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Nachhaltiges Investieren - Universität St.Gallen

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nützigen Motiven mehr tut, als was moralisch gefordert ist, orientiert sich an<br />

einem moralischen Ideal. „Wer ein moralisches Ideal vertritt“, so Birnbacher,<br />

„unterwirft sein eigenes Handeln anspruchsvolleren moralischen Maßstäben<br />

als das Handeln anderer und fordert von sich selbst mehr und anderes, als er<br />

bereit ist, von anderen zu fordern.“ 22 Moralische Ideale sind nicht<br />

verallgemeinerbar, denn sie überfordern die meisten Menschen. Während der<br />

Bereich der Moral durch negative und positive Pflichten begrenzt ist, ist der<br />

Bereich moralischer Ideale prinzipiell unbegrenzt und „nach oben“ offen.<br />

Moralische Ideale können daher nur moralisch empfehlenswert und wünschenswert<br />

sein, aber sie sind nicht moralisch verpflichtend. Wenn wir sagen,<br />

dass jemand supererogatorisch handelt, so bedeutet das nun, dass er sein<br />

Handeln an einem moralischen Ideal ausrichtet. Die Einführung des Konzepts<br />

der moralischen Ideale soll in unserem Kontext nur dazu dienen,<br />

supererogatorisches Handeln verständlicher zu machen, mehr nicht.<br />

Nicht alle Ideale sind moralische Ideale, d.h. nicht alle Ideale sind in der<br />

Moral verwurzelt. Ideale können auch mit moralischen Normen kollidieren,<br />

wie <strong>St</strong>rawson hervorhebt. 23 Ideale sind einfach Vorstellungen von etwas<br />

Vollkommenem, von einem idealen Kinofilm, einer idealen Beziehung oder<br />

einem idealen <strong>St</strong>aat. 24 Weiterhin ist klar, dass eine Person, die ihr Leben an<br />

moralischen Idealen ausrichtet, ihr Leben auch an dem von der Moral Geforderten<br />

orientiert. Die Identifikation mit moralischen Idealen impliziert also<br />

die Identifikation mit der Moral. 25 Eine Person, die unter Gefährdung des<br />

eigenen Lebens jemanden selbstlos zu retten versucht, wird jemanden auch<br />

22<br />

23<br />

24<br />

25<br />

Birnbacher, 2007, S. 30.<br />

<strong>St</strong>rawson, Peter F.: Social Morality and Individual Ideal. In: <strong>St</strong>rawson, P. F.: Freedom and<br />

Resentment and other Essyas, London, 1974, S. 41, dt., <strong>St</strong>rawson, P. F.: Gesellschaftliche<br />

Moral und persönliches Ideal. In: Grewendorf, Günther/ Meggle, Georg (Hrsg.): Seminar<br />

Sprache und Ethik. Zur Entwicklung der Metaethik. Frankfurt am Main, 1. Aufl., 1974,<br />

S. 336.<br />

Vgl. zum Begriff des Ideals: Bollnow, Otto Friedrich: Einfache Sittlichkeit. In: Bollnow,<br />

Otto Friedrich: Schriften. <strong>St</strong>udienausgabe in 12 Bänden. Boelhauve, Ursula/ Kühne-<br />

Bertram, Gudrun/ Lessing Hans-Ulrich/ Rodi, Frithjof (Hrsg.). Würzburg, 2009, Bd. 3,<br />

S. 52-60, sowie Rescher, Nicholas: Ethical Idealism. An Inquiry into the Nature and Function<br />

of Ideals. Berkeley, 1987, ch. 5 und 6. Ebenso <strong>St</strong>emmer, 2000, §§ 9 und 11.<br />

Moralische Ideale können per definitionem nicht mit moralischen Normen, die gut begründet<br />

sind, konfligieren; denn beide wurzeln in derselben wohl begründeten Moral.<br />

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