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Nachhaltiges Investieren - Universität St.Gallen

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moralisch relevanten präsentischen Handlungen im Blick, die global und<br />

fernfolgenrelevant sind. Handlungen, die entweder nur fernfolgenrelevant,<br />

aber ohne globale Relevanz sind, oder die zwar von globaler Bedeutung, aber<br />

nicht fernfolgenrelevant sind, liegen nicht im Bereich der Nachhaltigkeit; sie<br />

liegen im Bereich der Moral, sofern sie überhaupt moralisch relevant sind. 118<br />

Bei Nachhaltigkeit geht es „nicht um alles und jedes, sondern um Fragen mit<br />

Globalitäts- und Zeitbezug“, wie Ekhardt treffend feststellt. 119<br />

Wir können Nachhaltigkeit nun auch präziser definieren als diskursethisch<br />

begründbares Moralkonzept, das die bestehenden traditionellen universalistisch-egalitären<br />

Moralkonzepte 120 in Bezug auf die moralische Beurteilung<br />

präsentischer Handlungen um den Aspekt der Berücksichtigung der<br />

Interessen von zukünftig Lebenden erweitert, vorausgesetzt, die zu beurteilenden<br />

Handlungen sind auch von globaler und Fernfolgenrelevanz. 121 Natürlich<br />

sind dabei auch die Interessen der jetzt Handelnden moralisch zu berücksichtigen.<br />

Die Interessen der Zukünftigen und Gegenwärtigen sind prinzipiell<br />

gleichermaßen einzubeziehen.<br />

Aus der Berücksichtigung der Interessen zukünftig Betroffener in das moralische<br />

Kalkül ergeben sich jedoch für die je heute Lebenden weitreichende<br />

moralisch verpflichtende Handlungsbeschränkungen und Handlungsaufforderungen,<br />

sodass zukünftig Lebende ihrer existenziellen Handlungsspielräume<br />

nicht benommen werden. Die Trias aus Bevölkerungszunahme, Wirtschaftswachstum<br />

und Ressourcenverbrauch sowie ihre vermutlich katastrophalen<br />

Auswirkungen für die Menschheit müssen unter dem Legitimationsaspekt der<br />

118<br />

119<br />

120<br />

121<br />

Hierin sehen wir auch ein Abgrenzungskriterium zum Konzept der globalen Gerechtigkeit,<br />

die zumindest auch moralphilosophische Fragestellungen behandelt, die nicht fernfolgenrelevant<br />

sind. Globale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit haben aber auch über Themen, die<br />

global und fernfolgenrelevant sind, eine gemeinsame Schnittstelle. Zur globalen Gerechtigkeit<br />

vgl. Hahn, Henning: Globale Gerechtigkeit. Eine philosophische Einführung. Frankfurt<br />

am Main, 2009.<br />

Ekhardt, 2005, S. 28.<br />

Beispielsweise die Kantische Moralphilosophie oder die Diskursethik von Habermas und<br />

Apel.<br />

Unsere Definition ist bewusst weiter gefasst als die <strong>St</strong>andarddefinition von Nachhaltigkeit<br />

als intra- und intergenerative Gerechtigkeit. Der Gerechtigkeitsbegriff verengt Nachhaltigkeitsfragen<br />

von vorneherein zu sehr auf Fragen der Gerechtigkeit, vor allem auf die der distributiven<br />

Gerechtigkeit. Vgl. auch Gethmann/ Mittelstraß, 2008, S. 8.<br />

201

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