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Nachhaltiges Investieren - Universität St.Gallen

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se Betroffenen finden könnten.“ 43 Positiv formuliert bedeutet dies, dass moralische<br />

Normen dann gültig sind, wenn sie „die Anerkennung von seiten aller<br />

Betroffenen verdienen.“ 44<br />

Nach diesen Vorarbeiten kann Habermas die Argumentationsregel des<br />

gesuchten Moralprinzips formulieren: Jede gültige moralische Norm muss<br />

der Bedingung genügen, „daß die Folgen und Nebenwirkungen, die sich<br />

jeweils aus ihrer allgemeinen Befolgung für die Befriedigung der Interessen<br />

eines jeden Einzelnen (voraussichtlich) ergeben, von allen Betroffenen akzeptiert<br />

(und den Auswirkungen der bekannten alternativen Regelungsmöglichkeiten<br />

vorgezogen) werden können.“ 45 Diese Argumentationsregel nennt<br />

Habermas den „Universalisierungsgrundsatz (U)“ 46 . Mit dem Rekurs auf die<br />

Folgen und Nebenwirkungen als ein Entscheidungskriterium für die Gültigkeit<br />

einer Handlungsnorm baut Habermas ein konsequenzialistisches Element<br />

in sein Moralprinzip ein, für das er nicht eigens argumentiert. Es taucht unvermittelt<br />

auf.<br />

Habermas erweitert nun den Universalisierungsgrundsatz um den „diskursethischen<br />

Grundsatz (D)“ 47 . Dieser besagt, dass eine moralische Norm<br />

nur dann Geltung beanspruchen darf, „wenn alle von ihr möglicherweise<br />

Betroffenen als Teilnehmer eines praktischen Diskurses Einverständnis darüber<br />

erzielen (bzw. erzielen würden), dass diese Norm gilt.“ 48 Dies ist die auf<br />

eine reale Argumentation prinzipiell aller Betroffenen als Teilnehmer des<br />

praktischen Diskurses abzielende, nicht-monologische Anwendung des<br />

Universalisierungsgrundsatzes. Durch diesen diskursethischen Grundsatz<br />

geht Habermas über die Anforderungen des von Kant formulierten Verallgemeinerungsprinzips<br />

hinaus. Für Kant kann jeder Einzelne – Kantisch gesprochen:<br />

jedes Vernunftwesen –, ohne in einen tatsächlichen praktischen Diskurs<br />

mit allen Betroffenen eintreten zu müssen, durch Anwendung des Kate-<br />

43<br />

44<br />

45<br />

46<br />

47<br />

48<br />

Ibid., S. 73.<br />

Ibid., S. 75.<br />

Ibid., S. 75f.<br />

Ibid., S. 76.<br />

Ibid., S. 76.<br />

Ibid., S. 76.<br />

41

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