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Nachhaltiges Investieren - Universität St.Gallen

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2.3.2.2 Kritik<br />

Ähnlich wie bei der Diskursethik lassen sich in Bezug auf den Kontraktualismus<br />

systemimmanente Einschränkungen von Fehlinterpretationen und<br />

fundamentalen Kritikpunkten unterscheiden. Charakteristisch für die kritische<br />

Auseinandersetzung mit dem moralischen Kontraktualismus ist, dass dessen<br />

systembedingte Einschränkungen als Kritikpunkte gegen ihn gewandt werden.<br />

Doch bevor wir uns einer Kritik des Kontraktualismus zuwenden, wollen<br />

wir zuerst dessen Vorzüge hervorheben.<br />

Vorzüge<br />

Dem Kontraktualismus gelingt es, auch nach dem Wegfall religiöser und<br />

metaphysischer Prämissen den Ideen des moralischen Rechts, der moralischen<br />

Verpflichtung und der moralischen Forderung einen Sinn zu verleihen,<br />

indem die Moral autonom auf den Interessen der Einzelnen und damit auf<br />

einem instrumentellen Rationalitätsverständnis aufgebaut wird. Der Kontraktualismus<br />

hat weiterhin gezeigt, dass es selbst für den moralischen Skeptiker,<br />

der nicht von vorneherein zugunsten anderer handeln will, rational zwingend<br />

ist, den Raum des Moralischen zu betreten und moralisch zu handeln. Mit der<br />

Diskursethik hat der Kontraktualismus – jedoch aus unterschiedlichen Gründen<br />

– die Zurückweisung des moralphilosophischen Realismus (der Behauptung,<br />

es gebe objektive moralische Werte, d.h. moralische Tatsachen), der<br />

metaethischen Skepsis bzw. des Non-Kognitivismus (der Behauptung, moralische<br />

Normen ließen sich prinzipiell nicht begründen) und des moralischen<br />

Relativismus (der These, es lasse sich nicht eine und nur eine Moral begründen)<br />

gemeinsam. Doch im Gegensatz zur Diskursethik hat der Kontraktualismus<br />

kein Motivationsproblem, zumindest nicht für den Bereich des beobachtbaren<br />

Handelns; denn, dass es rational zwingend ist, moralisch zu<br />

handeln, heißt für den Kontraktualismus, dass es im eigenen Interesse ist, so<br />

zu handeln; und das zu tun, was man will, wenn man es kann – und moralisch<br />

zu handeln setzt keine besonderen Fähigkeiten voraus, besonders dann nicht,<br />

wenn es sich um negative Pflichten, d.h. Unterlassungen, handelt –, bedarf<br />

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