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Nachhaltiges Investieren - Universität St.Gallen

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mer indirekt aus, denn er definiert – mit Rekurs auf Hume 110 – praktische<br />

Rationalität strikt instrumentell (zweckrational). Handlungsziele werden nur<br />

durch die Wünsche (das Wollen, die Interessen, die Präferenzen) 111 der Individuen<br />

bestimmt; die Vernunft selbst kann keine Ziele des Handelns setzen.<br />

Ihr kommt nur die dienende Aufgabe zu, die geeigneten Handlungen als<br />

Mittel zur Erlangung des Gewünschten ausfindig zu machen. 112 Folglich<br />

bedeutet zu sagen, dass eine Handlung vernünftig ist, dass sie „für eine Person<br />

relativ auf ihre Wünsche vernünftig ist.“ 113 Die Kantische Konzeption<br />

einer „reinen praktischen Vernunft“ und damit auch die diese Vernunftkonzeption<br />

erweiternde „kommunikative Vernunft“ der Diskurstheorie werden<br />

von <strong>St</strong>emmer, Tugendhat zitierend, als „philosophische Erfindung“ 114 zurückgewiesen:<br />

„Es gibt keine Handlungen, die einfachhin oder absolut vernünftig<br />

sind.“ Die an Kant anschließenden Versuche, „Moralität zu einem<br />

immanenten Element des Vernünftigseins zu machen“, so <strong>St</strong>emmers zentrale<br />

These, sind gescheitert. 115 Der moralische Skeptiker könnte zudem stets zurückfragen,<br />

warum es unvernünftig sein sollte, statt eines unparteilichen<br />

<strong>St</strong>andpunktes, der auf die Interessen aller gleichermaßen Rücksicht nimmt,<br />

einen parteiischen <strong>St</strong>andpunkt einzunehmen, der nur darauf aus ist, die eigenen<br />

Interessen, ohne Rücksichtnahme auf die Interessen anderer, zu verfolgen.<br />

„In welchem Sinne sollte dies unvernünftig sein? Es ist vielleicht egoistisch,<br />

es mag auch unmoralisch sein, aber warum ist es einfachhin unvernünftig<br />

und eine überindividuelle, unpersönliche Haltung einfachhin vernünftig?“<br />

116 Dagegen ist es <strong>St</strong>emmers programmatisches Ziel zu zeigen, „dass es<br />

unter Zugrundelegung eines instrumentellen und individuellen Begriffs praktischen<br />

Vernünftigseins, der das Moralischsein nicht von vorneherein ein-<br />

110<br />

111<br />

112<br />

113<br />

114<br />

115<br />

116<br />

Vgl. Hume, David: A Treatise of Human Nature. Ed. L. A. Selby-Bigge, 2 nd edition by P. H.<br />

Nidditch, Oxford, 1978.<br />

<strong>St</strong>emmer verwendet diese Ausdrücke „trotz ihrer in anderen Kontexten wichtigen Unterschiede“<br />

synonym. Vgl. <strong>St</strong>emmer, 2000, S. 20.<br />

Ibid., S. 20f.<br />

Ibid., S. 21.<br />

Tugendhat, 1993, S. 45, Hervorhebung durch KS.<br />

<strong>St</strong>emmer, 2000, S. 25, Hervorhebung durch KS.<br />

Ibid., S. 25.<br />

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