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Nachhaltiges Investieren - Universität St.Gallen

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ers, 32 die in der Praxis in reiner Form selten vorkommen, die aber für die<br />

Klassifizierung von Investoren und den auf ihr aufbauenden Beratungsansätzen<br />

zentral sind.<br />

Ökonomistische Investoren<br />

(1) Betrachten wir zunächst die erstgenannte Investorengruppe. Für diese<br />

Investoren hat die risikoadjustierte Renditemaximierung ihrer Investments<br />

unbedingten Vorrang. Sie ordnen die finanziellen Ziele ihrer Investitionshandlungen<br />

allen anderen möglichen Zielen unter. Man kann bei ihnen von<br />

einer Absolutsetzung der finanziellen Investmentdimension sprechen. Diese<br />

Investoren orientieren sich bei ihren Investmententscheidungen ausschließlich<br />

am Renditeprimat, allgemeiner: am Primat ökonomischer Effizienz. Dadurch<br />

laufen sie jedoch Gefahr, moralwidrig zu investieren. Sie investieren<br />

zwar solange moralkonform und damit weder moralisch gut noch moralisch<br />

schlecht, wie die Illusion von der Harmonie finanzieller Interessen und moralischer<br />

Pflichten aufrechterhalten werden kann. Doch sobald finanzielle Ziele<br />

und legitimierte moralische Rechte von (von den Investments) Betroffenen in<br />

Konflikt miteinander treten – und sie werden über kurz oder lang miteinander<br />

konfligieren –, werden sich diese „ökonomistischen Investoren“ für die<br />

Durchsetzung ihrer finanziellen Ziele und gegen die Achtung der moralischer<br />

Rechte von Betroffenen entscheiden. Dann investieren sie moralwidrig und<br />

d.h. moralisch schlecht (unmoralisch). In diesem Fall kann sie die gerechtfertigte<br />

Empörung der moralischen Gemeinschaft treffen und sie können – um<br />

es mit einem etwas angestaubten Ausdruck zu sagen – moralisch getadelt<br />

werden. Der moralische Tadel, der ökonomistische Investoren trifft, ist gerechtfertigt,<br />

weil ihre Investmentmotive unverantwortbar sind.<br />

Ökonomistische Investoren sind bereit, um der Renditemaximierung willen<br />

die Verletzung moralischer Normen in Kauf zu nehmen. Diese Einstellung<br />

32<br />

Vgl. Weber, Max: Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre. 7. Auflage, Tübingen,<br />

1988.<br />

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