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Nachhaltiges Investieren - Universität St.Gallen

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schen Intuitionen konform ginge. Universalitisch ist die Diskursethik insofern,<br />

als die moralischen Normen, die sie als begründet ausweist, für alle<br />

Gültigkeit beanspruchen; egalitär ist sie insofern, als die durch sie begründeten<br />

moralischen Normen für alle gleichermaßen Gültigkeit beanspruchen.<br />

Diese universalitisch-egalitäre Moralkonzeption bildet auch den Kern unseres<br />

tradierten kollektiven Moralbewußtseins. Wenn wir aus moralischer Sicht<br />

beispielsweise behaupten, dass die Würde des Menschen unantastbar sei, so<br />

beziehen wir das auf alle Menschen gleichermaßen. 73 Drittens könnten die<br />

Mitglieder der moralischen Gemeinschaft gerechtfertigterweise moralische<br />

Gefühle wie Empörung oder Schuld haben, weil die kognitive Basis dieser<br />

Gefühle, die prinzipielle Begründbarkeit von moralischen Normen, gemäß<br />

der diskursethischen Konzeption gegeben ist. Aus demselben Grund ließe<br />

sich der deontische Charakter der Moral, d.h. ihr Verpflichtungscharakter,<br />

aufrechterhalten. Da diskursethisch legitimierte moralische Normen universell<br />

gültig sind, hätte jeder das moralische Recht, von jedem zu fordern, dass<br />

er den moralischen Pflichten nachkommt. Wenn er das nicht tun würde,<br />

könnte er gerechtfertigterweise moralisch sanktioniert werden. Viertens hätte<br />

Habermas diejenigen ethischen Positionen als unbegründet zurückgewiesen,<br />

die mit der Diskursethik unvereinbar sind. So hätte sich der Non-<br />

Kognitivismus, der die Begründbarkeit von moralischen Normen prinzipiell<br />

anzweifelt, ebenso als unhaltbar erwiesen wie der Relativismus und Wertepluralismus.<br />

Gegen den „Pluralismus letzter Wertorientierungen“ 74 kann die<br />

Diskursethik das Argument ins Feld führen, dass durch den praktischen Diskurs<br />

ein Konsens in strittigen Wertfragen prinzipiell erzielbar ist; und dem<br />

Vorwurf des „kulturellen Relativismus“, 75 dass das diskursethische Moralprinzip<br />

nur unsere westlichen moralischen Intuitionen verallgemeinere, kann<br />

sie mit dem Argument begegnen, dass sie als „Vernunftmoral“ 76 transzenden-<br />

73<br />

74<br />

75<br />

76<br />

Die Universalität und Egalität der durch den praktischen Diskurs als gültig erwiesenen<br />

moralischen Normen ist bedingt durch die Universalität und Egalität des praktischen Diskurses<br />

selbst: alle handlungsfähigen Subjekte können daran teilnehmen, und jeder, der daran<br />

teilnimmt, hat die gleichen Rechte wie die anderen Diskursteilnehmer.<br />

Ibid., S. 87.<br />

Ibid., S. 87.<br />

Ibid., S. 55.<br />

47

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