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Nachhaltiges Investieren - Universität St.Gallen

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dekommen des moralischen Agreements. Den Zukünftigen ermangelt es an<br />

der Möglichkeit, die Lebensbedingungen der Heutigen zu deren Ungunsten<br />

zu beeinflussen. Die Machtverhältnisse sind also asymmetrisch, es besteht<br />

eine Ungleichheit in den Handlungsmöglichkeiten. Aus diesem Grund sind –<br />

aus kontraktualistischer Sicht – die Zukünftigen nicht Mitglieder der moralischen<br />

Gemeinschaft; und deshalb müssen die unterstellten Interessen der<br />

zukünftigen Generationen auf Bewahrung und Entwicklung der Voraussetzungen<br />

zur Befriedigung vitaler Grundbedürfnisse moralisch nicht berücksichtigt<br />

werden. Für den moralischen Skeptiker gibt es keinen rational zwingenden<br />

Grund, die Interessen zukünftig Lebender in seinem Handeln zu berücksichtigen.<br />

Deshalb ist aus kontraktualistischer Sicht Nachhaltigkeit als<br />

Langzeitverantwortung bloß ein Ideal, sie kann keine moralische Verpflichtung<br />

sein; die kontraktualistische Moralkonzeption kann Nachhaltigkeit nicht<br />

als Moralkonzept begründen. 101<br />

Unsere Überlegung zeigt, dass Nachhaltigkeit und die ihr immanenten<br />

Vorstellungen von Chancengleichheit (z.B. in Bezug auf elementare Bildung),<br />

Verteilungsgerechtigkeit (etwa in Hinblick auf den Zugang zu Ressourcen)<br />

und Solidarität mit allen zukünftig lebenden Menschen nicht auf<br />

Basis einer kontraktualistischen, d.h. auf Eigeninteressen (Ego-Präferenzen)<br />

basierten, sondern nur auf Basis einer universalitisch-egalitären Moralkonzeption<br />

als verpflichtendes moralisches Konzept – und nicht bloß als unverbindliches<br />

ideelles Leitbild – begründet werden kann.<br />

Hans Jonas: Heteronome Begründung des Nachhaltigkeitsimperativs<br />

Als einer der ersten, die den Versuch unternommen haben, Zukunftsverantwortung<br />

im Rahmen einer universalistisch-egalitären Moralkonzeption zu<br />

begründen, gilt gemeinhin Hans Jonas. Er ist ein Vordenker und <strong>St</strong>ichwortgeber<br />

des Konzepts der nachhaltigen Entwicklung. In seinem 1979 veröffent-<br />

101<br />

Zum gleichen Analyseergebnis kommen auch Gethmann, 2008, S. 16, sowie Ekhardt, 2005,<br />

S.53f.<br />

192

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