“<br />

Die Begebenheit wird mit dem Satz eröffnet: „Und am dritten<br />

Tage war eine Hochzeit in Kana, in Galiläa, und die Mutter<br />

Jesu war auch dort.“ (Joh. 2:1) Diese Bezeichnung wiederholt<br />

Johannes sogleich: „Und als es an Wein mangelte,<br />

sprach die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein<br />

mehr.“ (Vers 3) Johannes bezeichnet Maria als „Mutter Jesu“,<br />

nicht als „Mutter Gottes“. Der Apostel Johannes hatte eine<br />

besondere Nähe zu Christus, aber auch eine besondere Nähe<br />

zu Maria. Am Kreuz stand Johannes neben Maria. Er adoptierte<br />

sie aufgrund des letzten Willens Jesu als Mutter und<br />

sorgte für sie (Joh. 19:26-27). Für Johannes war Maria die<br />

„Mutter Jesu“, nicht die „Mutter Gottes“.<br />

Unverändert nach langem Zeitabstand<br />

Johannes hat das Evangelium als einzig Überlebender der<br />

Zwölf im Greisenalter, rund dreißig Jahre nach den Synoptikern<br />

(Matthäus, Markus, Lukas), geschrieben. (1) Die Mehrheit<br />

der Gelehrten datiert die Abfassungszeit des Johannesevangeliums<br />

zwischen 90 und 110 nach Christus. (2) Aus diesem<br />

langen Zeitabstand bezeichnet der greise Apostel die<br />

Maria als „Mutter Jesu“. Dies ist bedeutsam, denn rund sech-<br />

17


zig Jahre nach den Ereignissen, die er im Evangelium beschreibt,<br />

nennt Johannes die Maria immer noch „Mutter Jesu“.<br />

Trotz Gottheit Christi<br />

Gerade der Apostel Johannes bezeugt in seinem Evangelium<br />

die wahre Gottheit Christi deutlicher als alle anderen Evangelien<br />

(Joh. 1:1-3; 5:17-18; 8:58-59, vgl. 2. Mose 3:14; 10:27-<br />

33; 1. Joh. 5.:20). Wenn jemand dafür in Frage käme, Maria<br />

als „Mutter Gottes“ zu benennen, weil Jesus wahrer Gott in<br />

wahrer Menschengestalt ist, so wäre es der Apostel Johannes<br />

in eigener Person selbst gewesen, Maria als „Mutter Gottes“<br />

zu küren. Ein solcher Gedanke aber kommt in ihm nicht<br />

auf und findet in seinem Evangelium auch nirgends einen Niederschlag.<br />

Vergottung Mariens<br />

Erst in der nachapostolischen Zeit kommt dieser Gedanke zum<br />

Tragen. Im Konzil zu Ephesus 431 nach Christus wird Maria<br />

als „Gottesgebärerin“ und „Mutter Gottes“ dogmatisiert. Dieser<br />

Titel führt im Dogma der Aufnahme Mariens mit Leib und<br />

Seele in die himmlische Herrlichkeit (assumptio) schließlich<br />

zur Vergottung Mariens, wenn Papst Pius der XII. im Jahre<br />

1950 vom obersten Lehrstuhl aus (ex cathedra) behauptet:<br />

Maria sei „in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen und<br />

als Königin des Alls vom Herrn erhöht, vollkommen ihrem<br />

Sohne gleich gestaltet zu sein, dem Herrn der Herren und<br />

dem Sieger über Sünde und Tod.“ (LG § 59 in http://<br />

www.mariedenazareth.com/850.0, S. 1)<br />

Fragen: (1) Wie nennt Johannes die Maria in seiner Schilderung<br />

der Hochzeit zu Kanaan zweimal hintereinander? (2) Wie<br />

viele Jahre ungefähr waren verstrichen, als Johannes im Rückblick<br />

die Maria „Mutter Jesu“ nennt? (3) Warum ist dieser Zeitablauf<br />

im Hinblick auf die Wahl dieser Bezeichnung so bedeutsam?<br />

(4) In wiefern führt der Titel Mariens „Mutter Gottes“<br />

zu ihrer Vergottung?<br />

Antworten:<br />

DIENSTAG<br />

Christus und seine Mutter<br />

„Und als es an Wein mangelte, sprach die Mutter Jesu zu<br />

ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Und Jesus sprach zu<br />

ihr: Das ist meine Angelegenheit und nicht deine, Frau.<br />

Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ (Joh. 2:3.4)<br />

sich ihr Sohn - das hofft sie als stolze Mutter - durch ein Wunder<br />

als Messias offenbare, den Thron Davids besteige und<br />

Israel an der Spitze eines Heeres die Römer aus dem Land<br />

jage. Solche Hoffnung sprach sie bereits in ihrem Magnifikat<br />

aus: „Er hat sich der Kraft seines Armes bemächtigt, zu<br />

zerstreuen die in ihrer Herzensgesinnung hochmütig sind,<br />

zu stürzen die Mächtigen von den Thronen und die Demütigen<br />

zu erhöhen.“ (Lk. 1:51-52)<br />

Vom Engel Gabriel wusste sie: „Dieser wird mächtig sein<br />

und Sohn des Höchsten genannt werden, und Gott der<br />

Herr wird ihm geben den Thron Davids, seines Vaters, und<br />

er wird auf ewig über das Haus Jakob als König regieren,<br />

und sein Königreich wird kein Ende nehmen.“ (Lk. 1:32-<br />

33)<br />

Auch soll er „Sohn Gottes“ genannt werden (Lk. 1:35). Von<br />

Ihm wäre ein solches Wunder zu erwarten, mit dem er sich<br />

als ein solcher Messias ausweisen könnte. Und vom Messias<br />

erwarten die Juden, dass er sich durch ein Wunder ausweist<br />

(Joh. 2:18; 6:14.30-31). So wendet Maria sich an Jesus mit<br />

den erwartungsvollen Worten: „Sie haben keinen Wein<br />

mehr.“ (Joh. 2:3b) Sie erwartet von Jesus ein Wunder, das<br />

Abhilfe schafft und ihn als Messias offenbart. Christus hat dies<br />

als eine Aufforderung zu einem solchen Wunder verstanden.<br />

Dies geht auch aus seiner abweisenden und Grenzen ziehenden<br />

Absage hervor, die sogleich darauf folgt. Jesus lässt<br />

sich aber nicht von Maria dirigieren und anweisen, ein Wunder<br />

nach ihren militärischen Messiasvorstellungen zu wirken.<br />

Er ist keine Axt, die man nach eigenem Willen schwingt.<br />

Der Trennungsstrich<br />

Jesus lässt es nicht zu, dass Maria ihm gegenüber wie ein<br />

Dirigent auftritt, der sein Orchester dirigiert. Deshalb die scharfe<br />

Trennungslinie in den Worten: „Ti emoi kai soi!“ „Was mir,<br />

was dir!“ - so wörtlich. Das ist eine häufige Redeweise, die<br />

den Trennungsstrich zieht zwischen der eigenen Angelegenheit<br />

und die des anderen oder der anderen.<br />

Als die Ammoniter sich in Schlachtordnung aufstellten, um<br />

gegen Israel zu kämpfen, sandte Jephta Boten zu den Abgesandten<br />

des Königs der Ammoniter und ließ ihn fragen: „Was<br />

habe ich mit dir zu schaffen, dass du zu mir kommst, mit<br />

deinen Soldaten in mein Land einzufallen?“ (Richter 11:12)<br />

Hier benutzt die Septuaginta, die griechische Übersetzung des<br />

Alten Testaments, denselben Wortlaut, den Jesus seiner Mutter<br />

gegenüber anwendet: „Ti emoi kai soi!“ „Was mir, was dir!“<br />

Diese Wendung zieht einen Trennungsstrich zwischen zwei<br />

Personen oder zwei Gruppen (weitere Stellen im Alten Testament<br />

siehe 2. Samuel 16:10; 19:23; 1. Könige 17:18)<br />

Aber auch im Neuen Testament ist diese Sprachformel geläufig.<br />

So rufen die beiden besessenen Gardarener, die in Grabhöhlen<br />

hausten, Jesus zu: „Ti hämin kai soi!“ „Was uns, was<br />

dir!“ Sinngemäß: „Was haben wir mit dir zu schaffen!“ „Was<br />

geht dich unsere Sache an!“ Zu weiteren Stellen dieser Redeweise<br />

in dieser Bedeutung im Neuen Testament siehe Mk.<br />

1:23-24; 5:7; Lk. 4:34; 8:28. Das grammatische Standardwerk<br />

des neutestamentlichen Griechisch, Blass-Debrunner, übersetzt<br />

die Worte Jesu an Maria mit: „Was geht es dich an!“ (§<br />

299:3)<br />

Maria in Schranken verwiesen<br />

Christus kein Ausführungsorgan Mariens<br />

Maria teilt mit ihren Zeitgenossen die militärische Messiashoffnung.<br />

Diese Hochzeit wäre doch die Gelegenheit, dass<br />

18<br />

Jesus redet Maria als „Frau“ an. Dass Maria seine Mutter ist,<br />

„Mutter Jesu“ (Verse 1.3; vgl. Joh. 19:26-27), stellt er nicht in<br />

Abrede. Als wahrer Mensch ehrt er das Gebot: „Ehre Vater<br />

und Mutter.“ Als wahrer Gott aber handelt er unumschränkt,


souverän und ist niemandes Dienstbote und gibt sich nicht<br />

als Handlanger des Willens Mariens her. Jesus weist mit dieser<br />

Trennungsformel und der Anrede „Frau“ seine Mutter in<br />

ihre Schranken zurück.<br />

Fragen: (1) Welche Hoffnung hegte Maria mit den Jüngern<br />

und dem Volk in Bezug auf den Messias? (2) Woraus geht<br />

hervor, dass Maria versucht, Jesus zu einem Wunder zu bewegen?<br />

(3) Wie hat Jesus seine Mutter Maria in ihre Schranken<br />

verwiesen?<br />

Antworten:<br />

Die Kluft zwischen Jesus einerseits und Maria mit ihren Zeitgenossen<br />

andererseits, bricht im unterschiedlichen Messiasverständnis<br />

auf und führt zu Verwerfung und Kreuzigung Christi.<br />

Das Wunder Jesu ist kein Wunder, das die Stunde seiner<br />

Inthronisierung auf den Thron Davids einläutet, wie Maria es<br />

in ihrem Mutterstolz erwartet: es ist ein Leidenswunder, das<br />

als „Zeichen“ auf seinen Leidensweg hinweist. Der „Wunderwein“,<br />

den die Hochzeitsgäste trinken, ist ein Abbild der Gemeinde<br />

Jesu, die aufgefordert wird, sein Fleisch zu essen und<br />

sein Blut zu trinken (Joh. 6:51-56). Zeichenhaft hat Christus<br />

an dieser Stelle in seiner Brotrede die Verinnerlichung und<br />

gläubige Annahme seines Opfertodes zur Vergebung der Sünden<br />

und zum Empfang des ewigen Lebens angedeutet.<br />

Fragen: (1) Wie drückt sich Marias Demut aus, als Christus<br />

sie zurechtgewiesen hat? (2) Inwiefern steht das Dogma Mariens<br />

als „Mutter Gottes“ (a) im Gegensatz zu ihrer eigenen<br />

Einstellung zu Christus? Und (b) im Gegensatz zum Verhalten<br />

Christi zu Maria? (3) Was will Jesus mit dem Weinwunder<br />

zeichenhaft offenbaren?<br />

Antworten:<br />

MITTWOCH<br />

Das Wundergeschehen<br />

Demut Marias<br />

„Seine Mutter sprach zu den Dienern: Was immer er euch<br />

auch sagt, das tut!“ (Joh. 2:5)<br />

Maria weist von sich weg auf Christus hin. Auf sein Wort kommt<br />

es an. Hört auf ihn. Hier zieht sie sich in Demut zurück, in die<br />

menschlichen Schranken, die Christus ihr gewiesen hat. Das<br />

Gegenteil dessen, wie Christus und Maria sich zueinander<br />

verhalten, bildet sich in der nachapostolischen Dogmengeschichte<br />

heraus. Sie wird auf dem Konzil zu Ephesus 431 nach<br />

Chr. zur „Mutter Gottes“ und im Dogma der „Himmelfahrt Mariens“<br />

1950 zur „Königin des Alls vom Herrn erhöht, vollkommen<br />

ihrem Sohn gleich gestaltet zu sein, dem Herr der Herren<br />

und Sieger über Sünde und Tod“. (Siehe oben: Mariedenazarth,<br />

S. 1). Hier wird Maria Christus, der wahrer Gott in wahrer<br />

Menschengestalt ist, gleich gestellt und damit vergottet.<br />

Das Leidenswunder<br />

Dann aber wirkt Christus doch ein Wunder, jedoch um auf die<br />

Andersartigkeit seiner Messianität zeichenhaft hinzuweisen.<br />

Er verwandelt Wasser in Wein und schafft nicht nur einer Peinlichkeit<br />

Abhilfe, sondern deutet symbolisch seinen Leidensweg<br />

an, der zum Kreuz hinführt, wo er sein Blut für viele zur<br />

Vergebung der Sünden vergießen wird (Matth. 26:28 und Parallelen),<br />

dessen im Abendmahl gedacht werden wird (1. Kor.<br />

11:23-26) - im Ausblick auf das messianische Mahl im Reich<br />

der Herrlichkeit (Matth. 26:29). Die Gleichung „Wein“ gleich<br />

„Blut“ geht aus den Abendmahlsworten selbst hervor: „Und<br />

er nahm den Kelch, dankte und gab ihnen den uns sprach:<br />

´Das ist mein Blut, das vergossen wird für viele zur Vergebung<br />

der Sünden.`“ (Matth. 26:27-28; vgl. Mk. 14:23-24; Lk.<br />

22:20; 1. Kor. 11:25).<br />

DONNERSTAG<br />

Seine Stunde<br />

Des Leidens<br />

Maria meinte, die Stunde des Handelns Jesu sei gekommen,<br />

weshalb sie von ihm indirekt erbat, die Gelegenheit mangelnden<br />

Weines zu ergreifen und sich durch ein Wunder als Messias<br />

zu offenbaren (siehe oben). Aber der Offenbarer geht einen<br />

anderen Weg als den Weg, den Maria für ihn vorgesehen<br />

hat. Seine Stunde ist eine andere Stunde als die Stunde, die<br />

Maria jetzt gekommen sieht. Sein Weg ist der Weg zum Kreuzesleiden,<br />

um durch Hingabe seines Lebens als Schuldopfer<br />

(Jes. 53:10) sein Volk von ihren Sünden retten (Matth. 1:21).<br />

Der Erlösung<br />

Diese Kreuzesstunde ist die Stunde seines Hingangs zum<br />

Vater (Joh. 13:1), die Stunde seiner Verherrlichung im Leiden<br />

und Sterben (12:23-33; 16:32; 17:1). Diese Stunde liegt nicht<br />

in der Macht Mariens, auch nicht in der Macht derer, die ihm<br />

nach dem Leben trachten (Joh. 7:30; 8:20; 16:32). Die Stunde<br />

ist die Stunde, die im Erlösungsgeschehen von Gott her<br />

vorgesehen ist. Es ist die Stunde der Erlösung, die durch den<br />

Messias als Errettung von Sünden geschehen soll, wie es der<br />

Engel schon vor der Geburt Jesu angekündigt hatte (Matth.<br />

1:21). Die Stunde, die Maria einläuten will, ist also nicht ihre<br />

Stunde, sondern seine Stunde. So ist die Stunde der Kreuzigung<br />

auch nicht die Stunde derer, die ihn kreuzigen, sondern<br />

es ist „seine Stunde“ als Stunde der Erlösung seines Volkes<br />

und der ganzen Welt von ihren Sünden (Joh. 3:16; 6:51)<br />

19


Der Finsternis und des Triumphes<br />

Lukas berichtet, wie Jesus in der Stunde seiner Verhaftung zu<br />

den Häschern sagte: „Jeden Tag bin ich bei euch im Tempel<br />

gewesen, und ihr habt nicht Hand an mir gelegt. Aber<br />

das ist eure Stunde und (die Stunde) der Macht der Finsternis.“<br />

(Lk. 22:53) Es ist die von Gott zugelassene Stunde,<br />

denn Er sitzt im Regiment und nicht die Macht des Bösen. So<br />

wendet sich denn auch diese Stunde der Finsternis zum aufgehenden<br />

Licht am Auferstehungsmorgen, als Jesus von den<br />

Toten auferstand und die Mächte der Finsternis als die am<br />

Kreuz endgültig Besiegten im Triumphzug vorführte (Kol. 2:15).<br />

Es ist seine Stunde, nicht die Stunde Mariens. Die Erlösungsstunde<br />

schlug für ihn am Kreuz. Seine Stunde ist<br />

die Stunde der Erlösung, die er allein vollbrachte. In dieser<br />

Stunde steht Maria unterm Kreuz. Sie wird zur Empfängerin<br />

der Kreuzesgnade, zusammen mit Johannes, der<br />

neben ihr steht und den anderen Frauen, zusammen mit<br />

allen Gläubigen, die durch den am Kreuz Erhöhten zu ihm<br />

hin gezogen werden (Joh. 12:32; 19:25-27). Maria tritt im<br />

Evangelium weder als Heilsspenderin, noch als Miterlöserin<br />

auf, noch als „Mutter Gottes“. Dieses Gedankengut<br />

ist fernab vom Evangelium und wird erst später zum Bestand<br />

nachapostolischer Dogmengeschichte.<br />

Apostolisches Prüfmaß mit Ewigkeitswirkung<br />

Es wird noch einmal an das apostolische Beurteilungsmaß<br />

von Lehren erinnert: „Was ihr von Anfang an gehört habt,<br />

soll in euch bleiben. Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang<br />

an gehört habt, bleibt ihr auch im Sohn und im Vater.“<br />

(1. Joh. 2:24) Dies wiederholt und verstärkt Johannes<br />

auch an anderer Stelle: „Der Älteste an die auserwählte<br />

Herrin (Gemeindeleiterin) und ihre Kinder (die Gemeinde),<br />

die ich in der Wahrheit liebe und nicht nur ich, sondern<br />

alle, welche die Wahrheit erkannt haben: um der Wahrheit<br />

willen, die in uns bleibt und bei uns sein wird in Ewigkeit.“<br />

(2. Joh. 1-2)<br />

Der Apostel Johannes legt nicht nur Wert drauf, dass das<br />

apostolische Heilsgut von Anfang an als Maßstab gilt. Vielmehr<br />

lässt er in seinem zweiten Brief diesen Maßstab für<br />

alle Zukunft gelten, um klarzustellen: Dieser Maßstab gilt<br />

für immer bis in Ewigkeit. Damit gilt er auch in der nachapostolischen<br />

Zeit, die diesem Maßstab zuwider Maria zur<br />

„Mutter Gottes“ erhoben hat. Hier wird in der damit verbundenen<br />

Vergottung Mariens ein Fremdkörper in das<br />

apostolische Heilsgut hineingelegt: Siehe das oben zitierte<br />

Dogma der Aufnahme Mariens in die himmlische Herrlichkeit.<br />

Der Apostel ruft mit seinen obigen Worten auf, zu<br />

dem zurückzukehren, was die Apostel von Anfang an verkündet<br />

haben und was auch in Zukunft auf ewig als unveränderter<br />

Maßstab gilt.<br />

Frage: Was hast Du aus dem Abschnitt für Donnerstag gelernt?<br />

Antworten:<br />

FREITAG - Zusammenfassung<br />

(1) Maria erwartet auf der Hochzeit zu Kana, dass Jesus<br />

sich durch ein Weinwunder als Messias ausweist. Dies geht<br />

aus ihrer Kenntnis hervor, die ihr der Engel offenbart hatte<br />

(Lk. 1:30-33) und auch aus der Absage Jesu, die scharfe Grenzen<br />

zieht und Maria in ihre Schranken verweist: „Was geht<br />

dich das an, Frau, meine Stunde ist noch nicht gekommen!“<br />

(Joh. 2:4)<br />

(2) Diese Redewendung war allgemein üblich, um klare<br />

Grenzen zwischen zwei Personen oder Gruppen zu ziehen<br />

und die Einmischung des einen in die Angelegenheiten des<br />

anderen abzuweisen (Richter 11:12; 2. Samuel 16:10; 19:23;<br />

1. Könige 17:18; Mk. 5:7; Lk. 4:34; 8:28). Jesus weist mit dieser<br />

Redeformel, wörtlich: „Was mir, was dir“, Maria in ihre<br />

Schranken zurück. Er will nicht ausführendes Instrument ihres<br />

stolzen Mutterwillens sein.<br />

(3) Jesus wirkt dann doch das Weinwunder, jedoch, um<br />

die Andersartigkeit seiner Messianität zeichenhaft zu offenbaren.<br />

Der Wein deutet auf sein Blut hin, das er am Kreuz zur<br />

Vergebung der Sünden für viele vergießen wird. In den Abendmahlsworten<br />

wird der Wein symbolisch auf Christi Versöhnungsblut<br />

gedeutet (Matth. 26:27-28; Mk. 14:23-24; Lk.<br />

22:20; 1. Kor. 11:25).<br />

(4) Johannes nennt die Maria in der Schilderung der Hochzeit<br />

zu Kana zweimal „Mutter Jesu“ (Joh. 2:1.3). Diese Bezeichnung<br />

behält er bei, als er rund 90 bis 110 nach Christus,<br />

rund sechzig Jahre nach den Ereignissen, sein Evangelium<br />

schreibt. Er hätte genug Zeit gehabt, Maria aus diesem langen<br />

zeitlichen Abstand „Mutter Gottes“ zu nennen, zumal gerade<br />

Johannes mehr als alle anderen Evangelien Christus als<br />

wahren Gott in wahrer Menschengestalt bezeugt (Joh. 1:1-3;<br />

5:18; 8:58-59; 10:27-33; 1. Joh. 5:20). Johannes versteigt sich<br />

aber nicht in die Idee, Maria mit dem Gottestitel „Mutter Gottes“<br />

zu versehen, sondern bleibt bei der Bezeichnung „Mutter<br />

Jesu“.<br />

(5) Im Dogma der so genannten Aufnahme Mariens in die<br />

himmlische Herrlichkeit (assumptio) wird Maria als „Königin<br />

des Alls“ als von Gott „erhöht“ geglaubt, „ihrem Sohn vollkommen<br />

gleich gestaltet zu sein, dem Herrn der Herren und dem<br />

Sieger über Sünde und Tod“ (Mariedenazareth, siehe oben).<br />

Damit wird, zusammen mit dem Hoheitstitel „Mutter Gottes“,<br />

ihre Vergottung deutlich ausgesprochen.<br />

(6) Das apostolische Prüfmaß ist nicht nur eine Richtschnur,<br />

die sich in der Vergangenheit auf das gründet, was<br />

die Apostel „von Anfang an“ verkündigt haben (1. Joh. 2:24).<br />

Vielmehr gilt diese apostolische Richtschnur in die Zukunft<br />

weisend für alle Zeit und Ewigkeit (2. Joh. 1-2). Von diesem<br />

Richtmaß her erscheint der Titel für Maria, „Mutter Gottes“ als<br />

Fremdkörper, den die Apostel nicht gekannt haben.<br />

Fußnoten<br />

(1) ABC, V, S. 829; vgl. E.G. White, Acts of the Apostels, p.<br />

542; Deutsch: Wirken der Apostel, Seite 540.<br />

(2) Donald Guthrie, NEW TESTAMENT INTRODUCTION,<br />

Illinois, USA, 7. Auflage 1978, S. 283.<br />

Sabbatanfang:<br />

17.06 Uhr<br />

20


<strong>Lektion</strong> 5 31. Januar - 6. Februar <strong>2010</strong><br />

Die wahre Mutter Jesu<br />

Schriftabschnitt: Mk. 3: 20-35; Matth. 12:46-50; Lk. 8:19-<br />

21.<br />

Merkvers: „Denn wer Gottes Willen tut, der ist mein<br />

Bruder und meine Schwester und meine Mutter.“ (Mk. 3:35,<br />

Lutherbibel 1984)<br />

SONNTAG<br />

Verständnisfragen: (1) Wodurch zieht Jesus eine Trennungslinie<br />

zwischen seiner Sendung und den messianischen Erwartungen<br />

Marias und ihrer Zeitgenossen? (2) Inwiefern geht<br />

der Hoheitstitel „Mutter Gottes“ über das Evangelium hinaus?<br />

(3) Wozu führte dieser Titel im Dogma der „Aufnahme Mariens<br />

in die himmlische Herrlichkeit“?<br />

Antworten:<br />

Rückschau<br />

In der vorigen <strong>Lektion</strong> wurde das Verhältnis von Jesus zu seiner<br />

Mutter Maria auf der Hochzeit zu Kana betrachtet. Der<br />

Apostel Johannes nennt Maria rund sechzig Jahre nach dem<br />

Ereignis „Mutter Jesu“. Dies weist darauf hin, dass Maria nach<br />

so langer Zeit immer noch so benannt wurde und nicht „Mutter<br />

Gottes“. Johannes hat von allen Evangelien die wahre<br />

Gottheit Christi in Gestalt seiner wahren Menschheit am deutlichsten<br />

herausgestellt (Joh. 1:1-3.14; 5:18; 8:58-59 vgl. 2.<br />

Mose 3:14; 10:27-33; 1. Joh. 4:2; 5:20). Trotzdem hat er sich<br />

nicht in den Gedanken verstiegen, Maria den Hoheitstitel „Mutter<br />

Gottes“ zu verleihen. Dies erfolgte erst auf dem Konzil zu<br />

Ephesus im Jahre 431 und führte 1850 im „Dogma der Aufnahme<br />

Mariens in den Himmel“ zu ihrer Vergottung, wobei sie<br />

als „Königin des Alls“ erhöht worden sei, „vollkommen ihrem<br />

Sohn gleichgestaltet zu sein, dem Herrn der Herren und dem<br />

Sieger über Sünde und Tod“ (LG § 59 http://www.marie<br />

denazareth.com/850.0.html, S. 1)<br />

Auf der Hochzeit zu Kana hatte Maria gehofft, Christus würde<br />

durch ein „Weinwunder“ nicht nur einer Peinlichkeit der Gastgeber<br />

Abhilfe schaffen, sondern diese Gelegenheit auch nutzen,<br />

um sich durch ein solches Wunder als Messias ausweisen,<br />

zumal die Juden erwarteten, dass der Messias sich durch<br />

ein Wunder auszuweisen hat (Joh. 6:14-15.28-31; Matth.<br />

12:38; 27:42; Mk. 8:11; Lk. 11:29).<br />

Christus weist seine Mutter Maria in ihre Schranken zurück.<br />

Er lässt sich nicht in die Rolle eines aufständischen Rebellenführers<br />

drängen, der Israel durch eine Militäraktion von den<br />

Römern befreien soll. Die bekannte und damals weit verbreitete<br />

Redeformel lautet wörtlich: „Was mir, was dir!“ Sinngemäß:<br />

„Mische dich nicht in meine Angelegenheiten!“ Dies<br />

zieht einen Trennungsstrich zwischen Jesu Leidensmission,<br />

die zum Kreuz führt und dem Willen Marias, ihren Sohn als<br />

militärischen Befreier Israels offenbart zu sehen.<br />

Sein Weinwunder weist als Zeichen über sich selbst hinaus<br />

auf das Blut, das er am Kreuz vergießen wird. Die Hochzeitsgäste<br />

sind zeichenhafte Andeutung seiner Gemeinde, die nach<br />

seinem Tod seiner Erlösungstat am Kreuz im Abendmahl gedenkt.<br />

Es ist seine Erlösungstat die er vollbringt. Die unter dem Kreuz<br />

stehende Maria ist Empfängerin der vom Kreuz herabfließenden<br />

Gnade. Sie ist weder Gnadenmittlerin - das ist allein Christus<br />

(1. Tim. 2:5), noch Gnadenspenderin, denn auch das ist<br />

einzig und allein Christus (Heb. 7:25: 4:14-16).<br />

21<br />

MONTAG<br />

Das Urteil der Brüder und Marias<br />

Jesus sei verrückt<br />

„Und er (Jesus) kam in ein Haus, und erneut begleitete<br />

ihn das Volk, so dass sie nicht einmal zu essen vermochten.<br />

Und als seine Familienangehörigen dies hörten, gingen<br />

sie hinaus, ihn zu ergreifen, denn sie sprachen: Er ist<br />

verrückt geworden.“ (Mk. 3:20)<br />

Wie aus der späteren Schilderung deutlich wird, war Maria,<br />

die Mutter Jesu, mit „von der Partie“ (Vers 31). Sie gehört in<br />

diesem Bericht zu denen, die dieses vernichtende Urteil über<br />

Jesus, seine Wirksamkeit und seine Verkündigung verlauten<br />

lassen: „Er ist verrückt geworden!“, „Er ist von Sinnen gekommen!“<br />

Parallelstellen<br />

Das zugrunde liegende Wort „existämi“ heißt im Aktiv „aus<br />

der Fassung bringen, verwirren.“ (1) So wird der Zustand<br />

von Feinden Israels beschrieben, die Jahwe in heillose Verwirrung<br />

versetzt, so dass sie sich, ganz von Sinnen und kopflos,<br />

in blinder Flucht zerstreuen, meist mit „erschrecken“ übersetzt<br />

(Josua 10:10; Richter 4:15; 2. Samuel 22:15). Intransitiv<br />

(sich auf sich selbst beziehend), wie in Markus 3:21, bedeutet<br />

das Wort entsprechend: „Von Sinnen gekommen, verrückt geworden“<br />

(2) Das heißt, von einem normalen in einen abnormalen<br />

Zustand „verrückt“ worden sein.<br />

Fragen: (1) Welches Urteil fällen die Brüder Jesu und Maria<br />

über Christus und seine Verkündigung? (2) Was haben sie<br />

vor? (3) Welche Parallelen veranschaulichen den Zustand, in<br />

dem Jesus sich nach Auffassung Marias und seiner Brüder<br />

befinden soll?


Antworten:<br />

DIENSTAG<br />

Die Emmausjünger - Veranschaulichung<br />

Die Frauen am Grabe<br />

Ein solcher abnormaler Geisteszustand, in dem sich Christus<br />

nach dem Urteil Mariens und der Brüder Jesu befinden soll,<br />

wird durch die Emmausjünger veranschaulicht. Die Frauen<br />

waren zum Grabe gekommen, den Leichnam Jesu einzubalsamieren<br />

und mit Binden einzuwickeln. Als sie ankamen, bemerkten<br />

sie, dass der Grabstein abgewälzt war.<br />

Sie gingen hinein und fanden den Leichnam nicht. Als sie ratlos<br />

dreinblickten, treten zwei Engel in Blitzgestalt zu ihnen und<br />

verkündigen, Jesus sei auferstanden, wie er es angekündigt<br />

hat. (Lk. 24:1-8). Die Frauen eilen mit dieser Nachricht zu den<br />

Aposteln und verkündigen, was sie soeben erlebt haben (Verse<br />

9-10) „Aber diese Worte erschienen ihnen wie dummes<br />

Zeug (läros) und sie glaubten ihnen nicht.“ (Vers 11)<br />

Die verwirrten Emmausjünger<br />

Auf diese Nachricht aus dem Munde der Frauen beziehen sich<br />

die Emmausjünger, als der auferstandene Christus ihnen begegnet.<br />

Sie halten ihn für einen Fremden, der als Einziger<br />

nicht wisse, was in diesen Tagen in Jerusalem geschehen ist,<br />

und unterrichteten ihn von dessen eigener Kreuzigung. Sie<br />

erklären: „Wir jedoch hofften, dass er es ist, der Israel erlösen<br />

wird, aber zu all dem (3) bringt er (Jesus) jetzt schon<br />

den dritten Tag zu (4) (im Grabe) (5), seitdem dieses geschehen<br />

ist. Aber auch einige Frauen von uns haben uns<br />

verwirrt (exestäsan), die frühmorgens am Grabe waren.“<br />

(Lk. 24:21-22).<br />

auch das Urteil der Brüder Jesu, an deren Spitze die Mutter<br />

Jesu sich auf den Weg begibt. Die Brüder wollen Jesus<br />

„ergreifen“ und ihn vom Ort seines Wirkens wegreißen,<br />

ihn von seiner Verkündigung abbringen, weil sie<br />

meinen, er sei von Sinnen. Größer und schwerwiegender<br />

kann der Unglaube Mariens und der Brüder nicht ausfallen.<br />

Die Brüder glaubten sowieso nicht an Christus (Joh.<br />

7:2-5).<br />

Unglaube gegenüber Christus gilt als Sünde, die der Heilige<br />

Geist aufdeckt und den Weg der Vergebung weist (Joh.<br />

16:8-9). Und an der Spitze dieser Gruppe des Unglaubens<br />

steht Maria. Sie alle stehen unter der vergebenden Gnade<br />

Gottes und sind Gnadenempfänger, auch Maria.<br />

Im Markusbericht fällt auf, dass sich Maria zu den ungläubigen<br />

Brüdern gesellt und deren Urteil des Unglaubens<br />

teilt (Mk. 3:20-21.31).<br />

Dieses ist eines der vielen Ereignisse, in denen Jesus von<br />

Nazareth seine Verwerfung erlebt (vgl. Matth. 11:20-24; Lk.<br />

4:16-29; 10:13-16). Der Apostel Johannes fasst diese Verwerfungen<br />

mit den Worten zusammen: „Er kam in sein Eigentum,<br />

aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.“ (Joh. 1:11)<br />

Die Tragik der Verwerfung an dieser Stelle liegt darin, dass<br />

Jesus in dieser Begebenheit nicht nur von seinen Brüdern<br />

im Unglauben verworfen wird, sondern auch von<br />

seiner Mutter Maria, die sich mit den ungläubigen Brüdern<br />

Jesu (vgl. Joh. 7:2-5) auf den Weg begibt, die Jesus<br />

„ergreifen“, wollen, weil er angeblich von Sinnen sei.<br />

Fragen: (1) Welches Erlebnis verkündigten die Frauen den<br />

Jüngern am Auferstehungsmorgen? (2) Was haben die Jünger<br />

von dieser Botschaft gehalten? (3) In was für einen Geisteszustand<br />

waren die Emmausjünger, als Jesus ihnen begegnete?<br />

(4) Worin liegt die Tragik der Verwerfung Jesu in der<br />

Begebenheit, die Markus in Mk. 3:20-21.31-34 berichtet?<br />

Antworten:<br />

Verblendet und verworren<br />

Hier wird der Zustand der Emmausjünger beschrieben. Sie<br />

sind verwirrt (exestäsan). Sie erkennen nicht, dass es Christus<br />

selbst ist, den sie über dessen eigene Kreuzigung unterrichten.<br />

Vorher hatte Lukas bemerkt:„Aber ihre Augen waren<br />

verblendet, so dass sie ihn nicht erkannten“. (6)<br />

Die Verblendung hatte ihre Ursache in ihrer militärischen Messiashoffnung,<br />

in der sie die Kreuzigung eines militärischen Retters<br />

Israels nicht unterzubringen vermochten. In dieser Verblendung<br />

und Verwirrung erkannten sie nicht, dass der „Fremde“<br />

der auferstandene Christus selbst war.<br />

Unglaube Mariens und der Brüder<br />

Die Emmausjünger befanden sich in einem verblendeten<br />

und verworrenen Geisteszustand. In dieser Richtung liegt<br />

MITTWOCH<br />

Jesus und seine Gegner<br />

Wohl meinende Absichten<br />

Maria und die Brüder Jesu hatten es gut gemeint: Es wäre für<br />

Jesus am besten, ihn aus dieser Versammlung herauszureißen,<br />

damit ihm Unangenehmes erspart bleibt. Schon seit Beginn<br />

seiner Wirksamkeit stand er im Gegensatz zu den Schriftgelehrten<br />

und Pharisäern. Wo immer er lehrte und wirkte,<br />

tauchten die Glaubenswächter aus Jerusalem auf, seinen<br />

Messiasanspruch zu überprüfen.<br />

22


Gotteslästerung vorgeworfen<br />

Bei der Heilung eines Gelähmten vergibt Jesus dem Kranken<br />

die Sünden. Die anwesenden Schriftgelehrten meinen, dies<br />

sei Gotteslästerung. Allein Gott könne Sünden vergeben. Sie<br />

halten Jesus für einen Gotteslästerer (Mk. 2:5-7). Darauf stand<br />

die Todesstrafe (3. Mose 24:16). Daher haben die Juden wiederholt<br />

versucht, Jesus wegen Gotteslästerung zu steinigen<br />

(Joh. 8:59; 10:33).<br />

Instrumente des Versuchers<br />

Das Ansinnen Marias und seiner Brüder war durchaus menschlich,<br />

aber es war allzu menschlich und nicht göttlich. Jesus<br />

war auf dem Erlösungsweg zum Kreuz. Der Versucher benutzt<br />

Maria und seine Brüder als Versuchungsinstrumente,<br />

die in ihrer humanistischen Gesinnung Jesus vom Tode bewahren<br />

wollen. Der Tod droht ihm wegen angeblicher Gotteslästerung.<br />

Das wissen sie. Hat nicht auch Petrus in eben der<br />

gleichen humanistischen Gesinnung versucht, Jesus vom<br />

Kreuzesweg abzuhalten? Petrus fuhr Jesus an: „Gott ist dir<br />

doch gnädig. Herr, dies wird dir auf keinen Fall geschehen!“<br />

(Matth. 16:22)<br />

Jesus antwortet: „Geh mir aus den Augen, Satan, du stellst<br />

mir eine Falle, denn du hast nicht die Dinge Gottes im Blick,<br />

sondern die der Menschen.“<br />

halten sogleich einen Rat mit der Religionspolizei, den Herodianern,<br />

Christus zu töten (Mk. 3:1-6). Es wird deutlich: Jesu<br />

Wirksamkeit, ob öffentlich oder in den Synagogen, liefert den<br />

Schriftgelehrten und Pharisäern einen Grund, ihn nach dem<br />

Gesetz zu steinigen. Und das haben sie auch vor. All dies war<br />

Maria und den Brüdern Jesu ja bekannt. Und welche Mutter<br />

und welche Brüder würden nicht versucht haben, ihr Familienmitglied<br />

einer solchen Gefahr zu entreißen? In diesem Zusammenhang<br />

wählt Markus sogar das Wort „ergreifen“ (krateo).<br />

Wenn der Einfluss Marias auf ihn nicht greift und er auf<br />

seinen Weg beharrt, wollen sie ihn „ergreifen“. Das beinhaltet<br />

Gewaltanwendung. Dieses Wort „ergreifen“ benutzen Markus<br />

und Matthäus später bei der Verhaftung Christi (Matth. 26:57;<br />

Mk. 14:46).<br />

Fragen: (1) Warum wollen die Obersten Christus töten? (2)<br />

Inwiefern haben es Maria und die Brüder Jesu in ihrem Auftreten<br />

gut mit Jesus gemeint? (3) Inwiefern kommt dadurch<br />

der Unglaube Mariens und der Brüder Jesu als Sünde zum<br />

Ausdruck? (5) In welcher Beziehung zur vergebenden Gnade<br />

stehen sie alle?<br />

Antworten:<br />

Derselbe Versucher, der Petrus als Werkzeug benutzte, gebraucht<br />

die Mutter Jesu und seine Brüder, ihn aus dieser Versammlung<br />

herauszureißen, seine Verkündigung zu unterbrechen,<br />

damit ihm nicht wieder Gotteslästerung vorgeworfen wird<br />

und er sich so erneut der Todesstrafe aussetzt. Es geht dem<br />

Versucher darum, Christus vom Erlösungstod am Kreuz abzuhalten.<br />

Der Versucher sucht auch heute noch Gottesfürchtige<br />

als Instrumente zu benutzen, die in wohlmeinender<br />

Absicht, Heil zu wirken, in Wirklichkeit Unheil anrichten.<br />

Ährenausraufen am Sabbat<br />

Die Pharisäer legten das Sabbatgebot nach ihren mündlichen<br />

Satzungen aus, die Jesus als „Menschengebote“ geißelt<br />

(Matth. 15:9). So kommt es zu einer Auseinandersetzung über<br />

die Art und Weise der Sabbatheiligung. Die Jünger Jesu hatten<br />

Hunger, rauften Kornähren aus und aßen die Getreidekörner.<br />

Dies wurde in überspitzter Sabbatauslegung als Ernten<br />

und Dreschen angesehen. So warfen die Pharisäer Jesus vor,<br />

die Jünger würden tun, was am Sabbat nicht erlaubt sei. Dieser<br />

Vorwurf traf Christus selbst, der dies ohne weiters duldete<br />

(Mk. 2:23-24).<br />

Die Pharisäer überhäuften das Sabbatgebot des Dekalogs mit<br />

unzähligen menschlichen Zusatzgeboten. Jesus unterscheidet<br />

zwischen „Gebot Gottes“ und „Überlieferung der Menschen“<br />

(Mk. 7:8). Eine Übertretung solcher Menschengebote<br />

betrachten die Pharisäer und Schriftgelehrten als Übertretung<br />

des Gebotes Gottes. Schließlich waren es zwei Hauptvorwürfe,<br />

die gegen Christus erhoben wurden: Sabbatübertretung<br />

und Gotteslästerung. Aus diesen zwei Anschuldigungen drehten<br />

sie ihm einen Strick, forderten die Todesstrafe und trachteten<br />

danach, ihn zu töten. (Joh. 5:17-18). Da war es nur gut<br />

gemeint, wenn Maria und die Brüder Jesu ihn davor bewahren<br />

wollten.<br />

Todesrat und Religionspolizei<br />

Als Jesus in einer Synagoge am Sabbat die gelähmte Hand<br />

eines Kranken heilt, verlassen die Pharisäer den Raum. Sie<br />

23<br />

DONNERSTAG<br />

Auseinandersetzung mit den Schriftgelehrten<br />

Spieß umgedreht<br />

Die Brüder Jesu, mit Maria an der Spitze, sind schon<br />

unterwegs, um Christus aus seiner lebensbedrohlichen Gefahr<br />

herauszureißen. Während sie noch auf dem Wege sind,<br />

kommt es bereits zu einem Frontalzusammenstoß zwischen<br />

den Schriftgelehrten und Christus. Sie werfen ihm vor, er treibe<br />

die Dämonen mit dem Obersten der Dämonen aus. Jesus<br />

zeigt die Unsinnigkeit dieses Arguments auf. Wie kann Satan<br />

aufstehen und gegen sich selbst kämpfen? Sein Reich würde<br />

zerteilt sein, nicht bestehen und ein Ende nehmen. Ein Reich<br />

oder Haus, das mit sich selbst uneins ist, kann nicht bestehen.<br />

Wer in das Haus eines Starken eindringen will, dessen<br />

Hausrat zu rauben, muss zuerst den Hünen fesseln. Sodann<br />

wirft Jesus den Schriftgelehrten vor, alle Sünden und Lästerungen<br />

würden den Menschen vergeben werden, nur die Lästerung<br />

gegen den Heiligen Geist in Ewigkeit nicht, dessen sie<br />

hier schuldig werden. (Mk. 3:22-29).<br />

Christus hat hier den Spieß umgedreht: Nicht er ist ein<br />

Gotteslästerer, sondern die Schriftgelehrten und Pharisäer<br />

sind Gotteslästerer. Sie verteufeln sein geistgewirktes<br />

Heilswirken. Der Bruch zwischen Christus und den Obersten<br />

klafft unendlich weit auseinander. Der Tod Jesu ist<br />

greifbar nahe. Sein Weg zum Kreuz ist unaufhaltsam.


Zu spät gekommen<br />

Jetzt erst kommen Maria und die Brüder Jesu an, doch zu<br />

spät. Die Obersten sind schon da. Der Raum ist brechend<br />

voll. Sie müssen draußen warten. Es gilt jetzt, zu retten, was<br />

noch zu retten ist! Sie bitten einen Anwesenden, weiterzusagen,<br />

Jesus möge zu ihnen hinauskommen. Die weitergesagte<br />

Nachricht erreicht Christus: „Siehe, deine Mutter und deine<br />

Brüder draußen suchen dich.“ (Mk. 3:32)<br />

Wahre Mutter und wahre Brüder<br />

Diese Maria zu Pfingsten ist jetzt die wahre Mutter Jesu,<br />

und die Brüder sind jetzt seine wahren Brüder. Zu Pfingsten<br />

wird Maria immer noch als „Mutter Jesu“ bezeichnet<br />

und nicht als „Mutter Gottes“ (Apg. 1:14). Ein solcher Hoheitstitel<br />

wird Maria mit dem Pfingstereignis nicht verliehen.<br />

Ein Wechsel dieser Bezeichnung „Mutter Jesu“ zu<br />

„Mutter Gottes“ liegt im apostolischen Zeugnis nicht vor.<br />

Frage: Was hast Du aus der Donnerstag-Betrachtung gelernt?<br />

Antworten:<br />

Frage zum Nachdenken<br />

Jesus stellt seinen Hörern die Frage zum Nachdenken: „Wer<br />

ist meine Mutter und wer sind meine Brüder?“ (Vers 33)<br />

Er blickt sich um im Kreis und gibt selbst die Antwort: „Siehe,<br />

das ist meine Mutter, und das sind meine Brüder. Denn<br />

wer sein Leben nach dem Willen Gottes ausrichtet, der ist<br />

mein Bruder, und das ist meine Schwester und meine<br />

Mutter.“ (Verse 34-35).<br />

Geistliche Verwandtschaft<br />

Christus sieht unter den Anwesenden hier drinnen seine Mutter,<br />

seine Brüder und Schwestern. Damit distanziert er sich<br />

von seiner Mutter und seinen Brüdern, die draußen stehen.<br />

Sie wollen seiner Heilswirksamkeit ein Ende setzen und ihn<br />

von seinem Erlösergang zum Kreuz abhalten. Sie sind Versuchungswerkzeuge<br />

des Feindes geworden, der bereits in der<br />

Wüste versucht hatte, Christus als Brotkönig, Reichskönig und<br />

Wunderkönig in einen militärischen Befreiungsdienst einzuspannen<br />

und ihn so von seinem Kreuzesgang abzuhalten<br />

(Matth. 4:1-11; Lk. 4:1-13). Mit „Mutter, Brüder und Schwestern“<br />

meint Jesus eine geistliche Beziehung. Wie aber sollte<br />

eine solche bestehen, wenn Maria und die Brüder Jesu als<br />

Werkzeuge des Versuchers Christus vom Kreuzesgang abhalten<br />

wollen?<br />

Maß der Verwandtschaft<br />

Der auszulebende Wille Gottes ist das Maß wahrer Mutterschaft<br />

und wahrer Schwestern- und Brüderschaft. Jesus<br />

war gekommen, den Willen Gottes zu offenbaren. Dieser<br />

ist Adam, Abraham, Mose und den Propheten offenbart worden.<br />

Die Offenbarung des Gotteswillens war zur Zeit Jesu mit<br />

unendlich vielen Menschengeboten und Satzungen aus der<br />

mündlichen Überlieferung überladen und verdunkelt worden.<br />

Jesus war gekommen, diesen Schutt abzuräumen, damit Gottes<br />

Willensoffenbarung wider in klaren Licht leuchte. Auch die<br />

messianische Heilshoffnung der Erlösung durch den leidenden<br />

Gottesknecht war durch die militärische Messiashoffnung<br />

im irdisch-politischen Befreiungskampf verdunkelt worden. In<br />

dieser Verdunklung von Offenbarung und Erlösung lebten<br />

Maria und Jesu Brüder. Maria konnte daher nicht seine<br />

Mutter auf geistlicher Ebene sein und seine Brüder nicht<br />

seine Brüder auf geistlichem Gebiet, in dem er zu Hause<br />

war. Eine geistliche Kluft klaffte auf: zwischen Jesus<br />

einerseits und seiner Mutter und seinen Brüdern<br />

anderseits.<br />

Wandel<br />

Erst mit Pfingsten werden Maria und die Brüder Jesu in einer<br />

geistlichen Verwandtschaft mit Christus sichtbar. Sie waren<br />

mit den Jüngern und engen Gläubigen versammelt, sich auf<br />

die Ausgießung des Heiligen Geistes vorzubreiten (Apg. 1:14).<br />

FREITAG - Zusammenfassung<br />

(1) Die Brüder Jesu, mit Maria an ihrer Spitze, halten Christus<br />

für „von Sinnen“. Das zugrunde liegende Wort „existämi“<br />

beschreibt den Zustand der Feinde Israels, die unter dem<br />

Schrecken Gottes Hals über Kopf, und ganz von Sinnen, fliehen<br />

und sich zerstreuen (Josua 10:10; Richter 4:15; 2. Samuel<br />

22:15).<br />

(2) Dieser Begriff kommt neben der Markusstelle (Mk. 3:21)<br />

auch bei Lukas vor (Lk. 24:22). Dort wird der Zustand der<br />

Emmausjünger beschrieben. Sie geben zu, durch die Nachricht<br />

der Frauen, Jesus sei auferstanden, ganz verwirrt zu sein.<br />

Ihre Verwirrung zeigte sich auch daran, dass sie den auferstandenen<br />

Christus für einen Fremden halten, den sie aufklären<br />

müssen. Trotz seiner umfangreichen Schriftauslegung,<br />

dass der Messias leiden muss, erkennen sie immer noch nicht,<br />

dass derjenige, der ihnen die Schrift auslegt, Christus selbst<br />

ist.<br />

(3) Die Verkündigung und Wirksamkeit Jesu brachte ihm<br />

den Vorwurf der Gotteslästerung und der Sabbatübertretung<br />

ein. Deshalb trachteten die Obersten danach, ihn zu töten (Mk.<br />

2:7.24; 3:1-6; Joh. 8:58-59; 10:27-33). So meinten es Maria<br />

und seine Brüder gut mit Jesus, wenn sie ihn „ergreifen“, von<br />

dort wegreißen und seine Wirksamkeit beenden wollten.<br />

(4) Während sich Maria und die Brüder Jesu auf den Weg<br />

begeben, ihre wohlgemeinte Absicht auszuführen, ist die Auseinandersetzung<br />

Jesu mit den Schriftgelehrten bereits in vollem<br />

Gange. Sie werfen Jesus vor, er würde die Dämonen mit<br />

Beelzebub, den Obersten der Dämonen, austreiben (Mk. 3:22-<br />

30). Als die Gruppe ankommt, vermochten sie wegen der dicht<br />

gedrängten Menge nur noch, ihn bitten zu lassen, er möge zu<br />

ihnen hinauskommen.<br />

(5) Auf die Nachricht hin, seine Mutter und Brüder stünden<br />

draußen und ließen ihn rufen, verweist Jesus auf die wahre<br />

geistliche Verwandtschaft. Seine wahre Mutter und seine wahren<br />

Brüder sind solche, die sich nach dem Willen Gottes richten.<br />

Damit anerkennt er seine Brüder nicht als wahre Brüder<br />

und Maria nicht als seine wahre Mutter. Sie sind hierher ge-<br />

24


kommen, ihn aus seinem Heilswirken herauszureißen, das<br />

dem Willen Gottes entspringt und wollen ihn von seinem Leidensweg,<br />

der zum Erlösungstod am Kreuz führt, abbringen.<br />

(6) Auch Petrus hat in wohl gemeinter Absicht versucht,<br />

Jesus von seinem Kreuzesleiden abzuhalten (Matth. 16:21-<br />

22) und wurde dabei Versuchungsinstrument Satans, den<br />

Christus energisch abweist (Vers 23). Eine ähnliche Abfuhr<br />

erteilt Jesus seiner Mutter und seinen Brüdern mit dem Hinweis<br />

auf wahre geistliche Verwandtschaft (Mk. 3:32-35).<br />

(6) „Ekratounto“, von „ekrateo“, „bezwingen, halten, schließen,<br />

hindern (= halten, schließen, ist bei den Rabbinern von<br />

zauberischem Blendwerk üblich, Strack-Billeerbeck II, 271).“<br />

Zitiert in: Fritz Rienecker, Sprachlicher Schlüssel zum Neuen<br />

Testament, 11. Auflage, Gießen Kassel: 1963, S.192. Daher<br />

der Sinn von „verblendeten Augen“. Verblendet durch ihre falschen<br />

Messiashoffnungen.<br />

Sabbatanfang:<br />

17.19 Uhr<br />

(7) In ihrem Vorhaben, Christus von seinem Heilswerk abzubringen,<br />

befinden sich Maria und die Brüder Jesu in der<br />

Finsternis des Unglaubens, der Sünde ist (Joh. 16:8-9). Damit<br />

stehen sie alle, auch Maria, in Sündennot. Sie alle bedürfen<br />

der vergebenden Gnade Gottes, die Christus durch seinen<br />

Opfertod am Kreuz für sie bereithält.<br />

(8) Erst in Vorbereitung auf das Pfingstereignis, die Ausgießung<br />

des Heiligen Geistes, erscheinen Maria als die wahre<br />

Mutter Jesu und seine Brüder als die wahren Brüder (Apg.<br />

1:14).<br />

(9) Zu Pfingsten wird Maria ein letztes Mal genannt. Sie<br />

trägt unverändert die Bezeichnung: „Mutter Jesu.“ Der Hoheitstitel<br />

„Mutter Gottes“ wird ihr auf dem Konzil von Ephesus 431<br />

verliehen. In Dogma der Aufnahme Mariens in die himmlische<br />

Herrlichkeit im Jahre 1950 führt dieser Titel zur ihrer Vergottung.<br />

Sie erscheint dort als „Königin des Alls vom Herrn erhöht,<br />

vollkommen ihrem Sohn gleichgestaltet zu sein, dem<br />

Herrn der Herren und dem Sieger über Sünde und Tod“. (LG §<br />

59 http://www.mariedenazarth.com/850.0.html. S. 1)<br />

(10) Wir bleiben bei dem, was die Apostel „von Anfang<br />

an“ als unveränderlichen, ewigen Maßstab für Glaube und<br />

Lehre festgelegt haben (1. Joh. 2:24-27; 2. Joh. 1-2) und nennen<br />

Maria mit allen heiligen Aposteln „Mutter Jesu“, nicht<br />

mehr und auch nicht weniger.<br />

(11) Damit beenden wir das Studium über Maria, die in den<br />

Geburtsereignissen Jesu eine besondere Rolle einnimmt. Der<br />

Unterschied zwischen dem, was die Apostel uns über Maria<br />

hinterlassen haben und dem, was die nachapostolische Dogmengeschichte<br />

aus Maria gemacht hat, ist deutlich geworden.<br />

In der Fortsetzung geht es weiter mit Johannes dem Täufer<br />

als Wegbereiter Christi.<br />

Fußnoten<br />

(1) Walter Bauer, Wörterbuch zum Neuen Testament, Berlin:<br />

1963, S. 546-547.<br />

(2) Bauer, S. 547.<br />

(3) Blass/Debrunner, GRAMMATIK DES NEUTESTA-<br />

MENTLICHEN GRIECHISCH, 13. Auflage, Göttingen: 1970,<br />

§ 221.<br />

(4) Blass/Debrunner, § 129 zu Lk. 4:21. Die sonst übliche<br />

Übersetzung lautet: „Aber zu all dem ist dies der dritte Tag,<br />

seit dies geschehen ist.“ Da dies aber nicht belegt werden<br />

kann, befürwortet auch Walter Bauer, WÖRTERBUCH ZUM<br />

NEUEN TESTAMENT, Berlin: 1963, S. 28, der Jesus als Subjekt<br />

liest: „Jesus bringt nun schon den dritten Tag hin.“ Siehe<br />

dort seine Belegstellen.<br />

(5) Es ist in Vers 20 von Jesu Tod und seiner Kreuzigung<br />

die Rede, in Vers 21 von der Hoffnung der Jünger, er sei es<br />

gewesen, der Israel erlösen wird (Vers 21a). So ist es folgerichtig,<br />

hier Jesus, von dem die Rede ist, als Subjekt in Vers<br />

21b weiterzuführen und zu lesen: „Aber zu all dem hat er diesen<br />

dritten Tag (im Grabe) zugebracht.“<br />

25


<strong>Lektion</strong> 6 7. Februar - 13. Februar<br />

Die Zeit des Täufers<br />

Schriftabschnitte: Ereignisse um Herodes den Großen:<br />

Matth. 2:1-22; Archelaus: Matth. 2:22; Herodes Antipas (Herodes<br />

der Tetrach, Herodes der König): Matth. 14:1-12; Mk.<br />

6:14-29.<br />

Merkvers: „Aber von den Tagen Johannes des Täufers<br />

bis heute leidet das Himmelreich Gewalt, und die Gewalttätigen<br />

reißen es an sich.“ (Matth. 11:12, Lutherbibel 1984)<br />

SONNTAG<br />

Vorschau<br />

Die <strong>Lektion</strong>en des vorigen Viertels und die <strong>Lektion</strong>en 1 bis 6<br />

dieses Viertels haben Maria in den Geburtsereignissen betrachtet<br />

und den Unterschied zwischen dem apostolischen und<br />

dem nachapostolischen Marienbild herausgearbeitet.<br />

In dieser <strong>Lektion</strong> beginnt das Studium über das Auftreten Johannes<br />

des Täufers. Wir werden die Zeit betrachten, in die<br />

Johannes der Täufer hineingeboren wurde: eine Welt, durch<br />

und durch von Sünde, Verderbnis, Grausamkeit und Gesetzesübertretung<br />

durchsetzt. Der Täufer ruft zur Umkehr auf und<br />

nennt die Sünde mit Namen. Dies bringt teils Frucht, teils Ablehnung.<br />

So führt seine Bußpredigt schließlich zu seinem Tod<br />

durch Enthauptung.<br />

Zwei Söhne hingerichtet<br />

In einem verworrenen Intrigenspiel wurden die beiden Söhne<br />

seiner Frau Mariamne, Alexander und Aristobul, zum Tode<br />

verurteilt und erdrosselt, weil Herodes aufgrund einer Warnung<br />

der Salome eine Thronintrige befürchtete. Aussagen von<br />

Zeugen waren durch Folter erpresst worden. Bei der Verhandlung<br />

waren die Angeklagten, Alexander und Aristobus, nicht<br />

anwesend und wurden in Abwesenheit verurteilt. Herodes hatte<br />

sie in einem Dorf gefangen gehalten (Josephus, 1. Buch, Kap.<br />

27, Abschn. 1-6, S. 146-150).<br />

Fragen: (1) Wodurch ist die Regentschaft Herodes des Großen<br />

allgemein gekennzeichnet? (2) Welcher Charakter zeigt<br />

sich bei ihm? Nenne Beispiele. (3) Welches Ende zeichnet<br />

sich hierbei für das Leben Johannes des Täufers ab?<br />

Antworten:<br />

Blutregime Herodes des Großen (37 v. Chr. bis 4<br />

v. Chr.)<br />

Allgemein<br />

Die Ankündigung der Geburt Johannes des Täufers durch den<br />

Engel des HERRN erfolgte „in den Tagen des Herodes, des<br />

Königs von Judäa“. (Lk. 1:5)<br />

Dessen Regierungszeit fällt in die Jahre 37-4 v. Chr. (ABC, V,<br />

Tafel S. 40). Lukas umreißt die Zeit, in die Johannes der Täufer<br />

hineingeboren wird, mit dem Stichwort: „In den Tagen des<br />

Herodes, des Königs von Judäa.“ Zeitzeugen waren diese<br />

Zeiten bekannt. Die Regentschaft Herodes des Großen und<br />

seiner Nachfolger wirft seinen Leidensschatten auf das traurige<br />

Ende des Täufers. Das Leben Herodes des Großen und<br />

seiner Nachfolger zog eine Spur von Palastintrigen und Blut<br />

hinter sich her.<br />

Hyrkanus und Mariamne ermordet<br />

Aus Furcht vor einem Anschlag auf seinen Thron tötet Herodes<br />

der Große den Hyrkanus, den Großvater seiner zweiten<br />

Frau, Mariamne (Josephus, Jüdischer Krieg, 1. Buch, Kap.<br />

22, 1. Abschnitt, S. 122). Herodes hatte Aristobul, den siebzehnjährigen<br />

Bruder seiner Frau Mariamne zum Hohenpriester<br />

eingesetzt. Das Volk weinte vor lauter Rührung. Voller Eifersucht<br />

schickte Herodes der Große ihn nach Jericho und<br />

ließ ihn dort beim Baden in einem Teich ertränken (Josephus,<br />

1. Buch, Kap. 22, Abschn. 2, S. 123). In einem Anfall von Wut<br />

und Eifersucht ließ er auch seine Frau Mariamne töten (Josephus,<br />

1. Buch 22. Kap., Abschn. 3-5, S. 123-124).<br />

26<br />

MONTAG<br />

Antipater als Vatermörder<br />

Antipater war der älteste Sohn Herodes des Großen aus dessen<br />

erster Ehe mit der Doris. Entsprechend hatte Herodes ihn<br />

in seinem Testament als Nachfolger vorgesehen. Antipater<br />

reiste mit dem Testament des Herodes nach Rom, um sich<br />

damit als Nachfolgekönig beim Caesar vorzustellen und auszuweisen.<br />

Antipater konnte die Zeit nicht abwarten, bis ihm<br />

die Königskrone aufgesetzt werden sollte. Dies zu beschleunigen,<br />

hinterlegte er bei Pherorsas, dem Bruder seines Vaters,<br />

ein Gift. Dies sollte in ein Getränk hineingemischt und<br />

Herodes der Große vergiftet werden. Außerdem traf er Vorkehrungen,<br />

seine jüngeren Brüder, Archelaus und Philippus,<br />

aus dem Wege zu räumen, die sich noch als Jünglinge in Rom<br />

am Hofe des Caesars zur Ausbildung aufhielten. Dieser Plan<br />

wurde entdeckt und Antipater bei seiner Rückkehr vor Gericht<br />

gestellt. Das „Korpus delicti“, das deponierte Gift, wurde einem<br />

zum Tode verurteilten Gefangenen verabreicht, der<br />

sogleich tot umfiel. Antipater wurde für schuldig befunden.<br />

Herodes der Große ließ Antipater in Fesseln legen und gefangen<br />

halten. Dem Caesar ließ er durch Boten Bericht erstatten.<br />

Kurz vor seinem Tode ließ Herodes der Große seinen Sohn,<br />

den Vatermörder Antipater, hinrichten (Einzelheiten: Josephus,<br />

1. Buch, 28. bis 32. Kap., S. 150-172.176-177).


Schriftgelehrte und ihre Schüler hingerichtet<br />

Als Herodes schwer erkrankt war und die Befürchtung bestand,<br />

er würde bald sterben, nutzten zwei Schriftgelehrte die Gunst<br />

der Stunde, ihren Studenten nahe zu legen, jetzt sei die Stunde<br />

gekommen, die Ehre Gottes wieder herzustellen und den<br />

goldenen Adler, den Herodes über dem Tempeltor hatte aufstellen<br />

lassen, zu entfernen. Zwei von vierzig Studenten seilten<br />

sich ab, und zerhieben den goldenen Adler mit Äxten.<br />

Herodes geriet trotz seiner Krankheit in Wut, was ihm vorübergehend<br />

genesen ließ, so dass er die Gerichtsverhandlung<br />

selbst leitete. Die beiden Studenten und ihre beiden Lehrer<br />

ließ Herodes lebendig verbrennen. Die anderen Studenten<br />

wurden dem Henker übergeben (Josephus, 1. Buch, 33. Kapitel,<br />

1-4; S. 172-174).<br />

Letzter Befehl Herodes des Großen<br />

Seinen baldigen Tod sah Herodes als unvermeidlich an. Er<br />

ließ alle angesehenen Männer von ganz Judäa in eine Pferderennbahn<br />

einsperren. Nach seinem Tode sollten sie alle<br />

hingerichtet werden, damit Trauer im Lande sei und verhindert<br />

werde, dass das Volk ob seines Todes in Freudengeschrei<br />

ausbreche. Dieser Befehl aber wurde nicht ausgeführt. Des<br />

Herodes Sohn Archelaus trat nun die Nachfolge an (Josephus,<br />

1.Buch, 33. Kapitel, 6-9, Seiten 175- 178).<br />

Fragen: (1) Welche Charaktereigenschaften werden bei Antipater<br />

sichtbar? Nenne Beispiele. (2) Wodurch zeigt sich die<br />

Grausamkeit Herodes des Großen bei der Bestrafung der<br />

beiden Gesetzesschüler und ihrer Lehrer, sowie der anderen<br />

Studenten? (3) Welchen grausamen Befehl, der dann doch<br />

nicht ausgeführt wurde, ordnet Herodes der Große angesichts<br />

seines nahenden Todes an?<br />

Antworten:<br />

DIENSTAG<br />

Archelaus (4. v. Chr. bis 6 n. Chr.)<br />

Aufständische niedergemetzelt<br />

Archelaus, als Sohn Herodes des Großen, wurde nach dem<br />

Tod seines Vaters 4 v. Chr. neuer Thronfolger. Eine Volkstrauer<br />

um die Hinrichtung der beiden Schriftgelehrten und dessen<br />

Schüler, artete in einen Aufstand aus. Archelaus ließ, nachdem<br />

alle anderen Beschwichtigungsversuche fehlschlugen,<br />

rund dreitausend Aufständische niedermetzeln (Josephus, 2.<br />

Buch, 1. Kap., Abschn. 2-3, S. 184-185).<br />

Kreuzigungen unter Feldherrn Varus<br />

Während Archelaus in Rom war, um seine Thronnachfolge<br />

gegen den Thronanspruch seines älteren Bruders Antipas zu<br />

verteidigen, brach in Jerusalem ein Aufstand aus, den der römische<br />

Feldherr Varus niederschlug und zweitausend Anstifter<br />

kreuzigen ließ (Josephus, 2. Buch, 2. Kap., Abschn. 1-7,<br />

S. 186-190; 2. Buch, 5. Kap., Abschn. 1-2, S. 195-197). Dies<br />

wirft ein Licht auf die Hinrichtungsmethode, der Christus zum<br />

Opfer fiel.<br />

Reichsaufteilung<br />

Indes entschied Caesar den Thronstreit wie folgt: Archelaus<br />

erhält die Hälfte des Königreiches und den Titel eines Ethnarchen<br />

(Volksherrschers). Archelaus erhielt Idumaea, ganz Juda<br />

und Samarien. Außerdem wurden ihm die Städte Caesarea,<br />

Säbaste (Samaria), Joppe und Jerusalem unterstellt.<br />

Die verbliebene Reichshälfte teilte Caesar auf die anderen<br />

beiden Söhne des Herodes auf: Philippus und Antipas. Antipas<br />

erhielt Peraea und Galiläa. Philippus bekam restliche Gebiete.<br />

Salome erhielt außer dem, was Herodes ihr im Testament<br />

zugebilligt hatte, außerdem noch Jamnia, Azdot und Phasaelis<br />

und den Königspalast zu Askalon. Doch wurde ihr Gebiet<br />

dem Archelaus untergeordnet (Josephus, 2. Buch, 6. Kap.,<br />

Abschn. 3, S. 200-201).<br />

Grausamkeit und Verbannung<br />

Nach Antritt seiner Regierung behandelte Archelaus die Juden<br />

und die Samariter aufgrund früherer Empörungen so grausam,<br />

dass beide Völker ihre Abordnungen nach Rom entsandten<br />

und Archelaus verklagten. Daraufhin wurde er nach neun<br />

Jahren seiner Regierung nach Vienna, einer Stadt in Gallien,<br />

verbannt (Josephus, 2. Buch, 7. Kapitel, 3. Seiten 203-204).<br />

Herodes und Archelaus im Matthäusevangelium<br />

Vater und Sohn, Herodes der Große und Archelaus, werden<br />

im Matthäusevangelium in der Geburtsgeschichte Jesu genannt.<br />

Da Johannes der Täufer nur 6 Monate älter als Jesus<br />

ist, treten beide in diese von Grauen gezeichnete Welt der<br />

Sünde ein: der Messias und sein Vorläufer.<br />

Insgesamt stand Archelaus der Grausamkeit seines Vaters<br />

nicht nach. Matthäus erwähnt Herodes den Großen im Zusammenhang<br />

mit dem Kindermord zu Bethlehem (Matth. 2:1-<br />

12) und der anschließenden Flucht Marias und Josefs mit dem<br />

Jesuskind nach Ägypten (Verse 13-18). Matthäus erwähnt<br />

sodann den Tod Herodes des Großen und die Nachfolge des<br />

Archelaus als König von Judäa (Verse 19-23). Joseph und<br />

Maria fürchteten sich, bei ihrer Rückkehr aus Ägypten, sich in<br />

Jerusalem oder Judäa anzusiedeln, denn dieses Gebiet unterstand<br />

der Herrschaft des Archelaus. So siedelten sie sich<br />

in Galiläa, in Nazareth an. Dieses Gebiet unterstand dem<br />

Herodes Antipas (Matth. 2:22-23).<br />

Nach Archelaus´ Verbannung<br />

Nach Archelaus ‘Verbannung verwandelt Caesar das Gebiet<br />

des Archelaus in eine Provinz, während Herodes Antipas und<br />

Philippus ihre Gebiete weiter verwalten. So blieb es auch, als<br />

Caesar (Augustus) starb und Tiberius den Thron des Römerreiches<br />

bestieg. Philippus baute an den Quellen des Jordan,<br />

im Bezirk Paneas, die Stadt Caesarea Philippi zu Ehren des<br />

Caesar. Am Ostufer des Jordan baute er die Stadt Julia (Josephus,<br />

2. Buch, 9. Kap., Abschn. 1, S. 214).<br />

27


Fragen: (1) Wodurch zeigt sich bei Amtsantritt des Archelaus,<br />

dass er in Grausamkeit seinem Vater nicht nachstand? (2) Mit<br />

welchen Mitteln hat der römische General Varus Ruhe und<br />

Ordnung unter den Aufständischen in Jerusalem hergestellt,<br />

als Archelaus in Rom war? (3) Welches Licht wirft dies auf<br />

das irdische Lebensende Christi?<br />

Antworten:<br />

MITTWOCH<br />

Pontius Pilatus (26 bis 36 n. Chr.)<br />

Landpfleger von Judäa<br />

Der neue römische Kaiser Tiberius entsandte Pontius Pilatus<br />

nach Judäa, wo der verbannte Archelaus einst regierte und<br />

beauftragte Pilatus, das Amt des Landpflegers in Judäa auszuüben<br />

(Josephus, Kap. 9, Abschn. 2, S. 215). Pilatus regierte<br />

von 26 bis 36 n. Chr. (ABC V, 861).<br />

Tempelschatz zweckentfremdet<br />

Als hätte er nichts aus all dem gelernt, verwendete Pilatus<br />

den heiligen Tempelschatz, Korban genannt, für den Bau einer<br />

Wasserleitung, die nach Jerusalem hineinführen sollte.<br />

Der Tempelschatz, durch Spenden und Vermächtnisse zustande<br />

gekommen (Mk. 7:11), war für heilige Zwecke bestimmt.<br />

Diesen Tempelschatz für den Bau einer Wasserleitung zu verwenden,<br />

war Zweckentfremdung heiliger Gelder. Das Volk war<br />

entrüstet.<br />

Als Pilatus nach Jerusalem kam und auf seinem Richterstuhl<br />

saß, umringte ihn ein lärmender Volksauflauf. Er befahl Soldaten<br />

in Zivilkleidung, auf die Schreier mit Knüppeln einschlagen<br />

und das Volk zu zerstreuen. Auf das Zeichen des Pilatus<br />

hin, droschen die Soldaten mit ihren Knüppeln auf die Köpfe<br />

ein. Viele brachen zusammen, starben unter den Hieben oder<br />

wurden in panischer Massenflucht zertreten. Der Schrecken<br />

über die Getöteten brachte das Volk zum Schweigen (Josephus,<br />

2. Buch, 9. Kap., Abschn. 4, S. 216).<br />

Fragen: (1) Mit welcher ersten Handlung hat Pilatus die Juden<br />

provoziert? (2) Worin zeigt sich die Gesetzestreue der<br />

Juden? (3) Womit zweckentfremdet Pilatus den Tempelschatz?<br />

(4) Wie geht Pilatus gegen die Demonstranten vor?<br />

Antworten:<br />

Lukas berichtet, dass Johannes der Täufer im 15. Jahr der<br />

Regierung des Tiberius (27 n. Chr.) seine Wirksamkeit als<br />

Prediger in der Wüste begann (Lk. 3:1; ABC V, 714; Anmerkung<br />

der Jerusalemer Bibel, die nach syrischer Zählweise<br />

ebenfalls auf das Jahr 27. n. Chr. kommt).<br />

Die Feldzeichen<br />

Pilatus ließ verhüllte römische Feldzeichen, so genannte „signia“,<br />

nachts in die Stadt Jerusalem bringen, enthüllen und<br />

aufstellen. Diese Feldzeichen waren an Spießen befestigte<br />

Adler, versehen mit Brustbildern Caesars. Als der Tag anbrach,<br />

herrschten große Aufregung und Entsetzen in der Stadt. Diese<br />

Feldzeichen wurden als Verhöhnung des Gesetzes aufgefasst.<br />

Das Aufstellen von Bildwerken war im Gesetz verboten<br />

(2. Mose 20:4-6). Große Scharen der umliegenden Landbevölkerung<br />

strömten in die Stadt. Alle begaben sich auf den<br />

Weg nach Caesarea, Pilatus zu bitten, diese Bildnisse aus<br />

Jerusalem zu entfernen, was Pilatus verweigerte.<br />

Gesetzestreue Juden<br />

Die Juden warfen sich in ihrer Gesetzestreue zu Boden und<br />

blieben so fünf Tage und Nächte liegen, ohne sich zu rühren.<br />

Am sechsten Tag nimmt Pilatus auf einer Tribüne in der Rennbahn<br />

Platz, um das Volk einen Entscheid mitzuteilen. Auf ein<br />

vorher verabredetes Zeichen umzingeln die Soldaten die Juden<br />

mit gezückten Schwertern in Dreierreihen.<br />

Pilatus droht: „Ich lasse euch alle niedermetzeln, wenn ihr nicht<br />

bereit seid, die Bilder des Caesars aufzunehmen!“ Auf einen<br />

Wink hin erheben die Soldaten ihre Schwerter. Als hätten die<br />

Juden sich verabredet, fallen sie nieder, bieten ihre Nacken<br />

dar und rufen laut: „Wir wollen lieber sterben, als das Gesetz<br />

übertreten!“ Erstaunt über diese Haltung, gibt Pilatus den Befehl,<br />

die Bildnisse aus der Stadt zu schaffen (Josephus, 2.<br />

Buch, 9. Kap., Abschn. 2-3, S. 215-216).<br />

DONNERSTAG<br />

Herodes Antipas (4. v. Chr. bis 39 n. Chr.)<br />

Verschiedene Bezeichnungen<br />

Seit dem Tode Herodes des Großen war Herodes Antipas Tetrarch<br />

von Galiläa und Peraea (ABC V, S. 40). Im Matthäusevangelium<br />

wird er „Herodes, der Tetrarch“ genannt (Matth.<br />

14:1). Markus nennt ihn mit seinem volkstümlichen Namen<br />

„König Herodes“ (Mk. 6:14). In der Weltgeschichte wird er „Herodes<br />

Antipas“ genannt. Unter diesem Herodes wurde Johannes<br />

der Täufer enthauptet (Matth. 14:1-12; Mk. 6:14-29).<br />

Tadel des Täufers<br />

Herodes Antipas war ursprünglich verheiratet mit der Tochter<br />

des Königs der Nabatäer, Aretas. Während seines Besuchs<br />

in Rom lernt Herodes Antipas die Herodias kennen, die Frau<br />

seines Bruders Philippus. Die Herodias beeinflusst Herodes<br />

Antipas, sich von seiner Frau, der nabatäischen Königin, zu<br />

trennen. So heiratet Herodes Antipas die Herodias, die Frau<br />

seines Bruders (Ralph P. Martin, New Testament Foundations,<br />

Michigan, 1975, S. 65; vgl. ABC, V, S. 461-2). Johannes<br />

der Täufer wirft Herodes Antipas Ehebruch und Inzest vor (3.<br />

Mose 20:21; 2. Mose 20:14).<br />

Rache der Herodias<br />

Herodes hatte Johannes den Täufer auf seinen Tadel hin ins<br />

Gefängnis werfen lassen, wollte ihn töten, getraute sich aber<br />

nicht, weil das Volk Johannes für einen Propheten hielt. Die<br />

28


Herodias will nicht, dass Johannes sich in ihre neue Ehe einmischt<br />

und hilft dem zögernden Herodes Antipas nach. Als<br />

dieser seinen Geburtstag feiert, lässt die Herodias ihre Tochter<br />

Salome vor den Augen der Gäste tanzen. Dies reizt den<br />

Tetrarchen auf. Vor den gaffenden Gästen verbürgt er sich<br />

großspurig mit einem Schwur, ihr zu geben, was auch immer<br />

sie wünscht. Von ihrer Mutter wurde sie dann angehalten, um<br />

das Haupt Johannes des Täufers zu bitten, und es auf einem<br />

Tablett herbeizubringen.<br />

Tief betrübt, doch in einer Zwickmühle wegen seines Schwures<br />

vor den Gästen, gab es für ihn kein Zurück mehr. Auch<br />

kommt niemand der Anwesenden ihm zu Hilfe, ein Wort<br />

zugunsten des Johannes zu sagen, etwa, dass die Erfüllung<br />

eines solchen abartigen Wunsches, der vorsieht, dass<br />

ein unschuldiger, heiliger Prophet wie ein Schwerverbrecher<br />

zu enthaupten sei, um sein bluttriefendes Haupt auf<br />

einem Tablett zur Schau zu tragen, nicht stattzugeben sei<br />

und zur Belustigung einer Geburtstagsfeier fehl am Platze<br />

ist. Die Sinne von Wein benebelt, sitzen alle da - stumm<br />

wie Fische.<br />

Die Stimme des Gewissens<br />

Hier bricht das abgrundtiefe Diabolische der Sünde auf, das<br />

Entsetzliche, das Unbeschreibliche, das Groteske. Hier benutzt<br />

die Hölle betörenden Frauenzauber, den zum Stillschweigen<br />

zu bringen, der es gewagt hat, Ehebruch persönlich zu<br />

tadeln. Der Mund des Bußpredigers ist verstummt. Ob Herodes,<br />

Herodias, Salome und die Gäste nun Ruhe haben, steht<br />

auf einem anderen Blatt.<br />

In wiefern das Bild des Grauens auf jenem bluttriefenden<br />

Tablett den einen oder anderen nachts im Albtraum hochschrecken<br />

lässt, erfahren wir nicht. Eines vermögen die<br />

Henker nicht: Die Stimme des peinigenden Gewissens<br />

totzuschlagen. Das Gewissen lässt sich nicht enthaupten.<br />

Enthaupteter redet noch<br />

Doch redet und predigt Johannes der Täufer immer noch, wiewohl<br />

er gestorben ist. Der Einfluss seiner Bußpredigt durchdringt<br />

das Dunkel der Jahrhunderte und ruft heute noch Menschen<br />

zur Umkehr. Ebenso wie die Enthauptung Johannes<br />

des Täufers seiner Botschaft kein Ende gesetzt hat, ebenso<br />

wenig setzt das Kreuz dem Erlösungswerk Christi ein<br />

Ende, denn in Christi Tod wird die Erlösung vollbracht.<br />

Christi rief am Kreuz nicht aus: „Es ist vorbei!“, sondern:<br />

„Es ist vollbracht!“. Wer sein Kreuz auf sich nehmen will, der<br />

folge Ihm nach.<br />

Fragen: (1) welche Sünde rügt der Täufer an Antipas und der<br />

Herodias? (2) Welche Folge hatte das für den Täufer? (3)<br />

Warum ist das Reich Gottes, das der Täufer verkündigt, zum<br />

Leiden in dieser Welt verurteilt?<br />

Antworten:<br />

FREITAG - Zusammenfassung<br />

(1) Johannes der Täufer lebte in einer grausamen Zeit. Auf<br />

der Liste Herodes des Großen ist aufzuzählen: Kindermord<br />

zu Bethlehem, Ermordung des Hohenpriesters Hyrkanus, sowie<br />

seiner zweiten Ehefrau Mariamne; Hinrichtung seiner beiden<br />

Söhne Alexander und Aristobul, sowie zweier Gesetzeslehrer<br />

und ihrer Schüler; sein Befehl, alle in der Rennbahn<br />

eingesperrten angesehenen Männer ganz Judäas nach seinem<br />

Tode hinzurichten, wurde zum Glück nicht ausgeführt.<br />

(2) Herodes der Große hatte sich seines ältesten Sohnes,<br />

des Antipater, zu erwehren. Dieser war testamentarisch als<br />

Nachfolger seines Vaters vorgesehen. Die Wartezeit abzukürzen,<br />

inszenierte er auf seinen Vater einen Giftmordanschlag,<br />

der aber aufflog. Nach einer Gerichtsverhandlung ließ<br />

der Vater seinen Sohn in Fesseln gefangen setzen und später<br />

hinrichten.<br />

(3) Archelaus, der jüngere Brüder des Antipater, der die<br />

Regentschaft Herodes des Großen übernahm, war nicht weniger<br />

grausam. Er regierte in Judäa, Samaria und Idumäa.<br />

Vor diesem König fürchteten sich Josef und Maria, als sie von<br />

ihrer Flucht aus Ägypten mit dem Jesuskind zurückkehrten<br />

und sich in Galiläa, in Nazareth ansiedelten, wo Herodes Antipas<br />

regierte (Matth. 2:22). Beim Antritt seiner Herrschaft ließ<br />

Archelaus dreitausend Aufständische niedermetzeln. Als Archelaus<br />

in Rom war, seine Regentschaft beglaubigen zu lassen,<br />

brach in Jerusalem ein Aufstand aus. Der römische Feldherr<br />

Varus ließ zweitausend Anführer kreuzigen. Aufgrund<br />

seiner Grausamkeit gegen Juden und Samariter, die sich in<br />

Rom beschwerten, wurde Archelaus in die Verbannung geschickt.<br />

(4) Pilatus wurde nun als Landpfleger in Judäa eingesetzt.<br />

Als er die römischen Feldzeichen in die Stadt Jerusalem hineinbrachte,<br />

erhob sich ein Aufruhr. Von seiner Drohung sie<br />

alle niedermetzeln zu lassen, nahm er Abstand, als die Juden<br />

ihre Hälse darboten. Dafür ließ Pilatus in einem anderen Fall<br />

Aufständische zu Tode knüppeln, weil sie gegen die Zweckentfremdung<br />

des Tempelschatzes protestierten, denn Pilatus<br />

hatte heiliges Geld für den Bau einer Wasserleitung missbraucht.<br />

(5) Herodes Antipas heiratete die Herodias, die Frau seines<br />

Bruders Philippus. Dies tadelte Johannes der Täufer als<br />

Ehebruch und Inzest. Herodias rächte sich, indem sie mit ihrer<br />

Tochter Salome einen Komplott schmiedete und das Haupt<br />

des Täufers als Belohnung für die Tanzvorführung forderte.<br />

(6) Johannes der Täufer wurde in diese Zeit hineingeboren,<br />

deren Opfer er wurde. Auch in seinem Todesleiden war er<br />

Vorläufer des leidenden Messias, dessen Kreuzesweg er mit<br />

seiner unerschrockenen Bußpredigt bereitete. Das Reich Gottes,<br />

das der Täufer verkündigte, bricht mitten in der Welt an<br />

und wird durch Leben und Zeugnis zum Anstoß und Ärgernis<br />

für die Welt. Daher ist das Reich Gottes in dieser Welt zum<br />

Leiden verurteilt.<br />

Sabbatanfang:<br />

17.32 Uhr<br />

29


<strong>Lektion</strong> 7 13. Februar - 20. Februar <strong>2010</strong><br />

Der Täufer als apokalyptischer Endzeitprophet<br />

Schriftabschnitte: Lk. 11:1-15.76-80; Mal. 3:23; Joel 3:1-<br />

4; Matth. 11:7-15 und die unter „Apokalyptik“ angegebenen<br />

Stellen.<br />

Antworten:<br />

Merkvers: „Siehe, ich will euch senden den Propheten<br />

Elia, ehe der große und schreckliche Tag des Herrn<br />

kommt.“ (Mal. 3:23, Lutherbibel 1984)<br />

SONNTAG<br />

Rückblick<br />

Das weltlich politische Umfeld des Täufers<br />

In der vorigen <strong>Lektion</strong> wurde die Zeit betrachtet, in die der<br />

Täufer hineingeboren wurde. Gekennzeichnet war diese Zeit<br />

durch die wechselnde Herrschaft von Herodes dem Großen,<br />

Archelaus, Pilatus und Herodes Antipas. Wenn es um Thronansprüche<br />

ging, war jedes Mittel recht. So schreckte auch der<br />

älteste Sohn Herodes des Großen, Antipater, nicht vor einem<br />

Giftmordanschlag gegen seinen Vater zurück, um schon früher<br />

als vorgesehen die Regentschaft zu übernehmen. Die<br />

Entdeckung dieses Anschlags brachte es mit sich, dass der<br />

Vater seinen Sohn vor Gericht stellte, ihn aburteilte und hinrichten<br />

ließ.<br />

Aus Argwohn, seine Söhne Alexander und Aristobul könnten<br />

seinen Thron gefährden, ließ Herodes der Große sie hinrichten,<br />

wie auch Hyrkanus, den Großvater seiner Frau Mariamne.<br />

Aber auch sie selbst wurde aus Eifersucht Opfer seiner<br />

Mordgier. Bei lebendigem Leibe ließ Herodes der Große zwei<br />

Gesetzeslehrer und zwei ihrer Studenten verbrennen und die<br />

anderen dem Henker übergeben, weil sie den goldenen römischen<br />

Adler über dem Tempeltor mit Äxten zerhauen hatten.<br />

Sein Befehl, alle angesehenen Männer aus ganz Judäa, die<br />

er in einer Rennbahn hatte einsperren lassen, nach seinem<br />

Tode hinzurichten, um Trauer zu erzeugen, wurde nicht ausgeführt.<br />

Die Grausamkeit seiner Nachfolger war ähnlich.<br />

Das Matthäusevangelium erwähnt aus dem Leben Herodes<br />

des Großen den Kindermord zu Bethlehem (Matth. 2:16-18)<br />

und die Frucht Josefs und Marias vor Archelaus, dem Nachfolger<br />

Herodes des Großen, als sie aus Ägypten heimkehrten,<br />

sich aber nicht im Herrschaftsgebiet des Archelaus ansiedelten,<br />

sondern nach Galiläa, Nazareth, auswichen (Verse<br />

19-23).<br />

Der Täufer fiel dieser grausamen Zeit selbst zum Opfer, als er<br />

dem Herodes Antipas und der Herodias Ehebruch und Inzucht<br />

vorwarf und darauf zuerst ins Gefängnis geworfen und sodann<br />

durch einen Komplott der Herodias und ihrer Tochter<br />

Salome enthauptet wurde (Matth. 14:1-12).<br />

Besinnungsfrage: Wie sind moderne Belustigungsprogramme<br />

in Kirchen angesichts heutiger weltweiter Grausamkeiten,<br />

Hungersnöten, Kriegen und Katastrophen zu Lande, auf dem<br />

Wasser und in der Luft zu beurteilen?<br />

MONTAG<br />

Apokalyptischer Endzeitprophet<br />

Geburtsankündigung<br />

Der Engel des Herrn kündigt dem Priester Zacharias an, dass<br />

seine Frau Elisabeth einen Sohn gebären wird, der Johannes<br />

heißen soll. Wein und Rauschtrank wird er nicht trinken (Lk.<br />

1:11-15a). Damit ist sein Leben als Nasiräer (Gottgeweihter)<br />

vorgezeichnet, nicht zeitlich begrenzt, wie es im Gesetz Moses<br />

vorgesehen ist (4. Mose 6:1-8), sondern lebenslang: wie<br />

einst Simson (Richter 13:3-5) und Samuel (1. Samuel 1:9-11).<br />

Schon vom Mutterleibe an soll er mit dem Heiligen Geist erfüllt<br />

werden. Dies wird ihm die Kraft geben, „im Geist und in<br />

der Kraft Elias vor dem Herrn herzugehen, die Herzen der<br />

Väter zu den Kindern zu bekehren und die Ungehorsamen<br />

zur Gesinnung der Gerechten, zu bereiten dem Herrn ein<br />

Volk, das dann zubereitet worden ist“. (Lk. 1:17b)<br />

Prophetenlose Zeit<br />

Seit Maleachi, dem letzten Propheten, waren rund vierhundert<br />

Jahre vergangen, ohne dass ein Prophet in Israel aufgetreten<br />

wäre. Dies war eine prophetenlose Zeit. Die letzten<br />

Worte, die der Prophet Maleachi hinterlassen hat, lauten: „Siehe,<br />

ich will euch senden den Propheten Elia, ehe der große<br />

und schreckliche Tag des Herrn kommt. Der soll das<br />

Herz der Väter bekehren zu den Söhnen und das Herz der<br />

Söhne zu ihren Vätern, auf dass ich nicht komme und das<br />

Erdreich mit dem Bann schlage.“ (Mal. 3:23-24, Lutherbibel<br />

1984)<br />

Der Engel des Herrn erscheint nun nach diesen vierhundert<br />

prophetenlosen Jahren dem Zacharias im Tempel, nimmt Bezug<br />

auf diese Prophetie und verkündigt deren Erfüllung in der<br />

Geburt Johannes des Täufers. Dieser Johannes soll der vorhergesagte<br />

Elia sein, der „im Geist und in der Kraft Elias“ auftreten<br />

und dem Herrn den Weg bereiten wird. Maleachi hatte<br />

gesagt, dass dieser Elia kommen wird, „ehe der große<br />

und schreckliche Tag des Herrn kommt“. Dieser Elia würde<br />

unmittelbar vor diesem „großen und schrecklichen Ge-<br />

30


ichtstag“ auftreten. Dies weist ihn als apokalyptischen Endzeitpropheten<br />

aus.<br />

Fragen: (1) Welche Prophetie soll sich nach den Worten des<br />

Engels des Herrn erfüllen? (2) Nach welcher Wartezeit soll<br />

sich diese Prophetie erfüllen? (3) Warum ist der Täufer ein<br />

apokalyptischer Endzeitprophet?<br />

Antworten:<br />

zu erscheinen denen, die im Finstern sind, im Todesschatten<br />

sitzen und unsere Pfade zu lenken hin zum Weg des<br />

Friedens.“ (Lk. 1:76-80)<br />

Johannes der Täufer sieht sich als „Bote des Herrn“. Der Engel<br />

des Herrn hatte ihn als den „Propheten Elia“ bezeichnet.<br />

Zacharias bestätigt Johannes den Täufer als „Prophet des<br />

Höchsten“. Christus sieht in ihm sogar „mehr als einen Propheten“.<br />

Johannes tritt als apokalyptischer Endzeitprophet<br />

auf, der das Volk in Buße und Sündenvergebung dem großen<br />

Gerichtstag Gottes entgegenführt und vorbereitet.<br />

Entsprechend ist seine Verkündigung mit Gnade und Gericht<br />

gleich gewichtet und ausgewogen (Matth. 1:6 Gnade;<br />

Verse 7-12 Gericht).<br />

Fragen: (1) Inwiefern ist Johannes nach den Worten Jesu<br />

„mehr als ein Prophet“? (2) Weshalb lehnt Johannes den Titel<br />

eines Propheten ab, obwohl er schon vor seiner Geburt vom<br />

Engel des Herrn als „Elia der Prophet“ bezeichnet wurde? (Lk.<br />

1:7; Mal. 3:23) (3) Was beinhaltet seine Sendung?<br />

Antworten:<br />

DIENSTAG<br />

Mehr als ein Prophet<br />

Diese Endzeiterwartung war bei den Frommen im Bewusstsein<br />

verankert. Der Täufer wird später von einer Jerusalemer<br />

Abordnung, bestehend aus Priestern und Leviten, sowie Pharisäern<br />

gefragt werden: „Bist du Elia?“ (Joh. 1:21a).<br />

Dies verneinte Johannes (Verse 21b.24-25), obwohl der Engel<br />

des Herrn dies bejaht hatte (Lk. 1:17), und was auch Christus<br />

selbst bejahen wird (Matth. 17:10-13; Mk. 9:11-13).<br />

Christus wird das Zeugnis ausstellen, dass Johannes der<br />

Täufer mehr als ein Prophet ist und fügt dann hinzu: „Das<br />

ist der, von dem geschrieben steht: Siehe, ich sende meinen<br />

Boten vor dir her, der deinen Weg vor dir bereiten<br />

wird.“ (Matth. 11:9-10; vgl. Mal. 3:1).<br />

Apokalyptischer Endzeitprophet<br />

Es geht hier nicht darum, dass Johannes der Täufer mehr<br />

inspiriert war als alle anderen Propheten. Vielmehr nimmt er<br />

eine Sonderrolle ein, die kein Prophet vor ihm je eingenommen<br />

hat: Er soll unmittelbar vor dem „großen und schrecklichen<br />

Gerichtstag des Herrn“ auftreten. Dies ist das Reich<br />

Gottes, das er verkündigen wird, welches nicht nur aus Gnade<br />

der Sündenvergebung besteht, sondern auch im Endgericht,<br />

auf das alle Menschen zusteuern. Johannes der Täufer<br />

ist dieser lang erwartete apokalyptische Endzeitprophet, der<br />

ebenso vom Heiligen Geist inspiriert ist wie alle anderen Propheten<br />

auch. In seiner Sonderstellung aber als der apokalyptische<br />

Endzeitprophet am Ende der Geschichte ist er mehr<br />

als ein Prophet.<br />

Prophet des Höchsten<br />

Er selbst brüstet sich nicht mit einem Prophetentitel, lehnt ihn<br />

eher in Bescheidenheit ab, obwohl er weiß, dass der Engel<br />

ihn als Prophet bezeugt hat (Lk. 1:17). Deshalb kann Zacharias<br />

in seinem Lobgesang ausrufen: „Und du, Kind, Prophet<br />

des Höchsten wirst du genannt werden, denn du wirst vor<br />

dem Herrn hergehen, seine Wege zu bereiten, zu geben<br />

seinem Volk Erkenntnis der Erlösung in Vergebung ihrer<br />

Sünden durch das innigste Erbarmen unseres Gottes, in<br />

dem uns aufgesucht hat der Sonnenaufgang aus der Höhe,<br />

MITTWOCH<br />

Der apokalyptische Prophet<br />

Das apokalyptische Ereignis<br />

Die Prophetie Maleachis vom Kommen des Propheten Elia<br />

steht im apokalyptischen Zusammenhang mit dem Tag des<br />

Endgerichts Gottes: „Siehe, ich will euch senden den Propheten<br />

Elia, ehe der große und schreckliche Tag des Herrn<br />

kommt.“ (Mal. 3:23, Lutherbibel 1984)<br />

Der Gerichtstag als das große Weltgericht ist ein apokalyptisches<br />

Ereignis: apokalyptisch deshalb, weil damit das Ende<br />

der Sündenwelt (1. Joh. 5:19) und der Anbruch einer Neuschöpfung<br />

von Himmel und Erde markiert wird (Daniel 2:44;<br />

Matth. 25:31-46; Offb. 20:11-15; 2. Pt. 3:10-13; Offb. 21:1).<br />

Vor diesem apokalyptischen Ereignis tritt nach der Prophetie<br />

der Prophet Elia noch einmal auf. Der Engel des<br />

Herrn hat die Erfüllung dieser Prophetie in der Person<br />

Johannes des Täufers angekündigt, der „im Geist und in<br />

der Kraft Elias“ auftreten wird. Sein Kommen ist verbunden<br />

mit der Naherwartung dieses Gerichtstages, auf den der Täufer<br />

das Volk vorbereiten wird.<br />

Übereinstimmung mit Joel<br />

Der Prophet Joel stellt diesen Gerichtstag in den apokalyptischen<br />

Zusammenhang kosmischer Zeichen am Himmel. Zuvor<br />

beschreibt Joel die Geistesausgießung auf „alles Fleisch“ und<br />

schildert dann die kosmischen Zeichen an Sonne und Mond.<br />

31


Dies soll sich ereignen, „ehe denn der große und schreckliche<br />

Tag des Herrn kommt.“ (Joel 3:1-4, Lutherbibel 1984)<br />

Damit stimmen Joel und Maleachi im Hinweis auf jenen apokalyptisch-endgeschichtlichen<br />

Gerichtstag wörtlich überein.<br />

Hebraica und Septuaginta<br />

Diese wörtliche Übereinstimmung liegt der Biblia Hebraica<br />

zugrunde. Maleachi: „Ehe der große und gefürchtete Tag<br />

Jahwes kommt.“ Joel: „Ehe der große Tag Jahwes kommt.“<br />

Maleachi hat nur den Zusatz „gefürchtet“ („schrecklich“).<br />

In gleicher Weise folgt auch die griechische Übersetzung, die<br />

Septuaginta. Auch in den gängigen Übersetzungen ist diese<br />

wörtliche Übereinstimmung ersichtlich.<br />

Apokalyptik<br />

Apokalyptik ist der Zeitpunkt einer ganz bestimmten Zeitenwende.<br />

Apokalyptische Zeichen auf Erden (Matth. 24:3-28;<br />

Mk. 13:3-23; Lk. 21:7-24.25b-26) und am Himmel (Matth. 24:<br />

29; Mk. 13:24-25; Lk. 21:25a.26b; Offb. 6:12-14a) künden das<br />

Kommen des Menschensohnes an (Matth. 24:30-31; Mk.13:26-<br />

27; Lk. 21:27-28), mit dem darauf folgenden Endgericht (Matth.<br />

25:31-46; 0ffb. 6:15-17). Dieses Endgericht ist der Markierungspunkt,<br />

der das Ende der alten von Sünde und Verderben<br />

zerfressenen Welt kennzeichnet (1. Joh. 5:19) und den<br />

Beginn einer Neuschöpfung von Himmel und Erde (Daniel<br />

2:44; 2. Pt. 2:10-13; Offb. 21:1). Johannes der Täufer soll das<br />

Volk auf dieses apokalyptische Ereignis des Endgerichts vorbereiten.<br />

Er ist der apokalyptische Endzeitprediger, der in<br />

Verbindung mit der Prophetie Maleachis und Joels erwartet<br />

wird.<br />

Von Maleachi her und in Verbindung mit Joel erwartete<br />

Fragen: (1) Warum wird Elia als apokalyptischer Endzeitprohet<br />

erwartet? (2) Welche apokalyptischen Ereignisse sollen<br />

mit seinem Auftreten verbunden sein? (3) Welchen Zeitpunkt<br />

in der Endgeschichte markiert die Apokalyptik?<br />

Antworten:<br />

die Sandalen zu tragen. Er wird euch mit dem Heiligen<br />

Geist und mit Feuer taufen. Dessen Werfschaufel ist in<br />

seiner Hand, und er wird seine Tenne gründlich reinigen,<br />

und seinen Weizen wird er in seine Scheune sammeln,<br />

die Spreu aber wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen.“<br />

(Matth. 3:10-12)<br />

Die Gerichtsaxt<br />

Die Bilder des Gerichts sind deutlich: Die Axt zertrennt die<br />

Wurzeln der Bäume, die keine gute Frucht tragen und fällt<br />

sie. Sie werden zerhauen, ins Feuer geworfen und verbrennen.<br />

Der Täufer hat dabei den Messias als Gerichtsvollstrecker<br />

im Blick. Johannes stellt die Bäume mit guter Frucht den<br />

Bäumen mit schlechter Frucht gegenüber. Zwischen beiden<br />

Arten können die Hörer wählen. Nur die Bäume mit schlechter<br />

Frucht werden verbrannt und dem Feuer des Vernichtungsgerichts<br />

übergeben. Mit diesen Worten werden alle Hörer zur<br />

Entscheidung gerufen. Die Axt ist schon an die Wurzel der<br />

Bäume gelegt - dies zeigt die Naherwartung des Gerichts<br />

an, das der Messias ausführen wird.<br />

Die Gerichtsschaufel<br />

Das zweite Bild zeigt ebenfalls ein Gegensatzpaar, das die<br />

Hörer zur Entscheidung ruft: „Ich taufe euch zwar mit Wasser<br />

zur Sinnesänderung, doch der nach mir kommt, ist<br />

stärker als ich, dessen ich nicht wert bin, die Sandalen zu<br />

tragen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer<br />

taufen. Dessen Werfschaufel ist in seiner Hand, und er<br />

wird seine Tenne gründlich reinigen, und seinen Weizen<br />

wird er in seine Scheune sammeln, die Spreu aber wird er<br />

mit unauslöschlichem Feuer verbrennen.“ („Werfschaufel“,<br />

weil damit das Gemisch von Spreu und Weizen in die Luft<br />

geworfen wird.)<br />

Zwei Taufen zur Wahl<br />

Johannes will sagen: „Ihr könnt wählen, ob ihr mit dem Heiligen<br />

Geist getauft werden wollt, oder mit dem Gerichtsfeuer.“<br />

Dass vor dem Kommen des „großen und schrecklichen Gerichtstages<br />

des Herrn“ der Heilige Geist ausgegossen wird,<br />

wissen sie vom Propheten Joel (Joel 3:1-4; Mal. 3:23). Diese<br />

verheißene Geistestaufe können sie an sich erleben und vollziehen<br />

lassen. Oder aber sie können mit dem Gerichtsfeuer<br />

getauft werden. Beide Möglichkeiten veranschaulicht Johannes<br />

im Bilde von Weizen und Spreu.<br />

DONNERSTAG<br />

Verkündigung des Gerichts<br />

Der Text<br />

Die vielen Sadduzäer und Pharisäer, die zu Johannes kamen,<br />

sich taufen zu lassen, hören ein Gerichtswort, das an sie selbst<br />

gerichtet ist: „Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume<br />

gelegt worden. Denn jeder Baum, der keine gute Frucht<br />

trägt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Ich taufe<br />

euch zwar mit Wasser zur Sinnesänderung; der aber nach<br />

mir kommt, ist stärker als ich, dessen ich nicht wert bin,<br />

32<br />

Tenne als Gerichtsbild<br />

Ebenso wie der Messias die Gerichtsaxt bereits in seiner Hand<br />

hält und an die Wurzeln der Bäume legt, das Gericht an jenen<br />

Bäumen zu vollstrecken, die keine gute Frucht tragen, ebenso<br />

hat er hier bereits die Werfschaufel in seiner Hand, um seine<br />

Tenne gründlich zu reinigen. Dort wurden die Getreidegarben<br />

mit Dreschflegeln gedroschen, oder Ochsen zogen einen<br />

Dresch-Schlitten immer im Kreis herum, ein Gemisch von<br />

Spreu und Weizen hinterlassend. Die „Werfschaufel“ greift in<br />

das Gemisch von Weizen und Spreu hinein und wirft es in die<br />

Luft. Der ständig wehende Westwind von Mittelmeer treibt die<br />

Spreu vor sich her und weht sie auf einen gesonderten Haufen.<br />

Die schweren Getreidekörner fallen direkt auf den Fußboden<br />

der Tenne. Der Weizen wird in die Vorratsscheune gebracht,<br />

die Spreu verbrannt. Gericht - das ist Trennung und<br />

Scheidung. Dies hat Johannes in seinem Gegensatz der Bäume<br />

mit guten und schlechten Früchten dargestellt: hier mit<br />

dem Gegensatz von Weizen und Spreu. Die Hörer haben die<br />

Wahl, sich zu entscheiden.


Frucht und Fruchtlosigkeit<br />

Die Taufe mit dem Heiligen Geist bringt die gute Frucht<br />

der Bäume hervor, sowie auch den Weizen, der auch gute<br />

Frucht ist. Die Taufe des Johannes war nicht ohne den<br />

Heiligen Geist. Wenn Johannes selbst vom Mutterleibe mit<br />

dem Heiligen Geist erfüllt war, wie sollte dann der Heilige<br />

Geist nicht bei der Taufe in guten Geistesfrüchten wirksam<br />

werden? Doch die Geistestaufe in ihrer ganzen Fülle<br />

sollte erst zu Pfingsten kommen (Apg. 1:5).<br />

Die Taufe mit dem Gerichtsfeuer betrifft die Bäume mit schlechten<br />

Früchten und die Spreu, die Ernteabfall ist, aber keine<br />

Frucht. Die Bäume mit schlechter Frucht und die Spreu - sie<br />

werden verbrannt.<br />

Matthäus und Lukas stimmen in der Feuertaufe des Gerichts<br />

überein. Markus stellt die Wassertaufe des Johannes und die<br />

Geistestaufe des Messias gegenüber. Die Feuertaufe erwähnt<br />

er nicht (Matth. 3:11 = Lk. 3:16; Mk. 1:8). Die Evangelien ergänzen<br />

einander.<br />

Dies ist das Umfeld der Ankündigung des Engels von der<br />

Geburt Johannes des Täufers: „Und er wird vor ihm hergehen<br />

im Geist und in der Kraft Elias, zu bekehren die Herzen<br />

der Väter zu den Kindern und die Ungehorsamen zur<br />

Gesinnung der Gerechten, zu bereiten dem Herrn ein Volk,<br />

das dann zubereitet worden ist.“ (Lk. 1:17; vgl. Mal. 3:1-<br />

3.23; Joel 3:1-4)<br />

Wir haben Johannes den Täufer als apokalyptischen Endzeitpropheten<br />

betrachtet, der unmittelbar vor dem Weltgericht<br />

auftreten soll. Da sich dies alles auf die Zeit des<br />

ersten Kommens Christi bezieht, ist dem Auftreten des<br />

Endzeit- Elia noch Raum gelassen in Vorbereitung auf das<br />

zweite Kommen Christi, was noch zu betrachten bleibt.<br />

Fragen: (1) Mit welchen beiden Bildern veranschaulicht Johannes<br />

das Endgericht? (2) Woraus geht die Naherwartung<br />

dieses Gerichts hervor? (3) In welch einer Beziehung stehen<br />

Geistestaufe und Feuertaufe zueinander?<br />

Antworten:<br />

(2) Der Täufer tritt als apokalyptischer Endzeitprophet auf,<br />

zumal seine Wirksamkeit unmittelbar vor der großen Ausgießung<br />

des Heilige Geistes und dem „großen und schrecklichen<br />

Tag des Gerichts“ erfolgt (Lk. 1:17; vgl. Mal. 3:23; Joel 3:1-4).<br />

(3) In dieser Sonderrolle ist er mehr als ein Prophet (Matth.<br />

11:9) - nicht weil er mehr als alle anderen Propheten inspiriert<br />

wäre, sondern weil er zu einem Zeitpunkt auftritt, in dem vor<br />

ihm kein Prophet je aufgetreten ist. Außerdem hat er die unmittelbare<br />

Nähe des Messias selbst erlebt, Ihn getauft und<br />

Ihm dem Weg vorbereitet, während alle anderen Propheten<br />

Christus aus zeitlichem Abstand von weitem gesehen haben<br />

(Joh. 8:56; vgl. Heb. 1:1-2).<br />

(4) Johannes der Täufer lebt in der Naherwartung des kommenden<br />

Messias und dem damit verbundenen Weltgericht,<br />

das der Messias vollzieht. Dies verdeutlicht der Täufer anhand<br />

der Axt, die der Messias bereits an die Wurzel der Bäume<br />

gelegt hat, die keine gute Frucht tragen und mit Feuer<br />

verbrannt werden. Dies wird auch deutlich durch das Bild der<br />

Werfschaufel und die damit verbundene Trennung von Spreu<br />

und Weizen, wobei der Weizen in die Scheunen (der Ewigkeit)<br />

gelagert wird und die Spreu mit unauslöschlichem Feuer<br />

verbrennt - das Endgericht. Seine Hörer können wählen, ob<br />

sie die Frucht bringende Geistestaufe wollen, oder die Taufe<br />

mit dem unauslöschbaren Gerichtsfeuer. (Matth. 3:7-12)<br />

(5) Johannes ist ein apokalyptischer Prediger. Das heißt,<br />

er predigt unmittelbar vor dem „großen und schrecklichen<br />

Gerichtstag des Herrn“ (vgl. Lk 1:17; Mal. 3:23; Joel 3:1-4).<br />

Dies ist der Zeitpunkt, der die Wende ist, der das Ende der<br />

Sündengeschichte und die Neuschöpfung von Himmel und<br />

Erde mit Gericht und Auferstehung einleitet (Daniel 2:44; 2.<br />

Pt. 3:10-13; Offb. 21:1; 1. Thess. 4:15-17; 1. Kor. 15:50-55).<br />

Diesem Wendepunkt gehen kosmische Zeichen am Himmel<br />

und auf Erden voraus (Matth. 24:3-31; Mk. 13:3-27; Lk. 21:5-<br />

28).<br />

(6) Matthäus und Lukas stimmen in der Gegenüberstellung<br />

von Heil und Unheil, Geistestaufe und Feuertaufe überein.<br />

Markus dagegen stellt die Wassertaufe des Johannes der<br />

Geistestaufe des Messias gegenüber. Die Evangelien ergänzen<br />

einander.<br />

(7) Zumal Johannes der Täufer als apokalyptischer Endzeitprophet<br />

im Geist und in der Kraft Elias in Vorbereitung des<br />

ersten Kommens Christi auftritt, ist Raum gelassen für das<br />

Auftreten des apokalyptischen Endzeit-Elia in Vorbereitung auf<br />

sein zweites Kommen, das nicht in einer örtlichen Wüste Judas<br />

zu lokalisieren ist, sondern weltweiten Ausmaßes ist und<br />

nicht von einer einzigen Person zu tragen ist, sondern von der<br />

ganzen, mit dem Heiligen Geist erfüllten Gemeinde Christi.<br />

Sabbatanfang:<br />

17.44 Uhr<br />

FREITAG - Zusammenfassung<br />

(1) Johannes der Täufer tritt nach einer prophetenlosen<br />

Zeit von vierhundert Jahren im Geist und in der Kraft Elias auf<br />

(Lk. 1:17; Mal. 3:23), um das Volk auf das Kommen des Messias<br />

vorzubereiten, dem der Vollzug des Endgerichts aufgetragen<br />

ist (Mt. 3:10-12; Lk. 3:9.16-17).<br />

33


<strong>Lektion</strong> 8 21. Februar - 27. Februar <strong>2010</strong><br />

Der erste und zweite Elia<br />

Schriftabschnitte: 1. Könige 18:30-39;2. Könige 2:11;<br />

Matth. 3:1-10; 23:1-36; Lk. 3:7-4; Lk. 19:9-14; Joh. 11:46-57;<br />

Joel 3:1-4; Mal. 3:23; Matth. 24:29-30; Offb. 6:12-17.<br />

Antworten:<br />

Merkvers: „Da ging zu ihm hinaus die Stadt Jerusalem<br />

und ganz Judäa und alle Länder am Jordan und ließen<br />

sich taufen von ihm im Jordan und bekannten ihre Sünden.“<br />

(Matth. 3:5-6, Lutherbibel 1984)<br />

SONNTAG<br />

Rückschau<br />

In der vorigen <strong>Lektion</strong> wurde Johannes der Täufer als apokalyptischer<br />

Endzeitprophet betrachtet. Er tritt „im Geist und in<br />

der Kraft des Propheten Elia auf, ehe der große und<br />

schreckliche Tag des Herrn kommt“. (Lk. 1:17; Mal. 3:23)<br />

Damit soll sein Auftreten unmittelbar vor dem großen Weltgerichtstag<br />

Gottes geschehen. Apokalyptik bezieht sich speziell<br />

auf den Zeitpunkt des Gerichts Gottes als Wendepunkt in der<br />

Geschichte. Die von Sünde und Verderben gezeichnete Welt<br />

vergeht, eine Neuschöpfung von Himmel und Erde bricht an.<br />

Kosmische Zeichen auf Erden und am Himmel läuten diesen<br />

Wendepunkt ein (Matth. 24.29-30; 25:31-46; Offb. 6:12-17).<br />

Der Prophet Joel spricht wie Maleachi ebenfalls von einem<br />

großen Tag des Gerichts Gottes. Diesem Großereignis geht<br />

eine Geistesausgießung voran, sowie kosmische Zeichen an<br />

Sonne und Mond (Joel 3:1-4; Mal. 3:23).<br />

Johannes der Täufer verkündet ein solches Gericht. Der Messias<br />

legt die Gerichtsaxt an die Wurzeln der Bäume, die nicht<br />

gute Frucht tragen. Sie werden ins Feuer geworfen und verbrennen.<br />

In diesem Bilde führt der Täufer seinen Hörern dieses<br />

Gericht vor Augen. Die Bäume mit guter Frucht sind nicht<br />

vom Vernichtungsgericht betroffen.<br />

Johannes wiederholt dies mit der Veranschaulichung eines<br />

Dreschplatzes, wo Spreu vom Weizen getrennt wird. Der<br />

Weizen wird in die Scheune gebracht, die Spreu verbrannt.<br />

Der Täufer fordert zur Entscheidung auf.<br />

Johannes der Täufer als apokalyptischer Endzeitprophet ist<br />

in Vorbereitung auf das erste Kommen Christi aufgetreten. Da<br />

aber die Begleiterscheinungen des großen Gerichtstages, die<br />

Ausgießung des Heiligen Geistes (Joel 3:1-2) wie die kosmischen<br />

Zeichen am Himmel (Joel 3:4; Matth. 24:29; Offb. 6:12-<br />

13), sich zur Zeit des Täufers nicht erfüllt haben, ist Raum für<br />

eine spätere Erfüllung offen - im Auftreten eines dritten Elia.<br />

Besinnungsfrage: Was lässt darauf schließen, dass das Wirken<br />

Johannes des Täufers als der apokalyptische Endzeit-<br />

Elia noch Raum lässt für eine spätere Zeit unmittelbar vor dem<br />

zweiten Kommen Christi?<br />

MONTAG<br />

Elia damals und heute<br />

Apokalyptische Ereignisse<br />

Johannes der Täufer sollte als der apokalyptische Endzeit-<br />

Elia „vor dem großen und schrecklichen Tag des Herrn“<br />

auftreten. Vorher wird eine Geistesausgießung erwartet (Joel<br />

3:1-2). Außerdem sollen Zeichen auf Erden geschehen: Blut,<br />

Feuer, Rauchdampf - Kriege großen Ausmaßes (Vers 3). Am<br />

Himmel soll sich die Sonne verfinstern und anschließend der<br />

Mond rot wie Blut werden (Joel. 3:4a). In diesem Zusammenhang<br />

soll der apokalyptische Endzeit-Elia auftreten: „ehe der<br />

große und schreckliche Tag des Herrn kommt“ (Joel 3:4a;<br />

Mal. 3:23).<br />

Nicht erfüllte Ereignisse<br />

Johannes hatte die Geistesausgießung nicht erlebt. Von Kriegen<br />

wusste er zwar in der Wüste vom Hörensagen. Sonnenfinsternis<br />

und die Verwandlung des Monds in Blut hat er nicht<br />

erlebt. Wohl hat er den Messias, dessen Wegbereiter er war,<br />

hautnah gekannt und ihn getauft. Auch war er mit ihm verwandt<br />

und war nur sechs Monate älter. Den großen Gerichtstag,<br />

vor dem er als der Elia auftreten sollte, hat er nicht erlebt.<br />

Der Faden seiner Wirksamkeit riss jäh ab, als er enthauptet<br />

wurde. Es bleiben Ereignisse unerfüllt, die sich in Verbindung<br />

seines Auftretens ereignen sollten. Daher ist die<br />

prophetische Tür offen für einen erneuten Elia, der diese<br />

apokalyptischen Endzeichen erlebt und mit einer Botschaft<br />

im Geist und in der Kraft Elias auftritt. Elia vom Berg Karmel<br />

war der erste Elia. Johannes der Täufer war der zweite<br />

Elia. In der eigentlichen apokalyptischen Endzeit kommt<br />

der dritte Elia.<br />

Die zwei Eliagestalten<br />

Der erste Elia<br />

34<br />

Der erste Elia erscheint auf dem Berge Karmel. Mitten im<br />

Baals-Abfall Israels ruft er das Volk zur Entscheidung auf. Wie


lange wollen sie auf beiden Seiten hinken? Ist nun Baal der<br />

Gott Israels, oder ist Jahwe der Gott Israels? Neutrales Schweigen<br />

hängt in der Luft. Elia tritt nicht mit einem Unterhaltungsoder<br />

Belustigungsprogramm auf. Auch sagt er nicht: „wir<br />

wollen jetzt mal einen ganz neuen Altar bauen. Der alte<br />

Altar ist viel zu alt! Da muss was Neues her! Die alten<br />

Steine müssen weg! Unser Glaube ist veraltet und verkrustet!<br />

Da liegt eine dicke Staubschicht drauf, und ist<br />

mit Moos überwuchert!“ Nein: „Der alte Gott, der lebet<br />

noch!“ Er ist derselbe, gestern, heute und in alle Ewigkeit!“<br />

(Jes. 41:4; Heb. 13:8)<br />

Elia sieht den alten zerbrochenen Altar Jahwes. Er nimmt die<br />

alten Steine, keine neuen, zwölf an der Zahl, nicht mehr und<br />

nicht weniger und baut, was alt und zerbrochen ist, wieder<br />

auf. Auf diesen alten Altar, kommt des Feuer Gottes herab,<br />

verzehrt Opfer und Wasser und erteilt die Antwort auf die Frage,<br />

wer denn eigentlich der Gott Israels ist (1. Könige 18:30-<br />

39).<br />

Hier ist festzuhalten: Der erste Elia richtet seine Botschaft<br />

nicht an die Heiden, wie etwa Jona, sondern an das Volk<br />

Israel, die Gemeinde Gottes. Die Botschaft des Ur-Elia gilt<br />

der Gemeinde und ruft sie zur Umkehr auf.<br />

Fragen: (1) Welche apokalyptischen Ereignisse sollten das<br />

Kommen des apokalyptischen Endzeit-Elia begleiten? (2)<br />

Warum ist nach Johannes dem Täufer noch einmal eine Eliabotschaft<br />

zu erwarten? (3) An wen richtete sich die Botschaft<br />

des Ur-Elia? (4) Worin bestand seine Botschaft?<br />

Antworten:<br />

Es kamen aber auch Randschichten zur Taufe an den Jordan.<br />

Lukas erwähnt die Zöllner des Volkes (Lk. 3:12). Selbst Soldaten<br />

kamen (Lk. 3:14). Ob es römische Soldaten waren, oder<br />

aber jüdische Soldaten im Dienste des Herodes Antipas, der<br />

zur Zeit regierte, durch den Johannes enthauptet wurde, wird<br />

nicht mitgeteilt (Herodes Antipas, siehe <strong>Lektion</strong> 6 zu Donnerstag).<br />

In jedem Fall ist ihre Anwesenheit ein Randereignis. Es<br />

ging damals darum, etwaige Revolten sogleich durch Soldaten<br />

im Keim zu ersticken, was aber hier nicht erforderlich war.<br />

Insgesamt ist ersichtlich: Die Botschaft des zweiten Elia<br />

galt wie die des ersten nicht den Heiden, sondern dem<br />

Volk Gottes.<br />

Erster und zweiter Elia<br />

Der erste Elia rief Israel zur Umkehr vom Abfall des Baalsdienstes<br />

auf. Der zweite Elia ruft Gottes Volk ebenfalls zur<br />

Buße und Umkehr auf. Die Eliabotschaft, das wird in der<br />

Predigt des zweiten Elia deutlich, ist eine Verkündigung<br />

im Geist und in der Kraft des ersten Elia, gerichtet an Gottes<br />

Volk. Nichts anderes ist vom dritten Elia zu erwarten.<br />

Auch die dritte Eliabotschaft ist eine Buß- und Umkehrpredigt<br />

an die Gemeinde Gottes: „im Geist und in der Kraft<br />

Elias, ehe der große und schreckliche Tag des Herrn<br />

kommt.“ (Mal. 3:23; Joel 3:1-4).<br />

Fragen: (1) Woher kommen die Menschen zum zweiten Elia?<br />

(2) Welche Volksgruppen nennen die Evangelien? (3) An wen<br />

richtet sich insgesamt die Botschaft des ersten und zweiten<br />

Elia? (4) Was ist daraus vom dritten Elia zu erwarten?<br />

Antworten:<br />

DIENSTAG<br />

Botschaft des zweiten Elia<br />

An das Volk<br />

Der zweite Elia war Johannes der Täufer. So wie der erste<br />

Elia seine Botschaft an das Volk Gottes richtete, so auch der<br />

zweite Elia, Johannes der Täufer. Er predigte in der Wüste<br />

Judäas. Zu ihm kamen Menschen aus Jerusalem, aus ganz<br />

Judäa und der ganzen Umgegend des Jordan (Matth. 3:5; Mk.<br />

1:5). Unter ihnen sind Pharisäer und Sadduzäer des Volkes<br />

(Matth. 3:7). Lukas spricht vom Volk, das zu ihm kommt (Lk.<br />

3:7). Damit meint er solche Juden, die auf ihre Abstammung<br />

von Abraham pochen und sich deshalb einer Gotteskindschaft<br />

brüsten (Vers 8). Das ist die Gruppe der Pharisäer und Sadduzäer,<br />

die Matthäus erwähnt (Matth. 3:7).<br />

Randschichten<br />

MITTWOCH<br />

Die Taufkandidaten<br />

Das allgemeine Volk<br />

Der Täufer verkündigte, das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen<br />

(Matt. 3:1-2). Deshalb forderte er die Taufe zur Vergebung<br />

der Sünden. Das Volk, das zu Johannes kam und die<br />

Taufe begehrte, bekannte vorher die Sünden: „Und sie ließen<br />

sich im Fluss Jordan taufen und bekannten ihre Sünden.“<br />

(Matth. 3:6)<br />

Johannes verurteilte die Sünder, die ihre Sünde bekannten,<br />

nicht, sondern taufte sie.<br />

Die Pharisäer<br />

Dagegen kam eine andere Gruppe, die von ihm eine Abfuhr<br />

erhielt: „Als er aber viele Pharisäer und Sadduzäer zu seiner<br />

Taufe kommen sah, sprach er zu ihnen: Ihr Sprösslinge<br />

von Giftschlangen! Wer hat euch angewiesen, vom<br />

kommenden Zorn zu fliehen? Bringt Frucht hervor, wür-<br />

35


dig der Sinnesänderung! Und erdreistet euch nicht, bei<br />

euch zu sagen: Wie haben einen Vater, nämlich Abraham.<br />

Ich sage euch, Gott vermag aus diesen Steinen Kinder<br />

aufzuerwecken!“ (Matth. 3:7-9)<br />

Ihre Selbstgerechtigkeit<br />

Die Pharisäer pochten auf ihre Abstammung von Abraham.<br />

Warum sollten Selbstgerechte in ihrer Selbstgerechtigkeit<br />

Sünden bekennen? Christus erzählt dieser Gerechtigkeits-Elite<br />

folgendes Gleichnis: „Zwei Männer gingen hinauf in den<br />

Tempel, um anzubeten. Der eine war ein Pharisäer, der<br />

andere ein Zöllner. Der Pharisäer stand bei sich selbst da<br />

und betete: Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die<br />

übrigen Menschen: Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder<br />

wie jener Zöllner da. Ich faste zweimal die Woche. Ich verzehnte<br />

alles, was ich besitze. Der Zöllner aber stand von<br />

weitem da und wollte nicht einmal die Augen zum Himmel<br />

aufheben, sondern schlug sich an seine Brust und sprach:<br />

Gott, sei mir Sünder gnädig.“ (Lk. 18:9-14)<br />

Aus den Weherufen<br />

Auch sonst trugen sie ihre Frömmigkeit öffentlich zur Schau,<br />

nahmen bei Gastmahlen und in Synagogen den Ehrenplatz<br />

ein und wollten mit dem Lehrertitel angeredet werden (Matth.<br />

23:6-7). Beschwören sie eine Sache beim Tempel, galt das<br />

nicht. Schworen sie beim Gold des Tempels, so galt das. Oder<br />

wenn jemand einen Schwur beim Altar ablegte, galt das nicht.<br />

Nur wenn sie bei der Gabe oder dem Opfer auf dem Altar<br />

schworen, galt es (Verse 16.18). Minze und Dill verzehnteten<br />

sie genauestens. Aber das Schwerwiegendste im Gesetz, das<br />

Gericht, die Barmherzigkeit und den Glauben, vernachlässigten<br />

sie (Vers 23).<br />

Die Abfuhr<br />

Wer zur Johannestaufe kommt, um mit seiner Selbstgerechtigkeit<br />

zu prahlen, erfährt hier eine glatte Abfuhr. Ihnen verweigert<br />

Johannes die Taufe und redet sie so an, wie er sie<br />

anredet, denn der Täufer kennt seine Zeitgenossen. Der Täufer<br />

ist nicht an einen statistischen Taufrekord, der sich in<br />

Zahlenkolonnen darstellt, interessiert, sondern an eine<br />

vom Heiligen Geist gewirkte Änderung der Gesinnung und<br />

des Lebenswandels.<br />

Fragen: (1) Unter welcher Bedingung tauft Johannes das Volk?<br />

(2) Warum verweigert der Täufer den Pharisäern die Taufe?<br />

(3) Was wird uns von ihnen berichtet: (a) Im Gleichnis vom<br />

Pharisäer und Zöllner, (b) In den Weherufen Jesu an die Pharisäer?<br />

(3) Was fordert der Täufer von ihnen?<br />

Antworten:<br />

DONNERSTAG<br />

Die Sadduzäer<br />

Ihr Lebensstil<br />

Der Geschichtsschreiber Flavius Josephus, Zeitgenosse beider<br />

Gruppen, sagt über die Sadduzäer, sie würden Gottes<br />

Gericht über die Bösen und die Belohnung der Frommen leugnen.<br />

Dies zeigt sich auch in ihrem Lebensstil: „Während aber<br />

die Pharisäer sich eng aneinander anschließen, und zum<br />

Wohle der Gesamtheit die Eintracht hochhalten, ist das Benehmen<br />

der Sadduzäer gegen ihresgleichen weit unfreundlicher,<br />

so dass sie mit ihren Gesinnungsgenossen so abstoßend<br />

wie mit Fremden verkehren.“ (Josephus, Geschichte des<br />

Jüdischen Krieges, 2. Buch, 8. Kap., Abschn. 14, S. 213-214)<br />

Des Täufers Gerichtspredigt<br />

Wer Gottes Gericht leugnet, ist niemandem für sein Tun und<br />

Lassen verantwortlich. Das Gericht, das die Sadduzäer leugnen,<br />

malt ihnen der Täufer vor Augen. Der Messias hat schon<br />

die Gerichtsaxt an die Wurzeln der Bäume gelegt, die keine<br />

gute Frucht bringen. Sie werden gefällt und verbrannt.<br />

Dies wiederholt der Täufer im Bilde des Dreschplatzes, wo<br />

Spreu und Weizen geworfelt und getrennt werden. Der Weizen<br />

wird in die Scheune gesammelt und die Spreu verbrannt<br />

(Matth. 3:10-12). Das Gericht leugnen die Sadduzäer. Die<br />

Folge ist ihr übler Lebenswandel, den sie trotz Taufe beibehalten<br />

wollen. Deshalb tauft sie der Täufer nicht.<br />

Leugnung der Auferstehung<br />

Die Aussage des Josephus über die Sadduzäer geht auch mit<br />

dem einher, was uns die Evangelien berichten. Eines Tages<br />

kommen die Sadduzäer mit einer Fangfrage zu Jesus und<br />

konstruieren folgenden Fall: Die Frau eines Mannes starb.<br />

Nach dem Leviratsgesetz Moses heiratete sein Bruder die<br />

verwitwete Frau. Doch auch dieser Bruder starb, so auch der<br />

zweite, dritte, fünfte, sechste und siebente. Zuletzt starb auch<br />

die Frau.<br />

Sie fragten Christus: „Nun in der Auferstehung, wem von<br />

den sieben wird die Frau gehören? Denn sie alle hatten<br />

sie gehabt.“ (Matth. 23:28).<br />

Mit dieser Frage wollen sie die Auferstehung der Toten für<br />

absurd erklären und ins Lächerliche ziehen.<br />

Lukas berichtet von Paulus, wie er sich vor dem obersten jüdischen<br />

Gerichtshof verteidigt. Als er die Sadduzäer und Pharisäer<br />

vor sich sah, ruft er in die Versammlung hinein: „Liebe<br />

Brüder, ich bin ein Pharisäer, Sohn von Pharisäern: Wegen<br />

der Hoffnung und die Auferstehung der Toten werde<br />

ich angeklagt. Als er das aber gesagt hatte, gerieten die<br />

Pharisäer und Sadduzäer in Aufruhr, und die Menge spaltete<br />

sich.“ (Apg. 23:6-7)<br />

36<br />

Lukas erklärt seinem Leser, dem Theophilos, Merkmale dieser<br />

beiden jüdischen Parteien: „Die Sadduzäer sagen, es<br />

gibt keine Auferstehung, noch Engel, noch Geist; die Pharisäer<br />

aber bekennen beides.“ (Apg. 23:8)<br />

Die Sadduzäer leugnen die Auferstehung und damit auch das<br />

Gericht, denn wenn die Toten nicht auferstehen, können sie<br />

auch nicht gerichtet werden. Christus verheißt die Auferste-


hung zum ewigen Leben und die Auferstehung zum Gericht<br />

(Joh. 5:28-29; vgl. Daniel 12:2; Apg. 17:31-32; 24:15).<br />

Beide Gruppen vereint<br />

Als Jesus den Lazarus von den Toten auferweckt hat, verbünden<br />

sich die Pharisäer mit den Sadduzäern. Im obersten jüdischen<br />

Gerichtshof beraten sich die Pharisäer und Sadduzäer<br />

über das Wirken Jesu. Sie fragten sich: „Was sollen wir machen?<br />

Dieser Mensch wirkt viele Zeichen. Wenn wir ihn<br />

so gewähren lassen, werden viele an ihn glauben, und die<br />

Römer werden kommen und uns nehmen, sowie diesen<br />

Ort und das Volk.“ (Joh. 11:47-48)<br />

Der Hohepriester Kaiphas, Sadduzäer, rät: „Ihr bedenkt nicht,<br />

dass es uns nützt, wenn ein Mensch für das Volk stirbt<br />

und nicht das ganze Volk zugrunde geht.“ (Lk. 11:49-50)<br />

Beiden Gruppen geht es um den Erhalt ihrer Macht. Die Sadduzäer<br />

sind um den Erhalt ihrer priesterlichen Macht besorgt,<br />

sowie um ihre Stellung in der Gesellschaft. Die Pharisäer sind<br />

um den Erhalt ihrer geistlichen Macht und ihr Ansehen im Volk<br />

bemüht. Ihre jeweilige Macht und Stellung zu wahren, vereinen<br />

sich hier Sadduzäer und Pharisäer. Ihrer Meinung nach<br />

steht Christus ihren Machtansprüchen im Wege. Deshalb soll<br />

der, der ihre Macht gefährdet, aus dem Weg geräumt werden.<br />

Die Botschaft des Täufers legt den Finger auf die Sündenwunden.<br />

Dafür wird Johannes enthauptet, und Christus,<br />

dessen Vorläufer er ist, gekreuzigt. Das Reich Gottes das<br />

der Täufer und später Christus verkündigt, erleidet Gewalt,<br />

weil die Gewalthaber ihre Machtstellung bedroht<br />

sehen und sich in ihren Wegen gestört wähnen.<br />

Fragen: (1) Woraus geht hervor, dass die Sadduzäer die Auferstehung<br />

von den Toten leugneten? (a) In den Evangelien.<br />

(b) In der Apostelgeschichte. (2) Was sagt Flavius Josephus<br />

über den Glauben der Sadduzäer? (3) Wie wirkt sich der Glaube<br />

der Sadduzäer auf ihren Lebensstil aus?<br />

Antworten:<br />

(2) Zumal die kosmischen Begleiterscheinungen und auch<br />

das Weltgericht, sich zur Zeit des Täufers nicht erfüllt haben,<br />

und zumal noch das zweite Kommen Christi in Macht und<br />

Herrlichkeit bevorsteht, muss erwartet werden, dass eine Botschaft<br />

in Vorbereitung auf das zweite Kommen Christi „im Geist<br />

und in der Kraft Elias erfolgen wird“.<br />

(3) Zumal die Botschaft des ersten und zweiten Elia an<br />

das Volk Gottes gerichtet war, ist zu erwarten, dass die Botschaft<br />

des dritten Elia sich ebenfalls an die Gemeinde Gottes<br />

richtet, um sie in Buße und Sinnesänderung auf dieses Ereignis<br />

vorzubereiten. Will eine solche Gemeinde die Welt auf<br />

dieses Ereignis vorbereiten, muss sie zu allererst selbst<br />

vorbereitet sein. Dies zu vollbringen, ist Aufgabe der Eliabotschaft.<br />

(4) Der Täufer hat das Volk unter der Bedingung des Sündenbekenntnisses<br />

getauft. Die Pharisäer hat er abgewiesen.<br />

In ihrer Selbstgerechtigkeit sahen sie sich außer Lage, ein<br />

Sündenbekenntnis abzulegen. Ihre Selbstgerechtigkeit wird<br />

im Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner verdeutlicht (Lk. 18:9-<br />

14). In den Weherufen Christi sind sie zwar genau in den Einzelbestimmungen<br />

des Gesetzes, doch vernachlässigen sie u.a.<br />

die Barmherzigkeit (Matth. 23:23). Zur Sinnesänderung waren<br />

sie in ihrem Geistesstolz nicht bereit. Deshalb tauft der<br />

Täufer sie nicht.<br />

(5) Die Sadduzäer hat der Täufer ebenso abgewiesen. Sie<br />

leugneten die Auferstehung der Toten sowie das Endgericht<br />

(Matth. 22:23-33; Apg. 23:6-8). Die Leugnung der Auferstehung<br />

zum Gericht eröffnet einen hedonistischen Lebensstil<br />

nach dem Motto: „Lasst uns essen und trinken, denn morgen<br />

sind wir tot.“ (1. Kor. 15:32; Jes. 22:13-14; 56:12; Lk. 12:19-<br />

20). Auch sie sind zu einer Sinnes- und Lebensänderung nicht<br />

bereit. Deshalb tauft der Täufer auch sie nicht.<br />

(6) Zadduzäer und Pharisäer vereinen sich im Plan, Christus<br />

aus dem Wege zu räumen, weil sie durch dessen Volkstümlichkeit<br />

ihre Macht und ihren Einfluss schwinden sehen.<br />

So wie Johannes der Täufer die Pharisäer und Sadduzäer zu<br />

Gegnern hatte, so auch Christus.<br />

(7) Dessen ungeachtet, legte der Täufer den Finger seiner<br />

Predigt auf die Wunden der Sünde, die es angesichts des<br />

nahenden Gottesreiches in Buße und Sinnesänderung abzulegen<br />

galt.<br />

Sabbatanfang:<br />

17.57 Uhr<br />

FREITAG - Zusammenfassung<br />

(1) Im Zusammenhang mit kosmischen Zeichen an Sonne<br />

und Mond, unmittelbar vor dem „großen und schrecklichen<br />

Gerichtstag Gottes“, sollte Elia kommen. Elia war einst gen<br />

Himmel gefahren (2. Könige 2:11). Mit seinem Kommen ist<br />

nicht seine Wiederkunft gemeint, sondern die Verkündigung<br />

einer Botschaft, die im Geist und in der Kraft Elias erfolgt.<br />

Dies hat sich im Leben und Werk des zweiten Elia, Johannes<br />

des Täufers, als Wegbereiter des ersten Kommens Christi<br />

erfüllt.<br />

37


<strong>Lektion</strong> 9 28. Februar - 6. März <strong>2010</strong><br />

Aufgabe und Ärgernis der Eliabotschaft<br />

Schriftabschnitte: Joel 3:1-3; Mal. 3:23; Apg. 2:14-21;<br />

Offb. 12:17; 14:12; 19:10.<br />

Merkvers: „Da sprach Elia zu allem Volk: Kommt her<br />

zu mir! Und als alles Volk zu ihm trat, baute er den Altar<br />

des HERRN wieder auf, der zerbrochen war.“ (1. Könige<br />

18:30, Lutherbibel 1984)<br />

SONNTAG<br />

Rückschau<br />

In der vorigen <strong>Lektion</strong> wurden die ersten beiden Eliagestalten<br />

gegenübergestellt: Der Ur-Elia, der Israel auf dem Berg Karmel<br />

zur Umkehr vom Baalsdienst aufrief und Johannes der<br />

Täufer, der im Geist und in der Kraft Elias auftrat, Israel angesichts<br />

des nahe gekommenen Gottesreiches zur Sinnesänderung<br />

aufzurufen. Die Begleitumstände des Elia, der vor dem<br />

großen und schrecklichen Tag des Herrn kommen sollte, haben<br />

sich nicht erfüllt: weder die Ausgießung des Heiligen Geistes,<br />

noch die kosmischen Zeichen an Sonne und Mond. Deshalb<br />

kommt eine dritte Eliagestalt vor diesem Gerichtstag, in<br />

Begleitung jener nicht erfüllter apokalyptischen Zeichen.<br />

Ebenso wie der erste und zweite Elia mit ihrer Botschaft an<br />

das Volk Gottes auftraten, wird der dritte Elia sich mit seiner<br />

Verkündigung an die eigene Gemeinde, die Gemeinde Christi<br />

wenden. Dort wird es darum gehen, die Gläubigen auf die<br />

Wiederkunft Christi vorzubereiten. Erst wenn Christi Gemeinde<br />

auf dieses Ereignis vorbereitet worden ist, wird es möglich<br />

sein, die ganze Welt auf das Kommen des Menschensohnes<br />

vorzubereiten.<br />

Der Täufer taufte unter der Bedingung des Sündenbekenntnisses<br />

und lehnte es ab, die Pharisäer zu taufen, weil sie in<br />

ihrer Selbstgerechtigkeit meinten, keines Sündenbekenntnisses<br />

zu bedürfen. Die Sadduzäer leugneten die Auferstehung<br />

zum Gericht, mit der Folge eines freizügigen Lebens. Auch<br />

sie weist Johannes ab, denn die Taufe ist nicht dazu da, Sündenleben<br />

zu beglaubigen.<br />

Kernfrage: Was wird von der Gemeinde zu erwarten sein,<br />

die als ein dritter Elia vor der Wiederkunft Christi auftritt?<br />

Antworten:<br />

MONTAG<br />

Das Pfingstereignis<br />

In den letzten Tagen<br />

Die von Joel vorhergesagte Geistesausgießung erfüllt sich nur<br />

teilweise und anfänglich im Pfingstereignis der Urgemeinde.<br />

Der Apostel Petrus zitiert den Propheten Joel in vollem Wortlaut<br />

als Hinweis auf diese Erfüllung. Petrus eröffnet das Joelzitat<br />

mit den Worten: „Und es wird sein in den letzten Tagen,<br />

spricht Gott ...“ (Apg. 2:18)<br />

Die Septuaginta liest den Joeltext: „Und danach wird es sein,<br />

dass ich von meinem Geist auf alles Fleisch ausgießen<br />

werde…“<br />

Die Biblia Hebraica liest: „Und danach wird es geschehen,<br />

dass ich meinen Geist ausgießen werde auf alles Fleisch.“<br />

Die kosmischen Zeichen an Sonne und Mond platzieren dieses<br />

Ereignis unmittelbar vor dem „großen und schrecklichen<br />

Tag Jahwes.“ (Joel 3:4) Petrus betont in seinem Einführungszitat,<br />

dass die Geistesausgießung ein apokalyptisches Endereignis<br />

ist, wenn er einfügt: „In den letzten Tagen.“<br />

In Begleitung apokalyptischer Zeichen<br />

Gepaart mit den kosmischen Zeichen am Himmel zitiert Petrus<br />

auch die Endzeitereignisse auf Erden: Blut, Feuer und<br />

Rauchsäulen. Das sind Kriege großen Ausmaßes, die im Zusammenhang<br />

mit apokalyptischen Zeichen am Himmel geschehen.<br />

Der Einschub des Petrus mit dem Hinweis, dass<br />

dies in den letzten Tagen, also in der Endzeit geschieht, deutet<br />

an, dass diese Ereignisse das Ende der alten, von Sünde<br />

gezeichneten Welt signalisieren und den Beginn einer Neuschöpfung<br />

von Himmel und Erde (2. Pt. 3:10-13; Offb. 21-22).<br />

Am Ende der Zeichenkette<br />

Die Jünger fragen Christus: „Was wird das Zeichen deiner<br />

Wiederkunft und des Endes der Welt sein?“ (Mt. 24:3) Christus<br />

zählt eine ganze Reihe von Zeichen auf, welche das Ende<br />

der Welt vorbereiten, aber noch nicht das Ende der Welt sind.<br />

Beachte die Zwischenbemerkung Jesu mitten in der Aufzählung<br />

von Zeichen: „Aber es ist noch nicht das Ende.“ (Mt.<br />

24:7).<br />

Abschließend beschreibt Christus die kosmischen Zeichen,<br />

die seiner Wiederkunft und dem Ende der Welt unmittelbar<br />

vorausgehen: Sonnenfinsternis, Mondfinsternis, Sternenfall,<br />

und die Kräfte des Himmels werden ins Wanken geraten (Vers<br />

29). Diese kosmischen Zeichen stehen am Ende einer ganzen<br />

Reihe der Zeichenkette, die Jesus in seiner Rede vom<br />

Weltende aufzählt.<br />

38<br />

Eigentliches Ziel der Prophetie<br />

Die sechste Siegelvision der Apokalypse behält diese Reihenfolge<br />

bei und stellt ein großes Erdbeben voran (Offb. 6:12-<br />

13). Zusätzlich rollt sich der Himmel zusammen wie eine zu-


sammengerollte Schriftrolle, so dass der Thron Gottes mit dem<br />

Weltenrichter sichtbar wird. Alle Berge und Inseln werden in<br />

gewaltigen Erschütterungen von ihren Plätzen fortbewegt.<br />

Angesichts dieser Schrecken verstecken die Gottfernen sich<br />

in Berghöhlen und Klüften, sich dem Gericht Gottes zu entziehen<br />

(Offb. 6:12-17) Hier sieht der Prophet die Ereignisse, die<br />

Joel kurz und knapp geschildert hat, sich in dramatischen Einzelheiten<br />

entfalten. Was Petrus in seiner Pfingstpredigt zitiert<br />

und aus Joel übernommen hat, die Zeichen an Sonne und<br />

Mond, die sich zur Zeit des Petrus nicht erfüllt haben, sieht<br />

Johannes jetzt erfüllt. Die von Joel vorausgesagte Geistesausgießung<br />

gehört mit zu diesem apokalyptischen Bild der<br />

Endzeiterfüllung. Dies ist das eigentliche Ziel der Prophetie<br />

Joels und Maleachis von der Geistesausgießung und<br />

den begleitenden kosmischen Zeichen „vor dem großen<br />

und schrecklichen Tag des HERRN“. (Mal. 3:23; Joel 3:1-<br />

3).<br />

Fragen: (1) Wo stehen die kosmischen Zeichen am Himmel<br />

in der Zeichenkette, wie Jesus sie in seiner Rede vom Weltende<br />

aufzählt? (2) Wie entfaltet die sechste Siegelvision des<br />

Buches der Offenbarung diese kosmischen Zeichen? (3) Warum<br />

ist in der sechsten Siegelvision eine Geistesausgießung<br />

großen Ausmaßes zu erwarten?<br />

Antworten:<br />

Eigentlicher Zweck<br />

Die Eliabotschaft weckt uns aus unserem geistlichen Schlaf<br />

unsanft auf: „Wach´ auf du Schläfer! Steh´ auf von den<br />

Toten! Dann wird Christus dich erleuchten!“ (Eph. 5:14)<br />

Christus ist auferstanden! Deshalb ruft die Eliabotschaft auf,<br />

der Auferstehungskraft Christi teilhaftig zu werden (Phil. 3:10)<br />

und aus dem geistlichen Todesschlaf aufzustehen (Eph. 5:14;<br />

Lk. 15:24; Joh. 5:24; Eph. 2:1.5).<br />

Der eigentliche Zweck der Eliabotschaft besteht darin, die<br />

Gemeinde auf die Ausgießung der Geistesausgießung am<br />

Ende der Tage vorzubereiten. Da hört die Gemeinde den Ruf<br />

zur Entscheidung: „Wie lange hinkt ihr auf beiden Seiten? Wie<br />

lange wollt ihr der Sünde mit Zugeständnissen entgegenkommen?<br />

Wie lange wollt ihr in eurem lauwarmen Zustand verharren?“<br />

Deutlich und weithin vernehlich ist die Botschaft „im Geist und<br />

in der Kraft Elias“ zu hören: „Ich kenne deine Werke. Du bist<br />

weder kalt noch heiß. O dass du doch kalt oder heiß wärest.<br />

Deshalb, weil du weder heiß noch kalt bist, bin ich im<br />

Begriff, dich aus meinem Munde auszuspeien. Denn du<br />

behauptest: `Ich bin reich und bin gesättigt und benötige<br />

nichts. Aber du weißt nicht, dass du elendig bist und bemitleidenswert<br />

und bettelarm und blind und nackt.“ (Offb.<br />

3:15-17)<br />

Diese Eliabotschaft an die Gemeinde ergeht „im Geist und in<br />

der Kraft Elias“ und bietet auch das Heilmittel an, das diesen<br />

Zustand behebt, alles ausräumt, was der Gemeinschaft mit<br />

Christus im Wege steht und damit auch der Ausgießung des<br />

Heiligen Geistes (Verse 18-21). Diese Botschaft hat ihren Ursprung<br />

in dem Geist, in dem Elia und Johannes der Täufer<br />

predigten, denn sie endet mit den Worten: „Wer Ohren hat,<br />

der soll hören was der Geist den Gemeinden sagt.“ (Offb.<br />

3:22)<br />

DIENSTAG<br />

Zweck der Geistesausgießung<br />

Kein Selbstzweck<br />

Die Geistesausgießung am Ende der Tage, „vor dem großen<br />

und schrecklichen Tag des HERRN“ (Mal. 3:23) ist kein<br />

Selbstzweck, kein Ende in sich selbst, dient auch nicht dazu,<br />

die Gemeinde Christi in ein „Geistliches Wellness- Institut“ zu<br />

verwandeln, das seine Glieder mit „Wohfühl-Predigten“ in geistlichem<br />

Schlaf wiegt. Elia spielt kein Theater, seine Zuschauer<br />

zu unterhalten, lockert seine Predigt auch nicht mit Witzen<br />

auf, seine Hörer zum Lachen zu bringen. Er grinst seine Zuschauer<br />

nicht mit der Maske eines grellweißen Kreidegesichts<br />

an, um mit geheimnisvollen Handzeichen erraten zu lassen,<br />

was er denn sagen will oder wollte, würde er reden.<br />

Elia predigt auch nicht in einer Kauderwelsch-Sprache, die<br />

weder Menschen noch Engel, noch Gott versteht, auch „Zungenreden“<br />

genannt. Selbstverständlich redet Elia mit seiner<br />

Zunge. Aber anders. Er redet eine Sprache, die seine Hörer<br />

verstehen: Deutsch, Englisch, Spanisch, Russisch oder sonst<br />

eine bekannte Sprache, wie es auch zu Pfingsten geschah<br />

(Apg. 2:1-11).<br />

Fragen: (1) Welche modernen Belebungsversuche lenken<br />

vom eigentlichen Zweck der Eliabotschaft am Ende dieser Tage<br />

ab? (2) Was ist der eigentliche Zweck der Eliabotschaft? (3)<br />

Wodurch ist es möglich, aus geistlichem Todesschlaf aufzuwachen?<br />

(4) Wie wird die Eliabotschaft in der Laodizeabotschaft<br />

verdeutlicht?<br />

Antworten:<br />

MITTWOCH<br />

Die letzte Eliabotschaft<br />

Das Endziel<br />

Die allerletzte Stoßrichtung der Eliabotschaft richtet sich<br />

in ihrem Endziel an die ganze Welt und an Babylon als<br />

Inbegriff aller vom Evangelium abgefallenen religiösen<br />

Körperschaften. Die Offenbarung des Johannes schildert<br />

diese Botschaft als einen Engel, der vom Himmel herabkommt<br />

39


- diese Botschaft hat ihren Ursprung im Himmel - und die ganze<br />

Erde mit seiner Herrlichkeit erleuchtet (Offb. 18:1). Diese<br />

Herrlichkeit (doxa) ist die Herrlichkeit des Evangeliums, das<br />

mitten in die Finsternis dieser Sündenwelt hinein scheint (vgl.<br />

Römer 1:16; 3:23).<br />

Dies ist die letzte Warnungsbotschaft an eine Welt, die „ganz<br />

und gar im Bösen liegt“ (1. Joh. 5:19). Die Gemeinde Christi<br />

ist dann durch die Ausgießung des Heiligen Geistes befähigt<br />

worden, die Herrlichkeit dieses Evangeliums zu verkündigen.<br />

Die große Geistesausgießung Joels am Ende der Tage ist dann<br />

schon geschehen. Diese Botschaft wird „im Geist und in der<br />

Kraft Elias“ verkündigt und ruft Welt und vom Evangelium<br />

abgefallene Kirchen zu einem großen Exodus auf (Offb. 18:1-<br />

4), sich den endgeschichtlichen <strong>Übrigen</strong> anzuschließen und<br />

mit ihnen die Eliabotschaft zu verkündigen. Aber noch ist es<br />

nicht soweit. Noch hat es die große Geistesausgießung nicht<br />

gegeben, welche die Gemeinde zu dieser Eliabotschaft in diesem<br />

gewaltigen Ausmaß befähigt.<br />

Das gegenwärtige Ziel<br />

Ehe die letzte Eliabotschaft „im Geist und in der Kraft Elias“<br />

der Welt und den vom Evangelium abgefallenen Kirchen in<br />

diesem gewaltige Ausmaß verkündigt wird, muss dieselbe Eliabotschaft<br />

zu allererst den endgeschichtlichen <strong>Übrigen</strong> verkündigt<br />

werden (Offb. 12:17; 14:12). Wir haben ja gesehen,<br />

dass Elia wie Johannes der Täufer ihre Umkehrpredigt an<br />

die Gemeinde gerichtet haben und nicht an die Welt! Zumal<br />

das eigentliche Endziel der Eliabotschaft an die ganze Welt in<br />

Begleitung der gewaltigen Geistesausgießung „vor dem großen<br />

und schrecklichen Tag des HERRN“ (Mal. 3:23; Joel<br />

3:1-3) noch zukünftig ist, muss die Eliabotschaft ihre gegenwärtige<br />

Aufgabe in Zubereitung auf dieses Ereignis erfüllen.<br />

Die Eliabotschaft richtet sich zuerst an die endgeschichtlichen<br />

<strong>Übrigen</strong>.<br />

Das Ärgernis<br />

Und das ist ja gerade das, woran Anstoß genommen wird,<br />

was ärgerlich ist, was zum Aufbegehren und zum frommen<br />

Protest Anlass gibt: Die endgeschichtlichen <strong>Übrigen</strong>, die<br />

den Geist der Prophetie in ihrer Mitte haben (Offb. 12:17;<br />

19:10), die Geduld der Heiligen, die die Gebote Gottes halten<br />

und den Glauben an Jesus Christus (Offb. 14:12) - sie<br />

müssen sich von Elia sagen und fragen lassen: „Wie lange<br />

hinkt ihr auf beiden Seiten?“ Ist das auszuhalten und<br />

durchzuhalten? Ist das überhaupt angebracht? Ja!<br />

Alle sind Sünder<br />

Oder gilt das Wort des Apostel Paulus nicht für den eschatologischen<br />

endgeschichtlichen Überrest? „Denn sie alle haben<br />

gesündigt und mangeln der Herrlichkeit (Doxa) Gottes<br />

und werden geschenkweise gerechtfertigt in seiner<br />

Gnade durch die Erlösung in Jesus Christus.“ (Römer<br />

3:23.24)<br />

Die Tatsache, dass auch die endgeschichtlichen <strong>Übrigen</strong> in<br />

ihrem irdischen, noch nicht verwandelten Leibe dem Tod unterworfen<br />

sind (Phil. 3:21), zeigt, dass auch sie Sünder sind.<br />

Paulus wiederholt das allen Menschen geltende Sündenurteil<br />

noch einmal: „Deshalb, wie durch einen Menschen die<br />

Sünde in die Welt hineingekommen ist und durch die Sünde<br />

der Tod und so der Tod zu allen Menschen hindurch<br />

gegangen ist - weil sie alle gesündigt haben.“ (Römer 5:12)<br />

Daher sind auch die endgeschichtlichen <strong>Übrigen</strong> von diesem<br />

Sündenurteil betroffen.<br />

Endgeschichtliche Übrige auf Berg Karmel<br />

Die Eliabhotschaft wiegt Sünder nicht in süßem Sündenschlaf.<br />

Die endgeschichtlichen <strong>Übrigen</strong> sind auf dem Berg<br />

Karmel versammelt. Elia ruft: „Wie lange hinket ihr auf<br />

beiden Seiten?“ Auf welchen Seiten? Wenn in Herzen hin<br />

und hergewankt wird zwischen Christus und Neid; Christus<br />

und Habsucht; Christus und übler Nachrede; Christus und Ichbezogenheit;<br />

Christus und Selbstverwirklichung; Christus und<br />

Selbstfindung; Christus und Selbstliebe; Christus und unzählige<br />

andere Sünden, die sich im Herzen eingenistet haben -<br />

dann ruft die Eliabotschaft im Geist und in der Kraft Elias:<br />

„Wie lange hinkt ihr auf beiden Seiten! Ist Christus euer Gott,<br />

so folgt ihm nach! Ist aber die Selbstliebe euer Gott, dann<br />

folgt ihr nach. Ihr könnt nicht zwei Herren dienen! Nur einen<br />

könnt ihr lieben. Den anderen werdet ihr hassen. Folgt ihr der<br />

Selbstliebe nach, müsst Ihr Christus hassen, denn Er steht<br />

der Selbstliebe im Wege.“<br />

Hier wird zur Entscheidung und Scheidung gerufen. Spreu und<br />

Weizen werden durch die Eliabotschaft getrennt. Sobald die<br />

Eliabotschaft, die „im Geist und in der Kraft Elias“ die Sünden<br />

aus dem Herzen geräumt hat, Christus im Herzen wohnt<br />

und thront, erfüllt sich die Joelweissagung von der Geistesausgießung<br />

„auf alles Fleisch“. Dann ist die Gemeinde zubereitet<br />

worden, die Eliabotschaft als Entscheidungsbotschaft<br />

an die ganze Welt und an alle vom Evangelium abgefallenen<br />

religiösen Körperschaften zu richten.<br />

Fragen: (1) Welches ist das zukünftige Ziel der Eliabotschaft?<br />

(2) Welches ist ihr gegenwärtiges Ziel? (3) Warum wird die<br />

Eliabotschaft zum Ärgernis für die endgeschichtlichen <strong>Übrigen</strong>?<br />

Antworten:<br />

DONNERSTAG<br />

Der Segen Abrahams in der Eliabotschaft<br />

Verheißung an Abraham<br />

Die endgeschichtliche Gemeinde der <strong>Übrigen</strong> wird durch die<br />

Eliabotschaft in einen geistlichen Stand versetzt, zu verwirklichen,<br />

was Abraham einst verheißen wurde: „In dir sollen gesegnet<br />

werden alle Geschlechter auf Erden.“ (1. Mose 13:3,<br />

Lutherbibel 1984)<br />

Als Abraham auf dem Berg Morija seinen „einzigen Sohn,<br />

den er lieb hatte“, opfern sollte (1. Mose 22:2), und er anstelle<br />

Isaaks durch Gottes Fügung den Widder opferte (Vers 13),<br />

wird diese Verheißung verstärkt wiederholt: „Und es sollen<br />

sich Segen zusprechen in deiner Nachkommenschaft alle<br />

Völker der Erde…“ (1. Mose 22:18; Biblia Hebraica).<br />

Die hebräische Bibel lässt in ihrer Wortwahl keine Zweifel,<br />

wenn sie die Empfänger des Segens Abrahams mit „kol gojjei<br />

40


ha/arez“, als „alle Völker der Erde“ bezeichnet. Die Septuaginta<br />

liest entsprechend: „Panta ta ethnä.“ „Alle Völker“<br />

Wiederherstellung am Karmel<br />

Im Baalskult hatte Israel die geistliche Kraft verloren und versäumt,<br />

den abrahamitischen Segen den umliegenden Völkern<br />

mitzuteilen. Deshalb rief Elia im Gottesurteil auf dem Berg<br />

Karmel das Volk auf, endlich aufzuhören, auf zwei Seiten zu<br />

hinken und stattdessen entweder Baal zu folgen oder Jahwe,<br />

dem Gott Israels (1.Könige 18:21). Elia wollte das Volk auf die<br />

Grundlage des Segensbundes zurückführen. Das Volk sollte<br />

als „Königreich von Priestern“ (2. Mose 19:6) den empfangenen<br />

Segen den Völkern vermitteln. Deshalb rief Elia das<br />

Volk zur Entscheidung auf und baute den zerbrochenen Altar<br />

wieder auf (1. Könige 18:21.30).<br />

Die Segensmitteilung des Bundes an die Heiden ist ein Thema,<br />

dessen sich auch andere Propheten angenommen haben<br />

(Jes. 2:1-5 = Micha 4:1-3; Jes. 8:23 (9:1); 11:10; 49:6;<br />

56:3-7; 60:1-3; Jer. 3:17).<br />

Christus Erbe der Verheißung<br />

Dieser Segen Abrahams über alle Völker verwirklicht sich durch<br />

Jesus Christus, den Erben dieser Verheißung (Gal. 3:8.16).<br />

Johannes der Täufer als der zweite Elia hat Christus den Weg<br />

bereitet. Damit hat der Täufer auch den Weg dafür bereitet,<br />

dass der abrahamitische Segen durch Christus auf<br />

alle Völker durch den Glauben übertragen wird. Daher sein<br />

Aufruf an Israel zur Buße, Sinnesänderung und Umkehr.<br />

Nur zögerlich haben die Apostel diesen Segen den Nichtjuden<br />

in ihrer Mission zukommen lassen (Einzelheiten Apg. 10-<br />

11), bis schließlich in den Missionsreisen des Paulus die Völkermission<br />

zum Zuge kam (Apg. 13:46-47; 14:8-18; 15:3 und<br />

öfter).<br />

Wiederhergestelltes weitergeben<br />

Die Eliabotschaft versetzt die endgeschichtlichen <strong>Übrigen</strong> in<br />

die geistliche Lage, diesen abrahamitischen Segen, dessen<br />

Erbe Christus ist (Gal. 3:8:16.26-29), an die ganze Welt weiter<br />

zu tragen. Die Eliabotschaft rüstet die endgeschichtlichen<br />

<strong>Übrigen</strong> mit dem Segen Abrahams für alle Völker<br />

aus und wird zu einer Segensbotschaft für die ganze Welt.<br />

Dieser Segen wird nur dann in Zeugnis und Verkündigung zu<br />

vermitteln sein, wenn er zuerst innerhalb der Reihen dieser<br />

Endzeitübrigen durch die Eliabotschaft wieder hergestellt worden<br />

ist. So wird der in Christus empfangene und wiederhergestellte<br />

Segen in Zeugnis und Verkündigung, in Wort und<br />

Schrift, an die Welt weitergegeben.<br />

Fragen: (1) Worin zeigt sich in der Verheißung Gottes an Abraham,<br />

dass alle Völker im Segensbund einbezogen sind? (2)<br />

Warum konnte dieser Segensbund zur Zeit Ahabs und Isebels<br />

nicht zum Zuge kommen? (3) Wie hat Elia den Segensbund<br />

wieder hergestellt? (4) Inwiefern wirft dies ein Licht auf<br />

die Wiederherstellung des Segensbundes in den letzten Tagen?<br />

FREITAG: Zusammenfassung<br />

(1) Die Eliabotschaft als Endzeitbotschaft ergeht zuerst an<br />

die endgeschichtlichen <strong>Übrigen</strong>, um sie zur Verkündigung der<br />

Eliabotschaft an die Welt und die vom Evangelium abgefallenen<br />

Kirchen (Babylon) vorzubereiten.<br />

(2) Die Eliabotschaft an die endgeschichtlichen <strong>Übrigen</strong><br />

bewirkt Umkehr von Sünden, zumal auch diese <strong>Übrigen</strong> Sünder<br />

sind. Gerade dies ist Anlass eines Ärgernisses derer, die<br />

an ihren Sünden, die gerügt werden, festhalten.<br />

(3) Erst nachdem die Eliabotscaft ihr Reinigungswerk an<br />

den Endzeitübrigen vollbracht und Spreu vom Weizen getrennt<br />

hat, ist der Herzensboden vorbereitet und bereit für den Empfang<br />

der Ausgießung des Heiligen Geistes, der am Ende der<br />

Zeit in großem Ausmaß verheißen ist.<br />

(4) Die Eliabotschaft stellt den Segensbund wieder her, den<br />

die Sünde zerstört hat. Abraham hat diesen Bundessegen<br />

verheißen bekommen, der alle Völker einschließt. Israel hat<br />

zur Zeit Ahabs und Isebels diesen Segensbund durch den<br />

Baalsdienst zerstört. Elia hat diesen Segensbund auf dem Berg<br />

Karmel wieder hergestellt, wenn auch nur mit vorübergehenden<br />

Erfolg.<br />

(5) Christus ist der Erbe dieser Segensverheißung, die alle<br />

Völker einschließt und den Weg eröffnet, für die Verkündigung<br />

des Evangeliums an alle Welt. Wie die Urgemeinde für<br />

diese Aufgabe durch die Ausgießung des Heiligen Geistes<br />

zugerüstet wurde, so wird auch die weltweite Verkündigung<br />

des Evangeliums an alle Welt in Gestalt der Eliabotscaft durch<br />

die Ausgießung des Heiligen Geistes vorbereitet.<br />

(6) Während die Ausgießung des Heiligen Geistes zu<br />

Pfingsten ein örtliches Ereignis war, wird die Ausgießung des<br />

Heiligen Geistes am Ende der Tage ein Ereignis sein, das<br />

weltweite Auswirkung hat und von aller Welt bemerkt wird.<br />

(7) Während Elia und Johannes der Täufer als Einzelpersonen<br />

aufgetreten sind, wird der Endzeit-Elia ein Volk Gottes<br />

sein, das die Eliabotschaft „im Geist und in der kraft des Elia“<br />

der Welt verkündigt und zum Exodus aufruft (Offb. 18:1-4).<br />

Eine Einzelperson kann nicht zu diesem weltweiten Ereignis<br />

in Beziehung gesetzt werden.<br />

(8) In der Endzeit ist dieser Segensbund, der alle Welt einschließt,<br />

besonders durch Endzeitversuchungen gefährdet.<br />

Deshalb ist es die gegenwärtige Aufgabe der Eliabotschaft,<br />

den zerstörten Segensbund unter den Endzeitübrigen wieder<br />

herzustellen. Die zukünftige Aufgabe der Eliabotschaft ist sodann<br />

ihre weltweite Verkündigung.<br />

(9) Die Eliabotschaft ist identisch mit der Laodizeabotschaft,<br />

die an die Gemeinde gerichtet ist und sie auf die Geistesausgießung<br />

vorbereitet.<br />

Sabbatanfang:<br />

18.09 Uhr<br />

Antworten:<br />

41


<strong>Lektion</strong> 10 7. März - 13. März <strong>2010</strong><br />

Johannes der Täufer im Blickfeld von Gesetz und Propheten<br />

Schriftabschnitte: Lk. 16:16-17; 2. Mose 23:20-32; Jes.<br />

40:1-5; Mal. 3:1-24; Matth. 3:1-12; 11:10; Mk. 1:1-8; Lk. 3:1-<br />

19)<br />

Merkvers: „Siehe, ich sende einen Engel vor dir her,<br />

der dich behüte auf dem Wege und bringe dich an den<br />

Ort, den ich bestimmt habe.“ (2. Mose 23:20, Lutherbibel<br />

1984)<br />

SONNTAG<br />

Rückschau<br />

ausgeräumt, damit der Heilige Geist ausgegossen werden<br />

kann. Die Eliabotschaft an die Welt und an die vom Evangelium<br />

abgefallenen Religionssysteme ist ebenfalls ein Ärgernis.<br />

An der Bezeichnung „Babylon“ als Inbegriff von Verwirrung,<br />

ist dieses Ärgernis gekoppelt.<br />

Besinnungsfragen: Inwiefern wird die Eliabotschaft zu einem<br />

Ärgernis (a) für die endgeschichtlichen <strong>Übrigen</strong> und (b) für die<br />

Welt sowie (c) für die vom Evangelium abgefallenen Religionssysteme?<br />

Antworten:<br />

In der vorigen <strong>Lektion</strong> wurde die letzte Eliabotschaft „vor dem<br />

großen und schrecklichen Tag des HERRN“ betrachtet. Die<br />

von Joel erwähnten kosmischen Zeichen am Himmel stehen<br />

in Verbindung mit einer umfangreichen Geistesausgießung<br />

(Joel 3:1-3) und in Verbindung mit dem „großen und schrecklichen<br />

Tag des HERRN“ (Mal. 3:23).<br />

Christus greift die kosmischen Zeichen Joels in seiner Rede<br />

vom Weltende und seiner Wiederkunft auf und stellt sie ans<br />

Ende einer Kette von Zeichen. Die Geistesausgießung wird<br />

hier nicht aufgezählt. Der Apostel Petrus zitiert die kosmischen<br />

Zeichen Joels in Verbindung mit dem Pfingstereignis (Apg.<br />

2:1-21). Hier erfolgt eine Geistesausgießung als Erfüllung der<br />

Prophetie Joels, ohne dass sich die kosmischen Zeichen zu<br />

Pfingsten erfüllt haben.<br />

In der sechsten Siegelvision der Offenbarung des Johannes<br />

werden die kosmischen Zeichen Joels dramatisch entfaltet,<br />

ohne dass die Geistesausgießung Joels erwähnt wird (Offb.<br />

6:12-17). Sie ist hier aber mitzudenken. In der sechsten Siegelvision<br />

werden die Menschen der ganzen Welt mit den<br />

kosmischen Zeichen am Himmel und dem darauf folgenden<br />

Gottesgericht konfrontiert. Es ist ein weltweites Ereignis. Das<br />

Pfingsten in der Apostelgeschichte war ein örtlich begrenztes<br />

Ereignis in Jerusalem, das sich an den „Heiden“ nur in einem<br />

Hause, im Haus des Cornelius, wiederholte.<br />

Petrus hat im Zusammenhang der örtlich begrenzten Geistesausgießung<br />

die weltweiten kosmischen Zeichen am<br />

Himmel aus Joel zitiert, die dem Gerichtstag unmittelbar<br />

vorausgehen. Daher ist die Enderfüllung der Geistesausgießung<br />

Joels in dem Rahmen zu suchen, in dem diese<br />

weltweiten kosmischen Zeichen auch wirklich geschehen.<br />

Aus diesem Grunde ist die Geistesausgießung in der<br />

sechsten Siegelvision mitzulesen und mitzusehen. Die<br />

Geistesausgießung ist hier inkludent (einschließend).<br />

Die Empfänger dieser Geistesausgießung sind die endgeschichtlichen<br />

<strong>Übrigen</strong>. Die Eliaboschaft ist zuerst an sie selbst<br />

gerichtet, um sie darauf vorzubereiten, die Eliabotschaft an<br />

die Welt und die vom Evangelium abgefallenen Religionssysteme<br />

zu verkündigen. Dass die Eliabotschaft mit ihrem: „Wie<br />

lange hinket ihr auf beiden Seiten“, zuerst an die endgeschichtlichen<br />

<strong>Übrigen</strong> verkündigt wird, ist ein Ärgernis und<br />

Anstoß. Geistliches Elitedenken und geistlicher Hochmut werden<br />

in den Staub geworfen.<br />

Im Herzen verankerte Sünden werden durch die Eliabotschaft<br />

42<br />

In dieser <strong>Lektion</strong> wird untersucht, wo Johannes der Täufer in<br />

der Heilsgeschichte steht. Außerdem wird die Rolle des Gesetzes<br />

vor und nach Johannes dem Täufer betrachtet. Zudem<br />

wird überraschend herausgestellt, dass das Gesetz Moses<br />

mit seiner typologischen Prophetie die Vorlage für Jesaja und<br />

Maleachi liefert, die mit ihrer Prophetie auf den Vorläufer und<br />

Wegbereiter des Messias hinweisen.<br />

MONTAG<br />

Der Täufer im Blick von Gesetz und Propheten<br />

Gesetz und Evangelium<br />

Den geldgierigen Pharisäern (Lk. 16:14) hatte Jesus das<br />

Gleichnis vom ungerechten Haushalter erzählt (Verse 1.13)<br />

und tadelt deren Geldgier wie Selbstgerechtigkeit und Selbstüberhebung,<br />

die sie sich aufgrund des Gesetzes einbilden<br />

(Verse 14-15). Dann folgt eine Aussage Jesu über Johannes<br />

den Täufer: „Das Gesetz und die Propheten (haben prophezeit)<br />

bis auf Johannes: von da an (mit Einschluss von<br />

Johannes) wird das Evangelium verkündigt, und jedermann<br />

dringt mit Gewalt hinein. Es ist leichter, dass Himmel<br />

und Erde vergehen, als dass ein Häkchen von Gesetz<br />

wegfällt.“ (Verse 16-17)<br />

Gültigkeit und Aufgabe des Gesetzes<br />

In der Mitte steht Johannes als Vorläufer des Messias. Johannes<br />

hat nur einen zeitlichen Vorrang, weil er zuerst als Vorläufer<br />

an die Öffentlichkeit tritt. Ihn sehen die Menschen zuerst.<br />

Vor Johannes dem Täufer gibt es das Gesetz und nach ihm<br />

gibt es das Gesetz. Die Gültigkeit des Gesetzes als sittlichmoralische<br />

Instanz und Dokument des Bundes Gottes mit<br />

seinem Volk (Dekalog, siehe Mt. 5:17-20.21.27) wird auch für


die Zeit nach Johannes dem Täufer bestätigt. Mehr noch: Es<br />

wird seine ewige Gültigkeit ausgedrückt. Kein Häkchen vom<br />

Gesetz soll wegfallen. Es besteht kein Bruch zwischen Johannes,<br />

der das Evangelium verkündigt, und dem Gesetz, das<br />

nach wie vor seine Gültigkeit beibehält. Gesetz und Evangelium<br />

laufen Hand in Hand parallel nebeneinander her. Auf den<br />

Römerbrief vorausgreifend: Das Gesetz bringt Erkenntnis der<br />

Sünde (Römer 3:20; 7:7). Das Evangelium rechtfertigt den<br />

Sünder ohne Gesetzeswerke und ohne Vorleistung geschenkweise<br />

allein aus Gnaden und allein aus Glauben (Römer 3:21-<br />

28).<br />

Die heilsgeschichtliche Linie<br />

Wir haben hier eine fortlaufende heilsgeschichtliche Linie. Als<br />

Wegbereiter tritt der Täufer logisch und zeitlich vor Christus<br />

auf. Die Prophezeiungen vom Wegbereiter sind ans Ziel gekommen.<br />

Damit sind die Propheten mit der Erfüllung dessen,<br />

was sie vorausgesagt haben, nicht abgeschafft. Vielmehr legitimieren<br />

sie auf dieser heilsgeschichtlichen Linie Johannes<br />

den Täufer als Wegbereiter des Messias. Das Evangelium<br />

wird nicht erst mit Christus verkündigt, sondern bereits mit<br />

Johannes dem Täufer (Matth. 3:1-2; Mk. 1:4; Lk. 3:3; Lk 16:16;<br />

Joh. 1:29.35). Der Täufer befindet sich auf einer fortlaufenden<br />

heilsgeschichtlichen Linie, auf der es keinen Bruch<br />

gibt. Vor Christus auftretend, verkündigt er bereits das<br />

Evangelium (siehe zuvor), das vor ihm schon die Propheten<br />

verkündigt haben (Jes. 52:7; 53:4-5) und nach ihm<br />

Christus (Matth. 4:17) und die Apostel (Apg. 8:30-35; Römer<br />

10:14-15).<br />

Ist auf dieser heilsgeschichtlichen Linie das Gesetz abgeschafft?<br />

Gibt es einen Bruch zwischen dem Gesetz und dem<br />

Evangelium? Gesetz und Gnade? Auf keinen Fall. Lukas 16:16<br />

ist mit dem folgenden Vers 17 mitzulesen: „Das Gesetz und<br />

die Propheten (haben prophezeit) bis Johannes. Von da<br />

an (Johannes einschließend) wird das Evangelium verkündigt.<br />

Denn es ist leichter, dass Himmel und Erde vergehen,<br />

als dass ein Häkchen des Gesetzes wegfällt.“<br />

Fragen: (1) Warum gibt es auf der heilsgeschichtlichen Linie<br />

keinen Bruch zwischen Gesetz und Evangelium (2) Wo steht<br />

Johannes auf der heilsgeschichtlichen Linie? (3) Inwiefern<br />

verkündigt der Täufer das Evangelium schon vor Christus?<br />

Antworten:<br />

DIENSTAG<br />

Die Prophetische Rolle von Gesetz und Propheten<br />

Prophetisches Zeugnis<br />

„Denn alle Propheten und das Gesetz haben bis Johannes<br />

prophezeit.“ So drückt es Matthäus in der Parallele aus<br />

43<br />

(Matth. 11:13). Der Text überrascht. Wir erwarten eher, dass<br />

es hieße: „Denn alle Propheten und das Gesetz haben bis<br />

Christus prophezeit.“ (Matth. 11:13) Oder bei Lukas: „Das<br />

Gesetz und die Propheten (haben prophezeit) bis auf Christus:<br />

von da an wird das Evangelium verkündigt.“ (Lk.<br />

16:17). Aber was wir erwarten, steht nicht da!<br />

Heilsgeschichtliche Reihenfolge<br />

Zuerst tritt Johannes der Täufer als Wegbereiter Christi<br />

auf, ehe Christus selbst kommt. Damit wird keine Rangfolge<br />

aufgestellt, als sei der Täufer höher einzustufen als<br />

der, dessen Weg er bereitet. Vielmehr liegt hier eine heilsgeschichtliche<br />

Reihenfolge vor, die auch nicht umgedreht werden<br />

kann: erst kommt nun einmal Johannes der Täufer als<br />

Wegbereiter und dann erst Christus. Und nicht Christus verkündet<br />

zuerst das Evangelium, sondern vorher schon Johannes<br />

der Täufer!<br />

Propheten als Zeugen<br />

Alle drei Synoptiker (Matthäus, Markus und Lukas) leiten das<br />

Auftreten Johannes des Täufers mit einer Prophetie ein, die<br />

auf Johannes den Täufer abzielt. Matthäus: „Das ist der, von<br />

dem geschrieben steht: Siehe, ich sende meinen Boten<br />

vor dir her, der deinen Weg vor dir bereiten wird.“ (Matth.<br />

3:3) Matthäus zitiert aus Jesaja (Jes. 40:3).<br />

Markus führt das Wirken Johannes des Täufers mit einem<br />

Mischzitat ein: „Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her,<br />

der deinen Weg bereiten wird“ (Mk. 1:2) und fügt dem Text<br />

aus Maleachi (Mal. 3:1) eine Belegstelle aus Jesaja hinzu:<br />

„Stimme in der Wüste! Bereitet den Weg des HERRN! Planiert<br />

seine Straßen!“ (Mk. 1:3; Jes. 40:3)<br />

Lukas hat als Belegstelle für die Prophetie, die auf Johannes<br />

den Täufer weist, den längeren Text aus Jesaja: „Stimme in<br />

der Wüste! Bereitet den Weg des HERRN! Planiert seine<br />

Straßen! Jedes Schlagloch soll gefüllt werden! Und jeder<br />

Berg und Hügel soll eingeebnet werden! Und das Krumme<br />

soll gerade werden! Und das Raue soll glatt werden!“<br />

( Lk. 3:4-6; Jes. 40:3-5)<br />

Abwendung des Gerichts<br />

So katastrophal wie der Straßenzustand geschildert wird, so<br />

katastrophal ist der geistliche Zustand des Volkes. Ein solches<br />

Volk hat sogleich das Gericht Gottes verdient. Neben<br />

Sünde in allen Variationen tritt die Unversöhnlichkeit der Generationen<br />

hervor, was Maleachi erwähnt (Mal. 3:23-24). Ein<br />

solches Gericht abwenden - wir denken hierbei an Jonas Gerichtsbotschaft<br />

an Ninive - , soll der Vorläufer des Messias<br />

„im Geist und in der Kraft Elias“, um in der Taufe zur Vergebung<br />

der Sünden (Matth. 3:6; Mk. 1.4; Lk. 3:3) den Weg für<br />

die Ankunft des Messias zu ebnen. Zur Abwendung des Gerichts<br />

durch den Elia heißt es: „Siehe, ich will euch senden<br />

den Propheten Elia, ehe der große und schreckliche Tag<br />

des HERRN kommt. Der soll das Herz der Väter bekehren<br />

zu den Söhnen und das Herz der Söhne zu ihren Vätern,<br />

auf dass ich nicht komme und das Erdreich mit dem Bann<br />

schlage.“ (Mal. 3:23-24, Lutherbibel 1984). Betonung hinzugefügt.<br />

Die Eliabotschaft dient zur Abwendung des Gerichts an und<br />

über Israel, dem Volk Gottes.<br />

Fragen: (1) Auf welche prophetischen Zeugen berufen sich<br />

die Synoptiker (Matthäus, Markus und Lukas), um Johannes


den Täufer als Wegbereiter des Messias zu legitimieren? (2)<br />

Wie wird die Wegbereitung Johannes des Täufers nach dem<br />

Jesajazitat bei Lukas anschaulich dargestellt? (3) Was bedeutet<br />

dieses Bild für den eigentlichen Auftrag des Wegbereiters?<br />

(4) Wie erfolgt die Abwendung des Gerichts vom Volke<br />

Gottes nach den Worten Maleachis?<br />

Antworten:<br />

MITTWOCH<br />

Das Gesetz als prophetischer Zeuge<br />

Wegbereiter in Wüstenwanderung<br />

Es geht hier um den Auszug aus Ägypten, die anschließende<br />

Wüstenwanderung und den abschließenden Einzug ins verheißene<br />

Land. Gott sendet Angst und Schrecken vor seinem<br />

Volk her, ebnet ihnen den Weg durch die Wüste vor Feinden,<br />

sowie auch bei der Landnahme.<br />

Neuer Exodus erwartet<br />

Wenn Maleachi diesen Text aus Mose aufgreift (Mal. 3:1, vgl.<br />

2. Mose 23:20ff), klingt eine typologische Prophetie an. Es<br />

wird mit dem Elia, welchen Maleachi als Wegbereiter nennt<br />

(Mal. 3:23), einen neuen Exodus geben. Deshalb geht Johannes<br />

der Täufer in die Wüste und predigt dort. Deshalb geht<br />

auch das Volk in die Wüste, denn es begreift, dass mit dem<br />

Wirken Johannes des Täufers in der Wüste ein neuer Exodus<br />

ausgerufen wird. Es ist nicht Neugier, die das bibelkundige<br />

Volk in die Wüste wie ein Magnet anzieht, sondern die Erwartung<br />

eines neuen Auszugs, einer neuen Erlösung, die sie denn<br />

auch erwarten: Befreiung von der Besatzung der Römer. Als<br />

dies nicht eintrifft überfällt den Täufer später im Gefängnis der<br />

Zweifel (Matth. 11:2-3; Lk. 7:18-19).<br />

Fragen: (1) Wie hat der HERR den Weg Israels auf dem Weg<br />

durch die Wüste ins verheißene Land vorbereitet? (2) Warum<br />

hat die Predigt des Täufers in der Wüste das Volk wie ein<br />

Magnet angezogen? (3) Was erwarteten sie?<br />

Antworten:<br />

Das war der Bezug auf die Propheten, die den Vorläufer des<br />

Messias prophezeit haben. Aber der Text erwähnt auch das<br />

Gesetz als prophetischen Zeugen für das Auftreten des Wegbereiters.<br />

Und tatsächlich: Mit Blick auf die bevorstehende<br />

Wüstenwanderung sagt der HERRR ein Wort zu Mose, das<br />

alle drei Synoptiker (Matthäus, Markus und Lukas) mit aufgreifen:<br />

„Und siehe, ich sende einen Boten (Engel) vor dir<br />

her ...“ (Biblia Hebaica 2. Mose 23:20). „Und siehe, ich sende<br />

meinen Boten vor dir her.“ (Septuaginta).<br />

Der Engel als Wegbereiter<br />

Der Engel als Bote und Wegbereiter Israels soll das Volk auf<br />

dem Weg durch die Wüste behüten und „an den Ort bringen,<br />

den Gott für das Volk bestimmt hat“ (2. Mose 23:20)<br />

Deshalb soll Israel auf den Engel als Wegbereiter hören und<br />

nicht widerspenstig sein. Der Name Gottes ruht auf ihm. Halsstarrigkeit<br />

wird er nicht vergeben (Vers 21). Es folgt die Verheißung:<br />

„Wirst du aber auf seine Stimme hören und alles<br />

tun, was ich dir sage, so will ich deiner Feinde Feind und<br />

deiner Widersacher Widersacher sein. Ja, mein Engel<br />

(Bote) wird vor dir hergehen und dich bringen zu den<br />

Amoritern, Hetitern Perisitern, Kanaanitern, Hiwitern und<br />

Jebusitern, und ich will sie vertilgen.“ (Vers 23, Lutherbibel<br />

1984)<br />

Anbetung der Götter dieser Völker wird verboten und geboten,<br />

deren Götterbilder und Altäre niederzureißen (Vers 24).<br />

Sie sollen Gott dienen und Ihn anbeten, so wird ihnen Segen<br />

verheißen (Vers 25).<br />

Angst und Schrecken als Wegbereiter<br />

Und dann folgt wieder das Motiv des Wegbereitens: „Ich will<br />

meinen Schrecken vor dir her senden und alle Völker verzagt<br />

machen, wohin du kommst, und will geben, dass alle<br />

deine Feinde vor dir fliehen. Ich will Angst und Schrecken<br />

vor dir her senden und vor dir her vertreiben die Hewiter<br />

Kanaaniter und Hetiter.“ (Verse 27-28, Lutherbibel 1984).<br />

Betonung hinzugefügt.<br />

DONNERSTAG<br />

Verarbeitung des Mosetextes<br />

Elia als Wegbereiter<br />

Den Satz aus dem Buch Mose mit dem Motiv des Engels (Boten)<br />

Gottes als Wegbereiter (2. Mose 23:20ff) greift Maleachi<br />

auf (Mal. 3:1): „Siehe ich sende meinen Boten, und er bereitet<br />

den Weg vor mir her.“ (Biblia Hebraica) „Siehe, ich<br />

sende meinen Boten, und er wird den Weg vor mir bereiten.“<br />

(Septuaginta) Am Ende des Kapitels setzt Maleachi als<br />

Boten, der den Weg vor dem HERRN bereiten soll, den Propheten<br />

Elia ein: „Siehe, ich sende euch Elia, den Propheten,<br />

ehe der große und schreckliche Tag Jahwes kommt.“<br />

(Vers 23 Biblia Hebraica). „Und siehe, ich sende euch Elia,<br />

den Tisbiter, ehe der große und schreckliche Tag des<br />

HERRN kommt.“ (Septuaginta)<br />

Die Reformation Elias<br />

Insgesamt ist festzustellen: Der Mosetext vom Boten, den Gott<br />

vor seinem Volk in der Wüste und bei der Landnahme her<br />

sendet, wird von Maleachi (= mein Bote) aufgegriffen und auf<br />

den Propheten Elia bezogen. Der soll vor dem HERRN hergehen,<br />

„ehe der große und schreckliche Tag des HERRN<br />

44


kommt“, und in einer Reformation dem HERRN den Weg bereiten.<br />

Väter und Söhne sollen miteinander versöhnt werden,<br />

damit sie im Gericht bestehen und das Vernichtungsgericht<br />

von ihnen abgewendet wird (Mal. 3:23-24)<br />

Antworten:<br />

Die Textgeschichte aus Maleachi<br />

Alle drei Synoptiker greifen den Text Maleachis auf, der ursprünglich<br />

aus dem Gesetz Moses stammt und beziehen ihn<br />

auf Johannes den Täufer. Der Text, den diese drei Evangelisten<br />

aus Maleachi aufgreifen, hat bereits seit dem Gesetz Moses<br />

eine Textgeschichte hinter sich: Zuerst das Motiv des<br />

Wegbereiters aus dem Wüstenzug und der Landnahme (2.<br />

Mose 23:20ff), dann die Wiederaufnahme durch Maleachi mit<br />

Deutung auf den endgeschichtlichen Wegbereiter Elia.<br />

Schließlich greifen die Synoptiker (Matthäus, Markus und Lukas)<br />

den Text auf und deuten ihn auf Johannes den Täufer.<br />

Typologisch kann gesagt werden: So wie Gott seinen Engelboten<br />

als Wegbereiter vor dem Volk her gesandt hat, um den<br />

Weg durch die Wüste und bis hin zur Landnahme zu bereiten,<br />

so hat Gott auch einen Boten, den Elia in Gestalt Johannes<br />

des Täufers, voraus gesandt, um die Ankunft des Messias<br />

vorzubereiten.<br />

Textgeschichte aus Jesaja<br />

„Die rufende Stimme in der Wüste“ aus dem Propheten<br />

Jesaja greift Matthäus auf (Mt. 3:3), hat Markus in seinem<br />

Mischzitat (Mk. 1:3) und zitiert Lukas sogar in drei Versen (Lk.<br />

3:4-6). Jesaja stellt diesen Abschnitt in die Vorschau des Exodus<br />

Israels aus der babylonischen Gefangenschaft: „Tröstet,<br />

tröstet, mein Volk! Redet mit Jerusalem freundlich, und<br />

predigt ihr, dass ihre Knechtschaft ein Ende hat…“ (Jes.<br />

40:1). Dann wird das Motiv des Wegbereitens aus dem Exoduserlebnis<br />

Israels, seiner Wanderung durch die Wüste und<br />

seinem Einzug ins verheißene Land aufgegriffen. Noch einmal<br />

wird Gott der HERR seinem Volk den Weg bereiten: „Es ruft<br />

eine Stimme in der Wüste, bereitet dem HERRN den Weg,<br />

macht in der Steppe eine ebene Bahn unserm Gott! Alle<br />

Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen<br />

erniedrigt werden, und was uneben ist, soll gerade,<br />

und was hügelig ist, soll eben werden; denn die Herrlichkeit<br />

des HERRN soll offenbar werden, und alles Fleisch<br />

miteinander soll es sehen; denn des HERRN Mund hat´s<br />

geredet.“ (Jes. 40:3-5, Lutherbibel 1984)<br />

Hoffnung des Evangeliums<br />

Dieses Exodusmotiv würde sich im Auszug aus der römischen<br />

Gefangenschaft wiederholen, so erwartet es das Volk, als es<br />

in die Wüste geht, um die Botschaft Johannes des Täufers zu<br />

hören. Sie meinen, die Johannestaufe mit Sündenvergebung<br />

würde Gottes militärische Befreiungsaktion vorbereiten. Die<br />

Evangelien aber greifen mit der „Stimme aus der Wüste“<br />

das Jesajazitat auf, um den Auszug aus der Knechtschaft der<br />

Sünde einzuleiten, ohne den Messias in diese militärische Erlösung<br />

einzuspannen. Johannes der Täufer wirkt als Wegbereiter<br />

einer Erlösung, die einzig und allein von Sünden erfolgtohne<br />

irdisch-politische Vermengung mit einem innerweltlichen<br />

Heil. (Matth. 1:21).<br />

Fragen: (1) Wie hat Gott seinem Volk im Auszug aus Ägypten<br />

und der anschließenden Wüstenwanderung und Landnahme<br />

den Weg bereitet? (2) Wie hat der Prophet Jesaja dieses Motiv<br />

des Wegbereitens in seiner Prophetie verarbeitet? (3) Wie<br />

hat Maleachi dieses Motiv in seiner Prophetie verwendet? (4)<br />

Wie haben die Evangelien dieses Motiv des Auszugs und der<br />

Wegbereitung gedeutet?<br />

45<br />

FREITAG: Zusammenfassung<br />

(1) Lukas stellt die Wirksamkeit Johannes des Täufers in<br />

die Mitte, flankiert mit dem Gesetz vor seiner Zeit und dem<br />

Gesetz nach seiner Zeit. Die ewige Gültigkeit und Unabänderlichkeit<br />

des Gesetzes wird für den Verlauf der gesamten<br />

Heilsgeschichte ausgesprochen (Lk. 16:16-17). Die Heilsgeschichte<br />

verläuft als Linie ohne Bruch zuwischen Gesetz und<br />

Evangelium.<br />

(2) Johannes der Täufer hat bereits das Evangelium verkündigt<br />

und nicht erst Christus. Der Täufer wird in der Heilsgeschichte<br />

zuerst erwähnt, weil er dem Messias zeitlich vorangeht.<br />

(3) Der Täufer befindet sich auf einer kontinuierlichen Linie<br />

in der Heilsgeschichte. Er verkündigt das Evangelium, wie<br />

es das Gesetz und die Propheten vor ihm verkündigt haben<br />

und wie es Christus und die Apostel nach ihm gepredigt haben.<br />

Sie alle befinden sich auf dieser kontinuierlichen Linie<br />

der Heilsgeschichte.<br />

(4) Gesetz und Propheten haben zuallererst im Exodusund<br />

Wüstenmotiv Johannes den Täufer im Blick. Das Motiv<br />

des Wegbereitens stammt ursprünglich aus dem Gesetz Moses<br />

(2. Mose. 23:20ff). Jesaja greift dieses Motiv des Wegbereitens<br />

typologisch auf und bezieht es auf den Exodus aus<br />

Babylon (Jes. 40:1-5). Maleachi greift ebenfalls das alte mosaische<br />

Erlösungsmotiv des Wegbereitens auf und bezieht<br />

es auf den Elia, der vor dem Endgericht auftritt, verbunden<br />

mit einer Reformation, um das Volk auf dieses Gericht vorzubereiten<br />

und das Gericht von Israel abzuwenden (Mal. 3:1.<br />

23-24). Im Wirken des Täufers wird das Motiv des Wegbereitens<br />

aufgenommen, um das Volk auf das Kommen des Messias<br />

vorzubereiten.<br />

(5) Gesetz und Propheten sind prophetische Zeugen bis<br />

hin zu Johannes dem Täufer. Christus tritt hier noch nicht ins<br />

Blickfeld, denn Er ist nicht der Vorläufer, der heilsgeschichtlich<br />

zuerst ins Blickfeld von Gesetz und Propheten tritt.<br />

(6) Das Gesetz Moses ist einerseits prophetischer Urzeuge<br />

im Motiv des Wegbereiters (2. Mose 20:23ff), aufgegriffen<br />

von den Propheten (Jes. 40:1-5; Mal. 3:1.23-24). Das Gesetz<br />

als sittlich moralische Größe bleibt unverändert bestehen (Lk.<br />

16:16-17; Mt. 5:17-19). Gesetz und Evangelium gehen auf der<br />

Linie der Heilsgeschichte Hand in Hand. Auch hier entsteht<br />

auf der Linie der Heilsgeschichte kein Bruch zwischen Gesetz<br />

und Evangelium. Das Gesetz bringt die Sünde ans Licht<br />

(Römer 3:20; 7:7), das Evangelium zeigt den Ausweg in der<br />

Rechtfertigung allein aus Glauben und allein aus Gnaden, ohne<br />

Vorleistung durch Gesetzeswerke oder sonstige Werke (Römer<br />

3:21-28).<br />

Sabbatanfang:<br />

18.21 Uhr


<strong>Lektion</strong> 11 14. März - 20. März <strong>2010</strong><br />

Elia und die Wüstentypologie<br />

Schriftabschnitte: Zu Balaam: Offb.2:14-17; 4. Mose<br />

25:1-9; 31:16; Psalm 106:28; Jes. 8:20; Jes. 65:4. Zur Ernährung<br />

des Volkes Gottes in der Wüste: 2. Mose 16:4; 5. Mose<br />

8:3; Joh. 6:30-35.50-58; 1. Kor. 11:23-26; Mt. 4:4; Offb. 12:6.13-<br />

15. Zur Lokalisierung der Eliabotschaft im Gerichtsmotiv: Daniel<br />

7:23-27; Mal. 3:23-24 und in der Verzahnung der Heilsereignisse:<br />

Apg. 2:18-21.<br />

Merksverse: „Und sie hängten sich an den Baal-Peor<br />

und aßen von den Opfern für die Toten.“ (Ps. 106:28, Lutherbibel<br />

1984) „Siehe, ich will euch senden den Propheten<br />

Elia, ehe der große und schreckliche Tag des HERRN<br />

kommt.“ (Mal. 3:23, Lutherbibel 1984; zur Aufgabe des Elia<br />

siehe ferner Mal. 3:1-5)<br />

1:2; Lk. 3:15-17), das im Zusammenhang der Wiederkunft<br />

Christi als das „zweite Kommen“ steht. Dies vernotwendigt<br />

den Auftritt des Endzeit-Elia, der die Menschen auf dieses<br />

Ereignis vorbereitet.<br />

Fragen: (1) Welche typologische Prophetie mit dem Motiv des<br />

Wegbereitens findet sich (a) im Gesetz Moses und (b) bei<br />

Jesaja? (2) Wie kommt bei beiden das Motiv des Exodus zum<br />

Ausdruck? (3) Wie hat Maleachi das Motiv des Wegbereitens<br />

in seiner Endzeitprophetie verarbeitet? (4) Wie haben die Evangelien<br />

das Motiv des Wegbereitens gedeutet?<br />

Antworten:<br />

SONNTAG<br />

Rückschau<br />

In der vorigen <strong>Lektion</strong> wurde Johannes der Täufer im Blickpunkt<br />

von Gesetz und Propheten betrachtet. Das Gesetz Moses<br />

ist typologisch-prophetischer Urzeuge mit seinem Motiv<br />

der Wegbereitung: Jahwe hat nach der Erlösung Israels aus<br />

Ägypten seinen Engelboten vor dem Volk her gesandt, um<br />

den Weg durch die Wüste zu bahnen, bis hin zur Landnahme<br />

(2. Mose 23:20ff). Hier verbindet sich das Motiv der Wegbereitung<br />

mit dem Motiv der Wüstenwanderung.<br />

Dieses typologische Urbild wird vom Propheten Jesaja aufgegriffen,<br />

der in prophetischer Vorschau den Auszug Israels aus<br />

der babylonischen Gefangenschaft beschreibt. Dabei bereitet<br />

Jahwe seinem Volk wieder den Weg durch die Wüste bis<br />

zurück ins verheißene Land (Jes. 40:1-5).<br />

Dieses typologisch-prophetische Motiv greifen die Evangelien<br />

auf und deuten es auf Johannes, den Wegbereiter des<br />

Messias (Mt. 3:1-3; Mk. 1:3; Lk. 3:4-6). Auch hier wird das<br />

Motiv der Wüstenwanderung und des Wegbereitens aufgegriffen,<br />

denn der Täufer predigt in der Wüste, und das Volk<br />

strömt zu ihm hin in die Wüste. Dies ist ein symbolisches Signal<br />

dafür, dass es in der fortlaufenden Heilsgeschichte erneut<br />

einen Auszug geben wird. Das haben die Menschen begriffen,<br />

die in Scharen zu Johannes in die Wüste kommen, seine<br />

Botschaft zu hören. Die Taufe zur Sündenvergebung wird als<br />

Vorbereitung zu diesem Auszug verstanden. Noch begreift<br />

auch Johannes nicht völlig die Art und Weise des Auszugs,<br />

denn wie seine Zeitgenossen erwartet auch er einen militärischen<br />

Auszug aus der Knechtschaft unter den Römern. Als<br />

ein solcher Auszug ausbleibt, und der Täufer im Gefängnis<br />

inhaftiert ist, kommen ihm Zweifel (Mt. 11:2-3). Der Prophet<br />

Maleachi greift das von Mose und Jesaja bekannte Motiv der<br />

Wegbereitung auf und deutet den Wegbereiter auf den endgeschichtlichen<br />

Elia, der sein Volk auf den „großen und<br />

schrecklichen Tag Jahwes“ vorbereitet.<br />

Die Evangelien sehen in Johannes den Täufer den Elia, der<br />

sein Volk auf das erste Kommen des Messias vorbereitet, verbunden<br />

mit dem Hinweis auf das Endgericht (Mt. 3:7-12; Mk.<br />

In dieser <strong>Lektion</strong> wird das Wüstenmotiv weiter untersucht, um<br />

die Rolle des Endzeit-Elia festzustellen, die er in diesem Wüstenmotiv<br />

am Ende einnimmt.<br />

MONTAG<br />

Gottes Volk in der Wüste<br />

Das verborgene Manna<br />

Die Israeliten wurden in der Wüste mit Manna ernährt. In der<br />

Botschaft an die sieben Gemeinden der Offenbarung des Johannes<br />

taucht das Manna im Sendschreiben an die Gemeinde<br />

Pergamus auf: „Wer überwindet, dem werde ich das verborgene<br />

Manna geben.“ (Offb. 2:17)<br />

Gedacht ist an das Manna, das Mose auf Geheiß Jahwes in<br />

die Bundeslade legte, damit es für die Nachkommen aufbewahrt<br />

werde (2. Mose 16:33; Heb.9:4).<br />

Das Abendmahl<br />

Dieses verborgene Manna ist eine Verheißung für die Neuschöpfung.<br />

Da ist die Gemeinde schon am Ziel der irdischen<br />

Wüstenwanderung. Aber noch ist sie unterwegs. Das gegenwärtige<br />

Manna ist ein Bild des Gedächtnismahls (Abendmahls),<br />

das an den Tod Jesu erinnert und Ausschau hält auf seine<br />

Wiederkunft (1. Kor. 11:23-26; Mt. 26:26-28; Mk. 14:22-24;<br />

Lk. 22:19-20). Damit ernährt Christus sein Volk auf dem Wanderweg<br />

durch die Wüste der Geschichte. In seiner Brotrede<br />

deutet Jesus das Manna auf sich selbst als das Brot des Lebens,<br />

vom Himmel herabgekommen, und verstärkt dies durch<br />

46


die Aufforderung, sein Fleisch zu „zerkauen“ und sein Blut zu<br />

trinken: ein Hinweis auf das Abendmahl (Joh. 6:31-35.51-59).<br />

Urbild von Taufe und Abendmahl<br />

Der Apostel Paulus deutet den Durchzug Israels durch das<br />

Schilfmeer als Urbild der Taufe. Dieses Schilfmeerereignis ist<br />

ein Auszugsereignis, die Erlösung aus Ägypten. Die christliche<br />

Taufe signalisiert einen Auszug aus Gefangensein, Herrschaft<br />

und Sklaverei der Sünde. Hier beginnt das Wüstenmotiv<br />

der Gemeinde Christi als wanderndes Gottesvolk: Sinnbild<br />

des Glaubenslebens und Weges nach der Taufe.<br />

Die Speisung der Wüstengemeinde mit Manna und das Trinken<br />

vom „lebendigen Felsen, der mitfolgte, Christus“, ist<br />

das Urbild des christlichen Abendmahls (1. Kor. 10:1-4).<br />

Wort Gottes<br />

Die Gemeinde wird nicht nur mit dem Abendmahl geistlich ernährt,<br />

sondern auch mit dem Wort Gottes. So erinnert Mose<br />

das Volk unmittelbar vor seinem Einzug ins verheißene Land<br />

nach einer Wüstenwanderung von vierzig Jahren: „Er demütigte<br />

dich und ließ dich hungern und speiste dich mit Manna,<br />

das du und deine Väter nie gekannt hatten, auf dass er<br />

dir kundtäte, dass der Mensch nicht lebt vom Brot allein,<br />

sondern von allem, was aus dem Munde des HERRN geht.“<br />

(5. Mose 8:3, Lutherbibel 1984).<br />

Christus antwortet dem Versucher in der Wüste (!): „Nicht<br />

von Brot allein lebt der Mensch, sondern von jedem Wort,<br />

das aus dem Munde Gottes hervorgeht.“ (Mt. 4:4)<br />

Jeremia sagt: „Dein Wort ward meine Speise, sooft ich´s<br />

empfing.“ (Jer.15:16; vgl. Hes. 2.9-10; 3:1-3; Offb. 10:8-11;<br />

Heb. 5:11-14; 1. Pt. 2:1-3).<br />

Fragen: (1) In wiefern sind Durchzug durchs Schilfmeer und<br />

die anschließende Speise und Trank Israels in der Wüste ein<br />

Urbild für die christliche Taufe und das Abendmahl? (2) Wie<br />

hat Christus in seiner Brotrede das Manna in der Wüste gedeutet?<br />

(3) Was hat es mit dem „verborgenen Manna“ auf sich,<br />

das im Sendschreiben an die Gemeinde zu Pergamus erwähnt<br />

wird?<br />

Antworten:<br />

DIENSTAG<br />

Die verfolgte Wüstengemeinde<br />

Zur Zeit Neros<br />

Das Abendmahl im Gedenken an den Tod Christi mit dem<br />

Ausblick auf den wiederkommenden HERRN, in und mit den<br />

Elementen Brot und Wein, war nicht nur die geistliche Nahrung<br />

der Urgemeinde. In den Katakomben außerhalb der Stadt<br />

Roms, wo die verfolgten Christen zur Zeit Neros ihre Toten<br />

begruben, hielten sie auch das Abendmahl. Sie wurden unter<br />

der Erde von Gott mit geistlicher Nahrung versorgt, die ihr<br />

Glaubensleben nicht erlöschen ließ: Abendmahl und Wort<br />

Gottes. (Siehe E. G. White, Der große Kampf, Seite 40). Die<br />

Wüstenwanderung der Gemeinde Christi setzt sich hier<br />

in der Verfolgungsgeschichte fort.<br />

Im Mittelalter<br />

Zur Zeit der Staatskirche ab Konstantin geht der Wanderweg<br />

durch die Wüste weiter. Die Gemeinde Christi wird von Gott<br />

auch hier ernährt. Es erfüllt sich die prophetische Vision des<br />

Sehers von Patmos: „Und als der Drache sah, dass er auf<br />

die Erde hinab geworfen worden war, verfolgte er die Frau,<br />

die das Kind geboren hatte, und es wurden ihr zwei große<br />

Adlerflügel gegeben, damit sie an ihren Ort in die Wüste<br />

flöge und dort ernährt würde eine Zeit, zwei Zeiten und<br />

eine halbe Zeit: weg vom Angesicht der Schlange.“ (Offb.<br />

12:13-14)<br />

Das Gerichtsmotiv<br />

Wüstenwanderung und Gericht<br />

Diese Zeitangabe von dreieinhalb Zeiten ist apokalyptisch<br />

eschatologisch (endgeschichtlich). Das ist aus dem entsprechenden<br />

dem Abschnitt des Danielbuches zu entnehmen, Dort<br />

wird von der Wirksamkeit des symbolischen kleinen Horns<br />

gesprochen, das sich als antigöttliche Macht überhob und groß<br />

wurde: „Er wird den Höchsten lästern und die Heiligen des<br />

Höchsten vernichten und wird sich unterstehen, Festzeiten<br />

und Gesetz zu ändern. Sie werden in seine Hand gegeben<br />

werden eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit.<br />

Danach wird das Gericht gehalten. Dann wird ihm seine<br />

Macht genommen und ganz und gar vernichtet werden.<br />

Aber das Reich und die Macht und die Gewalt über die<br />

Königreiche unter dem ganzen Himmel wird dem Volk der<br />

Heiligen des Höchsten gegeben werden, dessen Reich<br />

ewig ist, und alle Mächte werden ihm dienen und gehorchen.“<br />

(Daniel 7:25-27, Lutherbibel 1984) Betonung hinzugefügt.<br />

Lokalisierung des Endzeit-Elia<br />

Nach den dreieinhalb prophetischen Zeiten folgt das Gericht.<br />

Das Wüstenmotiv wird vom Gerichtsmotiv abgelöst.<br />

Die Wüstenwanderung der Gemeinde hat ein Ende. Vor<br />

dem „großen und schrecklichen Tag des Gerichts“ soll<br />

der endgeschichtliche Elia auftreten: „Siehe, ich will euch<br />

senden den Propheten Elia, ehe der große und schreckliche<br />

Tag des HERRN kommt. Der soll das Herz der Väter<br />

bekehren zu den Söhnen und das Herz der Söhne zu ihren<br />

Vätern, auf dass ich nicht komme und das Erdreich<br />

mit dem Bann schlage.“ (Mal. 3:23-24, Lutherbibel 1984)<br />

Betonung hinzugefügt.<br />

Der endgeschichtliche Elia tritt zwischen den endgeschichtlichen<br />

dreieinhalb Zeiten und dem Gericht Gottes<br />

auf. Das ist seine Lokalisierung.<br />

Abwendung des Gerichts<br />

Elia auf dem Berg Karmel und Johannes der Täufer haben<br />

ihre Botschaft an das Volk Gottes gerichtet. Der Elia, der vor<br />

dem Endgericht auftritt, wendet sich mit seiner Predigt zuerst<br />

47


an das Volk Gottes. Das Gericht über das Volk Gottes soll<br />

durch Versöhnung abgewendet werden „damit ich nicht<br />

komme und den Erdreich mit dem Bann schlage“. (Mal.<br />

3:23-24)<br />

Auch Johannes der Täufer predigt das Gericht (Mt. 3:7-12).<br />

Die Johannestaufe mit der damit verbundenen Sündenvergebung<br />

soll das Gericht abwenden. Die endgeschichtlichen <strong>Übrigen</strong><br />

sind die Wüstengemeinde, welche die letzte Wegstrecke<br />

der Glaubenswanderung zurücklegt. Die Eliabotschaft ist<br />

zuerst an diese <strong>Übrigen</strong> gerichtet, um in geistgewirkter Buße<br />

und Sinnesänderung das Gericht von ihnen abzuwenden (vgl.<br />

Römer 2:4-5).<br />

Fragen: (1) Zwischen welchen beiden Ereignissen tritt die<br />

endgeschichtliche Eliabotschaft auf? (2) Woraus geht hervor,<br />

dass sich die Eliabotschaft zuerst an die endgeschichtlichen<br />

<strong>Übrigen</strong> richtet? (3) Wodurch soll das Gericht von ihnen abgewendet<br />

werden? (4) Warum sind die endgeschichtlichen<br />

<strong>Übrigen</strong> Kandidaten für die Eliabotschaft?<br />

Antworten:<br />

dem Lustbarkeitswahn, der in Lustbarkeit den einzigen Lebenssinn<br />

sieht (Jes. 22:13; 56:12; Lk. 12:19-20; 1. Kor. 15:32).<br />

Hinzu kommt die Verehrung der Totengeister, die Dämonen<br />

sind (4. Mose 25:1-2, vgl. Psalm 106:28. 36-38; 1. Kor. 10:20).<br />

Lassen sich die Israeliten da hineinziehen, übertreten sie den<br />

Bund, den Jahwe mit ihnen geschlossen hat. Damit stünden<br />

sie unter dem Fluch. Der Sieg über Israel wäre den Moabitern<br />

und Midianitern sicher. Der Einzug ins verheißene Land wäre<br />

für Israel nahe am Ziel gescheitert - und damit der ganze Heilsplan<br />

Gottes, der auf Christus abzielt.<br />

Die Gefahren, die sich im der Baal-Peor-Versuchung abzeichnen,<br />

wiederholen sich in der Endzeit. Obiges Gefahrenmuster<br />

ist vielseitig. Selbst die endgeschichtlichen<br />

<strong>Übrigen</strong> haben sich in Acht zu nehmen: Wenn es möglich<br />

ist, werden auch sie verführt (Matth. 24:24). Deshalb ergeht<br />

die warnende Eliabotschaft zuerst an sie. Wie sollten<br />

sie die Welt warnen, wenn sie selbst Opfer der Versuchung<br />

Balaams würden?<br />

Der die Gemeinde verschlingt<br />

Die Übersetzer der Septuaginta haben den hebräischen Namen<br />

„Bileam“ als „BALAAM“ gedeutet, eine Schreibweise, die<br />

auch im Sendschreiben an Pergamus übernommen wird. „BA-<br />

LAAM“ setzt sich zusammen aus dem Hebräischen „BALA“,<br />

er verschlingt und „AM“, das Volk. Der Sinn ist: „Er verschlingt<br />

das Volk.“ Die Vertreter dieser Lehre werden „Nikolaiten“ genannt.<br />

Ob diese Gruppe auf „Nikolaos“ zurückgeht, einer der<br />

sieben Wohlfahrtsverwalter (Apg. 6:5), ist unsicher.<br />

MITTWOCH<br />

Zweites Wüstenmotiv<br />

Balaam<br />

Das erste Wüstenmotiv im Sendschreiben an die Gemeinde<br />

Pergamus war das verborgene Manna (Offb. 2:17) in Verbindung<br />

mit der Gemeinde, die in der Wüste ernährt wurde (Offb.<br />

12:6.14) - wie oben besprochen. Das zweite Wüstenmotiv im<br />

Sendschreiben an Pergamus ist die Verführungsgestalt des<br />

Balaam: „Aber ich habe ein weniges gegen dich. Du hast<br />

einige, die an der Lehre Balaams festhalten, der dem Balak<br />

lehrte, den Kindern Israel eine Falle zu stellen. So hast<br />

auch du solche, die gleicherweise an der Lehre der Nikolaiten<br />

festhalten.“ (Offb. 2:14-15)<br />

Wer soll die Gemeinde vor dem endgeschichtlich auftretenden<br />

Balaam warnen, wenn nicht die endgeschichtliche<br />

Eliabotschaft? Balaam und Elia stehen einander gegenüber.<br />

Dies fordert die Gemeinde zur Entscheidung auf: ganz<br />

gleich, ob Balaam innerhalb oder außerhalb der Gemeinde<br />

sein Unwesen treibt.<br />

Das Gefahrenmuster<br />

Das Gefahrenmuster ist im Rat Bileams verpackt, der dem<br />

Balak geraten hatte, die Israeliten zum Baalsopferfest einzuladen<br />

(4. Mose 31:16), verbunden mit so genannten „heiligen<br />

Hochzeiten“ (Hurerei) in Verehrung der Fruchtbarkeitsgötzen<br />

(4. Mose 25:1.6). Das ist die Versuchung zum Hedonismus,<br />

Vermutlich ist dies eine ähnliche Wortschöpfung wie „Balaam“<br />

und setzt sich zusammen aus „NIKAO“, er besiegt und „LAOS“,<br />

das Volk: Volksbesieger. Durch die Lehre BALAAMS soll<br />

die ganze Gemeinde verschlungen und besiegt werden,<br />

so dass ihr Einzug ins Reich Gottes der Neuschöpfung<br />

fehlschlägt und Gott keine Gemeinde mehr hat.<br />

Die Eliabotschaft richtet sich mit ihrer Warnung vor diesen<br />

Gefahren zuerst an die eigenen Reihen der Endzeitgemeinde.<br />

Nur wenn der endgeschichtliche Überrest die Warnung<br />

für sich selbst ernst nimmt, wird eine Warnung nach außen<br />

hin ernst genommen. Die Eliabotschaft ist ein Rauchmelder,<br />

der die Schlafenden mit Sirenengeheul aufweckt, um<br />

sie vor ihrem geistlichen Erstickungstod zu bewahren.<br />

Die Waffe Elias<br />

Während die Lehre Bileams zu allen Zeiten lebendig ist, ist<br />

auf der entgegengesetzten Seite die Eliabotschaft ebenso lebendig.<br />

Christus spricht zur Gemeinde Pergamus und zur<br />

Gemeinde insgesamt, einschließlich zu den endgeschichtlichen<br />

<strong>Übrigen</strong>: „Ändere deine Gesinnung, wenn nicht, werde<br />

ich dir rasch kommen und gegen sie (die Nikolaiten in<br />

der Gemeinde) mit dem Schwert aus meinem Munde kämpfen.“<br />

(Offb. 2:16; vgl. 1:16)<br />

Das Schwert, mit dem Christus gegen die Nikolaiten in<br />

der Gemeinde kämpft, ist der Bußruf Christi durch sein<br />

Wort in der Eliabotschaft, die „im Geist und in der Kraft<br />

Elias“ geschieht. Widerstreben die Nikolaiten diesem Bußruf,<br />

wird das Schwert aus dem Munde Christi zu einem<br />

Gerichtsinstrument, mit dem Christus die Nikolaiten am<br />

Gerichtstag vernichtet (Offb. 19:15).<br />

Die Herrlichkeit und Heiligkeit der Neuschöpfung würden sie<br />

mit ihrer unheiligen Gesinnung besudeln.<br />

48


Fragen: (1) Welche Palette von Versuchungen hat der Rat<br />

Bileams zusammengebündelt? (2) Wo finden sich heute solche<br />

Gefahren? (3) Inwiefern ist das Schwert Christi die Eliabotschaft?<br />

(4) Wie wirkt sich dieses zweischneidige Schwert<br />

bei den Nikolaiten im Falle ihrer Unbußfertigkeit aus?<br />

Antworten:<br />

DONNERSTAG<br />

Die Eliabotschaft an die Welt<br />

Die Befähigung<br />

Wenn die Elia-Botschaft durch ihren Bußruf das Gericht von<br />

den endgeschichtlichen <strong>Übrigen</strong> abgewendet hat (vgl. Offb.<br />

2:5.16; 3:16), die Sünde aus ihrem Leben ausgeräumt, der<br />

Heilige Geist in großem Maße ausgegossen worden ist, wie<br />

Joel es geschaut hat (Joel 3:1-4), dann erst sind die endgeschichtlichen<br />

<strong>Übrigen</strong> befähigt, die Eliabotschaft an die Welt<br />

zu richten. Erst wenn die Eliabotschaft ihre Aufgabe an den<br />

endgeschichtlichen <strong>Übrigen</strong> erfüllt hat, wird sie nach<br />

außen hin glaubhaft.<br />

Unglaubwürdigkeit<br />

Die Eliabotschaft ist unglaubwürdig, wenn die Verkündiger<br />

selbst noch in Sünden verstrickt sind und von der Herrschaft<br />

der Sünde, die sie versklavt, noch nicht losgekommen sind.<br />

Wird die Eliabotschaft in einem solchen Zustand verkündigt,<br />

werden die Mächte der Finsternis sagen: „Elia und Johannes<br />

den Täufer kennen wir. Aber wer seid ihr?“<br />

Wer die Eliabotschaft im unbekehrten Zustand verkündigt,<br />

sie zu einem Schlagwort degradiert, wird Prügel einstecken.<br />

Es wird ihm ergehen, wie den sieben Söhnen des<br />

Hohenpriesters Skeva. Sie hatten versucht, Dämonen auszutreiben,<br />

indem sie sich auf den Namen Jesu beriefen,<br />

den Paulus predigte. Dabei hatten sie keinerlei innige Beziehung<br />

zu Christus und standen auch nicht in der Kreuzesnachfolge<br />

wie Paulus (Apg. 19:13-16; Gal. 6:14; 2. Kor.<br />

11:24-29).<br />

Der Bußruf des Petrus setzt den Bußruf des Elia auf dem<br />

Karmel und den Bußruf Johannes des Täufers fort. Dieser<br />

Bußruf in der Endzeit ergeht zuerst an den endgeschichtlichen<br />

Überrest, der auf seine Endzeitrolle vorbereitet<br />

und mit dem Heiligen Geist ausgerüstet wird.<br />

Letzter Auftritt des Endzeit-Elia<br />

Die Reihenfolge dieser Heilsereignisse hängt ineinander wie<br />

die Zahnräder einer Armbanduhr: Sinnesänderung und Bekehrung<br />

führen zum Auslöschen der Sünde. Das Auslöschen<br />

der Sünde eröffnet den Weg für die Zeit der Erquickung - die<br />

Zeit der Neubelebung durch die Ausgießung des Heiligen<br />

Geistes, wie Joel es für die Zeit des Endes vorausgesagt hat<br />

(Joel 3:1-4). Die Eliabotschaft hat die endgeschichtlichen<br />

<strong>Übrigen</strong> im Bußruf zum Auslöschen der Sünde geführt.<br />

Die Väter sind mit den Söhnen und die Söhne mit den<br />

Vätern versöhnt worden. (Mal.3:23; Lk. 1:17). Daraufhin ist<br />

der Heilige Geist in großem Maße ausgegossen worden.<br />

Jetzt erschallt die Eliabotschaft „im Geist und in der Kraft<br />

Elias“ (Lk. 1:17) mit lautem Ruf an die Welt und das religiöse<br />

Verwirrungssystem Babylons (Offb. 18:1-4, vgl. 1. Mose<br />

11:6-9). In der letzten Anbetungskrise ruft die Eliabotschaft<br />

zur Entscheidung auf (Offb. 13:11-18).<br />

Zweck der Geistesausgießung<br />

Die Neubelegung durch eine Geistesausgießung am Ende der<br />

Tage ist kein Selbstzweck für die endgeschichtlichen <strong>Übrigen</strong>.<br />

Es geht nicht darum, in einem ekstatischen Seligkeitsgefühl<br />

auf Wolken über die Erde hinwegzuschweben und<br />

sich selbst zu erbauen. Vielmehr werden die <strong>Übrigen</strong> befähigt,<br />

die letzte Eliabotschaft an die Welt zu richten. Sie sind<br />

dann der Endzeit-Elia, die „im Geist und in der Kraft Elias“<br />

zur letzten Entscheidung rufen.<br />

Die Wiederkunft Christi ist das Ziel der ganzen Heilsgeschichte.<br />

Die Eliabotschaft will die ganze Welt auf dieses Ereignis vorbereiten.<br />

Fragen: (1) Wann wird die Elia-Botschaft unglaubhaft? (2)<br />

Woran lag es, dass die sieben Söhne des Hohenpriesters<br />

Skeva versagten? (3) Inwiefern ist die Predigt des Petrus eine<br />

Eliabotschaft? (4) Welche Rolle spielt die Eliabotschaft in der<br />

Kette der Heilsereignisse, die Petrus erwähnt?<br />

Antworten:<br />

Die Eliabotschaft des Petrus<br />

Das Petruswort zu Pfingsten ist eine Eliabotschaft, die am<br />

Bußruf erkennbar ist und bis zur Wiederkunft Christi reicht:<br />

„So ändert nun eure Gesinnung (tut Buße) und bekehrt<br />

euch, damit eure Sünden ausgelöscht werden, damit die<br />

Zeiten der Erquickung kommen vom Angesicht des<br />

HERRN und er den sende, der zuvor bereitgestellt worden<br />

ist, Christus.“ (Apg. 3:19-20)<br />

FREITAG - Zusammenfassung und Vertiefung<br />

(1) Vom Ansatz des Wüstenmotivs wurde die Gemeinde<br />

Christi untersucht. Uns interessierte die Existenz der Gemeinde<br />

auf dieser Wüstenwanderschaft, ihre Versuchungen in Ur- und<br />

49


Endgeschichte und die Rolle der Eliabotschaft auf diesem<br />

Wanderweg des Glaubens.<br />

(2) Die Eliabotschaft richtet sich zuerst an die endgeschichtlichen<br />

<strong>Übrigen</strong>, sie auf ihre Aufgabe vorzubereiten, „im Geist<br />

und in der Kraft Elias“ die Welt auf die Wiederkunft Christi<br />

vorzubereiten. Wo die Eliabotschaft an den endgeschichtlichen<br />

<strong>Übrigen</strong> durch Unbußfertigkeit scheitert, wird die Verkündigung<br />

an die Welt und Babylon unglaubwürdig.<br />

(3) Es wurde ein Blick auf die Nahrung der Wüstengemeinde<br />

geworfen, die durch die Eliabotschaft für ihre eigentliche<br />

Aufgabe vorbereitet wird. Bei der Gemeinde Pergamus wird<br />

das „verborgene Manna“ genannt (Offb. 2:17). Dies ist eine<br />

eschatologische (endgeschichtliche) Gabe im Reich der Herrlichkeit<br />

und erinnert an das Manna in der Wüste und das Mahl<br />

im Reich der Herrlichkeit (Mt. 26:29; Mk. 14:25; Lk. 22.28-30).<br />

(4) Im Wüstenmotiv ist der Durchzug Israels durch das<br />

Schilfmeer das Urbild der Taufe, während die darauf folgende<br />

Speisung in der Wüste mit Manna und das Trinken vom Fels<br />

das typologische Symbol des Abendmahls ist (1. Kor. 10:1-4).<br />

Abendmahl und Gottes Wort ist die Speise, die Gottes Volk<br />

auf seiner Glaubenswanderschaft begleitet. Die Frau (= Gemeinde)<br />

in der Wüste wurde dreieinhalb Zeiten in der Wüste<br />

von Gott ernährt (Offb. 12:6.14). Das ist unverändert die Nahrung<br />

der endgeschichtlichen <strong>Übrigen</strong>, die in der Endzeit mit<br />

der Eliabotschaft auftreten (Vers 17).<br />

hat in diesem Stadium die weltweite Aufgabe, die Welt auf die<br />

Wiederkunft Christi vorzubereiten.<br />

(9) Der Endzeit-Elia soll unmittelbar vor dem Gericht auftreten<br />

(Mal. 3:23) Der Prophet Daniel setzt das Gericht nach<br />

den dreieinhalb Zeiten an (Daniel 7:25-27). Daraus folgt, dass<br />

der Endzeit-Elia nach den eschatologischen (endgeschichtlichen)<br />

dreieinhalb Zeiten und vor dem Gericht auftritt und auftreten<br />

muss, wenn die Welt auf dieses Gericht vorzubereiten<br />

ist. Im Buch der Offenbarung treten die eschatologischen<br />

<strong>Übrigen</strong> nach diesen dreieinhalb Zeiten auf (Offb. 12:13-<br />

17). Sie sind die Kandidaten für die Eliabotschaft, die „im<br />

Geist und in der Kraft Elias“ Menschen auf die Wiederkunft<br />

Christi und das Gericht vorbereitet.<br />

(10) Das Gericht wird bei denen abgewendet, die sich von<br />

Gottes Geduld durch die Eliabotschaft zur Buße leiten lassen<br />

(Römer 2:4-5; Apg. 3:19-20).<br />

Sabbatanfang:<br />

18.33 Uhr<br />

(5) Die Verführungsgestalt des Balaam im Sendschreiben<br />

von Pergamus ist ein weiteres Wüstensymbol. Diese Versuchung<br />

betraf Israel unmittelbar vor dem Überqueren durch den<br />

Jordan ins verheißene Land. Israel ist bei den gemeinsamen<br />

Opfermahlen ein Bündnis mit den Moabitern und Midianitern<br />

eingegangen (4. Mose. 25:1ff). Die Eliabotschaft der Endzeit<br />

warnt vor Bündnissen mit antichristlichen Allianzen. Israel hat<br />

mit den Töchtern der Moabiter und Midianiter unter dem Deckmantel<br />

der Heiligkeit (heilige Hochzeiten zu Ehren der Fruchtbarkeitsgottheit)<br />

Hurerei getrieben.<br />

Die Eliabotschaft in der Endzeit warnt vor Lustbarkeitswahn.<br />

Die Israeliten haben von den Opfern für die Totengeister gegessen<br />

und damit Dämonen verehrt (Psalm 106:28.36-38; 1.<br />

Kor. 10:20-22). Die Eliabotschaft warnt vor dem Spiritismus<br />

der Endzeit, der in einer Verführungsallianz auftritt (16:13-14).<br />

(6) „Balaam“ ist eine Wortschöpfung und bedeutet: „Er<br />

verschlingt“ die Gemeinde. Christus streitet mit seinem zweischneidigen<br />

Schwert gegen die Lehre Balaams in Gestalt der<br />

Eliabotschaft, die zur Sinnesänderung und Buße ruft (Offb.<br />

1:16; 2:16). Geistgewirkte Buße, Sinnesänderung (Römer 2:4-<br />

5) und Überwindung dieser Versuchung (Offb. 2:17) fordert<br />

das Gericht von den Vertretern der Lehre Balaams. Andernfalls<br />

vollstreckt das zweischneidige Schwert Christi das Gericht bei<br />

der Wiederkunft Christi (Offb. 19:15).<br />

(7) Die Pfingstpredigt des Petrus ist eine Eliaboschaft. Sie<br />

zeichnet sich durch ihren Bußruf aus. Die Heilsereignisse sind<br />

klar strukturiert: (A) Buße und Sinnesänderung. (B) Auslöschen<br />

der Sünde. (C) Die Zeit der Erquickung als Ausgießung des<br />

Heiligen Geistes. (D) Die Wiederkunft Christi.<br />

(8) Die Eliabotschaft ruft zuerst die endgeschichtlichen<br />

<strong>Übrigen</strong> zur Buße auf, damit die Sünde in ihren Reihen ausgeräumt<br />

ist. Dann erst wird der Heilige Geist ausgegossen.<br />

Dieser befähigt die <strong>Übrigen</strong>, die Eliabotschaft an die gottferne<br />

Welt und das Babylon vom Evangelium entfernter und mit Irrlehren<br />

verwirrter Religionssysteme zu richten. Die Eliabotschaft<br />

50


<strong>Lektion</strong> 12 21. März - 27. März <strong>2010</strong><br />

Im Geist und in der Kraft Elias - gegen Endzeitverführung<br />

Schriftabschnitte: Die Urversuchung: 4. Mose 31:16;<br />

25:1-3; Psalm 106:28.36-38; 2. Samuel 2:3-25; 2. Könige 1:1-<br />

3; 1. Kor. 10:20. Die Endversuchung: Offb. 3:10; 18:1-4. Die<br />

Warnungsbotschaft: Offb. 14:6-11; 18:1-4; Die Träger der Warnungsbotschaft<br />

als Eliabotschaft: Offb. 12:17; 14:12. Bewahrungswort<br />

und Ermächtigung: Offb. 18:1; 3:10; 1:18; 3:7; Mt.<br />

16:18; Lk. 4:18.<br />

Merkvers: „Danach sah ich einen anderen Engel herunterkommen<br />

aus dem Himmel. Der hatte große Vollmacht,<br />

und die Erde wurde von seiner Herrlichkeit erhellt.“ (Offb.<br />

18:1)<br />

SONNTAG<br />

Rückschau und Vertiefung<br />

Spiritismus als verführerische Brücke zwischen den Lebenden<br />

und den Verstorbenen. In Wirklichkeit sind es Dämonen,<br />

welche die Gestalt der einst Lebenden annehmen und befragt<br />

werden (Psalm 106:28.36-38; Jes. 8:19; 1.Kor. 10:20).<br />

Dieser Spiritismus tritt im Trio einer antichristlichen Allianz dreier<br />

unreiner „Froschgeister“ auf (Offb. 16:13-14). Der Endzeit-Elia<br />

in Gestalt des Trios der Dreieingelsbotschaft warnt vor dieser<br />

Verführung (Offb. 14:6-12).<br />

Fragen: (1) Wann soll der Endzeit-Elia im Hinblick auf die<br />

dreieinhalb prophetischen Zeiten und das danach folgende<br />

Gericht auftreten? (2) Wie wird der Endzeit-Elia für seine Endaufgabe<br />

befähigt? (3) Welche Aufgabe fällt ihm in seiner Verkündigung<br />

zu?<br />

Antworten:<br />

In der vorigen <strong>Lektion</strong> wurden das Wüstenmotiv und das Gerichtsmotiv<br />

betrachtet. Das Wüstenmotiv beinhaltet die Glaubenswanderung<br />

des Volkes Gottes durch die gesamte Geschichte<br />

hindurch. Der Eintritt des einzelnen Gläubigen zu diesem<br />

Weg ist die Taufe. Auf diesem Glaubensweg wird die<br />

Gemeinde von Gott mit leiblichem (Manna) und geistlicher Nahrung<br />

versorgt (Abendmahl).<br />

Der Weg durch die Wechselfälle der Geschichte hat das Ziel<br />

der Wiederkunft Christi mit dem Endgericht und der Neuschöpfung.<br />

Die dreieinhalb prophetischen Zeiten aus dem Buch<br />

Daniel (Daniel 7:25) führen die Gemeinde Gottes in ihrer<br />

Wüstenwanderung durch eine Zeit der Verfolgung, die in die<br />

Zeit des Untersuchungsgerichts einmündet (Daniel 7:9-10.26),<br />

das mit der Gerichtsvollstreckung endet (Verse 11-12). Der<br />

Prophet Maleachi verkündet den eschatologischen (endgeschichtlichen)<br />

Elia „ehe der große und schreckliche Tag<br />

des Gerichts“ kommt (Mal. 3:23). Dies ist die Phase des Vollstreckungsgerichts.<br />

Daraus folgt, dass der Endzeit-Elia zwischen dem Ende dieser<br />

dreieinhalb Zeiten und dem Gericht lokalisiert ist, das mit<br />

der Untersuchungsphase beginnt und mit der Vollstreckungsphase<br />

endet. Der Endzeit-Elia hat die Aufgabe, Gottes Volk<br />

auf das Untersuchungsgericht und dem folgenden Vollstreckungsgericht<br />

vorzubereiten und damit auch auf die Wiederkunft<br />

Christi, der das Endgericht vollstreckt (Offb. 19:11-21).<br />

Die endgeschichtlichen <strong>Übrigen</strong> sind die Kandidaten, denen<br />

die Aufgabe der Verkündigung der Eliabotschaft zukommt. Ehe<br />

sie reif dafür sind, ergeht die Eliabotschaft zuerst an sie selbst<br />

und bewirkt Sinnesänderung, Auslöschen der Sünde, Vergebung<br />

und Versöhnung (Mal. 3:23-24; Apg. 3:19-20). Dies ist<br />

die Bedingung der Ausgießung des Heiligen Geistes am Ende<br />

der Tage (Joel 3:1-4).<br />

Erst dann sind sie befähigt, den „lauten Ruf“ als Buß- und<br />

Entscheidungsruf an die Welt und an Babylon „im Geist und<br />

in der Kraft Elias“ zu richten (Offb. 18:1-4; 14:6-12).<br />

Die Eliabotschaft warnt vor dem Wirken des endgeschichtlichen<br />

Bileam (Balaam). Sein Verführungspaket beinhaltet den<br />

51<br />

Vorschau<br />

In dieser <strong>Lektion</strong> wird die Endzeitrolle des endgeschichtlichen<br />

Elia näher betrachtet. Sein Gegner ist der endgeschichtliche<br />

Balaam. Dieser tritt wie sein typologisches Muster als Brückenbauer<br />

zwischen Lebenden und Dämonengeistern auf.<br />

Diese sind in Wirklichkeit gefallene Engel, die nach ihrem<br />

Aufruhr im Himmel auf die Erde örtlich und zeitlich begrenzt<br />

ihr Unwesen treiben. Die Eliabotschaft warnt vor deren Verführung.<br />

MONTAG<br />

Das Baal-Peor- Ereignis<br />

Fortdauer der Versuchung<br />

Balaam ist tot. Aber seine Lehre taucht in der Gemeinde Pergamus<br />

auf (Offb. 2:14), identisch mit den Nikolaiten (Vers 15).<br />

Schon im Sendschreiben an die Gemeinde Ephesus wird vor<br />

den Nikolaiten gewarnt, welche die Lehre Balaams vertreten.<br />

Die Lehre Balaams wird solange ihr verführerisches Unwesen<br />

treiben, bis sie mit ihren Anhängern im Endgericht<br />

Gottes endgültig gerichtet und aus der Welt geschafft<br />

worden ist: zusammen mit der antichristlichen Allianz, mit<br />

der sie in der Endzeit auftritt (Offb. 3:16; 16:13-14; vgl. 19:11-<br />

21).


Gerichtstypologie<br />

Im Baal-Peor-Ereignis lagert Israel in Schittim, am Ostufer des<br />

Jordan und steht kurz davor, den Jordan zu überqueren, um<br />

ins verheißene Land einzuziehen (4. Mose 25:1a). Gerade zu<br />

diesem Zeitpunkt kommt jene massive Versuchung auf Israel<br />

zu: die Teilnahme Israels am Schlachtopfer für die Dämonen<br />

(siehe 4. Mose 31:16; 25:1-3; Psalm 106:28.36-38; 1. Kor.<br />

10:20). Gelänge es, das Volk Gottes zu Fall zu bringen, würde<br />

es die weitere Geschichte Israels nicht gegeben haben.<br />

Jahwes Zorn war ausgebrochen (4. Mose 25:3).<br />

Die Israeliten wären ganz vertilgt worden (Vers 11), hätte Gott<br />

nicht angewiesen, die Anführer in Israel hinzurichten (Vers 4).<br />

Pinhas vollstreckte das Gericht Gottes in einem ganz<br />

besonders provokantem Fall (Verse 6-8, vgl. Psalm 106:30),<br />

so dass die Gerichtsplage an Israel, der bereits 24.000 zum<br />

Opfer gefallen waren, aufhörte und der Zorn Gottes sich legte<br />

(Verse 9-11). Gerichtstypologisch wirft dies seinen Schatten<br />

auf Gottes Gerichtshandeln in der Endzeit. Christus<br />

wird mit seinen Engeln selbst das Gericht an der Versuchungsallianz<br />

unreiner Geister vollstrecken (Offb. 16:12-<br />

16), wenn Er in Macht und Herrlichkeit als HERR aller<br />

HERREN wiederkommt (Offb. 19:11-21).<br />

Hier aber hatte Israel selbst schweren Schaden hinnehmen<br />

müssen: vierundzwanzigtausend Israeliten hatte die Gerichtsplage<br />

ausgelöscht (Vers 9). Gerichtstypologisch tritt zutage:<br />

Gläubige, die sich von jener Allianz unreiner Geister (Offb.<br />

16:12-16) verführen lassen (vgl. Mt. 24:24), liefern sich selbst<br />

jenem Gericht aus. Die Warnung der Eliabotschaft als zweischneidiges<br />

Schwert (Jes. 49:2; Eph. 6:17; Heb. 4:12) richtet<br />

sich daher auch an die eigenen Reihen derer, die eine solche<br />

Botschaft verkündigen.<br />

Fragen: (1) Zur Gerichtstypologie: In welch einer Beziehung<br />

steht das Gericht Gottes im Baal-Peor-Ereignis zum Endgericht?<br />

(2) Welcher Schaden entstand Israel im Verlauf der<br />

Verführung in Schittim? (3) Warum warnt die Eliabotschaft am<br />

Ende der Tage auch diejenigen, die diese Warnungsbotschaft<br />

verkündigen?<br />

Antworten:<br />

DIENSTAG<br />

Die Auseinandersetzung<br />

Elia und Balaam<br />

Die endgeschichtlichen <strong>Übrigen</strong> haben sich mit der endgeschichtlichen<br />

Lehre des Balaam auseinanderzusetzen, die bis<br />

zum Endgericht andauert. Balaam tritt nicht allein auf, sondern<br />

in antichristlicher Allianz des Trios der „unreinen Froschgeister“,<br />

die mit allen Irrlehren auch die Lehre Balaams in sich<br />

aufnehmen (Offb. 2:14; Offb. 16:13-14; vgl. 2. Pt. 2:1-22; Judas<br />

1-16). Es kommt zur letzten Auseinandersetzung zwischen<br />

der Lehre Balaams und der Eliabotschaft.<br />

Weltweite Verführung<br />

Das Baal-Peor -Ereignis war eine örtlich begrenzte Versuchung<br />

Israels in Schittim, am Ostufer des Jordan. In der Endzeit geschieht<br />

die Versuchung weltweit und erfasst auch die endgeschichtlichen<br />

<strong>Übrigen</strong>, die in den Strudel dieser Versuchung<br />

hineingezogen werden. Christus warnt vor diesen Versuchungen<br />

und betont, dass selbst die Auserwählten verführt werden<br />

können (Mt. 24:24). Die örtlich auftretende Anbetungskrise<br />

in Schittim, hervorgerufen durch den arglistigen Rat<br />

Bileams (4. Mose 31:16), sowie die Anbetungskrise auf dem<br />

Berge Karmel, wo Elia im Gottesurteil mit Feuer vom Himmel<br />

auftrat: diese örtlichen Anbetungskrisen nehmen in<br />

der Endgeschichte weltweite Ausmaße an (vgl. Offb. 13:14;<br />

16:13-14).<br />

Die Verheißung<br />

Der Gemeinde Philadelphia wird eine Verheißung für diese<br />

weltweite Versuchung am Ende der Zeit gegeben: „Weil du<br />

bewahrt hast das Wort meiner Geduld, werde ich dich auch<br />

bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den<br />

ganzen Weltkreis kommen wird, zu versuchen die auf Erden<br />

wohnen.“ (Offb. 3:10)<br />

In dieser weltweiten Versuchung sieht der Seher von Patmos<br />

einen Engel vom Himmel herabkommen, der die ganze Erde<br />

mit seiner Herrlichkeit erleuchtet (Offb. 18:1). Dies ist die Eliabotschaft,<br />

die „im Geist und in der Kraft Elias“ mitten in die<br />

Finsternis weltweiter Verführung hineinruft und hineinleuchtet.<br />

Die Eliabotschaft „im Geist und in der Kraft Elias“ ist<br />

die Herrlichkeit, die vom Thron Gottes kommend, einen hellen<br />

und klaren Unterschied zwischen Licht und Finsternis erkennen<br />

lässt. Jeder wird eine Entscheidung zu treffen haben<br />

zwischen der Lehre Balaams und der Eliabotschaft.<br />

Die Krisis<br />

Die Eliabotschaft ruft alle Welt auf, die Finsternis religiöser<br />

Versuchung zu verlassen und dem himmlischen Licht<br />

zu folgen (Offb. 18:1-4).Hier prallt die Eliabotschaft mit der<br />

Lehre und Botschaft Balaams in einer weltweiten „Krisis“<br />

(Entscheidung) aufeinander. Die Unterscheidungsgrenzen<br />

sind durch die Eliabotschaft deutlich zu erkennen. Damit ist<br />

die Grundlage für die Entscheidung jedes Einzelnen gegeben.<br />

Die ganze Welt wird vor die Entscheidung gestellt. Ehe<br />

diese Vision in Erfüllung gehen kann, muss die Eliabotschaft<br />

die endgeschichtlichen <strong>Übrigen</strong> im Bußruf Elias zubereiten und<br />

durch die dann folgende Geistesausgießung hierzu befähigen.<br />

Fragen: (1) Zur räumlichen Typologie: Welcher örtliche Unterschied<br />

besteht zwischen der Verführung in Schittim und der<br />

Versuchung in der Endzeit? (2) Welche Verheißung an die<br />

Gemeinde Philadelphia wird in der Endzeitverführung aktuell?<br />

(3) Welche beiden Botschaften prallen in der Endzeitversuchung<br />

aufeinander?<br />

Antworten:<br />

52


MITTWOCH<br />

Spiritismus im Baalskult<br />

Geister verstorbener Helden<br />

Die Versuchung in Schittim zog Israel mitten in den Spiritismus<br />

hinein: „Und sie hängten sich an den Baal-Peor und<br />

aßen von den Opfern für die Toten.“ (Psalm 106:28, Lutherbibel)<br />

Dies war kein Einzelereignis. Auch für den Verlauf der späteren<br />

Geschichte Israels schreibt der Psalmist im Rückblick:<br />

„Und sie opferten ihre Söhne und ihre Töchter den bösen<br />

Geistern und vergossen unschuldig Blut, das Blut ihrer<br />

Söhne und Töchter, das sie opferten den Götzen Kanaans,<br />

sodass das Land mit Blutschuld befleckt war.“<br />

(ebenda, Verse 37-38) Die sogenannten „bösen Geister“ sind<br />

hier gleichbedeutend mit den „Götzen Kanaans“.<br />

Feldgeister und Dämonen<br />

Was hier übersetzt wird mit „bösen Geistern“, geht auf das<br />

Hebräische „SCHEIDIM“ zurück, was „FELDGEISTER“ heißt<br />

(Gesenius, HEBRÄISCHES UND ARAMÄISCHES HAND-<br />

WÖRTERBUCH 17. Auflage, Heidelberg: 1962, S. 808). Diese<br />

FELDGEISTER“ sind die jeweils örtlich verehrten „Götzen“<br />

der Kanaaniter. Baal-Peor ist der Baal (Herr), der am Ort des<br />

Berges Peor verehrt wird (4. Mose 23:28; 25:3). Ihm haben<br />

die Moabiter und Midianiter Schlachtopfer dargebracht. Israel<br />

hat von den Schlachtopfern gegessen und damit diesen Baalgeist<br />

verehrt (4. Mose 25:2). Es wurde geglaubt, Helden und<br />

Heroen seien nach ihrem Tode solche Göttergeister geworden.<br />

Vor diesem Hintergrund bezeichnet der Psalmist die<br />

Götzen Kanaans als „FELDGEISTER“. Die griechische Übersetzung,<br />

die Septuaginta, übersetzt: „Und sie brachten ihre<br />

Söhne und Töchter den Dämonen (tois daimoniois) als<br />

Schlachtopfer dar.“ (Ps. 106:37; vgl. E.G White, Pariarchs<br />

and Prophets, S. 684; deutsch, S. 661).<br />

Der Apostel Paulus behält diese Bezeichnung der Septuaginta<br />

bei: „Was die Heiden als Schlachtopfer darbringen, bringen<br />

sie den Dämonen (daimoniois) als Schlachtopfer dar<br />

und nicht Gott.“ (1. Kor. 10:20)<br />

Gott in Israel, dass ihr hingeht, zu befragen Baal-Sebub,<br />

den Gott von Ekron?“ (2. Könige 1:1-3, Lutherbibel 1984)<br />

Elia tritt mit seiner Gottesbotschaft gegen diese Dämonenbefragung<br />

in Israel auf und stellt sich den Boten mutig in den<br />

Weg. Dies wirft ein Licht auf die Endzeit.<br />

Die endgeschichtliche Eliabotschaft tritt gegen die Lehre<br />

der Unsterblichkeit der Seele und dem damit verbundenen<br />

Kontakt mit Totengeistern „im Geist und in der Kraft<br />

Elias“ warnend auf. Die meisten Kirchen sind mit der Lehre<br />

der Unsterblichkeit der Seele durchsetzt. Sie ist die Grundlage<br />

des alten und modernen Spiritismus.<br />

Die Lehre Balaams beinhaltet den Spiritismus, denn er<br />

hatte geraten, die Israeliten zum Schlachtopferfesten einzuladen.<br />

Die Israeliten folgten der Einladung wie eine Herde<br />

Gänse zur Schlachtung. Die Israeliten aßen mit den<br />

Moabitern und Midianitern vom Schlachtopfer, das den<br />

Dämonen geopfert worden war (4. Mose 31:16; 25:1-3;<br />

Psalm 106:28.37-38). Dieser Totengeisterkult oder Spiritismus<br />

ist ein Pontifex Maximus, ein Oberster Brückenbauer<br />

zwischen den Lebenden und den Toten, zwischen Menschen<br />

und Dämonen und daher eine der größten Verführungen<br />

der Endzeit. Die Eliabotschaft und die Lehre und<br />

Botschaft Balaams prallen in der Endzeit in diesem Punkt<br />

aufeinander.<br />

Fragen: (1) Woraus geht hervor, dass die Israeliten zusammen<br />

mit den Midianitern Dämonen verehrt haben? (2) Zur Elia-<br />

Typlogie: Inwiefern ist das Auftreten Elias gegen das Begehren<br />

Ahasjas ein typologisches Urbild für die Eliabotschaft am<br />

Ende der Tage? (3) Zwischen wem werden im Spiritismus Brücken<br />

gebaut?<br />

Antworten:<br />

Befragung der Göttergeister<br />

Um Weisung zu erhalten, haben die Kanaaniter diese Geister<br />

befragt. Die Kanaaniter haben nicht in plumper Weise selbst<br />

gezimmerte Götzen befragt, die sowieso nicht gehen, nicht<br />

hören, nicht riechen, und nicht reden können, sondern sie<br />

haben die Geister der einstigen Helden befragt, die nach ihrem<br />

Tode Göttergeister oder FELDGEISTER geworden sein<br />

sollen und in Statuen dargestellt wurden. Die Totengeisterbefragung<br />

war im Wirklichkeit eine Befragung der Dämonen<br />

(Psalm 106:28.36-37; 1. Kor. 10:20).<br />

Der König von Samarien, Ahasja, fiel von seinem Obergemach<br />

durch ein Gitter und verletzte sich schwer. Von seinem Krankenlager<br />

trug er seinen Boten auf, sie sollten den Gott von<br />

Ekron, den „Baal-Sebub“, den „Gott der Fliegen“, befragen,<br />

ob er, Ahasja, von seinem schweren Sturz wieder genesen<br />

würde. Der König Israels schickte sich an, Dämonen zu<br />

befragen: was für ein Beispiel für das Volk!<br />

Elias Botschaft<br />

Der Engel des JAHWE redete mit Elia und trug ihm auf, den<br />

Boten entgegenzugehen und zu ihnen zu sagen: „Ist nun kein<br />

DONNERSTAG<br />

Spiritismus und die Eliabotschaft<br />

Allgemeine Geisterbefragung<br />

Die Totenbefragung beschränkte sich im Altertum nicht allein<br />

auf die Geister verstorbener Helden, die Götter geworden<br />

waren. Aufgrund der allgemein verbreiteten Lehre der Unsterblichkeit<br />

der Seele wurde Kontakt mit den Verstorbenen gepflegt,<br />

um sie über Dinge zu befragen, die dem Einzelnen am<br />

Herzen lagen. So hat Saul durch die Totenbeschwörerin zu<br />

Endor den Totengeist des Propheten Samuel heraufholen lassen,<br />

um ihn vor dem Kampf mit den Philistern zu befragen (1.<br />

Samuel Kapitel 28). Im Lichte des Psalmisten hat Saul in Wirklichkeit<br />

einen „FELDGEIST“ oder „DÄMON“ befragt, der die<br />

Gestalt des Saul annahm und in dieser Verkleidung Saul<br />

53


täuschte. Der verstorbene Samuel selbst konnte Saul keine<br />

Auskunft erteilen, „denn die Lebenden wissen, dass sie<br />

sterben werden, die Toten aber wissen nichts, sie haben<br />

keinen Lohn mehr, denn ihr Andenken ist vergessen. Ihr<br />

Lieben und ihr Hassen und ihr Eifer ist längst dahin; sie<br />

haben keinen Teil mehr auf der Welt, an allem, was unter<br />

der Sonne geschieht“. (Pred. 9:5-6, Lutherbibel 1984)<br />

Fragen: (1) In was für einem Gefängnis befinden sich die „unreinen<br />

Geister“? (2) Wie kommen sie in dieses Gefängnis?<br />

(3) Was erwartet sie? (4) Zu welcher Auseinandersetzung<br />

kommt es zu dieser Zeit?<br />

Antworten:<br />

Die Lehre der Unsterblichkeit der Seele ist bis heute die<br />

Grundlage des Kontakts mit so genannten Geistern der<br />

Verstorbenen. Von der Lehre der Unsterblichkeit der Seele<br />

bis zum Kontakt mit verstorbenen Seelen ist es nur ein<br />

kleiner Schritt.<br />

Die Geister im Gefängnis<br />

Die Eliabotschaft „im Geist und in der Kraft Elias“ am Ende<br />

der Tage hat die gleichen „unreinen Geister“, die „Totengeister“<br />

sind, zum Gegner: „Und danach sah ich einen anderen<br />

Engel vom Himmel herabkommen, der hatte große Vollmacht,<br />

und die Erde wurde erleuchtet von seiner Herrlichkeit.<br />

Und er rief mit mächtiger Stimme: Sie ist gefallen, sie<br />

ist gefallen, Babylon, die Große! Und sie ist eine Behausung<br />

von Dämonen geworden, und ein Gefängnis aller<br />

unreinen Geister, und ein Gefängnis aller unreinen und<br />

verhassten Vögel...“ (Offb. 18:1-2).<br />

Aufbewahrt zum Gericht<br />

Eine Parallele findet sich im zweiten Petrusbrief, wo gesagt<br />

wird, dass „Gott die Engel, die gesündigt haben, nicht verschonte,<br />

sondern sie in finstere Löcher gestürzt und übergeben<br />

hat, zum Gericht aufbewahrt zu werden“. (2. Pt. 2:4)<br />

Ähnlich drückt es Judas aus: „Die Engel, die ihre eigene<br />

Herrscherstellung nicht bewahrt, sondern ihren eigenen<br />

Wohnraum verlassen haben, hat er verwahrt zum großen<br />

Tag des Gerichts in ewigen Fesseln unter der Finsternis.“<br />

(Judas 6)<br />

Gemeint ist die Verbannung gefallener Engel, die nach ihrem<br />

Aufruhr im Himmel auf die Erde geworfen wurden und dort<br />

zum Gericht aufbewahrt werden (Offb. 12:7-9; vgl. Mt. 8:29).<br />

Letzte Auseinandersetzung<br />

Der Sturz dieser bösen Mächte aus dem Himmel ist ihr Sturz<br />

in die Verbannung auf die Erde. Dort werden sie aufbewahrt<br />

zum „großen Tag des Gerichts“ (siehe Judas 6 und 2. Pt. 2:4;<br />

Mt. 8:29). Der endgeschichtliche Elia soll kommen „vor dem<br />

großen und schrecklichen Tag des Gerichts“ (Mal. 3:23).<br />

Zu dieser Zeit kommt es zu einer Auseinandersetzung der<br />

Eliabotschaft mit der Botschaft, welche die Schlange der<br />

Eva im Paradies eingeflüstert hat und seither die Grundlage<br />

des Kontakts mit den Totengeistern ist: „Ihr werdet<br />

ganz gewiss nicht sterben.“ (1. Mose 3:4).<br />

Der vom Himmel herabkommende Engel erleuchtet die ganze<br />

Erde mit der Herrlichkeit seiner Botschaft. Er ruft die Menschen,<br />

„ehe der große und schreckliche Tag des HERRN<br />

kommt“, „im Geist und in der Kraft Elias“ zur letzten Entscheidung<br />

auf und fordert zum Auszug aus der Finsternis solcher<br />

Lehren und Praktiken gefallener Engel auf, die vortäuschen,<br />

in Gestalt Verstorbener zu erscheinen, um sie mit sich<br />

in das erwartete Gericht hineinzuziehen.<br />

Die Welt vor dieser Versuchung zu warnen, die über den<br />

ganzen Erdkreis kommt (Offb. 3:10), ist die Aufgabe der<br />

Eliabotschaft.<br />

FREITAG: Zusammenfassung und Vertiefung<br />

(1) Bileam (Balaam) ist eine typologische Verführungsgestalt<br />

in der Geschichte Israels, die sich in der endzeitlichen<br />

Verführungsgestalt Balaams wiederholt (Offb. 2:14-15). Die<br />

Dreiengelsbotschaft warnt vor dieser Gefahr „im Geist und in<br />

der Kraft Elias“. Das gleiche Verführungsmuster im alten Israel<br />

tritt in der Endzeit wieder auf. Es ist der verführerische Brückenbau<br />

zwischen Lebenden und Toten, die in Wirklichkeit<br />

Dämonen sind, welche die Gestalt von Verstorbenen annehmen<br />

(siehe Psalm 106:28.36-38; 4. Mose 25:1-3; 1. Samuel<br />

28:3-25; 2. Könige 1:1-3; 1. Kor. 10:20). Die sie befragen,<br />

befragen Dämonen.<br />

(2) Ein wesentlicher Bestandteil des modernen Babylon ist<br />

dieser Geisterkult, denn Babylon wird unter anderem beschrieben<br />

als „Behausung von Dämonen“ (Offb. 18:1-2). Damit ist<br />

die Verführung des Spiritismus (Kontakt mit Verstorbenen)<br />

durch Balaam im modernen Babylon verankert. Die Dreiengelsbotschaft,<br />

warnt vor dieser Gefahr.<br />

(3) Zur räumlichen Typologie: Die örtliche Versuchung des<br />

Spiritismus in Schittim, am Ostufer des Jordan, nimmt in der<br />

Endzeit weltweite Züge an (Offb. 3:10; 18:2). Auch die Anbetungskrise<br />

auf dem Karmel, wo Elia auftrat (1. Könige Kapitel<br />

18), wirft ihren typologischen Schatten auf die Endzeit, auch<br />

hier mit dem Unterschied, dass diese Krise weltweit ist (Offb.<br />

13:11-18).<br />

(4) Zur zeitlichen Typologie: Ein weiterer typologischer<br />

Vergleichspunkt besteht darin, dass die Versuchung Israels<br />

unmittelbar vor Einzug ins verheißene Land erfolgte. In der<br />

Endzeit verkündigen die endgeschichtlichen <strong>Übrigen</strong> die Dreiengelsbotschaft<br />

„im Geist und in der Kraft Elias“ (Offb. 12:17;<br />

14:6-12-14; 18:1-4) und stehen mit dieser letzten Botschaft,<br />

die an die gottferne Welt und Babylon ergeht, unmittelbar vor<br />

dem Einzug in das himmlische Zion und der Vollendung des<br />

gesamten Heilsplans Gottes (Offb. 14:1-5; 7:1-7; 14:14-20).<br />

(5) Zur Gerichtstypologie: Das vollstreckte Gottesgericht<br />

an den Obersten in Schittim, die in der dämonischen Verführung<br />

mit schlechtem Beispiel vorangingen (4. Mose 25:4-5)<br />

und das Gottesgericht an Simri (Verse 7-8; vgl. Ps. 106:28-<br />

30), der in rebellischer Provokation gegen Mose und Jahwe<br />

eine Hure vor dem Heiligtum zur Schau stellte, den Tränen<br />

der dort Weinenden trotzend (Vers 6), wirft seinen typologi-<br />

54


schen Schatten auf das Endgericht, das Christus selbst mit<br />

seinen Engeln an der Allianz unreiner Geister vollstreckt (Offb.<br />

16:12-21; 19:11-21), sowie an solchen endgeschichtlichen<br />

<strong>Übrigen</strong>, die Gott zum Trotz, sich von der endzeitlichen Verführung<br />

vereinnahmen lassen (vgl. Mt. 24:24).<br />

Antworten:<br />

Die Verkünder der Eliabotschaft warnen andere und müssen<br />

sich angesichts der warnenden Worte Christi selbst<br />

warnen lassen (Mt. 24:24).<br />

(6) Die Dreiengelsbotschaft bereitet die Welt auf das<br />

Ereignis des zweiten Kommens Christi vor, wie Johannes<br />

der Täufer als der zweite Elia Israel auf das erste Kommen<br />

vorbereitete. Daher ist die Dreiengelsbotschaft identisch<br />

mit der Eliabotschaft.<br />

(7) In diesem apokalyptischen Endzeitdrama sind die Verkündiger<br />

dieser letzten Warnungsbotschaft „im Geist und in<br />

der Kraft Elias“ dargestellt mit den Worten: „Hier ist Geduld<br />

der Heiligen, (hier sind) die, welche die Gebote Gottes halten<br />

und den Glauben an Jesus.“ (Offb. 14:12) Nach der Ausgießung<br />

des Heiligen Geistes, wie Joel es verheißen hat (Joel<br />

3:1-3), ist dieser Überrest durch den ausgegossenen Heiligen<br />

Geist befähigt, die Eliabotschaft „im Geist und in der Kraft Elias“<br />

zu verkündigen.<br />

(8) Die Lehre Balaams ist wirksam bis zur Vernichtung<br />

alles Bösen im Endgericht. Die Eliabotschaft tritt „im Geist<br />

und in der Kraft Elias“ (Lk. 1:17), „vor dem großen und schrecklichen<br />

Tag des HERRN“ in Erscheinung (Mal 3:23). Damit prallen<br />

in der Endzeit die Lehre Balaams und die Eliabotschaft<br />

aufeinander.<br />

(9) Das Bildwort des vom Himmel herabkommenden Engels,<br />

der die Erde mit seiner Herrlichkeit erleuchtet, stellt die<br />

Herrlichkeit des Evangeliums „im Geist und in der Kraft Elias“<br />

dar. Diese Botschaft wirft ihr Licht mitten in die Finsternis dieser<br />

Verführung hinein und ruft die Menschen zur Entscheidung<br />

auf. Die Wahl besteht zwischen der Eliabotschaft und<br />

der Botschaft und Lehre Balaams.<br />

(10) In seiner prophetischen Vision sieht der Seher von<br />

Patmos das endzeitliche Babylon als Behausung von Dämonen<br />

und als Gefängnis aller unreinen Geister (Offb. 18:1-2).<br />

Dies zeigt die örtliche und zeitliche Begrenzung dieser Mächte<br />

an: Örtlich, weil sie nach ihrem Sturz aus dem Himmel auf<br />

diese Erde verbannt wurden; zeitlich, weil sie bis zum Gericht<br />

in dieser „Bannmeile“ aufbewahrt werden (vgl. 2. Pt. 2:4; Judas<br />

6; Mt. 8:29).<br />

Die Eliabotschaft ruft Gottes Volk, das noch in diesem Gefängnis<br />

ist (Offb 18:4: „mein Volk“), zum Auszug auf, denn der<br />

auferstandene Christus hat die Schlüssel des Todes und der<br />

Höllenmächte in seiner Hand (vgl. Mt. 16:18; Offb. 1:18), den<br />

Schlüssel Davids, der aufschließt und niemand schließt zu,<br />

der zuschließt und niemand schließt auf (Offb. 3:7). Christus<br />

ruft durch seine Boten in der Eliabotschaft die in der Sünde<br />

des modernen Babylons Gefangenen die in Freiheit (Lk. 4:18).<br />

Fragen: (1) Warum ist die Dreiengelsbotschaft identisch mit<br />

der Eliabotschaft? (2) Worum geht es bei der Versuchung Israels<br />

durch Bileam (Balaam)? (3) Inwiefern taucht diese Versuchung<br />

im modernen Babylon wieder auf? (4) Welche Frohbotschaft<br />

verkündigt Christus durch die Eliabotschaft?<br />

Sabbatanfang:<br />

18.45 Uhr<br />

55


<strong>Lektion</strong> 13 27.März - 3. April <strong>2010</strong><br />

Wiederholung dieses Viertels<br />

In der Wiederholung werden Kernfragen aus der <strong>Lektion</strong><br />

dieses Viertels Auszugsweise herausgegriffen.<br />

Antworten:<br />

Leitwort: „Danach sah ich einen anderen Engel mit großer<br />

Vollmacht vom Himmel herabkommen, und die Erde<br />

wurde von seiner Herrlichkeit erhellt.“ (Offb. 18:1)<br />

<strong>Lektion</strong> 1 bis 5 über Maria und Mariendogmen<br />

(1) Welche vier Mariendogmen haben sich in der nachapostolischen<br />

Zeit herausgebildet, welche die Kirche gespalten<br />

haben? (siehe <strong>Lektion</strong> 1, Dienstag, unter der Überschrift<br />

„LISTE DER VIER MARIENDOGMEN“, und Donnerstag unter<br />

der Überschrift: „DOGMATISCHE ÜBERFRACHTUNG“)<br />

(2) Wie wird versucht, diese Spaltung zu überwinden? (Siehe<br />

<strong>Lektion</strong> 1, Dienstag unter „SPALTUNG DURCH MARIEN-<br />

DOGMEN“?<br />

(3) Welches wäre der einzige Weg, diese Spaltung zu überwinden?<br />

(<strong>Lektion</strong> 1, Dienstag unter „SPALTUNG DURCH<br />

MARIENDOGMEN“)<br />

(4) Inwiefern fügt das Dogma der „Immerwährenden Jungfräulichkeit<br />

Mariens“ dem biblischen Wunder ein zusätzliches<br />

Wunder hinzu, welches von den Evangelien nicht bezeugt<br />

wird? (<strong>Lektion</strong> 1, Dienstag unter „UNSER GLAUBENSBE-<br />

KENNTNIS“)<br />

(5) In wiefern führt der Titel Mariens als „Mutter Gottes“ im<br />

Dogma der Aufnahme Mariens in den Himmel, formuliert von<br />

Papst Pius dem XII. aus dem Jahre 1950, sogar zu einer Vergottung<br />

Mariens? (<strong>Lektion</strong> 2, Freitag unter „ZUSAMMENFAS-<br />

SUNG“, Punkt 8 )<br />

(6) Was hat Maria von sich selber gesagt, wer sie ist? (Lk.<br />

1:37)<br />

(7) Was hat Elisabeth damit gemeint, als sie sagte: „Wie<br />

komme ich dazu, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“<br />

(Lk. 1:43) (<strong>Lektion</strong> 2, Freitag, unter „ZUSAMMENFASSUNG“;<br />

Punkt 2)<br />

(8) Wie wird Maria auf der Hochzeit zu Kana bezeichnet?<br />

(Joh. 2:1.3.12)<br />

(9) Wie wird Maria bezeichnet, als sie zuletzt im Neuen<br />

Testament erwähnt wird? (Apg. 1:14).<br />

<strong>Lektion</strong>en 6 bis 12 zu Elia, Johannes den Täufer<br />

und den Endzeit-Elia<br />

(1) Einleitungsfrage<br />

In was für eine Zeit ist Johannes der Täufer hineingeboren<br />

worden? (<strong>Lektion</strong> 6, „DIE ZEIT DES TÄUFERS“)<br />

(2) Fragen zum Ausweg aus dem Gericht<br />

(a) Inwiefern hat Johannes der Täufer mit seiner Taufpredigt<br />

einen Ausweg aus dem Gericht an Israel aufgezeigt? (Mt. 3:6-<br />

12)<br />

(b) Inwiefern soll der Endzeit-Elia, den Maleachi „vor dem großen<br />

und schrecklichen Tag des HERRN“ ankündigt, das Gericht<br />

an Israel abwenden? (Mal. 3:23-24).<br />

(3) Fragen zur Person des Täufers<br />

(a) Warum ist Johannes der Täufer nach dem Zeugnis Jesu<br />

mehr als ein Prophet (Mt. 11:9-10; <strong>Lektion</strong> 7, DIENSTAG, unter<br />

„MEHR ALS EIN PROPHET“ und „APOKALYPTISCHER END-<br />

ZEITPROPHET“)<br />

(b) Mit welcher Aufgabe ist der Täufer betraut worden? (Mt.<br />

3:3; Mk. 1:2-3; Lk.3:4-6; Jes. 40:3-4).<br />

Antworten:<br />

(10) Welcher apostolische Maßstab, der auch für immer, also<br />

auch für die nachapostolische Zeit gelten soll, ist anzulegen,<br />

um die Bezeichnung Mariens als „Mutter Jesu“ oder „Mutter<br />

Gottes“ zu entscheiden? (1. Joh. 2:24-27 und 2. Joh. 1-2)<br />

56


(4) Fragen zum Motiv des Wegbereiters<br />

(a) Wer war Wegbereiter Israels in der Wüstenwanderung?<br />

(2. Mose 23:20-33)<br />

(b) Auf welche geschichtliche Situation hat Jesaja dieses<br />

Motiv des Wegbereitens bezogen? (Jes. 40:1-5)<br />

(c) Wie hat Maleachi dieses Motiv der Wegbereitung gedeutet?<br />

(Mal. 3:23-24)<br />

(d) Was soll am Himmel und auf Erden in diesem Zusammenhang<br />

geschehen? (Joel 3:1-4)<br />

(e) Wodurch wird der Wegbereiter der Endzeit für seine<br />

Aufgabe befähigt? (Joel 3:1-2).<br />

(5) Fragen zum endgeschichtlichen Wegbereiter<br />

(a) Nach welcher prophetischen Zeitkette treten die endgeschichtlichen<br />

<strong>Übrigen</strong> als Wegbereiter mit der Eliabotschaft<br />

auf? (Offb. 12:13-17)<br />

(b) Warum richtet sich die endgeschichtliche Eliabotschaft<br />

zuerst an die endgeschichtlichen Träger dieser Botschaft?<br />

(c) Warum wird die Eliabotschaft, wenn sie sich mit ihrem<br />

Bußruf zuerst an die endgeschichtlichen <strong>Übrigen</strong> richtet, zum<br />

Ärgernis? An welche der sieben Sendschreiben in der Offenbarung<br />

ergeht ein Bußruf oder ein Ruf zum Überwinden?<br />

(7) Fragen zur endgeschichtlichen Auseinandersetzung<br />

zwischen der Eliabotschaft und der<br />

Lehre Balaams<br />

(a) Auf welches Ereignis greift die Lehre Balaams in den<br />

Gemeinden Ephesus und Pergamus zurück? (Offb. 2:14-15;<br />

2:6; vgl. 4. Mose 25:1-15)<br />

(b) Woraus geht hervor, dass es hierbei um Kontakt mit so<br />

genannten Geistern von Verstorbenen geht? (Psalm<br />

106:28.36-38)<br />

(c) Wen wollte Ahasja eigentlich befragen, als er Boten zu<br />

Baal-Sebub sandte, um eine Auskunft von ihm zu holen? (2.<br />

Könige 1:1-2)<br />

(d) Mit welcher Botschaft tritt Elia den Boten Ahasjas in<br />

den Weg? (Vers 3)<br />

(e) In wiefern wirft dies ein Licht auf die Endzeit, in der die<br />

Eliabotschaft dieselben Mächte in Gestalt des modernen Babylons<br />

vor sich hat? (Offb. 18:1-4)<br />

Abschlussfrage: Inwiefern ist das Auftreten<br />

des Engels aus Offb. 18:1 eine Auswirkung<br />

der Vision Joels? (Joel 3:1-2)<br />

Antworten:<br />

(6) Fragen zum Auftreten des Täufers in der<br />

Heilsgeschichte nach Lk. 16:16-17.<br />

(a) Worauf hat der prophetische Zeigefinger von Gesetz<br />

und Propheten hingewiesen?<br />

(b) Ab wann wurde das Evangelium als prophetische Erfüllung<br />

von Gesetz und Propheten verkündigt?<br />

(c) Woraus geht hervor, dass das Gesetz zusammen mit<br />

dem Evangelium weiter vorhanden ist?<br />

(d) Woraus ersehen wir, dass die Heilsgeschichte eine fortlaufende<br />

Linie ist, ohne einen Bruch zwischen dem Alten und<br />

dem Neuen?<br />

(e) Wo steht Johannes der Täufer in dieser fortlaufenden<br />

Linie der Heilsgeschichte?<br />

Sabbatanfang:<br />

19.56 Uhr<br />

Antworten:<br />

57


Nachwort<br />

Die <strong>Lektion</strong> des vorigen Viertels über Johannes den Täufer hatte verschiedene Gesichtspunkte<br />

bearbeitet und beanspruchte keine Vollständigkeit, zumal gerade über den Täufer viele<br />

Bücher geschrieben wurden.<br />

In der Fortsetzung käme jetzt die Taufe Jesu, seine Versuchungen in der Wüste, die Berufung<br />

seiner Jünger, sowie der Beginn seiner ersten Wirksamkeit.<br />

Dies wäre eine gemeinsame Entdeckungsreise im Gang durch die Evangelien.<br />

Wir werden wie bisher versuchen, intensiv zu studieren. Dabei wird nach jeder neuen <strong>Lektion</strong><br />

eine Rückschau auf die vorige gehalten. Am Ende einer neuen <strong>Lektion</strong> wird am Ende alles<br />

zusammengefasst. Diese Art von Wiederholung prägt und vertieft das Studierte. Warum<br />

studieren? Wir leben in einer Zeit geistlicher Verflachung. Auch wollen wir in dieser Zeit, in der<br />

die „Stunde der Versuchung über den ganzen Erdkreis kommen soll“ (Offb.<br />

3:10), festes Fundament unter den Füßen haben.<br />

Der Heilige Geist ist verheißen, uns dabei in alle Wahrheit zu leiten (Joh. 16:13).<br />

Mit den besten Segenswünschen<br />

Winfried Stolpmann<br />

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