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Nachhaltiges Investieren - Universität St.Gallen

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2.2 Moral und moralische Ideale<br />

In Bezug auf nachhaltige Investments ist es eine zentrale ethische Fragestellung,<br />

ob alle Investoren moralisch dazu verpflichtet sind, nachhaltig zu investieren.<br />

Wenn das so wäre, würden Mitglieder der moralischen Gemeinschaft<br />

mit dem moralischen Gefühl der Empörung gegenüber Investoren reagieren<br />

können, die nicht umwelt- und sozialverträglich investieren. Doch können<br />

wir das wirklich moralisch voneinander fordern? Zur Beantwortung dieser<br />

und ähnlich gelagerter wirtschaftsethischer Fragen ist es hilfreich, das Spektrum<br />

der Bewertung von moralisch relevanten Handlungen über die zu einfach<br />

gedachte Dreiteilung von „moralisch gebotenen“, „moralisch verbotenen“<br />

und „moralisch indifferenten“ Handlungen hinaus zu erweitern. Ein<br />

differenzierteres, fünfgliedriges moralbezogenes Handlungsschema lässt sich<br />

mit Rekurs auf Urmson und Chrisholm entwerfen. 16<br />

Die ersten drei Handlungstypen dieses fünfgliedrigen Schemas haben wir<br />

bereits ausführlich kennengelernt. Sie markieren den Bereich, den wir als den<br />

Bereich einer Moral definierten. Hierunter fallen alle Handlungen, die (1)<br />

moralisch geboten oder (2) moralisch verboten sind. Moralisch gebotene<br />

bzw. verbotene Handlungen sind solche Handlungen, die die Mitglieder einer<br />

moralischen Gemeinschaft wechselseitig voneinander fordern zu tun bzw. zu<br />

unterlassen und die mit den inneren sozialen Sanktionen von Empörung und<br />

Schuld verbunden sind. Moralisch gebotene Handlungen sind moralisch gut.<br />

Es handelt sich um Handlungen bzw. Unterlassungen, zu denen wir moralisch<br />

verpflichtet sind. In der Ethik spricht man diesbezüglich auch von positiven<br />

bzw. negativen (moralischen) Pflichten. Positive Pflichten sind solche<br />

Handlungen, die zu tun uns eine Moral verpflichtet. Traditionell zählt zu den<br />

positiven Pflichten, einer Person, die in Not ist, zu helfen. Negative Pflichten<br />

sind solche Handlungen, die zu unterlassen uns eine Moral verpflichtet, wie<br />

z.B. niemanden zu verletzen. Wer jemanden verletzt, handelt moralisch<br />

schlecht. Von den moralisch geforderten Handlungen lassen sich diejenigen<br />

16<br />

Vgl. Urmson, James O.: Saints and Heros, in: Melden, A. I. (ed.): Essays in Moral Philosophy.<br />

Seattle, 1958, S. 198-216, sowie Chrisholm, Roderick M.: Supererogation and Offences:<br />

A Conceptual Scheme for Ethics. In: Ratio 5. 1963, S. 1-14; dt.: Übergebührlichkeit<br />

und Anstößigkeit. In: Ratio 5, dt. Ausgabe, 1963, S. 1-12.<br />

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