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Nachhaltiges Investieren - Universität St.Gallen

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eines kommunikativen Rationalitätsbegriffs möglich ist. Aus dieser Perspektive<br />

ist es für Habermas hinreichend, den Kontraktualismus durch den bloßen<br />

Verweis auf dessen unerwünschte Folgen und systemimmanente Einschränkungen<br />

zurückzuweisen; denn er ist der Ansicht, dass er eine bessere, d.h.<br />

universalistisch-egalitäre Moralkonzeption, die auch verbindlich verpflichtet,<br />

im Verborgenen moralisch zu handeln, begründen kann. Er braucht sich also<br />

nicht mit einer begründeten, aber letzten Endes unbefriedigenden „Second-<br />

Best“-Lösung zufriedenzugeben.<br />

2.3.3 Fazit: Diskursethik vs. Kontraktualismus<br />

Wie lässt sich eine posttheonome Moralbegründung denken, d.h. eine „Ethik<br />

ohne Metaphysik“, um es mit Günther Patzig zu sagen? 156 Die philosophische<br />

Frage, die dann ins Zentrum rückt, wenn theonome und andere metaphysische<br />

Prämissen wegfallen, ist, ob moralische Normen überhaupt noch begründet<br />

werden können, und wenn ja, ob sich eine universalistisch-egalitäre<br />

Moralvorstellung, die bislang im Wesentlichen theonom fundiert war, aufrechterhalten<br />

lässt. Dies ist die seit der Aufklärung beherrschende Fragestellung<br />

in der Moralphilosophie. Vor diesem historischen Hintergrund haben<br />

wir zwei Konzepte einer autonomen, d.h. selbst- statt fremdbestimmten,<br />

Moralbegründung untersucht, zum einen die Diskursethik und zum anderen<br />

den moralischen Kontraktualismus.<br />

Was sind nun die entscheidenden Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei<br />

diesen zwei analysierten autonomen Moralkonzeptionen? Beginnen wir mit<br />

den Gemeinsamkeiten: Sowohl die Diskursethik als auch der Kontraktualismus<br />

sind der Überzeugung, dass sich der Verpflichtungscharakter, den wir<br />

mit moralischen Normen verbinden, begründen lässt. Damit retten beide<br />

Moralkonzepte ein wesentliches formales Kennzeichen der tradierten Moralvorstellung;<br />

beide sind also deontologisch, d.h. sie stellen das<br />

Verpflichtetsein ins Zentrum ihrer Moralkonzeption. Darüber hinaus gibt es<br />

156<br />

Vgl. Patzig, Günther: Ethik ohne Metaphysik. Göttingen, 2. Aufl., 1983.<br />

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