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Nachhaltiges Investieren - Universität St.Gallen

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Da der Integration-Ansatz also auch zur Selektion von moralwidrigen Investments<br />

führen kann, kann er keine nachhaltige und auch keine konventionelle<br />

Anlagestrategie sein. Sein <strong>St</strong>andpunkt zur Selektion von Investmentobjekten<br />

ist ein rein ökonomischer. Der Integration-Ansatz, wie er in der Variante<br />

als Mainstreaming-<strong>St</strong>rategie und auf Basis der Materialitätsthese üblicherweise<br />

verstanden wird, ist ohne die Berücksichtigung von moralbezogenen<br />

Ausschlusskriterien eine ökonomistische Anlagestrategie. Das, was den<br />

Integration-Ansatz von den bisher beschriebenen <strong>St</strong>rategien nachhaltigen<br />

<strong>Investieren</strong>s substanziell unterscheidet, ist, dass er primär finanziell orientiert<br />

ist und demzufolge Nachhaltigkeitskriterien bloß ein Mittel zur Renditesteigerung<br />

bzw. Risikominimierung sind. <strong>St</strong>aub-Bisang bringt es auf den Punkt:<br />

„Anleger, die den integrativen Ansatz anwenden, halten am Renditeprimat<br />

fest, nutzen aber die Nachhaltigkeit als einen von vielen Wegen, um Alpha<br />

[d.h. eine Überrendite, Anm. KS] zu generieren.“ 159 Hingegen verfolgen die<br />

beschriebenen nachhaltigen Anlagestrategien primär eine ideell orientierte<br />

Intention. Die Investments sind ein Mittel, um nachhaltiges Handeln (finanziell)<br />

zu fördern bzw. nicht-nachhaltiges Handeln finanziell zu sanktionieren.<br />

Beim ökonomistischen Integration-Ansatz ist es genau umgekehrt: Nachhaltigkeitskriterien<br />

werden nur unter der Bedingung für die Anlagestrategie<br />

berücksichtigt, dass sie finanziell förderlich sind, sonst nicht. Vor diesem<br />

Hintergrund kann man von einem ökonomisch konditionierten oder bedingten<br />

Nachhaltigkeitsverständnis, allgemeiner: Ethikverständnis, sprechen, das<br />

dem Integration-Ansatz zugrunde liegt. Das Konzept der Nachhaltigkeit wird<br />

für ökonomische Zwecke instrumentalisiert, es wird ökonomisiert. 160 Verkürzt<br />

gesprochen: Nicht nachhaltiges Handeln soll aus ideellen Motiven<br />

durch Investments finanziell gefördert werden, sondern nachhaltiges Handeln<br />

wird investmentrelevant, sofern es finanziell förderlich ist. 161 Dagegen<br />

159<br />

160<br />

161<br />

<strong>St</strong>aub-Bisang, 2011, S. 37, Hervorhebungen durch KS.<br />

Zur Kritik der „instrumentalistischen Unternehmensethik“ allgemein siehe Ulrich, 2008,<br />

S. 453-456.<br />

Klaus Gabriel kritisiert diesen Vorgang zutreffend als „Umkehrung der Interessen“, durch<br />

den „der Nutzen ökologischer und sozialer Bewertungsfelder ökonomisch definiert [wird] –<br />

und zwar für den mainstream investor. Die Bewertung von Unternehmen nach ökologischen<br />

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