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Nachhaltiges Investieren - Universität St.Gallen

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tung der Aufklärung war es, heteronome Moralen als unbegründet zurückzuweisen.<br />

Moralische Normen lassen sich demgemäß nicht durch den Verweis<br />

auf Tradition, Autoritäten oder Gott, d.h. fremdbestimmt, rechtfertigen. Wir<br />

werden auf die Zurückweisung heteronomer Moralkonzepte nicht näher eingehen<br />

und setzen sie, wie es in der modernen Ethik weitestgehend Konsens<br />

ist, als gerechtfertigt voraus. Dennoch ist festzuhalten, dass heteronome,<br />

insbesondere theonome, Moralvorstellungen immer noch sehr wirkmächtig<br />

sind. Die jüdisch-christliche Moral etwa hatte und hat weiterhin einen signifikanten<br />

Einfluss auf das moralische Bewusstsein in unserem Kulturkreis<br />

(und für andere Kulturkreise mit anderen religiösen Traditionen gilt Analoges).<br />

„Unsere Moral hat eine religiöse Vergangenheit“, wie Peter <strong>St</strong>emmer<br />

pointiert feststellt: „Die Moral, wie wir sie kennen, die Welt unserer moralischen<br />

Begriffe und moralischen Intuitionen wie auch das Bild, das wir vorreflexiv<br />

von der Moral haben, sind durch und durch geprägt von religiösen<br />

Hintergrundannahmen, die über viele Jahrhunderte die Vorstellungswelt der<br />

Menschen bestimmt haben.“ 27<br />

Vor dem Hintergrund dieser wirkmächtigen, religiös geprägten Tradition<br />

haben Aufklärer, wie etwa Kant, versucht, moralische Normen autonom zu<br />

begründen. Eine fremdbestimmte Moralbegründung sollte also, so der Anspruch,<br />

durch eine selbstbestimmte Moralbegründung ersetzt werden. Moralische<br />

Normen werden dabei beispielsweise mit Rekurs auf die „reine praktische<br />

Vernunft“ (Kant), die „kommunikative Vernunft“ (Diskursethik) oder<br />

durchsetzungsfähige allgemeine Interessen (Kontraktualismus) zu begründen<br />

versucht. Wir werden im Folgenden zwei autonome Moralkonzepte näher<br />

untersuchen: im ersten Schritt die diskursethische Moralbegründung in der<br />

Fassung von Jürgen Habermas. Habermas versucht auf Basis einer autonomen<br />

Moralbegründung ein universalistisch-egalitäres Moralkonzept zu begründen.<br />

Im zweiten Schritt werden wir die kontraktualistischen Moralbegründung<br />

in der Variante von Peter <strong>St</strong>emmer analysieren. Auch sie ist autonom,<br />

basiert jedoch auf verallgemeinerbaren durchsetzungsfähigen Einzelinteressen<br />

und führt zu einer nicht-universalistischen und inegalitären Moral-<br />

27<br />

<strong>St</strong>emmer, 2000, S. 6.<br />

37

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