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Nachhaltiges Investieren - Universität St.Gallen

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Schritt (1): Wir erinnern uns, dass die Diskursethik zwei Grundsätze aufstellt<br />

und diese aus den Voraussetzungen von Argumentation überhaupt<br />

transzendental begründet. Der Universalisierungsgrundsatz formuliert eine<br />

Argumentationsregel, wie vorgeschlagene moralische Normen konsensuell<br />

legitimiert werden können: Jede gültige moralische Norm muss der Bedingung<br />

genügen, „daß die Folgen und Nebenwirkungen, die sich jeweils aus<br />

ihrer allgemeinen Befolgung für die Befriedigung der Interessen eines jeden<br />

Einzelnen (voraussichtlich) ergeben, von allen Betroffenen akzeptiert […]<br />

werden können.“ 108 Die explizite konsequenzialistische Einbeziehung von<br />

„Folgen und Nebenwirkungen“ lässt sich prinzipiell auch auf generationenübergreifende<br />

Fernfolgen menschlichen Handelns beziehen, und unter „allen<br />

Betroffenen“ lassen sich grundsätzlich auch zukünftig Lebende subsumieren.<br />

Der Universalisierungsgrundsatz, den die Diskursethik formuliert, kann daher<br />

auch als Argumentationsregel verwendet werden, um präsentische Handlungen<br />

mit Langzeitwirkung auf ihre moralische Gültigkeit hin zu überprüfen.<br />

Insofern können wir sagen, dass der Universalisierungsgrundsatz auch einen<br />

Nachhaltigkeitsimperativ impliziert. Allerdings erschwert der den<br />

Universalisierungsgrundsatz komplementierende „diskursethische Grundsatz“<br />

109 dieses Reflexionsbemühen zunächst erheblich. Denn ihm gemäß kann<br />

eine moralische Norm nur dann Geltung beanspruchen, „wenn alle von ihr<br />

möglicherweise Betroffenen als Teilnehmer eines praktischen Diskurses<br />

Einverständnis darüber erzielen (bzw. erzielen würden), dass diese Norm<br />

gilt.“ 110 Der praktische Diskurs zielt also auf eine reale Argumentation prinzipiell<br />

aller Betroffenen als Diskursteilnehmer ab. Hierdurch wird deutlich,<br />

dass Habermas bei der Formulierung des diskursethischen Moralprinzips<br />

hauptsächlich, wenn nicht sogar ausschließlich, an die Überprüfung solcher<br />

moralischer Normen dachte, die das Handeln zwischen heute lebenden Mitgliedern<br />

der moralischen Gemeinschaft regeln sollen. Dies ist auch der in der<br />

Geschichte der Moralphilosophie insgesamt übliche <strong>St</strong>andardfall. Erst durch<br />

108<br />

109<br />

110<br />

Habermas, 1983, S. 75f.<br />

Ibid., S. 76.<br />

Ibid., S. 76.<br />

195

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