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Nachhaltiges Investieren - Universität St.Gallen

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4 Fazit<br />

Die Beantwortung der eingangs formulierten forschungsleitenden Fragen<br />

setzt die Klärung des wirtschaftsethischen <strong>St</strong>andpunktes und damit die Klärung<br />

einiger zentraler moralphilosophischer Grundfragen voraus. Im vorliegenden<br />

Kapitel zur ethischen Grundlagenreflexion haben wir diese Klärung<br />

zu unternehmen versucht. Die hier plausibilisierten Einsichten und Ergebnisse<br />

dienen zugleich als Prämissen für die in den nächsten Kapiteln folgende<br />

Beantwortung der investment- und beratungsethischen Leitfragen. Sie seien<br />

als zentrale normative Annahmen für unsere anstehenden Überlegungen zusammengefasst:<br />

(1) In Anlehnung an Tugendhat verstehen wir formal unter einer Moral ein<br />

System wechselseitiger Forderungen, das in einer Gemeinschaft aufgrund<br />

von sozialem Druck, genauer: aufgrund der inneren sozialen Sanktionen von<br />

Empörung und Schuld, beide verstanden als spezifisch moralische Gefühle,<br />

besteht. Moralische Forderungen haben primär einen Handlungsbezug. Die<br />

Mitglieder der moralischen Gemeinschaft verpflichten sich wechselseitig, so<br />

und so zu handeln (bzw. diese und jene Handlungen zu unterlassen). Wesentlich<br />

für eine Moral ist also ihr Verpflichtungscharakter: moralische Normen<br />

sind unbedingt, d.h. kategorisch, einzuhalten. Die Mitglieder der moralischen<br />

Gemeinschaft „unterwerfen“ sich den moralischen Normen jedoch nur, soweit<br />

sie diese für begründet halten. Zu einer Moral gehört weiterhin ein Begriff<br />

vom guten Menschen. Ein Mensch ist im moralischen Sinne gut, wenn<br />

er so handelt und ist, wie es die Mitglieder der moralischen Gemeinschaft<br />

wechselseitig voneinander fordern. Mit einem Konzept vom guten Menschen<br />

ist die Disposition zu Lob und Tadel, d.h. die Hochschätzung bzw. Geringschätzung<br />

einer Person in Hinblick auf die Handlungen und Haltungen, die<br />

von einem guten Menschen erwartet werden, verbunden. Die Bedeutung<br />

einer Moral liegt soziologisch darin, gesellschaftliches Zusammenleben zwischen<br />

Individuen zu regeln, ohne dabei auf Sympathien zwischen den Individuen<br />

aufbauen zu müssen.<br />

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