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Nachhaltiges Investieren - Universität St.Gallen

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schen Moral. Der zentrale Unterschied besteht jedoch darin, „dass konvergierende<br />

Interessen […] noch keine hinreichende Basis für moralkonstituierende<br />

Agreements“ sind. 129 Denn die moralischen Verpflichtungen kommen in der<br />

kontraktualistischen Moral nur dann zustande, so <strong>St</strong>emmer, wenn neben der<br />

Interessens- auch die Machtbedingung erfüllt ist. Wenn die Person B beispielsweise<br />

nicht in der Lage ist, A zu verletzen, A hingegen mächtig genug<br />

ist, B zu verletzen, kommt das Agreement nicht zustande, denn B erfüllt die<br />

Machtbedingung nicht. Die Machtverhältnisse sind in diesem Fall nicht symmetrisch,<br />

es besteht eine „Ungleichheit in den Handlungsmöglichkeiten“, und<br />

deshalb besteht für „A keine moralische Verpflichtung, B nicht zu verletzen.“<br />

130 Worauf es ankommt, so <strong>St</strong>emmer, „ist die Gleichheit darin, dem<br />

anderen etwas von ihm nicht Gewolltes antun zu können.“ 131 Nur unter symmetrischen<br />

Machtbedingungen, d.h. bei gleichen Handlungsmöglichkeiten,<br />

kommt es zum Agreement und damit zur Konstituierung von wechselseitigen<br />

moralischen Rechten und Pflichten zwischen den Handelnden.<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass moralische Normen im Kontraktualismus<br />

mit Rekurs auf menschliches Wollen (auf Interessen) begründet<br />

werden. Die Interessen, die die Grundlage für moralische Normen abgeben,<br />

müssen zwei Bedingungen erfüllen: erstens müssen sie allgemein in dem<br />

Sinne sein, dass sie zwingend allen unterstellt werden können, und zweitens<br />

müssen sie auf symmetrischen Machtbedingungen basieren. Derjenige, der<br />

die Machtbedingung nicht erfüllen kann, wird nicht Mitglied der moralischen<br />

Gemeinschaft werden können, auch wenn er dieselben Interessen hat, wie die<br />

anderen. Ob hypothetisch vorgeschlagene Interessen begründetermaßen zu<br />

unbedingt verpflichtenden moralischen Normen erhoben werden, hängt also<br />

davon ab, ob sie allgemein sind und ob sie die Machtbedingung erfüllen.<br />

129<br />

130<br />

131<br />

Ibid., S. 198.<br />

Ibid., S. 199.<br />

Ibid., S. 199.<br />

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