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Nachhaltiges Investieren - Universität St.Gallen

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3 Wirtschaftsethische Grundlagenreflexion<br />

Wir sagten, dass die von uns formulierten forschungsleitenden Fragen nur<br />

von einer normativ bestimmten wirtschaftsethischen Perspektive aus zu beantworten<br />

seien und dass für deren Bestimmung moralphilosophische Grundfragen<br />

geklärt werden müssten. Die moralphilosophische Grundlagenreflexion<br />

haben wir im letzten Kapitel abgeschlossen, und so können wir uns nun<br />

der inhaltlichen Bestimmung des wirtschaftsethischen <strong>St</strong>andpunktes zuwenden.<br />

Zur Beantwortung der Frage, was unter dem wirtschaftsethischen <strong>St</strong>andpunkt<br />

zu verstehen sei, orientieren wir uns an Peter Ulrichs Konzeption der<br />

integrativen Wirtschaftsethik. 164 Ulrich beantwortet die Frage nach dem wirtschaftsethischen<br />

<strong>St</strong>andpunkt in zwei Schritten: Im ersten Schritt geht es ihm<br />

um eine „sorgfältige Klärung des […] <strong>St</strong>andpunktes der Moral.“ 165 Wie wir<br />

gleich sehen werden, interpretiert er ihn im Kern diskursethisch und stellt ihn<br />

kontrastierend dem kontraktualistischen Machtprinzip gegenüber. Damit hat<br />

er das ethische Fundament geschaffen, um im zweiten Schritt die Frage nach<br />

dem wirtschaftsethischen <strong>St</strong>andpunkt systematisch zu erörtern. Wir werden<br />

im Folgenden Ulrichs Argumentation kritisch nachzeichnen.<br />

3.1 Das Moralkonzept der integrativen Wirtschaftsethik<br />

Ulrich geht von einem aufgeklärten Ethikverständnis aus: Handlungsnormen<br />

sollen autonom, d.h. ohne Rekurs auf Tradition, Autoritäten oder religiöse<br />

Prämissen begründet werden; zugleich soll aber auch der ethische Relativismus<br />

und Skeptizismus zurückgewiesen werden können. 166 Dies ist derselbe<br />

programmatische Anspruch, den wir beispielsweise auch bei Habermas kennengelernt<br />

haben. Hinsichtlich der Begründung moralischer Normen rekur-<br />

164<br />

165<br />

166<br />

So auch der Titel seines Hauptwerkes: Ulrich, Peter: Integrative Wirtschaftsethik. Grundlagen<br />

einer lebensdienlichen Ökonomie. 4. Aufl., Bern, <strong>St</strong>uttgart, Wien, 2008.<br />

Ibid., S. 15.<br />

Ibid., S. 21.<br />

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