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Nachhaltiges Investieren - Universität St.Gallen

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nur für die Handlungsträger selbst effizient, sondern gegenüber allen Betroffenen<br />

als legitim vertretbar sind.“ 245 Formelhaft gesprochen: Legitimität gilt<br />

vor Effizienz! Dem wirtschaftsethischen Diskurs 246 fällt dabei die operative<br />

Aufgabe zu, im jeweiligen konkreten Fall zu klären, welche Handlung oder<br />

Institution im definierten Sinne ökonomisch vernünftig ist. Der wirtschaftsethische<br />

<strong>St</strong>andpunkt wird also von Ulrich als der <strong>St</strong>andpunkt einer Vernunftethik<br />

des Wirtschaftens verstanden, d.h. als der normative <strong>St</strong>andpunkt der<br />

sozialökonomischen Rationalitätsidee, die wiederum nur eine regulative Idee<br />

im Kantischen Sinne sein kann. 247 Die sozialökonomische Rationalitätsidee<br />

bildet auch ein Gegengewicht zum bereits beschriebenen politischen Ökonomismus<br />

insofern, als sie als ein <strong>St</strong>ück „politische Ethik“, der auch eine<br />

„institutionenethische Grundaufgabe“ zukommt, von Ulrich konzipiert<br />

wird. 248 Sie soll der Tendenz zur „Desintegration des ökonomischen Systems“<br />

entgegenwirken, indem sie – wiederum in integrativer Absicht – die<br />

„[ökonomische] Rationalitätsdynamik in ethisch begründete Gesichtspunkte<br />

der Lebensdienlichkeit“ auch auf politisch-institutioneller Ebene einbindet. 249<br />

Dieser politische Integrationsaspekt ist konstitutiv für die integrative Wirtschaftsethik.<br />

250 – Unsere wirtschaftsethische Grundlagenreflexion ist nun<br />

abgeschlossen. Mit der diskursethisch fundierten sozialökonomischen Rationalitätsidee<br />

ist der gesuchte wirtschaftsethische <strong>St</strong>andpunkt gefunden.<br />

245<br />

246<br />

247<br />

248<br />

249<br />

250<br />

Ibid., S. 132. Ulrich gibt folgende exakte Definition sozialökonomischer Rationalität, in der<br />

ihre diskursethische Fundierung deutlich zum Ausdruck kommt: „Als sozialökonomisch rational<br />

kann jede Handlung oder Institution gelten, die freie und mündige Bürger in der vernunftgeleiteten<br />

Verständigung unter allen Betroffenen als legitime Form der Wertschöpfung<br />

bestimmt haben (könnten).“ Ibid.<br />

Ibid., S. 132.<br />

Ibid., S. 132.<br />

Ibid., S. 133.<br />

Ibid., S. 133.<br />

Als wissenschaftliche Disziplin hat die integrative Wirtschaftsethik, so Ulrich, drei programmatische<br />

Grundaufgaben zu bearbeiten: Erstens die „Kritik der >reinen< ökonomischen<br />

Vernunft“ (Ökonomismuskritik); zweitens die „lebensnahe Entfaltung der sozialökonomischen<br />

Rationalitätsidee“; hierbei sollen „konkrete Leitideen vernünftigen Wirtschaftens aus<br />

dem Blickwinkel der Lebenswelt“ entfaltet werden, sowie drittens die „>Erörterung< möglicher<br />

Orte der Moral des Wirtschaftens“. Ibid., S. 134. Zu allen drei Themenfeldern gibt es<br />

wesentliche Berührungspunkte mit unserer Arbeit. Dies wird im Fortgang der Untersuchung<br />

deutlich werden.<br />

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