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Nachhaltiges Investieren - Universität St.Gallen

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supererogatorische Investoren kann solch eine Argumentation hilfreich sein,<br />

sie vor moralischen Vorwürfen zu schützen. Allerdings lässt sich dann nur<br />

noch in einem schwache Sinne, wenn überhaupt, von einem Investment sprechen,<br />

weil die für ein Investment charakteristische Absicht, einen finanziellen<br />

Erfolg zu erzielen, von den Investoren auf Zeit freiwillig ausgesetzt wird. Der<br />

Kauf von verbrieften Eigentümerrechten, d.h. von Aktien, hat in diesem Fall<br />

dann nur noch zum Ziel, ein druckvolleres Engagement betreiben zu können.<br />

Wir sehen an diesem Fall auch, dass wir bei der wirtschaftsethischen Beurteilung<br />

des Engagements drei Ebenen unterscheiden müssen: die Ebene des<br />

investierten Unternehmens und seiner Handlungen, die Ebene des Investments<br />

und die Folgen der Investitionshandlung sowie die Ebene der Engagement-Handlungen.<br />

Die Engagement-Handlungen zielen zwar darauf ab, das<br />

unternehmerische Handeln zu beeinflussen, sie lassen sich aber auch investmentunabhängig<br />

denken. Im skizzierten Sonderfall ist es daher unter den<br />

genannten Bedingungen sogar möglich, dass das Investment moralfrei, das<br />

unternehmerische Handeln moralwidrig und das Engagement-Handeln moralisch<br />

gut, aber nicht moralisch verpflichtend ist. Solche Differenzierungen<br />

sind nicht bloß für eine wirtschaftsethische Durchdringung des Engagements<br />

erforderlich, sie sind auch für die Beratungspraxis relevant, wie nachfolgender<br />

Unterfall des ersten Falls verdeutlicht.<br />

In der Praxis gibt es auf Engagement spezialisierte Investmentmanager,<br />

die gezielt Unternehmen in ein Anlageuniversum selektieren, die in Hinblick<br />

auf ökologische, soziale oder Corporate-Governance-Kriterien gegen moralische<br />

Normen verstoßen; diese Manager sind der Überzeugung, dass der finanzielle<br />

Wert solcher Unternehmen dadurch steigen wird, dass sie das Engagement-Instrumentarium<br />

auf sie anwenden. Entgegen der sonst üblichen<br />

Praxis wird auf diese Weise das Engagement als eine Anlagestrategie genutzt,<br />

und zwar als eine ökonomistische, um unterbewertete Unternehmen zu<br />

identifizieren und ihren Unternehmenswert durch Engagement zu steigern. 147<br />

147<br />

Exemplarisch zu nennen wäre der „Activist Investing“-Ansatz von Hermes Fund Managers<br />

ltd. in Großbritannien (www.hermes.co.uk). Riedel/ Schneeweiß verweisen diesbezüglich<br />

als Fallbeispiel auf ein Investment von Hermes Fund Managers in Premier Oil von 2000 bis<br />

2002. Riedel/ Schneeweiß, 2008, S. 32.<br />

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